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ZDF kündigt Firma aus GazaZDF hält Mitarbeiter eines Dienstleisters für Hamas-Mitglied

Das ZDF geht davon aus, dass der im Gaza getötete Toningenieur Hamas-Mitglied ist, und beendet die Zusammenarbeit mit dessen Firma. Der DJV begrüßt das.

Das Hauptgebäude des ZDF in Mainz mit dem Senderlogo Foto: Freitag/Fotostand/imago

Das ZDF hat in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, die Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma PMP beendet zu haben. Der Grund: Die israelische Armee (IDF) habe Dokumente vorgelegt, nach denen „davon auszugehen ist“, dass der vergangene Woche bei Deir al Balah im Süden Gazas von den IDF getötete Mitarbeiter von PMP Mitglied der Hamas war.

Der Mann sei bei PMP seit 2013 als Techniker im Bereich der Übertragungstechnik beschäftigt gewesen, kein ZDF-Mitarbeiter und in journalistische Fragen nicht eingebunden. Aufgrund seiner Aufgabe habe es auch keine Kontakte zwischen dem ZDF-Studio in Tel Aviv und dem getöteten Ingenieur gegeben. Die Firma PMP ist laut ZDF seit 1996 als Dienstleister für das ZDF tätig.

Nachdem die israelische Armee (IDF) den Angriff auf die Produktionsfirma mit einer Hamas-Mitgliedschaft des getöteten Technikers begründet habe, bat das ZDF die Streitkräfte um Aufklärung. Eigene Recherchen des Studios Tel Aviv hätten keine Anhaltspunkte ergaben.

Konkret heißt es seitens des ZDF, es nehme „die Vorwürfe aufgrund der vorgelegten Dokumente sehr ernst“ und habe die Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma PMP „umgehend bis auf Weiteres eingestellt“. Der Sender sieht „nach aktuellem Stand“ keine Anhaltspunkte dafür, „dass weitere Mitarbeiter von PMP Hamas-Mitglieder sein könnten“. Auch hätten die IDF dem ZDF keine Hinweise darauf geliefert.

Auf die Anfrage der taz, wie das ZDF die von den IDF vorgelegten Dokumente auf ihre Glaubwürdigkeit überprüft hat, hat der Sender bisher nicht geantwortet.

Bettina Schausten, die Chefredakteurin des Senders, ließ vergangene Woche wissen: „Es ist nicht hinnehmbar, dass Medienschaffende bei der Ausübung ihrer Arbeit angegriffen werden.“ In der Pressemitteilung des ZDF von Dienstag früh wird der Angriff nicht mehr verurteilt, bei dem auch der 8-jährige Sohn eines weiteren Mitarbeiters von PMP getötet wurde.

Der Deutsche Journalisten-Verband begrüßt das Ende der Zusammenarbeit des ZDF mit der Medienproduktionsfirma im Gazastreifen. Er hatte – wie auch das ZDF – von den IDF gefordert, die Identität des getöteten PMP-Mitarbeiters offenzulegen.

Po­li­ti­ke­r*in­nen von CDU und CSU forderten vom ZDF weitere Aufklärung. CSU-Generalsekretär Martin Huber sagte der Bild: „Dass ein Hamas-Terrorist für das ZDF gearbeitet hat, ist ein ungeheuerlicher Vorgang. Das ist ein schwerer Schaden für die Glaubwürdigkeit und die bisherige Berichterstattung über den Konflikt.“ Das ZDF und alle Berichterstatter müssten sicherstellen, dass sie nicht Hamas-Terroristen beschäftigte.

Die Frage, wann und unter welchen Umständen, internationale Jour­na­lis­t*in­nen wieder in den Gazastreifen einreisen können, ist weiter offen. Erst vergangene Woche hatte das israelische Oberste Gericht dem Staat eine Frist von weiteren 30 Tagen eingeräumt, um diese Frage zu klären, worüber sich der Auslandspresseverband (Foreign Press Association, FPA) enttäuscht zeigte.

Mit Agenturmaterial

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62 Kommentare

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  • Das eigentlich Problem und der eigentliche Skandal ist doch, dass keine unabhängigen Journalisten in den Gazastreifen gelassen wurden und werden. Die involvierten Kriegsparteien haben allesamt kein Interesse an einer neutralen Berichterstattung.

  • Dass das ZDF seine Quellen nicht offenlegt, liegt womöglich daran, dass das ZDF keine anderen Quellen hat als die Behauptungen der IDF.

