piwik no script img

„Sea-Watch“-Kapitänin festgenommenLebensretterin unter Hausarrest

Carola Rackete hat 53 Menschen aus Seenot gerettet. Nach dem Anlegen in Lampedusa wurde die Kapitänin der „Sea-Watch 3“ festgenommen.

Hat 53 Menschen sicher nach Italien gebracht: die Kapitänin der „Sea Watch 3“, Carola Rackete Foto: ap

Berlin taz | Die „Sea-Watch 3“ dümpelt vor der italienischen Insel Lampedusa. „In Spuckweite“, wie Philipp Hahn sagt. Er ist der Einsatzleiter des Rettungsschiffs, spricht schnell und aufgeregt. „Wir sind derzeit Gäste auf einem beschlagnahmten Boot.“ 15 der ursprünglich 22 Crew-Mitglieder sind nach wie vor an Bord.

Nach mehr als zwei Wochen auf offener See hat Carola Rackete am frühen Samstagmorgen eine Entscheidung getroffen. Die Kapitänin der „Sea-Watch 3“ hat mit dem Seenotrettungsschiff auf Lampedusa angelegt, obwohl sie dafür keine Erlaubnis der italienischen Behörden hatte. Nach dem Einlaufen in den Hafen wurde das Schiff beschlagnahmt und die 31-jährige Rackete festgenommen – laut Behörden wegen mutmaßlicher Gewalt gegen ein Kriegsschiff und versuchter Verursachung einer Havarie. Das Rettungsschiff hatte beim Einlaufen ein Motorboot der Polizei gerammt. Ein Versehen, wie Rackete mitteilen ließ.

Die 40 auf dem Boot verbliebenen aus Seenot Geretteten durften aber an Land gehen. Der Rest der Rettungscrew blieb an Bord, um das Boot vor den italienischen Behörden zu schützen, sagt Einsatzleiter Hahn.

Der italienische Innenminister Matteo Salvini hatte zuvor ein Verbot gegen das Einlaufen der „Sea-Watch 3“ in Lampedusa ausgesprochen – obwohl sich bereits verschiedene europäische Städte bereit erklärt hatten, die Geflüchteten aufzunehmen. Am Mittwoch bezeichnete Salvini das Schiff als „gesetzlos“ und als „Komplize der Schleuser“ und forderte die Staatsanwälte auf, einen Haftbefehl gegen Rackete auszustellen.

„Obwohl die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung gegen mich eingeleitet hat, hat sie auch gleichzeitig bekannt gegeben, dass sie uns nicht helfen wird, die Geretteten von Bord zu holen“, sagte Rackete in einem Video der „Sea-Watch“ in der Nacht vom Freitag auf den Samstag. „Das heißt, nach wie vor warten wir auf eine Lösung, die sich leider nicht abzeichnet. Deswegen habe ich mich jetzt entschlossen, selbstständig im Hafen anzulegen.“

Mehrere Tage lang hatte die Deutsche auf eine politische Lösung für die 53 Menschen gewartet, die sie am 12. Juni vor der Küste Libyens gerettet hatte. Dreizehn von ihnen konnten bereits in Italien an Land gehen. 40 weitere Geflüchtete mussten aber noch auf dem Schiff ausharren. „Die Situation war hoffnungslos. Und mein Ziel war es lediglich, erschöpfte und verzweifelte Menschen an Land zu bringen“, sagte die 31-jährige Deutsche über ihre Anwälte der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera am Sonntag. „Ich hatte Angst.“ Sie habe Suizide befürchtet.

„Das ist ein Skandal“

Im Interview mit der taz sprach Rackete am Mittwoch vergangener Woche über die psychologischen Belastungen der Geretteten. Viele brächten traumatische Erfahrungen mit: „Die Geschichten reichen von Versklavung, über sexuelle Gewalt, Entführung und Zwangsarbeit. Es besteht die Gefahr von Retraumatisierungen.“ Sie bräuchten vermutlich eine psychologische Betreuung, „weil sie Menschenrechtsverletzungen erleben mussten“. Zum Verbot Italiens, mit dem Schiff anzulegen und die Menschen an Land gehen zu lassen, sagte sie: „Das ist ein Skandal, denn im Seerecht ist klar geregelt, dass Schiffbrüchige so schnell wie möglich an Land gebracht werden müssen.“

