piwik no script img

Studie zu BürgergeldempfängernLeben in ständiger Unsicherheit

Die Bundesregierung plant strengere Sanktionen für Bürgergeldempfänger. Eine neue Studie zeigt: Viele der Betroffenen können schon heute nicht in Würde leben.

Thomas Wasilewski, Helena Steinhaus und DIW-Präsident Marcel Fratzscher stellten die Studie am Montag in Berlin vor Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin taz | Auf Essen verzichten, damit die Kinder satt werden – das ist eine Realität, mit der über die Hälfte der Bürgergeldempfänger leben muss. Das ergab eine Studie des Vereins Sanktionsfrei.

Gemeinsam mit dem Umfrageinstitut Verian befragte er dafür 1.014 Bürgergeldbezieher im Alter von 18 bis 67 Jahren zu ihren Lebensverhältnissen. Fast drei Viertel der Befragten erklärten, der Regelsatz von 563 Euro im Monat reiche nicht, um in Würde zu leben. Nur etwas mehr als die Hälfte sagte, dass in ihrem Haushalt alle genug zu essen hätten. Ein Drittel verzichtet auf Nahrung, um andere Grundbedürfnisse zu erfüllen.

Bei der Vorstellung der Studie am Montagvormittag spricht auch Thomas Wasilewski. Er und seine Familie leben vom Bürgergeld: „Unser Leben findet in ständiger Unsicherheit statt. Es reicht kaum für die nötigsten Nahrungsmittel und auch der Schulalltag ist dadurch für unsere Kinder besonders schwer“, sagt er. Wie 77 Prozent der Teilnehmenden der Studie empfindet er seine finanzielle Lage als psychisch belastend. „Diese Stimme im Kopf ist immer präsent: Wie soll es morgen weitergehen? Das zerfrisst die Seele“, sagt er. „Es ist unerträglich zu erleben, wie meine Söhne leiden, weil ihnen das Allernötigste fehlt.“

Während in der öffentlichen Debatte immer wieder die Arbeitsbereitschaft von Bürgergeldempfängern in Zweifel gezogen wird, gaben 74 Prozent der Befragten in der Studie an, ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu wollen. Doch nur etwa ein Viertel äußerte sich zuversichtlich, eine Stelle zu finden, die ihnen das ermöglicht. Für 59 Prozent stellen körperliche Einschränkungen und für 57 Prozent psychische Erkrankungen dabei Hindernisse dar. Das Jobcenter sei nur bedingt hilfreich.

Angst vor Obdachlosigkeit

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD vereinbart, das Bürgergeld abzuschaffen und eine neue Grundsicherung für Arbeitssuchende einzuführen. Ziel sei es zwar auch, „Vermittlungshürden“ abzubauen und die „besondere Situation“ psychisch Erkrankter zu berücksichtigen. Gleichzeitig sollen Sanktionen schneller, einfacher und unbürokratischer durchgesetzt werden – bis hin zum vollständigen Leistungsentzug für Menschen, die arbeiten können und „wiederholt zumutbare Arbeit verweigern“.

Helena Steinhaus, Vorstand von Sanktionsfrei, kritisiert die Pläne: „Über die Hälfte der Eltern müssen regelmäßig auf Essen verzichten, damit ihre Kinder satt werden. Da läuft etwas grundlegend falsch.“ 72 Prozent der Teilnehmenden gab an, Angst vor Leistungskürzungen zu haben. Die am häufigsten geäußerte Befürchtung der Befragten, was das bedeuten könnte: Obdachlosigkeit.

„Das Bürgergeld kürzen oder abschaffen zu wollen, ist ein gefährlicher Irrweg“, warnt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, der die Studie am Montag mit vorstellte. Kürzungen würden die soziale Teilhabe noch weiter reduzieren und es Betroffenen noch schwieriger machen, wieder einen Job zu finden. Das sei nicht nur für sie, sondern auch für Unternehmen, Gesellschaft und Sozialstaat kontraproduktiv, sagt er.

Tatsächlich fühlen sich laut der Studie schon jetzt nur 12 Prozent der Bürgergeldempfänger in der Studie der Gesellschaft zugehörig. 42 Prozent äußerten, sich für den Bezug von Bürgergeld zu schämen. Und 80 Prozent gaben an, es mache ihnen Angst, wie manche Politiker über Menschen mit Bürgergeld sprechen. „Sanktionsfrei“ fordert einen monatlichen Regelsatz von 813 Euro, die Abschaffung von Sanktionen und den Fokus auf Weiterbildung statt auf Arbeitsvermittlung zu richten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

60 Kommentare

 / 
  • In der BRD wurde die Menschenwürde schon lange abgeschafft und die Politik hat nichts besseres zu tun als Fachkräfte im System immer weiter kaputtzumachen und tritt immer weiter nach.



    Du fimdest in fiesem Land keine Arbeit mehr, wenn du nicht arbeitsnah wohnst. Forderung vieler Arbeitheber: halbe Stunde max entfernt. Hinzu kommt, dass der ÖPNV eine Katastrophe ist. Bei mir z.B. fährt der ÖPNV (nur Bus) von 0700h bis 1800h, Samstags nur bis 1300 und Sonn-& Feierzags gar nicht. Wow! Wie kommt man da zur und von der Arbeit, im Schichtdienst?



    Das Wohnen in den Städten und drumherum kann sich keiner mehr leisten, aber da ist die Arbeit.