    Davon abgesehen schließe ich mich den Ausführungen von O.F., Francesco und Wurstfinger Joe an.

  • Ich denke, wir alle hier wissen viel zu wenig über den konkreten Fall, um ihn klären und bewerten zu können.



    Die Kommentare sind daher mehrheitlich nicht mehr und weniger als der Austausch von Polemik je nach Standpunkt bzw. Lagersympathie des jeweiligen Verfassers.

  • Kaum 100 Jahre vergangen und die alten Geister sind wieder da und bedienen altbekannte Muster: Wenn die IDF etwas vorlegt, „lügen sie automatisch“ und wer in Gaza mit Kamera, Stethoskop oder Kreide arbeitet, gilt per se als unschuldiger Zivilist. Die Uniformen werden ja eh nur aus dem Schrank geholt, wenn die Luft wieder sicher ist.

    Genau diese Reflexe verkennen aber die Realität: Seit Jahrzehnten unterwanderte die Hamas unter den Augen der UN und anderer Geberländer systematisch zivile Strukturen, nutzt Pressewesten, Hospitäler, Ambulanzen und Schulgebäude als Schutzschilde oder Kampfeinheiten.

    Dabei wurden etliche Geiseln von Personen festgehalten, die als „Journalisten“, Ärzte oder Lehrer tätig waren und munter dem Faschismus der Hamas dienten.

    • @Heike 1975:

      „wer in Gaza mit Kamera, Stethoskop oder Kreide arbeitet, gilt per se als unschuldiger Zivilist“



      Das ist eine geradezu groteske Beweislastumkehr. Müssen in Ihren Augen Palästinenser beweisen, dass sie kein todeswürdiges Verbrechen gegangen haben und sind andernfalls zum Abschuss freigegeben? Zur Realität gehört auch, dass die israelische Soldateska offenkundige Kriegsverbrechen immer wieder mit solchen unbelegten Behauptungen gerechtfertigt hat. Es gibt also gute Gründe, sich nicht darauf zu verlassen, wenn sie ihren Opfern eine Hamas-Mitgliedschaft andichtet (die ohnehin nicht ausreichen würde, um eine extralegale Hinrichtung während einer Waffenruhe zu legitimieren, bei der auch der achtjährige Sohn des Opfers getötet wird). Immerhin, in einem Punkt haben Sie recht: das Denken des letzten Jahrhunderts ist wieder zurück und Teile der deutschen Öffentlichkeit tanzen schamlos den Von Trotha…

      • @O.F.:

        Sie haben vergessen zu erwähnen, dass Hamas oder Verbündete die Waffenruhe gebrochen haben, als sie israelische Soldaten mit einer Panzerfaust getötet haben. Eine "extralegale Hinrichtung" gibt es dann im Fall eines Hamas-Terroristen nicht, auch wenn Sie das so darstellen wollen.

        Was unbelegte Behauptungen seitens Israel betrifft:



        Solche Vorwürfe habe ich auch beim "Journalisten" Al-Sharif gelesen. Bis man die Hamas-Verbindung nicht mehr leugnen konnte.

  • hallo csu, ist schon schlimm, der terrorismus, so, furchtbares zdf, a ganz und gar furchtbar, sog i. aber die tötung des mitarbeiters und eines 8-jährigen kindes gehen schon völlig in ordnung, ja? gehn wir da konform? is scho recht?

  • Vielleicht hat die IDF wieder einen arabischen Kalender mit einem Hamas-Dienstplan verwechselt, wie als sie 2023 das Al Rantisi Kinderkrankenhaus angegriffen haben?



    Immerhin hat der ÖRR auch diesen Beweis für so glaubwürdig gehalten, dass es in der Tagesschau wiedergegeben wurde.

    www.tagesschau.de/...ankenhaus-100.html

  • Ich dachte, es gibt einen Waffenstillstand? Wie kann dann die Mitgliedschaft in der Hamas einen Raketenangriff rechtfertigen?

    • @Francesco:

      Es handelte sich nicht nur um eine Mitgliedschaft bei Hamas, sondern der Mann soll Teil der Al Qassam Brigaden gewesen sein.