Die Staatsanwaltschaft Sizilien hat gegen Rackete Ermittlungen wegen des Verdachts der Unterstützung von Menschenhändlern eingeleitet. Italienischen Medienberichten zufolge drohen ihr bis zu zehn Jahre Haft. Ein „Sea-Watch“-Sprecher wies die Vorwürfe zurück und sagte, Rackete habe sich streng an internationales Recht gehalten. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) warnte vor einer Vorverurteilung. „Menschenleben zu retten ist eine humanitäre Verpflichtung“, schrieb der SPD-Politiker am Samstag auf Twitter. „Seenotrettung darf nicht kriminalisiert werden. Es ist an der italienischen Justiz, die Vorwürfe schnell zu klären. #Seawatch“.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die italienischen Behörden ebenfalls wegen der Festnahme kritisiert. Es könne ja sein, dass es italienische Rechtsvorschriften gebe, wann ein Schiff einen Hafen anlaufen dürfe. „Nur: Italien ist nicht irgendein Staat. Italien ist inmitten der Europäischen Union, ist Gründungsstaat der Europäischen Union. Und deshalb dürfen wir von einem Land wie Italien erwarten, dass man mit einem solchen Fall anders umgeht“, sagte Steinmeier im ZDF-Sommerinterview.

Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn fordert seinen italienischen Kollegen Enzo Moavero Milanesi auf, sich für die Freilassung der deutschen Kapitänin einzusetzen. In einem über Facebook verbreiteten offenen Brief schrieb er, Rackete sei gezwungen gewesen, die 40 Geflüchteten nach Lampedusa zu bringen. „Menschenleben retten ist eine Pflicht“, erklärt auch Asselborn, „und sollte nie als ein Delikt oder Verbrechen eingestuft werden; diese Pflicht nicht wahrnehmen, hingegen, wäre ein Verbrechen.“

Schon den ganzen Tag treffen Seenotrufe ein

Italien hatte der Crew schon vor dem Anlegen mit Geldstrafen von bis zu 150.000 Euro und der Organisation „Sea-Watch“ wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung mit juristischen Schritten gedroht, sagte Rackete im taz-Interview. Die Fernsehmoderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf haben im Netz zu Spenden aufgerufen. „Wer Menschenleben rettet, ist kein Verbrecher!“, so der Spendenaufruf. „Diesem Unrecht tatenlos zuzusehen, ist keine Option.“ Das Geld könne für anfallende Rechtskosten für Carola Rackete und weitere Ausgaben der Lebensretter genutzt werden. Bis Sonntagnachmittag hatten sie bereits mehr als 500.000 Euro gesammelt.

Währenddessen berichtet Einsatzleiter Hahn von mehreren Zwischenfällen, seit die „Sea-Watch 3“ an Lampedusa angelegt hat. Sonntagmittag sei ein kleines Holzboot mit 15 Asylsuchenden vorbeigeschwommen. Schon den ganzen Tag treffen Seenotrufe ein.

Die Mannschaft der „Sea-Watch 3“ versucht nun schnellstmöglich, eine Ersatzkapitänin zu finden. Nach der Durchsuchung durch die italienischen Behörden soll das Schiff wieder aufbrechen, um im Mittelmeer in Seenot geratene Boote zu retten.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

36 Kommentare

 / 
  • Ich bin der Ansicht, sie hat sich mit Gewalt (indem Sie das erheblich kleinere Schiff an die Mole drückte) Zugang zu einem Hafen verschafft, der ihr das Anlegen untersagt hatte. Das entsetzt mich und macht mir weder die Person noch ihr Anliegen symphatisch.

    • @*Sabine*:

      In der Seefahrt müsseren kleinere Schiffe den größeren Schiffen ausweichen. Schiffe sind nicht so leicht zu manövrieren wie ein Auto und stehen auch nicht, wenn dam die Bremse tritt. Solange nichts handfestes als Beweis vorliegt, würde ich diese Meldung als absolutes Randthema abtun.

  • Das ist das Ergebnis, daß Europa noch keine Verfassung hat! Aber die Länder müssen sich trotzdem an die UN Menschenrechte halten:



    !ALLE 30 ARTIKEL DER ALLGEMEINEN ERKLÄRUNG DER MENSCHENRECHTE



    Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948:



    Artikel 14



    1. Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.



    2. Dieses Recht kann nicht in Anspruch genommen werden im Falle einer Strafverfolgung, die tatsächlich auf Grund von Verbrechen



    nichtpolitischer Art oder auf Grund von Handlungen erfolgt, die gegen die Ziele und Grundsätze der Vereinten Nationen verstoßen."



    Darüber muß man nicht mehr diskutieren!

    • @Peter Meisel:

      Zitieren Sie jetzt allen Ernstes eine rechtlich nicht bindende Resolution?

      Weshalb müssen sich Ihrer Meineung nach die Länder an eine rechtlich nicht bindende Resolution halten.

      Ist Ihnen bekannt, was "rechtlich nicht bindend" bedeutet?

      Gut mit Ihrem letzten Satz stimme ich überein. Darüber muß man nicht mehr diskutieren!

  • taz: "Carola Rackete hat 53 Menschen aus Seenot gerettet. Nun sitzt die „Sea-Watch“-Kapitänin in U-Haft. Die Empörung darüber ist groß."

    "Armut und Kriege" - Das ist doch der wahre Grund, weshalb Menschen aus ihren Ländern fliehen müssen. Demnächst kommt auch noch der Klimawandel dazu, denn der Klimawandel lässt die Temperaturen auf der Erde ansteigen und wird den Wassermangel, der sich schon jetzt in Afrika bemerkbar macht, noch verstärken. Wenn 100 Millionen verdurstende Afrikaner sich auf den Weg nach Europa machen, dann hält die keiner mehr auf. Schon heute kommen die Afrikaner zu uns, weil wir ihnen die Meere leerfischen und ihnen unsere überschüssigen Lebensmittel schicken. Die Händler in Afrika kaufen die billigen EU-Güter und die lokalen Bauern können ihre Produkte nicht mehr verkaufen. Ohne diese Verkaufseinnahmen brechen die ländlichen Existenzen zusammen. Weil die EU auch Millionen Euro an korrupte Staaten zahlt, dürfen europäische Trawler die Fanggründe vor der Küste Afrikas plündern. "Cash for Fish" heißt das fragwürdige Geschäft - für die Einheimischen bleibt fast nichts übrig. Das spricht aber kein Politiker in Europa an, sonst müssten die Politiker nämlich zugeben, dass die vielen Flüchtlinge, die in Europa Schutz suchen, ein Ergebnis ihrer eigenen Politik sind.

    Wir sollten uns auch nicht nur über Leute wie den italienischen Innenminister Salvini aufregen, denn Deutschland hat als 'Exportweltmeister von Europa' die größte Schuld, dass Menschen aus fernen Ländern immer mehr verarmen und ihnen die Süßwasserquellen versiegen. Deutschland spielt das "Monopolyspiel" seit Jahren meisterhaft und sorgt mit seinem 'Wirtschaftswachstum' dafür, dass die Armut in der Welt täglich ansteigt. Solche "Politiker" wie der italienische Innenminister Salvini merken ja nicht einmal, dass sie sich von den wahren Verursachern der Flüchtlingskrise als Marionette an Fäden führen lassen - aber Politiker aus der rechten Ecke waren ja noch nie schlau.

  • Die Petition für ihre Freilassung findet sich auf www.change.org/p/e...-freecarolarackete

  • Ja, Italien ist eines der drei Ankunftsländer.



    Die Rechten/ Rassisten nutzen das dort aus: da kommen viele arme Arbeiter und Verfolgte aus dem arabischen und afrikanischen Raum - das wird wie Elend, viele ohne Bleibe und das wirkt auf die ärmeren Italiener beängstigend.



    Deshalb wählten sie Salvini etc.

    Schengen- und Dublin-Abkommen müssen aufgelöst werden und die Abschiebepolitik Seehofers aufgehoben werden.



    Freiheit für Pia Klemp und Yusra Mardini, die als Schwimmerin ein Boot retten half sitzt in Lesbos un UHaft.



    Pia Klemp drohen bis zu 20 Jahre Haft wegen Menschenhandel so die ital. Version.

  • Die Kritik an Italien von Politiker*innen aus Deutschland ist so lange heuchlerisch, wie diese sich nicht tatsächlich für eine Aufnahme von Geflüchteten durch Deutschland einsetzen.

