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Nach dem Krieg im Nahen OstenDie Hassdynamiken umkehren

Das Konzept Konfliktmanagement ist zusammengebrochen. Wie kann ein Ausweg aus der Katastrophe im Nahen Osten aussehen? Eine philosophische Annäherung.

Was treibt diesen Krieg an? Was könnte dem entgegenwirken? Illustration: Katja Gendikova

I m gegenwärtigen Krieg zwischen Israel und der Hamas ist kaum etwas unumstritten. Doch nur wenige würden diese Beobachtung leugnen: Die Vorstellung, dass der Konflikt jemals bewältigt werden könne, hat einen schweren Rückschlag erlitten. Seit dem Scheitern des Osloer Friedensprozesses und nach dem Ende der zweiten Intifada haben sich viele Israelis einem falschen, giftigen Optimismus verschrieben, auch „nüchterner Realismus“ genannt: Der Konflikt kann demnach nicht gelöst, aber er kann gemanagt und eingedämmt werden, was den Israelis genügend Sicherheit bietet, um sich anderen gesellschaftlichen Problemen zu widmen.

Bild: Franz Rosenzweig Center
Yuval Kremnitzer

ist Philosoph und unterrichtet am Coleman Management College und an der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem. Demnächst erscheint sein Buch „Unwritten no More: New Authoritarianism and the Digital Obscene“, MIT press.

Das jüngste dieser Probleme ist die von Netanjahus rechtsextremer Regierung vorangetriebene sogenannte Justizreform, die Massenproteste und beispiellosen Widerstand in der israelischen Bevölkerung auslöste. Dies war eine dramatische Phase, die die Gesellschaft spaltete – aber sie beruhte auch auf einem kollektiven „Vergessen“ des israelisch-palästinensischen Konflikts.

Kann der zerstörte Status quo zu einem friedlichen „Danach“ führen? Mit dem Zusammenbruch des Paradigmas von conflict management gibt es nur noch zwei logische Möglichkeiten: entweder ein zunehmend zerstörerischer Krieg, der auf einem „Entweder wir oder sie“ beruht, oder eine tragfähige friedliche Lösung des Konflikts. Die Gefahr liegt jedoch darin, diese Alternativen als gleichwertig zu betrachten.

Obwohl sehr viel auf dem Spiel steht, zeigt sich die erste Option derzeit erschreckenderweise als nahezu unvermeidlich, während die zweite noch nie so schwer vorstellbar war. Es ist aber so: Die Unmöglichkeit, sich derzeit eine friedliche Lösung realistischerweise vorzustellen, sollte gerade als dringendes Zeichen verstanden werden, einen solchen Weg nach vorn zu ebnen. Israel ist seit Jahrzehnten ein Labor für moderne Kriegsführung und nationale Sicherheit. Israel und Palästina müssen zu einem Labor für innovative Politik und Diplomatie werden, um weitere Katastrophen zu vermeiden.

Ein solches Experiment könnte beginnen, indem eine einfache Heuristik befolgt wird: So zu handeln, dass man von dem derzeit eingeschlagenen destruktiven Weg abweicht. Vielleicht eröffnet die Umkehrung der Mechanismen und Dynamiken, die diesen Konflikt auf einen katastrophalen Pfad gebracht haben, eine Chance, ihn umzulenken. Die Katastrophe liegt auf der Hand: ein Krieg ohne Ende. Was treibt diesen Krieg an? Was könnte dem entgegenwirken? Bei der Beantwortung dieser Fragen sollten wir unsere jeweiligen Rollen ehrlich bewerten: Tragen meine Ideen und Handlungen zur Deeskalation bei? Wenn nicht, könnten sie durchaus mitschuldig sein.

In dieser Hinsicht sind alternative Ideen wie eine israelisch-palästinensische Föderation, eine Regierung unter internationaler Kontrolle für Ostjerusalem und sogar eine Nahost-Union nicht unrealistischer als die alte Zweistaatenlösung und ihr extremes Gegenstück, der eine Staat. Wenn sich Israelis und Palästinenser endlich als Schicksalsgefährten anerkennen und sich bemühen, Partner zu sein, könnten realistischere Wege beschritten werden als eine harte räumliche Trennung oder die utopische Vorstellung einer politischen Einheit.

Aber ist die israelische Linke überhaupt in der Position, eine Alternative anzubieten, nachdem der Glaube an das hehre conflict management erst einmal beerdigt ist? Es kann kaum mehr auf dem Spiel stehen, denn es muss einer immer offeneren genozidalen Denkweise entgegengetreten werden. Nun hat die israelische Linke einen schweren Schlag erlitten und braucht jede Hilfe, um wieder auf die Beine zu kommen.

Viele der Opfer des Massakers vom 7. Oktober waren nicht nur Mitglieder von Kibbuzim – die zum Kern der traditionellen israelischen Linken gehören –, einige von ihnen waren auch Mitglieder in Friedensgruppen. Während die Trauer noch in den Anfängen steckt, werden wir weltweit mit entsetzlichen Reaktionen konfrontiert – viele davon von selbsternannten Progressiven –, die von der Leugnung der an israelischen Zivilisten begangenen Gräueltaten bis hin zu deren Rechtfertigung reichen.

Selbsternannte pro-palästinensische „Progressive“, die den Schrecken des Massakers vom 7. Oktober entweder rechtfertigen, leugnen oder einfach herunterspielen, stimmen – welche bittere Ironie – in einer Sache voll und ganz mit der Grundposition der israelischen Rechten überein: Palästinenser und die Hamas seien ein und dasselbe. Die Schlussfolgerungen sind nur scheinbar gegensätzlich: Für solche „Pro-Palästinenser“ ist das Ziel eine simple Vorstellung von „Dekolonisierung“, die faktisch das Verschwinden der Juden aus dem Land between the river and the sea bedeuten würde. Für die israelische Rechte ist die Schlussfolgerung, dass der Krieg gegen alle Palästinenser gerichtet ist – Palästina gleich Hamas.

Unterscheidung zwischen zwei Kämpfen

Die „postkoloniale“ Unterstützung für die Palästinenser mag dazu dienen, das Image des „gerechten Kriegers“ in digitalen Echokammern aufzupolieren, aber im wirklichen Leben befördert sie nicht nur Gewalt gegen Israelis und Juden weltweit, sondern auch die Ängste der Israelis und ihr Gefühl der Isolation – was wiederum dazu führt, die Palästinenser einer unerbittlichen Gewalt und Wut von israelischer Seite auszusetzen.

Jede Hoffnung auf Frieden muss mit einer politischen und moralischen Unterscheidung zwischen zwei Kämpfen beginnen, die sich überlagern: einerseits dem Kampf der Palästinenser für Freiheit und Gleichheit und andererseits dem islamistischen Programm von Gruppen wie der Hamas und ihren Verbündeten, deren völkermörderisches Ziel abscheulich ist und für die Gewalt und Terror mehr als ein bloßes Mittel zum Zweck sind.

Es wäre die zentrale Aufgabe der israelischen Linken, diesen Unterschied deutlich zu machen: Es gibt berechtige Forderungen der Palästinenser einerseits und andererseits den Terrorismus, der sich zunehmend als lautestes und vermeintlich einziges Mittel ihrer Befreiung zeigt. Nur ist es leider so: Der Wind ist derzeit gegen diejenigen gerichtet, die gegen die ständig eskalierende Gewalt ankämpfen – und die ohnehin zu den schwachen Kräften in Israel gehören.

Eine zweite Nakba

Was indes die Illusion von conflict management zerstörte, war der abscheuliche Angriff auf Zivilisten. Was am 7. Oktober geschah, war ein realer Albtraum: Die Israelis erlebten ein Pogrom innerhalb der souveränen Grenzen ihres Nationalstaats, und ihr grundlegendes Sicherheitsgefühl wurde erschüttert, wenn nicht gar gebrochen. Mit der militärischen Reaktion Israels (und dem zynischen Spiel der Hamas, die auf eine solche Reaktion setzte) erleben die Palästinenser eine zweite Nakba, erleiden unvorstellbare Verluste, werden aus ihren Häusern vertrieben und werden zu Vertriebenen auf ihrem eigenen Territorium.

Die neue Katastrophe im Nahen Osten nach dem Massaker hat sich auch als neuer Tiefpunkt im öffentlichen Diskurs weltweit erwiesen. Man wird praktisch gezwungen, zwischen zwei inakzeptablen Positionen zu wählen: „Pro-Palästinensisch“ zu sein bedeutet demnach, den Schrecken des 7. Oktober zu rechtfertigen oder zu verharmlosen; „pro-israelisch“ zu sein ist gleichbedeutend damit, die zivilen Opfer in Gaza als unausweichlichen Kollateralschaden zu rechtfertigen oder herunterzuspielen und die Jahre der Besatzung zu ignorieren.

