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Unbezahlte Carearbeit in DeutschlandDie Jobs der deutschen Mutter

Patricia Hecht
Kommentar von Patricia Hecht

Unbezahlte Carearbeit leisten oft Frauen, Corona verschärft das Problem weiter. Als sich drei Frauen wehren, gibt es auf Twitter einen Shitstorm.

Mutter im Homeoffice Foto: Karl Josef Hildenbrand/dpa

D rei Mütter stellen die Arbeit, die sie während der Corona­krise unbezahlt geleistet haben, fiktiv dem Staat in Rechnung. Sie waren Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen, Krankenschwestern, Putzkräfte und Köchinnen auf einmal, sie haben getröstet, gekuschelt, gelehrt, umsorgt. Unter dem Hashtag #CoronaElternRechnenAb rechnen sie vor, was das wert ist: Gut 8.000 Euro kalkuliert eine Mutter seit dem Lockdown. Überbezahlt ist das immer noch nicht.

Doch die Reaktionen, die den Frauen auf Twitter entgegenschlagen, sind geradezu grotesk. Höhnisch, verächtlich, hasserfüllt empfehlen Menschen, ihnen ihre Kinder wegzunehmen, „kotzen im Strahl“ über die „unverschämten“ Forderungen, werfen ihnen Dummheit, Egoismus und moralische Verkommenheit vor. Weil, klar: Der deutschen Mutter liegt im Blut, dass sie ihren Kindern den Hintern abwischt und dabei Tränen der Rührung vergießt, weil sie dem Patriarchat dienen darf.

Was offenbar noch immer vollkommen und erschreckend unsichtbar bleibt: Unbezahlte Care-Arbeit, die von den Frauen hierzulande schon vor Corona doppelt so viel geleistet haben wie Männer, ist eins zu eins mit schlechteren beruflichen Perspektiven verknüpft. Und damit mit einer Lohnlücke von mehr als 20 Prozent. Daraus wiederum folgt Altersarmut: Ganze 46 Prozent weniger Rente als Männer bekommen Frauen in Deutschland. Wer sich kümmert, hat finanziell das Nachsehen, lebenslang. Und wer kümmert sich, auch während Corona? Die Frauen.

Dafür, dass sie diese Missstände mit einer schlichten symbolischen Rechnung auf den Punkt zu bringen, fliegt den drei Müttern jetzt Twitter um die Ohren. Strukturen sind beharrlich, und wer aus ihnen ausbrechen will, wird bestraft. In unserer Gesellschaft haben Frauen noch immer zu dienen, zu gefallen und den Mund zu halten, auch wenn sie unter der Last, die sie tragen, bald zusammenbrechen. Doch es führt kein Weg daran vorbei, die Zustände mit Hashtags wie diesem weiter sichtbar zu machen. Denn Hintern abwischen zahlt keine Miete.

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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46 Kommentare

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  • bei den sexistischen Ausfällen hier müsste doch eigentlich auch bei der letzten Hete mal der Groschen fallen

  • Da versuchen drei Frauen aufzuzeigen, was diese unbezahlte Arbeit bedeutet, wie viele Stunden und Facetten sie beinhaltet und das wird abgetan: hätten sie halt keine Kinder bekommen, ist eben Privatsache etc. Nein, ist es nicht!!! Ob Frauen Kinder bekommen oder nicht war noch nie "Privatsache". Mutterkreuz, ein-Kind-Politik, Abtreibungsgesetze, Elterngeld, propagierte Frauenbilder: all das ist politisch. Das heißt, ob eine Frau Kinder bekommen soll für die Wirtschaft, den Krieg, das Fortbestehen phantasierter Rassen oder sonst was war noch nie privat! Diese Gesellschaft profitiert aber immens davon, dass sie die Erziehung etc. ins Private zur Frau hin schiebt (ebenso die Pflege von Alten und Kranken)und somit auch das Risiko, das sie durch diese unbezahlte Arbeit auf sich nimmt, an sie privat auslagert. Ökonomische Abhängigkeit vom Mann, prekäre Arbeit, kaum Rente sind die bekannten Folgen. Dass es Männer gibt, die das anders machen wollen, ist richtig, nur kenne ich selbst genug solche Paare, wo dann eben doch am Schluss der Mann arbeiten geht weil er eben den Vollzeitjob unbefristet hat u.a. weil er eben kein wandelndes "Ausfallrisiko" wegen Besitz einer Gebärmutter darstellt. Ist drastisch formuliert aber so drastisch ist leider auch die Realität.