    Es sind nicht die Fachkräfte, die fehlen (Die landen leider alle im Bürgergeld.), es sind die Bedingungen, die verhindern, dass man überhaupt arbeiten kann.



    Dieses Land ist so beschämend geworden.

  • "Die Durchschnittsrenten für Frauen liegen deshalb heute bei etwa 900 Euro, für Männer bei 1.350 Euro." ("Es trifft vor allem alte Frauen", Kommentar von Udo Knopp, tazFUTURZWEI, 23.6.25). Sollte auch nicht aus den Augen verloren werden, oder wieviel Leben in Würde ist da nach Bezahlung von Miete, Heizung, Krankenkassenbeitrag und womöglich Steuer usw. noch möglich? Und: Ja, ich weiß, daß Betroffene Unterstützungen beantragen können; machen sie aber oft aus Scham und Stolz nicht. Und, nein: Ich will nicht eine schwache Gruppe gegen eine andere schwache Gruppe ausspielen.

  • Das Hauptproblem ist das aggressive Klima, das spätestens mit den Hartz-Reformen gegen Erwerbslose eingeläutet wurde.

    Wer hat schon gerne keine Arbeit in der Arbeitsgesellschaft? Auf einer Party (wenn man sie sich denn leisten kann), gefragt, was man so mache, mit "Bürgergeld" antworten?

    Wir haben sehr viele Vermögende im Land, die nichts tun außer Geld verwalten. Das allein ist aber gar nicht der Punkt.

    Das größte Problem ist die Individualisierung gesellschaftlicher Umstände. Wer arbeitslos ist, ist nicht "schuld".

    Schlechte Wirtschaft, Krankheit, nicht genug Unterstützung durch Schule / Elternhaus, fehlende Kenntnisse.

    Als zivilisierte Gesellschaft sollten wir allen Menschen die Möglichkeit bieten, eine erfüllende Tätigkeit zu finden. Und die Möglichkeiten zur Qualifizierung bereitstellen.

    ("Erfüllend" heißt nicht ohne Anstrengung und die normalen Schwierigkeiten des Lebens.)

    • @Stavros:

      Zu ihrer Frage „Wer hat schon gerne keine Arbeit in der Arbeitsgesellschaft?“: Laut der Studie etwa 26 Prozent…

      Ich glaube, dass ist ein ganz großes Problem und sollte auch nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden. Es ist eben (glaube/hoffe ich) NICHT so, dass Politiker, egal welcher Partei sie angehören, prinzipiell einen Hass auf Arbeitslose schieben und sie deswegen so hart wie möglich quälen wollen. Aber es gibt nunmal einen Anteil an HartzIV-Empfängern, die selbst laut eigener Aussage keinen Bock auf Arbeit haben, ich kenne selbst welche. Das ist selbstverständlich eine Minderheit , trotzdem ist das ein Problem mit dem man umgehen muss. Dies zu ignorieren würde meiner Ansicht nach nur zu Frust, insbesondere unter Geringverdienern führen. Wer vom Staat erwartet, dass das komplette Leben finanziert wird, der sollte A nicht erwarten das man am Ende des Monats finanziell gut dasteht und B damit rechnen, dass der Staat von jedem einzelnen erwartet, die angebotenen Jobs auch anzunehmen…

  • Jeder unserer Abgeordneten sollte sich für unsere 5,5 Millionen Bürgergeldempfänger persönlich in der Mitverantwortung sehen !



    Es ist zum Fremdschämen, wie unsere Politiker hier ihre Unfähigkeit, in Anbetracht dieser Größenordnung von Teilen unserer Gesellschaft agieren, und diese Gegebenheit seit Jahren, oder eher seit Jahrzehnten vor sich hertragen. Hier immer wieder die Verantwortung auf die Bürgergeldempfänger abzuwälzen kann man nur als unrendlich berechnen.



    Wer hat denn die vielen Menschen aus ihren Arbeitsverhältnisses entlassen ? Oder haben alle Mitbürger etwa ihre Arbeit selber gekündigt ?



    Von den 5,5 Millionen Bürgergeldempfängern befinden sich ca. 800.000 Bürger im Niedriglohnsektor, sind also aufgrund geringer Eigeneinkünfte auf Unterstützung angewiesen. Zudem befinden sich unter den 5,5 Millionen Bürgergeldempfanger viele, die eigentlich aufgrund ihrer Gesundheit längst in Rente gehören, deren Rentenanträge aber von der Rentenversicherung abgelehnt werden. Hier müssten die Kriterien für eine Rentenbewilligung, durch die dafür verantwortlichen Politiker, dringend überprüft werden.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Ergänzung zum Kommentar von 11.32 h



      Innerhalb der 5,5 Millionen Bürgergeldempfänger sollte auch eine gewisse Rotation berücksichtigt werden. Bürgergeldempfänger die für eine Zeit in Beschäftigung sind und dann nach gewisser Zeit wieder z. B. aus Betriebsbedingten Gründen wieder freigestellt werden.



      Das unsere Politiker der Industrie und Wirtschaft aus der Hand fressen ermöglicht doch gerade diese gewollten Routationen , um die Löhne niedrig zuhalten. Dabei wäre es Aufgabe unserer Politiker für ein besseres Arbeitsschutzgesetz und für angemesse Entlohnung Sorge zu tragen.

