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Polizeigewalt in LützerathDemokratie erleben, Nase gebrochen

Ein politischer Familienausflug endet mit Verletzungen. In Lützerath hat nicht nur der Kampf gegen den Klimawandel eine Niederlage erlitten.

Polizeiformation in Lützerath am 14. Januar Foto: Roland Geisheimer/attenzione/Agentur Focus

Als Familie A. am Vormittag des 14. Januar zur Demonstration Richtung Lützerath mit dem Auto fährt, herrscht gute Stimmung. Zwar standen sie am Vormittag mehr als eine Stunde im Stau und mussten im fünf Kilometer entfernten Wanlo parken, aber es fühlte sich irgendwie wie ein Familienausflug mit Sinn an. Ein Selfie zeigt den Ehemann, ein Diplomingenieur Anfang 40, lächelnd mit seiner Ehefrau, einer Ärztin, und dem 14-jährigen Neffen. Der Jugendliche soll hier Demokratie live erleben.

Familie A. ist nicht damit einverstanden, dass der Energiekonzern RWE die Braunkohle in der Region fördern will, dafür das ganze Dorf abreißen lässt und das Klima schädigt. Was die Familie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Wenige Stunden später werden sie alle große Zweifel hegen, nicht nur an der Klimapolitik, sondern auch an dieser Demokratie.

Auf dem Familienselfie sind hinten ein paar De­mons­tran­t*in­nen zu sehen. Drei Menschen mit Kameras, vermutlich Ver­tre­te­r*in­nen der Presse, stehen erhöht und überblicken die Menschenmasse am Rande von Lützerath. Danach folgt eine Reihe mit Polizeiwannen, dahinter vier freistehende Gebäude, ein paar kahle Bäume – was halt von dem mittlerweile weltberühmten Dorf noch übrig geblieben ist. Der Zeitstempel in den Metadaten des Selfies gibt den 14. Januar, 15.55 Uhr an.

Viele Menschen erheben seit den Zusammenstößen am vergangenen Wochenende schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitsbehörden und RWE. Sie beklagen unverhältnismäßige Polizeigewalt gegen friedliche Proteste. NRW-Innenminister Herbert Reul verteidigte das Vorgehen seiner Be­am­t*in­nen und nannte ihre Arbeit „hochprofessionell“. In Interviews sprach er von „zwei, drei Einzelfällen“, bei denen sich „ein Polizist nicht richtig verhalten habe“ und deswegen „zur Rechenschaft gezogen werden müsse“. Diese Fälle lasse er überprüfen.

Exemplarischer Fall

Die Masse der dokumentarischen Videos und Bilder im Netz und der vielen Beschwerden von De­mons­tran­t*in­nen wirken wie ein krasser Kontrast zur Darstellung des CDU-Innenministers. Vier Tage nach dem Polizeieinsatz in Lützerath haben sich bei der Initiative „Lützerath lebt“ laut eigenen Angaben 145 verletzte De­mons­tran­t*in­nen gemeldet: 115 seien von Po­li­zis­t*in­nen getreten oder geschlagen, 45 Menschen am Kopf verletzt worden, 10 Menschen hätten Knochenbrüche erlitten, 15 Menschen seien vom Notdienst oder im Krankenhaus behandelt worden. Der Fall der Familie A. steht also exem­pla­risch für eine Debatte rund um Polizeigewalt, die die Klimabewegung, die Sicherheitspolitik, die Polizei und Gerichte in NRW und Deutschland noch lange beschäftigen dürfte.

Familie A. möchte nicht mit Klarnamen vorkommen. Sie haben Angst davor, in einen medialen Strudel gezogen zu werden. Sie haben aber auch Angst vor der Polizei. Der taz sind die Klarnamen der Familie bekannt. „Am Anfang war die Atmosphäre locker“, sagt Herr A. Sie seien herumgelaufen, hätten den Ausblick auf die Äcker rund um Lützerath auf sich wirken lassen. Nach ein paar Stunden wollten sie dann den Heimweg antreten, im Stau könnte es ja wieder länger dauern. Dann aber seien sie doch noch spontan auf einen letzten Demonstrationszug aufgesprungen.