    • @RosaLux:

      Wie lange ist das alles her? Wie lange können Frauen mittlerweile selbst entscheiden? Schaffen sie sich einen Hund an, wenn sie keine Zeit dafür haben? Nein? Aber ein noch deutlich aufwändigeres Kind? Was ist das für eine Logik?

      Zumal ich als Kind keine Eltern haben wollen würde, die mich als Arbeit sehen.

    • @RosaLux:

      @rosalux: Was soll das? Fast sechzig Jahre nach Beginn der neuen Frauenbewegung wird uns immer noch erzählt, dass Frauen Kinder darum bekommen, weil sie es *sollen*, "für die Wirtschaft, den Krieg, das Fortbestehen phantasierter Rassen oder sonst was"? Was ist das bitte für ein feministisches Frauenbild?? Sind bevormundende Politkommissarinnen wirklich alles, was heute vom Feminismus noch übrig ist?

  • Wer jetzt gleich an die Forderung einer Herdprämie denkt, hat die Intention der Aktion wohl kaum verstanden. Es ging viel eher darum aufzuzeigen, dass im ach so gleichgestellten Deutschland die Hausarbeit zum Großteil immer noch an den Frauen kleben bleibt, als würden wir noch in den 50ern leben, und dieses Phänomen in Krisenzeiten noch einmal deutlicher hervortritt.

    Erstaunlich ist, dass als Lösung (abseits von Corona) immer wieder nur eine bessere externe Kinderbetreuung gefordert wird, anstatt mal danach zu fragen, ob beispielsweise Väter nicht auch gerne öfters in Teilzeit arbeiten würden, weil diese vielleicht auch mal Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen...

  • genau ... !

    und die großmütter sollten auch die rechnung aufmachen !

    schließlich sind sie die mütter in der zweiten reihe !

    alle mütter, auch die werdenden !, schickt eure rechnung !

  • Ich kanns einfach nicht mehr lesen/hören das man aus jedem Thema ein Mann - Frau Ding macht.

    Mich würde aber der avisierte Stundenlohn interessieren, damit ich das dann dem Staat oder meiner Frau auch noch in Rechnung stellen kann.

  • Was jemand Privat macht ist seine eigene Sache, die Frauen müssen nicht kochen, putzen, Pflegekraft spielen und Lehrerin sein, es ist freiwillig. Gut die Wohnung wäre saumäßig, die Kinder würden sich von trocken Brot ernähren und wären schmutzig und dumm aber wer das nicht will muß halt was machen. Viele machen es auch nicht. Übrigens wird die Zusatzarbeit der Männer vernachlässigt = Handwerker, Möbelpacker, Kindergärtner, Trainer, Politiker und Profisport-Finanzierer natürlich alles kostenlos und freiwillig.

  • Mein Vorschlag zur Änderung des Titels - Die Jobs der Mutter in Deutschland.

  • Wird denn da Kindergeld, Erziehungszeit (Rente), Steuervorteil, KK-Beitragsniveau, sonstige Vergünstigungen etc. mit eingepreist oder ist das Sahnehaube obendrauf für die ideelle Last, die Kinder heutig ja auch noch darzustellen scheinen?

  • Ich finde nicht, dass die Wiederbelebung der "Herdprämie" eine Lösung in der Krise wäre, die jetzt u.a. auch krass die Problematik der Kleinfamilie offen legt. Plötzlich sind Frauen wie in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wieder mit einer Rolle konfrontiert, die evtl. nur dadurch kaschiert wurde, dass Kinder heute je nach Elternwunsch rundum fremd betreut werden. Die Idylle der Kleinfamilie konnte so aufrecht erhalten werden. Substantiell hat sich jedoch wenig geändert.



    Plötzlich lernen Eltern durch die Krise Eigenverantwortung für Kinder kennen und stellen entsetzt fest, dass sie nie über einen Plan B nachgedacht haben. Das Entsetzen ist groß.



    Solche Probleme mit einer "Herdprämie" lösen zu wollen ist zutiefst konservativ. Das ist wie ein Rettungsversuch für eine kleinbürgerliche Lebensweise, die der Staat i.d.R. durch eine Rundumversorgung für Kinder garantiert. Vielleicht sollte einmal über Alternativen zur Kleinfamilie nachgedacht werden.

