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„Rasse“ im GrundgesetzEine rassistische Debatte

Die Grünen fordern, „Rasse“ aus dem Grundgesetz zu entfernen, nicht alle sind einverstanden. Beschämend, dass wir darüber debattieren müssen.

Protest gegen Rassismus, kommt jetzt beim Grundgesetz an: Demonstration in Dortmund am 6. Juni Foto: Björn Kietzmann

Es könnten zwei so wichtige Sätze sein: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Eigentlich, würde da nicht das Wort „Rasse“ im dritten Artikel des deutschen Grundgesetzes stehen.

Es ist beschämend, es überhaupt schrei­ben zu müssen, aber: Es gibt keine „Menschenrassen“! Jahrhundertelang wurden Menschen in gute und schlechte unterteilt, das soziale Kon­strukt von Rassifizierung galt als Legitimation für die Sklaverei oder den Kolonialismus, Nazis benutzten es, um Millionen Juden zu ermorden.

Dutzende Male ist der Text des Grundgesetzes in den letzten Jahrzehnten verändert worden, doch das Wort „Rasse“ hat jede Änderung überlebt. Die Grünen wollen das nun – endlich – ändern. Darüber entspinnt sich jetzt jedoch eine Debatte. Eine Debatte, die wie das debattierte Wort selbst von rassistischem Denken geprägt ist.

Viele Politiker:innen haben sich der Forderung nach Streichung des Begriffs angeschlossen. Kritik daran kommt aber nicht nur von den Braunen. Auch SPD-Bundesjustizministerin Christine Lambrecht ist dagegen: „Rasse“ sei heute als sprachlicher Anknüpfungspunkt für Rassismus für alle verständlich. Innenminister Horst ­Seehofer befürchtet „Missverständnisse“, wenn der Begriff gestrichen werde. Und der verbraucherpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Jan-Marco Luczak, sagt, gerade weil der Begriff nicht „wissenschaftlich korrekt“ sei, sei er besonders wirkkräftig.

taz am wochenende

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Scheinargumente, mit denen ras­sistisches Wording erhalten bleiben soll. Dabei gebe es passendere Formulierungen, wie „rassistische Diskriminierung“. Statt langer Debatten, sollte der Begriff sofort gestrichen und ersetzt werden. Und zwar nicht nur im Grundgesetz, sondern auch im Antidis­kriminierungsgesetz, im Strafgesetzbuch und im allgemeinen Sprachgebrauch.

Wie verbreitet das rassistische Wording trotz allem ist, zeigt ein Blick in Berichte der vergangenen Tage: Die FAZ, der Tagesspiegel oder auch die Welt schrei­ben von „Rassenunruhen“ in den USA. Einerseits eine schlechte Übersetzung von „race riots“, anderseits die Fortschreibung des rassistischen Konzepts von „Rassen“. Dabei ist es so einfach: antirassistischer Protest!

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47 Kommentare

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  • Wenn der Begriff "Rasse" für die Menschen gestrichen wird, was ich okay finde, dann bitte auch für Tiere. Dann gibt es auch keine "Hunderassen" und auch keine "Rassekatzen" mehr, sondern nur noch Hunde und Katzen. Und den Begriff "rassig" (= feurig) auch gleich vom Duden streichen.

  • Meine Güte, das momentan (endlich und zurecht) meistverwendete Wort in Debatten über gesellschaftliche Probleme, Diskriminierung und Hass ist Rassismus. Auch hier in der Taz.

    Gestern noch seh ich ein Interview, in dem eine farbige Aktivisten beklatscht, dass die Gewalt und die Ausgrenzung gegen Nichtweiße endlich als das was ist benannt wird. Nämlich Rassismus und nicht nur als Fremdenfeindlichkeit. Ein uraltes Konzept über die vermeintliche Wertigkeit von Menschen aufgrund des Kosntrukts Rasse. Kann man abändern und anders umschreiben.



    Von mir aus, wenns einem damit besser geht.

