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Revolutionäre 1. Mai-Demo in BerlinOhne Krawalle, ohne Inhalt

Marie Frank
Kommentar von Marie Frank

Statt Ausschreitungen hätten Inhalte in den Vordergrund treten können: der 1. Mai blieb aber inhaltslos.

Bis auf pro-palästinensische Solidaritätsbekundungen blieb die linke Demo eher inhaltslos Foto: Sebastian Gollnow/dpa

M an hätte die traditionelle „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“ in den Berliner Bezirken Kreuzberg und Neukölln in diesem Jahr auch für eine riesige Pro-Palästina-Demo halten können: In allen Blöcken des rund 15.000 Menschen umfassenden Demonstrationszuges wurden Freiheit für Palästina und ein Ende des Krieges in Nahost gefordert.

Im Gegensatz zu vergangenen Demos waren im Frontblock jedoch weder Palästina-Fahnen zu sehen noch war die verbotene Parole „from the river to the sea“ zu hören. Stattdessen wurde ein altbekannter Slogan wieder rausgekramt: „Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit in aller Welt“, war eine häufig gerufene Parole, mit der die De­mons­tran­t*in­nen einen Stopp der Waffenlieferungen an Israel forderten.

Die Polizei hielt sich entsprechend auffällig zurück. Wie schon bei der anarchistischen Walpurgisnachtdemo am Vorabend hielten die tausenden Einsatzkräfte großen Abstand und griffen nicht, wie bei den jüngsten propalästinensischen Protesten, willkürlich Ak­ti­vis­t*in­nen an, die eine Palästinaflagge und/oder Kufija trugen – was außer im Frontblock ungefähr je­de*r zweite Teil­neh­me­r*in tat. Sowohl bei der Walpurgisnacht als auch bei der 18-Uhr-Demo passierte das Erwartbare: Ohne die Provokation der Polizei blieb es friedlich.

Und so erreichte die „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“ zum ersten Mal seit vielen Jahren unbehelligt ihr Ziel, und es kam auch nicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen De­mons­tran­t*in­nen und den Beamt*innen. Davon schienen am Ende auch die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen überrascht zu sein: Die größtenteils kommunistischen Gruppen wirkten geradezu ratlos ob dieser Friedlichkeit. Ein Konzept, was in diesem unwahrscheinlichen Fall zu tun sei, war nicht zu erkennen.

Das offenbart ein grundlegendes Problem: Ohne die Fremdbestimmung durch die Polizei und die damit verbundenen Ausschreitungen treten die Inhalte stärker in den Vordergrund. Und die waren außer dem Nahost-Konflikt kaum vorhanden. Die drängenden Probleme, die Berlin darüber hinaus bewegen – Mietenwahnsinn, Klimapolitik, Rechtsruck, Abbau des Sozialstaats oder soziale Spaltung – kamen so gut wie nicht vor. Und das, obwohl es bei der „Revolutionären“ 1. Mai Demonstration eigentlich um Klassenkampf geht.

Damit ist die 1. Mai-Demo in Berlin ein Spiegel der linken Szene: Spaltung geht über Diskurs, man bekämpft sich lieber untereinander als den gemeinsamen Feind: Staat und Kapital. Die lachenden Dritten sind die Pro­fi­teu­r*in­nen des Status Quo. Denn wie hieß es so schön im feministischen Block? „Was macht den Bonzen Dampf? Klassenkampf, Klassenkampf.“ Doch davon ist die Linke, nicht nur in Berlin, sehr weit entfernt.

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Marie Frank
Leiterin taz.berlin
Leiterin taz Berlin und Redakteurin für soziale Bewegungen, Migration und soziale Gerechtigkeit. Hat politische Theorie studiert, ist aber mehr an der Praxis interessiert.
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40 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Oskar , Autor Moderator ,

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Toll! Das heißt jetzt verlagert sich das ganze Interesse auf die Teilnahme



    am 2. Mai am „Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen“. Das ist subversiv!

  • Jo, ganz stark! Sowjetfahnen, RAF Huldigung, Kriegstreiber-Parolen und Palitücher. Das ist nicht revolutionär, sondern revisionistisch. Ewiggestrige Folkore und ganz weit weg von der Realität und den Problemen der Menschen im Lande.

    • @Deep South:

      Echter Klassenkampf ist dieser Tage ohnehin eher bei einem Claus Weselsky, dem Prototyp des klassischen Gewerkschaftsführers, oder den demonstrierenden Stahlarbeitern bei ThyssenKrupp im Ruhrpott zu finden.