  • Ich erinnere mich dunkel, dass es in Deutschland so etwas wie eine "Herdprämie" gab. Dagegen ist diese Zeitung Sturm gelaufen. Jetzt fordern drei Frauen die Herdprämie und sie sind Heldinnen.

    Das verstehe wer will...

    • @Strolch:

      Sie fordern keine "Herdprämie" sie fordern Bezahlung. Das ist ein gewaltiger Unterschied!

      • @Schweikle Thomas:

        Frauen treffen (laut Handelsblatt) 80% aller Kaufentscheidungen. Wie geht das bitte, wenn sie angeblich so notorisch unterbezahlt sind? Tatsache ist doch, dass zumindest in Westdeutschland die Hausarbeit noch nie unbezahlt war. Sie wurde abgedeckt durch Transferleistungen aus dem männlichen "Ernährereinkommen". Dass dieses Grundmuster immer noch wirksam ist, zeigt ein einziger Blick auf die regionalen Unterschiede im "Gender Pay Gap" zwischen Ost und West.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @Schweikle Thomas:

        Bezahlung für die alltäglichen Arbeiten. Altagsleben eben. Sieht bei mir nicht anders aus. Auf die Idee, dafür Geld zu fordern, bin ich noch nicht bekommen.

      • @Schweikle Thomas:

        Wo ist der Unterschied? Bei der "Herdprämie" hätte das Elternteil (im Regelfall Frauen) Geld bekommen, wenn sie die Kinder selbst erziehen. Das ist eine Entlohnung für Arbeit. Den Unterschied sehe ich nicht.

        • @Strolch:

          Weil die "Herdprämie" bei max. 300 EUR im Monat lag und keinen Vollzeitjob nach Mindestlohn darstellt, wenn man diesen als minimalen ansetzen würde.

          Aufwandsentschädigung als ehrenamtlicher Fußballtrainer ist auch kein Trainergehalt.

          Man kann und sollte drüber diskutieren, wo die "Familienarbeit" zugeordnet wird - freiwilliges Ehrenamt oder entlohnte Erwerbsarbeit.

          • @Hanne:

            Also lieber keinen Euro als 300?

            Zu Ihrem 2. Punkt. Kinder zu erziehen ist Pflicht und Privileg der Eltern. In der Kleinfamilie kann das unterschiedlich organisiert sein. Wenn es einen Vollverdiener gibt, kann der andere (wenn das Für beide ok ist) kürzer treten. Wenn die Frau (der Mann) daheim bleiben möchte, soll sie (er). Wenn beide gleich wieder arbeiten wollen und die Kinder in die Kita geben, sollen sie. Die Allgemeinheit kann immer nur Unterstützen, zB Kindergeld.

            Ich habe mit meiner Frau ein einfaches Modell. Alles Geld kommt in einen Topf. Jeder bekommt das gleiche Taschengeld, über das jeder allein entscheidet. Braucht einer (für sich) Geld aus dem Topf muss er den anderen fragen (auch wenn das Geld, das im Topf ist ursprünglich von ihm/ihr stammt). Also ist jeder mal Bittsteller. Wahrscheinlich spießig, aber funktioniert.

          • @Hanne:

            Richtig, die „Herdprämie“ war lächerlich wenig Geld...aber warum wurde sich dann eigentlich damals gar so sehr darüber aufgeregt?

            • @Saile:

              Das kann ich nicht beantworten. Es war mir selbst ein Rätsel und ich finde die Ablehnung der sog. "Herdprämie" vor allem von Seiten von Frauen eine Bevormundung anderer Elternteile.

    • @Strolch:

      Weil die Herdenprämie von der " falschen " Partei gefordert wurde !!!

  • Zuerst mal ganz grundsätzlich, wer wirklich glaubt, in sozialen Netzwerken sinnvolle Debatten über gesellschaftliche Probleme führen zu können, lebt anscheinend in einem anderen Land als ich.

    Zum Thema, ich gabe mir das mal auf dem Blog durchgelesen.

    phoenix-frauen.de/...naelternrechnenab/

    Die bestreiten ja nicht Artikel 6 GG "Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht."