Das extrem polarisierende Echo des Krieges sollte von der Öffentlichkeit auf der ganzen Welt mit Sorge zur Kenntnis genommen werden. Die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass Social Media eine erschreckende Macht hat, politische Diskussionen so stark zu radikalisieren, dass sich ein regionaler Krieg zu einer globalen Katastrophe ausweiten könnte. Die Reaktionen auf den Krieg haben deutlich gemacht, dass die berühmten digitalen Echokammern keine frei schwebenden, isolierten Teilräume der öffentlichen Meinung hervorbringen – was schon schlimm genug wäre –, sondern unlösbare Konfliktpositionen erzeugen. Man fokussiert sich auf das Negative und die Irrtümer der anderen Seite. Die Punkte, bei denen die andere Seite recht haben könnte, werden ausgeblendet.

Moral von Politik unterscheiden

Können wir einen Ausweg aus der wachsenden Enttäuschung finden über die hehren Ideale der Aufklärung, die mehr und mehr nicht nur als gescheitert, sondern geradezu als heuchlerisch wahrgenommen werden (und was die zentrale ideologische Botschaft des neuen, überall auf dem Vormarsch befindlichen Autoritarismus ist)? In einer Zeit, in der unsere Welt mit hochgradig politisierten Katastrophen konfrontiert ist – von Krieg über Hungersnot bis hin zu Massenmigration –, ist in immer komplexeren politischen Situationen moralische Klarheit erforderlich.

Wir müssen lernen, Moral von Politik und Machtdynamik zu unterscheiden, aber nicht zu trennen. In diesem Krieg besteht die Reaktion der Handelnden allzu oft darin, sich entweder hinter der Komplexität zu verstecken, um unmoralische Handlungen zu rechtfertigen, oder Moral und Vernunft zu zerstören.

Es sollte nicht so schwer sein, zu erkennen, dass Macht zwar moralische Erwägungen beeinflusst, diese aber nicht außer Acht lassen sollte: Israel, die stärkere Partei im Konflikt, trägt mehr Verantwortung, trägt aber nicht die ganze Verantwortung. Sowohl aus moralischen als auch aus praktischen politischen Gründen kann die Unterstützung der Palästinenser nur mit einer absoluten Ablehnung der von der Hamas begangenen Gräueltaten einhergehen. Dies heißt – nochmal – anzuerkennen, dass der gerechte Kampf für die palästinensische Befreiung von den abscheulichen Taten der Hamas unterschieden werden muss.

Die Unterstützung Israels wiederum kann nur mit einer Ablehnung zerstörerischer Kriegsführung, die zivile Opfer hinnimmt, und auch der Ablehnung der jahrzehntelangen Besatzung und der damit verbundenen siedlerkolonialen Dynamik einhergehen. Dies würde bedeuten, zwischen einem Existenzrecht, das allen gewährt werden sollte, und einem Recht auf Unterdrückung, das niemandem gewährt werden sollte, zu trennen.

Übersetzung aus dem Englischen: Gunnar Hinck

Yuval Kremnitzer unterrichtet Philosophie an der Universität Tel Aviv und forscht am Franz Rosenzweig Minerva Center. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Krise moderner Gesellschaften als Problem des Nihilismus.

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33 Kommentare

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  • "die Uno, die übrigens in ihrem Konzept von der Zwei-Staatenlösung den Status Jerusalems völlig ausgeklammert haben"

    Die haben Jerusalem nicht ausgeklammert, sondern sahen eine internationale Verwaltung für Jerusalem vor.

    • @Francesco:

      Das sollte eigentlich eine Antwort auf den Beitrag von B. Trübi von heute morgen 09:12 Uhr sein.

  • Es gibt dazu einen kleinen Text von Amos Oz "How tu cure a Fanatic". Sehr zu empfehlen.