    • @Uranus:

      Deutschlands Regierung verhält sich sehr falsch, das ist richtig. Das macht aber das Handeln der italienischen Regierung um keinen Deut besser.

      • @Ein alter Kauz:

        "Das macht aber das Handeln der italienischen Regierung um keinen Deut besser."



        Das will/wollte ich damit nicht sagen. Klar, soll mensch die faschistische Regierung Italiens kritisieren und bekämpfen. Im obigen Artikel werden allerdings deutsche Politiker*innen zitiert. Das in Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik ist mein Fokus. Deutsche Regierungspolitik zieht sich allzugerne auf Dublin-Regelungen zurück. Dann noch zu meinen, Italien kritisieren zu können, wenn mensch sich selbst so bedeckt hält, finde ich heuchlerisch.

  • Wenn die Frau schon das Patent als Kapitän hat, dann sollte sie am Beginn der Tragödie schon daran gedacht haben, in den Hafen eines anderen Landes zu fahren. Die Haltung Italiens und des menschenfeindlichen Salvinis ist seit langem bekannt.

    Und so ganz unschuldig an der Eskalation in der öffentlichen Meinung sind die anderen Staaten der EU nicht. Wie lange tönten Merkel und Co bei einem Hilferuf Italiens (und auch Spaniens und Griechenlands) nur: 'Vertrag von Dublin - Die Länder wo die Einreise in die EU stattfindet, sind verantwortlich'. So wurde die Bevölkerung anfällig für die Parolen der Rattenfänger!

    Wie wäre es, wenn die Frau die Reise in einen polnischen Hafen gemacht hätte. Wenn sie so gehandelt hätte, wäre sie schon lange vor Ort und der schwarze Peter läge an einem richtigen Ort! So kann man kein besonderes Mitgefühl mit ihr haben. Viel Spaß in einem der derzeit heißen Gefängnisse im Süden Italiens!

    • @fvaderno:

      Mit dem Hinweis zum Vertrag von Dublin mögen Sei vielleicht recht haben. Dennoch gibt es Italien, und seinem Innenminister nicht das Recht Seenotrettung zu kriminalisieren.



      Schade das Ihnen die Menschlickeit am Ende Ihres Beitrags abhanden gekommen ist. Denn natürlich hat man besonderes Mitgefühl mit Frau Rackete, da Ihr trotz rechtlich korrektem Verhalten Unrecht tut und sie noch dazu ins Gefängnis steckt. Ihren Sarkassmus könnten Sie sich auch sparen, haben sie ja einfach nur Glück dass Sie in einem freien wohlhabenden Staat geboren wurden.



      Vermutlich mußten Sie sich in Ihrem Leben noch nie etwas erkämpfen und alles wurde Ihnen auf dem goldenen Tablett serviert.



      Nein, wir befinden uns hier nicht in einem Film, wo am Ende alles gut ausgeht. Sie sollten sich auf den Weg machen und sich für Ihre deutsche Mitbürgerin einsetzen. Sonst erwischt es Sie vielleicht auch bald, wenn die Grundrechte durch rechtsradikale in deren Sinne umgeformt sind.

    • @fvaderno:

      Was für ein Mitgefühl braucht es denn für sie? Sie Klugscheisser. Und für den letzten Satz entschuldigen sie sich-aber flott !!!



      Ich bin kein Kapitän und habe mit Seefahrt nichts am Hut-aber hier läuft alles schief.



      Ich bewundere diese junge Frau-sie beweisst Zivilcourage - und sie hat Mut . Sie bekommt kein fettes Gehalt- sie tut es aus Überzeugung und für uns alle - Sie führt auch die Politiker vor- Warum will Italien 150Tsd.Euro? für waaaas?



      Wenn ich Kapitänin wär ich hätte überhaupt nicht solange gewartet und hätte sofort angelegt -

    • @fvaderno:

      Soso, die Kapitänin ist Ihrer Meinung nach also dafür verantwortlich, die europäischen Probleme auf die "richtige" Weise zu lösen. Warum eigentlich?