    "Selbstverständlich sind wir als Eltern vorrangig am Wohlergehen und der Sicherheit unserer Kinder interessiert und sind einerseits überwiegend froh, wenn wir unsere Kinder nicht in die Virenbrutstätten der Schulen und Kitas geben müssen. Selbstverständlich übernehmen wir auch mit Verantwortung, um die Krise gesamtgesellschaftlich zu bewältigen."

    Schreiben Sie auch im Statement ganz klar.

    Warum sich da so aufgeregt wird verstehe ich nicht, der öffentlichen Hand ist durchaus bewusst, das durch die Betreuung eine Mehrbelastung entsteht, sonst hätte sie ja nicht diese Menge an Ausnahmen für die Notbetreuung erlassen, teilweise damit ihre eigenen Kräfte ihrer Arbeit nachgehen können.

    soziales.hessen.de...ung-sichergestellt

    Gehört man nicht zur Gruppe mit Notbetreuung heißt es, sie selbst zu wie du klar kommst.

    Aber natürlich entstehen da Kosten, in jedem Unternehmen werden kalkulatorische Kosten berücksichtigt, darauf kann man ruhig mal hinweisen.

    Hier haben die Leute nur den Kapitalismus verstanden...

  • Dieses Thema finde ich ja besonders spaßig.

    Als mir bewusst wurde, ich hätte gern Kinder, war mir genauso bewusst, dass das was mit Poabwischen, Krankenwachen, Herumtragen, Enge im Bett, Putzen etc. zu tun hat. Es war meine Entscheidung, wie ich mein Leben gestalten möchte. Alternativ hätten wir sie zur Adoption freigeben können.

    Und ja, durch Corona habe ich auch keine Ideen mehr, was ich zum Mittagessen machen soll, und Schulaufgaben sind auch wieder zum Lebensmittelpunkt geworden.

    Die Idee, dafür nun von der Gesellschaft bezahlt zu werden, erscheint mir grotesk.

    Außerdem hat man ja nicht das Patriarchat oder die Gesellschaft geheiratet, sondern ein Individuum. Mit dem handelt man aus, wie man sich die Arbeit teilt. Erfahrungsgemäß werden diese Themen meist zu Beginn einer Partnerschaft abgeklopft.



    Wenn ich damit nicht einverstanden bin, suche ich mir eine_n anderen Partner_in.

    "Als sich drei Frauen wehren,..." - wo bitte wehren sich den die drei Frauen?



    Sie wünschen sich Aufmerksamkeit und Anerkennung, mehr nicht. Wollten sie sich wehren, müssten sie sich an ihren Partner wenden.

    Wie ist das eigentlich gemeint? Wer für Arbeit bezahlt, legt typischerweise auch die Qualitätskriterien fest.



    Darf die Gesellschaft dann auch mitbestimmen, wie die Kinder erzogen werden?



    Gäbe es Abschläge für schlechte Schulnoten oder schlechtes Benehmen der Kinder und Boni für besonders gut sozialisierte Kinder?

    Wenn Frauen für Care-Arbeit in der eigenen Familie bezahlt werden, würde es sie nicht erst recht davon abhalten, einem Beruf nachzugehen? Wäre die Bezahlung der Carearbeit nicht eine besonders großzügige Herdprämie? Ist das dann nicht das Gegenteil von dem, was der Feminismus derzeit als Ziele definiert?

  • Der Preis einer Arbeit bestimmt sich auch nach dem Marktwert. Wer kauft Care-Arbeit und kann sie bezahlen?

    • @mensch meier:

      Wer Care-Arbeit "kauft", ist oft ein Ehemann (in diesem Falle ist eine Heirat zur Absicherung der Frau sehr sinnvoll), der arbeiten geht und das Geld mit der ganzen Familie teilt. Stirbt er, weil er vom Gerüst fällt, oder nach dem 13-Stunden-Tag im Anwaltsbüro einen Herzinfarkt bekommt, erhält die Frau Witwenrente - ich bin relativ sicher, dass die bei der "Rentenlücke" nicht eingepreist ist.

      • @Dr. McSchreck:

        Die einzige mir bekannte Äusserung (hier? och Quelle jetzt nicht) bzgl der Einpreisung, hat es für irrelevant gehalten, weil die Prozentzahlen der Empfänger so ähnlich seien. Da hat man sich dann mit der Höhe garnicht mehr beschäftigt. Es sind aber dann doch 4,7Mio Frauen und 400k Männer und die Frauen erhalten im Durchschnitt das Doppelte. Ich halte es berechtigt zu befürchten, das selbst die Teilung von Rentenpunkten da nicht drin ist.

