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Pro und ContraStrafe wegen Pro-Palästina-Posts?

Etliche Fußball-Profis positionieren sich auf Social Media. Sollen sie belangt werden, wenn sie im Nahost-Konflikt Partei ergreifen?

„Friedliebender Mensch“: Noussair Mazraoui, Verteidiger des FC Bayern München und Freund Palästinas Foto: Angelika Warmuth/reuters

Ja,

der Hass ist deutlich zurückzuweisen.

Fußballprofis mischen sich ein, wer sollte etwas dagegen haben? Der von Mainz 05 freigestellte Niederländer Anwar El Ghazi postete „From the River to the Sea / Palestine will be free“. Der Ex-Nationalspieler Mesut Özil unterzeichnete einen Post mit „#FreePalestine“. Gegen den Algerier Youcef Atal vom französischen OGC Nizza ermittelt die Polizei, weil er das Video eines Hasspredigers geteilt hat. Immerhin, der FC Bayern attestiert seinem Angestellten Noussair Mazraoui, „dass er als friedliebender Mensch Terror und Krieg entschieden ablehnt“. In die Kritik war der Marokkaner geraten, weil er ein Video mit einer Hasspredigt verbreitet hatte: „Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen.“

Ja, Fußballprofis sollen sich politisch äußern. Und sie sind ernstzunehmen, das heißt: zu kritisieren. Und gegebenenfalls sollten sie die Auswirkung der Kritik spüren. Was Noussair Mazraoui verbreitet hatte, war die Hoffnung, die Partei, die mit einem Pogrom gegen israelische Zivilisten einen Terrorkrieg begonnen hatte, möge ihre Kriegsziele erreichen. Nicht anders ist die von El Ghazi gepostete Forderung zu verstehen: Neben einem Palästina, das vom Jordan bis zum Mittelmeer reicht, gäbe es kein Israel mehr.

Wie reagieren die Arbeitgeber, die Fußballvereine auf diesen Hass? Meist argumentieren sie mit „Werten“, für die ihre Vereine angeblich stehen. Schaut man sich Bayern München an, das seinen jüdischen Präsidenten Kurt Landauer in der Klubgeschichte mehrmals verjagt hat und das durch seine Ul­tras erst gezwungen werden musste, sich dessen Vermächtnis anzunehmen, klingt der Bezug auf die „Werte des Klubs“ nicht gerade glaubwürdig. Da muss man nicht einmal an die Sponsorendeals etwa mit Katar erinnern, um das Wohlfeile darin zu erblicken. Dass die Forderung, den Staat, der nach dem Holocaust Zufluchtsort für bedrohte Juden geworden ist, vernichten zu wollen, antisemitisch ist, sagen nämlich die Funktionäre nicht.

Entsprechend fehlt bei den Klubs auch die Perspektive der jüdischen Bevölkerung, was bei Bayern, das sich gern in eine jüdische Tradition stellt, besonders auffällt. Der Eröffnung des Terrorkriegs in Israel folgten international Angriffe auf jüdische und israelische Einrichtungen – und auf Menschen. Spiele jüdischer Sportvereine finden unter besonderem Polizeischutz statt, mehr als ohnehin (was man durchaus als Hinweis verstehen sollte, dass Judenhass nicht erst durch den Nahostkonflikt nach Deutschland gekommen ist). In Berlin versuchten Unbekannte, eine Synagoge anzuzünden, auf der Straße werden Israelfahnen verbrannt, Morddrohungen skandiert, und zu all diesen Hassorgien gehören die Parolen, die die Fußballprofis geteilt haben: „Free Palestine“, „From the River to the Sea …“ et cetera.

Solche Sprüche im aktuellen Klima, das von Todesdrohungen gegen Juden gekennzeichnet ist (bei gleichzeitigem – nicht zu vergessen – dramatischen Anwachsen der AfD) sind nichts anderes als Antisemitismus. Sophistische Überlegungen, ob mit „Free Palestine“ nicht ganz allgemein ein Freiheitswunsch verbunden sein könnte, sind verlogen, weil sie den eigentlich doch unübersehbaren Kontext einfach ausblenden. Und sie legen zugleich offen, warum alle Versuche, sie etwa mit den Mitteln des Arbeits- oder Strafrechts zu bekämpfen, nicht funktionieren können.

Was sollte juristisch gegen eine Palästinafahne, gegen das sogenannte Palituch oder gegen den Spruch „Free Palestine“ einzuwenden sein? Was nottut, und wozu der Sport – siehe Mainz 05, siehe Bayern München, siehe OGC Nizza – sich unfähig gezeigt hat, ist, den Hass so deutlich zurückzuweisen, dass er fürderhin geächtet ist. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, Antisemitismus zu erkennen.

Zu den üblichen Politikerphrasen gehört, dass Judenhass in diesem Land keinen Platz habe. Ich fürchte, die traurige Realität lautet: Doch, den Sportplatz. Martin Krauss

Nein,

seit dem Angriff der Hamas und der fortlaufenden Bombardierung Gazas durch Israel hat die deutsche Gesellschaft den Raum für propalästinensische Stimmen dramatisch verkleinert: Demoverbote, mögliche Symbolverbote an Schulen, Verhaftungen und Unterdrückung israelkritischer Stimmen. Im Fußball hat sich diese Repression verselbstständigt: Anwar El-Ghazi von Mainz 05 („From the river to the sea“) ist rausgeflogen, ähnliches fordern viele für Noussair Mazraoui, der Palästina einen Sieg wünschte.

Der FC Bayern hat, als pragmatische und politisch desinteressierte Weltmarke, eine Strafe abgelehnt. Und Unions Aïssa Laïdouni muss schon wegen einer palästinensischen Flagge zum Rapport. Bayerns israelischer Torhüter Daniel Peretz hingegen, der aufrief, „gemeinsam gegen das Böse [zu] kämpfen“, blieb unbehelligt. Man muss die Statements nicht teilen, um zu erkennen, dass diese Dynamik falsch, populistisch und vor allem politisch opportun ist.

Freie Meinungsäußerung und freie Kritik sind ein hohes Gut. Um sie in einer Demokratie zu verbieten oder zu erschweren, muss schon mehr passieren als ein Siegeswunsch für eine Kriegspartei oder auch die Infragestellung der Existenz Israels. Natürlich muss man das dürfen. Es ist schlicht falsch, diese Kritik pauschal als Antisemitismus zu labeln. Natürlich darf man sie dann ebenso scharf kritisieren. Aber einseitige Strafforderungen sind gefährlich für eine Debatte, in der es gerade erst zwei Themen – Pandemie und Ukraine-Krieg, wo ebenfalls Militärinteressen durch linksliberale Werte legitimiert wurden – mit extrem verengtem akzeptierten Meinungsspektrum gab.

Der Verein als Arbeitgeber nimmt sich zunehmend heraus, seinen „Botschaftern“ auch in der Freizeit den Mund zu verbieten. Nicht umsonst waren die Posts fast alle schnell gelöscht. Für nur ansatzweise mündige Sport­le­r:in­nen darf es keine Kultur geben, wo ein Rauswurf oder eine Abmahnung derart leicht von der Hand gehen. Auch Fans haben hier eine Verantwortung.

Gleichzeitig lohnt es, bei der Analyse nicht naiv zu sein. Derzeit streiten zwei Lager der Linken darüber, ob Statements wie die der Profis widerständig oder antisemitisch, regressiv oder progressiv seien. Es ist natürlich oft eine Mixtur. Offenbar sind viele Deutsche überfordert davon, dass hier zwei Ebenen von Betroffenheit existieren: Betroffenheit durch wachsenden Antisemitismus und Vernichtungswünsche der Anti-Israel-Koalition aufseiten von Jüd:innen. Und die jahrzehntelange Besatzung, Vertreibung, Unterdrückung und Demütigung von Palästinenser:innen, jene alltägliche Gewalt, die Gewalt gebiert und sie nutzt, um neue Unterdrückung zu rechtfertigen, und zu der die meisten schweigen, wenn nicht gerade Bomben fallen.

Hinzu kommt eine spezifisch europäische Ebene: Der Konflikt zwischen arabischen, oft marginalisierten Minderheiten und der Mehrheitsgesellschaft, in Frankreich noch eine koloniale Vergangenheit. Ein Interesse an Eskalation dieser Klassenkonflikte haben die Rechten: In Deutschland begann die Schlacht um Fußballer-Postings die Bild-Zeitung, während rechte Politiker einander mit rassistischen Forderungen von Ausweisung (Mazraoui) bis Entzug der Staatsbürgerschaft (Benzema) überboten.

In dieser Lage ist es auch strategisch völlig unklug, einseitige Repression auszuüben. Wo nicht gesprochen werden kann, werden Spieler und ihre jugendlichen Fans in ihren Positionen unversöhnlich. Ein Klub kann einen gesellschaftlichen Konflikt nicht „raushalten“. Die demokratische Lösung ist Aushandeln. Freilich mit klaren Grenzen des Tolerierbaren. Sinnvoller als Standpauken wären teaminterne, moderierte Dialoge, unter in einer geschützten Atmosphäre für alle. Auch Weiterbildungsangebote für Spieler:innen. Stattdessen überlegt etwa Bayern, die Spieler „im Umgang“ mit dem Konflikt zu schulen. Das heißt: Öffentlich schweigen. Alina Schwermer

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41 Kommentare

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  • "Infragestellung der Existenz Israels. ... Es ist schlicht falsch, diese Kritik pauschal als Antisemitismus zu labeln."



    Ich wäre wirklich interessiert daran zu hören, inwiefern die Existenznegierung Israels _nicht_ antisemitisch sein soll.

  • Wir leben in einer Zeit der Antiaufklärung und der Einengung des Meinungskorridors. Strafbares muss strafbar bleiben und Meinung muss frei sein. Auch wenn sie schwer zu ertragen ist.



    Ich stimme der Meinung von Alina Schwermer ausdrücklich zu.

    • @Rolf B.:

      Nun Antisemitismus aber keine Meinung und das öffentliche Gutheißen von Straftaten, wie der Terrorangriff der Hamas, könnte durchaus eine Straftat darstellen.

      Da ist Frau Schwermers Argumentation schwach.

      • @rero:

        Und was hat das mit meinem Kommentar zu tun?

        • @Rolf B.:

          Sie stimmten der Meinung von Frau Schwermer zu.

  • Zur Erinnerung: Die Parole "From the river to the sea ..." wird in Deutschland als volksverhetzend eingestuft. Wenn das auf einer Demo skandiert wird, greift die Polizei - inzwischen - ein. Warum sollte ein hochbezahlter Fußballprofi dies unbehelligt äußern können, während ein Normalsterblicher ein Strafverfahren erwarten könnte?

  • ein guter kommetar zu diesem thema

    www.theguardian.co...ms-israel-football

    • @the real günni:

      Warum finden Sie diesen Kommentar gut?

      Wenn wir den spezifisch französischen Teil in Bezug auf Benzema weglassen (Die Kritik der Autorin halte ich da für völlig berechtigt.), bleibt Äquidistanz.

      Nun sind aber nicht Israelis in Gaza eingedrungen und haben wehrlose Familien in Gaza massakriert oder Leute wahllos auf der Straße erschossen.

      Es riecht also nach Relativierung.

      Besonders kritikwürdig ist aber ihre rhetorische Frage "How can anyone imagine for a moment that we are not horrified by the massacre of Israelis as they gathered to mark a holy day in their homes, or enjoyed themselves at a music festival?"

      Wie man sich das vorstellen kann, ist simpel.

      Nach den von der Hamas veröffentlichten Videos verteilten jubelnde Araber auf den Straßen in Berlin Süßigkeiten.

      Die Vorstellung ist also überhaupt nicht absurd.

      Deshalb die ernstgemeinte Frage: Was finden Sie an dem Kommentar gut?

  • Hätten die Fußballspieler vor zwei Monaten einen pro-palästinensischen Post in ihren Social Media-Accounts veröffentlicht, wäre es wohl kaum über eine Randnotiz hinaus gegangen.

    Eine solche Veröffentlichung direkt nachdem eine Terrororganisation tausende Zivilisten angreift und hunderte verschleppt ist für mich Unterstützung des Terrorismus und in diesem Fall auch Antisemitismus.

    Kleine Rechercheaufgabe für Journalisten: Haben sich die beiden Fußballer denn vor dem Angriff der Hamas politisch betätigt oder beispielsweise humanitäre Organisationen in Gaza unterstützt? Oder beschränkten die sich bisher darauf für viel Geld gegen einen Ball zu treten?

  • Der Spiegel titelt heute morgen:



    "Nicht jeder, der eine Palästinaflagge hochhält, ist ein Antisemit."



    Schlimm genug, dass das gesagt werden muss, aber anscheinend muss es gesagt werden.

