piwik no script img

Strategiewechsel in der UkraineKrieg nach Russland tragen

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Die militärische Übermacht Putins ist eine nicht haltbare Behauptung. Das haben die jüngsten ukrainischen Eroberungen in Russland gezeigt.

Präsident Selenskyj wechselt die Kriegsstrategie Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa

D er Krieg in der Ukraine wird nicht in der Ukraine entschieden, sondern in Russland. Diese Analyse bestimmt jetzt offensichtlich die ukrainische Militärstrategie, indem die ukrainischen Streitkräfte den Krieg nach Russland tragen.

In wenigen Tagen hat die Ukraine mit vergleichsweise geringen Mitteln mehr russisches Territorium unter ihre Kontrolle gebracht als Russland in der Ukraine mit massiven Dauerangriffen im vergangenen halben Jahr. Russlands Armee hat all ihre Kräfte an der ukrainischen Front im Einsatz und für die Heimatfront nichts in Reserve. Russlands Übermacht erweist sich als Papiertiger. Für Russlands Präsident Wladimir Putin ist das die brenzligste Situation seit dem Marsch auf Moskau des Söldnerführers Prigoschin im Juni 2023.

Natürlich wird die ukrainische Armee nicht nach Moskau marschieren. Sie wird aber, wenn sie sich im Gebiet Kursk halten kann, Russland dazu zwingen, Kräfte aus der Ukraine abzuziehen und im eigenen Land einzusetzen. Berichten zufolge läuft das bereits, chao­tisch und ineffektiv – Putin hat die Abwehr dieses Angriffs zur „Antiterroroperation“ unter Kontrolle des Geheimdienstes erklärt, was Reibereien mit dem Generalstab nach sich zieht.

Wirren im Moskauer Machtapparat sind zu erwarten, während russische Bürger über ukrainische Panzer auf ihren Straßen staunen. So hat sich Putin seine dritte Amtszeit nicht vorgestellt.

Strategischer Sieg mit hohem Risiko

Für die Ukraine ist das – sofern diese Angriffe nicht nach hinten losgehen, was ein reales Risiko darstellt – ein strategischer Sieg. Sie versucht eben nicht mehr nur zunehmend vergeblich, ihr eigenes Territorium zu befreien. Sie eröffnet eine zweite Front, um Russlands Armee auf das eigene Staatsgebiet zurückzudrängen und damit ein Ende des Krieges in Sichtweite rücken zu lassen.

Denn erst wenn der Krieg, den Russland der Ukraine aufgezwungen hat, auf russischem Gebiet ausgetragen wird, wird auch in Moskau ein Interesse daran entstehen, ihn zu beenden. Das drängt Putin neben der militärischen auch in die politische Defensive. Jeder, der einen gerechten Frieden sucht, sollte daher der Ukraine beistehen. Jetzt erst recht.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
Mehr zum Thema

38 Kommentare

 / 
  • Gut und billig, die Unterüberschrift. Jetzt den Sachverhalt festzustellen, das ist das Referieren eines überall lesbaren Sachverhaltes. Für gute journalistische Arbeit muss wesentlich mehr im 50 mal so großen Riesenreich mit Zig unterschiedlichsten Ethnien geleistet werden.

  • "Russlands Armee hat all ihre Kräfte an der ukrainischen Front im Einsatz und für die Heimatfront nichts in Reserve."



    bitte was?



    Die russische Armee hat 1,2 Millionen Angehörige, zusätzlich stehen noch 2 Millionen Reservisten bereits.



    In der Ukraine sind ca. 500.000 stationiert. Das Problem sind nicht die Reserven, sondern die Logistik.

    Der Einmarsch ist wichtig, um zu zeigen, dass Russland eben nicht atomar eskaliert. Taktisch und strategisch allerdings nutzlos.

    • @Sybille Bergi:

      Soldaten, die man aus logistischen Gründen rumsitzen lassen muss, haben eher negativen militärischen Wert. Und Logistik - sowie sonstiger "Unterbau" - bindet eben auch gewaltige Kräfte (vergleichen Sie mal, wieviele Soldaten die Bundeswehr oder auch die US-Streikräfte theoretisch unter Waffen haben und wieviele sie maximal irgendwo im Fronteinsatz halten können).