Auf einmal standen Po­li­zis­t*in­nen vor ihnen, erinnert sich das Ehepaar A. im Gespräch mit der taz. Die Be­am­t*in­nen hätten die De­mons­tran­t*in­nen geschubst. „Ich habe spontan ‚Hey, hey, hey!‘ gerufen, daran kann ich mich erinnern“, sagt Herr A. Dann sei alles sehr schnell gegangen.

Auf Twitter kursiert ein sechs Sekunden langes Video, der taz liegt eine 19-sekündige Version der Aufnahme vor. Zu sehen ist ein am Boden liegender Mann mit blauer Jeans, grauer Jacke, kräftiger Statur. Die Kleidung deutet darauf, dass es sich um Herrn A. handelt, so wie er auf allen Selfies der Familie an diesem Tag aussieht. Ein Polizist hat ihn im Griff und schlägt mit der Faust in Richtung seines Gesichts. Im Video sind Schreie zu hören, jemand ruft laut „Bitte! Meine Güte!“ Ganz vorne steht ein Demonstrant in einer schwarzen Jacke mit dem Rücken zur Kamera. Er hat beide Arme angehoben, so als würde er fragen: What the fuck passiert hier gerade? Ein Polizist kommt von links ins Bild und schubst ihn weg. Vor dieser Szene versucht die Polizeikette die De­mons­tran­t*in­nen zurückzudrängen. Dabei sind zwei Männer – einer von ihnen Herr A. – offensichtlich zwischen die Fronten geraten. Die Ehefrau und der Neffe, ebenfalls gut an der Kleidung identifizierbar, sind direkt hinter der Polizeikette zu erkennen.

Drei Faustschläge

A. sagt, dass er kurz vor der Attacke Augenkontakt mit dem Polizisten gehabt habe. „Wir retten die Welt, was tut ihr?“, hatte A. im Chor mit den anderen De­mons­tran­t*in­nen gerufen. Kurz danach hätten ihn mindestens drei Faustschläge getroffen. „Ich hatte einfach Angst um meinen Neffen und wollte zu ihm. Ich hätte nie im Leben damit gerechnet, dass die Polizei so extrem mit Gewalt arbeitet“, sagt A.

Als der Polizist von A. ablässt, soll er noch gerufen haben: „Hast du genug Großer?“ A. soll immer wieder beteuert haben, dass er nichts getan habe. So stellt es die Familie dar. Danach wurde er von der Polizei abgeführt, von seiner Familie getrennt und – während die Dämmerung einsetzte – ins abgesperrte Gebiet in Lützerath gefahren. „Ich habe quasi eine Führung durch das Dorf bekommen, ich habe die ab­gerissenen Häuser und Baumhäuser gesehen. Es war alles so absurd“, sagt A.

Die Polizei habe ihn auf dem RWE-Gelände in Lützerath durchsucht und seinen Rucksack ausgeräumt. Ein Beamter hat alles in einem Protokoll festgehalten, das der taz vorliegt. Dort steht aufgelistet, was im Rucksack von A. zu finden war: ein faltbarer Miniregenschirm, ein Mobiltelefon, eine Trinkflasche aus weichem Kunststoff, ein Baguette mit eingebackenen Peperoni und Feta und zwei Servietten, mit denen A. später das Blut von seinem Gesicht wegwischen wird.

„Der Polizist, der mich geschlagen hat, war die ganze Zeit dabei“, sagt A. Nach mehreren Bitten, ärztlich behandelt zu werden, habe A. ein Kühlakku für sein Gesicht bekommen. Der Polizist soll ein Kühlakku für seine Faust bekommen haben. Einige Stunden habe es gedauert, bis A. entlassen wurde, in dieser Zeit habe sich niemand ernsthaft medizinisch um ihn gekümmert – obwohl er konstant im Gesicht geblutet habe.

Zwei Kühlakkus

A. sei dann von einer Polizistin in einem Gefangenentransport mit einzelnen Zellen eingesperrt und an einem Acker abgesetzt worden, sagt A. Die Metadaten eines Selfies, das er kurz danach mit seinem Handy aufgenommen hat, zeigt 20.41 Uhr an. Es ist stockdunkel. Die Nase von A. ist dick geschwollen, aus einer Platzwunde unter seinem linken blau angelaufenen Auge fließt Blut.

„Ich war orientierungslos, verdreckt, es hat stark geregnet, es gab keinen Gehweg, und Polizeiwagen rauschten gefährlich nah auf der Piste an mir vorbei“, sagt A. Sein Handy habe ihm angezeigt, dass er bis Wenlo mehr als eine Stunde zu Fuß brauche. Er habe Angst gehabt, habe sich degradiert gefühlt: „Ich wurde wie Abfall behandelt.“ Das Selfie mit den Wunden im Gesicht postet er in die Familiengruppe auf der Messenger-App Signal. Es dauert ab da noch knapp zwei Stunden, bis er erschöpft zu seiner Familie ins Auto steigen kann.

Die Verletzungen im Gesicht von Herrn A. werden nach dem Chaos-Samstag in Lützerath in der Uniklinik Düsseldorf begutachtet und genäht. Der taz liegen mehrere medizinische Protokolle und ein rechtsmedizinisches Gutachten der Ambulanz für Gewaltopfer in Düsseldorf vor: eine gebrochene Nase, Hämatome im Gesicht, eine Platzwunde unter dem linken Auge.

Die zuständige Pressestelle des Polizeipräsidiums in Aachen lässt einen Fragenkatalog der taz zum Fall der Familie A. und zum Einsatz in Lützerath trotz einer ausreichenden Bearbeitungszeit von mehr als 24 Stunden unbeantwortet.

Ein Anwalt rät der Familie, gründlich darüber nachzudenken, ob sich eine Anzeige gegen den Polizisten, der A. die Nase gebrochen hat, lohnt. „Solche Anzeigen führen meistens ins Leere“, sagt der Anwalt. Po­li­zis­t*in­nen würden sich gegenseitig decken, Staatsanwaltschaften die Verfahren irgendwann einstellen. Die Erfolgschancen seien aus strukturellen Gründen eher gering. Familie A. überlegt derweil, wie es nun weitergeht. Es gehe ihm den ­Umständen entsprechend gut, sagt A. Drei Tage nach seiner Odyssee in Lützerath ist er krankgeschrieben. Er sei wenig schmerzempfindlich, frage sich nun aber andauernd, warum die Polizeigewalt in Lützerath so eskaliert sei. Er frage sich nun jeden Tag: Das alles zum Schutz eines Privatgeländes von RWE?

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38 Kommentare

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  • Genau das ist der Grund, warum in vernünftigen Bundesländern Polizisten ein eindeutiges Namensschild oder Zahlenkombination offen tragen müssen, was dann auf die Identität des Polizisten zurückverfolgt werden kann.

    Wie gesagt, vernünftige Bundesländer - in Bayern dagegen jammert dann was der serielle Verfassungsbrecher Herrmann jedesmal bei der Frage danach, wann das in Bayern denn endlich käme, nur davon, das würde ja die Polizei unter Generalverdacht stellen und können man den armen, armen Polizisten doch nicht antun. Die CSU hat daher bisher die Einführung in Bayern aktiv verhindert.

  • Wenn der Bernd mal Kanzler ist, wird er mit dieser Polizei gut arbeiten können.

    Und wenn die SED diese Polizei zur Verfügung gehabt hätte, gäbe es immer noch zwei deutsche Staaten.

  • Leider waren die Proteste nicht immer friedlich.



    Was haben die Aktivisten, versucht, um gewaltbereite Teilnehmer auszusortieren?



    Und hat der Autor auch die Absicht, mal aus dem Tagebuch eines Steinewerfers oder Pyrowerfers zu berichten...

  • Festzuhalten ist: der Mann hat nicht an der Demo teilgenommen, sondern war Teil der Gruppe, die von der Demo aus - deren Ort klar definiert war und wo niemand verletzt wurde - wieder ins Dorf oder in den Tagebau zu gelangen. Dies hat die Polizei verhindert.

  • Mir fällt dazu ein Ausschnitt aus Martin Luther Kings "Letter from Birmingham jail" ein:



    »[…] the white moderate, who is more devoted to "order" than to justice; who prefers a negative peace which is the absence of tension to a positive peace which is the presence of justice;



    […]



    I had hoped that the white moderate would understand that law and order exist for the purpose of establishing justice and that when they fail in this purpose they become the dangerously structured dams that block the flow of social progress.«¹

    Wir müssen uns bewusst machen, dass wir an einem Scheideweg stehen, sowohl was das Überleben der Menschheit, als auch Rechtsstaat und Demokratie angeht. Ich denke wir müssen uns bewusst machen, dass wir für diese Dinge richtig kämpfen müssen. Hoffentlich wird dieser Kampf ohne Gewalt gegen Menschen geführt.

    1: www.africa.upenn.e...er_Birmingham.html

  • Polizeigewalt in diesem Land ist nichts neues. Das gibt es seit ich nach der Wende mit der Polizei in Sachsen in Kontakt kam. Neu ist nur, daß es grüne Polizisten sind. Das ist Verrat wie er im Buche steht. Ich hoffe es wird bei den Wahlen Konsequenzen haben.

  • Das hier ist ein gutes Beispiel über unser Rechtssystem nachzudenken.



    Es gibt Gerechtigkeit, Recht, Richtig, alles scheint hier nicht dabei. Und es gibt Gesetze. Die wurden hier angewandt.



    Es ist Aufgabe der Parlamentarier die Gesetze anzupassen.



    Weil da aber in den zuständigen Gremien fast nur Juristen sitzen, bleibt alles Mögliche Recht, offensichtlich aber sehr wenig das, was dem oben genannten entspricht, Recht, Richtig, Gerechtigkeit, auch Veränderungen und eben aktuelle Lebensrealität.

    • @StefanMaria:

      eine Erweiterung unseres Rechtssysthems, bzw der Stukturen bei der Polizei.

      Das was in dem Artikel beschrieben ist ist nämlich mutwillige schwere Körlerverletzung durch den oder die Beamten mit 1 klaren Hauptschuldigen sowie Komplizen.

      Nach deutschem Recht steht dem Mann Schmerzensgeld zu wenn das geschilderte sich nur annähernd mit dem geschehenen deckt.

      Googeln Sie mal Schmerzensgeld Polizist Demo und Sie werden sehen es gibt Präzedenzfälle die diesem sehr ähneln.

      Immer nur mir Video Beweis.

      Ohne diesen ist ein Polizist praktisch nicht verurteilbar in D.

      Das liegt nicht am Rechtsstaat sondern an bekannten Strukturen innerhalb des Systhems.

      Wenn Sie ein Polizist verprügelt können Sie nur zur Polizei gehen die dann gegen sich selbst ermittelt.

      Ich würd lachen wenn das nicht so traurig wäre.

  • Ich glaube leider, dass manche Menschen, unabhängig ob Polizisten oder Zivilisten, sehr viel unterschwelligen Groll in sich haben und den auf Klimaaktivisten abwälzen - auch gern und oft bei Aktionen der Letzten Generation zu erkennen - manche freuen sich scheinbar, "endlich" mal körperlich Macht auszuüben und Leute herumzuschieben.

    Wenn sich ein Polizist als professioneller Teil des Gewaltmonopols die eigene Faust verletzt, weil er wütend auf Demonstranten einschlägt, frage ich mich, wieso er keine andere Technik anwendet. Auf mich wirkt es so, als ob er einfach die Kontrolle verloren hatte.

    In so einer aufgeheizten Stimmung passieren sicher mal hier und da "Übertritte", auf beiden Seiten, aber wenn jemand die Kontrolle über sich selbst behalten sollte, dann doch die Polizei.