  • Unabhängig von der Bewertung des Sozialsystems muß man doch feststellen, daß es sich hier schlicht um schlechte Berichterstattung in nahezu allen Medien handelt. Die s.g. "Studie" ist eben dies nicht, sondern eine Befragung. Und auch diese ist nicht repräsentativ oder gar aussagekräftig. Hier wird auf unseriöse Art und Weise Stimmung gemacht, und unsere "Qualitätsmedien" lassen sich instrumentalisieren.

    • @mumba:

      Der kurze Blick in Anhang 1 zur Stichprobe der Studie offenbart eigentlich schon, dass dies eine wahllose Befragung und keine repräsentative Studie ist .



      Die Tatsache (und das soll jetzt nicht diskriminierend sein), dass nur 6% der Befragten vs 47% Migrationsanteil gem. offiziellen Statistiken an der Befragung teilgenommen haben, lässt Zweifeln, dass die Ergebnisse auf die Bürgergeldempfänger als Gruppe anwendbar sind.



      Die Fragen in Anhang 2 sind auch bereits wertend formuliert und wirken wahllos.



      Gesundheitliche/psychische Gründe können zwar angegeben werden, es ist aber unklar, ob diese medizinisch denn auch tatsächlich indiziert sind, um eine Arbeitsstelle abzulehnen.

      Zu meinen Studenten- und Doktorandenzeiten wäre mir das um die Ohren geflogen. Umso bedenklicher, dass sich Herr Fratzscher als DIW Präsident mit auf das Podium setzt.

  • Ein Problem ist sicher die Aufgabenstellung der Jobcenter. Die haben ja keine Jobs, wobei allein der Begriff Job gegenüber Arbeit schon eine abwertende Beliebigkeit einführt.



    Aktive Mithilfe, die jemanden in eine Arbeit bringt ist da ja nicht vorgesehen, ebenso wie der angemessene Umgang mit kranken Arbeitsuchenden und den arbeitsunfähigen, die vielleicht andere Hilfen bräuchten.

  • Das Geld, das der Deutsche Staat für Bürgergeld zur Verfügung stellt, ist sicherlich ausreichend, nur gehört das ganze System geändert. So lange 60 % der aufgewendeten Summe in der Verwaltung verschwendet werden ist es nur eine teure Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Bürokraten. 6,5 Milliarde € wurden 2024 für die Verwaltung des Bürgergeldes ausgegeben, würde man hier alleine 50 % einsparen hätte man (3) Milliarden mehr für Bedürftige.

    • @Günter Witte:

      Laut KI Beschäftigten die Jobcenter in Deutschland in 2023 rund 42.900 Mitarbeiter, wie das Statistische Bundesamt 2023 meldete. Zusammen mit den Mitarbeitern der Familenkassen und anderen Bereichen der Bundesagentur für Arbeit, arbeiteten dort insgesamt etwa 113.000 Menschen.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Was wäre das für eine Einsparung, wenn man die BA und ihre Jobcenter mit ca. 100.000 Mitarbeitern verschlanken oder gleich ganz abschaffen würde, denn die Jobcenter, die mit einem unglaublichen Bürokratismus ohne Sinn und Verstand einen egozentrischen Aufwand betreiben, der aber in gar keinem Verhältnis zu ihren Vermittlungserfolgen steht, kosten den Steuerzahlern jährlich einige Milliarden Euro an Gehältern und an Folgekosten für die Jobcenter.

        Noch besser wäre es aber, wenn man die ca. 100.000 Jobcenter-Mitarbeiter umschulen würde, denn dem deutschen Staat gehen jährlich (!!!) Steuern im Umfang von 125 Milliarden Euro verloren, die von Wirtschaftskriminellen hinterzogen werden (wie aus einer Untersuchung der University of London im Auftrag der sozialdemokratischen S&D-Fraktion im EU-Parlament hervorgeht), aber dagegen wird seit Jahren nichts gemacht. Da wären 100.000 umgeschulte "Jobcenter"-Mitarbeiter, die dann Steuerbetrüger jagen, doch dann endlich mal für die Gesellschaft gewinnbringend. Aber das geht natürlich nicht, denn dann hätten die (Noch)-Arbeitnehmer ja keine Angst mehr vor Arbeitslosigkeit und würden mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen fordern.

  • Wieviel Totalverweigere gibt es? Tagesschau:



    www.tagesschau.de/...ergergeld-162.html

    > Dabei zeigt sich, dass es in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 insgesamt 13.838 Fälle gab.

    Von 5.5 Millionen Menschen mit Bürgergeld.

    Weniger als einer von 350. Das ist, als gäbe es in einer Schule *einen* Problemschüler und wegen dem würden alle bestraft.

  • "Während in der öffentlichen Debatte immer wieder die Arbeitsbereitschaft von Bürgergeldempfängern in Zweifel gezogen wird, gaben 74 Prozent der Befragten in der Studie an, ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu wollen. Doch nur etwa ein Viertel äußerte sich zuversichtlich, eine Stelle zu finden, die ihnen das ermöglicht. Für 59 Prozent stellen körperliche Einschränkungen und für 57 Prozent psychische Erkrankungen dabei Hindernisse dar."



    Das bedeutet, daß deutlich mehr als die Hälfte der Bürgergeldempfänger krank sind und dem Arbeitsmarkt nur bedingt oder gar nicht zur Verfügung stehen?



    Ist diese Erkenntnis tatsächlich so belegt und bekannt?

