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Sourani über das Recht der Palästinenser„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“

Wie kommen die Palästinenser zu ihrem Recht? Der palästinensische Menschenrechtsanwalt Raji Sourani hat an Klagen vor dem Internationalen Gerichtshof und Internationalen Strafgerichtshof mitgewirkt.

Raji Sourani, Menschenrechtsanwalt aus Gaza, hier in Guernica, Spanien (Archivaufnahme) Foto: Vincent West

taz: Herr Sourani, der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat Haftbefehle gegen Benjamin Netanjahu, Joav Galant und Mohammed Deif wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen erlassen – aber nicht wegen des Genozidvorwurfs. Was halten Sie von dieser Entscheidung?

Raji Sourani: Die Entscheidung, Netanjahu und Joav Galant zu verhaften, ist sehr wichtig. Das ist eine Errungenschaft. Aber ich bin total unglücklich und traurig darüber, wie lange es gedauert hat und wie selektiv und politisiert mit dem Völkerrecht umgegangen wird. Wir haben versucht, alle legitimen rechtlichen Mittel einzusetzen, aber der Genozid in Gaza geht trotzdem weiter. Das macht mein Herz sehr schwer. Gaza ist ein Friedhof des internationalen Rechts.

Raji Sourani

ist der bekannteste Menschenrechtsanwalt in Gaza. Er gründete und leitet das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte und vertritt Opfer vor dem israelischen Rechtssystem, dem IStGH und dem IGH. Im Jahr 2013 wurde er mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

taz: Sie reden von Völkermord.

Sourani: Der Völkermord im Gaza­streifen wird live in den sozialen Medien übertragen, und der IGH hatte bereits vorläufige Maßnahmen angeordnet, um die Gräueltaten zu beenden. Das ist wahrscheinlich der am besten dokumentierte Konflikt der Geschichte. Aber die internationale Gemeinschaft hat nichts getan. Der Holocaust und viele andere Gräueltaten sind geschehen, und die Welt hat daraus geschlussfolgert: Zi­vi­lis­t*in­nen dürfen nicht Opfer eines Kriegs sein. Deshalb gibt es die Genfer Konventionen und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Aus diesem Grund gibt es die Völkermordkonvention. Und deshalb berufen wir uns als Palästinenser auf das humanitäre Völkerrecht.

taz: Wie beurteilen Sie die Reak­tio­nen aus Deutschland auf die Haftbefehle?

Sourani: Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend, dass Borrell, der Leiter der EU-Außenpolitik, sagt, dass alle EU-Mitglieder die Entscheidung des Gerichtshofs vollständig umsetzen müssen. Das ist kein politisches Argument, das ist eine Gerichtsentscheidung. Wie kann Deutschland Verbrecher schützen, die vom wichtigsten Gericht der Welt, dem Internationalen Strafgerichtshof, gesucht werden? Deutschland steht auf der falschen Seite der Geschichte. Es ist nicht nur ein Komplize, sondern ein Partner bei den Verbrechen. Deutschland ficht sie an, obwohl diese Verbrechen online live und in Echtzeit in die ganze Welt übertragen werden. Warum unterstützt Deutschland Israel immer noch mit Waffen und warum sagt die deutsche Außenministerin, sie unterstütze die israelische Bombardierung von Schutzräumen in Gaza?

Was sind der IGH und der IStGH?

Der Internationale Gerichtshof (IGH) wurde 1945 gegründet und hat seinen Sitz in Den Haag. Er ist für Konflikte zwischen UN-Mitgliedstaaten zuständig. Aktuell befasst er sich mit einer Klage Südafrikas gegen Israel wegen des Verdachts auf Völkermord im Gazastreifen. Im Juli erklärte er in einem Gutachten die israelische Besatzung der palästinensischen Gebiete und den Mauerbau im Westjordanland für rechtswidrig.

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) ist seit 2002 tätig und hat seinen Sitz ebenfalls in Den Haag. Er soll Personen verfolgen, denen Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vorgeworfen werden. Er kann eine Tat nur verfolgen, wenn sie nicht national verfolgt wird. Die USA, Israel, Russland und China haben den IStGH nicht anerkannt. Palästina ist seit 2015 Mitglied. Im Mai 2024 beantragte der IStGH-Chefankläger Karim Khan Haftbefehle gegen drei Hamas-Anführer, Israels Ministerpräsidenten Netanjahu und Ex-Verteidigungsminister Galant. Am 21. November 2024 erließen die Richter Haftbefehle gegen Haftbefehle gegen die beiden und Hamas-Chef Mohammed Deif.

taz: Es hat auch ein Jahr gedauert, bis der Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen Putin erlassen hat. Dauert es nicht normalerweise eine Weile, bis die Gerichte tätig werden?

Sourani: Als Russland in die Ukrai­ne einmarschiert ist, haben die Europäer den ukrainischen Widerstand schnell unterstützt, politisch und mit Waffen. Wir haben gehofft, das würde den Westen aufrütteln, damit er sich der Besatzung in Palästina bewusst wird. Wir mussten die Landkonfiszierung im Westjordanland ertragen, die 17 Jahre andauernde Blockade hat den Gaza­streifen in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht erstickt. Der 7. Oktober war nicht der Beginn des israelisch-palästinensischen Konflikts. Der Westen hat die darauf folgenden Angriffe völlig zu Unrecht legitimiert.

taz: Haben Sie versucht, das israelische Rechtssystem in Anspruch zu nehmen?