    • @sk_:

      Die Frage darüber hinaus, die wie sonst Menschen aus den Islam fragen, Fans von Fussballvereinen, friedliche Demonstranten...wo ward ihr um euch von kriminellen/gewaltbereiten/gewaltausführenden Teil abzugrenzen. Komisch gegenüber der Polizei wird so etwas NIE nachgefragt, weder bei den Polizeigewerkschaften, den Hundertschaften, Polizeisprecher oder oder oder?

      Ich finde es nur schrecklich was man hier liest, und das ist kein Einzelfall, ähnliches habe ich zu Hauf bei den Anti-Legida-Demos in Leipzig an mehreren Demonstrationstagen, selbst erlebt oder immer wieder sehen können.

      Es sind KEINE Einzelfälle.

      Und was der Anwalt sagt, ist zwar realistisch, aber welches Armutszeugnis unseres Rechtssystem ist es, wenn ein anwalt das schon sagt. Natürlich muss Herr A. beraten werden, wenn er den Polizisten anzeigt (Dienstnummer vorhanden?), dass er bedenken muss danach mindestens eine wenn nicht gar mehrere Gegenanzeigen von dem Polizisten und seinen Schergen, ähm Kameraden, zu erhalten. wir regen uns über den Iran, ZU RECHT, aber kriegen die Fresse kaum auf, wenn es im eigenem Land dazu kommt. da erwarte ich von den Medien einfach mehr...

      ansonsten kann ich Ihnen nur beipflichten.

  • Alles Gute für Familie A.! Leider ist er nicht der einzige. Auf der Internetseite der Initiative "Lützerath bleibt" dokumentiert eine Reihe von Verletzungen durch die Polizei in der Pressemitteilung vom 17.1.:

    "... Lützerath Lebt! hat gemeinsam mit Demosanitäter*innen gestern begonnen, die Polizeigewalt der Demonstration zu dokumentieren.

    Innerhalb eines Tages der Dokumentation meldeten sich 145 Menschen, manche zu mehrfachen Vorfällen. Diese Daten wurden in einer vierstündigen Sprechstunde, sowie durch Anrufe und Nachrichten in einem Zeitraum von 12 Stunden entgegengenommen.

    Besonders aufgefallen ist die hohe Anzahl an Kopfverletzungen durch Schläge der Polizist*innen, von denen mindestens 45 Meldungen vorliegen. Mindestens 115 Menschen wurden getreten und geschlagen. In mindestens 65 Fällen wurde von Schlagstockeinsätzen berichtet. Mehr als 30 Menschen bezeugen den Einsatz von Pfefferspray und mindestens 10 Menschen erlitten Knochenbrüche. Es liegen über 15 Meldungen von Menschen vor, die vom Notdienst oder im Krankenhaus behandelt werden mussten. (Die Zahlen sind abgerundet um Repression durch Rückverfolgung einzuschränken.) Eine große Anzahl an Menschen wurde von Polizist*innen angegriffen, obwohl sie sich nicht wehrten, sich zurückzogen, mit dem Rücken zur Polizei standen, auf Anweisungen der Polizei hörten oder verletzt am Boden lagen.

    Menschen berichten bereits von psychischer Belastung, als Folge der Hilflosigkeits- und Gewalterfahrungen ..."

    luetzerathlebt.info/pressemitteilungen/

  • Die Zeit schreibt gerade:

    www.zeit.de/gesell...visten-krankenhaus

    Zwei Knochenbrüche, eine Prellung: Während der Demonstration gegen den Abriss des Dorfes Lützerath gibt es offenbar doch weniger verletzte Aktivisten.

    Neulich konnte ich in der taz lesen: Lebensgefährlich verletzte.

    Wer ist denn nun näher dran, an der objektiven Wahrheit?

  • Gut ich war nicht in Lützerath dabei,



    Wer schon viel mitgemacht/miterlebt hat weiß bei Demonstrationen treffen nicht nur Gutmenschen aufeinander.



    Aus meiner Leipziger Erfahrung...



    wenn der Schwarze Block auftaucht dann gilt ( für den erfahrenen nicht gewaltbereiten Demonstranten) rette sich wer kann. Wer dann noch vorne dabei ist und "Demokratie live"mit erleben will...ist nicht von dieser Welt.

