Sticker gegen Manspreading: Mehr Beinfreiheit für Frauen
In Madrid wird es verboten, in Bussen breitbeinig zu sitzen. Eine schlechte Gewohnheit, die besonders häufig Männer pflegen.
B esonders fällt das Phänomen in überfüllten Bahnen auf. Dann, wenn alle Plätze belegt sind – außer dieser eine. Der eigentlich frei ist. Der aber zur Hälfte belegt ist durch die breitbeinig sitzende Person auf dem Nebensitz. Wahrscheinlich ein Mann. Denn meistens sitzen Männer so, weswegen das Phänomen auch „Manspreading“ genannt wird.
In Madrid soll es nun in den Bussen des städtischen Verkehrsbetriebs EMT eine Aktion dagegen geben: Es werden Sticker angebracht, die das Piktogramm einer breitbeinig sitzenden Person und ein rotes Verbots-Kreuzchen zeigen.
Zurück geht das auf eine Forderung der Frauenrechtsaktivistinnen der Gruppe Mujeres en Luchas („Kämpfende Frauen“). Sie führten eine Social-Media-Kampagne unter dem Hashtag MadridSinManspreading und starteten eine Petition, die von 10.000 Personen unterschrieben wurde. Das überzeugte den Bürgermeister.
In der Madrider Bahn wird das Piktogramm eingereiht neben jene, die auch lautes Musikhören oder Rauchen verbieten. Alles störend in einer Bahn. Aber Manspreading ist nicht nur einfach nervig: „Es ist eine Frage der Kultur. Uns Frauen wurde immer gesagt, dass wir möglichst wenig Platz einnehmen dürfen, Männern nicht“, sagt Alejandra de la Fuente dem Telegraph. Sie leitet die Anti-Manspreading-Kampagne.
Manspreading ist also Symbolbild dafür, wie unterschiedlich sich Männer und Frauen in der Gesellschaft bewegen, wer wie viel Raum einnimmt; im direkten, wie auch im übertragenen Sinne. Diese übertragene Deutung ist vielen aber nicht bewusst. Umso wichtiger, dass Aufmerksamkeit für das Phänomen – und auch einige Sitzplätze mehr – geschaffen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja