piwik no script img

SPD-Politiker Miersch über TTIP„Das Misstrauen ist schon bitter“

Die SPD hat keinen guten Stand bei TTIP-Gegnern. Das bekam jetzt der sozialdemokratische Abgeordnete Matthias Miersch zu spüren.

Möchte gern TTIP verabschieden: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) Foto: dpa
Ingo Arzt
Interview von Ingo Arzt

taz: Herr Miersch, am Samstag war in Hannover viel SPD-Klientel auf der Straße. Auch Gewerkschafter demonstrierten gegen TTIP und buhten Sie als Sozialdemokrat aus. Was macht das mit Ihnen?

Matthias Miersch: Gerade weil ich Freihandelsabkommen sehr kritisch sehe und als Anwalt seit mehr als 20 Jahren für die Rechte der Bauern und gegen große Konzerne kämpfe, war das pauschale Misstrauen, das mir da entgegengeschlagen ist, natürlich schon bitter. Es zeigt aber vor allem, wie viel Porzellan durch die Intransparenz um die Freihandelsabkommen zerschlagen worden ist.

Sigmar Gabriel hat Anti-TTIP-Demonstranten schon als reich und hysterisch bezeichnet. Nicht gerade geschickt, oder?

Die Befürworter von TTIP gehen genauso pauschal vor, wenn sie sagen, das sei alles Hysterie. Sich gegenseitig abzukanzeln sollte man von beiden Seiten unterlassen, denn so ist kein Austausch mehr möglich. Die SPD hat klare rote Linien gezogen, die die Freihandelsabkommen nicht verletzen dürfen. Sie hat sich nicht pauschal auf ein Ja oder Nein festgelegt.

Glauben Sie echt, eine SPD mit Gabriel an der Spitze würde TTIP je ablehnen?

Auch Sigmar Gabriel hat die Anforderungen der SPD mitgetragen. Jetzt ist es wichtig, sie mit dem Ceta-Vertrag zu vergleichen, von dem wir im Juni eine deutsche Übersetzung bekommen. Ich erwarte von der Parteiführung eine Gegenüberstellung des Vertrags und unserer roten Linien. Ich selbst sitze seit sechs Monaten an dem Text und habe Zweifel und Fragen, was ihre Einhaltung angeht.

Die SPD hat 14 „rote Linien“ formuliert, Ceta hat 1.600 Seiten. Da kann doch jeder hineinlesen, was er will.

Sicher wird es am Ende um Interpretationen gehen, aber es stellt sich die Frage, wie groß die Spielräume sind. Momentan stehen im Ceta-Vertrag sehr viele unbestimmte Rechtsbegriffe. Die muss man diskutieren und zur Not nachverhandeln – es wird ja bis jetzt über Präzisierungen verhandelt.

Bild: dpa
Im Interview: Matthias Miersch

68er, zumindest ist er 1968 geboren. Der gebürtige Hannoveraner sitzt seit 2005 im Bundestag, seit 2015 ist der Jurist Sprecher der parlamentarischen Linken der SPD. Außerdem ist er umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.

Haben Sie ein Beispiel?

Die umstrittenen Schiedsgerichte, vor denen Unternehmen Staaten verklagen können, sollen bei Ceta durch ordentliche Handelsgerichte ersetzt werden – ein wichtiger Verhandlungserfolg, der aber nichts bringt, wenn die Rechtsgrundlagen für diese Gerichte schlecht sind. Zum Beispiel verklagt Vattenfall gerade die Bundesrepublik wegen des Atomausstiegs auf Schadenersatz. Grundlage für diese Klage ist die sogenannte Energiecharta. Im Ceta-Vertrag tauchen Formulierungen aus ebendieser Charta auf. Wenn Konzerne absurde Klagen auf unbestimmte Begrifflichkeiten stützen, muss das problematisiert werden.

Wäre es für die SPD nicht klüger, sich wieder als Arbeiterpartei zu profilieren und TTIP abzulehnen, statt ständig „Ja, aber“ zu sagen?

