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Kommentar Flüchtlingspolitik in EuropaFraglos schreiten wir voran

Kommentar von Stephan Lessenich

Wir Europäer sind stolz auf unsere Zivilisation. Gleichzeitig tun wir so, als ginge uns das Elend der Welt nichts an und schauen weg.

Das blühende Leben steht nicht allen zu Foto: Katja Gendikova

W ie ist das möglich? Wie ist es möglich, dass sich buchstäblich vor unserer Haustür ein menschliches Kollektivdrama abspielt, vor unseren Augen eine politische und gesellschaftliche Entzivilisierungsdynamik ihren irren Lauf nimmt – und fast niemanden kümmert es?

Die Festung Europa wird mit Gewalt gesichert, und wer ihre Burggräben und Außenmauern überwindet, ist seines Lebens noch lange nicht sicher. Zehntausende Menschen mussten in den vergangenen Jahrzehnten sterben, weil sie auf europäischem Boden leben wollten.

Sie mussten ihr Leben lassen, nur weil sie am hiesigen, selbst gewaltsam erwirtschafteten Wohlstand teilhaben wollten. Weil sie teilhaben wollten an unseren Lebensverhältnissen, an dem für uns ganz normalen Leben – von dem wir meinen, dass es uns zusteht und im Zweifel ausschließlich uns.

Sie ließen ihr Leben, weil sie ihr Glück suchten, getrieben von Hoffnung oder Verzweiflung, von Mut oder Angst. Wir in Europa sind die Sieger*innen in der Glückslotterie des Lebens: geboren dort, wo es sich im Weltmaßstab gut leben lässt. Aber Glück ist eine knappe Ressource, für alle reicht es nicht. Das ist die irrationale Rationalität, die verrückte Logik der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung: Die immensen Werte, die sie produziert, dürfen niemals allen zugutekommen.

Und so sterben dann die Leute

Sie müssen ungleich zugeteilt werden – das Glück der einen ist das Unglück der anderen. Aus dieser Logik der Verknappung im Überfluss entspringen die Notwendigkeiten sozialer Schließung: Die Unglücklichen müssen leider draußen bleiben; und wer nicht hören will, muss fühlen.

Und so sterben dann die Leute, die nicht mehr daheim bleiben konnten oder mochten – auf Schlauchbooten und an Grenzzäunen, in Kühllastern und Asylheimen. Oder einfach auch auf offener Straße, mitten in jenem Leben, das wir für uns allein reklamieren.

„Todesursache Flucht“: In einem zum 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte erschienenen Buch dokumentieren die Historikerin Kristina Milz und die Autorin Anja Tuckermann die menschengemachten „Schicksale“ von 35.597 Opfern des europäischen Grenz- und Migrations-, Aufnahme- und Abweisungsregimes. Ein Vierteljahrhundert institutionalisierter Menschenverachtung, auf Hunderten von Seiten aufgelistet – eine kaum erträgliche Lektüre.

Ein beliebiger Blick in dieses Buch spricht Bände. Zum Beispiel, rein willkürlich aufgeschlagen, Seite 240, wo 66 im Herbst des Jahres 2012 Verstorbene aufgeführt werden. Ertrunkene Afrikaner*innen von den Komoren, deren Boot vor der Küste des französischen Überseedépartements Mayotte kenterte. Eine 39-jährige papierlose Nepalesin, die bei ihrem Versuch der Flucht vor einer zypriotischen Polizeirazzia aus dem fünften Stock eines Gebäudes fiel.

Menschen mussten sterben, weil sie leben wollten

Ein 20-jähriger Kurde aus dem Irak, der sich nach endgültiger Ablehnung seines Asylantrags in einem norwegischen Zentrum für Geflüchtete das Leben nahm. Ein 30-jähriger Mann aus Eritrea, gestorben bei einem Verkehrsunfall nahe dem griechischen Ale­xan­dro­pou­lis, als sich das Auto eines Schleppers bei der Verfolgung durch die Polizei überschlug.

Ein 26-jähriger Mosambikaner, der sich als blinder Passagier auf einen Flug von Angola nach Großbritannien geschmuggelt hatte und kurz vor der Landung in Heathrow starb, als er aus dem sich öffnenden Fahrgestell auf eine Straße des Londoner Vororts Mortlake stürzte.

Quer durch Europa, um ganz Europa herum dasselbe Bild: Menschen, die sterben mussten, weil sie leben wollten

Unglaublich? In der Tat. Quer durch Europa, um ganz Europa herum dasselbe Bild: Menschen, die sterben mussten, weil sie leben wollten. Wenn Europa nach seiner Identität sucht, dann bemüht es mit Vorliebe seine „europäischen Werte“, dann konstruiert es sich als historisch wie global einzigartige „Wertegemeinschaft“, als Hort der Aufklärung und der Bürgerrechte, als Hüterin des Friedens und der Demokratie.

Liest man die – sehr unvollständige – Liste der Opfer der europäischen Mauer, dann kommen arge Zweifel auf an diesem hehren Selbstbild. Dann spricht alles dafür, dass die Einheit Europas in der Schizophrenie seiner Institutionen liegt – und seiner Bürger*innen: in der säuberlichen politischen Trennung zwischen den Rechten der einen und der Entrechtung der anderen; in der zur Selbstverständlichkeit gewordenen gesellschaftlichen Unterscheidung zwischen den eigenen, legitimen Ansprüchen und der illegitimen Anspruchshaltung „Fremder“.

Die Schockstarre scheint anzuhalten

Die Studien zur Entzivilisierung des gesellschaftlichen Lebens im Nationalsozialismus füllen ganze Bibliotheken. Noch Generationen später fragt man sich, trotz oder auch wegen all der geschichtswissenschaftlichen Evidenz: Wie war das möglich? Und bleibt ratlos und schockiert zurück.

Die Schockstarre scheint anzuhalten und sich fortzuschreiben, auch noch im Angesicht des mittlerweile wieder ganz normalen Wahnsinns von Alltagsrassismus und Protofaschismus: Innenminister freuen sich über Abschiebungen zum Geburtstag, Verfassungsschützer nehmen Verfassungsfeinde in Schutz. Ja selbst unter Linken ist das hausherrliche Gerede vom „Gastrecht“ nicht tabu, und man meint doch auch mal sagen zu ­müssen, dass „wir“ nicht „alle“ aufnehmen können.

Also lassen wir es doch lieber ganz bleiben. Oder greifen halt zum Hebel der „intelligenten Steuerung“ von Zuwanderung. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil – wohlgemerkt ein Repräsentant jener Sozialdemokratie, die zugleich mal wieder Thilo Sarrazin wegen völkischer Umtriebe auszuschließen versucht – hat die erbarmungslose Rationalität deutscher Migrationspolitik soeben auf den Punkt gebracht: „Im Kern geht es darum, dass wir nicht die Falschen abschieben.“

Es lebe die Logik der Nützlichkeit: Die wenigen Guten ins Arbeitsmarkttöpfchen, auf dass die nationale Wachstums- und Wohlstandsmaschinerie weiter wie geschmiert laufen möge

Es lebe die Logik der Nützlichkeit: Die wenigen Guten ins Arbeitsmarkttöpfchen, auf dass die nationale Wachstums- und Wohlstandsmaschinerie weiter wie geschmiert laufen möge. Und die Masse der Schlechten eben ins Kröpfchen des Mittelmeers, der erzwungenen Illegalität oder der – ja, das darf man heute wieder sagen – „konzentrierten“ Unterbringung in Zentren für Ankunft, Entscheidung und Rückführung. Also vor allem für Rückführung natürlich.

Bitte nicht das Leben vermiesen

Damit wir unsere Ruhe haben. Denn es ist ja so: Wir wollen nicht gestört werden. Wir wollen schlicht so weitermachen wie bisher. Wir wollen, dass in akademischen Diskussionen mit elaboriertem Code über das „gute Leben“ räsoniert wird, während in krawalligen Talkshowdebatten Woche für Woche die „Grenzen der Belastung“ tiefer gelegt werden.

Derweil wir Neoliberalismusgeplagten über den stetig steigenden Arbeitsstress klagen und ganz widerständig, unter kreativer Nutzung der Brückentage, den wohlverdienten Urlaub planen. Gern in einem jener Länder, in denen diejenigen zurückgehalten werden, die uns daheim, nach unserer Rückkehr in die Alltagsmühle, bitte schön nicht das Leben vermiesen sollen.