    Wer aber glaubt ernsthaft, dass es gegen jahhundertelang gesellschaftlich verankerten Rassismus hilft, dieses Wort aus dem Grundgesetz zu streichen und sich in der nächsten kleinkarierten Wortglaubereidebatte zu ergehen?

    Jeder weiß genau was gemeint ist. Alles was passiert, ist das sich die politisch Korrekten von einer sprachliche Redewendung emanzipieren. Ohne dass sich in den Köpfen und im Handeln derer, die in solchen Kategorien denken auch nur irgendetwas verändert.

    Das ist nichtmal nur halbgare Symptombekämpfung, sondern allerhöchstens der Joint im Schützengraben.

  • Sehe ich das richtig und es wird seitens der Grünen nur die Entfernung des Begriffs "Rasse" gefordert.



    Wurde kein Ersatz für die im Kern antirassistische Passage gefordert? Und wenn doch, welche? Existieren von den anderen Parteien Ersatzvorschläge? Der Artikel schweigt sich dazu völlig aus; als ob das Wording einer antirassistischen Passage völlig wumpe wäre.

    Beschämend wäre es dann "Rasse" einfach nur ersatzlos zu streichen.



    Beschämend wäre es dann im Gegenteil, keine Debatte über die Passage und den Ersatz zu führen.

    Die Ablehnung von Debatten zur Passage greift da viel zu kurz.

  • Mir kommt das ganze wieder einmal wie eine Schneeflockendebatte vor. Jene, die von Rassismus betroffen sind, werden wenig davon zu spüren bekommen, wenn der Begriff aus dem Grundgesetz getilgt wird. Zumindest können Sie sich dann nicht mehr darauf berufen, dass sie wegen ihrer Rasse diskriminiert werden.



    Und die Rassisten werden sich davon herzlich wenig beeindrucken lassen und als erste begrüßen, dass man den Begriff aus dem Grundgesetz streicht.



    Die Rassengesetze machten die Rasse zum Aussonderungsmerkmal. Das Grundgesetz schrieb fest: das darf niemals mehr so sein. Und das kommt in Art. 3 zum Ausdruck. Und nun erklären mir irgendwelche Wohlgesinnten, dass man darüber nicht mehr sprechen darf. Ich fürchte, der Schuss geht nach hinten los. Gut gemeint ist eben auch daneben.

  • "beschämend ist, dass wir darüber debattieren müssen"

    Beschämend finde ich, dass die Berichterstattung der taz da hinterm Berg ist und behauptet dass die "Grünen das nun – endlich – ändern wollen"

    Es fehlt im Artikel, dass solche Verfassungsänderungen in Bundesländern längst parteiübergreifend umgesetzt wurden und werden.

    Bremen machte es vor. Aus der Landesverfassung wurde dort der Begriff "Rasse" gerade erst gestrichen. Grundlage war ein Dringlichkeitsantrag der Fraktionen der SPD, Bündnis 90/Die Grünen und DIE LINKE. www.dw.com/de/kont...dgesetz/a-53784397



    CDU, SPD, Grüne und Linken wollen in Bremen die Landesverfassung ändern. Sie soll sich gegen Antisemitismus und Neo-Nationalsozialismus stellen. www.weser-kurier.d..._arid,1912950.html

    Das ist imho schlechte journalistische Arbeit. Da werden zu schnell (Meinungs)Artikel rausgehauen.

  • ist denn in dem zitierten paragraphen wenn man das Wort "rasse" weglässt nicht immer noch alles enthalten?

    • @ingrid werner:

      jein. antirassistische festlegungen gäbe es dann im GG nur noch durch die Blume anderer werte und rechte. konkret aber nicht mehr.

  • „Rassistische Diskriminierung“ wäre doch gleichfalls nur „rassistisches Wording“.



    Es ist (auch wissenschaftlich) unbestritten, dass es keine „MenschenRASSEN“ gibt.



    Es ist aber auch unbestritten, dass es rassistisch motivierte Diskriminierung gibt.



    Art. 3 Abs. 3 GG ist ein absolut schützendes Menschenrecht, und will als solches Menschen vor dieser leider noch immer stattfindenden rassistisch motivierten Diskriminierung schützen.