  • Dieses Jahr wurden statt Mercedes verstärkt Fahrzeuge von Tesla abgefackelt. Sehr beeindruckend. Die Linke ist so zerstritten, da jedes kleine Grüppchen ihr Lieblingsthema hat und dieses mit simplen Maximalforderungen verbindet. Das führt zu unlösbaren Zielkonflikten. Ergebnis - man wird nicht mehr Ernst genommen und zerstreitet sich untereinander.

    • @Nachtsonne:

      Das Linke Spektrum implodiert. Es gibt eigentlich nichts mehr einendes. Jedes sich Progressiv sehende Spektrum wird von der anderen hälfte als Reaktionär und Rechts gesehen.



      Das Schwarz-Weiß Denken führt dazu, das echte Kriegstreiber und Unterdrücker nicht mehr erkannt werden. Das Linke Spektrum ist am Ende, weil mittlerweile tiefste Verirrungen aus dem Mittelalter als Progressiv angesehen werden. (Unterstützung für eine Frauenunterdrückende Hamas zb)

      • @Walterismus:

        Niemand traut sich auch, dem linken Spektrum (in Wahrheit gibt es viele linke Spektren) einen moralischen Kompass zu zeigen. Ein Kompass, der PRO Israel zeigt. Und von der Hamas wegzeigt.

        Weil es heißt, moralisch zu argumentieren sei schlimm und so.

        Aber ohne geht das nunmal nicht. So lassen wir die Linken in einem Sumpf zurück, den man von damaligen Oi!-Parties kennt, in der Schulterschlüsse mit Rechtsextremen häufig vorkamen.

        Die Linken müssen erkennen, dass die Hamas ihre eigene Bevölkerung verrät. Und die müssen merken, dass es hier um Menschenrechte geht. Dann werden die vielleicht auch merken, dass der einzige Weg, Gaza zu befreien derjenige ist, Israel zu unterstützen, die Hamas zu beseitigen und so Frieden zu bringen.

        Aber wie gesagt, wer will heutzutage schon moralisch argumentieren? Also mit Menschenrechten und historischen Singularitäten in Petto?

  • "Statt Ausschreitungen hätten Inhalte in den Vordergrund treten können: der 1. Mai blieb aber inhaltslos."



    Ich fürchte das liegt daran, dass viele (Ex?)Teilnehmer außer einer beweihräucherten Revolutionsromantik tatsächlich nicht viel an Inhalt zu bieten haben.

  • Der "Inhalt" zum 01. Mai kam vom Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger: Wir werden alle mehr und länger arbeiten müssen, um den Wohlstand unserer Gesellschaft zu erhalten.

  • Vom deutschen und mehrheitlich weißen Nachwuchs der Burgeoisie Klassenkampf zu erwarten ist etwas viel verlangt. Bei der omnipräsenten Verachtung für alles Proletarische in der heutigen Linken würde das schon ein sehr hohes Abstraktionsniveau der Teilnehmer verlangen.



    Die klassischen Adressaten für einen Klassenkampf haben den 1.5. wahrscheinlich eher wie wir am Baggersee oder mit den Kindern im Zoo verbracht. Dem Milieu hat die Linke ja aber sowieso nichts mehr zu sagen. Dann wird es mit der Weltrevolution wohl also noch ein paar Jahre dauern.

  • Schade, sowohl Inhalt als auch Ziel dieses Artikels ist mir unbegreiflich.



    Natürlich äußert sich eine Demo mit klassenkämpferischen und internationalistischem Anspruch zu hunderttausenden Toten in Gaza. Es wird nicht benannt was das Problem sei damit das Menschen Kufiya tragen, das am Rande der Demo Palästina Flaggen sind, das Waffenlieferungen verurteilt wurden. Allerdings liest es sich so als gäbe es da ein Problem.



    Der Artikel ist deutlicher inhaltsloser als die Demo.



    Im feministische Block gab es politische Analyse zu hören. Es wurde von konkreten Kämpfen berichtet: z.B. den AnarchistischenSchüler*innenSyndikat zu Sexismus, Patriarchat, Übergriffen an der Schule und von Staub zu Glitzer über patriarchale Strukturen an der Volksbühne und einer Kampf für wirklich politisches Theater. Es wurden Lieder gesungen. Es gab viele Sprüche. Es gab Zusammenhalt.



    Welcher Inhalt wäre denn der richtige? Welches Ziel soll denn die Demo haben?



    Eskalation der Cops steht oft im Mittelpunkt und wenn diese sich zurück halten scheint es als wäre weniger passiert. Es ist richtig das wir uns mehr überlegen müssen wie wir gut Punkte setzen können wenn wir nicht damit beschäftigt sind Angriffe abzuwehren.



    Aber diese Demo hat sich durch andere Sachen ausgezeichnet.



    Eine Demo soll inhalte vermitteln: Hat sie wie in den beschrieben Redebeiträgen getan.



    Eine Demo bringt Zusammenhalt, Vertrauen ineinander und Kraft: Dieses Jahr gab es einige gut organisierte Blocks, in denen wir lernen miteinander zu kämpfen und aufeinander zu achten.

    Eine Demo macht keine Revolution, aber sie schafft das wir einander Kraft geben, das wir Hoffnung im gemeinsamen Kampf schöpfen und sie gibt Präsenz im öffentlichen Raum.

    • @Erlo:

      "Es wurden Lieder gesungen. Es gab viele Sprüche."

      Also Hass auf Israel und Tingeltangel.

      Das reicht heutzutage.

      Und welche trüben Quellen belegen die "hunderttausenden Toten"?

      • @Jim Hawkins:

        1. Welcher der Sprüche und welches Lied haben "Hass auf Israel" gezeigt?



        2. Zehntausende Tote. Das habe ich falsch geschrieben. Die Aussage bleibt die gleiche.

        • @Erlo:

          Was bedeutet zum Beispiel "free free palestine"?

          Frei wovon?

          Frei von Israel? Oder frei von der antisemitischen, frauenverachtenden, homophoben Hamas?

          "From the river to the sea" sieht die Existenz des Staates Israel nicht vor.

          Wer sind denn die Protagonisten des Befreiungskampfes der Palästinenser?

          Die Hamas und andere Terrorbanden. Teilen Sie deren Ziele?

          Die Veranstalter der Demonstration sind hauptsächlich kommunistische Kleingruppen, die die Demokratie abschaffen wollen.

          Wollen Sie das auch?

          Was ist das Ziel? Im Nahen Osten und überhaupt?

          Die Hamas will keine Zweistaatenlösung, wie finden Sie das?

  • "Ohne Krawalle, ohne Inhalt": Wenn man fies wäre, könnte man die beiden Aussagen konditional aufeinander beziehen, und dann wäre die früher übliche Gewalt der Inhalt oder anders: die 1.-Mai-Demo eine schöne Gelegenheit für die Teilnehmer, sich mit der Polizei zu prügeln.



    Aber ich bin ja nicht fies.



    Auf jeden Fall ist es doch gut, dass alle Beteiligten über die Jahre und Jahrzehnte offenbar Mittel und Wege gefunden haben, sich miteinander friedlich ins Benehmen zu setzen. Vielleicht ist das dann den möglichen Inhalten, sollten sie wieder dazustoßen, dienlich.

  • 6G
    600539 (Profil gelöscht)

    Statt "hoch die Internationale .. "



    heisst es in Berlin zum 1 Mai eh bloss noch : "from the river to ..“

    Klassenkampf , gerechte Verteilung , Mietenwahnsinn etc längst eingetauscht gegen Hass und Ausgrenzung .

    Der alte Sündenbock ist längst ausgemacht: Jüdinnen/ Juden / Israel

    Die verwirrte identitätslose Linke folgt blind dem islamofaschistischen Narrativ

    Komplettkapitulation der sozialen Grundwerten .

    traurig und auch abstossend

    • @600539 (Profil gelöscht):

      Hoch die internationale Solidarität dürfte wohl einer der häufigsten Sprüche auf der Demo gewesen sein. Und im Angesicht von zehntausenden Toten, noch viel mehr Verletzten und Millionen Hungernden die Unterdrückung der palästinensichen Bevölkerung ein islamofaschistisches Narrativ zu nennen, ist auch gewagt. Wenn man sich die Fakten ausdenkt, ist das Feindbild viel einfacher aufzubauen.

      • @homonym:

        Fragt sich von wem die palästinensische Bevölkerung unterdrückt wird: Auf der einen Seite wäre ich geneigt zu sagen von der Hamas, auf der anderen Seite sprechen die Tatsache, dass diese gewählt wurde und auch heute noch mehrheitlich unterstützt wird dagegen von Unterdrückung zu sprechen. Kann man von seiner eigenen Unfähigkeit unterdrückt werden? Im konkreten Fall von der Unfähigkeit zu sehen, dass man mit einem Festhalten an einer Terrorgruppe die dem Nachbar nach dem Leben trachtet nie wird in Frieden leben können? Es bleibt den Palästinensern zu wünschen, dass sie es eines Tages schaffen sich davon zu befreien. Allein mir fehlt der Glaube...