So geht kollektives Ausblenden heute – im Grunde genommen nicht anders als damals. Man weiß eigentlich, was vor sich geht. In jedem Fall kann man das alles wissen. Aber wir wollen es nicht wissen. Mehr noch, und viel praktischer auch: Wir müssen gar nicht wissen. Niemand zwingt uns dazu, uns den Realitäten unserer Lebensweise zu stellen. Nichts zwingt uns dazu, die uneingestandenen Voraussetzungen und ausgeblendeten Konsequenzen unserer Stellung in der globalen Ordnung sozialer Ungleichheit zur Kenntnis zu nehmen. Oder gar zu Herzen.

Dazu jedenfalls kann uns auch niemand zwingen – das müsste schon von Herzen kommen. Was diese Gesellschaft hingegen derzeit kollektivindividuell betreibt, ist die große Gleichgültigkeit. Unsere Gesellschaft ist indifferent gegenüber all denen, die die Zeche zahlen müssen für unsere einzigartige Wohlstandsposition. Sie schert sich nicht um jene, die die Kosten und Lasten unserer vermeintlich „hochproduktiven“, in Wahrheit aber höchst destruktiven Ökonomie zu tragen haben.

Fraglos schreiten wir voran

Ja, sie ist nicht nur indifferent, sondern geradezu indolent – schmerzunempfindlich. Wohlgemerkt: Sie ist arg empfindsam für den in die Zukunft projizierten Phantomschmerz, vielleicht doch mal Lebenschancen mit den weniger Glücklichen dieser Welt teilen zu müssen, irgendwann auch einmal ein größeres Stück vom Weltwohlstandskuchen abgeben zu müssen. Über die Schmerzen der anderen hingegen kann sie ohne viel Aufhebens hinwegsehen und ohne Weiteres hinweggehen. Fraglos schreiten wir voran.

Gleichgültigkeit ist eine soziale Beziehung – eine Beziehung der Beziehungslosigkeit

Gleichgültigkeit ist aber keine psychische Deformation. Gleichgültigkeit ist eine soziale Beziehung – eine Beziehung der Beziehungslosigkeit. Wir handeln so, als ob das alles nichts mit uns zu tun hätte: Die Toten im Mittelmeer und die Hetzjagden auf Andersaussehende, die Rückhalte­lager in Nordafrika, die Arbeitsbedingungen in Südostasien, die Umweltzerstörungen in Lateinamerika. Das Elend der Welt, die Verdammten dieser Erde – not our business. So wir nicht sogar noch Geschäfte damit machen.

Klar, wir können weiterhin das Sterben auf dem Weg nach Europa und den tödlichen Rassismus um uns herum ignorieren. Wir können so weitermachen, als ob nichts wäre. Gleichgültigkeit muss man sich leisten können – und wir haben’s ja! Und so zeigen wir bestenfalls auf die üblichen Verantwortlichen, auf EU und Frontex, Kurz und Orbán, Salvini und Seehofer – alles üble Gesellen, die da oben und da draußen. Aber warum denn wohl können sie alle ihr Spiel immer weiter treiben? Wie hat es auch in diesem Jahr wohl wieder so reibungslos funktioniert? Wann spielen wir nicht mehr mit?

Frage ich mich. Fragen uns 35.597 Tote. Und ungezählte weitere, nicht dokumentierte Opfer der europäischen „Zivilisation“.

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98 Kommentare

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  • Der Autor sollte sich schämen!

    Die innere Logik des Artikels, hier auch die Verknüpfungen mit den Wörtern "wir" und "uns", oder von Gewalt der in der Welt durch Machteliten mit den Machtlosen, ist seinerseits menschenfeindlich und lässt die Verantwortungskette abreissen, sowie die Suche nach dieser Kette für die Probleme letztlich aller Menschen gar nicht zu.

    Für mich kein Stilmittel, sondern kritische Ideologie, selbst einem Diktator würdig.

  • Ein Text, der kein Blatt vor den Mund nimmt und sich auch traut, die Menschen in den wohlgenährten Zonen Europas zu kritisieren in ihrer Wegschau-Haltung, danke dafür!



    Ich finde den Text auch wertvoll, ohne dass er Lösungen anbietet. Er ist eben vornehmlich eine (berechtigte) Kritik.

    Was ich allerdings schade finde, ist, dass doch wieder relativ unhinterfragt übernommen wird, dass “wir“ unseren Wohlstand teilen müssten. Ich denke, der größte Teil derer, die im wohlhabenderen Teil der Welt leben müssten eigentlich gar nichts oder nur wenig einbüßen an Lebensqualität, damit alle Menschen würdevoll leben könnten. Abgeben müssten vor allem jene Personen und Konzerne, die unglaubliche Mengen an Kapital angehäuft haben, dass sie sich das Bruttoinlandsprodukt ganzer Länder “kaufen“ könnten. Würde man bei jenen anfangen, wäre schon mal viel getan, von mir aus kann die Schwelle für “illegitimen“ und gesellschaftsschädigenden Reichtum gerne auch tiefer angesetzt werden. Würde dieses Geld dazu berwendet, nachhaltige Entwicklung zu fördern und Lebensstandards global anzugleichen, bräuchten viele sich gar nicht auf den Weg machen, und wenn sie es doch tun ist es auch kein Problem. Sie dürften legal ein und ausreisen, denn niemand könnte mehr Politik damit machen, das “die“ “uns“ etwas wegnehmen wollen. Die Leute hätten keine Angst vor “Fremden“, vielmehr davor, dass wieder eine Klasse von Superreichen entstehen könnte, die sie ausbeutet, egal welcher Herkunft oder Hautfarbe sie sind.

    Ein bisschen träumen wird man ja wohl noch dürfen...

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Lessenich geht davon aus, dass wir alle, das unsere gesamte Zivilisation verantwortlich ist für das Massensterben im Mittelmeer. Aber, eine alte und simple Weisheit besagt, wenn alle verantwortlich sind, ist keiner verantwortlich und deshalb wurde ja auch immer wieder die These von der deutschen Kollektivschuld verworfen. Ein Wissenschaftler wie Lessenich hätte mal genauer an konkreten Beispielen, wie das der Irrtfahrt der Aquarius analysieren müssen, wo denn die Verantwortung liegt und warum beispielsweise Frankreich, dessen Präsident Macron sich zu den Guten zählt genau wie Salvinis Italien, das alle zu den Schlechten zählen, sich geweigert hat, die Aquarius in Korsika anlegen zu lassen, was eine Tagesreise weniger bedeutet hätte...denn Valencia lag nun mal trotz der spitzfindigen Anmerkung des französischen Aussenministers, das man entschieden hätte, das Valencia der nächstliegende Hafen wäre, weiter von der Position der Aquarius weg als Ajaccio. Die Lüge ist auch ein wichtiges poltisches Mittel in der Debatte über Flüchtlingspolitik. Nach einem Sturm der Entrüstung der Gesellschaftslinken in Frankreich also ein Grossteil der Wähler von Macron, hat sich dieser dann nachträglich dazu bereit erklärt, einige Flüchtlinge aufzunehmen, die sind dann über Valencia nach Frankreich gelangt nach einem über tausend Kilometer langen geografischen und politischen Umweg.



    Dieses Beispiel zeigt auch, dass die Flüchtlingsfrage eine Machtfrage ist. Macron hält die Häfen dicht, weil er Angst vor Le Pen hat und Sanchez hat eine Luke geöffnet, weil er allen zeigen wollte, dass Spanien jetzt zum progressiven Lager zählt. In Frankreich tummeln sich aber auch noch andere afrikanische Flüchtlinge, alle abgesetzten Staatschefs, die ihre Völker ausgesaugt haben und zur Flucht zwingen. Die schlürfen ihre Cocktails an der Côte d'Azur während ihre ehemaligen Landsleute ein paar Kilometer weiter an der Grenze nach Italien abgewiesen werden...à approfondir!

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Macron macht das, was bei uns die AfD fordert.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      …anschließe mich.

      Und nicht zu vergessen - der Befund -



      Friedrich Küppersbusch ~~ (s.ä.)



      “Das Verhalten der Südschiene in der Flüchtlingsfrage. Ist die Quittung für



      Angie&Schäubles’ et al. Grexit-Verdikt.



      Ab da wußten die alle: Wenn‘s für uns eng wird. Lassen die & die EU/Brüssel.



      Uns im Regen stehen.

      kurz - “Verantwortung ist machbar!



      Herr Nachbar.“ Nur - Solche - die lieber verschwiemelt Pennen.



      Wollen - 'Nix Sehen - Nix Benennen!‘

      &Däh! Demokratiedefizit - ubiquitär.



      “Kinder - die nix wollen. Kriegen so fix auch nix.“ Tun wir den Großkopferten.



      Sie sind ja unsere Angestellten. Newahr



      Also diesen Gefallen nicht. Zeit ist‘s.