Die SPD ist beim Freihandel nur einer von vielen Akteuren in Europa. Aber klar ist: Mit uns gibt es keinen Freifahrtschein für TTIP und Ceta. Wir haben wie keine andere Partei die Gerechtigkeit als Markenkern – deshalb ist für uns die Frage zentral, wie man Globalisierung gestaltet. Das Primat muss Gerechtigkeit sein, nicht der Markt.

TTIP steht für „Handels- und Investitionspartnerschaft“. Das ist ein klares Primat.

Ich setze auf weitere Verhandlungen. Die neue kanadische Regierung ist viel fortschrittlicher als die alte. Das ist doch eine Gelegenheit, Ceta und auch TTIP unter ganz neue Vorzeichen zu stellen. Man muss nicht zu allem Amen sagen, sondern kann auch neu ansetzen.

Wie? TTIP ist fast fertig.

Was wir als Abgeordnete von den TTIP-Texten zu sehen bekommen, ist eine Farce. Die EU-Kommission zeigt uns nichts weiter als veraltete Protokolle. Ich habe große Zweifel, ob je ein fertiger Vertrag das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Ceta ist momentan viel wichtiger als TTIP, denn es liegt uns vor.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

37 Kommentare

 / 
  • Auch ich als SPD Mitglied bin über so manche Entwicklung in der SPD traurig und und kann z.B. bis heute nicht begreifen, warum wir als Partei uns nicht deutlicher von der unsozialen Politik und undemokratischen Gesinnung des Genossen Schröders distanzieren. Aber dieses ewige rumgehackt auf dieser SPD - und wer ist eigentlich diese große homogene Gruppe von der da alle sprechen - nervt schon. Wer soll es denn retten? Die im Westen Einstellige Die Linke, deren Politik übrigens wenn sie denn in Verantwortung kommt sehr SPD-ähnlich wird? Vielleicht die SPD mit neuem Dreitagbart und ebensolchem Dreitageprogramm? Vielleicht entsteht eine neue Partei wie einst die Grünen in den 80igern. Vielleicht denken mal viele die so über die SPD ablästern einmal darüber nach, dass es in der SPD auch noch ein paar andere Personen wie Sigmar Gabriel gibt, denen ein soziale Politik fernab von Lafontainscher Beleidigtheit am Herzen liegt ohne persönliche Karriereegomanie etc. Leute die einfach für einen gesunden Ausgleich der Lasten und gerechte Verteilung des Wohlstandes mit einem vernünftigem Leistungsprinzip sind. Die gibt es. Ich lade herzlich zum nächsten Treffen der DL21 ein. Mitmachen ist immer besser als Motzen !

    Detlef Wend, SPD

    Halle/Saale

  • Keine Spur von Misstrauen: es ist gesunde Skepsis.

  • "Wir haben wie keine andere Partei die Gerechtigkeit als Markenkern – deshalb ist für uns die Frage zentral, wie man Globalisierung gestaltet. Das Primat muss Gerechtigkeit sein, nicht der Markt." - Das ist wirklich hübsch formuliert, hat aber mit der SPD von heute nichts zu tun. Mag ja sein, daß es Einzelne wie Herr Miersch ernst meinen (wobei sie sich gleichzeitig gewaltig täuschen) - aber wenn dem so wäre, dann wären sie in der falschen Partei bzw. Bewegung. Das Schlimme an der SPD der letzten Jahrzehnte war doch, daß ihr eine grandiose Täuschung gelungen ist: Viele Anhänger glaubten noch lange, sie sei eine Partei der "kleinen Leute", während sie längst das Geschäft der Kapitalisten erledigte. Diese einstmalige Arbeiterpartei ist überflüssig geworden. Ich setze auf Syndikalismus, Genossenschaften, Bürgerrechtsbewegungen.

  • "Momentan stehen im Ceta-Vertrag sehr viele unbestimmte Rechtsbegriffe."

