piwik no script img

Zwei Tote und zwei VerletzteEntsetzen nach Messerattacke auf Kinder in Aschaffenburg

In Aschaffenburg hat ein Mann ein Kind und einen Mann erstochen. Der Täter soll Afghane sein, die Polizei durchsuchte eine Flüchtlingsunterkunft.

Aschaffenburg, 22. Januar. Die Polizei sichert den Tatort Foto: Heiko Becker/reuters

Berlin taz/dpa | Nach dem tödlichen Messerangriff auf eine Kindergartengruppe in Aschaffenburg haben deutsche Po­li­ti­ke­r*in­nen Entsetzen geäußert. Am Mittwochmittag hatte ein Mann in einem Park der bayerischen Stadt einen 2-jährigen Jungen und einen Mann erstochen. Zwei weitere Personen wurden schwer verletzt, auch unter ihnen ist offenbar ein Kleinkind. Bei dem Täter handelt es sich offenbar um einen afghanischen Asylbewerber. Hinweise auf ein terroristisches Motiv gibt es bisher nicht.

Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrman (CSU) hatte der Täter es gezielt auf Kinder abgesehen. Das getötete Kind habe demnach einen marokkanischen Migrationshintergrund, das verletzte Kind sei in Syrien geboren. Der getötete Mann sei ein Passanten gewesen, der dem Täter in den Arm gefallen sei.

Zum mutmaßlichen Täter sagte Herrmann, es handle sich um einen 28-jährigen Afghanen, der 2022 nach Deutschland gekommen sei. Später habe er einen Asylantrag gestellt. Sein Verfahren sei abgeschlossen worden, nachdem der Mann selbst gegenüber den Behörden angekündigt habe, ausreisen zu wollen. Er habe angegeben, beim afghanischen Generalkonsulat die nötigen Papiere besorgen zu wollen. Daraufhin sei er vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zur Ausreise aufgefordert worden. Ausgereist sei er letztlich aber nicht.

Das Tatmotiv sei noch nicht endgültig geklärt. Hermann sagte aber: „Im Moment geht die Mutmaßung sehr stark in Richtung seiner offensichtlich psychischen Erkrankungen“. In der Unterkunft des Afghanen seien entsprechende Medikamente gefunden worden. Die Durchsuchung habe aber „keinerlei Hinweise auf eine radikale, islamistische Gesinnung gebracht“. Laut Herrmann war der 28-Jährige in der Vergangenheit dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen. Deshalb sei er jeweils zur psychiatrischen Behandlung in Einrichtungen eingewiesen worden, dann aber wieder entlassen worden.

Erinnerungen an Tat von Magdeburg

Schon am Mittwochnachmittag haben sich zahlreiche Bun­des­po­li­ti­ke­r*in­nen zu dem Vorfall geäußert. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: „Wir sind zutiefst erschüttert über die furchtbare Gewalttat“. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sprach von einem „fürchterlichen Mordanschlag“, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) von einer „feigen und niederträchtigen Tat“. Und CDU-Chef Friedrich Merz forderte: „Wir müssen und werden Recht und Ordnung wiederherstellen.“

Aschaffenburgs Bürgermeister, Jürgen Herzing, kündigte an, am Donnerstag einen Kranz für die Opfer niederlegen zu wollen. Er sagte: „Ich bin schockiert, zutiefst erschüttert und mit dem Herzen bei den Opfern und ihren Angehörigen.“

Der Fall weckt Erinnerungen an die Amokfahrt eines saudischen Staatsbürgers in Magdeburg im Dezember, bei der sechs Menschen getötet wurden. Auch der Tatverdächtige in diesem Fall litt wohl unter psychischen Problemen, er hatte zudem Verbindungen ins rechte Milieu und pflegte einen wahnhaften Hass auf den Islam.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • "Der getötete Mann sei ein Passanten gewesen, der dem Täter in den Arm gefallen sei."



    Wie? Der wollte die Kinder wohl schützen/verteidigen und wurde dabei vom Täter erstochen. Kann man das mal klar formulieren? Merci!

  • Kanzler Scholz wusste nur, dass der Täter aus Afghanistan stammte und ausreisepflichtig war (weil er selbst angegeben hatte, ausreisen zu wollen). Sofort macht er die Tat zum Politikum und peitscht die Stimmung an: "Terror-Tat". Und sagt zudem: "Da ist falsch verstandene Toleranz völlig unangebracht." Mal abgesehen davon, dass falsch verstandene Toleranz per Definition immer unangebracht ist, stellt sich die Frage nach dem Grund der Äußerung -- wer hat hier nach Meinung von Scholz Toleranz falsch verstanden und gezeigt?