  • "Freie Meinungsäußerung und freie Kritik sind ein hohes Gut. Um sie in einer Demokratie zu verbieten oder zu erschweren, muss schon mehr passieren als ein Siegeswunsch für eine Kriegspartei oder auch die Infragestellung der Existenz Israels. Natürlich muss man das dürfen. Es ist schlicht falsch, diese Kritik pauschal als Antisemitismus zu labeln."

    -Ich musste diese Textpassage gerade zweimal lesen, um zu glauben was da eigentlich steht.



    Die radikal islamistische und bis ins Blut antisemitische Terrororganisation Hamas wird als eine von zwei Kriegsparteien bezeichnet und die Infragestellung der Existenz Israels ist nicht antisemitisch?

    Da fällt mir fast nichts mehr dazu ein....

  • Sympathien für Palästina auszudrücken, bedeutet etwas anderes, wenn aus dessen Reihen gerade eben erst das bestialischste Morden an Juden seit dem Holocaust verübt wurde. Wer ausgerechnet in DIESEM Moment öffentlich den Sieg für Palästina wünscht, der stellt sich bewusst auf die Seite derjenigen, die geplant Kinder abschlachten und Menschen die Köpfe abschneiden.

    Kontext, so einfach.

    Das ist dann so der EINE Moment, wo es kein einerseits / andererseits, kein „aber Israel hat ja auch…“ gibt.

    • @Michael Lankes:

      ja, stimme ich zu.



      aber diese eine moment waehrte nicht lange, und dann gab es eine vergeltung israels mit starken bombenangriff, bei der ebenso viele unschuldige zivilisten starben, so war dieser eine moment auch schon sofort vorbei.



      wollen sie den verwandten dieser getoeteten menschen das recht absprechen, gegen die gewalt und fuer einen eigenen sicheren staat zu demonstrieren?

      • @the real günni:

        Vollste Zustimmung @ The Real Günni

      • @the real günni:

        Die Pro Palästina Demos gingen aber schon vor dem Gegenschlag Israels los. Allein als Reaktion auf den Terroranschlag durch die Hamas. Der nebenbei gesagt auch nach wie vor andauert.

        Im Übrigen ist menschliches Leid natürlich überall gleich unerträglich - trotzdem ist es ein Unterschied, ob gezielt unschuldige Zivilisten ermordet werden, oder beim Angriff auf Terrorstützpunkte, die die eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde benutzen, eben jene Bevölkerung dann darunter leidet und getötet wird. Hätte die Hamas die militärischen Möglichkeiten, die Israel hat, dann wäre dort längst kein einziger Jude mehr am Leben.

        Und schließlich weiß jeder, dass das größte Hindernis der Zwei Staaten Lösung ist, dass eine Seite gar nicht in zwei Staaten leben, sondern den anderen Staat vernichten will.

        • @Michael Lankes:

          sie argumentieren mit spekulationen.



          seien sie vorsichtig mit aussagen - schliesslich weiss jeder.. - das ist ueberhaupt nicht haltbar.



          kennen sie den gemuetszustand aller palestinenser? gerade diese ihre argumentation deckt sich mit der der nationalistischen israels, und das macht es unmoeglich, eine zwei-staaten-loesung zu erreichen. klammern sie nicht die radikalitaet der religioesen in israel aus. rabin wurde von eben solchen ermordet.



          nur zu behaupten, die anderen wollen eh keinen frieden, und dann nie auf versoehnung bauen, das reciht nicht.

          • @the real günni:

            Sie haben Recht, ich hätte es noch einmal präzisieren müssen, dass ich die Hamas meine, von der ich auch in den Sätzen davor gesprochen habe. Es gibt ohne Zweifel sehr viele Palästinenser, die einfach in Frieden leben wollen.



            Wenn ich aber nach einem Terroranschlag der Hamas für Palästina demonstriere - und das war mein ursprüngliches Argument- dann stelle ich mich auf die Seite der Terroristen und nicht auf die Seite der friedlichen Palästinenser.

  • Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte gestern, es könne niemals einen Generalverdacht gegen Palästinenser geben. Die Autorin sollte sich das merken.

  • Nun ja, niemand erwartet von einem Fußballer, dass er die unterschiedlichen Fluchtbewegungen in der Folge der Staatsgründung Israels nuancenreich analysiert. Aber wenn die Message ist, dass man muslimisch ist und das in Gaza deswegen ganz schrecklich findet, dann wäre schon erwartbar, dass man sich klar gegen den Terror der Hamas stellt und nicht "nur" die israelische Antwort verurteilt.