     

    Keiner darf sich nun auf TTIP in Ruhe vorbereiten und die gesamten Texte gründlich durcharbeiten und vor allem durch- und überdenken, so wie das Konzept derzeit ausliegt. Die unbestimmten Begriffe, so darf denn getrost unterstellt werden, sind wohlbedacht so und nicht anders eingefügt. Schließlich drohen ja auch noch die privat besetzten Schiedsgerichte, von denen die US-Seite nach wie vor mit wohl guten Gründen nicht lassen möchte. Und deren Entscheide wären dann unanfechtbar. Das könnte mehr als teuer werden.

     

    Wer wählt denn dann noch solche Regierungen, die ihren Wählern so etwas eingebrockt haben, aus dessen Fallstricken man sich nicht einmal mehr durch Vertragskündigung befreien kann?

     

    Andererseits wird ja allen zu Recht eingebläut, gar nicht mehr zu wählen würde - richtigerweise - den jeweils "anderen" eine geschenkte Stimme bescheren. Aus diesem Dilemma wird sich wohl eine Mehrheit auf der Suche nach der einfachsten Lösung mit der Wahl dessen zu befreien suchen, der die am leichtesten verständlichen Angebote machen kann. Fatal!

  • Der Anspruch auf Schadensersatz gegen die Führung fremdfinanzierter Unternehmen bei u.a. philanthrophischen Investitionen, welche die Gewinnerwartungen nicht erfüllen, kam mit einer Entscheidung des Supreme Court der USA 1920 in die Welt und hat sich seitdem als 'shareholder value' durchgesetzt. Wie aber hat die transnationale Investorenschaft ihren Gewinn-Anspruch auf die Regierungen parlamentarischer Demokratien ausweiten können? Halten sie 'Regierungsanteile', von denen wir nichts wissen? Für die Gesellschaft bedeutet dies nichts geringeres als die gundsätzliche Änderung des Gesellschaftsvertrages. Regierungen sind bald vorrangig für die Investorenschaft da, nicht länger für die Bevölkerung.

    Denn die ratifizierenden Staaten verpflichten sich, vorrangig die Gewinnerwartungen der transnationalen Investorenschaft zu wahren und sich ihnen gegenüber einem Anspruch auf Schadensersatz zu unterwerfen, abgesichert mit öffentlichen Geldern. Die Instrumente zur Schaffung und zum Durchsetzen der Ansprüche sind umfassend und nahezu absolut. Den Risiken der Investoren stehen bei Geltungmachung von Ansprüchen Gewinnspannen von locker 400% Rendite (Selvyn Seidel, Prozessfinanzierer) gegenüber. Bewährte Finanzprodukte werden die Klagen bündeln, die Risiken streuen und sie an den Finanzmarkt bringen als forderungsbesicherte Wertepapiere ( ABS, asset-backed securities), in exponentiell steigenden Marktanteilen. Die Gesetzgebung wird vorrangig eine Ralley zur Vermeidung von Schadensersatzansprüchen und Daseinsvorsorge durch den Staat schon bald zum Luxus.

    Im Umkehrschluss also: Die Investoren betreiben jetzt die Daseinvorsorge aller Bürger? Sie verpflichten sich justiziabel, vorrangig nachhaltig (ökologisch, ökonomisch und sozial) zu operieren? Transparenz, Teilhabe und offene Kommunikation auf Augenhöhe, nach den Vorgaben einer offenen, modernen Gesellschaft? Jeder Bürger kann dies öffentlich einklagen? - Und die Debatte kann endlich richtig abgehen.

  • Ich finde die SPD sollte auch die Rückruf-Aktionen der Autokonzerne voll und ganz unterstützen.

  • „Das Misstrauen ist schon bitter“

     

    Nein, das hat sich die SPD hart erarbeitet. Beispiele, neben zahlreichen weiteren: Agenda 2010 (Absenkung des Rentenniveaus, HartzIV...), Mehrwertsteuererhöhung auf 19%, Riesterrente, Ceta, TTIP.