      “Bürger - Kommt runter vom Balkon“

      • @Lowandorder:

        'Bürger lasst das Gaffen sein, kommt herunter, reiht Euch ein.'

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "Wenn Europa nach seiner Identität sucht, dann bemüht es mit Vorliebe seine „europäischen Werte“, dann konstruiert es sich als historisch wie global einzigartige „Wertegemeinschaft“, als Hort der Aufklärung und der Bürgerrechte, als Hüterin des Friedens und der Demokratie."

    Keine Frage, Europa zeigt im Moment sein hässlichstes Gesicht und sollte nie wieder von den sogenannten europäischen Werten sprechen, die es offenbar nicht gibt.

    Auch wenn ich Prof. Lessenich an sich sehr schätze, so ist dieser Text leider nur halb fertig geworden. Es ist eine dramatische Anklage gegen uns alle. Aber was ist der Gegenvorschlag?

    Ich lese die Klage über die Toten an unseren Grenzen, aber keine Forderung nach offenen Grenzen. Ich lese die Klage über Arbeitsbedingungen in Südostasien und Umweltzerstörung in Lateinamerika (von mir aus auch umgekehrt). Ich lese aber keinen Vorschlag, was wir machen können, um die Situation der Menschen dort zu verbessern. Ist Transfair die Lösung? Sollten wir neben Produktstandards auch Produktionsstandards bei Importprodukten einfordern? Was ist dann mit unserer Unterschicht, für die dann kaum noch was unterm Weihnachtsbaum bleibt.

    Jaja, die einfachste Antwort ist nun den sog. Kapitalismus und den sog. Neoliberalismus zu verteufeln. Auch das ist von mir aus eine treffende Problemanalyse, aber was ist die Lösung? Protektionismus und Mauern bauen? Herr Lessenich, bitte schreiben Sie den zweiten Teil des Textes auch noch!

    • @74450 (Profil gelöscht):

      Über den zweiten Teil des Textes sollten wir uns alle Gedanken machen. Es ist vollkommen in Ordnung, auf krasse Unstimmigkeiten aufmerksam zu machen, ohne gleich Lösungsvorschläge mitzuliefern. Auch die Einwände der Leser*innen unten, die den Text wütend ablehnen, weil sie selbst in prekären Verhältnissen leben, sind haltlos: es gibt genügend Menschen hierzulande, denen man die Kluft zwischen ihren eigenen Ansprüchen und der Haltung den Geflüchteten gegenüber garnicht oft genug ins Bewusstsein rücken kann.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @Renate:

        Na wenn Ihnen das reicht, dann ok.

        Ich brauche aber keinen Sozioligieprofessor, um zu wissen, dass es grauenhaft ist, Menschen an unseren Grenzen ertrinken, erfrieren und foltern zu lassen. Das kann Ihnen ein*e Dreijährige*r erklären. Die*der würde zwar kaum die etwas fragwürdige Verbindung zum Dritten Reich herstellen, aber das wäre wohl auch besser so.

        Von einem hochbezahlten Experten erwarte ich ein wenig mehr, als auf das Offensichtliche hinzuweisen.

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Vielleicht brauchen SIE niemanden, aber ich denke mein letzter Satz oben ("es gibt genügend Menschen hierzulande...) kann stehenbleiben. Weiß auch nicht, wie fragwürdig die Verbindung zum Dritten Reich ist. Fragwürdig ist jedenfalls die Haltung der Leser*innen (siehe unten), den Zulauf zur AFD als Folge einer durch Empathie geprägten Politik quasi als Naturgesetz hinzustellen. Das ist sicher falsch: viele Länder haben eine sehr viele höherer Quote von Geflüchteten (en.wikipedia.org/w...efugee_population) ohne dass die Bewohner das zum Anlass nähmen, rechtsradikal zu werden. Der zu behebende Missstand betrifft somit nicht die zu großzügige Behandlung der Geflüchteten sondern den Geistes- und Gemütszustand der Menschen hierzulande (die übrigens fast alle noch mit Menschen zu tun haben/hatten, die während der Nazizeit hier zur Schule gegangen sind).

          • @Renate:

            Ihr Link führt ins Nichts.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @rero:

              letzte Klammer weglassen. Zahlen sind aber leider nur von 2015.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Fraglos SCHEITERN wir voran ...

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Danke, meinen Kommentar von gestern, 9h48, nochmals identisch eingestellt zu haben.



      Beste Grüsse

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

        Gerne, gerne.

        In Abwandlung zu Gorbi gilt zuweilen der Satz "Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben."

        Ich wundere mich, dass nicht mindestens jeder Dritte auf dieses Wortspiel gekommen ist.

        Mary x-mas nach Fronkreisch!

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Den einen Buchstaben zu verschieben drängte sich förmlich auf, auch wenn es mir eigentlich zu pessimistisch erscheint (Realität ist schon differenzierter).



          Bonne fêtes quand même

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

            Manchmal, ja wirklich machmal macht das Spielen mit Buchstaben und Wörtern einfach nur Spaß ... ungeachtet eines tieferen Sinns.

            Ich übernehme dann gerne den Part des Pessimisten, die Differenziertheit überlasse ich Ihnen. ;-)

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Buchstaben- und Wortspiele sind immer wieder erquicklich, wie auch Pessimistisch und Optimistisch fordern immer wieder ihren Tribut.



              Manchmal sogar widersprüchlich.

  • Der Artikel ist mit seinem identitären Eurozentrismus so schön altmodisch.

    Echte Nostalgie: Europa müsste nur seine Politik ändern, dann würde es der Welt besser gehen.

    Nur hat der letzte Taz-Artikel zum Cobalt-Abbau im Kongo und den chinesischen Handelspartnern gezeigt, dass diese Zeit definitiv vorbei ist.

    Europa wird immer mehr zum Zipfel von Asien, wir haben es nur noch nicht so richtig gemerkt.

    "Vor unserer Haustür" spielt sich das "Kollektivdrama" ab.

    Sorry, von meiner Haustür ist das Mittelmehr verdammt weit weg.

    "...-und fast niemanden kümmert es?"



    Wie???



    Die Zeitungen sind voll davon.

    Es ist seit mehreren Jahren eines der großen Themen in den Medien.

    Der Artikel hat dieses kuschelige "Wir könnten es ändern. Wir müssten nur moralischer werden."

    Nur lässt der Artikel geschickterweise das Wie weg.

    Da würde es dann nämlich aufhören, kuschelig zu sein.

    Ja, Seenotrettung ist wichtig und richtig. Es ist inakzeptabel - ich drücke mich hier bewusst moderat aus -, Menschen ertrinken zu lassen.

    Allerdings tendiert die Nachhaltigkeit der Seenotrettung ja nun gegen Null, wie wir seit Jahren sehen.

    Es machen sich weiterhin Menschen in Schlauchbotten auf den Weg, und einige Ertrinken, weil die Retter nicht rechtzeitig zur Stelle sein konnten.

    Sicher gäbe es politische Handlungsoptionen - in die eine wie in die andere Richtung.

    Mit denen kann sich die Mehrheit in diesem Land nur nicht anfreunden. Ich übrigens auch nicht.

    Allerdings schreibe ich wenigstens keine Artikel, um mich im Leiden an der Herzlosigkeit und der moralischen Verkommen der Gesellschaft zu sühlen.

    • @rero:

      @RERO Sie haben schon Recht, es steckt eine etwas irreale Sehnsucht nach globaler Relevanz darin, alle Antworten auf die Probleme des Planeten in Europa zu vermuten. Man kann es aber auch positiv formulieren. Für EU-Politik sind wir zuständig, und wir sollten höhere Ansprüche an uns selbst stellen als korrupte Militär- oder Parteidiktaturen in den unglücklichen Regionen des Planeten. Warum? Weil wir es können. Weil wir frei sind, eine bessere Gesellschaft zu gestalten.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @rero:

      'Suhlen', werter Mitstreiter, 'suhlen.' Ich nehme an, mit dem ungelenk wirkenden Fussballspieler von Bayern München haben Sie es nicht? Und zum 'Sühnen' haben wir doch keinen wirklichen Anlass - oder?

      Ansonsten stimme ich Ihren Ausführungen im Wesentlichen zu. Selbst meine virtuelle Anteilnahme ist begrenzt, von der kognitiven, emotionalen und sozialen ganz zu schweigen. Es gibt einfach zuviele Konflikte für zart Besaitete, um bei jedem 'dabei' zu sein.

      Ist es im Übrigen nicht die selbstauferlegte Aufgabe des Papstes, dort zu sein, wo Not und Elend am Größten sind? Es muss nicht immer im Berliner Reichstag sein ...