  • Eine Wirtschafts- und Sozialordnung, die Menschen dazu zwingt, fremdbestimmte Arbeit zu verrichten, statt ihnen selbstbestimmte Arbeit zu ermöglichen, ist eine Ordnung der Zwangsarbeit. Das „Arbeit frei mache“ war nicht nur in Auschwitz eine Lüge. In einer Gesellschaft, die leistungsgerechte Entlohnung fordert und leistungsgerechte Ernährung propagiert und in der die Teilhabe am Konsumglück als „Lohn der Arbeit“ winkt, will kaum jemand mehr hören, das Lohnarbeit die Leibeigenen von der Fron und der Obhut ihrer Grundherrn befreit hat, ihnen die Fron der Arbeit geblieben ist und sie die Pflicht, sich nun um ihr eigenes Wohl zu kümmern, dazu bekommen haben. Die „freien Lohnabhängigen“ betteln heute darum, der Staat möge ihren Dienstherren helfen, ihre Profite zu erhöhen, damit ihnen, den Lohnabhängigen die Fron der Arbeit erhalten bleiben möge. So verteidigen sie einen Baustein der liberalen Demokratie: die Aufrechterhaltung sozialdarwinistischer Ordnung.

  • Jeder der malnvon staatlicher Unterstützung abhängig war, wie ich von Hartz IV weiss, das "leben in Würde " von Sozialpolitikern nicht erwünscht ist. Betroffene werden systematisch gedehmütigt und belogen, damit sie auf Leistung und Rechte verzichten. Sie sollen auf Unterwerfung getrimmt werden für miese Jobs und Ausbeutung. Wer's nicht glaubt, sollte mal 1 Jahr Selbstversuch machen. Ich hab's erlebt, konnte mich wenigstens noch wehren.... obwohl meine Gewerkschaft damals zum jagen getragen werden musste...



    Würde ist für Arme und Abhängige in der Regel ein Fremdwort.

  • Ich bin mittlerweile einigermaßen desillusioniert, was die Lernfähigkeit einer (unserer) Gesellschaft angeht. Es geht hier um diejenigen, die nicht ein kleineres oder größeres Vermögen vererbt kriegen, sondern die in einer Notlage auf den Staat angewiesen sind. Über diese ergießt sich jetzt die lumpenbürgerliche Rotze. Darf ich mir den Ausdruck "Lumpenbürgertum" patentieren lassen? Zwei Jahre Hetze auf den meisten Kanälen genügen, um einer gefühlten Mehrheit im Land das Bewusstsein zu vermitteln, dass die armen Leute das Problem sind. Der außenpolitische Diskurs ist vergleichbar. Wir brauchen die "disruptiven" Rechten gar nicht mehr, die vermeintliche Mitte macht die Disruption in alle Richtungen schon von selbst.

  • Eine 4-köpfige Beispiel-Familie mit 2 Kindern (10 und 14) bekommt:



    1363€ Regelsatz



    510€ Kindergeld



    + die Kosten für Miete, Nebenkosten und Heizung, z.B.:



    660€ Kaltmiete



    180€ NK



    100€ Heizkosten



    Insgesamt bekommt die Beispiel-Familie also 2813€ an Bürgergeld und Kindergeld.



    Große Sprünge kann man damit nicht machen. Darüber muss man nicht diskutieren.



    Aber: Hungern muss man damit sicher auch nicht. Mit diesem Geld sollte es wohl möglich sein, genug Lebensmittel zu kaufen, um sich UND die Kinder zu ernähren. Wir hatten einige Zeit auch nicht mehr. War nicht schön, aber an Essen hat es uns nun wirklich nicht gemangelt!

    • @Schukin:

      Das Kindergeld wird angerechnet, diese Familie bekommt also 2303€. Davon gehen in diesem Beispiel 940€ für Wohnkosten weg, es bleiben 1363€.



      Pro Person und Woche sind das 85€ für Essen, Kleidung, Telefon, Schulsachen ...



      Ich stelle mir das nicht leicht vor, vor allem über einen längeren Zeitraum.

    • @Schukin:

      Ich weiß jetzt gerade nicht ob das neu geregelt ist, aber das Kindergeld wird mit H4 verrechnet, das gibt es nicht zusätzlich.

      • @Captain Hornblower:

        Gerade gegoogelt : " Kindergeld wird als Einkommen angesehen und vom Bügergeld abgezogen ".

      • @Captain Hornblower:

        japp wirsd angerechnet und in den 2.813EUR sind eben Miete und NK, für eine zu kleine Wohnung, noch kein Telefon, GEZ, neue Wintersachen ...

    • @Schukin:

      Das Kindergeld wird angerechnet auf den Regelsatz, Bürgergeldempfänger erhalten also praktisch keins!



      Kinder brauchen im übrigen mehr als Nahrungsmittel...

  • Schade, dass Steinhaus eine Erhöhung der Transferbezüge propagiert, obwohl es viel wichtiger wäre, a) diese Bezüge allen Menschen zugänglich zu machen (verdeckte Armut beseitigen, die Spaltung zwischen den "Faulen" und den "Fleißigen" aufheben) und b) Hinzuverdienst ohne Anrechnung zu erlauben. Damit man eben auch Erwerbsarbeit aufnehmen kann, ohne damit in zusätzliche bürokratische Mühlen zu geraten und mit diesen gigantischen Transferentzugsraten (70%) konfrontiert zu werden.



    Leider versteht sich Sanktionsfrei offenbar ausschließlich als Lobby der Bürgergeldempfangenden - und nicht aller von Armut Betroffenen oder Bedrohten. Und damit wird der gesellschaftlichen Spaltung eher Vorschub geleistet als dass sie verringert wird.

