Nachrichten in einfacher Sprache: „Tagesschau“ muss inklusiver werden
Wenn wir Inklusion ernst nehmen wollen, gehört die „Tagesschau“ in einfacher Sprache ins Hauptprogramm. Leider wird das Projekt immer noch belächelt.
D ie sogenannte Debatte über die „Tagesschau in einfacher Sprache“ ist an Heuchelei kaum zu überbieten. Das neue und überfällige Format ist kein „Armutszeugnis“ und hat nichts „von Kinderfernsehen“, wie sich das Netz empörte. Wenn sich der Verband der Legastheniker*innen auf den Schlips getreten fühlt, hat er den falschen um.
Es geht bei der „TS einfach“ ja nicht nur um Menschen mit Leseschwäche oder nur um „Neubürger*innen“, die mit der deutschen Sprache noch nicht per Du sind.
Zielgruppe sind Menschen mit weiteren Einschränkungen, die dem Duktus der üblichen Nachrichtensprache nicht folgen können.
„Rundfunkteilnehmer*innen“, wie das früher so schön hieß, sind sie trotzdem. Viele von ihnen zahlen auch den Beitrag. Im Sinne von Teilhabe und eines „wahren Volksrundfunks“, wie dessen Erfinder, Hans Bredow, das 1947 in einem Gutachten zur „Neuordnung des Rundfunks“ formulierte, ist es höchste Zeit für die „Tagesschau in einfacher Sprache“! Ende der Durchsage.
Wer aber sich darüber lustig macht und meint, sich darüber erheben zu müssen, sollte mal dringend nach dem kleinen Fascho in sich suchen. Diese Ausgrenzungstendenz in Deutschland hat ihre Wurzeln spätestens in der NS-Zeit. Weshalb wir in Sachen Inklusion auch regelmäßig von der UNO aufs Dach kriegen, weil Deutschland für ein reiches Land erbärmlich weit hinten ist.
Es geht nicht ohne Heuchelei
Wenn wir Inklusion wirklich ernst nehmen, gehört die „Tagesschau in einfacher Sprache“ ins Hauptprogramm, gleich vor die 20-Uhr-Ausgabe. Dazu noch weitere einfache Angebote im Programm.
Hier ist die Politik am Zug, Sie versucht sich ja gerade wieder an einer Neuordnung des Rundfunks. Auch hier geht es nicht ohne Heuchelei. „Und schon gar nicht in einfacher Sprache“, meint die Mitbewohnerin. „Da könnte man glatt bewusstes Ausgrenzen vorwerfen!“
Schließlich schlägt der Zukunftsrat ausdrücklich zentrale Einheiten für die ARD vor. Gleichzeitig meckern Politik und Publizistik über eine dieser wenigen existierenden zentralen Einheiten. Hauptargumente lauten wie immer „Unsinn“ und „zu teuer“. Gemeint ist das ARD-Generalsekretariat in Berlin.
Es koordiniert die Befindlichkeiten der neun Anstalten und versucht, einen Überblick im ARD-Gewusel zu schaffen. Mit Blick auf die Komplexität des Ganzen ist das auch eine Art einfacher Sprache. Seine Chefin heißt Susanne Pfab und hat sich gerade durchgerungen, ihr Gehalt zu veröffentlichen. Sie bekommt 180.000 Euro im Jahr plus 175 Euro Aufwandsentschädigung im Monat, wahrscheinlich fürs Taxi.
Die ARD-Intendant*innen haben ihren Vertrag nur um zwei statt der üblichen fünf Jahre verlängert. Weil die Medienpolitik vielleicht auch andere Ideen hat und das Generalsekretariat wegreformiert. Was danach rauskommt, dürfte alles andere als barrierefrei sein.
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