Sourani: Ja, aber wir und die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem sind zu dem Schluss gekommen, dass sie nichts unternimmt, um die organisierten, systematischen Kriegsverbrechen der Besatzung und ihrer Armee zu stoppen, sondern sie vielmehr unterstützt und rechtlich vertuscht. Deshalb haben wir uns an die universelle Gerichtsbarkeit in Ländern wie Spanien, Großbritannien, Südafrika und der Schweiz gewandt. Aber wir wurden politisch blockiert. Sie sagten, dass Israels Machthaber „diplomatische Immunität“ genießen. Bereits nach dem Gazakrieg 2009 sagte die UN-Erkundungsmission: Wenn Israel die mutmaßlichen Verbrecher nicht innerhalb von sechs Monaten zur Rechenschaft ziehe, solle der Internationale Strafgerichtshof eingeschaltet werden. Aber wir haben keine Rechenschaftspflicht gesehen. Und wir haben bemerkt, dass diese Maschine, der IStGH, sich nicht bewegt hat.

taz: Jetzt hat er sich bewegt. Staatsanwalt Karim Khan hat die Anträge im Mai gestellt.

Sourani: Wir haben uns schon lange vorher an den Strafgerichtshof gewandt. Ich habe nach 2015, als die Palästinensische Autonomiebehörde das Römische Statut des Gerichtshofs ratifiziert hatte, Fälle zur israelischen Blockade des Gazastreifens nach Den Haag geschickt. Der Anklägerin Fatou Bensouda hat 2021 ein Verfahren eröffnet. Die Ermittlungen gerieten ins Stocken, als Khan das Amt übernahm: Zwei Jahre lang unternahm er nichts. Wir haben immer wieder an seine Tür geklopft. Sechs Treffen wurden angesetzt und in letzter Minute abgesagt. Israel muss den Eindruck gehabt haben, dass es über dem Gesetz steht. Deshalb haben wir uns am 29. Dezember als Teil des südafrikanischen Anwaltsteams an den Internationalen Gerichtshof gewandt und die Klage wegen Völkermordes eingereicht.

taz: Wie war Ihre Erfahrung am Internationalen Gerichtshof?

Sourani: Das Gericht hat fantastisch gehandelt. Es hat den Fall angenommen und den Vorwurf, Israel begehe einen Genozid, damit als plausibel erachtet. Die Richter haben dreimal vorläufige Maßnahmen erlassen: im Januar, im Februar und im April. Sie wurden überhaupt nicht umgesetzt. Dann begann Khan endlich zu handeln und versuchte, die Glaubwürdigkeit des Strafgerichts zu retten.

taz: Hatte er Erfolg?

Sourani: Wir werden sehen. Die Haftbefehle kamen sehr spät. Sie sind keineswegs ausreichend. Darüber hinaus waren der IStGH und der IGH Angriffen, Kritik, Drohungen und Anschuldigungen gegen Richter und Staatsanwälte durch die USA und Israel ausgesetzt.

taz: Sie meinen, der Westen ist voreingenommen?

Sourani: Die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien sagen, Israel habe das Recht auf Selbstverteidigung. Aber die israelische Besatzung an sich wird in den Römischen Statuten als Verbrechen der Aggression definiert. Diese gesamte Position ist also rechtlich und politisch falsch. Aber mit diesem Argument legitimieren sie, dass Israel Tausende von Zi­vi­lis­t*in­nen angreift und tötet, sie vertreibt und aushungert. Und auf der anderen Seite haben Europa und die USA versucht, uns Palästinenser daran zu hindern, uns an internationale Rechtsinstanzen zu wenden.

taz: Sie wurden nach Ägypten vertrieben. Wie arbeitet Ihr Team in Gaza unter diesen schwierigen Bedingungen?

Sourani: Ich habe mein Haus verloren. Unsere drei Büros sind zerstört. Wir sind 65 Mitarbeiter*innen, die meisten sind im Gazastreifen und einige im Westjordanland. Sie arbeiten unter sehr harten Bedingungen. Wir haben zwei unserer Anwältinnen verloren, und viele unserer Mit­ar­bei­te­r*in­nen haben den Großteil ihrer Familien verloren. Sie alle wurden vertrieben, ihre Häuser und Grundstücke wurden zerstört. Sie leiden unter dem Hunger, wie alle Menschen in Gaza. Sie sind Eltern und müssen nach Brot und Wasser für ihre Kinder suchen. Aber wir haben die Verantwortung, alle Kriegsverbrechen, Verbrechen ­gegen die Menschlichkeit und den Völkermord im Gazastreifen weiterhin rechtlich zu dokumentieren.

taz: Möchten Sie nach Gaza zurückkehren?

Sourani: Ja, natürlich. Mir wurde angeboten, in Beirut, New York, London und Genf zu arbeiten. Aber ich habe mich entschieden, mein Leben lang in Gaza zu leben. Es ist definitiv mein Wunsch und Traum, so bald wie möglich zurückzukehren.

taz: Verteidigt das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR) auch Fälle von palästinensischen Opfern gegen palästinensische Gruppen?

Sourani: In den letzten 30 Jahren haben wir Hunderte von Fällen bearbeitet und die Palästinensische Autonomiebehörde in Ramallah oder die Hamas in Gaza kritisiert.

taz: Wie kann man angesichts der Massenflucht und der Stromausfälle praktisch dokumentieren?

Sourani: Unsere Arbeit war nie einfach. Wir haben schon früher Angriffe und Kriegsverbrechen während der Kriege dokumentiert. Aber dieser genozidale Krieg hat eine ganz andere Dimension. Ich bin 70 Jahre alt. Ich habe mehr als 40 Jahre meines Lebens dieser Arbeit gewidmet, aber das Ausmaß der ethnischen Säuberung im Westjordanland und in Ostjerusalem durch das Apartheidsystem und das massive Töten, die Zerstörung, die Vertreibung und den Hunger in Gaza hätte ich mir nie vorstellen können. Dieser Schmerz und dieses Leid sollten in Akten dokumentiert und vor den zuständigen Rechtsorganen vertreten werden. Das ist unsere schwierige Aufgabe im Namen der Opfer.

taz: Was bringt Sie dazu, weiterzumachen?