        • @Fran Zose:

          Die palästinensische Bevölkerung konzentriert sich nicht nur auf den Gaza Streifen. Dazu gehört auch das Westjordanland und Jordanien sowie der Libanon. Nicht zu vergessen Camps in Ägypten und anderen Nachbarländern.

          Was glauben sie sind die Gründe, dass die palästinensische Bevölkerung so weitverstreut leben muss?

  • Warum heißt es nicht "Beamt*innen"?

    • @White_Chocobo:

      Bin ich auch drüber gestolpert.

      Diese Willkür beim Gendern wirkt seltsam.

  • Das würden die meisten Demonstranten und auch die die zuhause geblieben sind aber leicht anders sehen.



    Und das wir keine starke soziale Fraktion in DE haben, liegt nicht daran das sich die "linken" NUR spalten. allesamt denken viel zu wenig ganzheitlich und sind schon immer gespalten.



    das muss man auch einfach mal so hinnehmen und klar benennen, und nicht einer illusorischen globalen und ganzheitlichen szene hinterherträumen - internationale, die es noch nie wirklich gab, außer in kleinen zellen, die nie lange zeit hatten sich zu vernetzen.



    es gab nur wenige die alle "linken" also sozialen, von cdu, fdp, spd bis zu den anarchisten, inkludiert haben.



    und es sind immer noch wenige.

    die spaltung liegt in dem unvermögen der masse, überhaupt vielfältig, genau und umfangreich zu denken. die masse gilt es aufzuklären, nicht nur die radikalen linken.



    das sieht man leider in der zeitung jeden tag und auch über all sonst. nur einige wenige dokus und kreative schaffen es, den ganzheitlichen ansatz wirklich durchzuziehen. von der physik, zur geschichte bis zur psyche.

    den 1mai inhaltslos zu nennen, ist teil des debakels. der 1mai ist gewiss nicht inhaltslos. deswegen gibts ihn ja. er steht also für was ganz konkretes.



    leider vergessen das oder können es manche nicht richtig einordnen.



    genau deswegen fällt es der spd so schwer mit den radikalen linken zu koalieren und andersherum!



    das die radikale linke eben verschwindend gering ist in DE und wir eher moderate linke haben, die nicht auf 1mai demos gehen. ist also nicht überraschend oder neu.

    es brauch weitaus mehr umfang, wenn man dieses problem in den griff bekommen will. das war schon 1920 so, 1970 und es ist immer noch so.

    arte zeigt grad ne doku über die nelkenrevolution, kann ich sehr empfehlen. die doku über geteilte erziehung & kooperation - auch passend.

    die moderate linke muss genau so wie der rest der gesellschaft erkennen, welche teile alles (a)sozial sind. dann erst können wir brücken bauen - die lange halten!

  • Eine kritische Anmerkung möchte ich dem guten Artikel dennoch hinzufügen:

    Die Überwindung des Staates ist das übergeordnete Ziel des entfesselten Techno-Kapitalismus.



    Sind alle Marktregulierenden Faktoren erst einmal überwunden so kann die Bestie des Kapitalismus sich frei am Menschen vergehen.

    In Amerika ist es bereits sehr lange üblich von Seiten der Rechten und Kapitalisten, sich auf die absurde Idee eines "Anarcho-Kapitalismus" zu berufen und ganz klar den "Tot der Regierung" zu in Theorie und Praxis zu fordern. Besonders in Camp MAGA ist das sehr beliebt. Für die bedeutet die Abwesenheit staatlicher Kontrolle nichts anderes als den "American Dream" wiederherzustellen: Ein Land der Räuberbarone.

    Es ist aus meiner Sicht wichtig, dass wir Anarchist*innen in unseren Schriften immer klar herausarbeiten, dass wir nicht gegen das organisierte Kollektiv sind. Eher das Gegenteil ist ja der Fall. Leider geht das zunehmend in der Sprache und dem Auftreten verloren. Und im Zuge dessen verschwimmen die Linien zwischen unserer Kritik an systematischer und struktureller Herrschaft und der rechten Staatskritik und ihrem zunehmenden globalen Gerede davon man müsse den Staat bekämpfen.