     

    Die SPD wird den Weg der FDP bestreiten, sobald in den Altenheimen ihre Stammwähler das Zeitliche segnen.

  • Der Markenkern der SPD ist beim sich wie eine Fahne im Wind zu drehen. Mehr nicht! Und auf Gabriel ist ohnehin kein Verlass, dass ist der Wendelhals in Person. Nur noch übertroffen von Maas.

  • Ausbuhen ist noch zu freundlich! Tomaten und Eier wären schon angebracht!

  • Mit der Agenda 2010 (gesenkte Lohnnebenkosten, liberalisierte Zeitarbeit, Minijobs, Privatrente, Hartz IV, etc.) hat die SPD schon alles Soziale über Bord geworfen was diese Partei einmal ausgemacht hat. Und jetzt will sich die SPD mit dem Transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP) endgültig den Todesstoß geben. Es geht bei TTIP doch in erster Linie darum, Konzerninteressen in Gesetze umzuformen und dem Bürger noch mehr Rechte zu entziehen. Übrigens: Die angegebenen 2 Millionen neuer Arbeitsplätze, mit denen man uns immer bei TTIP ködern will, die beziehen sich auf den gesamten Freihandelsraum mit über 800 Millionen Menschen.

     

    "Politik kann man in diesem Lande definieren als die Durchsetzung wirtschaftlicher Zwecke mit Hilfe der Gesetzgebung" – wusste schon Kurt Tucholsky (1890-1935, Journalist und Schriftsteller). Aber auch heute wählt der Bürger immer noch Politiker, die die Interessen der Wirtschaft vertreten und nicht die Interessen des kleinen Mannes oder der kleinen Frau.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Hier herrscht ja eine Meinungsvielfalt wie in Nordkorea:-)

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Stimmt - es gibt Vorgaben wie diese

      Da ist eigentlich jedes Wort zu viel!

      kurz - reine Gewohnheit;)

      Aber stehen lassen -

      Kannst so an Schmarrn ah net!

      Dagegen is Karl May glatt politisches proSeminar!

      "Durchs wilde TTIPtan!"

  • Also mal abgesehen davon, wie unglaublich unsinnig ein Freihandelsabkommen in dieser Form zwischen zwei fast ebenbürtigen Wirtschaftszonen ist...

     

    Seit wann ist eine klar nationalistisch orientierte Unterscheidung in Wirtschaftsräume mit deutlicher Präferenz der "eigenen" und "besseren" Vorschriften in jeder Hinsicht zu einem urlinken Vorhaben geworden? Eigentlich sollten sich bei solchen Argumentationen doch jedem die Nackenhaare aufstellen.

  • Worüber beklagt sich Herr Miersch?

    Wenn ein Löwenrudel anfängt, über das Wohl der Gazellen zu verhandeln, dann ist es egal, welcher Löwe was brüllt, die Gazellen werden das immer ganz anders sehen.

  • Wenn man selbst der einzige ist, der den eigenen "Markenkern" erkennt, hat man aber schon ein Problem, oder?

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @LordNibbler:

      Der Markenkern heißt Gabriel und ist flexibel bis zum Gehtnichtmehr.

  • "Ich erwarte von der Parteiführung eine Gegenüberstellung des Vertrags und unserer roten Linien."

     

    Sorry, aber ich frage mich grade, auf welchem Planeten Herr Miersch war, als sich Herr Gabriel über einen eindeutigen Beschluss der Basis, TTIP abzulehnen, einfach hinweggesetzt hat. Er hat seine eigene Parteibasis blos gestellt und mit markigen Sprüchen auch noch beleidigt. Zum Dank wurde er daraufhin als Vorsitzender bestätigt.

    Dass Herr Miersch glaubt, ausgerechnet das TAZ-Publikum mit seinen vollkommen leeren Worthülsen überzeugen zu können und die kritischen Fragen einfach mal ignoriert bzw. total verwässert, zeigt eigentlich nur sehr deutlich, wie weltfremd sogar links denkende Politiker in der SPD geworden sind.