Sourani: Wir sind romantische Revolutionäre. Wir glauben an die Rechtsstaatlichkeit, an diese zivilisierten Normen und Werte. Wir sind Ex­per­t*in­nen für internationales Recht und werden von den besten An­wäl­t*in­nen der Welt unterstützt.

taz: Mit Unterstützung des European Center for Constitutional and Human Rights in Berlin klagen Sie gegen deutsche Waffenexporte nach Israel. Sind Sie zuversichtlich, in Deutschland recht zu bekommen?

Sourani: Wir arbeiten nicht nur mit hervorragenden europäischen und amerikanischen Menschenrechtsorganisationen zusammen, sondern auch mit israelischen Kollegen. Das Recht sollte universell angewendet werden. Die selektive Anwendung des Rechts durch den Westen ist eine Gefahr für die Glaubwürdigkeit des globalen Rechtssystems.

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60 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Vielen Dank für das Interview. Es zeigt m.E. gut auf, wie stark angeblich "unabhängige Institutionen" weltweit immer noch vom Westen instrumentalisiert oder belagert werden können.



    Das es fast 1 Jahr benötigt, um beide Seiten entsprechend einen Haftbefehl auszusprechen, ist definitiv zu lang. Die Kriegsverbrechen beider Seiten sind schon so lange dokumentiert. Hoffen wir, dass nun etwas Bewegung reinkommt. Auch Reporter ohne Grenzen hat ja mehrere Kriegsverbrechen der isr. Streitkräfte auf Journalisten in Gaza, Westbank und dem Libanon dokumentiert. Es ist unglaublich wie wenig, davon in unseren Hemisphären darüber berichtet wird.

  • Wie viel Einseitigkeit geht in einem Interview? Israel ist ein Monster, der „Westen“ steht auf der falschen Seite der Geschichte, eine Terrororganisation mit Namen Hamas existiert offenbar gar nicht. Die „Ein bisschen Wind im Haar“ Autorin Julia Neumann, die sich über iranische Frauen mokiert, wenn sie um ihre Freiheit kämpfen, liefert hier einem Aktivisten die Stichworte, ohne auch nur eine kritische Nachfrage zu stellen. Beschämend.

  • Was ist eigentlich so schwer daran zu verstehen, dass die Hamas als verlängerter Arm des IRAN Israel angegriffen hat?

    Statt den Menschen in Gaza zu helfen hat die Hamas in Tunnel und Waffen investieren. Schulen, Infrastruktur und Wirtschaft wären sinnvoller gewesen.

    Dass die Hamas eine Terrororganisation ist, welche die Palästinenser als Geiseln hält, das kommt dem Herrn aber auch gar nicht in den Sinn.

    Eine derartige Verdrehung von Ursache und Wirkung ist schon abenteuerlich.

  • "Warum unterstützt Deutschland Israel immer noch mit Waffen und warum sagt die deutsche Außenministerin, sie unterstütze die israelische Bombardierung von Schutzräumen in Gaza?"

    Es ist absolut bizarr und zynisch, dass ausgerechnet das Land, das entsetzliche Verbrechen gegen die Juden begangen hat und wegen dem es diese Menschenrechtskonventionen gibt, absolut nichts aus der Geschichte gelernt hat und nun einen Staat sogar mit Waffen unterstützt, der genau dieses Recht bricht.

    Die Lehre aus dem Holocaust muss ja sein "verhindert Völkermord und Verbrechen an der Zivilbevölkerung" und nicht "unterstützt Israel, egal was sie tun". Und das sagen auch intelligente Juden und Jüdinnen auf der Welt. Wenn die arabische Welt den Westen jetzt noch mehr hasst, muss sich keiner wundern.

  • Nicht ein einziges Mal taucht in den Fragen von Julia „Das bisschen Wind im



    Haar“ Neumann das Wort Hamas auf, und auch nicht in den Antworten. Bezeichnend.

  • Tolles Interview, vielen Dank.

    "Die selektive Anwendung des Rechts durch den Westen ist eine Gefahr für die Glaubwürdigkeit des globalen Rechtssystems"

    Die Glaubwürdigkeit leidet massiv und nachhaltig, wenn die Exekutive (deutscher Regierungssprecher) sagt, er könne sich nicht vorstellen, dass ein Haftbefehl des Gerichts vollstreckt werden könne, nicht wenn es um Netanjahu geht.

  • "Der Holocaust und viele andere Gräueltaten sind geschehen, und die Welt hat daraus geschlussfolgert: Zi­vi­lis­t*in­nen dürfen nicht Opfer eines Kriegs sein. "



    Unsinn. Zivilisten dürfen nicht ZIEL eines Angriffs sein, aber zivile Opfer in einem Krieg sind praktisch unvermeidlich und keineswegs grundsätzlich illegal.

    "Das Gericht hat fantastisch gehandelt. Es hat den Fall angenommen und den Vorwurf, Israel begehe einen Genozid, damit als plausibel erachtet."



    Das ist gelogen. Der ICJ hat den Fall NICHT deshalb angenommen, weil der Genozidvorwurf plausibel sei. Der ICJ hat vielmehr bestätigt, dass die Palästinenser*innen einen plausiblen Anspruch auf Schutz vor einem Genozid hätten, so einer stattfindet. Haben mehrere Richter*innen vielfach klargestellt, lässt sich leicht nachlesen. Ein Menschenrechtsanwalt weiß das mit Sicherheit, und ist somit ein Lügner.

