Verhinderte Proteste gegen die IAA: Umdenken politisch unterstützen!
Die Verkehrswende wird weder mit freundlichen Appellen gelingen, noch darf sie der Klimabewegung überlassen werden. Die Politik muss Druck machen.
D er Autofetisch der Deutschen sitzt tief. Auch wenn die Anzahl der zahlenden Besucher*innen der Internationalen Autoausstellung seit Jahren sinkt, strömten dennoch Tausende Interessierte auf die kostenlos zu besichtigenden Außenflächen in der Münchener Innenstadt. Ein Straßenfest rund ums Auto, so stellte sich die Messe den Besucher*innen dar. Familien mit Kindern, Jugendliche und viele extra Angereiste nahmen die Angebote der Werbeveranstaltung an.
Wo es Klimaaktivist*innen gelang, ihre Transparente zu entrollen, trafen Welten aufeinander. Verständnis für die Proteste? Fehlanzeige. Schon rein optisch wirkten die Aktivist*innen gegenüber dem Münchener Innenstadtpublikum wie von einem anderen Stern.
Es ist noch immer der Deutschen liebstes Hobby, das Autofahren. Doch das muss sich schnell ändern, sonst werden die Folgen der Klimakatastrophe uns noch brutaler und früher treffen als ohnehin schon. Aber der Umstieg von Millionen Menschen auf Bus und Bahn wird nicht gelingen, wenn man ihn der Gesellschaft allein überlässt – das haben Tausende Autofans am Wochenende gezeigt. Klar, Bayern steht nicht exemplarisch für ganz Deutschland, sondern ist eine Hochburg der Autoindustrie.
Trotzdem: Wenn man den Deutschen das Auto als primäres Fortbewegungsmittel nehmen will, wird das weder mit freundlichen Appellen gelingen, noch darf es das Privatanliegen der Klimabewegung bleiben. Stattdessen sind drastische Einschnitte in die Verkehrspolitik gefragt: Autos und Parkflächen müssen teurer werden und aus städtischen Räumen verschwinden, Fahrradwege und der ÖPNV müssen ausgebaut werden, die Bahn muss ihr Chaos in den Griff kriegen und schnell, zuverlässig und günstig werden. Neue Autobahnprojekte wie die teure und unnötige A100 in Berlin müssen beerdigt werden. Und nicht zuletzt darf weder in München noch anderswo die Innenstadt, der öffentliche Raum, mehr für die Greenwashing-Show der Autoindustrie geopfert werden.
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