      Im Übrigen ist auch so genug über die russischen Rekrutierungsbemühungen bekannt, um nachvollziehen zu können, dass Russland diese gewaltigen Zahlen eben nicht real gegen die Ukraine VERFÜGBAR hat. Das liegt wahrscheinlich auch nicht nur an der Logistik sondern auch daran, dass Putin sein Riesenreich zusammen- und verteidigungsfähig halten muss: Am Kaukasus warten etliche ethnische Minderheiten nur darauf, dass Moskau mal komplett woanders hinschaut. Auch Putins allerallerbester Freund in Peking wäre sich wahrscheinlich nicht zu fein, die lästige Amur-Grenze endlich mal ein gutes, rohstoffträchtiges Stück nach Norden zu verschieben, wenn die Gelegenheit günstig ist. Und das sind nur die REALEN Bedrohungen. Dazu kommen im Zweifel noch eingebildete (wie z. B. die Nato), gegen die es kampfbereite Reserven vorzuhalten gilt.

    • @Sybille Bergi:

      Das sind alles Zahlen vor dem Krieg. Russland hat weder Ausrüstung noch Offiziere um die Reste der 2 Millionen zu mobilisieren. Es kann maximal 30.000 Soldaten pro Monat mobilisieren, da kommt es mit Ach und Krack hin. Russland verliert aber auch pro Monat 30.000+ Soldaten.



      Außerdem würde bei einer erneuten Massenmobilisierung die Wirtschaft kollabieren schon jetzt gibt es in einigen Regionen Probleme mit der Nahrungsversorgung weil LKW Fahrer fehlen, genauso im öffentlichen Nahverkehr, etc. Der Krieg frisst sich langsam aber stetig durch die russische Wirtschaft und Infrastruktur, bis nichts mehr übrig ist.

    • @Sybille Bergi:

      Alles andere als strategisch nutzlos. Kampfmoral ist Teil des Krieges. Deshalb überschlagen sich ja auch die Putinsympathisanten in Deutschland

  • Russland als Weltmacht steht außerhalb seiner geerbten Nuklearwaffen längst nur noch auf dem Papier alter Geschichtsbücher. Und wenn die Nuklearwaffen in gleicher Qualität nachgelegt wurden, wie derzeit das Gesamtbild des russischen Militärs vermittelt, dann müssen sich die Russen sogar selbst davor fürchten.



    Diesbezüglich bleibt es bei der alten Erkenntnis, dass niemand heutzutage einen Nuklearkrieg mehr gewinnen kann, weil die internationalen Verflechtungen und die Arsenale letztlich nur zu einer übermäßigen globalen Zerstörung führen können, mit direkten Folgen auf Jahrzehnte, und weiterführenden auf Jahrhunderte.



    Bei der konventionellen Kriegsführung zeigt sich in Russland immer wieder die organisatorische Zerissenheit, die typisch ist für solche autokratischen Systeme. Mit einem, der alles ist, aber fast nichts kann, und Speichelleckern drumherum, die auf ihre Gelegenheit warten, narzisstisch und egoistisch ins Licht des Diktators treten zu können.



    Hatten wir ja alles schon!

    • @Wiesel:

      Das Paradoxe ist, dass die Nazi-Wehrmacht mit ihrer Auftragsführung "demokratischer" in den Prozessen war und u.a. dadurch (leider) auch so lange durchhalten konnte - so die These des israelischen Militärhistorikers M. van Crefeld.

  • Höchste Zeit, dass die unsinnigen Restriktionen für den Einsatz (deutscher) Waffen endlich fallen.



    - Mit einer auf dem Rücken gefesselten Hand kann die Ukraine den russischen Terror gegen ihre Zivilisten nicht beenden !



    Das ständige Zögern und Zaudern kostet täglich ukrainische Menschenleben.

  • „Angriff ist die beste Verteidigung“ gilt beim Schach, vom Krieg habe ich keine Ahnung.