    Dieses Interview ist somit reine Propaganda und enthält bewusste Desinformation.

  • "Der 7. Oktober war nicht der Beginn des israelisch-palästinensischen Konflikts. Der Westen hat die darauf folgenden Angriffe völlig zu Unrecht legitimiert."

    Unabhängig vom Völkermordvorwurf, lese ich daraus ein "Es gibt einen langen Konflikt und das was am 7. Oktober getan wurde hat so eine Reaktion (Israelische Angriffe), nicht verdient."

  • „Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“, bedeutet uns überdeutlich die Überschrift und dann kommt Herr Sourani, der zitierte Gewährsmann, zu Wort.



    Dem stellt Frau Neumann die dankbar richtigen Fragen. Gekonnt nimmt der die Bälle auf und weiß zu dribbeln: „Der Holocaust und viele andere Gräueltaten sind geschehen“, räumt er ein, und relativiert ihn zugleich. Er muss ihn bringen, die taz erscheint in Deutschland. Wenn ihn das iranische Fernsehen interviewt, wird er’s anders machen. Und so folgt Doppelpass auf Doppelpass auf Doppelpass.



    Das Problem daran: Es macht den kritischen Leser misstrauisch, und zwar zurecht. Er fühlt sich gar an Pallywood erinnert, glaubt nix von dem, was er da liest, und tut Herrn Sourani dabei noch unrecht: Denn der kann nicht anders, die Korrespondentin schon.

    • @Torben Jakowski:

      Wo relativiert er den Holocaust? Wenn er darauf aufmerksam macht, das keiner dieser Verbrechen die Menschheit soviel gelernt hat, Strukturen und Möglichkeiten der Unterbindung dessen, zu etablieren? Er hat nirgends gesagt, dass der Krieg im Gaza auch nur ansatzweise dem der systemischen Liquidierung jüdischen Glaubens während der Nazizeit gleichkäme. Er prangert an, und das sehr vehement, dass selbst die aktuellen Strukturen zu lahm, zu langwierig, und viel zu abhängig sind. Dem kann man m.E. nicht widersprechen.

      "Kritischer Leser" finde ich dann doch etwas weit hergeholt. Man kann aus ihrem geschriebenem sehr viel heraus lesen. Und das Palästinenser in ihren Augen eigene Rechte haben, darf man wohl ohne großem Irrweg, verneinen.

    • @Torben Jakowski:

      Durch negative Glorifizierung würde der Holocaust in die Vergangenheit verbannt. Was würden Sie denn anders machen als sich an die daran anknüpfenden Menschenrechte und ähnliches zu halten?

    • @Torben Jakowski:

      Mindestens Zehntausende von Toten im Gazastreifen sind kein Pallywood sondern Realität. Wer immer Torben Jakowski sein mag, er verdient wegen seines völligen Fehlens an Empathie Mitgefühl.

    • @Torben Jakowski:

      Wenn man sich anguckt, wie die deutsche Haltung vorm 7.10.23 war, z. B. dass die Konrad Adenauer Stiftung im Januar noch geschrieben hat, dass die israelischen Restriktionen die palästinensische Jugend radikalisiert, nicht die Hammas, die als Auffangbecken diente (und ausnutze), dann ist es schon irritierend politische Aussagen heute zu hören.

  • >Der Holocaust und viele andere Gräueltaten sind geschehen, und die Welt hat daraus geschlussfolgert: Zi­vi­lis­t*in­nen dürfen nicht Opfer eines Kriegs sein.

    Diese und keine weitergehende Schlussfolgerung aus dem Holocaust zu ziehen entspricht ungefähr dem Horizont deutscher Spießer in den Fünfzigerjahren.

  • Endlich wird in der taz auch mal die Palästinensische Seite beleuchtet. Das internationale Schweigen angesichts dieser Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen ist schockierend. Und dass Israel weiterhin Frauen, Kinder, Ärzte und Journalisten ermorden darf und es von einer Selbstverteidigung geredet wird ist nur noch lächerlich.

    Auch ist es beschämend das kritische Kommentare wie der meine häufig einfach nicht publiziert werden. Ich dachte die taz ist an einem offenen, unabhängigen Journalismus interessiert…

  • Bei allem großen Respekt für Herrn Sourani und seine Tätigkeit würde ich mir wünschen, dass er Verständnis für die spezifisch deutsche Zurückhaltung in diesem Konflikt aufbringen kann.



    .



    Denn eine von ihm gezogene historische Parallele ist nicht richtig. Zitat: - "Der Holocaust und viele andere Gräueltaten sind geschehen, und die Welt hat daraus geschlussfolgert: Zi­vi­lis­t*in­nen dürfen nicht Opfer eines Kriegs sein."



    .



    Nein, im Holocaust waren nicht Zivilisten Opfer eines Krieges. Damals wurden Menschen willentlich und systematisch umgebracht ohne jeden Kriegsbezug, und sogar dann noch, als es der Kriegführung abträglich war.



    .



    Das muss man verstehen. Dann kann man vielleicht auch verstehen, dass das deutsche Verhältnis zum Staat der damals Überlebenden immer besonderen historischen Verpflichtungen unterliegt, so ungerecht das aus der Sicht einer dritten Partei auch erscheinen mag.