    Auch eine palästinensische Flagge wirkt sehr wohl als Statement. Würde ich eine deutsche Flagge posten, nachdem mehrere tausend deutsche Terroristen hunderte Menschen massakriert, verstümmelt und vergewaltigt haben, dann wäre die Message ja auch ziemlich deutlich...

    Abgesehen davon mutet es schon sehr seltsam an, dass die arabischen Länder zwar sehr schnell im Verurteilen sind, aber sonst keine Hilfen und schon gar keine Aufnahme in ihren Ländern anbieten.

    • @Heike 1975:

      "und schon gar keine Aufnahme in ihren Ländern anbieten"

      Ja, das ist so. Aber man kann auch nicht ganz ausblenden, dass das eine Akzeptanz der Vertreibung bedeuten würde. Abgesehen davon, dass jeder Staat zuallererst seine eigenen Interessen im Blick hat.

    • @Heike 1975:

      ich finde ihren kommentar leider sehr subjektiv.



      ich verstehe nicht, dass jetzt wirklich die ganze welt bei jeder halbwegs prominenten person, die ein persoenliches statement abgibt, eine bestimmt haltung erwartet wird. ist es der wunsch, alle in die schubladen ´freund oder feind´zu stecken? vielleicht gibt es auch noch die schublade ´it´s complicated´.



      wird denn bei so vielen menschen angezweifelt, dass sie das hamas.massaker irgendwie gutheissen?



      vielleicht koennte man analog dazu von allen israelis, die das massaker beklagen, auch erwarten, dass sie sich vom voelkerrechtlichen siedlungsbau im westjordanland distanzieren?

      • @the real günni:

        Natürlich gibt's die Schublade "es ist kompliziert". Jemand der so denkt, weil er abwägt, wird sich dann aber entweder gar nicht, oder entsprechend dezidiert äußern und nicht nur für eine Seite Partei ergreifen. Es ist ja gerade die Einseitigkeit ihrer Äußerungen, wegen der die im Artikel benannten kritisiert werden.

      • @the real günni:

        Wenn die Hamas 1400 Zivilisten umbringt, vergewaltigt und 200 Geiseln nach Gaza verschleppt und ich poste am Tag darauf eine Palästina-Flagge, dann steht das wohl in einem gewissen Zusammenhang.







        Wenn deutsche Neonazis morgen in Polen einfallen und dort wahllos Zivilisten töten und die Reaktion eines deutschen Fussballers auf diesen Vorfall wäre dann eine Deutschlandflagge im Profil- dann wäre das was genau?....

        • @R. Mc'Novgorod:

          der vergleich ist konstruiert. es herrscht dieser konflikt seit jahrzehnten, mit opfern und taetern auf beiden seiten. es gibt hier kein gut und boese und richtig und falsch auf nur einen seite.



          sie setzen die solidaritaet mit palestina gleich mit dem feiern des massakers. das ist aber nicht korrekt.

          • @the real günni:

            Ich setze nicht "die Solidarität " mit Palästinensern mit dem Massaker gleich. Ich beschreibe die Situation im Bezug auf die Reaktionen nach dem Massaker und da ist es nunmal völlig unangebracht auf das Massaker mit einer Palästina-Flagge zu reagieren

  • "Sophistische Überlegungen, ob mit „Free Palestine“ nicht ganz allgemein ein Freiheitswunsch verbunden sein könnte, sind verlogen, weil sie den eigentlich doch unübersehbaren Kontext einfach ausblenden."

    Bei "from the River to sea" würd ich mitgehen. Bei Free Palestine halt ich diese Einschätzung für subjektiv. Diesen Satz kann man genauso als im Kontext undurchdachte Äußerung sehen. Ihn als definitiv antisemitsich zu kategorisieren, geht mir zu weit. Nicht jeder steckt so tief in der Materie, dass er jedes Wort gut überlegt und sich allumfassend abgewogen äußert.

    "Was nottut, und wozu der Sport – siehe Mainz 05, siehe Bayern München, siehe OGC Nizza – sich unfähig gezeigt hat, ist, den Hass so deutlich zurückzuweisen, dass er fürderhin geächtet ist"

    Mainz O5 hat seinen Spieler aufgrund des Posts freigestellt. Der Verein hat ebenso wie die Bayern ein Statement herausgegeben, dass man den Angriff der Hamas verurteilt und an der Seite Israels steht. Was wird da von den Mainzern bitte mehr erwartet?