    Ist es somit sinnvoll, wegen des „Wordings“ den bislang so absolut bestehenden Schutz vor einer Diskriminierung wegen der „Rasse“ abzuändern, obgleich „Rassistische Diskriminierung“ täglich stattfindet?



    Das einzig schlagende Argument wäre allenfalls, dass zu befürchten wäre, dass in Ermangelung einer menschlichen „Rasse“ Art. 3 Abs. 3 GG diesbezüglich keinen Schutzraum entwickeln könnte. Doch dies wäre nur denkbar, wenn das BVerfG so denken und urteilen würde, was wir jedoch als NICHT GEGEBEN SICHER unterstellen können.



    Und gerade weil „Rasse“ so umfassend verstanden wird, und weil Art. 3 Abs. 3 GG als absolut schützendes Menschenrecht vor jeder diesbezüglichen Diskriminierung schützt, ist – wegen des umfassenderen Schutzes dieser Formulierung – eine Beibehaltung des Verfassungstextes sinnvoller, als dessen Abänderung zugunsten des besseren „Wording“, aber ggf. zulasten des absoluten Schutzes. Denn wenn der Gesetzgeber etwas neues einführt, muss dies erst in seinen Grenzen neu definiert werden. Und „rassistische Diskriminierung“ erscheint mir auslegungsbedürftiger als der aktuelle Text. Und das „Wording“ würde sich nur minimal verbessern.

    Da sollten wir also in jedem Fall nochmals die möglichen "Wording"-Vorteile mit den möglichen Schutznachteilen abwägen.

    😉

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @tazeline:

      Da stimme ich ihnen zu. Das Grundgesetz ist so etwas wie unsere Gene. Daran herumfummeln sollte man nur, wenn man weiß, wie es sich auswirkt.

  • Super, eine Diskussion über eine sinnvolle Änderung ist beschämend.



    Wieder zeigt sich, dass der politische Prozess eben etwas anders ist als Empörung oder Aktivismus.

  • Dann gibt es Rassismus gar nicht, oder ist das dann Ethnismus?



    Bevor wir uns am GG vergreifen, sollten wir schon sehr genau definieren, was und wie es geändert wird. Meinem Empfinden nach steht der Begriff Rasse darin, weil ee den Nationalsozialisten so überaus wichtig gewesen war und man diesen Wahn direkt ausschließen wollte, auch wenn Ethnie mehr als 70 Jahre später, vielleicht für richtiger erachtet wird. Ich kann ja Leuten, die mit Rassenschande indoktriniert wurden und einen Wink mit dem Zaunpfahl brauchen, nicht mit einer Grundsatzdiskussion von Biologen und Germanisten kommen.

    • @Weidle Stefan:

      Rasse ungleich Rassismus. Erster bei Menschen inexistent. Zweiter existent.

      • @Rudolf Fissner:

        OK.



        Dann definieren sie was ´ethnischer Deutscher´ ist, aber ohne die anderen im gleichen Paragrafen genannten Ausdrücke Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat und Herkunft, Glaube, religiöse oder politische Anschauung zu verwenden, denn sonst handelte es sich um eine Tautologie.



        Ich denke mit ´Rasse´ ist es wie mit ´Religion´: Eine objektiver Existentbeweis ist nicht notwendig, um subjektiv sehr wohl eine furchtbare Realität zu haben.

  • Wie wäre es schlicht und einfach mit "Hautfarbe"? Oder noch einfacher und inklusiver: wegen des Aussehens?

    • @HopeDrone:

      Bei Aussehen haben dann die Leute mit drin, die klagen, weil sie im zerrissenen T-Shirt mit fettigen Haaren nicht bei der Bank eingestellt wurden.

      Und Hautfarbe tut's ja nicht. Nicht jeder "wegen seiner Rasse" diskriminiert wird, hat wirklich eine andere Hautfarbe.

      • @rero:

        „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“



        Ist doch mit Herkunft etc. alles schon drin, oder?

        • @HopeDrone:

          Würde ich nicht so sehen.