  • Das Völkerrecht - das weiß ein Menschenrechtsanwalt sehr sicher auch - verbietet es allerdings Kombattanten (also Hamas-Kämpfern) sich hinter Zivilisten zu verstecken, geschützte Räume wie Schulen oder Krankenhäuser als Verstecke für Kämpfer und Waffen zu nutzen oder sogar aus diesen anzugreifen. Dafür gibt es natürlich auch Gründe und die Folge war - jedenfalls als ich vor 25 bis 30 Jahren studierte, dass die Verantwortung für die Folgen bei der Zivilbevölkerung denen zugeschrieben wurde, die insoweit das Völkerrecht missbraucht haben, um sich im Kampf einen Vorteil zu verschaffen.

  • Noch nicht einmal eine einzige Frage zu den Entführten und den Opfern des 7.10.?



    Sollte man als Journalist nicht auch kritische Fragen stellen?



    Warum wird die iranische Regierung nicht angeklagt, die den Terror finanziert?

  • "Wie kann Deutschland Verbrecher schützen, die vom wichtigsten Gericht der Welt, dem Internationalen Strafgerichtshof, gesucht werden?"



    Hab ich was nicht mitgekriegt? Ist Netanjahu in Deutschland? Wurde offiziell gesagt, Netanjahu würde bei Ankunft in Deutschland nicht festgenommen?



    Irgendwie scheint mir Info zu fehlen.

  • Dieser Konflikt ist in jeder Weise asymmetrisch. Nicht nur ist Israel größer und stärker, es ist auch gleichzeitig Täter wie Opfer...wie Palästina auch. Das macht es extrem schwer, klare Grenzen zu ziehen, wo der Selbstschutz aufhört und der Angriffskrieg beginnt. Wo man gegen bewaffnete Kämpfer und wo gegen Zivilisten vorgeht. Wo der Krieg zum Völkermord wird. Meist kommt die Erklärung, dass es sich um einen Völkermord handelte, zu spät. Das war auf dem Balkan so, in Rwanda und nun auch in Gaza. Niemand will sich zu weit aus dem Fenster lehnen. Tut man es, ist man sofort Antisemit. Tut man es nicht, ist man Teil der Verschwörung.



    Ich würde es begrüßen, wenn Deutschland keine Waffen mehr an den Aggressor in einen Krieg liefern würde. Ich würde auch eine Erklärung begrüßen, dass man die Gesuchten dingfest machen wird, wenn sie nach Deutschland kommen. Die Schuld an der steten Verlängerung des Konfliktes trägt Israel mit den USA. Ohne Landraub wären wir gar nicht an diesem Punkt. Auch die Verhaftung würde den Konflikt nicht beenden. Es gibt keine gute Lösung.

  • Könnte man nicht endlich mal die Sch...Religion aus Fragen des menschlichen Zusammenlebens entfernen?



    Über Jahrzehnte habe ich weder Synagoge, Kirche noch Moschee betreten, weil ich all diese Orte als Zentren des Machmissbrauches verstanden habe.



    Falls es noch niemandem aufgefallen ist: Diese Leute in Synagoge, Kirche und Moschee beten alle zu ein und demselben Gott.

    • @Jörg Schubert:

      Zitat Reinhardt Mey



      Sei wachsam



      "Wenn du erst lernst zu übersetzen, was sie wirklich sagen:



      Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm:



      Halt du sie dumm, -- ich halt' sie arm!



      Sei wachsam,



      Präg' dir die Worte ein!



      Sei wachsam,



      Fall nicht auf sie rein!"



      Leider noch zu wenig in den Köpfen und den Herzen.



      Internationale Parallelen und Analogien.

    • @Jörg Schubert:

      "... Diese Leute in Synagoge, Kirche und Moschee beten alle zu ein und demselben Gott ..."



      Schon daran erkennt man, dass Sie die letzten x-Jahrzehnte nicht in einer Kirche waren. Korrekt, alle drei Religionen berufen sich auf ein und denselben Gruendervater. Aber bei einer intensiveren Beschäftigung zumindest mit dem christlichen Glauben wäre aufgefallen, dass es sich heute nicht um ein und denselben Gott handeln kann.

    • @Jörg Schubert:

      Ja, die Freiheit von Religion gehört ins Grundgesetz. Jeder kann seine persönlichen imaginären Freunde hofieren, wenn er alleine ist. Im öffentlichen Raum sollten Ethik und Vernunft die Grundlage sein.



      Und wenn wir endlich christliche Symbole aus der Öffentlichkeit streichen, kriegen wir auch keine Rassismusdebatte, wenn wir Leuten mit anderen religiösen Symbolen ihre Verherrlichung des Machtmissbrauch ebenfalls untersagen.

    • @Jörg Schubert:

      In dem Artikel kommt nicht einmal das Wort Islam, Judentum oder Christentum vor. Die Religion haben sie also rein gebracht. Den Konfliktg nur auf Religion zu reduzieren ignoriert auch so etliche Tatsachen vor Ort.

    • @Jörg Schubert:

      Halten Sie es denn für wahrscheinlich, dass eine Art Religion nicht in anderer Form wieder aufploppt? Als Glaube an Auto, "Erfolg", Ego, Yoga, Liebe, Medizin, Globuli, Nation, Ariertum, ...



      Da ist meine Konfession gerade die Skepsis.

      Zurück zu Sourani und seinen vom Alternativen Nobelpreis gekrönten Ansaätzen. Können sie vielleicht Ansätze für mehr Gleichberechtigung, Frieden und Völkerrecht in der Region bieten? Sollte die Bundesrepublik nicht mehr in diese Richtung unterstützen?



      Auch hier ein Glauben: Ich glaube da nämlich: wohl ja!