      Wenn ich Ihren Beitrag (der übrigens unverändert unter mehrere Artikel zum Thema kopiert wurde...) richtig verstehe, ist die Kapitänin also wohl dumm genug, die politischen Probleme in Europa nicht im Alleingang zu lösen zu können und schmort deshalb zu Recht im heißen Gefängnis. Selbst schuld, wer unter diesen Umständen Menschenleben rettet ??. ... Schämen Sie sich.

      • @largemlargem:

        Nein, die Kapitänin ist nicht dafür verantwortlich, die europäischen Probleme zu lösen.

        Sie war lediglich dafür verantwortlich, die von einem Schlauchboot aufgenommenen Personen zum nächsten sicheren Hafen zu bringen. Ein Hafen, der die Einfahrt verweigert ist nunmahl kein sicherer Hafen.

        Die Gäste dann 17 Tage auf hoher See quasi in Haft zu nehmen um damit Druck auf Italien auszuüben ist nicht vom Seerecht gedeckt. Die humanitäre Situation an Bord hat sie damit selst verschuldet.

        In der Zeit wären Spanien oder Frankreich locker erreichbar.

    • @fvaderno:

      Man kann traumatisierte und kranke Flüchtlinge nicht mehrende Tausende Kilometer wochenlang um die Welt segeln, dann sterben sie. Und bereits vor dem Anlegen des Schiffes haben fünf Länder angekündigt, die ca. 50 (!) Flüchtlinge in ihrem Land aufzunehmen, Italien muss keinen einzigen aufnehmen, nur an Land lassen. Das alles hat den rechtsradikalen Salvini nicht interessiert, denn er will Tote sehen. So ist das halt, wenn ein Sadist Innenminister wird und das halbe italienische Volk ihn liebt.

    • @fvaderno:

      Oh mann, den letzten Satz hättest Du Dir aber auch sparen können. Und eine andere Frage: bist Du irgendwie Kapitän eines Schiffes auf hoher See?

  • "Carola Rackete hat 53 Menschen aus Seenot gerettet, deshalb sitzt..."

    Das ist eine vollkommene Falschdsarstellung.

    Carola Rackete hat 40 Menschen möglicherweise rechtswidrig nach Italien gebracht und dabei ein Boot der Marine gerammt, deshalb sitzt die „Sea Watch“-Kapitänin nun in U-Haft.

    • @DiMa:

      Da sitzen Sie klar der Propaganda von Herrn Salvini auf.

      Die Kapitänin war unter Zugzwang, eines Notstandes wegen trotz der unrechtmäßigen Blockade in den Hafen einzufahren. Dabei wurde versehentlich ein Polizeiboot touchiert, das sich an der Blockade beteiligte. Wäre sie nicht in den Hafen eingefahren, hätte sie die Geretteten vielleicht nicht alle sicher an Land bringen können.

      Zu beachten ist, dass dieses Polizeiboot sich gar nicht in den Weg gestellt hätte, wenn seitens der italienischen Behörden die Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge unterstützt würde. Wird sie aber nicht. Im Gegenteil, Italiens derzeitige Regierung beteiligt sich durch Behinderung von Rettungskräften aktiv an der Ertränkung von Flüchtlingen. Das ist Massenmord.

      • 9G
        94795 (Profil gelöscht)
        @Ein alter Kauz:

        "unrechtmäßige Blockade"

        Der EGMR hat in seinem Eilantrag ein kurzfristiges Recht zur Einreise abgelehnt.

      • @Ein alter Kauz:

        Weshalb sollte die Blockade des Hafens unrechtmäßig gewesen sein. Es gibt keine Verpflichtung eines Staates Gerettet aufzunehmen.

        Nach eigener Aussage ging es der Kapitänin um Ungehorsam.

        Im Übrigen hat sie die angebliche Notlage an Bord selbst verursacht, indem sie 17 Tage ankerte und eine aussichtslose Klage losgetreten hat. Daher kan diese angebliche Notlage nicht als Entschuldigung diesen. Ob es tatsächlich eine Notlage gab, kann angesichts der Aussage der Kapitänin zum Ungehorsam bezweifelt werden.

        Zu beachten ist, dass Italien in diesen 17 Tagen die Kranken von der Sea Watch aufgenommen und zwei Schlauchboote aus dem Mittelmeer gefischt hat.