          Der schwarze Deutsche, der eben zufällig einen Großvater aus Kuba hat, hat keine andere Herkunft als Deutschland. Er würde hier rausfallen.

  • “Ethnie“ würde den Begriff angemessen ersetzen...Das Wort “Rasse“ zu verbieten aber Begriffe wie “ (anti)-rassistisch“ weiter zu verwenden ist allerdings hochgradig absurd...zu bedenken wäre ebenfalls: Nur weil etwas ein Konstrukt sei (wie z.B. menschliche Rassen), bedeutet es nicht, dass es nicht “existiert“...in der menschlichen Gesellschaft ist praktisch alles ein Konstrukt (Gender, Klasse, Behinderung...) sollen alle entsprechenden Begriffe abgeschafft werden?

    • @kasus74:

      Ethnien sind soziale Gruppen. Hautfarbe bedingt auch keine Zugehörigkeit zu einer Ethnie.

    • @kasus74:

      Ne, es ist nicht absurd, sondern ziemlich konsequent. Rassismus ist die Ideologie, die die Menschheit in unterschiedliche "Rassen" einteilt und diesen eine unterschiedliche Wertigkeit zu weist.



      Diese Unterteilung in vermeintlich unterschiedliche "Menschenrechte" entbehrt allerdings jeder wissenschaftlichen Grundlage. Die Festlegung einer Verschiedenwertigkeit erst Recht.



      In dem Moment, wo ein Gesetz den Begriff Rasse als Erkennungsmerkmal von Menschen benutzt, erkennt es an, dass diese verschiedenen, von Rassist*innen erfundenen sog. "Rassen" existieren und gibt somit den Rassist*innen Recht bei ihren kruden Thesen. Da hilft es dann auch nicht mehr viel, die Diskriminierung zu verbieten, wenn im selben Satz das Othering zementiert wird...



      Also Rassismus als Bezeichnung einer Ideologie wird solange nötig bleiben, bis dieses Denken ein für alle Mal ausgerottet ist. Mit dem - auch sprachlichen - unterteilen von Menschen in "Rassen" sollten wir sofort aufhören, als einen Schritt hin zum gemeinsamen Verlernen von Rassismus als Gesellschaft.

    • @kasus74:

      Ich bin voll bei Ihnen, dass auch die restlichen Begriffe genauso konstruiert sind.

      Nur sehe ich nicht, wo "Ethnie" "Rasse" angemessen ersetzt. Schwarze Deutsche sind keine andere Ethnie.

  • "Niemand darf ... durch Rassismus .... benachteiligt werden oder bevorzugt werden ..."

  • Ok dann halt die Liste;



    Hautfarbe, Augenform, Körperbau, das sind Unterschiede die sich bei ganz oberflächlicher Betrachtung bei Menschen ergeben. Auch im Übrigen bei Leuten ohne Migrationshintergründen in den letzten 80 Jahren. Das wollte der Gesetzgeber ausdrücken. Ich habe keine Lösung.



    Wenn wir schreiben wegen des Aussehens, dann beschwert sich einer wegen Diskriminierung wenn er negative Erfahrungen wegen des Swastika und den SS Runen auf dem Oberarm macht.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Art? Kennzeichnet eine Fortpflanzungsgemeinschaft. Ist also schlimmer als Rasse.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Typus?

  • 0G
    03030 (Profil gelöscht)

    vorschlag zur guete: ' ... wegen ... seiner 'Rasse"...'



    mit ”..“ haben die apologeten von springer & co. doch erfahrungen

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Jetzt fehlt der Vorschlag, wie der Begriff Rasse ersetzt werden soll. Herkunft reicht nicht, Hautfarbe funktioniert auch nicht.



    Also, liebe Autorin, welches "Wording" schlagen sie vor?

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Ethnie.

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @Devil's Advocate:

        Die Frage erhebt sich: wieweit soll der Begriff heruntergebrochen werden, bis auf Stammesebene? Slawen oder Sorben? Friesen oder Dithmarscher? Württemberger oder Badener?

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Ist doch einfach.