    Aber Putin wird schon seit einigen Monaten wissen, welchen Fehler er mit seinem Krieg gegen die Ukraine gemacht hat, zugeben kann er seinen Fehler als absolutistischer Diktator natürlich nicht machen.



    Ihm bleibt nichts anderes übrig als Präsident des russischen Unterganges zu fungieren.

  • Nicht Schnarchnase, aber die anderen.



    Typisch deutsche Kommentare, die ich hier lese.



    Was sollen denn die Ukrainer machen?



    Sich ergeben und unter russischer Knute leben?



    Hatten sie schon, war nicht so toll.



    Sofortigem Waffenstillstand zustimmen?



    Hilft nur Putin, niemand weiß, wann Putin ihn bricht und dann weiter macht bzw. wer ihn dann daran hindern soll, außer den Ukrainern selbst.



    Das die Lage in der Ukraine schwierig ist und sie auf dem Papier unterlegen ist, hinderte sie aber nicht daran, die russische Flotte von der Krim zu vertreiben und Russland dazu zu bringen, ihre Flugzeuge ins Hinterland zu verlegen und Teile ihres Territoriums zurückzuerobern, trotz fehlender Langstreckenwaffen bzw. dem Verbot sie auf russischem Gebiet einzusetzen.



    Sie beweisen seit über 2 Jahren, dass es möglich ist, sich einem Diktator einer Weltmacht zu widersetzen und zahlen einen hohen Preis dafür.



    Auch die Ukrainer werden sich der Risiken bewusst seien, sind aber scheinbar in der Lage Chancen zu erkennen und sie zu nutzen.



    Können wir Deutschen das noch?

    • @2Cents more :

      Ich schließe mich an.

      Der Krieg kehrt dahin zurück, wo er hergekommen ist.

      Das ist doch ein gutes Zeichen.

      • @Jim Hawkins:

        Volle Zustimmung! Alle möglichen Rsiken dürften der urainischen Führung bekannt sein. Kommentathoren, die meinen darauf hinweisen zu müssen, sind wohl eher überrascht, dass jemand weiterdenken könnte als sie ...

    • @2Cents more :

      Was mich beunruhigt, ist Ihre Haltung. Aus der Ferne und in sicherer Entfernung von der Front fördern Sie den Kampf. Sehen Sie es doch mal so:



      Obwohl der gesamte Westen die Ukraine mit allem unterstützt, was er hat, sind die Russen nicht zurückgedrängt. Den wahren Preis zahlen die Ukrainer, nämlich mit ihrem Leben. Wie viele sind schon gestorben? 100.000? 200.000? Die Ukraine ist umgeben von falschen Freunden, die ständig Öl ins Feuer gießen. Ein echtes Interesse am Wohlergehen der leidenden Bevölkerung kann ich nicht erkennen.

      • @Ertugrul Gazi:

        Sie sprechen den Ukrainern also ab, selbst darüber entscheiden zu können, worum sie zu kämpfen bereit sind.

    • @2Cents more :

      Glauben Sie tatsächlich, dass die Ukraine Russland militärisch besiegen kann? Ich halte das für völlig unrealistisch, das wird nicht stattfinden. Vorher wird sich die Welt selbst auslöschen.

      Es kann nur eine Verhandlungslösung geben, alles andere ist illusorisch.

    • @2Cents more :

      Erklären Sie doch bitte Mal wie die Ukraine "gewinnen" soll unter Berücksichtigung der wichtigsten Parameter der US-Regierung (Vermeidung von Eskalationsrisiko und Vermeidung des Risiko eines Zusammenbrechen von Russland)!

  • Die BSWAFD wir das jetzt sehr unfair finden. Schließlich haben sie sich Friedensverhandlungen vorgestellt, in denen sich die Ukraine komplett unterwirft. Und jetzt machen die Ukrainer so etwas. Am Ende könnten Friedensgespräche auf Augenhöhe stattfinden. Jetzt müssen Wagenknecht und Co sehr tapfer sein.