    Das Statement der Bayern halte ich auch für ein wenig zu weich. Aber ob die Aussagen Mazraouis im internen Gespräch, sich prinzipiell gegen Terror auzusprechen glaubwürdig sind, wissen wir hier alle nicht. Der FC Bayern würde kaum einen offenen Konflikt mit seinem israelischen Profi Daniel Peretz riskieren.



    Daher ist es schwierig, aufgrund dieses einen Posts harte Strafen zu fordern, die das Arbeitsrecht gar nicht hergibt. Der Zentralrat der Juden hat das vorgehen des Vereins als "angemessen" bezeichnet.



    Das solche Post nicht kritiklos stehenbleiben und die Vereine eine Verantwortung haben, sich zu klar gegen Antisemitismus positionieren halte ich für richtig. Einen Ausschluss als einzig mögliche Konsequenz kann ich nicht nachvollziehen.



    Der CDU Abgeordnete Johannes Steiniger hatte sogar die Ausweisung aus Deutschland gefordert. Gegen jede Rechtsgrundlage.



    Ob das rein aus einem aufrichtigen kampf gegen Antisemitsimus heraus pssiert, würde ich mal in Frage stellen.

  • Gab es denn von diesen Spielern nach den schlimmsten Massakern an Jüdinnen und Juden seit dem 2. Weltkrieg auch Posts in denen Sie die Hamas und deren Gräueltaten verurteilen?

    Man kann pro-Palästinensisch posten, sollte sich aber auch ganz klar von Terror Organisationen distanzieren.

    • @DocSnyder:

      die frage waere, wer oder was so etwas verlangt / erwartet / fordert und warum

      • @the real günni:

        Der vernünftige Menschenverstand.

        Es kam zudem von Spielern, die in Vereinen spielen mit jüdischer Geschichte.

        • @DocSnyder:

          es waere sicher nicht falsch, das so zu kommunizieren. ob man das verlangen kann, weiss ich nicht. die spieler zu bestrafen, ueberschreitet rote linien. oder den entzug der staatsbuergerschaft zu fordern, sollte den ruecktritt der entsprechenden politiker als konsequenz haben.



          im gegenzug waere es dann auch ein schoener zug des gesunden menschenverstandes, wenn kuenftig auf allen pro-israel kundgebungen sich eindeutig vom voelkerrechtswidirgen siedlungsbau distanziert wird.

  • Wie schon andere Forist*innen bemerken: "Pro-Palästina" heisst nicht "Hass".

    Letzteres gibt es natürlich auch, mehr als genug, und dem gilt es, Einhalt zu gebieten.

    Manchmal ist es nicht leicht, zu differenzieren. Aber diese Mühe müssen wir uns machen. Sonst ist jede Glaubwürdigkeit dahin.

  • Frau Alina Schwermer meint,



    Die Infragestellung Israels als Antisemitismus zu labeln , sei falsch.



    Damit "argumentiert " sie, die Vernichtung des jüdischen Staates Israel hat NICHTS mit Antisemitismus zu tun.



    Da fehlen mir die Worte.

  • Nach einem solchen Terrorangriff sollten pro-Palästina Demos und alle anderen Solidaritätsbekundungen einfach mal aus Pietätsgründen 2 Wochen unterbleiben.

    Wer sich kurz nach diesem Massaker pro-palästinensisch äussert, kann sich nicht einfach auf den Standpunkt zurückziehen er wolle ja nur auf die Leiden der PAL. Bevölkerung hinweisen.

    • @Emmo:

      Ich stimme Ihnen voll zu.



      Es erschreckt mich, dass offenbar ein großer Teil der Kommune die Aussicht auf ein Demoverbot schwerer wertet, als Menschen, die andere wahllos abschlachten.



      Das wirft ein trauriges Schlaglicht auf die " linke" Zivilbevölkerung.

    • @Emmo:

      und wie kommen sie darauf bitte?

      • @the real günni:

        Weil eine solche Reaktion praktisch unmittelbar (!) nach einem solchen terroristischen Massaker im Kern eine Relativierung dessen transportiert. Und das ist abscheulich.

        Mein Post war übrigens nicht auf den israelisch-palästinensischen Konflikt im Allgemeinen gemünzt. Selbstverständlich darf man grundsätzlich an die Leiden der pal. Bevölkerung erinnern. Aber in diesem Fall würde es m.E. allen gut anstehen, einfach mal zwei Wochen zu schweigen.

  • Solange die Äußerungen der Fußballer nicht auf die Vernichtung Israels oder der israelischen Bevölkerung abzielen handelt es sich wohl kaum um Volksverhetzung und sie sind zu dulden. Privat würde ich Fußballspiele mit diesen Spielern boykottieren, wenn ich mich denn für Fußball interessieren würde. Aber die Äußerungen dieser finanziell sehr priviligierten Spieler werfen ein Schlaglöcher auf die Gesellschaften, aus denen sie kommen. Karl Kagerfeld hat auf die Problematik hingewiesen und wurde dafür geächtet. Dabei wäre eine ehrliche Diskussion überfällig.

  • ich glaube, es ist an der zeit, hier mal sprachlich deutlich zu trennen. wie kann denn pro-palestina negativ sein? pro-palestina ist negativ, wenn man davon ausgeht, dass es kein palestina geben soll. also keine 2-staaten-loesung. also die haltung der ganzen letzten rechts-nationalistischen bis ultrarechten und radikal-religioesen regierungen quasi uebernimmt.



    soll man das wirklich tun, wenn man pro-israel ist? da gibt es also keine differenzierung, obwohl die gesamtheit der staaten und UN eine 2-staaten-loesung schon seit jahrzehnten fordern?



    auch hier in der taz wird viel darueber lamentiert, dass sich nciht genuegend organisationen und institute sich deutlich vom terror der hamas abgrenzen und ihn verurteilen. weiss ich nicht, wie kann man das denn nicht verurteilen. oder steckt hinter der forderung, einfach mehr partei fuer israel zu ergreifen? kann ich z.b. nicht wirklich. israel betreibt eine aggressive politik, der ich sehr kritisch gegenueber stehe. israels regierungen wurden von allen weltweiten partnern seit langem dazu aufgerufen, den voelkerrechtswidirigen siedlungsbau zu stoppen. das wurde immer bisher ignoriert und stattdessen immer weiter vorangetrieben.



    wir alle muessen auch mal drot hinschaeuen, woher die ganze gewalt kommt, und wo dsa hinfuehrt. wir koennen nicht nur in dem status staatsraeson verharren, und damit dann alles abnicken, was die israelische regierung so macht. das wird der welt gehoerig auf die fuesse fallen.



    israels sicherheit muss garanitert werden. aber es muss ein weg gefunden werden, dass israel daruas keinen freischein macht und entgegen voelkerrecht agiert und damit immer neu provoziert. in diesem krieg sind immer alle opfer und taeter zugleich.



    gestern habe ich auf dem geldautomaten der sparkasse gelesen: wir verurteilen die gewalt in der ukraine, in nahen osten und allen konflikten weltweit und solidarisieren uns mit den opfern.



    das finde ich mal einen guten ansatz,

  • Wenn man im Licht der Öffentlichkeit steht ist es immer ein Husarenritt eindeutig eine Position zu ergreifen.



    Aber hier geniessen wir Meinungsfreiheit - eine Meinung zu haben darf weder sanktioniert oder gar bestraft werden.

    Davon unterscheiden muss man ganz eindeutig falsche Tatsachenbehauptungen oder gar Aufforderungen zu Straftaten.

    Als Arbeitgeber kann ich natürlich frei entscheiden, Menschen bestimmter Gesinnung nicht zu beschäftigen - aber auch hier ist die Hürde hoch, jemanden wegen seiner freien Meinung zu kündigen.

    Wenn wir jetzt anfangen unliebsame Meinungen zu betrafen sind wir morgen wieder da wo wir vor 90 Jahren schonmal waren.

    • @Bolzkopf:

      Volksverhetzung ist eine Straftat und keine Meinungsäußerung mehr.



      Es ist gut, dass wir einen Rechtsstaat haben, der diese Grenzen definiert.

    • @Bolzkopf:

      Aber hier geniessen wir Meinungsfreiheit - eine Meinung zu haben darf weder sanktioniert oder gar bestraft werden.

      Davon unterscheiden muss man ganz eindeutig falsche Tatsachenbehauptungen oder gar Aufforderungen zu Straftaten.



      Ja so ist es.... ist doch wirklich nicht so schwer oder?