    Im übrigen denke ich, dass in diesem Konflikt alle Beteiligten versagt haben: die britischen Mandatsträger, die Uno, die übrigens in ihrem Konzept von der Zwei-Staatenlösung den Status Jerusalems völlig ausgeklammert haben und die Weltgemeinschaft, die viel zu lange am Status Quo im Sinne von "läuft doch" festgehalten haben, ohne eine Lösung voranzutreiben. Solange die Jerusalem Frage nicht in einen Lösungsansatz eingearbeitet wird solange die Palästinenser das Existenzrecht Israels nicht anerkennen und solange israelischen Siedler das Prinzip eines jüdischen Staates in biblischen Grenzen mit Unterstützung, mindestens aber Duldung der israelischen Politik verfolgen dürfen, wird es keinen Frieden geben. Das nennt man wohl gordischen Knoten.

  • Liebe Taz, danke für diesen Text, der hoffentlich nicht zu spät kommt. Ihr schreibt, dass es sich hierbei um eine Übersetzung aus dem Englischen handelt. Gibt es einen Link, wo man das Original abrufen (und teilen) könnte? Das wäre prima!

  • Richtig guter Artikel; bzgl. der Nahostsituation und der Rolle der Medien und sozialen Netzwerken.



    Danke!

  • Der Artikel macht viele Worte, ohne das Wesentliche zu betrachten. Entscheidend für eine echte Zukunft der Palästinenser ist, dass die nicht terroristischen Teile der palästinensischen Bevölkerung im Kampf gegen die Hamas und sonstigen Fundis und ScharfmacherInnen unterstützt werden. Erst wenn eine Mehrheit der palästinensischen Bevölkerung begreift, dass nicht Israel, nicht die Juden und nicht die USA ihr Feind sind, sondern die Islamisten aus den eigenen Reihen sowie die Konflikttreiber aus den islamischen "Bruder"-Ländern, die mit allen Mitteln bekämpft werden müssen, wird es Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Freiheit für alle Palästinenserinnen und Palästinenser geben.

    • @Klaus Kuckuck:

      Das sehe ich ganz genauso.

      Dass Israel stärker in der Kritik steht, als die Palästinenser liegt vielleicht daran, dass Israel als Staat anscheinend eher zugetraut wird, auf Kritik zu reagieren.



      ....Es ist einfach praktisch und bequem, wenn es einen Staat und eine Zivilgesellschaft mit dem/der kommuniziert werden kann, gibt.



      Hamas dagegen ist völlig unzugänglich, Palästinenser existieren nicht als Organisation.



      Und die arabischen Staaten interessieren sich nicht dafür, dass der Konflikt gelöst wird.

      Das erinnert mich an die Geschichte von jemand, der nachts auf der Straße einen Schlüssel verloren hat und unter der Laterne sucht, weil dort Licht ist - Obwohl der Schlüssel an anderer Stelle verloren wurde.

      • @Onkel Heinz:

        Ganz vergessen:



        Iran interessiert es natürlich auch nicht.

  • "...auf ihrem eigenen Territorium".



    Dieses Narrativ ist eine Kopfgeburt und entfaltet schon deshalb destruktive Energie.



    Beispiel: Die Griechen der Antike kannten kein spezifisch nationales Territorium und siedelten wo es ihnen gefiel, z.B. in "Italien".

    • @Theseus:

      Bitte genau lesen, Kremnitzer schreibt: "Mit der militärischen Reaktion Israels [...] werden [die Palästinenser] aus ihren Häusern vertrieben und werden zu Vertriebenen auf ihrem eigenen Territorium." Es geht also um die aktuelle Situation in Gaza. Dort wohnen seit 2006 keine Israelis mehr und m.W. sieht Israel Gaza auch nicht als besetztes Gebiet an. Auch eine Annexion wird derzeit von israelischer Seite verneint. Wenn es also nicht das Territorium derer ist, die dort wohnen, wessen dann?

  • Vielen Dank für diesen Beitrag! Das ist die in meinen Augen beste Analyse, die ich zum Thema (auch in der taz) gelesen habe.

  • Ich kann Yuval Kremnitzer in den meisten Punkten zustimmen. Wenn er fordert, der unzweifelhaft gerechtfertigte Kampf der Palästinenser für Gerechtigkeit und Selbstbestimmung sei von der Vernichtungsabsicht der Hamas gegenüber Israel und den Juden zu trennen, so ist diese Unterscheidung grundsätzlich zutreffend.