      Der Waffenstillstand wurde von Hamas oder verbündeten Kämpfern gebrochen, als diese eine Panzerfaust auf israelische Soldaten feuerten. Wobei zwei Soldaten starben.



      www.tagesschau.de/...rael-gaza-934.html

    • @Francesco:

      Da der Waffenstillstand von beiden Seiten regelmäßig gebrochen wird dürfte das hier keine Ausnahme sein.

  • Da dreht sich einem der Magen um. Das ZDF hat mit dieser Partnerschaft einem Hamas-Terroristen eine Vollzeitstelle ermöglicht - und dies jahrelang. Wie viel von diesem Gehalt ist in die Vernichtung jüdischen Lebens geflossen? Es ist ein unhaltbarer Zustand der sehr tief blicken lässt. Man muss sich als Deutscher schämen.

    • @casio:

      Dass es sich um einen "Hamas-Terroristen" handelt, behauptet die IDF - also genau die Truppe, die für die extralegale Hinrichtung verantwortlich war und in ihrem genozidalen Krieg schon mehr als 200 Medienschaffende getötet hat. Ich erinnere gerne daran, dass palästinensischen Leben nicht weniger wert sind - und schäme mich dafür, das in diesem Land wieder erklären zu müssen.

      • @O.F.:

        "Ich erinnere gerne daran, dass palästinensischen Leben nicht weniger wert sind"

        Könnte man den Hamasmitgliedern ja erklären, die direkt nach dem Rückzug der IDF mit öffentlichen Hinrichtungen von Palästinensern begonnen hat.

      • @O.F.:

        Nun soll aber nicht um irgendein palästinensisches Leben gehen, sondern um das eines Terroristen, dessen Organisation an Massenmorden beteiligt war und noch immer Morde durchführen.

        Das mit "Ich erinnere gerne daran, dass palästinensischen Leben nicht weniger wert sind - und schäme mich dafür, das in diesem Land wieder erklären zu müssen." zu framen, hat schon etwas krass Verharmlosendes.

        Warten wir ab, ob es zu dem Mann mehr Informationen geben wird.

        • @rero:

          Noch einmal: dass das Opfer "Terrorist" war, behauptet dieselbe Truppe, die ihn gemeinsam mit seinem Sohn hingerichtet hat. Dass das mit einem Schulterzucken hingenommen wird, bestätigt genau , was ich gesagt habe: hier werden Menschenleben nach ethnischen Kriterien hierarchisiert - und die von Palästinensern nehmen einen erschreckend geringen Stellenwert ein. Das als beschämend zu bezeichnen, ist eigentlich noch eine sehr moderate Wortwahl...Nicht ich bin derjenige, der hier verharmlost.

  • Die IDF sind während des Gazakriegs auch durch gezielte, rechtswidrige Tötungen von Journalisten aufgefallen, meist mit der Rechtfertigung, es handle sich um Hamasmitglieder. Da Israel als Kriegspartei und de facto Besatzungsmacht keine unabhängige Untersuchung zulässt und die Zusammenarbeit mit der UN und anderen neutralen Institutionen verweigert, dürfen an der israelischen Darstellung durchaus Zweifel legitim sein.



    Etwas mehr Gewissheit liesse sich erlangen, wenn das ZDF die Dokumente öffentlich machen würde, statt Geheimniskrämerei zu betreiben.

    • @Flix:

      "Zusammenarbeit mit der UN und anderen neutralen Institutionen verweigert.."

      UND anderen NEUTRALEN Institutionen?? So unabhängig wie eine Francesca Albanese, die schon mal die Augen rollt wenn es darum geht, unschuldige Jüdinnen aus der Gewalt der Hamas zu befreien? Oder die UNWRA, die nachweislich (!) von der Hamas unterwandert wurde?

    • @Flix:

      In den Gaza-Streifen kommen keine unabhängigen JournalistInnen rein. Auf die Idee, dass die Hamas ihren Leuten einfach einen Presseausweis in die Hand drückt und eine "Press"-Weste überzieht um Propaganda zu betreiben kommen Sie hingegen nicht? BTW kann man natürlich schön das Narrativ befeuern, Israel ermordet Journalisten, indem man Hamas-Kämpfer zu "Journalisten" umlabelt. Nachprüfbar sind alle diese Verdächtigungen nicht, weder von der einen noch von der anderen Seite, aber alle springen bereitwillig über jedes hingehaltene Stöckchen, dass das eigene Narrativ bestätigt, statt solchen Nachrichten mit kritischem Misstrauen zu begegnen.