    Gerechtigkeit als Markenkern? Bei der Hartz-IV, Leistungsrente für Alte, länger arbeiten für Junge, Agenda2010,Smart-Meter,eGK-SPD???? Ernsthaft? Welcher aufgeklärte Bürger sollte der SPD so etwas noch abkaufen..

    • @Cypher:

      Warum so nachtragend? Herr Gabriel erwartet vom Bürger mindestens soviel Opportunismus, wie er selbst geben kann. Sie müssen zugeben, er tut was er kann!

  • Ein guter bewährter SPD-Mann. Allerdings nur Geschwätz, keine Linie und Kreuz haben die von der SPD ohnehin nicht. Und die Gerechtigkeiet als Markenanker herauszustelllen, zeugt von Wahrnehmungsstörungen. Hörte neulich, dass eine alleinerziehende HartzIV-Empfängerin 10 Eur für die Tage abgezogen bekommt, an denen das Kind beim Vater ist. Hat die SPD nicht die zuständigen Ministerien? Kann Herr Miersch nicht wissen, er malt rote Linien.

    • @arnsloth:

      Das haben Sie etwas falsch verstanden. Die Dame bekommt nichts abgezogen, aber (siehe unten logischerweise) natürlich bekommt sie den Zusatzbedarf für das Kind nur für die Tage wo sie das Sorgerecht ausübt, für die anderen Tage bekommt den Zusatzbedarf ihr Mann (falls er natürlich Bedarfsanspruch hat), also wird ihr nichts weggenommen, die Alternativen wären natürlich auch widersinnig, weil dann Kinder von Eltern die dummerweise noch zusammenwohnen schlechter gestellt wären, wenn hier doppelt gezahlt würde.

       

      Aber sobald man H4 davor schreibt ist ja jede noch so krude Rumrechnung attraktiv für die Leute.

    • @arnsloth:

      "Hörte neulich, dass eine alleinerziehende Hartz IV-Empfängerin 10 Euro für die Tage abgezogen bekommt, an denen das Kind beim Vater ist."

       

      Ja, Frau Nahles verschärft gerade die Hartz IV Gesetze, damit die Hartzer es sich nicht zu gemütlich in ihrem "Wohlstand" machen. Darüber hinaus sollen Sanktionen auf vier Jahre ausgedehnt werden. Wie stellen unsere Politiker sich das denn eigentlich vor? Ist das dann eine neue Bildungsmaßnahme für Arbeitslose, dass sie an einem Kurs über vier Jahre in Raub und Überfall teilnehmen sollen? Was denken sich Politiker eigentlich, wie bei einer Totalsanktion die Menschen vier Jahre überleben sollen ohne in die Kriminalität zu rutschen?

       

      Die SPD ist verantwortlich für die Agenda 2010, möchte gerne TTIP einführen und Hartz IV Kindern jetzt wohl auch noch den Teddybär wegnehmen – aber gleichzeitig wollen sie immer noch gewählt werden. Wenn es nicht so traurig wäre, dann könnte man darüber lachen.

  • Bereits wenn er "Gerechtigkeit als Markenkern" sagt, ist er der verschissenen Sprache der Heuschrecken erlegen und hat für mich schon ein Glaubwürdigkeitsproblem. Außerdem ventiliert er genau solche neoliberalen Sprechblasen an der Stelle, an der er gefragt wird, warum die SPD TTIP nicht einfach ablehnt. Er laviert also auch nur rum. Darüber hinaus bleibt klar, dass auch sogenannte rote Linien (auch so ein Marketingbegriff ohne Inhalt) einen Dreck interessieren, wenn es den richtigen (falschen) Leuten beliebt, darüber hinweg zu spazieren. So ein Quatsch.