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ich bin nicht katholisch. Deshalb ist mir der Papst weitgehend schnurz.

        Deshalb ist mir seine Meinung genauso viel wert wie Ihre oder meine.

        Und ob es nun für irgendjemand eine Bereicherung ist, wenn er auch noch im Schlauchboot Richtung Italien sitzt, wage ich zu bezweifeln. :-)

  • Je mehr Migration es gibt desto stärker wird die AfD. Mit zwei Millionen Migranten haben sie es zur größten Oppositionspartei geschafft. Wie weit kommt die AfD mit einer Politik nach Herr Lessenichs Vorstellung? Ich denke die absolute Mehrheit wäre vermutlich zum Greifen nahe.

    Wer sich um Demokratie und Grundrechte schert der kommt nicht mit offenen Grenzen um die Ecke. Und wer glaubt sich politisch von empathischen Gefühlen gegenüber Migranten leiten lassen zu müssen der sorgt mittelfristig vor allem dafür das die gesellschaftliche Haltung gegenüber Migranten sich weiter verschlechtert.

    Um zu erkennen das die Vorstellungen des Autoren allenfalls fromme Wünsche sind muss man sich nur einmal kurz umschauen. Es gibt kein Land auf der Welt das eine Politik betreibt, die Herrn Lessenichs Ansprüchen genügen würde und mir sind auch keine ernstzunehmenden Bestrebungen in diese Richtung bekannt.

    • @Januß:

      Wenn man die AfD also stärkt, indem man ihr die Stirn bietet, sollen wir sie dann schwächen, indem wir ihre Positionen übernehmen? Dann hat sie, was sie will, dann ist ihr unheiliger Zweck erfüllt.

      Freilich glaube auch ich nicht, dass wir in den nächsten zwanzig Jahren eine gute, alle Menschen gleich berechtigende Politik (mit Reise- und Aufenthaltsfreiheit, mit gerechter Güterverteilung und Bildungszugang für alle) erreichen können. Dazu sind die Menschen, die ja in einer Demokratie viel mitreden, einfach zum Großteil zu störrisch und zu egoistisch. Aber langfristig muss die Idealvorstellung unser Ziel bleiben, auf das wir zuarbeiten. Wir müssen die Freiheiten und Rechte des unterdrückten Teils der Weltbevölkerung wenigstens schrittweise erweitern. Schrittweise, damit uns keiner in den Rücken fällt, aber es muss doch klar vorwärts gehen und nicht rückwärts.

      Ein Widerstand gegen die AfD, der den Namen der Partei zwar bekämpft, die Inhalte aber übernimmt, ist kein Widerstand, sondern feige Mitläuferei.

      • @Ein alter Kauz:

        Ich denke nicht das man die Inhalte der AfD übernehmen muss, um sie zu schwächen. Es würde auf politischer Ebene vermutlich ausreichen, wenn die CDU sich entsozialdemokratisiert und wieder konservativer auftritt. Die größere Verantwortung sehe ich bei den Medien, die mit ihrem Linksdrall und ihren simplifizierenden Clickbait-Artikeln viel Vertrauen verspielt haben.

        Und letztlich denke ich ist es auch ein no brainer das die Politik in einer Demokratie natürlich nach rechts/links rücken muss, wenn die Bevölkerung entsprechend wählt. Das ist doch der Kerngedanke einer Demokratie.

        Es geht mir auch nicht um Mitläuferei, ich habe ja keine Forderungen in diese Richtung gestellt, nur davor gewarnt sich noch weiter in die Gegenrichtung zu bewegen.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Januß:

      Das nenne ich mal eine interessante Wendung.

      Je mehr Migranten auf dem Weg nach Europa ersaufen, desto weniger Chancen für die AfD.

      So gesehen ist das ertrinken lassen eine regelrecht antifaschistische Tat.

      Man mag sich kaum vorstellen wie schwer es für die NSDAP gewesen wäre an die Macht zu kommen, hätte es nicht diese ganzen Juden gegeben.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Was motiviert Sie, andere Meinungen völlig falsch zu interpretieren, um sich dann als Guter daran abarbeiten zu können?

        Man muss kein besonders kluger Bursche sein, um den Sinn von JANUS Kommentar RICHTIG zu verstehen. Es geht letztendlich um die Frage, ob offene Grenzen womöglich den Aufstieg des Rechtsnationalismus enorm begünstigt. Haben Sie Schiss vor einer Diskussion dieser Frage? Ist Ihnen Demokratie sch.... egal?

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Rolf B.:

          Nein Demokratie ist mir nicht scheissegal.

          Mir scheint nur, dass die Vorstellung mehr Ausländer (auch imaginierte) wären dem Zuwachs von Naziparteien förderlich, eher eine Aussage von Naziparteien zu sein scheint.

          Was kann man daran falsch verstehen:

          "Je mehr Migration es gibt desto stärker wird die AfD. Mit zwei Millionen Migranten haben sie es zur größten Oppositionspartei geschafft."

          Und das alles (widerlich genug) unter einem Artikel, der über das Ertrinken von Flüchtlingen im Mittelmeer berichtet.

          Wie hätten Sie es denn gern. Eine eisenhartes Grenzregiment, ein Mauer, wie Trump sie plant oder nur eine Erweiterung der Folterlager in Nordafrika?

          Wie wollen Sie die Leute von Deutschland fern halten? Das müssen sie schon beantworten können.

          Und erzählen Sie nichts von Fluchtursachen bekämpfen. Sie wissen es, ich weiß es, jeder der es wissen will weiß es, das ist nur heisse Luft.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Sie scheinen ja wirklich zu glauben, dass das Ersaufen im Mittelmeer oder das Aufreißen von Gliedmaßen an den NATOdrähten in der spanischen Enklave etc. etc. dadurch zu beheben ist, dass Europa einen Kurierdienst einrichtet? Und Sie denken keinen Schritt weiter? Nicht einmal nur mal so?



            Und ein europäisches Hilfsprogramm, das wesentlich teurer wäre als die momentanen Kosten, stellen Sie als "heisse Luft" dar? Wie einfach ist das denn? Open Border = gut, direkte Hilfe = schlecht?

            Natürlich können Sie das nicht begründen, weil es nicht begründbar ist. Und deshalb können Sie die Problematik auch nicht diskutieren. Stattdessen fabulieren Sie einen Unsinn, der kaum auszuhalten ist, weil Sie alles verdrehen. Würden Sie bei der Sache bleiben, müssten Sie Argumente bringen, warum für Sie No Border die beste Lösung ist.

            Ich für meinen Teil komme immer mehr zu der Einsicht, dass mit dem progressive Neoliberalismus kein Diskurs möglich ist. Immer die gleiche Masche: Wir sind die Guten und alle anderen sind die Bösen.

            Bei allem Respekt: Bisher dachte ich immer, dass man nur mit Nazis nicht diskutieren kann.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @Rolf B.:

              "Und ein europäisches Hilfsprogramm, das wesentlich teurer wäre als die momentanen Kosten, stellen Sie als "heisse Luft" dar? Wie einfach ist das denn? Open Border = gut, direkte Hilfe = schlecht?"

              Das ist jetzt arg simplifiziert. Open Border ist ein Strohmann. Es geht um Migration, die wir brauchen, weil "wir" in Deutschland und Europa überaltern. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung in anderen Regionen stark an. Da ist es eine naheliegende Lösung, Menschen zu uns zu holen, um sie aus- und/oder weiterzubilden und um unseren Arbeitsmarkt dadurch zu bereichern.

              Direkte Hilfen sind richtig. Allerdings ist die Bilanz der staatlichen Entwicklungshilfe der letzten 70 Jahre nicht wirklich überzeugend.

              Es braucht also eine Mischung aus Migration und direkter Hilfe. Wie Sie sich selbst an einer solchen direkten Hilfe beteiligen können, habe ich Ihnen unten verlinkt.

              • @74450 (Profil gelöscht):

                "Es braucht also eine Mischung aus Migration und direkter Hilfe. Wie Sie sich selbst an einer solchen direkten Hilfe beteiligen können, habe ich Ihnen unten verlinkt."



                (...)

                "Sind Sie schon dabei?"

                Lach. Ihr Beitrag von 12:08 und der hier erinnert mich an das Spielquartett, wo qcm z.B. PS schlägt oder Hubraum von Geschwindigkeit überboten wird.



                Glauben Sie im Ernst, dass ich auf dieses kindische "Wer bietet mehr?" eingehe?