  • Eure Doppelmoral stinkt zum Himmel!

    Ihr da oben, die ihr auf Bürgergeld-Empfänger herabschaut, sprecht von Anstand und Eigenverantwortung, nennt die Schwächsten „faul“ und „Schmarotzer“. Doch während ihr Bürgergeld öffentlich seziert, stopft ihr euch die Taschen voll mit Steuertricks, Cum-Ex-Deals und Milliarden, die ihr am Staat vorbeischleust. Eure Skandale werden kaum verfolgt, während jeder Cent fürs Bürgergeld ein Drama ist.

    Euer eigentlicher Skandal ist der blanke Klassismus: Ihr braucht den Hass nach unten, um eure eigene Gier zu rechtfertigen. Es ist mir egal, ob ein paar das System ausnutzen das gibt es überall. Aber lieber unterstütze ich Menschen in Not, als brasilianische Verhältnisse mit Favelas und Elend zu riskieren. Niemand soll hier in Armut leben, nur weil ihr bestimmen wollt, wer Würde verdient.

    PS: Und dann die CDU ausgerechnet Leute wie Jens Spahn und Philipp Amthor, beide mit eigenen Skandalen, spielen sich als Moralwächter auf. Wenn es Gerechtigkeit gäbe, wären die schon lange weg vom Fenster.

  • Jeder 4. hat kein Interesse arbeiten zu gehen. Danke fuer diese Zahl. Uebersetzt sind das ca 13 Mrd Euro pro Jahr. Schonmal ueberlegt wieviel besser es den restlichen 3/4 mit diesen 13 Mrd Euro gehen koennte und das es im Interesse der 3/4 ist, dass etwas passiert?

  • Bei den Sanktionsgefähreten handelt es sich doch nur ein verschwindend kleiner Teil der Bürgergeldempfänger. Die meisten die arbeiten können und eine Arbeit finden, die tun das auch.

    Dass man die "Totalverweigerer" sanktionieren kann, ist aber durchaus sinnvoll. Jeder Mensch hat das Recht für sich selber zu sorgen, wenn es machbar ist. Alles andere schürt Unmut in der Bevölkerung, führt zu Hass und Hetze. Insbesondere, wenn es immer mehr Working Pur gibt, die auch beim Essen Einkaufen den Euro zweimal umdrehen und sich zusätzlich noch sorgen müssen, ob sie Ende Monat die Miete bezahlen können.

  • Nun sollte man es nicht so hinstellen als würden nur diese 563 € im Monat pro Person zur Verfügung stehen. Bei einem Ehepaar bekommen beide einen individuellen Betrag zugewiesen. Zudem gibt es noch Kindergeld. Das Jobcenter übernimmt auch angemessene Kosten für Miete und Heizung.



    Die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung werden übernommen. Es gibt Zuschläge für besondere Lebenslagen wie Schwangerschaft, Alleinerziehung, kostenaufwändige Ernährung oder bei bestimmten gesundheitlichen Einschränkungen.



    Weitere einmalige Leistungen werden gewährt: Hierzu gehören beispielsweise Zuschüsse für die Erstausstattung der Wohnung mit Möbeln und Haushaltsgeräten, für die Erstausstattung mit Kleidung oder bei Schwangerschaft und Geburt.



    Bürgergeldempfänger können zudem von vergünstigten Tickets für den öffentlichen Nahverkehr oder ermäßigten Eintrittspreisen für Museen und andere Einrichtungen profitieren (regional unterschiedlich).



    Unter Berücksichtigung all dieser Vorteile sollte es möglich sein, mit den 563 € mehr als gut über den Monat zu kommen.

    • @WederLinksNochRechts:

      Bürgergeldempfänger erhalten PRAKTISCH KEIN KINDERGELD! Das wird angerechnet, also vom Regelsatz abgezogen. Mit anderen Worten, jeder Millionär bekommt Extrageld für seine Kinder, aber die, die es am nötigsten haben nicht.

  • Was seit rotgrüner Arbeitsmarktreform Agenda2010/Hartz IV Gesetzen, Zusammenlegen von Arbeitslosen-, Sozialhilfe 2003, folgender Bürgergeldvariante 2022, neben um 30 % abgesenkten Rentenanwartschaften, Beamtenpensionen blieben außen vor, Paradigmenwechsel, dass nun statt Arbeitgeber mit Bedürftigkeitsnachweis, Vorlage Businessplänen, Arbeitnehmer prekär beschäftigt nach Verbrauch ihres Restvermögens vor Schonvermögen für Altersvorsorge Antrag auf Lohnsubvention bis Höhe Grundsicherung zugunsten privater, staatlicher Arbeitgebers stellen, 2025 7 Milliarden €, kränkend ist , dass es nun 2, 3 Kategorien speziell gekennzeichneter Belegschaften in denselben privaten, staatlichen Betrieben gibt, Stammbelegschaft mit betrieblicher Altersrente, Mitbestimmung, Boni, Bildungsurlaub, Urlaub-, Weihnachtsgeld, 13. Monatsgehalt und jene ohne all diese erkämpften Errungenschaften. Das mag historisch bewusste Arbeitnehmer gleich welcher Kategorie an dunkle NS Zeit erinnern, ohne Vergleiche stellen zu wollen, als neben Stammbelegschaften in denselben privaten, kirchlichen, kommunalen, staatlichen Betrieben an denselben Werkbänken, in Landwirtschaft Zwangsarbeiter in Sträflingskleidung standen

    • @Joachim Petrick:

      Die Arbeitsmarktreform lag bei der CDU unter Helmut Kohl schon in der Schublade - umgesetzt hat es dann Gerhard Schröder. Zu verdanken hat Deutschland diese Katastrophe den Abgeordneten im Bundestag, denn es wurde ja DEMOKRATISCH darüber abgestimmt !