    Verkennt der Autor jedoch nicht die Gefahr der (spätestens seit 2006) auf palästinensischer Seite einsetzenden Dynamik, nach der beide Angelegenheiten - palästinensischer „Befreiungskampf“ und Hamas-Terror (wie übrigens auch die wachsende politische Dominanz der Hamas gegenüber Fatah auch im Westjordanland) - zunehmend miteinander verschmolzen werden? Siehe z.B. hier: www.rnd.de/politik...tputType=valid_amp



    Gerade auf den Straßen der europäischen Metropolen sind diese unheilvollen Solidarisierungseffekte von Linken mit Antisemiten und Islamo-Faschisten derzeit doch gut zu beobachten.



    So sehr ich mir wünschte, dass für den Konflikt politische Lösungen gefunden werden (und das Blutvergiessen erst einmal gestoppt werden kann): es liegt eben nicht allein an Israel, ob eine friedliche Lösung gefunden werden kann, auch wenn Israel sicherlich in der moralisch wie militärisch stärkeren Position ist.

    • @Abdurchdiemitte:

      "Gerade auf den Straßen der europäischen Metropolen sind diese unheilvollen Solidarisierungseffekte von Linken mit Antisemiten und Islamo-Faschisten derzeit doch gut zu beobachten." Sind sie das und wenn ja wie viele und wusste man nicht in der besserwisserischen Obrigkeit u Presse allzu schnell dass es sich bei jedem Palästinenser der mit Palituch u Flagge auf die Straße lief um gegen die Bombardierung seiner Angehörigen zu protestieren nur um einen Terrorsympathisant handeln konnte. Wenn Gesellschaft u Politik nicht in der Lage ist auch diese Bürger zu repräsentieren, es keine Integration geben kann u auf absehbare Zeit mehr Spannung. Wir müssen also in der Lage sein diesen Konflikt in unserer ! Gesellschaft auch ausgeglichen zu moderieren u alle Seiten zu hören, was wir auf muslimischer/ arabischer Seite immer noch viel zu wenig tun.

      und in Nahost selbst sollte die Bundesregierung endlich eine Mannschaft Diplomaten aufstellen die dort regelmäßig zu Verhandlungen mit Ziel 2 Staatenlösung drängen. Frau Baerbock kann ja nicht überall sein. Einfach mit der Schulter zucken und zu sagen ist alles so kompliziert oder fortwährend über der Schuldfrage zu sinnieren bringt uns nicht weiter.

  • Dieses kontextuale der Katastrophen muss endlich berücksichtigt werden,



    1. die Kommunikation der Presse - die taz ist ja wunderbarerweise auf dem richtigen Weg - aber wieso wir eigentlich dieser Artikel in die philosophische Ecke gedrängt?



    Jeden tag müsste unermüdlich diese Trennung von Terror und Ziivilbevölkerung und zwar laut gesagt werden - jeden Tag und vorzugsweise mehrmals



    jeden Tag aus jüdisch-plästinensischer Freundshaft berichtet werden



    was nützt eigentlich dem Einzelnen diese permanente Kriegsberichterstattung.



    Die Pressefreiheit ist im GG nicht nur dafür da, dass man alles sagen darf, sondern dass speziell die Politik und die poltischen Kräfte, die sich gegen die Demokratie wenden beobachtet werden und nicht immer nur neutral zitiert werden und das immer wieder - z.B. kann ich perönlich die diffamierung der Ampel ( was für ein merkwürdiger Name) nicht mehr hören und lesen



    2. deswegen die Kommunikation im Bundestag - diese Schreierei macht es vor, wie die Socialmedialeute rumbrüllen.



    3. Ich wünsche mir jeden Tag Berichte von Jüdinnen und Plaästinensterinnen die eggenseitige friedliche Absichten haben.



    Die ausführliche Kommunikation über Kriegshandlungen und den Kriegskonfliktparteien sind redundant, männliches altes unzeitgemßes Handeln, das stumpft ab oder radikalisiert.

    Es wird hier nicht nur leichte, aber trotzdem einfache Rezepte geben, aber die tägliche Verbreitung der o.g. Quintessenz wäre schon gut:



    "...Dies würde bedeuten, zwischen einem Existenzrecht, das allen gewährt werden sollte, und einem Recht auf Unterdrückung, das niemandem gewährt werden sollte, zu trennen..." Um das sagen zu können, kann man es auf diesen einfachen Satz runterbrechen, das ist einfach, aber nicht leicht!

    Danke taz, damke Yuval

    • @Evelyn Schwirkus:

      "Ich wünsche mir jeden Tag Berichte von Jüdinnen und Plaästinensterinnen die eggenseitige friedliche Absichten haben." Das wünsche ich mir auch.