    Hier bedarf es entweder einer angepassten Beschreibung oder man ist gezwungen den Teil ganz aus den Parolen zu streichen, da er verkürzt und somit irreführend wirkt in dieser Zeit.

    • @Thomas O´Connolly:

      Die Abschaffung des Staates, von Grenzen ist doch gerade eine Linke Forderung „No boarder, no nations“ - ja damit einher geht dann natürlich die Abschaffung des Sozialstaates und Regulierung des Kapitalismus, aber das sind kleine Probleme im vergleich zum großen Ziel.

    • @Thomas O´Connolly:

      Anarchismus und Herrschaft des Kollektivs ist ein Widerspruch in sich.

      Maga, also Protektionismus, wie ihn Trump praktiziert hat ist übrigens alles anders als anarchokapitalistisch. Da war der Donald viel mehr Demokrat als Republican. Wo er die längste Zeit seines Lebens ja auch Parteimitglied wir.

      • @Mai Wetter:

        "Anarchismus und Herrschaft des Kollektivs ist ein Widerspruch in sich."

        Das gilt für den klassischen Anarchismus nach Kropotkin oder Bakunin, nicht aber für den Postanarchismus gemäß Michel Foucault, Gilles Deleuze oder auch Judith Butler.

        • @Sam Spade:

          Danke. Die Ergänzung ist wichtig. Denn wir sind ja nicht stehen geblieben. Die Post-Strukturalisten sind sehr weit in die Tiefe gegangen.



          Und der Anarchismus hat sich im gegensatz zur eher zur folklore neigenden politischen Ideologien durchaus mit der Zeit entwickelt. Gefällt halt nicht allen. Muss es aber auch nicht.

          @Mai Wetter:



          Mit ist das viel zu grob vereinfacht.



          Wer hier vorschnell von "keine Macht für Niemand" redet macht es sich bewusst einfach.

          Ich bin froh das zumindest wir nicht nostalgisch an der Vergangenheit kleben. Was gibt es dort, außer das was wir gelernt haben und was wir jetzt hinter uns lassen sollten?



          Anarchismus und Traditionspflege geht nicht zusammen.

          Wir wedeln nicht mit Fahnen von vor 200 jahren und fühlen uns dabei wer weiß wie geil. Wir leben die Kritik und die Auseinandersetzung, bis an die Schmerzgrenze. In uns und Gesellschaft.

          Anarchismus ist kein Dogmatismus oder auch nur politische Ideologie an sich, sondern eine tiefgreifende Lehre vom Menschen und seiner interaktion zur Gemeinschaft.

  • Danke. Gut zusammengefasst und gute Analyse.

    Die Parolen (besonders die gegen die Staatsgewalt ala "Mördern, Bullen, Schweine!" und "Ganz XY hasst die Polizei" oder direkt was aus Frankreich) wirken geradezu surreal wenn sie auf einem, von eben dieser Staatsgewalt nicht ansatzweise belästigten, Spaziergang gebrüllt werden.

    Das außer den anti-bullen Beißreflexparaloen im fröhlichen Sonnenschein auch nur sachen von vor 20 Jahren geruen werden zeigt leider auch sehr deutlich wie wenig man sich eigentlich selber bewegt hat oder zumindest hat man es verpasst mal die Slogans zu überarbeiten und auf momentane praktische Verwendbarkeit abzuklopfen.

  • Der 1. Mai in Berlin ist doch nur noch eine Folklore-Veranstaltung. Da feiern sich Altlinke und in diesem Jahr Palästinenserversteher. Politisch relevant ist das schon lange nicht mehr. Der Klassenkampf ist abgesagt.

  • Da kann man mal sehen, was passiert, wenn die Polizei ihre Agents Provocateurs zu Hause lässt.



    Ein Zeichen dafür, dass die Disziplin und Konsequenz auch eine Waffe sein können. Bin mal gespannt, ob das nächstes Jahr genauso läuft und dann der Polizei unheimlich wird.

    • @aujau:

      Die Entwicklung läuft doch schon seit geraumer Zeit so.

      Da wird sich das nächste Jahr wohl auch einreihen.

      Sollte es jemals Agents Provocateurs gegeben haben, sind die schon lange zu Hause.

      • @rero:

        Es hat sie gegeben.