                Meinen Sie, dass meine private Spende und Ihre ohne eine politische Lösung die Welt verändert? Von der Couch vielleicht? Zahlung per Paypal? Und alles niedermachen, was sich bewegen will? Wie z.B. #aufstehen?



                Ich bin davon zutiefst überzeugt, dass sich ohne den Druck von der "Straße" nichts verändert. Deshalb auch die Angst des deutschen Michels z.B. vor den Gelbwesten.

                Schöne Festtage.

                • 7G
                  74450 (Profil gelöscht)
                  @Rolf B.:

                  "Glauben Sie im Ernst, dass ich auf dieses kindische "Wer bietet mehr?" eingehe?"

                  Ja, das glaubte ich, da Sie oben von "direkter Hilfe" gesprochen haben. Als Pate könnten Sie direkt das Leben eines Menschen und seiner*ihrer Familie verbessern. Das ist meiner Meinung nach hundert Mal sinnvoller, als mit anderen Altlinken auf die Weltrevolution zu warten und bis dahin zu meinen, es muss sich erst das System ändern, bevor ich etwas verändere.

                  Ziehen Sie sich doch ne gelbe Weste an und unterstützen dann ein Kind und seine Familie.

                  Aber egal, ist nur ein Vorschlag. Sie wissen schon was Sie tun.

                  Schöne Feiertage!

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @Rolf B.:

              Ich fasse mal zusammen:

              Ich kann meine Anmerkungen nicht begründen, weil sie nicht begründbar sind.

              Ich fabuliere Unsinn, den Sie kaum aushalten können. Ich müsste Argumente bringen, bleibe aber nicht bei der Sache.

              Ich bin ein progressiver Neoliberaler, mit dem man, genausowenig wie mit einem Nazi, diskutieren kann.

              Frohes Fest!

              • @88181 (Profil gelöscht):

                Moinmoin - fass mal zusammen - anschließe mich - alter Schwede.

                unterm—frohes Fescht - klar. Liggers.



                &



                Ha no. Dacht’s mir schonn - beim Titel -



                “Na jetzt - aber die Idio-Brillen aus dem Futteral* de muff van anderen. Woll.



                Lohnt also nicht. Nej tak. Nö - Nich.



                Im Herzen bewegen. Schwer genug.

                ——*Gesucht wird ein 3-silbiges Wort -



                Die ersten zwei sind das Innere vom Äußeren - die letzte ~~ ist ein Fisch.;)



                & Däh! - wie passend - zum Fotto. Gelle.



                Das Ganze - Das Äußere vom Inneren.

                kurz - Natalijee - un nu komms du.

                &——conclusio —-



                “Und nachdem sie all das, was sie machen, gemacht haben, stehen sie auf, baden sich, pudern sich, parfümieren sich, kämmen sich, ziehen sich an und werden so nach und nach wieder das, was sie nicht sind.“

                Julio Cortázar



                Ein gewisser Lukas

                Ende des Vorstehenden

            • @Rolf B.:

              Beantworte doch einfach seine Frage, er hat deine doch auch beantwortet.



              Schlängel dich mal nicht so drumherum.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @Hampelstielz:

                Meine Empfehlung an den Herrn Blockwart:

                Seien Sie doch nicht so voreilig! Die Beiden haben ihren Disput doch längst ad acta gelegt.

                Gut Ding will bekanntlich Weile haben ...

                • @76530 (Profil gelöscht):

                  Du meinst tatsächlich, dass du die Personifizierung eines edlen und besonnenen Charakters bist. Nenn mich bitte nicht Blockwart.

                  • 7G
                    76530 (Profil gelöscht)
                    @Hampelstielz:

                    Bitten sind dazu da, erfüllt zu werden.

                    Ich bemühe mich - nicht nur wegen Weihnachten - um Besserung. Meine Bitte im Gegenzug: nennen Sie mich nicht "Du". Ich habe vierzig Jahre in einer Universitätsstadt gelebt und wurde bis kurz vor meinem 60. geduzt. Das hinterlässt Spuren.

                    Als alter weißer Mann erwarte ich eine angemessene Ansprache. "Junger Mann" wie mich unlängst eine Kassierin im Supermarkt titulierte, erzeugt bei mir Würgereflexe. Und mehr.

                    Da werden die Grenzen meines edlen und besonnenen Chrakters sichtbar. ;-)

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Mein Beitrag war eine Erwiderung auf den Artikel von Herr Lessenichs und enthielt keinerlei Vorschläge dazu wie man Zuwanderung reduzieren könnte. Es ging darum aufzuzeigen warum die von ihm implizierten Anpassungen der Politik ein Desaster wären. Von daher muss ich hier gar keine Policy vorschlagen.



            Dazu sei gesagt das die Vorschläge die Sie mir da ans Bein binden wollen natürlich nicht in meinem Sinne sind. Ihnen passt was nicht, also basteln Sie nen Strohmann draus.

            Es ist offensichtlich so das die Flüchtlingskrise der AfD Aufwind gegeben hat. Nun haben wir keine zweite Parallelwelt in der wir verifizieren könnten ob die AfD nicht vielleicht auch ohne diese massive Zuwanderung einen solchen Aufschwung erlebt hätte. Es liegt aber nahe, da Zuwanderung DAS Thema der AfD ist. Natürlich gefällt das der AfD aber davon wird es nicht weniger korrekt.

            • @Januß:

              Die AfD ist groß geworden, weil die Gesellschaft auf die Zuwanderung mit einem rassistischen Diskurs reagiert hat und ohnehin voll von Ressentiments ist. Nicht die Zuwanderung ansich hat die AfD groß gemacht. Die AfD hat lediglich die Stimmung befeuert und ausgenutzt.

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @Januß:

              Ok, sorry für das basteln des Strohmannes.

              • @88181 (Profil gelöscht):

                Passiert allen mal. Frohes Fest!

  • Nach meiner Wahrnehmung scheint es eine relativ große Übereinstimmung darüber zu geben, dass der Zustand der armen und verelendeten Länder AUCH etwas mit uns zu tun hat. Beispielsweise mit der brutalen Ausbeutung wichtiger natürlicher Ressourcen, unverschämt unfairer Handelsbedingungen, Ausnutzen der ökonomische Macht, Verhinderung von Agrar- und Produktionsstrukturen zugunsten der Menschen in diesen Ländern usw. usw.



    Hinzu kommt jetzt quasi der finale Todesstoß für diejenigen Länder, die ihre eigenen und dringend benötigten qualifizierten Arbeitskräfte verlieren an die Besserbietenden, wo sie die Rolle der Lohndrücker übernehmen müssen. Da die gut Situierten in diesem Lande offensichtlich zumindest ahnen, dass sie nicht ganz unbeteiligt sind am Elend der armen Länder, neigen sie günstigstenfalls zu larmoyanten Bekenntnissen der Mitschuld und haben dann auch sofort die für sie perfekte Lösung parat: Lasst doch die Armen dieser Welt kommen, öffnet die Tore, zumal wir ja jetzt Weihnachten feiern. Sollen sie doch kommen und unser Prekariat bereichern. Und vor allen Dingen lassen wir alles daran setzen, die Frage NICHT zu beantworten, wer die Zeche bezahlt. Und reden wir nicht über Kinderarmut in diesem Land und über jämmerliche Renten, Niedriglöhne usw. Wo doch die Armen dieser Welt froh wären, mit dem Prekariat tauschen zu dürfen. Lasst uns dafür 40-50 Milliarden pro Jahr investieren, denn die wirkliche Hilfe vor Ort wäre für uns womöglich noch viel teurer.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Sie brauchen nicht auf die große Politik warten. Sie können auch heute schon was für die "wirkliche Hilfe vor Ort" tun: www.plan.de/

      Sind Sie schon dabei?

  • Die zivilisatorische Errungenschaft ist unser Sozialversicherungssystem, welches auf Gegenseitigkeit beruht und endlich ist. Wir können daher nur uns gegenseitig helfen. Über den Horizont unserer Landesgrenzen hinaus sind wir machtlos und ohne Verantwortung.

    Wir sind insbesondere nicht in der Lage, die Bevölkerungsentwicklung in anderen Ländern zu ändern.

  • Ja, das stimmt. Genauso ist es. Und ich bin froh, in Europa geboren zu sein und ich bin dankbar für mein warmes Wasser und die Heizung, den Sozialstaat und mein Essen.

    Man kann die Linke wählen, wenn man faire Verträge mit Entwicklungsländern möchte und wenn man weniger Kriege und Waffen auf der Welt haben möchte.

    Aber nee, da ist ja die total rechte sahra wagenknecht drin, das geht ja gar nicht. da schreib ich lieber jammerkommentare in der taz und nach sonst nix außer mich schuldig zu fühlen, weil ich Warmwasser und Essen habe und nicht übers Mittelmeer flüchten muss.