    • @Flix:

      Wieso wollen Sie Gewissheit? Was die IDF sagt, ist immer wahr, bei allen über 200 toten Journalisten, alles Hamas-Kämpfer! /Sarkasmus off



      Ich denke eher, die Offenlegung der Dokumente könnte wie bei anderen Fällen wohl wieder Ungereimtheiten ans Licht bringen, mal abgesehen davon, daß dieser Angriff in der Zeit einer Waffenruhe stattfand. Nicht ohne Grund bekommt die internationale Presse keinen Zugang nach Gaza und die verbliebenen Journalisten in diesem Gebiet wurden gezielt angegriffen.

    • @Flix:

      Was soll dieser Kommentar? Zweifelst Du an, dass es sich bei diesem Mann um einen Terroristen gehandelt haben soll?

      • @casio:

        "Als Terrorist wird eine Person bzw. als Terroristen werden Personengruppen bezeichnet, die Anschläge und andere terroristische Aktionen bzw. Wirkungen beabsichtigen, ankündigen, planen und durchführen. Die Zuordnung wird typisch von den davon betroffenen Gruppen getroffen."

        Deutsche Sprache ist erlernbar!

      • @casio:

        Zumindest es nicht unabhängig bestätigt, oder? Dubito ergo sum.

  • "Der Sender sieht „nach aktuellem Stand“ keine Anhaltspunkte dafür, „dass weitere Mitarbeiter von PMP Hamas-Mitglieder sein könnten“."



    Warum wird dann die Zusammenarbeit mit PMP aufgekündigt?

    "CSU-Generalsekretär Martin Huber sagte der Bild: „Dass ein Hamas-Terrorist für das ZDF gearbeitet hat, ist ein ungeheuerlicher Vorgang. Das ist ein schwerer Schaden für die Glaubwürdigkeit und die bisherige Berichterstattung über den Konflikt.“ "



    Warum sollte das ein Schaden für die Glaubwürdigkeit sein? Der Mann hat nicht an der Berichterstattung mitgewirkt, er war nur Techniker, der mit Journalismus nichts zu tun hatte. Was bezweckt die CDU mit einer solchen Aussage?

    Fragen die mir beim Lesen des Artikels durch den Kopf gingen.

    • @PartyChampignons:

      Es ist ein Schaden für die Glaubwürdigkeit des ZDF, weil sie (ungeprüft) das Narrativ der Hamas übernommen hat. Der Mann wurde als "Kollege" bezeichnet und es fielen Aussagen wie:

      „Wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Familien, denen wir unser tiefes Mitgefühl aussprechen“,



      „Es ist nicht hinnehmbar, dass Medienschaffende bei der Ausübung ihrer Arbeit angegriffen werden.“



      (ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten)

      • @J.Pause:

        Das Zauberwort hieße professionelle kritische Distanz. Es ist eine Binse, dass in einem Kriegsgebiet, in dem keine unabhängigen JournalistInnen arbeiten können, niemand, der berichtet, an der IDF oder der Hamas vorbei kommt. Eben "embeded Journalism". Die Aufgabe von JournalistInnen hier wäre es,diesen Umstand transparent zu machen und in ihren Berichten entsprechend deutlich einzuordnen. Das passiert aber,auch beim ZDF, nur mehr schlecht als recht. Da wird aus dem propagandistischen mit der Hamas sympathisierenden Sender Al Jazeera eine seriöse belastbare Quelle. Allerdings ist das ZDF keine Ausnahme sondern eher symptomatisch für die gesamte mediale Berichterstattung über Gaza, die ich insgesamt für höchst kritikwürdig halte.

      • @J.Pause:

        Ich verstehe jetzt nicht, was an den Aussagen des ZDF falsch sein soll, egal ob dieser Mann Hamas Mitglied war oder nicht, so sind die Aussagen in ihrem Kern trotzdem richtig? Was an diesen Ausssagen sind jetzt "narrative der Hamas"? Jemandem sein Mitgefühl auszusprechen oder Angriffe auf Medienschaffende zu kritisieren soll jetzt also ein Narrativ der Hamas sein?

      • @J.Pause:

        Hm. Und nun is gut, wenn das ZDF - ja notgedrungen ebenfalls ungeprüft von neutraler Seite - das Narrativ des IDF übernimmt?

      • @J.Pause:

        Was ist daran falsch?