  • 1) Artikel, die meine Aufmerksamkeit mit "Experten"-Meinungen fangen wollen lese ich schon nicht mehr seit die russischen Truppen in der Ukraine einmarschiert sind. Schon damals haben die geladenen "Experten" in den Talkshows verkündet, die Sache sei innerhalb weniger Tage zu Ungunsten der Ukraine erledigt.

    2) Der momentane Zug der Ukraine scheint mir nicht der dümmste zu sein, ganz im Gegenteil. Putin muss nun die Angreiftruppen vom Südosten nach Nordosten verlegen, um das eigene Land zu verteidigen; er kann ja seine Bevölkerung nicht schutzlos stehen lassen. Krieg an mehreren Fronten wird er nicht vorgesehen haben. Unabhängig davon, daß sein alter Freund Lukaschenko in ewiger Treue versucht, eine neue Front für die Ukraine aufzumachen (angebliche ukrainische Drohnen über Weißrussland, als ob die Ukraine nichts anderes zu tun hätte bzw. die Drohnen nicht anderweitig sinnvoller einsetzen werden könnten).

    3) Egal wie dieser Krieg enden wird: Mit Putin, Lukaschenko und Konsorten darf nie mehr über irgendetwas verhandelt werden. Außer vor einem internationalen Gerichtshof. Als Angeklagte.

    • @Josef 123:

      Zu 3.) Natürlich wäre eine juristische Aufarbeitung wünschenswert, jedoch wird das vermutlich nicht passieren.



      Was ist denn Ihr Lösungsvorschlag, wenn Sie gegen Verhandlungen sind, falls die Ukraine nicht militärisch siegen kann?



      Historisch betrachtet hat es bisher noch nie einen Frieden mit Russland gegeben, der nicht auf Verhandlungen basierte.

      • @Alexander Schulz:

        Historisch betrachtet hat sich Russland noch nie mit ganz Europa angelegt. Ich warte immer noch darauf, dass mir jemand vorrechnet, wie ein Land mit dem BIP von Italien einen derartigen Krieg durchhalten soll. Europa hat übrigens noch lange nicht auf Kriegswirtschaft umgestellt.

  • Ob diese Operation erfolgreich sein wird, mag ich nicht voraussagen. Allerdings halte ich die Operation für interessant, da sie Bewegung bringt, wo zuletzt eher Stillstand zu vernehmen war. Zudem bindet die Operation Russland in eine erweiterte Front auf eigenem Gebiet und streckt die Front. Mir scheint, das die zuletzt spärlichen Waffenlieferungen an die Ukraine nun wieder besser laufen und neue Aktivitäten bei den Streitkräften ermöglichen. Wenn russische Waffen und Ressourcen zur Rückeroberung des eigenen Territoriums benötigt werden, dann fehlen diese an anderer Stelle. Das erleichtert Operationen an anderer Stelle. Man darf gespannt sein, wie sich die Dinge entwickeln.

  • Einen Aspekt den kaum jemand zu würdigen scheint bei dieser Offensive nach Kursk: Die befürchtete (atomare?) Eskalation von Seiten Russland bleibt aus und die Amerikaner sind okay mit dieser Offensive. Man darf also nur hoffen das man Putins Schwäche bei uns endlich als das Zeichen erkennt sich mehr zu engagieren für den Sieg über Putin.

  • So wird der Krieg nicht enden.

  • Das Problem der UKR ist, dass sie vom Westen zu viel Unterstützung zum Sterben und zu wenig zum Leben sprich RUS aus der UKR werfen bekommt. Der Westen weiß das, diskutiert wird es wenig.

  • Natürlich ist das jetzt keine Gegenoffensive. Aber der Angriff auf Kursk legt eben auch Schwächen der russischen Militärstrategie offen, die vor allem auf Masse und Material setzt und dabei tausende frischrekrutierter Soldaten sinnlos verheizt.

    Und nicht zuletzt ist es natürlich ein Zeichen an Putins fünfte Kolonne hier im Westen, die seit zweieinhalb Jahren unablässig behauptet, ukrainischer Widerstand sei sowieso zwecklos und man solle sich doch besser mit Putin arrangieren.