    • @siri nihil:

      Das allermeiste was Sie nutzen kommt nicht aus Europa. Selbst das Essen wird importiert (Futtermittel, exotische Früchte, ... nicht zu vergessen das Phosphat als Basis von allem).

      Das warme Wasser funktioniert auch nur mit Energieimporten (wie auch die Kunstdüngerproduktion) und der Sozialstaat ebenfalls nur weil man mit 90% der Weltbevölkerung nicht teilt.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @siri nihil:

      Dann wählen Sie halt die Linke und danach wieder ab aufs Sofa.

  • 9G
    98682 (Profil gelöscht)

    Auch auf die Gefahr hin, dass mein Kommentar nicht veröffentlicht wird, weil zu umbequem:



    Jeder kann Bürgschaften für Flüchtlinge übernehmen, um gegen die beklagte Gleichgültigkeit Flagge zu zeigen.



    Denn Migration ohne Grenzen zu fordern und deren Kosten finanziell nur zum geringen Teil und sozial gar nicht zu tragen, das ist ebenfalls eine Form von Gleichgültigkeit gegenüber dem Nächsten.

    • @98682 (Profil gelöscht):

      Da sich bei ihnen die Nächstenliebe finanzielle definiert die Frage: hatte man wirklich das hundertfache an Geld in den Osten versenken müssen, bzw die Grenzen öffnen sollen?

      Hätte man das nicht gemacht, gäbs heute die Ossi-Partei AfD nicht, kein Pegida und von dem Geld hätte man für mehrere Jahre ein bedingungsloses Grundeinkommen finanzieren können.

      Und die paar Prozent davon für die Flüchtlingshilfe wären nicht einmal aufgefallen.

      • 9G
        98682 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        "Da sich bei ihnen die Nächstenliebe finanzielle definiert die Frage: hatte man wirklich das hundertfache an Geld in den Osten versenken müssen, bzw die Grenzen öffnen sollen?"



        Das war der Auftrag des Grundgesetzes.



        Im Übrigen, wie definiert sich denn Ihre Nächstenliebe? Nur durch ´thoughts and prayers´?

    • @98682 (Profil gelöscht):

      Schon mal was von Steuern gehört?

      Meine bitte gern für Seenotrettung und Flüchtlingshilfe aber nicht für ausufernden Grenzschutz!

      • 9G
        98682 (Profil gelöscht)
        @Life is Life:

        "Schon mal was von Steuern gehört?"



        Steuern sind Pflicht, egal wie gleichgültig Sie sind oder nicht. Aber mit persönlichen Bürgschaften können sie einen realen Unterschied machen und Ihre Abkehr von der Gleichgültigkeit manifestieren. Sie haben es in der Hand.

        • @98682 (Profil gelöscht):

          Natürlich kann jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten selbst einen finanziellen Beitrag zur Flüchtlingsrettung leisten.

          Und natürlich kann jeder von uns sein Leben so gestalten, dass es wenigstens weniger zu Fluchtursachen beiträgt, keine Frage.

          Aber das entbindet niemanden von der Verpflichtung, daran zu arbeiten, dass wir als Staat und Gesellschaft aufhören, dem eigenen "Wohlstand" einer "erfolgreichen Wirtschaft" zugute, massiv Fluchtursachen zu generieren.



          Dazu gehört dann eben auch, bei der eigenen Wahlentscheidung darüber nachzudenken, ob man dem eingeschlagenen, vermeintlichen alternativlosen Weg weiter folgen will oder versucht, politisch zu erreichen, dass dieses menschenverachtende wirtschaften endlich aufhört.



          Einfach mal schauen, wer unsere Steuergelder wofür ausgeben will und was das jenseits des eigenen Tellerrandes bedeutet.

  • 8G
    80975 (Profil gelöscht)

    Da kann man Soziologen wie Pierre Bourdieu nur nachweinen.

    Ein Soziologe, der alles unter einem großen "Wir" verortet? Keinerlei Differenzierung? - wir sind alle gleichgültig; uns geht es allen zu gut.

    Warum richtet sich sein Kommentar nicht in differenzierter Weise an die verantwortlichen Akteure? Und wie kommt Herr Lessenich dazu mir Gleichgültigkeit zu unterstellen.

    Für Herrn Lessenich mag es sich ja so darstellen, dass es ihm wie seinem Milieu zu gut geht und ihm das schlechte Gewissen plagt.

    Ich kann ihm aber gern ein paar Menschen vorstellen, denen es - einschließlich mir - in keiner weise egal ist, wenn es anderen schlecht geht und die sicher auch nicht auf Kosten der Anderen ihre Existenz bestreiten möchten. Sie wünschen sich auch nicht, dass unsere Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft Jahr für Jahr die Welt mit Exportüberschüssen überziehen, dass einflussreiche Kreise Regierungen stürzen und Bürgerkriege auslösen, dass wir anderen Ländern die Fachkräfte abwerben usw.



    Und vielleicht erschöpft sich für Herr Lessenich der Neoliberalismus in bloßen Arbeitsstress. Für andere bedeutet er Entbettung und Vereinzelung, den Verlust an Lebensplanung, den Gang zum Jobcenter und befristete, schlecht bezahlte Arbeit. Für diesen Teil Europas ist das Kommentar ein Schlag ins Gesicht!



    Das können sich manche Menschen hier eventuell nicht vorstellen, weil Sie höchsten mit ihnen in Berührung kommen, wenn Sie ihre Amazon-Bestellung annehmen oder ihrer Putzkraft die 15€ in die Hand drücken.



    Was verändert dieses Kommentar denn - absolut gar nichts! Es dient dem eigenen Gewissen, während die Einsicht in die eigene Privilegiertheit nagt. Für sich können Sie das gern so sehen, nicht aber für alle. Ihre Lebens- und Arbeitsweltliche Realität ist wohl gänzlich eine andere, als die meine.

    • 9G
      98589 (Profil gelöscht)
      @80975 (Profil gelöscht):

      Danke, treffsicher auf den Punkt gebracht!

    • 9G
      90857 (Profil gelöscht)
      @80975 (Profil gelöscht):

      "Warum richtet sich sein Kommentar nicht in differenzierter Weise an die verantwortlichen Akteure?"

      No way ... Mit nicht wenigen dieser Akteure bildet die Linkspartei in mehreren Bundesländern vertrauensvolle, gewinnbringende Koalitionen. Und Lessenich ist nach meinem Wissen ein Berater eben dieser Partei.

      Aus diesen Bundesländern nicht mehr abzuschieben, die in Malta oder Italien von Rettungsschiffen angelandeten (dann dürfte auch Salvini zustimmen) Flüchtlinge per Luftbrücke sofort nach Thüringen, Brandenburg oder Berlin zu auszufliegen, das ggf. mit der Koalitionsfrage zu verbinden,

      das muß man ob dieses ergreifenden Textes nun wirklich nicht erwarten.

    • @80975 (Profil gelöscht):

      Danke, besser kann man es nicht ausdrücken.

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Das birgt sehr großes Konfliktpotenzial:

    www.nzz.ch/meinung...buthema-ld.1316333

    Solange diese Kosten nicht durch einen enormen Beitrag der Reichen in diesem Land, mitgetragen werden, solange wird sich an der Akzeptanz nichts ändern.



    Es brodelt und die braune Grütze wird wachsen.

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Was faselt ihr denn hier über Wohlstand?



    Sind hier nur gut situierte Rentner/Beamte unterwegs?



    Die Sklaven, die ihr beschreibt, die ausbeuterischen Methoden sind hier, mitten unter uns.

    Frohes Konsumfest!

    • @98589 (Profil gelöscht):

      Ich bin ganz bei Ihnen, was die Verwerfungen hier bei uns betrifft.

      Aber diejenigen, denen es hier bei uns am Schlechtesten geht, sind wohl noch weit entfernt davon sich entweder auf einen mörderischen Marsch oder eine tödliche Bootsfahrt zu machen um dorthin zu gehen, wo es besser ist, oder?

      Und wo ist das?

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @98589 (Profil gelöscht):

      Zur Korrektur, werte Saarländerin: als bekennender Armutsrentner ein kurzer Seiteneinwurf. NEIN, es sind hier nicht nur gutsituierte Rentner unterwegs.

      Als kleine Vergeltung: braune Grütze kann nicht wachsen. Dafür bräuchte sie einen anderen Aggregatszustand. Sagen wir: sie wird sich ausdehnen? Aber nur in Ihrem Bild. Im wirklichen Leben sehe ich Anzeichen für einen gegenläufigen Trend. (Ganz ohne Kristallkugel.)