    • @Klarer Verstand:

      Wieso "Klarer Verstand"?

    • @Klarer Verstand:

      Ach und Sie wissen wer zum "schwarzen Block" in Leipzig gehört? Ganz interessant. Ich wurde mehrfach bei Anti-Legida-Demonstrationen in Leipzig ebenso Opfer von Polizeigewalt, oder habe es mehrfach miterlebt.

      Ich war ebenso beim Überfall der Faschos dabei nach der 1-Jahres-Feier von Pegida, wo beim Leipziger Hauptbahnhof wir angegriffen wurden. Mit Messer-Kevin und Co. auch da hat die Polizei NICHTS gegen die Faschos unternommen, ließ sie mit Messer, Kugelschreiber oder doch e-Zigarette, und Holzlatten in den Leipziger Hauptbahnhof.



      Es bedarf gar keinen "schwarzen Block" wer auch immer das sein soll, um Gewalt durch Polizei zu erfahren.



      Dies ist nur ein Totschlagsargument um Polizeigewalt nicht entgegen zu treten

  • Es wäre schön, wenn die taz nachhakt, was die parlamentarischen Beobachter der Grünen zu tun gedenken, damit Fälle von rechtswidriger Polizeigewalt in Lützerath aufgedeckt werden. Sind die Grünen in NRW bereit, bei mangelnder Aufklärung der Polizei und Staatsanwaltschaft einen Untersuchungsausschuss einzurichten? Wie ermittelt Polizei, wenn beschuldigte Beamte aus einem anderen Bundesland stammen?



    In NRW wurde von Innenminister Reul ein Leitfaden für die Innere Führung von Führungskräften entwickelt. An sich eine sehr gute Sache. Deshalb wundert es, dass Führungskräfte der Polizei in NRW nicht in der Lage sind, der taz Rede und Antwort zu stehen.



    Das Thema von rechtswidriger Gewalt durch Polizei und das Phänomen von Wagenburgmentalität bei Polizei und Staatsanwaltschaft in dem Zusammenhang thematisiert das Rahmenkonzeption „Verantwortliche Wahrnehmung von Führung in der Polizei NRW" nicht. Warum?

    Zum Umfang rechtswidriger Gewaltanwendung durch Polizeibeamt*innen liegen bislang kaum empirisch gesicherte Erkenntnisse vor.

    Ähnlich wird es mit Studien zur Wagenburgmentalität bei Staatsanwaltschaften sein.







    Ergebnis eines ersten kleinen Forschungsprojektes: Prof. Dr. Singelnstein: „Nach unseren bisherigen Befunden kann man davon ausgehen, dass das Dunkelfeld mehr als fünfmal so groß ist wie das Hellfeld, das wir in der Statistik sehen.“

    Dies lasse sich auch daraus schließen, dass Opfer in dem Forschungsprojekt nicht bereit waren, Anzeige gegen die Polizei zu erstatten.

    Es ist erschütternd, dass der Anwalt des Opfers im taz-Bericht von einer Anzeige abrät. Was sagt Innenminister Reul dazu?

    Was unternahmen eigentlich die Innenminister Pistorius und Reul, um die Forschungslücke zur rechtswidrigen Polizeigewalt zu schließen?

    Eine zu kleine Studie und nicht statistisch valide

    kviapol.rub.de/ind...forschungsprogramm

    www.im.nrw/system/...ng-von-fuhrung.pdf

  • @ANDRÉ SCHLEBES

    Ich erwarte von der Polizei, dass sie verhältnismässig vorgeht. Dass sie also auf unnötige Gewalt verzichtet und nur in Notwehr andere Menschen verletzt.

    Sind das jetzt Profis oder Stümper?

    Im Gegenteil: ich vermute, die Verletzungen werden billigend in Kauf genommen: eine Eskalation ist nämlich dem Innenministerium politisch opportun. Da sitzen Zyniker.

  • Ich würde mal ohne Anwalt an das Innenministerium eine Anfrage machen, was da passiert sein könnte. - Und dann den Petitionsausschuss bemühen.

  • Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette. Die Kommune

    • @André Schlebes:

      Wo er Recht hat hat er Recht

    • @André Schlebes:

      Sach mal so.

      Sie wissen vermutlich nicht - wie der straffällige exOberstupidienrat - der als Herr Reul den IM NRW mimt - daß die Aufgabe der Polizei&Sicherungskräfte - bei einer angemeldeten Demonstration wie hier (mehr braucht es nicht) - sich darauf beschränkt den Verkehr zu regeln & dafür Sorge zu tragen!



      Daß die sich Versammelden von ihren Grundrechten - insbesondere der Versammlungs&Meinungsfreiheit - “Unterpfand unserer Demokratie“ -



      O-Ton Karlsruhe - Gebrauch machen können! & die Öffentliche Sicherheit & Ordnung zu garantieren •



      Also “Nach Angaben der Veranstalter demonstrierten 35.000 Menschen gegen die Räumung von Lützerath. Die Polizei spricht von 15.000 Demo-Teilnehmern.“



      & Däh



      “Bis zu 3.700 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Zumindest einige Zahlen nennt das Papier: In der Spitze waren demnach bis zu 3.700 Einsatzkräfte in und um Lützerath eingesetzt.“

      Nach Verkehrsregelungen Bereichsbullen & Mehlmützenmännern sahen die ja nun wahrlich nicht aus!



      Eher so nach schwer aufgebretzelten verhinderte Tangojünglinge & Eintänzern! Woll.



      “Lützerath Police Academy“



      m.youtube.com/watch?v=Q2t5_ZD0B0k

      kurz - So ungelenk & selbstgefährdend -



      Kannste ohne Gefährdung von Kindern keinen alkoholfreien Punsch ausschenken! Gellewelle.



      Da ist noch Nachschulung angesagt!



      Der abgebrochene Pauker IM hat da sicher noch Zeit & Gelegenheit seine Hausaufgaben zu machen! Wollnich.

    • @André Schlebes:

      Auf jeden Fall waren alle, ja ALLE Demonstrant:innen gewaltbereit, auf jeden Fall. Weil du dort warst! Auf jeden Fall erwartet man wenn man für die Zukunft der eigenen Kinder kämpft man mit gebrochener Nase nachhaus kommt, das erwartet man in D.



      Hirnschmalz eh!

    • @André Schlebes:

      Na klar, wer sich nicht vom Acker macht, der kriegt ein paar aufs Maul, bis die Nase bricht.

      So geht Polizeiarbeit.

      Und man kann als Betroffener rein gar nichts dagegen tun.

      Es sei denn, man will es noch schlimmer machen.

      • @Jim Hawkins:

        Das Gewaltmonopol liegt beim Staat (zum Glück!) und der (nur der!!!€ darf Recht auch mit unmittelbaren Zwang durchsetzen. Natürlich verhältnismäßig. Aber wenn nix mehr hilft und ein Polizist (der für uns alle den Kopf hinhält und hält) sogar angegriffen wird, dann gibt es zu recht um es in deinen Worten zu sagen: „einen aufs Maul“.

        • @André Schlebes:

          Haben Sie den Bericht überhaupt ganz gelesen??

        • @André Schlebes:

          Ich glaube nicht, das jemand der einen Polizisten angreift, sich hinterher öffentlich beklagt.



          Das ist nicht plausibel.

        • @André Schlebes:

          Es ist verständlich und frustrierend zu gleich... ob Gewalt gegen Menschen die Hausfriedensbruch begehen ok ist schön und gut(die Hauptdemostrecke war eine Landstraße, direkt daneben Felder und es war NIRGENDS GEKENNZEICHNET wo der Bereich der Allgemeinverfügung beginnt. Finden Sie es ok, wenn ein Polizist sie wegprügelt wenn Sie einem Feldweg lang gehen, der EVENTUELL im Privatbesitz ist?) Ich habe die Demostrecke nie verlassen und dennoch auf dem Rückweg auf einer ÖFFENTLICHEN STRAßE eine mitgegeben bekommen, weil ich "im Weg" ging. Kein Wort, als sie von hinten ankamen. Und keine Ahnung wie es ausgegangen wäre, wenn ich was dazu gesagt hätte. Ah doch, ne Ahnung hab ich schon. Es gab ja auch Videos und Berichte wie die Polizisten Menschen in Keyenberg angegangen sind.