  • "In wenigen Tagen hat die Ukraine mit vergleichsweise geringen Mitteln mehr russisches Territorium unter ihre Kontrolle gebracht als Russland in der Ukraine mit massiven Dauerangriffen im vergangenen halben Jahr."



    Das ist - bei all meiner Sympathie für die Ukraine - aber auch kein Wunder🤷‍♂️



    Die Russen rannten das letzte halbe Jahr über an einer Front an, die seit bald 10 Jahren von beiden Seiten massiv befestigt wird. Man möge sich im Gegenzug nur an die Offensive der Ukraine zuvor erinnern - die verpuffte (leider) auch nahezu ergebnislos an der Surowikin-Linie.



    Die Erlaubnis für die Ukraine jetzt auch grenznahes russisches Territorium mit westlichen Waffen unter Feuer nehmen zu dürfen entpuppt sich als genialer Schachzug, weil Russland einmal mehr kalt erwischt wurde.



    Der Aussage das "die militärische Übermacht Putins (...) eine nicht haltbare Behauptung" ist möchte ich dennoch widersprechen - natürlich ist Russland der Ukraine was Rekruten plus Reserve, Munition und Waffen angeht haushoch überlegen - aber taktisch sind die Russen unterirdisch aufgestellt. Und moralisch sieht's kaum besser aus.



    Möge es so bleiben.



    Slawa Ukrajini ✊🇺🇦

  • Kaum jemand hier kann das im Moment wohl ernsthaft militärisch beurteilen. Wenn diese Operation dazu führen sollte, dass russische Truppen aus dem Donbass auf eigenes Staatsgebiet zurückgezogen werden, und wenn die Front im Donbass dadurch wieder "einfriert", dann könnte es vielleicht dem Frieden dienen.

    Das "Jetzt erst recht" sollte bedeuten: Jetzt erst recht Friedensverhandlungen.

    Es sollte um Gottes Willen nicht bedeuten: Jetzt erst recht eine weitere Kriegseskalation.

    Man hat hier immer behauptet, Friedensverhandlungen seien nicht möglich, solange Putin vorwärts marschiert und vom Sieg träumen kann. Wenn das so ist, dann wäre diese situative Schwäche der russischen Seite jetzt vielleicht der Moment, ihr etwas anzubieten. Einen Einstieg in den beiderseitigen Ausstieg.

    Natürlich etwas Realistisches, gleichermaßen weitab von den öffentlich verkündeten Maximalforderungen der einen wie der anderen Seite.

  • Es ist ein Risiko und kann auch als Ardennenoffensive enden.



    Aber es zeigt vielleicht, was gegangen wäre, wenn der Westen rasch der Ukraine eine freiere Hand gegeben und die Lufthoheit mit durchgesetzt hätte

  • Den Krieg nach Russland tragen ist wirklich eine sehr originelle Idee. Das, was da so locker zwischen zwei Gedankenstrichen steht, nämlich, dass die Angriffe für die Ukraine auch "nach hinten losgehen" können , hat der Autor wohl bewusst nicht näher konkretisiert.



    Ich kann nur hoffen, dass die Schwierigkeiten, "frische" ukrainische Soldaten zu rekrutieren, auch nicht weiter nennenswert sind,weil sie sich schon beizeiten lösen werden.

    • @poesietotal:

      Kann Ihnen nur zustimmen.



      Solche Gedankengänge des Autors sind sehr gefährlich und völlig unbedarft.



      Irgendwann gehen die Männer aus. Vorher sind schon unfassbar viele getötet worden.



      Scheint völlig irrelevant zu sein.

  • Nun, ich nenne das "nach Strohhalmen greifen". Ich erinnere an die "Krinky-Operation". Ein Brückenkopf auf der Ostseite des Dnjepr, nahe bei der Krim. War ein Desaster. Die "große Sommeroffensive", all die Leos, die die Wende bringen sollten. Die Attacken auf Belgorod hatten wir auch schon. Die Russen haben Truppen herangebracht und sitzen nun nördlich von Charkiw in einer Pufferzone. Das könnte wieder passieren.