      Ein friedliches Fest fast ohne Konsum! Mit Selbstzufriedenheit. ;-)

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Schön geschrieben; einmal mehr.

    Mit "Kurz und Orbán, Salvini und Seehofer – alles üble Gesellen" einmal mehr die griffigen, (allein?) Schuldigen genannt.

    Aber was ist mit der Exekutive hierzulande? Weder im Bund noch in irgend einem Bundesland mit AfD-Beteiligung.

    Abgeschoben wird doch auch aus Bundesländern, in denen die Linke als Partei an der Regierung beteiligt ist, diese in Thüringen gar führt.

    Auch alternativlos?

    Wie sehr grundsätzlich und nicht nur in diesem Artikel konkrete, eben alternative Positionierungen "en Detail" vermieden werden.

    Verständlich, denn das könnte angreifbar machen ...

    • 7G
      75064 (Profil gelöscht)
      @90857 (Profil gelöscht):

      ...und deshalb können wir ja auch einfach so weitermachen und müssen uns von solchen "schön geschriebenen" Artikeln weder die Laune noch unseren auf dem Elend der anderen begründeten Wohlstand vermiesen lassen.



      Auch Ihnen ein frohes Fest.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @75064 (Profil gelöscht):

        Ebenso ein Frohes ... Und wie an anderer Stelle hier bereits geschrieben:

        "Eine Form schön erzählter (eigener, linker?) Hilflosigkeit," ...

        tun sich manche eher institutionelle Linke noch schwer, ihren Frieden mit dem Kapital zu machen. Die Grünen sind da schon weiter ...

        Stephan Lessenich, der Autor dieses ergreifenden Textes hier ist nach meinem Wissen Berater der Linkspartei, insbesondere der von Katja Kipping. Wie wäre es denn da mal, ernsthafte Forderungen der Linkspartei im Bund einzubringen; und mehr noch in den Ländern, bei denen man an der Regierung beteiligt ist?

        Also Forderungen an die zuständige Exekutive in Bund und Land; statt dem Popanz der nirgends an der Exekutive, in Regierungsverantwortung seienden AfD nachzujagen.

        Diese Forderungen dann ggf. mit der Koalitionsfrage in mehreren Bundesländern verbinden ...!

        • 7G
          75064 (Profil gelöscht)
          @90857 (Profil gelöscht):

          Herr Lessenich und sein Wirken interessieren mich nicht. Mein Kommentar bezieht sich auf den Inhalt des Geschriebenen und darauf, was daraus folgen könnte; für Sie für mich und für jeden einzelnen. Ob die Linkspartei da alles richtig macht (vermutlich nicht) oder die Grünen einiges besser (vermutlich auch nicht) war nicht mein Thema und soll es heute auch nicht werden.



          Gleichwohl danke für die sachliche Antwort!

          • 9G
            90857 (Profil gelöscht)
            @75064 (Profil gelöscht):

            "für Sie für mich und für jeden einzelnen"

            Daher schrieb ich explizit von "eigener" Hilflosigkeit;

            die sich neben Ignoranz in schönen, ergreifenden Texten, aber auch in subtiler bis offener Aggression anderen, ebenfalls Hilflosen gegenüber äußern kann.

  • Und was sollen wir jetzt machen? Einwanderungsrecht für jeden und kostenloser Transit über das Mittelmeer?

    Die Abschottung Europas anzuprangern ist leicht. Realistische Alternativen zu finden schwer. Vor allem angesichts einer absehbaren Vervierfachung der afrikanischen Bevölkerung in diesem Jahrhundert. Aber die Bevölkerungsexplosion in der 3. Welt als Armuts- und Fluchtursache anzusprechen, geht natürlich gar nicht.

    • 9G
      90857 (Profil gelöscht)
      @Thomas Friedrich:

      "Realistische Alternativen"

      Die sind Mangelware. Aus diesem Grunde erleben wir ja -nicht nur beim Spiegel- diese Inflation schön geschriebener Geschichten, auch schon mal und kontextlos, die Auflistung tragischer Ereignisse.

      Eine Form schön erzählter (eigener, linker?) Hilflosigkeit, die jede konkrete eigene Positionierung vermeidet.

    • @Thomas Friedrich:

      Vielleicht sollten Sie mal in sich gehen und darüber nachdenken, warum das "natürlich gar nicht" geht. Was diese "Bevölkerungsexplosion" auch mit unserem Verhalten zu tun hat. Wie denn so die Bevölkerungsdichte über die ganze Welt verteilt ist. Solche Dinge.

      Anstatt sich darüber zu beschweren dass man "sowas gar nicht sagen darf".

  • "sed libera nos a malo."



    Martin Korol, Bremen

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Schrecklich. Und für diese Opfer stehen nur wenige auf. Mit gelber Weste oder ohne.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Und noch schrecklicher ist, dass bereits die ersten Wortmeldungen auftauchen, die sagen, das Ersaufen im Mittelmeer ist leider alternativlos.

      Wie soll ich mir denn sonst alle 10 Jahre eine neue Küche kaufen und dreimal im Jahr in Urlaub fahren?

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Gut, stellen Sie sich vor, die Leute sparen sich neue Küchen und spenden das Geld.

        Da kommen ein paar Milliarden zusammen.

        Und was machen Sie dann mit dem Geld?

        Stellen Sich sich vor, 10 Milliarden würden beispielsweise an die Regierung von Eritrea gehen. (Das soll jetzt nur ein Beispiel sein. Nehmen Sie meinetwegen ein anderes Land mit hohen Flüchtlingszahlen.)

        Glauben Sie, die Fluchtgründe würden dann dort wegfallen?

      • 7G
        75064 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        Wie wahr, wie wahr!

  • Ich habe mir die tragischen Beispiele in den Absätzen 7, 8 und 9 angesehen.

    Soweit für mich ersichtlich, trägt keine europäische Institution dafür eine rechtliche Verantwortung.

    Und, nach ebenfalls nach meinem Dafürhalten, auch keine moralische Verantwortung. Eine solche mag man den Komoren, Nepal, oder Mosambik zuweisen, das möchte ich aber nicht beurteilen.

  • Die Lösung kann nicht sein, ALLE (aus Gründen) nach Europa Strebenden hier aufzunehmen. Das wird langfristig die Situation hier verschlechtern - aber vor allem ist es katastrophal für die Herkunftsländer, weil sich die Lage dort niemals verbessern wird, wenn alle jungen Leute nur den Traum von Europa verfolgen.

    Man kann gerne für mehr Hilfe für diese Länder plädieren und unsere Hilfe bisher als massiv unzureichend bezeichnen. Aber dieser Fokus auf Flüchtlinge ist nicht zielführend.

    Es ist richtig, dass Europa weiter Maßnahmen ergreift, die dafür sorgen, dass sich so wenig Leute wie möglich überhaupt auf den gefährlichen Weg hierher aufmachen. Man muss sie stattdessen verstärkt beim Aufbau ihrer Heimatländer unterstützen.

    • @modulaire:

      Natürlich muss man mehrgleisig fahren.

      Aber es kann nicht sein, dass man Leute, die bereits unterwegs sind, in der Wüste oder im Meer umkommen lässt, und es kann nicht sein, dass man an eine "Obergrenze" denkt, solange ein Versorgungsnotstand in diesem Lande noch lange nicht auch nur annähernd in Sichtweite ist.

      Ich glaube, dass eine große Aufnahmefreudigkeit gegenüber Armutsflüchtlingen durchaus einiges in den Herkunftsländern verbessert: Erstens, weil man davon ausgehen kann, dass viele, sobald sie hier Arbeit haben, Geld heimschicken. Zweitens, weil viele, sobald sie sich aus der Armut herausgearbeitet haben, ohnehin Heimweh bekommen und mitsamt erreichtem Geld- und Bildungswohlstand zurückgehen und ihre Heimat voranbringen werden. Das zeigt etwa der historische Vergleich zu nordfriesischen Amerika-Auswanderern, von denen auch viele als gemachte Leute zurückkamen.

      Freilich ist es gut, Fluchtursachen zu bekämpfen, aber nicht anstatt, sondern zusätzlich zu einer großzügigen Flüchtlingshilfe.

    • @modulaire:

      Du hast ganz ausgeblendet, dass unser Wohlstand auf dem Leid der anderen basiert. Europa muß aufhören zu schaden. Die Hilfe ist ähnlich einer Aktion, bei welcher ich jemandem ein Brot wegnehme und mich dann als Helfer in der Hungersnot aufspiele, indem ich ihm eine schmale Scheibe davon gebe.