      "Niemand darf ... durch Rassismus .... benachteiligt werden oder bevorzugt werden ..." vielleicht?

      • @Rudolf Fissner:

        Aber wenn es gar keine Rassen gibt, dann kann es doch auch doch gar keine Diskriminierung auf Grund von Rassen, also Rassismus, geben, oder? Ich meine: "Es gibt keine Rassen, aber es gibt Rassismus." - wie soll das gehen?

        • @Rojas:

          Doch. Wenn jemand alle Menschen mit Schuhgröße 42 als eine Rasse ansieht, für die Ausgeburt des Teufels hält und diese Ausrotten will, dann kann das schon im realen Leben - um das mal harmlos auszudrücken - unangenehme Diskriminierungserfahrungen bedingen.

        • @Rojas:

          Das geht ganz einfach. Der Rassismus ist eine Herrschaftsideologie der Ungleicheit. Die Weißen, die sich diese Ideologie vor ein paar hundert Jahren ausgedacht haben, haben auch den Begriff der "Menschenrassen" überhaupt erst erschaffen, um die Menschheit in verschiedenwertige Gruppen zu unterteilen und die ihrer Ideologie nach Minderwertigen zu unterdrücken, auszubeuten und zu ermorden.



          Um diese kruden Thesen der Ungleichwertigkeit zu untermauern und festzuschreiben, haben sie eine eigene Pseudowissenschaft gegründet und zahlreiche körperliche Merkmale definiert, an denen sich diese "Rassen" angeblich unterscheiden lassen. Nichts davon hält einer Überprüfung nach wissenschaftlichen Methoden stand. Weder die Ergebnisse dieser "Forschungen" noch ihre "Methoden" (z.B. Schädelvermessungen).

          Diesen - von den Rassist*innen erdachten - Begriff im GG zu benutzen, zementiert die Unterteilung in "Menschenrassen" und verleiht dem Konstrukt weitere Legitimität, auch wenn es eine Diskriminierung gleichzeitig verbietet, akzeptiert und unterstützt es dennoch die Behauptung, es gäbe "Menschenrassen". Da dem aber schlicht nicht so ist, ist es längst überfällig das GG zu ändern und das Wort "Rasse" zu streichen.



          Wie und durch welche Formulierung es ersetzt werden kann, sollte mMn Gegenstand einer gesellschaftlichen Debatte sein, aber nicht die Frage ob die "Rasse" aus dem GG verschwinden soll.

          • @BakuninsBart:

            Der Begriff Rasse kommt aus dem Arabischen.

            Er hat sich als rassistische Begriffsverwendung mit pseudowissenschaftlichem Anstrich im modernen Sinne im 18. und 19. Jhd. in Europa mit dem Aufkommen der Biologie und Einteilung der Tier und Pflanzenwelt in einem taxonomischen Stammbaum etabliert (Buffon und Linee)

            • @Rudolf Fissner:

              Der zweite Teil ist richtig, weswegen ich bewusst den Begriff "Menschenrassen" verwendet habe.



              Woher das Wort "Rasse" etymologisch betrachtet stammt ist für die Frage der heutigen Verwendung im deutschen Sprachraum mMn nicht weiter von Belang.



              Seine heutige verwendugn entspringt jedenfalls der sog. Rassenforschung des 18. und 19. Jahrhunderts und ist wie Sie schreiben ein Produkt einer Pseudowissenschaft, die Mitte des 20. Jahrhunderts von den Nationalsozialisten auf die Spitze getrieben wurde.

  • Einfach mal Argumente als „Scheinargumente“ abzutun ist schon die Königsklasse der Debatte.



    Mal ehrlich, einige Argumente sind es schon Wert zumindest aufgegriffen zu werden um durchdekliniert zu werden und Alternativen und Wirkungen abzuleiten.

  • "Dabei gebe es passendere Formulierungen, wie „rassistische Diskriminierung“. Statt langer Debatten, sollte der Begriff sofort gestrichen und ersetzt werden."