        • @André Schlebes:

          Stimmt auffallend. Herr A. hat heimtückischen mit seinem Gesicht derart auf die Faust des armen Polizisten eingedroschen, so daß dieser verletzt wurde! Wieso kommt Herr A. da ohne Anzeige davon? /Sarkasmus off

        • @André Schlebes:

          Wo war die Verhältnismäßigkeit, wo sind die Hinweise darauf, dass "nix mehr hilft", wo die darauf, dass der Polizist angegriffen wurde?



          Wo war die verpflichtende Versorgung für einen Verletzten? Wo das aktive Verhindern von Folgeschäden durch eine blutende Kopfverletzung?

          Nee, sorry, die These ist Bullshit.

        • @André Schlebes:

          Lel. Gut bezahlte Hooligans halten ganz sicher nicht "für uns" den Kopf hin, sondern in dem Fall eher den Knüppel. Und zwar für RWE.



          Zumal es sich hier nicht um einen Menschen handelt, der das Dorf besetzt hat.

          Und ich bezweifle Mal sehr stark, dass ein 40 Jahre alter Mensch, der ganz sicher kein Rambo zu sein scheint, selbige gut bezahlte Hooligans angreifen würde.

          Da geht's um eine einzige Sache: Einschüchterung. Damit der und andere bloß nicht nochmal sowas machen.

        • @André Schlebes:

          Wow, so etwas liest man sonst in nur in anderen Foren.

          Sie sind ein guter Untertan.

  • Schön, Familienausflug mit dem Auto zu den Klima Aktivistis

  • Was bitte Zeugenaussagen der Polizei wenn es Videoaufnahmen gibt ....diese kann man dann ja mit dem gefilmten abgleichen.

    Am besten den Polizisten die Videos nicht zeigen für den größtmöglichen Kontrast der Darlegung und Selbstentlarfung.

    Den Anwalt würd ich wechseln es gibt einige erfolgreiche Klagen bei Video Beweisen bei Demos.

    "Der Tatbestand der Körperverletzung erstreckt sich auf sämtliche Lebensbereiche: Sowohl im Verkehr, in der Medizin und im alltäglichen Leben kann eine Körperverletzung zu schweren Ahndungen führen. Das Gesetz sieht für besonders schwere Vergehen im Bereich der Körperverletzung gar langjährige Haftstrafen vor. "

    "Schmerzensgeld bei Nasenbeinfraktur und Zahnverlust"

    3600€

  • Erinnert an Berichte über oppositionelle Demos in Moskau, Minsk oder Istanbul. Wo ist der Schrei nach Demokratie und Menschenrechte unserer Politiker bei solchen Berichten und Bildern??? Die Scheinheiligkeit schreit zum Himmel! Danke, taz für diesen Artikel!!!

  • "Die zuständige Pressestelle des Polizeipräsidiums in Aachen lässt einen Fragenkatalog der taz zum Fall der Familie A. und zum Einsatz in Lützerath trotz einer ausreichenden Bearbeitungszeit von mehr als 24 Stunden unbeantwortet." Tja, da hat´s dem Herrn Weinspach wohl die Sprache verschlagen.

  • Was für eine Anwaltsempfehlung?



    Klar das sich da nie was ändert, wenn immer nur geduckt wird. Tsss.



    Aber ist ja auch egal, auch die Polizei verreckt durch den Klimawandel. Auch wenn sie jetzt noch den Weg freiprügeln, dass es noch schneller geht!

    • @nolongerquiet:

      Der Anwalt hat aus meiner Sicht mit seiner Einschätzung Unrecht, denn es gibt Präzedenzfälle bei denen Polizisten verurteilt wurden.

      Wichtig ist der Videobeweis.

      Beamte sollten nurnoch mit Videocamera dienst ausführen dürfen und diese unter keinen Umständen ausschalten.

      Problem gelöst.