    Aus der CSU bemüht man sich ausnahmsweise abzuwiegeln. Auch dies kein Wunder. Sollten hier Behörden versagt haben, wären es bayerische. Aber die machen nach Auffassung der CSU im Gegensatz zu anderen eigentlich nie Fehler, wenn es um ausreisepflichtige Asylbewerber geht.

    So wird eine traurige Angelegenheit in politische Wahlkampfmunition umgemünzt. Die Opfer sind den Politikern völlig egal, für sie wird kein echtes Mitleid gezeigt, sondern man ergeht sich in Politik-Statements.

  • Viel Kraft den Angehörigen. Kinder anzugreifen ist wirklich das schlimmste was ich mir vorstellen kann. Das Kind hatte ein ganzes Leben vor sich. Viel Kraft an Angehörigen, auch wenn das leider nichts besser macht.

  • Und die Parteien bedauern nur. Wann gibt es endlich Konsequenzen.

  • Plus 2% für die AfD



    Ich fürchte in diesem Drama gibt es nur einen Gewinner, die AfD. Sie wird wissen, wies sie es für den Wahlkampf ausschlachten kann. Und es wird genügend Unentschiedene geben, welche deren Schlachtruf folgen.

    • @Hans Dampf:

      Leider ja, am Ende wird es wieder heißen: warum war der überhaupt im Land oder nicht schon längst in Afghanistan, wo er afghanische Kinder und Helfer hätte umbringen können (die uns null interessiert hätten)?



      Man hat den Eindruck, der Weg der AfD nach oben ist gesäumt von Toten und Verletzten. Zu dem Entsetzen über die Tat kommt der Ekel über deren politischen Missbrauch.

    • @Hans Dampf:

      Es steht ALLEN Parteien drei, für das Thema "Gewaltklriminalität von Migranten" Lösungskonzepte zu erarbeiten und anzubieten.

      • @Peter Wenzel:

        Es ist unheimlich bequem, Korrelation (der Täter ist in der Tat Afghane) und Kausalität miteinander zu verwechseln, denn daraus folgt keineswegs dass alle Afghanen oder Geflüchtete eine Bedrohung darstellen. Laut ZDF war das ermordete Kind marrokanischer Abstammung www.zdf.de/nachric...g-polizei-100.html, von Seiten der AfD also selbt (zusammen mit seinen Eltern) von Abschiebung bedroht.Wenn sie sich treu blieben, müssten die Rechten behaupten, der Kindergartenplatz wäre jetzt für ein "biodeutsches" Kind freigeworden. Das trauen sie sich dann aber doch nicht.

        • @Joba:

          Sie wollen also sagen: Alles Einzelfälle. Was hat es mit der Staatsangehörigkeit des Kindes auf sich, damit Sie diese so betonen? Nur wenn er ein deutsches Kind getötet hätte, darf man sich aufregen? Keine Tat gegen einen Deutschen, daher keine Deutschenfeindlichkeit, sondern "nur" Menschenfeindlichkeit? Ich verstehe den Einwand nicht.

    • @Hans Dampf:

      Ich verstehe langsam jeden Protestwähler. Wie viele sollen noch sterben?

      • @Wonneproppen:

        Die AfD wird schon lange nicht mehr aus Protest sondern aus Überzeugung gewählt.

        Die AfD Wähler haben nur noch nicht registriert, dass eine Stimme für die AfD eine Stimme für die Mülltonne ist, da es auch zukünftig weder in den Ländern noch im Bund eine Regierungsbeteiligung der AfD geben wird.

        Also eine völlig überflüssige Randpartei die zudem durch Hass und Hetze nichts dazu beiträgt das Land besser zu machen.

        Rechtsextreme Positionen und Parolen zu verbreiten ist noch lange keine Politik.

      • @Wonneproppen:

        Soweit sie ganz zu verstehen würde ich nicht gehen, aber ich finde es zumindest auch Nachvollziehbar das es immer mehr werden.



        So wie jetzt die Lage ist, hier und auch politisch auf der Welt, denke ich es ist nur eine Frage der Zeit bis es "zu viele" Protestwähler werden.

  • Ein Angriff auf Kleinkinder ... auf KLEINKINDER!

    Unfassbar ...