    • @Jörg Schubert:

      In Deutschland brauchte es den 30-jährigen Krieg, damit Leute kapieren, dass es dumm ist, sich gegenseitig umzubringen, weil man unterschiedliche Übersetzungen des gleichen Buches verwendet.

  • Er klagt gegen deutsche Waffenexporte nach Israel?

    Zwischen Januar und September 24 lieferte Deutschland an die Ukraine für 7056 Millionen Euro Waffen. An die VAE für 145 Millionen, Katar, die Kumpels der Hamas für 107 Millionen Euro.

    An Israel für 14 Millionen Euro. Ein Witz. Reicht grade um für ein paar Tage Raketen aus Iran, Libanon und Gaza abzuwehren.

    Die Bundesregierung hat kein Problem mit der Lieferung der deutschen Industrie an Iran, welches wiederum die Hamas finanziert.

    Capital: "Deutschlands Industrie finanziert Irans Terrorregime".



    "Obwohl der Iran seit vielen Jahren mit westlichen Sanktionen aller Art belegt ist, exportierten deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr Waren im Gesamtwert von 1,58 Milliarden Dollar in das Land."



    Vor allem Maschinen, die man dort dringend für den Rüstungssektor braucht."



    "Seit dem bestialischen Angriff der Hamas auf Israel sollte auch der Letzte begreifen, dass der Iran der Hauptunterstützter des Terrors im ganzen Nahen Osten ist."

    Und an die Adresse sollte die Klage von Herrn Sourani gehen.

    www.capital.de/wir...mit--33929980.html

  • Recht möge hier Recht behalten. Herrn Sourani alles Gute dabei.

    Und handfest, dass Baerbocks Bewegung Richtung echter Werte- und Völkerrechtsorientierung auch zu Taten führt. Warum sollen deutsche Waffen gegen zivile Besatzungsopfer eingesetzt werden können? Das wird man niemandem später erzählen können, dass das Netanyahu-Märchen hier bei einigen offenbar verfing.

    (Nötiger hätte die Ukraine oder die Bundeswehr selbst das Zeug auch noch.)

  • "Deutschland steht auf der falschen Seite der Geschichte."

    Wenn das ein Israelkritiker und (Pro)Palästinenser sagt, ist es für mich die richtige Seite der Geschichte. Als Deutschland, meiner Meinung nach, auf der falschen Seite der Geschichte stand, hat das ca. sechs Millionen jüdische, unschuldige Menschen das Leben gekostet.

    Ich finde es gut, dass es Menschen wie Herrn Raji Sourani gibt und hoffe, er kann seine auch kämpfenden Mitbürger:innen in Gaza davon überzeugen, die Geiseln freizulassen und die Waffen niederzulegen. Lt. DIE ZEIT ist die israelische Regierung bereit, für jede Geisel fünf Millionen USD zu bezahlen und den Bewachern freies Geleit ins Ausland zuzusichern. Als Rechtsanwalt müsste Herr Raji Sourani doch in der Lage sein, seine Mitbürger:innen in Gaza entsprechend zu beraten. Das ist sein Beruf und vielleicht auch seine Berufung.

    • @*Sabine*:

      40.000 Tote die Mehrheit Kinder und Frauen, völlige Zerstörung der infrastruktur, Zerstörung von Bildung und Schutzzentren, Liquidierung von Presse und Co., Kriegsverbrechen per X, Insta und Co.

      Dann sind wir sicher auf der "richtigen Seite".

      Es ist immer wieder interessant wie unverhohlen Fundamentalisten jeder Seite die Kriegsverbrechen negieren, akzeptieren und teils wie Sie sogar gutheißen, die sie gegenüber der anderen Seite kritisieren. Doppelstandards wie man sie lebt.

    • @*Sabine*:

      Das wird in seinen Ohren wie eine Beleidigung klingen, da er sich seit Jahren auch dafür einsetzt die Verbrechen dieser "Mitbürger" zu reduzieren. Würden sie gleichgesetzt werden wollen mit rechtsextremen AfDlern?

    • @*Sabine*:

      Alle Geiseln freilassen - natürlich! Und die 10.000 palästinensischen Gefangenen in Israel oder Gefängnissen in den besetzten Gebieten, von denen ein Drittel nie auch nur angeklagt wurde und fast alle anderen von Militärgerichten verurteilt wurden, die in 99 Prozent aller Fälle zu einem Schuldspruch kommen.

  • Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich: der Westen hat die Ukraine unterstützt, wenn auch zu wenig, weil sie Opfer eines Angriffs wurde. Israel ist Opfer eines Terrorangriffs aus dem Gazastreifen geworden; welche im übrigen auch nicht besetzt ist. Insofern ist es eine Tatsachenverdrehung, wenn der gute Versucht hier Gaza mit der Ukraine gleichzusetzen. Ebenso unsäglich ist, dass er offensichtlich Israel das Selbstverteidigungsrecht in dem er es in den Konjunktiv setzt. Man kann gerne die Verhältnismäßigkeit diskutieren, aber sicher nicht mit diesem Mann, der offensichtliche Tatsachen nicht anerkennt.

    • @Fran Zose:

      Ein Selbstverteidigungsrecht, als Besatzer, der im WJL sehr wohl im Staatsauftrag eigene Zivilisten ansiedelt (ein weiteres Verbrechen!), Grenzverletzungen zu jeder Zeit vornimmt (auch zu Gaza!), besitzt kein eindeutiges Selbstverteidigungsrecht. Auch wenn dies in unseren Hemisphären immer wieder behauptet wird. International gibt es für beide Seite genug Erklärungen die wohl mal endlich beschieden werden sollte.