      Falls die Fluchtkritiker sich einmal dazu bequemen würden, diese Wahrheit anzuerkennen und Systemkritik zu üben, anstatt ständig die eigene Ignoranz zu füttern, käme wohl der Wunschvogel geflogen.

      • @Hampelstielz:

        Das europas Wohlstand auf dem Leid anderer Völker basiert ist eine dreiste Lüge, die man hier zu wiederholen nicht müde wird. Die Kolonialzeit ist nicht erst seit vorgestern Geschichte und es gibt in Europa auch genügend Länder, die nie Kolonien hatten und denen es hervorragend geht.

        Dieses populistische Täter-Opfer-Spiel kann man jedem Sonderschüler in einer Schulstunde vermitteln und es ist hervorragend geeignet um seinem Groll moralisch zu rechtfertigen.



        Wenn ich mir Aktivisten anschaue dann glaube ich einem von Fünf das er sich ernsthaft für die Probleme der Armen interessiert und die anderen vier sind von Neid und Missgunst zerfressene, die sich selber einreden das es ihnen nur so dreckig geht, weil ihnen irgendwer was weggenommen hat, dass ihnen eigentlich zustünde.

        • 8G
          84935 (Profil gelöscht)
          @Januß:

          Befassen Sie sich bitte mal mit internationalen Waren-, Rohstoff- und Geldströmen... Gerechtigkeit ist was anderes.



          Stichwörter Blutdiamanten, Sweatshops, Holzeinschlag, EU-Fischereiflotte, Soja- und Palmölanbau...

          • @84935 (Profil gelöscht):

            Gerechtigkeit ist ein Wort das keinen Inhalt hat. Des einen Gerechtigkeit ist des anderen Ungerechtigkeit. Wenn Sie etwas sagen wollen werden Sie bitte konkreter.

            All die Dinge, die Sie aufzählen sind mir bekannt und manche davon finde ich ebenfalls verwerflich. Allerdings sind sie durchweg keineswegs exklusiv in der EU präsent und vielfach auch im Interesse der Menschen die dort arbeiten.

            Es ist z.B. sehr einfach zu sagen man soll nichts kaufen was in Sweatshops produziert wurde. Allerdings gibt es Gründe dafür das Menschen dort arbeiten, denn ihre Alternativen sind oft noch viel schlimmer. Es ist ja nicht so das ihnen paradiesische Zustände in Aussicht stünden, wenn sie diesen Job nur los würden.



            Als in China immer mehr Bauern zu Fabrikarbeitern wurden ist die Selbstmordrate in der Unterschicht massiv zurückgegangen. Das was Sie und ich als Scheißjob unter elendigen Bedingungen verstehen ist für diese Menschen ein sozialer Aufstieg.

            • 8G
              84935 (Profil gelöscht)
              @Januß:

              Zwecklos, schlafen Sie weiter... Und so ein herzloser Kommentar am Weihnachtsabend!

            • @Januß:

              Gib doch bitte ein einziges Mal eine überprüfbare Quelle zu deinen Behauptungen mit an. Welche glaubhafte Quelle soll die Selbstmordrate unter den Bauern im Vergleich zu den heutigen Fabrikarbeitern darlegen?

      • 8G
        84935 (Profil gelöscht)
        @Hampelstielz:

        Sehr gute Antwort, so was lag mir auch auf der Zunge!

    • 7G
      75064 (Profil gelöscht)
      @modulaire:

      Nix verstanden.

      • @75064 (Profil gelöscht):

        Doch doch, ich habe verstanden. Ich teile nur die Meinung/Folgerungen des Autors nicht.

        Missstände anprangern ist leicht, realistische Alternativen aufzeigen leider (auch in diesem Text) Mangelware.

        • 7G
          75064 (Profil gelöscht)
          @modulaire:

          O.k.



          Wir wäre es fürs erste mit:



          Faire Handelsabkommen;



          Begrenzung der Überraschung der Meere in den betroffenen Weltgegenden;



          Stopp von Waffenlieferungen;



          Verbot des Handels mit Gütern, die aus Kinderarbeit stammen.



          Oder für den einzelnen: Ausschließlich Produkte aus fairem Handel erwerben; Klimaschutz durch eigenes Verhalten bewirken.

          Und was ist eigentlich falsch daran, Missstände aufzuzeigen, auch wenn man gerade keine vollständiges Lösungskonzept in der Tasche hat? Muss man dann schweigen? Darf Journalismus nur da intervenieren, wo er auch die perfekte Losung parat hat?

          Ich dachte bisher, dass es die Aufgabe der gesamten Gesellschaft sei komplexe Probleme anzugehen; die einen indem sie aufzeigen und das Problem beschreiben, andere in dem sie Konzepte erarbeiten und wieder andere indem sie selbige umsetzen.



          Aber gut - schöne Geschichten anzuprangern ist auch einfacher als sich ernsthaft mit dem Problem und dem eigenen Anteil daran zu beschäftigen.

          • 7G
            75064 (Profil gelöscht)
            @75064 (Profil gelöscht):

            Überfischung der Meere natürlich - Scheiss-Autokorrektur

          • @75064 (Profil gelöscht):

            Dem schliesse ich mich gerne als eigentlich positiv eingestellter Mensch an.



            Letztendlich kommen wir um solidarisches Teilen nicht drumrum.



            Persönlich und gesellschaftlich.

  • 8G
    84935 (Profil gelöscht)

    Sehr guter Artikel! Unser Wohlstand wäre moralisch nur zu rechtfertigen, wenn er aus uns heraus generiert wäre. Er basiert aber auf der Ausbbeutung der Armen Länder und Menschen weltweit. Wir predigen Umweltschutz und tun weltweit das pure Gegenteil. Der Hinweis "schizophren" trifft es genau! Wir fühlen uns moralisch weit über den Sklavenhaltergesellschaften der Vergangenheit und sind doch genau so eine. Nur dass wir die meisten unserer Sklaven weit weg schuften lassen. Aus den Augen, aus dem Sinn...

  • Fraglos scheitern wir voran

  • Mutig. Danke dafür, auch wenn's richtig wehtut.

  • Man soll die Leute natürlich nicht akut auf dem Mittelmeer oder sonstwo sterben lassen wenn die Möglichkeit dazu besteht aber der Glaube daran dass man völlig harmonisch und konfliktfrei die gesamte dritte Welt hier aufnehmen kann ist albern und naiv.

    • @815274:

      Es geht nicht darum, die gesamte Dritte Welt hier aufzunehmen, sondern den Menschen, die dort leben einen Teil der Wertschöpfungsgewinne, auf denen sich unser Wohlstand gründet, selbst erwirtschaften zu lassen.

      Nicht mehr unsere Geflügelzüchter dahingehend zu subventionieren, dass sie mit den Abfällen, für die wir uns zu fein sind, die Märkte anderswo zu zerstören.

      Es geht darum, unsere Fischfangflotten nicht mehr dahingehend zu subventionieren, dass sie anderswo den Fisch wegfangen, der dort 1. zur Erwirtschaftung von Einkommen und 2. zur direkten Ernährung selbst gefischt werden könnte, damit wir täglich die Auswahl zwischen zig exotischen Sorten Fisch haben können, von dem wir dann noch einen Teil einfach wegschmeißen.

      Es geht darum, nicht weiterhin jeden fiesen Diktator mit Waffen beliefern (ich höre es schon wieder: Aber die Arbeitsplätze), damit er die Menschen quälen und ausbeuten kann.

      Wenn die Menschen in ihrer Heimat bleiben könnten, und das wollen sie genau so gern wie wir auch, wäre die vermeintliche "Bedrohung" durch "Flüchtlingswellen" und "Wirtschaftsflüchtlinge" deutlich geringer.

      Einfach aufhören, immer mehr zu konsumieren und den Klimawandel anzuheizen, damit nicht anderswo den Menschen ihr Leben einfach davongeschwemmt wird.

      Es ist ganz einfach das zu kapieren, wenn wir zumindest einmal versuchen uns in die Lagen von Menschen, die unsere "Probleme" gern hätten, hineinzuversetzen.

      Und es hat mit jedem von uns zu tun, jeden Tag!

      • 7G
        75064 (Profil gelöscht)
        @Life is Life:

        Volle Zustimmung!

  • 7G
    75064 (Profil gelöscht)

    Ein bemerkenswerter Beitrag zum Fest der Liebe, wie ich finde.



    Schade nur, dass die meisten auch diesen Hinweis ausblenden werden.



    Frohe Festtage

    • @75064 (Profil gelöscht):

      Da möchte ich voll zustimmen! Dieser Text sollte als Weihnachtspredigt in den Kirchen verlesen werden.