        • @Francesco:

          Was ist schon falsch daran Mitgliedern einer Terrororganisation die verantwortlich für die Massaker des 07. Oktober ist seine Solidarität auszusprechen...

          • @Zippism:

            Das ZDF hat der Familie sein Mitgefühl ausgesprochen. Das ist etwas anderes.

    • @PartyChampignons:

      Nun, die Union nutzt gerne jede Möglichkeit, ÖRR-Bashing nach Art der AfD zu betreiben.

  • Nun macht eine reine Hamas-Mitgliedschaft niemand zum Kombattanten – und einen Zivilisten (inklusive seinem Sohn!) während eines Waffenstillstandes zu töten ist und bleibt ein Kriegsverbrechen. Das in der deutschen Debatte eine angebliche – nur von einer notorisch durch Falschinformationen auffallenden Konfliktpartei behauptete - Hamas-Mitgliedschaft wichtiger ist als eine extralegale Hinrichtung, sagt leider allzu viel über deutsche Verhältnisse 2025 aus.

    • @O.F.:

      Der Betreffende war Mitglied der Quassam Brigaden also dem kämpferischen Arm der Hamas und damit ein knallharter Nazi. Er hat aber wahrscheinlich nur Befehle befolgt und war auch nur Mitläufer wie alle deutschen Nazis damals? Fällt Ihnen was an der Argumentation auf?

      • @Šarru-kīnu:

        Ja, das es nicht meine war. Es ist wenig konstruktiv, ein Argument zu erfinden, um es dann zu widerlegen (zumindest dann nicht, wenn wir hier eine Diskussion führen und nicht nur parallele Selbstgespräche).

      • @Šarru-kīnu:

        Die Alliierten haben niemanden nur deswegen getötet, weil er ein Nazi war.

    • @O.F.:

      Eine Mitgliedschaft in der SS machte auch jeden zum Kombattanten. Was soll diese Relativierung? Er war ein Terrorist der mit seinem Gehalt höchstwahrscheinlich Terror gegen jüdisches Leben finanziert hat. Das Gehalt kam indirekt von der GEZ in Bonn. So einfach ist das.

      • @casio:

        Niemand wurde von den West-Alliierten getötet, nur weil er SS-Angehöriger war. So etwas wie gezielte Tötungen gab es im 2. Welrkrieg nicht.

        • @Francesco:

          Bei der Befreiung des KZ Dachau wurden die SS Wachen spontan von amerikanischen Truppen erschossen.

          • @Zippism:

            Es ist aber unumstritten, dass das nicht legal war (und auch nicht geplant).

      • @casio:

        Nein, so einfach ist das nicht: denn erstens werden die Anschuldigen von eben der Truppe erhoben, die auch für den Mord verantwortlich ist und zweitens spricht seine Tätigkeit als Techniker eher gegen eine aktive Rolle in einer Hamas-Miliz (wir können uns vielleicht darauf einigen, das Menschen nicht an zwei Orten gleichzeitig sein können). Der einzige, der relativiert, sind also Sie - und zwar sowohl den NS (mit Ihrem historisch schiefen NS-Vergleich) und zweitens eine extralegale Hinrichtung. Was soll das?

        • @O.F.:

          Warum soll jemand nicht tagsüber für eine Partnerfirma des ZDF und nachts als Kämpfer für die Hamas arbeiten können?

    • @O.F.:

      Laut Israel soll Ahmed Abu Mutair dem militärischen Arm der Hamas angehört haben (angeblich ein Kommandeur der Izz ad-Din al-Qassam Brigaden).

      Dass Israel großzügige "Kollateralschäden" in Kauf nimmt, ist natürlich weiterhin grausam.

      Außerdem wäre es wünschenswert, wenn ZDF und/oder Israel die angeblichen Beweise offenlegen würden.

    • @O.F.:

      Der Tote dürfte aber die Ziele der Hamas geteilt haben, sonst wäre er ja wohl kaum Mitglied dieser Organisation gewesen. Und damit war er wohl kaum ein Befürworter eines friedlichen Zusammenlebens von Juden und Muslimen, sondern wohl er ein Befürworter der Auslöschung des "zionistischen Gebildes".

      Wenn es darum geht, das Verhalten einer Person in der NS-Zeit kritisch zu sehen, und mögliche öffentliche Würdigungen zu streichen, genügt doch oft auch die "reine" NSDAP-Mitgliedschaft.