      Und warum hätte aus Gaza heraus nur bei Besiedlung Gazas der Terror, laut Ihnen, legitim sein dürfen? Der Terror beider Seiten ist zu kritisieren und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

    • @Fran Zose:

      Er hat nicht die Kriege verglichen, sondern gesagt das man hoffte der Westen wird mal auf die Besatzung aufmerksam, auf die Landnahme und die Blockade in Gaza, da ja etwas nicht so unähnliches in der Ukraine passiert ist. Zitat: "das würde den Westen aufrütteln, damit er sich der Besatzung in Palästina bewusst wird. Wir mussten die Landkonfiszierung im Westjordanland ertragen, die 17 Jahre andauernde Blockade hat den Gaza­streifen in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht erstickt".

    • @Fran Zose:

      Der Gazastreifen ist gerade besetzt, Westbank ist besetzt oder eingeschnürt. Das müssen wir nicht diskutieren, das ist so.



      Und wenn uns Besetzung von Gebiet so stört in der Ukraine, wo bleibt der handfeste Ansatz dort - und in Westsahara, die zu häufig vergessen wird. Universal gleiche Betrachtung Israels, nicht mehr und nicht weniger.

      Anderer Punkt: Wäre es denn noch ein Selbstverteidigungsrecht, natürlich. 1967 war sogar der Präventivkrieg nachvollziehbar. Sich nicht danach zurückzuziehen war ein Fehler, für den Israels Gesellschaft ihre Integrität opferte. Es wurde zum Herrenvolk gegenüber den Palästinenser, was die Seele annagt. Ich gebe hier sinngemäß die Analyse liberaler Israeli wieder, ebenso traurig.



      Jetzt sollte das endlich korrigiert werden, um dem Herzl-Ideal wieder näherzukommen, statt dem Schlimmster-Schläger-im-Raum-Ideal Jabotinskijs.

  • Wenn ich richtig gelesen habe dann taucht das Wort "Hamas" in dem Artikel nicht einmal auf. Das sagt eigentlich alles.

    • @Gerald Müller:

      Muss es das? wieso?

    • @Gerald Müller:

      Falsch gelesen und dann noch pauschalisiert, das sagt gar nichts.

    • @Gerald Müller:

      Das Einzige, worüber das etwas aussagt sind ihre augenscheinlich recht begrenzten Lesefähigkeiten. Antwort von Herrn Sourani auf die viertletzte Frage: "In den letzten 30 Jahren haben wir Hunderte von Fällen bearbeitet und die Palästinensische Autonomiebehörde in Ramallah oder die Hamas in Gaza kritisiert."

    • @Gerald Müller:

      Warum muss Raji Sourani etwas zu Hamas sagen? Darf man sich nur dann entsetzt über die Gräueltaten besagter Hamas am 7. Oktober entsetzt zeigen, wenn man zuvor die 67-jährige Besatzung durch Israel verurteilt hat?

    • @Gerald Müller:

      Doch, er sagt, dass sie auch gegen die Autonomiebehörde und Hamas Fälle bearbeitet haben. Sagt tatsächlich viel über ihn aus.

    • @Gerald Müller:

      Dafür bei Ihnen fast zwanghaft. Was sagt das jetzt?



      Auch nichts.

    • @Gerald Müller:

      Sie haben nicht richtig gelesen. Und auch wenn das Wort nicht auftauchen würde, würde das an geltendem internationalem Recht nichts ändern. Wieso ist Netanjahu denn so schützenswert?

    • @Gerald Müller:

      Hamas taucht einmal auf. Als Julia explizit nachfragt, ob sie auch Palästinenser gegen Palästinensische Gruppen verteidigen und er antwortet, dass sie auch die Hamas kritisiert haben.

      Was fehlt ist, dass Israel ständig dabei alleine steht, internationale Entscheidungen durchzusetzen. Beispiel: UN Resolution, dass die Hisbollah aus dem Süden von Libanon raus muss. Die Hisbollah rüstete dort stattdessen auf. Und die UN schaute nur zu.

      Wer schützt Israelisches Gebiet bei der Zweistaatenlösung? Halt leider nur die Israelische Armee.

  • Vielen Dank für das Interview.



    Ich kann mir vorstellen das der ICC mit einer Anklage wegen Völkermord den Ausgang des Verfahrens vor dem ICJ abwarten wird. Die Anklagepunkte gegen Netanjahu waren auch für mich enttäuschend, da sie sich nur auf den Zeitraum von Anfang Oktober 2023 bis Mai 2024 beziehen. Wie Herr Sourani sagt, der ICC war eigentlich damit beauftragt worden Verbrechen in den OPT seit 2014 zu ermitteln und Khans Vorgängerin hatte bereits mit Ermittlungen angefangen und dem Gerichtshof wurden auch schon vor der Anerkennung seiner Gerichtsbarkeit (2021) Beweise geliefert. Netanjahu bekleidete in all der Zeit das Amt des Ministerpräsidenten.



    Ich bin mir nicht ganz sicher aber ich meine mich zu erinnern, dass die Anklage am ICC neue Anklagepunkte hinzufügen kann, falls neue Beweise hinzukommen. Falls ich das richtig in Erinnerung habe kann also mehr dazu kommen.



    Es ist auch gut mal wie Herr Sourani zu erwähnen, das militärische Besatzung tatsächlich laut Römischen Statuten ein Aggressionsverbrechen darstellt. Das sollte bei der juristischen Aufarbeitung in den besetzten Gebieten eine Rolle spielen und lässt einiges in einem anderen rechtlichen Licht erstrahlen.

