Steigende Mieten: Schluss mit der Nietenpolitik
Was hilft gegen überteuerte Mieten? Vielleicht ein Perspektivwechsel, der Genossenschaften fördert anstatt Spekulant:innen noch reicher zu machen.
D ie Mieten steigen nicht, sie schießen durch die Decke. Ende 2024 lagen sie fast 5 Prozent höher als ein Jahr zuvor. In Großstädten wie Berlin, Frankfurt und sogar im wenig attraktiv klingenden Essen sind sie sogar um 8 Prozent und mehr gestiegen. Das zeigt eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft – für alle, die keine Ahnung vom Thema haben. Alle anderen, die tatsächlich eine Wohnung suchen, wissen längst: Die Realität ist noch viel schlimmer.
Empfohlener externer Inhalt
Wenn überhaupt mal eine Wohnung frei wird, dann prügeln sich die Massen, am Ende gewinnt der mit der dicksten Kreditkarte. Weil die Anbieter jeder einzelnen Wohnung stets ein temporäres Monopol haben, das sie gnadenlos ausnutzen können – auch unter Umgehung aller Regeln, wie kürzlich eine Studie der Linkspartei eindrucksvoll belegt hat. Der Wohnungsmarkt ist nicht frei, wie FDP, CDU und SPD nicht müde werden zu betonen, sondern ein rechtsfreier Raum. Oder kennen Sie eine Behörde, die die Einhaltung der Mietrechte kontrolliert?
Deshalb ist auch das „Bauen, bauen, bauen“-Mantra, das sich in nahezu allen Wahlprogrammen findet, sinnlos. Damit ist schon die amtierende Bauministerin komplett gescheitert. Die Zahl der Baugenehmigungen hat sich in den letzten zwei Jahren halbiert. Neubau wird auf Jahre keine Entspannung bringen. Denn Spekulant:innen wissen: Die Baupreise sind viel zu hoch, das lohnt sich nicht. Stattdessen kaufen sie reihenweise Altbestand und quetschen dort die Mieter:innen aus.
Was helfen würde? Ein radikaler Perspektivwechsel: weg von Investorenförderprogrammen, die am Ende immer nur den Besitzenden dienen, hin zu einer Mieter:innenpolitik. Die mit durchgreifenden und kontrollierten Regeln die Bestandsmieten niedrig hält. Und die richtig Geld in die Hand nimmt, um ausschließlich bewohnerkontrollierte Gesellschaften in die Lage zu versetzen, trotz exorbitanter Baukosten bezahlbaren Wohnraum zu errichten. Das würde wenigstens langfristig helfen. Klingt utopisch? Ja. Aber alles andere ist Nietenpolitik.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Linkenkandidat Sören Pellmann
Roter Rettungsschirm im Gegenwind
Demos gegen rechts am Wochenende
Mehr als eine halbe Million auf der Straße
Wagenknecht und Migration
Wäre gerne eine Alternative zur AfD
Gegen den Trumpismus
Amazon-Boykott, jetzt!
Kampf um Kanzleramt
Er wird weichen müssen
SPD unter Druck
Nun hofft Olaf Scholz auf ein Comeback