      Und ob die Hamas nicht ebenso als "notorisch durch Falschinformationen auffallenden Konfliktpartei" zu bezeichnen wäre, sollte man auch berücksichtigen.

      • @ PeWi:

        Es gibt einen großen Unterschied zwischen töten und Würdigungen streichen.

      • @ PeWi:

        'Der Tote dürfte aber die Ziele der Hamas geteilt haben, sonst wäre er ja wohl kaum Mitglied dieser Organisation gewesen. Und damit war er wohl kaum ein Befürworter eines friedlichen Zusammenlebens von Juden und Muslimen, sondern wohl er ein Befürworter der Auslöschung des "zionistischen Gebildes".'

        Und das rechtfertigt seine Hinrichtung?

      • @ PeWi:

        Ich weiß nicht, wie oft man das erklären muss, aber weder eine politische Haltung noch eine Mitgliedschaft rechtfertigt eine extralegale Hinrichtung. Dazu müsste Israel beweisen, dass es sich um einen aktiven (!) Kombattanten halten – und dass dieser gerade dabei war, die Waffenruhe zu brechen. Und von dem 8-jaehrigen Sohn haben wir hier noch gar nicht gesprochen. Die Frage ist eigentlich nicht, ob es sich hier um ein weiteres Kriegsverbrechen handelt – das ist offenkundig der Fall – sondern was Foristen dazu bewegt, das auch noch zu verharmlosen. Es fällt Teilen der deutschen Öffentlichkeit offenkundig schwer, Palästinenser als vollwertige Menschen wahrzunehmen, die nicht zum Abschuss freigegeben sind, sobald die IDF irgendetwas behauptet. Der routinierte NSDAP-Vergleich ist nicht nur historisch schief, sondern auch beweist auch nichts: sogar im 2. WK wären Morde an nicht kämpfenden Parteimitgliedern illegal gewesen und die Alliierten haben auch nie versucht, die NSDAP per Menschenjagt zu zerschlagen. Das Bedürfnis nach Projektion lässt aber auch tief blicken...

        • @O.F.:

          Nein, die bloße Mitgliedschaft rechtfertigt seine Tötung natürlich nicht. Erst recht nicht die seines Sohnes. Aber dann hätten Sie und andere sich auf diese Rechtsfrage beschränken sollen und das "er war doch nur Hamas-Mitglied und Techniker" besser ganz weggelassen.

          Und ich hoffe, dass Sie und die anderen hier genauso in Kommentaren auf der Einhaltung rechtlicher Standards bestehen, wenn die Hamas mal wieder angebliche "Kollaborateure" hinrichten lässt, oder jemand für das Gemetzel des 7. Oktober wegen der "Vorgeschichte" wieder "irgendwie" Verständnis äußert.

          • @ PeWi:

            Sie widersprechen sich hier selbst, wenn Sie einerseits zugeben, dass eine bloße Hamasmitgliedschaft keine außergerichtliche Hinrichtung rechtfertigt, andererseits aber Anstoß daran nehmen, dass ich und andere Foristen daran erinnern. Die Unterstellung, ich hätte Verständnis für den Angriff der Hamas geäußert, verbitte ich mir (der Hinweis auf eine Vorgeschichte ist etwas anderes: der NO-Konflikt hat nun einmal nicht 2023 begonnen). Ohne sind solche Whataboutisms ermüdend: in dem Artikel geht es um die Ermordung des Tontechnikers und seines Sohnes. Vielleicht schaffen Sie es, das zu verurteilen, ohne sich wieder in „Aber Hamas…“-Phrasen zu flüchten?

    • @O.F.:

      Er war Mitglied der Qassam-Brigaden, also eindeutig ein Kombattant der Hamas.

      presseportal.zdf.d...sfirma-pmp-in-gaza

      • @Arne Babenhauserheide:

        Korrigiere: '... haben die IDF dem ZDF gestern Unterlagen vorgelegt, nach denen davon auszugehen ist, dass der Ingenieur Mitglied der Qassam-Brigaden war. '

        Und eigentlich müsste da - weil das ZDF sich ja auf nicht nachgeprüfte Informationen deR IDF beruft - statt 'davon auszugehen, dass.... war' eher 'dass... gewesen sein soll', weil ansonsten genau das passiert, was Sie gerade demonstriert haben: Den Anschein von Fakten zu schaffen, wo keine Fakten sind.

      • @Arne Babenhauserheide:

        Deutsch hat auch seine Nuancen, so schreibt die ZDF "die IDF dem ZDF gestern Unterlagen vorgelegt, nach denen davon auszugehen ist, dass der Ingenieur Mitglied der Qassam-Brigaden war. " Da ja nun der starke Verdacht besteht, dass IDF Unterlagen nicht immer der Wahrheit entsprechen, wäre ich doch vorsichtig ( siehe Artikel TAZ 15.8., Leon Holly).

      • @Arne Babenhauserheide:

        Erstens ist das bisher nur eine Behauptung der IDF, die – wie so oft nach Morden an Journalisten und anderen Medienmitarbeitern allzu unkritisch von der deutschen Presse übernommen wird, und zweitens reicht auch hier eine einfach Mitgliedschaft nicht aus, erst recht nicht während einer Waffenruhe. Warum man allen Ernstes eine extralegale Hinrichtung verteidigt, entzieht sich meinem Verständnis.

        • @O.F.:

          Wo ist das Problem? Die Opferzahlen in Gaza die von Hamasstellen stammen werden doch ebenfalls ungeprüft in Medien übernommen.

          • @Zippism:

            Das ist 1.) ein Whataboutism, auf den man 2.) quasi als Meta-Whataboutism noch 'die ja sogar durch die IDF verwendet werden' draufsetzen kann.

          • @Zippism:

            Die Opferzahlen in Gaza, die übrigens nicht von Hamas, sondern von dem dortigen Gesundheitsministerium stammen (oder behaupten Sie auch, dass ähnliche Verlautbarungen auf israelischer Seite vom Likud stammen?) werden weitgehend dokumentiert und werden nicht einmal von Israel in Frage gestellt. Hier geht es um einen konkreten Fall: die IDF hat waehteines Waffenstillstands einen Menschen, der gerade einer zivilen Tätigkeit gemeinsam mit seinem 8-jaehrigen Sohn hingerichtet - Sie verstehen vielleicht, warum es mir nicht genügt, wenn die Täter behaupten, ihr Opfer wäre Hamas-Mitglied gewesen?

            • @O.F.:

              Es ist völlig legitim, die offizielle israelische Darstellung in so einem Fall zu hinterfragen – aber genauso wenig sollten wir automatisch jede Darstellung aus Gaza als gesichert annehmen. Das Gesundheitsministerium dort ist Teil der Hamas-Strukturen, also politisch nicht unabhängig. Das heißt nicht, dass die Zahlen oder Berichte falsch sind, aber sie sind nicht unabhängig verifizierbar – genau wie viele Aussagen der IDF.

              • @Zippism:

                Es ist nicht nur legitim, es ist obligatorisch offizielle israelische Darstellungen anzuzweifeln.

  • Kaum vorstellbar, dass es sich nur um ein „einfaches“ Hamas-Mitglied gehandelt hat. Dafür dürfte selbst den Israelis der „potenzielle politische Preis“ zu hoch gewesen sein. Auch die Reaktion des ZDF läßt da mehr Informationsinterna vermuten, als sie verlautbaren lassen.

    • @vieldenker:

      Also gestern wurde die Waffenruhe gebrochen, und so ein Zufall, mitten als Netanyahu zu einer Anhörung vor Gericht hätte erscheinen müssen. Tote Palästinenser stellen für Israel keinen Preis da.

    • @vieldenker:

      War er auch nicht, er gehörte zu den Quassam-Brigaden. Ein Kommandeur dieser Terrorbande.

      Generell ist die Vorstellung, es könnte in Gaza unter Hamas-Herrschaft Journalismus geben, der halbwegs neutral berichten kann, absurd.

      Das wäre so, wie zu behaupten, in Nazi-Deutschland hätten linke oder liberale oder auch nur konservative Journalisten frei ihrem Beruf nachgehen können.

      Wer in Gaza nicht im Sinne der Hamas berichtet, hat kein langes Leben.

      www.juedische-allg...ar-hamas-mitglied/

      Das war auch schon bei Anas al-Sharif der Fall:

      www.juedische-allg...-mit-presse-weste/

      • @Jim Hawkins:

        "Das wäre so, wie zu behaupten, in Nazi-Deutschland hätten linke oder liberale oder auch nur konservative Journalisten frei ihrem Beruf nachgehen können."



        Genau so ist es! Deswegen lässt die israelische Regierung auch keine unabhängigen Journalisten nach Gaza!!!!