    Das ist der Knackpunkt, er muss ERSETZT werden! Würde das Wort ersatzlos gestrichen, wäre das fatal. Denn zwar gibt es eigentlich keine Rassen, aber doch werden Menschen aufgrund ihrer angeblichen Rasse diskriminiert.

    Wenn man diese Paragraphen dann schonmal anfasst, kann man auch gleich den Klassismus ins Diskriminierungverbot mit aufnehmen, das ist lange überfällig.

    • @Existencielle:

      "Rasse" ist ein Begriff aus der Tierzucht und gehört im Zusammenhang mit Menschen gestrichen. Der biologisch richtige Begriff ist "Art" und könne/sollte dringend als Ersatz genommen werden, damit niemand glaubt, "rassistische" Diskrimierungen wären



      erlaubt.



      Das Grundgesetz ist ein "Kind seiner Zeit" und nicht unantastbar (Asyl...).



      Aber was ist mit Wörtern wie "Rassist" oder "Rassenunruhen"?



      Brauchen wir eine Sprachpolizei???



      Wann wird Sarotti gezwungen, den kleinen Sarazenen-Jungen "Mohr" von den Produkten zu entfernen?



      Da kann ich Markus79 nur zustimmen: Eine esoterische Debatte!

      • @Boiteltoifel:

        Ich stimme dir völlig zu, in dem Punkt, dass "Rasse" ein Begriff aus der Tierzucht ist, und für Menschen nicht verwendet werden sollte.

        Ich sprach nur das Problem an, dass es Leute gibt, leider auch nicht gerade selten, die aber so tun oder selbst glauben, dass es "Rasse" gibt und Menschen danach diskriminieren. Und das muss verboten bleiben.

        Aber der biologisch richtige Begriff ist definitiv nicht "Art"! Schauen Sie sich mal die Definition des Wortes Art in der Biologie an, und Sie werden hoffentlich sehen, dass es danach keine verschiedenen Arten von Menschen gibt. Der Begriff "Art" beschreibt einen noch größeren biologischen Unterschied, als es der Begriff "Rasse" tut, und solch große Unterschiede findet man innerhalb der Spezies Mensch nicht.

        • @Existencielle:

          Ich sollte besser sagen, innerhalb der Gattung Mensch. "Spezies" ist offenbar ein Synonym zu "Art".

  • Bei Gesetzen sollte die Form der Funktion folgen. Und die jetzige Formulierung funktioniert einfach besser: Wer rassistisch denkt und diskriminieren will, weiß, was er mit "Rasse" meint - und dass er gemeint ist, wenn das GG Rassendiskriminierung die Legitimität entzieht. Ipso facto kann er auch nicht geltend machen, das Verbot beziehe sich auf etwas, was es gar nicht gebe.

    "Rassistische Diskriminierung" als Alternative enthält dagegen schon eine politisch aufgeladene Wertung. Jeder "-ismus" muss erstmal separat nachgewiesen werden, da er ein stark subjektives Element enthält. Die Juristierei versucht deshalb auch wenn möglich, "-ismen" aus Gesetzestexten rauszuhalten. Da sind die Grenzen häufig fließend, und der Nachweis eines Verstoßes wird erschwert. "Rasse" hingegen platziert den Diskriminierungstatbestand da, wo die Diskriminierung objektiv wirkt und am besten nachweisbar ist - am Opfer.

    Das nur als Beispiel für eine Überlegung, die vielleicht(!) die Entrüstung darüber, dass das überhaupt diskutiert werden muss, ein wenig lindern kann. Es gibt immer (mindestens) zwei Seiten einer Medaille.

    • @Normalo:

      genau so ist es: das Verbot in Art. 3 GG ist präzise und verbietet rassistische Diskriminierung, behauptet aber nicht, dass es "Rassen" gibt.

  • Der Begriff gehört auf den Müllhaufen der Geschichte.

  • "Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung."

    Hier die wissernschaftliche Zusammenfassung dazu:

    www.uni-jena.de/190910_JenaerErklaerung

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Eine esoterische Debatte.

    • @05838 (Profil gelöscht):

      wieso "esoterisch"?