    • @DiMa:

      Verstehe ich Sie richtig: Wenn Carola Rackete die 53 Menschen nicht gerettet hätte, würde Sie also ebenfalls in U-Haft sitzen? Häh?



      Die korrekte Darstellung der Ereignisse ist also Ihrer Meinung nach auf jeden Fall die Darstellung des italienischen Innenministers. soso.

      • @largemlargem:

        Ich hab das nicht gesagt und auch keinen Anhaltspunkt für diese Sichtweise geliefert. Rein von der Kausalität her haben Sie natürlich Recht. Hätte sie nicht gerettet, keine Haft. Nur darum geht es doch garnicht.

        Die alles entscheidende Frage ist doch, was sie dannach mit den Geretteten gemacht hat. Ist sie in Übereinstimmung mit dem Seerecht zum nächsten sicheren Hafen gefahren oder hat sie solange geankert, bis eine angebliche Notlage ausgebrochen ist um dann den Hafen rechtswidrig (in ihren Worten Ungehorsam) zu befahren?

        Um ehrlich zu sein, die Darstellung des italienischen Innenministers habe ich noch nicht gelesen. Die Darstellung des italienischen Innenministers ist mir auch egal. Wenn er in dieser Frage Recht hat, dann werde ich sicherlich nicht meine Meinung verdrehen, nur weil diese zufällig mit seiner übereinstimmt.

  • „Das ist ein Skandal, denn im Seerecht ist klar geregelt, dass Schiffbrüchige so schnell wie möglich an Land gebracht werden müssen.“



    So schnell wie möglich wäre wohl nicht Lampedusa sondern Libyen gewesen.

    • @Tabus überall:

      Niemand, den man nach Libyen bringt, ist in Sicherheit. So viel Bildung sollte schon sein, dass man ungefähr weiß, was derzeit in Libyen los ist.

    • @Tabus überall:

      so, so. erst letzte Woche dort gewesen, wa!



      Oder wohl eher auf dem weichem Sofa zuhause bei Mutti die Chips und Cola zum Tatort reingedrückt, wa?

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Ich stehe voll hinter dem Handeln der Kapitänin, welche diese Menschen in Sicherheit gebracht hat.

    Ich widerspreche dennoch dieser taz-Vormulierung:

    "Carola Rackete hat 53 Menschen aus Seenot gerettet, deshalb sitzt die „Sea Watch“-Kapitänin nun in U-Haft."

    weil tendenziös, ideologisch grundiert und jegliches formale, internationale Recht negierend.

    Carola Rackete sitzt nach meinem Verständnis nun in U-Haft, weil sie eben internationales (See)Recht einer persönlichen, einer subjektiven Entscheidung unterworfen hat. Diese Entscheidung war, wie schon geschrieben, als die einer persönlichen Zivilcourage richtig, sollte dann jedoch bitteschön auch verallgemeinert werden dürfen,

    wird mit Sicherheit Nachahmer jedweder Couleur finden.

    .

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Ich finde solange die EU die Flüchtlingssituation nicht geregelt bekommt und da gehört Itaien ja dazu-gibt es überhaupt kein Recht von irgendeinem Land.



      Das Recht auf Leben und Freiheit steht für mich an 1. Stelle



      Und was spricht denn gegen Nachahmer?



      Wer traut sich denn?

    • @90857 (Profil gelöscht):

      "internationale Recht negierend."



      Worauf beziehen Sie sich? Sie selbst sagt ja: "Zum Verbot Italiens, mit dem Schiff anzulegen und die Menschen an Land gehen zu lassen, sagte sie: „Das ist ein Skandal, denn im Seerecht ist klar geregelt, dass Schiffbrüchige so schnell wie möglich an Land gebracht werden müssen.“

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Let's have a look at the GPS-Data???

        In den meisten Fällen, i don't know, wäre "so schnnell wie möglich" wohl in Libyen der nächste Hafen gewesen.

        Aber da wird ja -durchaus nachvollziehbar- argumentiert, dass der von den USA et al. in die Steinzeit gebombte Staat jenseits des Seerechts nicht gut sei.

        Nur darauf wollte ich nicht hinaus. Eher dahingehend fragen, ob nationale wie internationale Vereinbarungen überhaupt noch getroffen werden sollten, wenn es "höhere" Interessen und Gründe gibt, diese Vereinbarungen etc. zu brechen.