  • Vielleicht sollten wir das bedingunglose Grundeinkommen zuerst mal den Hausfrauen und -männern zur Verfügung stellen.

    • @Cededa Trpimirović:

      Das wäre dann aber kein bedingungsloses, weil an die Bedingung "nur Hausarbeit" gekoppelt. Dafür bräuchte es einen Nachweis.

  • Was immer auf Twitter geschrieben steht...



    Jemandem etwas in Rechnung zu stellen, der es nicht bestellt hat, ist zumindest unseriös.



    Schwierig ist daher, einen Adressaten für diese Rechnung zu finden. Auch die Partner können sich in der Regel kein bezahltes Hauspersonal leisten.



    Ganz abgesehen von Regelarbeitszeiten, Arbeitsschutz, etc. Und was ist Pause? Was ist der Genuss dieses Lebens wert? Warum leben Frauen im Schnitt 6 Jahre länger?



    Und was passiert, wenn dann beide diese „bezahlte Arbeit“ der Erwerbsarbeit vorziehen?



    Die Betrachtung als „Arbeit“ führt letztlich total in die Irre. Leben heißt dann Arbeiten.

  • Also 4000 € pro Monat? Brutto oder Netto? Auf jeden Fall mehr, als der abgehetzte, höchstwahrscheinlich männliche Packetzusteller, der die eigenen und die familiären Konsuminteressen und Begehrlichkeiten zu erfüllen hat, bekommt. Da dieser aber Teil des Patriarchats ist, wird er schon wissen, wie er Frauen ausbeutet. Dieser wird auch sicher nie in Altersarmut landen können. Diese Art bemühter Geschlechterkampf ist so ermüdend und beschämend.

    • @Hampelstielz:

      Ich denke auch, wenn der Feminismus weiterhin so hart an der Kernschmelze seiner Glaubwürdigkeit arbeitet, ist bald nur noch die potemkinsche Fassade der frauendominierten Talkshows von ihm übrig.

  • Sie müssten sogar noch das Doppelte bekommen, denn sie haben nicht nur die Arbeit Anderer gemacht, sie haben diese mit ihrer Arbeit auch noch weiter bezahlt.

  • In einer Welt, in der auf so ziemlich allem ein Preisschild klebt, hat (nicht nur) Mutterliebe einen schweren Stand. Rechnet sie vor, was sie wert wäre, ließe ein Mann sie sich bezahlen, heißt es, sie wäre eine Hure. Tut sie das nicht, lässt sie sich unterdrücken und kann gleich einen Tschador anlegen.

    Besonders sinnvoll kann ich es zwar nicht finden, die sogenannte „Care-Arbeit“ (für die es nicht einmal ein „schlagkräftiges“ deutsches Wort zu geben scheint) mit einer Erwerbsarbeit gleichzusetzen, aber ich kann immerhin verstehen, dass unter Corona alles etwas, nun ja, extremer empfunden wird. Dann kann einem der 8-Stunden-Job mit Feierabend, Wochenende, (Mindest-)Lohn bzw. Gehalt und Urlaubsanspruch schon mal wie das Paradies vorkommen, das er definitiv nie war und nach Corona auch nicht so bald wieder sein wird. Schon deswegen nicht, weil bezahlte Arbeit ja meistens irgendwie mit Ausbeutung verbunden ist.

    Aber mal ehrlich: Wer hat heute noch freiwillig Kinder mit einem Mann, der von der Mutter seiner Sprösslinge erwartet, dass sie „zu dienen, zu gefallen und den Mund zu halten“ hat, „auch wenn sie unter der Last, die sie tr[ä]g[t], bald zusammenbr[i]ch[t]“? Soll Vater Staat wirklich auch noch den Heiratsvermittler machen für Leute, die nicht selbst richtig entscheiden können? Wenn ja, was soll aus Parship und Elitepartner werden? Stellen die dann auch einen Antrag auf Corona-Hilfe? Oder soll der Steuerzahler vielleicht doch bloß dafür aufkommen, dass manche Frauen leiden, weil sie eher das Konto eines Mannes geheiratet haben als den Kerl selber?