  • "Was wir als Abgeordnete von den TTIP-Texten zu sehen bekommen, ist eine Farce". - Weshalb macht Miersch bei dieser unheilbaren "Farce" mit? Weshalb ist er noch SPD-Mitglied? Weshalb läuft er noch mit?

    • @Ulrich Frank:

      Und noch etwas: das himmelweite Auseinanderklaffen von PR-Speak und Realität - einfach hanebüchen: "Wir haben wie keine andere Partei die Gerechtigkeit als Markenkern – deshalb ist für uns die Frage zentral, wie man Globalisierung gestaltet. Das Primat muss Gerechtigkeit sein, nicht der Markt."

       

      Es klingelt einfach leer vor sich hin, dieses verkaufsfördernde Gerede! - Der Geruch von Gehirnschmelze liegt in der Luft!

      • @Ulrich Frank:

        Vielleicht ist Herr Miersch noch SPD-Mitglied, weil ihn die bröckelnde Partei so dringend braucht. Vielleicht überdenkt er einmal, wie dringend er sie braucht. Schließlich scheint sie ja sogar auf einen Herrn Sarrazin nicht einmal verzichten zu können.

  • SPD? Rote Linien?

    Ach, so wie bei der Vorratsdatenspeicherung z.B.?

     

    Ich kann nicht verstehen, wie diese Partei überhaupt noch Stimmen bekommt. Welche Zielgruppe soll das bitte sein?

    • @Co-Bold:

      Keine Sorge die Demographie erledigt den Rest!

  • Die Frage ist doch warum hat ein Handelsabkommen mit Kanada 1600 Seiten - gab es bisher keinen Handel mit Kanada?

     

    Streitfragen könnte man doch Fall für Fall klären, warum diese Paketlösung?

     

    Das Ganze ist vollkommener Unsinn und ein Nein zu Ceta&TTIP wäre eine hervorragende Gelegenheit für die SPD die Belastungsfähigkeit der Koalition auszutesten oder sie ggf. zu verlassen.

     

    Herr Miersch sollte sich mal mit dem Europabgeordneten Herrn Prof. Dr. Dietmar Köster zusammensetzen, einer der ganz wenigen mit halbwegs Einfluss in der SPD die bei diesem Thema eine saubere Linie vertreten.

  • Hannover - Die Scheibe - bitte:

     

    "....Aber klar ist: Mit uns gibt es keinen Freifahrtschein für TTIP und Ceta. Wir haben wie keine andere Partei die Gerechtigkeit als Markenkern – deshalb ist für uns die Frage zentral, wie man Globalisierung gestaltet. Das Primat muss Gerechtigkeit sein, nicht der Markt....."

     

    Ist dieser 68er - Gag-Schreiber bei der

    Heute-Show? - sonst bitte sofort bei

    Oliver Welke melden.

    Danke.

    "Jung - geh ins Bett - besseren -

    Witz machste heute nicht mehr!"

    Ich weiß - is bitter;))

  • Wenn SPD-MdB Miersch sagt, jetzt sei CETA entscheidend, muss man ihm Recht geben. Möglicherweise erkennen und beschließen die in Hannover so plötzlich konzentrierten Regierungschefs des Westens still und ohne großes Aufsehen, dass es zu Obamas Zeiten wohl nichts mehr werden kann mit TTIP.

    Das wird ihnen um so leichter fallen, je sicherer sie sich sein können, dass CETA im EU-Parlament -trotz der 14 roten SPD-Linien- locker durchgehen wird.

     

    Frei nach dem Motto :

    Besser den CETA-Spatz in der Hand als die TTIP-Taube auf dem Dach ! Wenn man die Tür lange genug offenstehen lässt, ttip-pelt auch dieser Vogel später noch mal durch die Hintertür.

     

    Der Sozialdemokrat Lange hat sich nach seinen Worten sehr für den "Handelsgerichtshof" eingesetzt. Vor zwei Wochen war er mit einer Delegation des EU-Parlaments in Kanada und brachte von dort "Verhandlungsergebnisse mit, über die der ebenfalls mitgereiste Vertreter der konservativen EUP-Gruppe sich ganz begeistert äußerte.