        Als Autonome verkleidet, nach Steinwürfen auf Polizeikette durch diese durchgelassen, danach auf die erste Reihe der Demo geknüppelt - 1994, als Heckscheibenspringer auf Demoroute in enger Straße mit Totschläger im Gürtel - 1998, ganz früher auf Friedensdemo gegen Alexander Haig. Da habe ich gerade keine Jahreszahl.

        • @aujau:

          Ist auf jeden Fall alles schon sehr lange her.

          Wie viel Energie die Polizei schon beim MyFest mit Anti-Aggressionsteams - oder wie die hießen - an den Tag legte, da hätten Provokateure ihnen nur in die Suppe gespuckt.

          Die alten Zeiten sind definitiv seit längerem vorbei.

    • @aujau:

      "Da kann man mal sehen, was passiert, wenn die Polizei ihre Agents Provocateurs zu Hause lässt."



      Das unterstellt, dass die Schuld für Ausschreitungen _immer_ bei der Polizei liegt.



      Das darf dann doch tunlichst bezweifelt werden.

      • @Encantado:

        Beispiele für Agents Provocateurs gibt es seit den 1980er Jahren. Ich habe auch selbst bei ersten Mai Demos diese Vorgänge gesehen.

        • @aujau:

          Ich wiederhole mich: Ihre Aussage unterstellt implizit, dass die Schuld für Ausschreitungen _immer_ bei der Polizei liegt.



          Das darf dann doch tunlichst bezweifelt werden.

          Eine mögliche Existenz solcher 'Agenten' ändert daran überhaupt nichts.



          Einen Beweis für derartige Agenten stellen einzelne persönliche Beobachten übrigens nicht unbedingt dar. Fehlinterpretationen menschlicher Handlungen sind nichts seltenes.



          Inwieweit Betrachtungen aus den 80ern für heute Gültigkeit besitzen, sei ebenfalls dahingestellt.

  • Ich kann dem Artikel nicht entnehmen, dass es unter den Gruppen, die dort demonstriert haben, eine Spaltung gibt. Die sind sich doch einig: Hauptsache "pro Palästinenser". Was allerdings nur heißt: Gegen Israel und für die Errichtung eines palästinensischen Staates. Aber wie diese Leute sich die "Befreiung" Palästinas vorstellen, erfährt man durch solche Demos nicht. Welche Staatsform, welches Wirtschaftssystem und was für eine Gesellschaft die "propalästinensischen" Demonstranten für ein "freies" Palästina fordern, bleibt im Dunkeln. Wieso die Lebensverhältnisse der Menschen in einem palästinensischen Staat aus linker Sicht erstrebenswerter sein sollten als die in den bereits bestehenden arabischen Staaten, erschließt sich nicht. Es bleibt eigentlich nur, dass es gegen Israel geht. Für die Abhaltung freier Wahlen im Westjordanland und in Gaza, gegen die Entrechtung von Palästinensern im Libanon oder gegen die Abriegelung der Grenze zu Gaza durch Ägypten ist hierzulande noch keine kommunistische Gruppe auf die Straße gegangen.

    • 6G
      600539 (Profil gelöscht)
      @Budzylein:

      Die Punkte die Sie so treffend im letzen drittel Ihres Kommentars anführen sind absolut korrekt und genau das sollten sich alle mal fragen statt immer nur hetzten und Israel anzuklagen : "Es bleibt eigentlich nur, dass es gegen Israel geht. Für die Abhaltung freier Wahlen im Westjordanland und in Gaza, gegen die Entrechtung von Palästinensern im Libanon oder gegen die Abriegelung der Grenze zu Gaza durch Ägypten ist hierzulande noch keine kommunistische Gruppe auf die Straße gegangen „ the list goes on … Danke

    • @Budzylein:

      Demos sind dafür da Flagge zu zeigen. Nicht Konzepte zu vermitteln. Die gibt es schon wie man sich auf vielen Veranstaltungen im Umfeld überzeugen konnte. Man muss nur dran teilnehmen, dann kann man sich auch ein Bild machen.

      Und "pro Palästina" hat Tradition auf solchen Demos und das seit über 50 Jahren. Die Teilnehmer geben den Palästinensern eine "Stimme", die wird nämlich wenig gehört, weder vom Westen noch von den arabischen Nachbarn.



      Hätten sie gehör gefunden würde es Organisationen wie die Hamas gar nicht geben.

  • Danke, dieses Jahr habt ihr meinen Respekt verdient. Ich bin zwar überhaupt nicht eurer Meinung und eurer politischen Auffassung, aber dass ihr gewaltfrei demonstriert habt finde ich richtig gut.