      Zur Freude und ganz im Sinne von Industrie & Wirtschaft - denen Herr Peter Hartz ja kein Unbekannter war !

  • Das war keine Studie, sondern eine Umfrage - und was dabei herauskommt, ist doch klar.



    Würde mich einer fragen, ob ich



    - zu wenig verdiene



    - mir nicht alles leisten kann was ich will



    - zuliebe meines Nachwuchses schon auf was verzichtet habe



    würde ich natürlich ja - ja - ja antworten.



    Und das würden 90% aller Arbeitnehmer tun. Auch wenn sie hoch 4-stellig im Monat verdienen.....



    Also antworten Bürgergeldempfänger natürlich auch entsprechend subjektiv. Mit einer objektiven Studie hat das aber nichts zu tun.

  • "Auf Essen verzichten, damit die Kinder satt werden" - das klingt nach Gulag und nicht nach Sozialstaat.



    Dramatisch.



    'So werden laut Statistischem Bundesamt für Kinder unter 6 Jahren 7,16 Euro für Alkohol und 3,11 Euro für Tabak kalkuliert.'



    Quelle: www.suedkurier.de/...rt1373253,11602953



    Nanu, Alkohol und Tabak selbst im Regelsatz für Kinder???🤨



    Das muss sich definitiv um ein anderes Land handeln, in Deutschland unmöglich, das Bürgergeld reicht hierzulande "nicht, um in Würde zu leben" - wie wir aus dem Artikel wissen.



    Ich bin für eine generelle Streichung aller Geldleistungen.



    Mit der Bezahlkarte existiert ein Medium das sich bewährt hat. So kann sichergestellt werden, dass die Zuwendungen tatsächlich auch für die vorgesehenen Zwecke ausgegeben werden.



    Alkohol und Tabak sind gesundheitsschädlich. Sie verursachen große Folgekosten für unsere Sozialaysteme. Wieso wird so etwas überhaupt bezuschusst?



    Was kommt als Nächstes - ein Regelsatz auf Cannabis???



    Es geht um Grundsicherung. Alkohol und Tabak sind keine Grundnahrungsmittel. Genau deshalb ist das Bürgergeld verrufen - zurecht 😤

    • @Farang:

      Also bei einer generellen Streichung aller Geldleistungen würde ich mir echt große Sorgen um unsere Sicherheit und unseren sozialen Frieden machen. Was denken Sie wie die Kriminalität in Deutschland noch höher ansteigen würde.

    • @Farang:

      *Ich bin für eine generelle Streichung aller Geldleistungen.*

      Da wäre ich auch dafür, aber nicht die Geldstreichung für arme Menschen, sondern die Streichung aller Geldleistungen für so einige "Volksvertreter", die sich ihr üppiges Politikergehalt sogar noch frech mit lukrativen Nebenjobs aufbessern, während sie weiterhin auf arme Menschen schimpfen. Es wäre sicherlich auch gut, wenn der eine oder andere Bürger sich mal an das Grundgesetz erinnern würde, besonders an Art. 20 Abs. 1 GG, denn da steht wörtlich: "Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat." Im Grundgesetz steht aber nirgends: "Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Paradies für reiche und unsoziale Menschen, wo arme Menschen für den Wohlstand der Reichen schuften müssen."

      ***Nebeneinkünfte von Abgeordneten - Lobbypedia*** lobbypedia.de/wiki...e_von_Abgeordneten

    • @Farang:

      Alkohol und Tabak sind nicht explizit im Regelsatz enthalten. Da Bürgergeldempfänger ja eh nur den ganzen Tag faul rumlungern, sind sie glücklich genug, um keinerlei Drogen in ihrem Leben zu benötigen. *Ironie aus

      www.lpb-bw.de/regelsatz-buergergeld

  • Hallo,



    der Verein Sanktionsfrei agiert ja nicht im wartungsfreien Raum. Diesbezüglich wären genauere Informationen über die Erhebung interessant gewesen.



    Die Kosten der Unterkunft sind aktuell beim Bürgergeld von der Leistungsminderung ausdrücklich ausgenommen. Das weckt schon erste Zweifel an dem Bericht.

    • @Emre Toprak:

      Die Kosten der Unterkunft werden nur bis zu einem "angemessenen" Betrag übernommen. Wenn die Kosten tatsächlich höher sind, drängt das JobCenter massiv auf Umzug. Wenn aber keine günstigere Wohnung gefunden werden kann, erzeugt das sehr wohl Ängste.



      Mag sein, dass Sie nicht die Fantasie haben, sich das vorzustellen. Das sollte Sie aber nicht daran hindern, den Betroffenen zu glauben.

  • taz: *Auf Essen verzichten, damit die Kinder satt werden – das ist eine Realität, mit der über die Hälfte der Bürgergeldempfänger leben muss. Das ergab eine Studie des Vereins Sanktionsfrei.*

    Für solche Studien interessieren sich unsere "Volksvertreter" aber nicht, die sehr gut von den Steuergeldern der Bürger leben.