    • @Momo Bar:

      "der ICC war eigentlich damit beauftragt worden Verbrechen in den OPT seit 2014"

      Wenn das die Wahrheit wäre, dann hätte der ICC gegen die Hamas, die PFLP, die Fatah, den Palestinian Islamic Jihad Anklagen erheben müssen. Diese haben seit dem offensichtliche und offene Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Verbrechen die nach Genozid Charter geahndet werden können begangen.

      Da es über fast 10 Jahre, bis zum 6. Oktober von Seiten des ICCs diese Anklage und keine öffentlichen Ermittlungen gegen die Hamas gab ist klar, dass sie nicht gewillt ist das zu ahnden für was der ICC da gewesen wäre.

      Es offenbarte sich eine vertane Chance, die mit Vermeidung von Haftbefehlen gegen jene die im Palestinian Joint Operations Room sind, umso schwerer wiegt. en.wikipedia.org/w...nt_Operations_Room

      Der ICC hätte soviel mehr sein können, als er ist.

    • @Momo Bar:

      Die Frage ist doch, von wem die Aggression ausging.

      Als Erinnerung: Israel wurde angegriffen, hat sich erfolgreich verteidigt, und hat danach die Gebiete besetzt, von denen die Angriffe ausgingen.

      Seitdem wurden alle Friedensangebote Israels an die dort lebenden entweder abgelehnt oder fast angenommen, dann aber nicht politisch bestätigt — also doch abgelehnt.

    • @Momo Bar:

      "Es ist auch gut mal wie Herr Sourani zu erwähnen, das militärische Besatzung tatsächlich laut Römischen Statuten ein Aggressionsverbrechen darstellt."



      Inwieweit der Gazastreifen vor dem mörderischen Überfall aus demselben heraus militärisch besetzt war, ist vermutlich wie üblich eine überflüssige Frage.

  • "Der Westen hat die darauf folgenden Angriffe völlig zu Unrecht legitimiert." Schon interessant, wie hier Israel das Recht auf Verteidigung gegen Massenmörder abgesprochen und das Abschlachten von 1200 Juden als "Widerstand" gerechtfertigt werden soll.

    • @Vigoleis:

      Das ist keine alleinige Position des Herrn, sie sollten mal häufiger internationale Presse lesen. Diese Position wird von vielen Personen, Staatskundlern und Organisationen so angesehen. Als Besatzer (zu dem ein solcher der im Staatsauftrag, Zivilisten in besetzte Gebiet ansiedelt (das nächste Verbrechen)) hat man halt sehr viel weniger rechtliche Ansprüche.

    • @Vigoleis:

      Der Mann war Mitglied der PFLP und hat gesgat er ist Stolz auf seine Zeit als Kämpfer und Kamerad in ihr. Die gleiche PFLP welche auch an Massakern beteiligt war. Soweit soviel Jugendsünde.

      Doch mit den genozidalen Taten der PFLP und ihrer Unterstützung der Hamas beim 7. Oktober und den Verbrechen gegen die Menschlichkeit erwarte ich von Journalist*innen ihn auf diese Aussagen anzusprechen, damit er sich nun revidiert und sagt: Die Taten der PFLP waren falsch, natürlich darf es keine Angriffe auf Zivilist*innen geben.

      Ich wünschte ihm, dass er die Schrecken eines Krieges nicht hätte erfahren müssen, gut, dass er nun in Sicherheit ist. Dass diese unvorstellbar waren ist nachvollziehbar, aber es wirft die Frage auf, ob das jüdische Leid der Shoa anerkannt worden war. Die Shoa übertrifft die Schrecken von Bombenkriegen.

      Ich wünsche mir gerade deswegen Frieden, nicht nur Waffenstillstand in der Region, weil Kriege auch zu viel Leid bringen.

      Hamas lasst die Geiseln sofort, bedingungslos, frei! Palästinensische Diaspora schwört Gewalt ab und setzt Demokratie in Gaza durch, ihr seid die Hoffnung des Konflikts. West Berlin war Jahrzehnte besetzt, zum Besseren von uns allen.

    • @Vigoleis:

      Man kann nur ständig wiederholen was eine Binsenweisheit sein sollte: Angriff ist keine Verteidigung. Ausserdem hätte man von 9/11 lernen können und Terroristen nicht mit einer feindlichen Armee gleichsetzen.

    • @Vigoleis:

      Die brutale Abschlachtung palästinensischer Männer, Frauen und Kinder durch israelische Luft-, See- und Bodenstreitkräfte, tausenfach dokumentiert durch israelische, palästinensische und internationale Menschenrechtsorganisationen sowie jüngst vor einem Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments, und ferner durch die New York Times, den Guardian, viele andere renommierte Medien und und und ist keine "Verteidigung gegen Massenmörder", sondern selbst Massenmord. Das Massaker an Zivilisten am 7. Oktober 2023 ist in der Tat kein Widerstand, aber ebensowenig sind die weitaus größeren Massaker und Zerstörungsaktionen Israels, die darauf folgten, Selbstverteidigung.

    • @Vigoleis:

      Buäh, die haben angefangen!

      • @Christian Clauser:

        Haben sie auch.

        Und was hatten sie erwartet? Wie hätten sie selbst agiert, hätten sie die Waffen Israels?

        Wovor würde die Hamas eigentlich zurückschrecken? Wir alle wissen: vor nichts. Die würden ohne zu zögern Millionen Juden abschlachten. Auch Sie wissen das.

    • @Vigoleis:

      Und das Abschlachten von mehreren Zehntausend Palästinenser*innen als "Selbstverteidigung"...

    • @Vigoleis:

      Ist das zwingend so oder eher Ihre Interpretation? Mit Bitte um eine langsame Antwort.