    Mir würde es fürs erste reichen, wenn Pflegeberufe endlich so bezahlt würden, wie es sich gehört. Meinen Mann kann ich schon selber gleichstellen, wenn ich das will. Aber in Zeiten, in denen sich die professionelle Pflege von Menschen (und teuren Büros) genau so rechnen muss, wie die Herstellung von Yachten, bleibt faire Bezahlung von Frauen, die männliche Prioritäten nicht teilen, vermutlich Illusion.

  • Ich verstehe nicht ganz, wieso die Gesellschaft, also auch ich und meine Familie, andere für die Versorgung derer Familien bezahlen sollen.



    Wenn der Kindsvater nicht beiträgt zu Haushalt und Kinderversorgung und den beruflichen (Wieder-) Einstieg bzw. Aufstieg der Kindsmutter nicht unterstützt , stellt sich die Frage, ob dies die optimale Partnerwahl war.



    Aber auch dafür ist die Gesellschaft nicht verantwortlich.

    • @Saccharomyces cerevisiae:

      Die Gesellschaft wünscht Kinder? Die Gesellschaft trägt keine Verantwortung? Wieso gibt es dann überhaupt einen Paragraphen, der eine Abtreibung unter Strafe stellt? Offenbar gibt es da merkwürdigkeiten, die Sie für "normal" halten. Und eine der Merkwürdigkeiten ist: Gesellschaft fordert dazu auf Kinder zu haben. Sie sanktioniert das "keine Kinder haben" sogar: mit köheren Beiträgen zur Rentenversicherung, benachteiligung bei Arbeit, Urlaub, etc. Geht es darum, die Kosten für die Kinder auch nur nährungsweise zu tragen, dann ist von eben dieser Gesellschaft nicht mehr viel zu merken. Oder Kurz:



      Wir wollen dass Ihr Kinder habt. Die Kosten dafür sind aber euer Individuelles Problem!

      • @Schweikle Thomas:

        Sehr geehrter Herr Schweikle,

        es geht hier nicht um Einzelthesen, sondern um die ungerechtfertigte Forderung, dass die Betreuung der eigenen Kindern eine von der Gesellschaft zu entgeltende Dienstleistung sein solle.



        Aber, um Ihre etwas bunt zusammengewürfelten Thesen zu kommentieren:



        Das Abtreibungsverbot begründet sich weniger aus dem Kinderwunsch der Gesellschaft, sondern aus der Abwägung heraus, dass ein ungeborenes Kind ein menschliches Lebewesen ist, welches nach unserem Rechtsverständnis nicht getötet werden darf.



        Die Gesellschaft "fordert nicht auf" zum Kinder kriegen, und sie "sanktioniert" nicht, schon gar nicht bei den Rentenversicherungsbeiträgen. Ich gehe einmal davon aus, dass Sie die Beiträge zur gesetzlichen Pflegeversicherung für Kinderlose über 23 Jahre meinen.



        Die "Benachteiligung" der Kinderlosen bei "Arbeit, Urlaub, ect." müssen Sie schon näher erläutern, da sie sich mir nicht offenbart.



        Die Gesellschaft solidarisiert sich bereits mit den Eltern in Form von bezahlter Elternzeit, Erziehungsurlaub, Kindergeld, Kinderfreibetrag, Rentenpunkte pro Kind, Familienmitversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung und von der öffentlichen Hand finanzierte Kitas und Kindergärten.



        Das Grundprinzip der Gesellschaft ist Solidarität bei persönlicher Eigenverantwortung und nicht Rundumversorgung ohne Eigenleistung.

  • Unbezahlte Care-Arbeit ist ein attraktiver Begriff um im Spannungsfeld Frauen - Männer zu operieren.



    Leider liegt er aber auch im Spannungsfeld zwischen einem allumsorgenden Sozialstaat und Erzkapitalismus, bei dem alles berechnet und bezahlt werden muss. Beim letzteren kommt es darauf an, welche Tätigkeiten wie einberechnet werden. Man könnte auch für 90 Minuten Bewegung ein anteiliges Fussballergehalt nehmen (es gibt keinen Grund Ballbehandlung höher zu bewerten als Kinderbehandlung).



    (Abgesehen davon, dass die Frauen sicher gegen Arbeitsschutzvorschriften verstossen haben, die entsprechende Pausen und Arbeitsstunden pro Tag vorsehen).