     

    Näheres gehört hat man dazu kaum etwas.

    Da kann man sehr gespannt sein, was von Langes Plänen übrig geblieben ist.

     

    Wird ein Internationaler Handelsgerichtshof überhaupt eingerichtet ? Wird er permanent tagen ? Wer finanziert ihn ? Wer ernennt die Richter ?

     

    Oder verkommen diese auch von Malmström und der EU-KOmmission nolens volens übernommenen Forderungen zu einer kaum genutzten Appellationsinstanz für besonders schwierige Fälle, während die Klagen im Normalfall erst mal über ISDS mit anderem Mogelnamen laufen.

     

    Auf jeden Fall ist nicht vorgesehen, dass Staaten auch gegen Firmen klagen, etwa wenn Weltkonzerne in manchen Staaten Gewinne machen, aber keine Steuern entrichten. Solche Fragen gehören zwischen EU, USA und Canada gelöst und nicht noch mehr Rechte und "Marktzugang" für Multis.

     

    Die Herren Miersch und Lange sind aufgefordert, bald für Aufklärung zu sorgen, auch darüber, ob mit Klärung der Investor/Staat-Klagen manche anderen Kröten von CETA diskussionslos geschluckt werden.

    • @unSinn:

      Eine "Klärung der Investor/Staat-Klagen" in irgendeinem positiven Sinne wird nicht geschehen. Dazu ist dieser Punkt den Befürwortern von TTIP/CETA viel zu wichtig. Entweder schluckt die SPD Sonderrechte für ausländische Konzerne oder CETA/TTIP wird einfach nicht kommen. Insofern hängt leider sehr viel an der Standhaftigkeit der SPD.

      • @XXX:

        Alles, was an der “Standhaftigkeit” der SPD hängt, ist bereits verloren.

  • Da klafft zwischen dem Selbstbild, dass der SPD Politiker von seiner Partei hat, und der Realität aber ein riesiges Loch. Ob er das jemals erkennen wird, ist fraglich, aber vielleicht merkt er es, wenn Gabriel mal wieder seinen Willen durchdrückt und die Basis ignoriert ...

  • "Sich gegenseitig abzukanzeln sollte man von beiden Seiten unterlassen, denn so ist kein Austausch mehr möglich."

     

    Es braucht keinen Austausch. Herr Miersch kann davon ausgehen, dass wer TTIP rundweg ablehnt, schon weiß warum.

    Die Fronten sind klar: Ja oder Nein. Dazwischen gibt es keine Position.

     

    Und natürlich: Mißtrauen ist noch viel zu gutgläubig, Skepsis noch viel zu optimistisch. Wir kennen Eure Methoden, wir wissen, wie Ihr S21, Elbphilharmonie, den Euro, Agenda 2010 und vieles mehr durchgepeitscht, durchgeschummelt, durchgedrückt habt und wir sind die Leidtragenden.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Warum leiden Sie unter S21, dem Euro und der Agenda 2010? S21 ist ein Bahnhof (!), der Euro eine Währung, die Deutschland als Exportnation sehr geholfen hat, und die Agenda 2010 war nach Auffassung beinahe aller Ökonomen in Deutschland ein Segen für unser Land.

      • @verflixt:

        S21 ist ein Bahnhof? Na, da werden die S21-Betreiber aber nicht zustimmen wollen.

         

        Den Rest schenke ich Ihnen.

      • @verflixt:

        "..ein Segen für unser Land"

         

        ...nur nicht für die Betroffenen, die oft genug zwar alle Spargroschen fürs Alter vor Hartz IV-Bezug aufbrauchen mussten und denen nun Altersarmut droht. Aber für Schröder und Co. lag so etwas ja damals noch in weiter Ferne, nicht wahr! Die Letzten - auf der Sozialleiter - beissen eben die Hunde...