    Außerdem muss man den kleinen Arbeitnehmern wohl einen 'Feind' geben, an den er/sie sich abarbeiten kann, denn sonst denkt der kleine Bürger vielleicht mal darüber nach, weshalb die Löhne nie vernünftig steigen, die Gewinne der Wirtschaft und die Diäten der Politiker aber ständig steil nach oben gehen.

    Es ging damals schon nicht um Hartz IV Bezieher und heute geht es auch nicht wirklich um Bürgergeldbezieher, sondern in Wahrheit geht es immer nur um die Arbeitnehmer, denn wenn man Hartz4/Bürgergeldbezieher schlecht behandelt, dann wird der kleine Arbeitnehmer es sich nicht wagen eine Lohnerhöhung oder bessere Arbeitsbedingungen zu fordern.

    So ähnlich sehen Helena Steinhaus (Gründerin von Sanktionsfrei e.V.) und Maurice Höfgen (Ökonom) das übrigens auch, siehe LINK. ***Bürgergeld weg? DAS ändert sich jetzt!*** www.youtube.com/watch?v=nU4UI2ot5ss

    • @Ricky-13:

      Wenn Sie sich anschauen, wer diese Studie in Auftrag gegeben hat und wer daran teilgenommen hat, relativieren sich die Ergebnisse.

      • @Bommel:

        Die Studie wurde von sozialen Menschen in Auftrag gegeben. Und teilgenommen haben an der Studie arme Bürger, die nicht vom Steuerzahler mit 10.000 Euro Diätengehalt und 15.000 Euro Ministergehalt 'gepampert' werden.

    • @Ricky-13:

      Für solche Studien interessieren sich CDU-Bundespolitiker nur, wenn genug Menschen diese Studien kennen.

      Deswegen werden sie sie auch kaum erwähnen: dadurch würden mehr Leute sie kennenlernen.

  • "Und 80 Prozent gaben an, es mache ihnen Angst, wie manche Politiker über Menschen mit Bürgergeld sprechen."

    Für Panzer, Drohnen, Fregatten... ist genügend Geld da. Die Abgehängten lässt man für sich vegetieren, inkl. ihre Kinder. Was die wohl für eine Zukunft haben werden?

  • Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass diese Umfrage auch laut den Autoren nicht repräsentativ ist. So sind nur 6% der Teilnehmer Ausländer im Gegensatz zu einer Quote von 47% bei den Bürgergeldbeziehern. Auch Menschen ohne Schulabschluss etc. sind stark unterrepräsentiert. Aber wenigstens ist es mal erfrischend zu hören, dass 26% der Leistungsbezieher gar nicht das Ziel verfolgen ihren Lebensunterhalt selber zu bestreiten. Ein besseres Argument für strengere Regeln kann es gar nicht geben.

    • @Nisse:

      Dem kann ich beipflichten. Wie mir ein Freund aus der Praxis berichtet, gibt es nicht wenige junge Männer, aber auch Frauen, die arbeiten könnten, aber sich im Bürgergeld eingerichtet haben. Und für manche ist es nur ein "Grund- einkommen". Es soll da Communities bzw. Clans geben, die es unter ihrer Würde ansehen, arbeiten zu gehen und Steuern zu zahlen. Diesen Menschen sollte ihr staatlich garantiertes Zusatzeinkommen gekürzt oder gestrichen werden.



      Unter den jungen Erwachsenen gibt leider viele, die keine abgeschlossene Ausbildung/Schulausbildung und eine psychische Erkrankung haben. Manchmal ist es auch einfach ihrer Sozialisation geschuldet, sprich eine erlernte Hilf- und Hoffnungslosigkeit. Psychische Erkrankungen nehmen stark zu oder werden teils auch vorgeschoben. Diesen Menschen sollten psychosoziale Angebote gemacht werden. Die Mitarbeiter des Jobcenter werden immer mehr zu Coaches, so dass die originäre Aufgabe der Arbeitsvermittlung hinten runter fällt. Ein fehlender Führerschein ist häufig auch ein Problem, vor allem wenn diese Menschen im ländlichen Raum leben.

    • @Nisse:

      Studienrepresentativität kritisieren und dann statistische Taschenspielertricks -- das ist mal eine Art.

      Ein Blick auf die Studie selbst¹ zeigt, dass nur 8% die Frage "ich will meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten" verneinen. 18% sind Teils-Teils.

      Zusätzlich wird aus den Zahlen nicht klar, wie viele dieser 8% unter den 59% bzw. 57% mit körperlichen oder psychischen Einschränkungen sind.

      Ob mehr Druck daran also überhaupt etwas ändern könnte, weil sie gar nicht arbeiten können und deswegen aufgegeben haben.

      ¹ sanktionsfrei.de/a...tionsfrei_2025.pdf

    • @Nisse:

      Dass beim Bürgergeld arbeitsfähige und arbeitsunfähige Personen in die gleiche Schublade gesteckt werden, haben Sie wie so viele einfach mal vergessen. Oder sogar ignoriert?



      Wer aus welchen Gründen auch immer seinen Lebensunterhalt nicht alleine bestreiten KANN, wird das auch in einer solchen Umfrage nicht als Ziel angeben.

    • @Nisse:

      Meine Fresse! Es sind 8% der Befragten, die garned zustimmen. (Die Studie gibts auf der Sanktionsfrei-Seite.)