        Kann uns alle irgendwie, irgendwann betreffen. Bin gerade in einem kleinen Bergdorf im Salvini-Country und kann nur hoffen, dass die hier in Mehrheit Lega-Wähler mich neutral behandeln.

        • @90857 (Profil gelöscht):

          keine Angst Ebertus2, solange Du genug Konsum und damit Geld mitbringst tun sie Dir nichts. Die haben nur Angst vor Menschen die Hilfe brauchen, und nichts dafür zahlen können. Denn Sie haben Angst das ihnen genommen wird, weil sie wissen das es ihrer Regierung egal ist, da sie selbst das Geld für eigenen Luxus verprasst.



          Im übrigen ist es immer legitim Vereinbarungen zwischen Menschen zu brechen, sobald es um das Leben von Menschen geht.

  • Ich bin Kapitän auf großer Fahrt... Hut ab Carola!

  • Tja der Herr Salvini... wie Belinda Grasnick schreibt:



    "Der italienische Innenminister Matteo Salvini hatte zuvor ein Verbot gegen das Einlaufen der „Sea Watch 3“ in Lampedusa ausgesprochen – .."..



    Das verstehe ich so, dass er gewusst hat das die "SEAWATCH 3" sich per Funk gemeldet hat und von der "NOTSTANDS" Situation an Bord berichtete.. und trotzdem hat er das Einlaufen verboten.. und dadurch die unnötige Gefahrensituation an Bord ignoriert !



    Ihm war das Schicksal der arg psychisch gestressten Menschen an Bord scheissegal !



    Und er `mag´gewusst haben, das die Verteilung der geretteten Flüchtlinge im Norden der EU beschlossen war ?



    ..und trotzdem hat er, wie ein antiker römischer Kaiser bei Gladiatorenkämpfen , den "Daumen nach unten gedreht" .. machtbewusst ? Das Volk hinter sich ?



    Es bleibt zu Hoffen das die "humane Kultur Italiens" sich diese unmenschliche politische Praxis des "Machtmissbrauchs" Salvinis nicht gefallen lässt und ihn zurückruft !



    Der Frau Kapitän Carola Rackete gebührt Respekt und Anerkenntnis ihrer fachlichen , Seerechtlichen und menschlichen Kompetenz ! Ich deute ihre polizeiliche Verhaftung u.A. als eine art Symbol der `humanen Selbstdiskreditierung´ von Salvinis Politik..



    Nun "MUSS" die "SEEBRÜCKE" endlich EU rechtlich abgesegnet werden !

  • Leben retten ist eine Pflicht. Aber nicht die Leute illegal in die EU zu schleusen. Das hat auch der EuGH so bestätigt.

    • @Sebi:

      der SEBI ein bot?!



      Nein, Schiffbrüchige, geschleusst oder auch nicht, sind zu retten, sobald diese in Lebensgefahr sind. Mit dem Seegen des EuGH, oder auch ohne !



      Da haben Sie wohl eine Überdosis Seehofer genossen, oder wie kommt es zu Ihren Vorstellungen. Einfach nur seltsam, dieses Verständnis von Mensch sein.



      Nehmen Sie sich eine Woche frei und schauen sich das mal vor Ort an. Dann haben Sie sicher eine andere Sicht von den Dingen die Ihnen von unseren "Seehofern" und "Höckes" in das Ohr geflüstert werden.

      • @Sonnenhaus:

        SEBI will wahrscheinlich darauf hinaus, dass man seiner Meinung nach die Flüchtlinge nach Libyen zurückfahren sollte.

        Einem solchen Ansinnen ist klar zu widersprechen, weil Libyen kein sicheres Herkunftsland ist. Man kann nicht jemanden vor einer Lebensgefahr retten und dann einer anderen Lebensgefahr aussetzen, das ist widersinnig. Das wäre keine Lebensrettung, sondern Augenwischerei.

        Seenotrettung heißt, die Geretteten auch wirklich in Sicherheit zu bringen. Und in dem Moment, wo staatliche Institutionen, etwa Gerichte, dem entgegen stehen, muss man von staatlichem Unrecht sprechen, gegen das Ungehorsam bzw. Widerstand zu leisten ist. Rackete hat völlig richtig gehandelt.