    • @fly:

      Und trotzdem: Gender pay gap ist traurige Realität. Ballarbeit ist weit weniger ein Riskiofaktor für Armut als Care-Arbeit. Solange das so ist, kann ich solche Äusserungen nur unterstützen.

      Natürlich wäre mir eine Gesellschaft lieber, in der soziale Anerkennung, Selbstbestimmung und Überlebenschancen nicht vom finanziellen Einkommen abhängen: das ist jedoch ein langer Weg (für den zu kämpfen es sich trotzdem lohnt!).

  • Die Krise zeigt sehr gut auf, wie weit Deutschland in Sachen Gleichberechtigung wirklich ist - Traurig! Wo sind die Väter und warum bekommen sie Kinder, wenn sie sich nicht um sie kümmern wollen?

    • @Macropus Rufus:

      Hier ist einer. Ich war im Homeoffice und habe so gut es ging gearbeitet und so gut es ging die Kinder betreut. Meine Frau konnte nicht ins Homeoffice, also ging keine 50/50 Aufteilung... Dann macht es in einer Familie, der der es machen kann. Deswegen ist man ja eine Familie.

      • @Strolch:

        oje, ein Bericht aus der Realität, völlig fern vom ideologischen Geschlechterkampf.....Wahnsinn, dass ich so etwas in einem Leserkommentar finde!

        • @Dr. McSchreck:

          Gar nicht auffällig, wie Sie einen Bericht darüber, wie es besser laufen kann [1] dafür missbrauchen, die Arbeit für eine bessere Welt zu diskreditieren.

          [1] Sicher zum Glück kein Einzelfall!

          • @tomás zerolo:

            für mich wäre es keine "bessere Welt", in der die Kinder zu erziehen ein Geschäftsmodell wird.

            Für mich ist eine Welt besser, wo Menschen selbst entscheiden, wie sie die Arbeit zwischen sich aufteilen und Frauen und Männer gleichberechtigt, nicht gleichgestellt sind.

  • Danke, absolut richtig.



    Eine Erwähnung daß es auch Väter gibt , die die gleiche Arbeit leisten, wäre schön (gewesen).

  • Sich selbst dem Twittermob zum Fraß vorwerfen. Naja, da hält sich mein Mitleid doch in Grenzen.

    Den wahren Kern an der Geschichte finde ich jedoch wichtig. Man muss hier aber genau differenzieren. Nach Bezahlung der Care-Arbeit zu rufen, bedeutet nach der Kommerzialisierung eines zutiefst sozialen Bereichs zu schreien. Das sollte man sich dann vielleicht doch nochmal genau überlegen. Die Folgen halte ich für unabsehbar.

    Sollte der Ruf nach "Bezahlung" jedoch auf einen gesellschaftlichen Ausgleich für die ebenso gesellschaftsrelevante Tätigkeit der Familienführung sein. Nun, dann haben wir gleich ein anderes Bild von der Problemlage.

    In einer intakten Familie, in der die Frau die Care-Arbeit leistet, leistet sie diese ja auch zum Wohl des Mannes, der dafür mehr Geld nach Hause bringt, zum Wohl der Frau. Das bedeutet erstmal, dass wir darauf pochen müssen, den anschaffenden Elternteil entsprechend besser zu entlohnen.

    In einer kaputten Familie kommt dieser Austausch natürlich außer Balance. Tja, und dann ist natürlich guter Rat teuer. Da ist es meiner Meinung nach aber besser den flüchtenden Elternteil effektiver zur Verantwortung zu ziehen. Eine Famile zu führen verpflichtet eben.

    Steile These:



    Wenn wir Menschen jedoch einen Ausweg aus der Elternverantwortung lassen wollen, kann das nur damit funktionieren, dass die Gesellschaft für die Mehrleistung, den zurückgebliebenen Elternteil zu unterstützen, auch mehr Kontrolle über die Kindeserziehung erlangt.

  • Kann dem nur zustimmen, dass dies eine symbolische Rechnung ist. Leider mischen da jetzt auch Psychoanalytiker mit und argumentieren psychodynamisch.



    Wenn Frauen aggressiv und fordernd werden, auf Misstände aufmerksam machen, gabs schon immer shitstorms. Durch social media , wo jeder Deppsich äußern kann wirds dann zum Tornado!