      Du gehörst bestimmt auch zu den Leuten, die alle "Arbeitsscheuen" für ein Almosen aufn Acker zum Spargelstechen und Erdbeeren ruppen schicken will.

    • @Nisse:

      Ach, erst der Hinweis, die Studie sei nicht repräsentativ, in puncto "Arbeitswilligkeit" ist sie dann aber doch aussagekräftig und liefert Argumente?

    • @Nisse:

      Die 74% sind ein gutes Gegenargument.

    • @Nisse:

      @Nisse:



      Wie wäre es denn damit erst einmal nach den Gründen dafür zu fragen? Anstatt allen das Leben schwer zu machen obwohl ein Großteil arbeiten möchte?!

    • @Nisse:

      Ich meine, Ihre Aussage, dass 26 Prozent der Befragten nicht das Ziel verfolgen, ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu wollen, einen Fehler enthält u. deshalb falsch ist. Wobei allerdings der gesamte Frage-Kontext der Studie zu beachten wäre, die ich (auch) nicht kenne. Grundsätzlich: Sie können empirisch erst mal nur Auswertungen zu Fragen verwenden, die überhaupt gestellt wurden! Die Frage des „ selbst zu sichernden Lebensunterhaltes“ bejahen 76 Prozent der Befragten. Um valide zu wissen, welche Antworten die anderen 26 Prozent geben würden, müsste eine entsprechende Frage gestellt werden. Von der wird im Artikel nicht berichtet u. ob die Studie eine solche enthält, wissen wir aus dem Artikel jedenfalls nicht. Würde die Frage der Studie die Antworten „Ja“ u. „Nein“ zulassen, könnten wir dem methodisch-empirischen „Design“ der Studie folgend sagen, dass 26 Prozent dieses Ziel nicht verfolgen. Wüssten dann aber noch nichts über ihre Gründe, warum nicht. Das würde weitere Fragen erfordern. Wir wissen zur Frage also etwas, was 76 Prozent der Befragten dazu sagen. Von den übrigen wissen wir dazu nichts u. können nur mehr oder weniger plausibel erscheinende Annahmen treffen.

  • "Die Bundesregierung plant strengere Sanktionen für Bürgergeldempfänger. " Irreführendes Framing. Es geht nicht um Bürgergeldempfänger im Allgemeinen, sondern ausdrücklich um diejenigen, die sich alimentieren lassen, obwohl sie in der Lage wären, sich mit Arbeit selbst zu erhalten und entsprechende Jobangebote ausgeschlagen haben.

    • @PeterArt:

      Ach was. Das war schon damals mit Hartz4-Sanktionen willkürliche Drangsalierung. Wer schlägt denn die "zumutbaren" Jobs vor? Glauben Sie wirklich, die wären auf die spezielle Situation der jeweiligen Geldempfänger zugeschnitten? Und das Ablehnen nur durch dreiste Arbeitsunwilligkeit begründet, nicht vielleicht z.B. durch völlige Unvereinbarkeit mit der persönlichen Lage?



      So kann man nur argumentieren, wenn man keine Erfahrungen mit dem Jobcenter gemacht hat.

    • @PeterArt:

      Haben Sie mal überlegt, wer entscheiden soll, was eine "zumutbare Arbeit" ist? Und auf welcher Grundlage? Meinen Sie, Bürgergeldempfänger melden ihre psychischen Erkrankungen als erstes dem Arbeitsamt?



      Dieser ganze Vorstoß der CDU ist einfach nur ein Skandal! Gleichzeitig sind die Diäten um mehr als 600€ gestiegen... mehr als das Bürgergeld!

    • @PeterArt:

      Die Unterstellung, "sich alimentieren [zu] lassen, obwohl sie in der Lage wären, sich mit Arbeit selbst zu erhalten" ist oft vorschnell und fälschlicherweise gemacht.

    • @PeterArt:

      GENAU - von den 5,5 Millionen Bürgergeldempfängern inklusive der ca. 800.000 Aufstocker aus Teilzeitbeschäftigung und Niedriglohnsektor, beschäftigen sich unzählige von unseren Politikern und Medien sich permanent, tagtäglich - Stund um Stund, seit Jahren



      mit den 16.000 Arbeitsverweigerern. Was hätten unsere Politiker ( ausgesprochen gut bezahlt ) in der Zeit schon



      produktives für unsere Gesellschaft leisten können, sollen und müssen...



      Quelle : www.rnd.de " Bürgergeld-Empfänger: Eine Minderheit, die nicht gehört wird "

    • @PeterArt:

      Die Vorstellung, man könnte objektiv und von Amts wegen zwischen "arbeitsunwillig" und "arbeitsunfähig" unterscheiden, ist völlig realitätsfern.



      Darüber hinaus, man kann es nicht oft genug betonen, ist nicht jeder Job aus gesellschaftlicher Sicht überhaupt sinnvoll. Eine ganze Menge unserer heutigen Erwerbsarbeit dient sogar der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Von daher ist es weder möglich, noch sinnvoll, die "faulen Transferleistungsempfänger*innen" in Erwerbsarbeit zu zwingen.

  • Weiterbildung statt Arbeitsvermittlung hatten wir schon, da haben immer alle gemeckert dass sie völlig sinnbefreite Weiterbildungen machen mussten, die nicht zu dem Job passten den sie gemacht hatten/machen wollten.



    Solange die Leute im Jobcenter die Akten nur möglichst schnell vom Tisch haben wollen, weil sie ihr Soll erfüllen müssen, wird sich sowieso nichts ändern.