    Auch den qm-Vergleich sehe ich kritisch. Der Unterschied zwischen beiden Operationen ist: Russland greift Positionen an, die seit 8-10 Jahren ausgebaut werden. Gehalten werden sie von der Masse der ukrainischen Armee. Die Ukraine marschiert in nicht gesicherte Positionen ein, wo relativ wenige Truppen standen. Die Frage ist: Hat Moskau Reserven, die es dorthin schicken kann? Da Russland- im Gegensatz zur Ukraine - erst eine Zwangsmobilisierung hatte, wäre es gut möglich, dass die Russen diese Reserven haben. Aber bei der Größe des Landes dauert vieles eben länger.

    • @Kartöfellchen:

      Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Ukraine in Kursk eingräbt und abwartet. Da Putin es sich innenpolitisch nie leisten kann, dieses Stück Russland der Ukraine zu überlassen, wird er gezwungen sein anzugreifen.

      Jetzt ist ein Angriff und eine Eroberung gegen eine organisierte Verteidigung sehr schwierig und verbracht viele Ressourcen.

      Insofern hat die Ukraine in Kursk einen Posten geschaffen an dem sich sehr abmühen muss und aus dem sich die Ukraine im Zweifel immer zurückziehen kann. Für mich sieht das also zunächst einmal recht sinnvoll aus. Selbstverständlich kann ich mich auch täuschen. Schließlich sind meine Militärkenntnisse am Ende doch sehr bescheiden.

  • Die Menschen in der Ukraine die unter russischen Aggression leiden können einem wirklich nur Leid tun.



    Ich teile den neu aufkommenden Optimus nicht. Die jetzige Offensive könnte sogar kontraproduktiv und die eigene Position enorm schwächen:

    »Das Kursk-Manöver könnte das militärische Ende der Ukraine einleiten«

    www.spiegel.de/aus...-966e-99f3f8165c7e

    Das tragische an der jetzigen Situation ist, dass die Ukraine vor zwei Jahren in einer viel besseren Situation war,



    aber letztendlich ein wenig der Realismus fehlte. Kritisch sollte man da auch anmerken, dass der Westen die Ukraine bei ihren diplomatischen Bemühungen mehr unterstützen hätte sollen. Vielleicht hätte man etwas erreichen können.

    Aussagen von hohen Regierungsmitgliedern zb von Danilow



    wie «Ein Vertrag mit Russland ist unmöglich – nur eine Kapitulation kann akzeptiert werden" sind nachvollziehbar, aber haben schon zu Anfang des Krieges unrealistische Erwartungen geweckt:



    www.nzz.ch/interna...beenden-ld.1827138

    • @Alexander Schulz:

      Was sollen die vielen Konjunktive?



      Die Ukraine ist auf Kreativität angewiesen und daher immer für eine Überraschung gut. Mit dieser Aktion hat sie Putin in Bedrängnis gebracht. Ob mit Erfolg wird die Zukunft zeigen. In die können auch die ganzen Militäexperten nicht blicken, was durch ein Großteil der Fehlprognosen hinlänglich bewiesen wurde.

      • @Sam Spade:

        Inwiefern hat dies "Putin in Bedrängnis" gebracht Ihrer Meinung nach, wenn ich fragen darf?



        Muss Putin sich aus der Ukraine zurückziehen?



        Muss Putin Angst haben, deswegen gestürzt zu werden?



        Muss Putin so viele Truppen aus der Ukraine abziehen, dass seine Front in der Ukraine kollabiert?



        Muss Putin wegen ein paar Dörfern in Russland um Frieden bitten?

    • @Alexander Schulz:

      Nun weiß man ja inzwischen, dass Selenskiy vor 2 Jahren das anders als Danilow sah und deutlich entgegenkommender war.

      Nur genützt hat es ihm nichts.

      Ja, die Ukrainer waren überrascht von Putins fehlender Kompromissbereitschaft bei den Gesprächen in der Türkei Wie Erdoğan und "der Westen".

      Aber danach haben sie begriffen, dass es um alles geht.

    • @Alexander Schulz:

      Oder eben die Ukraine damals rasch ertüchtigen, den Status Quo wiederzuerringen, bevor sich die Russen eingruben.

  • Volle Zustimmung!