      Wir brauchen Hoffnung.

  • Sorgfältige, humane und zukunftsorientierte Betrachtungsweise, die bei diesen Thema so unglaublich selten ist. Vielen Dank!

  • Ja, der Konflikt dürfte unlösbar sein, der aktuelle Bruch ist von derartiger Kraft und Wirkung, er hat alles schlimmer gemacht. Und ja, wenn man überhaupt meint sich positionieren zu müssen, was keineswegs notwendig ist und von fraglicher Bedeutung, dann hat man wirklich nur die Wahl "zwischen zwei inakzeptablen Positionen". Das gilt natürlich nur für die nicht direkt Betroffen. Die haben keine Wahl. Ich persönlich finde, dass man als Deutscher auch keine Wahl hat. Man muss Israel unterstützen, ob man will oder nicht. Ich finde auch, dass jede Rechthaberei völlig fehl am Platze ist, dass jede Präferenz für diese oder jene Opfer falsch ist, und dass übrigens manche scheinbare Solidarisierung mit den palästinensischen Opfern durchaus aneignende und damit durchaus kolonialistische Züge trägt. In Wirklichkeit haben wir nur eine Aufgabe: wir müssen hier in unseren Ländern allen Bedrohten beistehen und alle Drohenden bekämpfen. Diese Moral ist sehr viel wichtiger, als die Frage wer Recht hat.

  • Für mich ist eins klar. Israel wurde feige angegriffen und das erste was ich danach sah, waren sogenannte Pro-Palästina Demos. Vorher habe ich keine Palästina Demo hier verorten können. Den Rest kann ich mir selbst zusammen reimen. Alles was da draußen nach diesem feigen Attentat Pro-Palästina rumschwurbelt ist für mich antijüdisch oder zumindest Mitläufer. In diesem Fall gibt es für mich kein Grau, sondern wirklich nur schwarz oder weiß. Das Datum und was passiert ist, ist wohlbekannt. Das from the river Gegröhle kurz danach ebenso. Danach gleich das Relativiere welches bis heute anhält. Mehr muss ich nicht wissen um zu wissen.

  • danke für diesen differenzierten Artikel aus einer zutiefst humanen Sicht, der mir sehr aus der Seele spricht. Eine Anmerkung sei erlaubt: "Kollateralschaden" ist m.E. eine Vokabel aus dem Wörterbuch des Unmenschen. Gut, dass der Text hier sehr klar ist.

  • Ein guter Text - wie alle, die differenzieren und das Bemühen um Multiperspektivität erkennen lassen. Ob man jetzt mit allen Details übereinstimmt, ist dann schon fast egal. Ich beispielsweise denke, dass wenn die Hamas jemals dauerhaft geschwächt werden soll, sich diejenigen Palästinenser*innen, die sich bisher aus Opportunismus mit ihr arrangiert haben, die sich im inneren Exil befinden, von ihr abwenden müssen. Dazu brauchen sie eine Perpektive: einen eigenen Staat, einen lebensfähigen, der auch ihnen und vor allem ihren Kindern erlaubt (oder es wenigstens möglich erscheinen lässt) ein gutes Leben zu führen.

  • Eine weitsichtige und menschliche Analyse!

  • " Israel, die stärkere Partei im Konflikt, trägt mehr Verantwortung, trägt aber nicht die ganze Verantwortung."

    Israel ist aus meiner Sicht nicht die stärkere Partei im Konflikt, gerade weil sie humaner agiert als die palästinensische Seite. Für mich ist die Hamas/palästinensische Seite die stärkere, weil sie die Geiseln hält, Millionen Anhänger in aller Welt hat und auch die sozialen Medien beherrscht, ebenso für viele Länder in der Opfer-Hierarchie ganz oben steht. Und, so unschön das ist, die Hamas/palästinensische Seite ist durch ihre Gewissenlosigkeit stark.

    Ich stehe auf der Seite der jüdischen Menschen/Israel und bin trotz des oben geschriebenen sicher, dass sie überleben werden, weil sie recht haben und weil es immer weniger Länder gibt, die die Werte der Hamas/palästinensischen Seite teilen. Die Hamas/palästinensische Seite meint, dass sie mit den barbarischen Methoden, mit denen man vor Jahrhunderten vielleicht noch Kriege gewinnen konnte, weiterhin erfolgreich sein kann, aber ich halte das für einen Irrtum.

    • @*Sabine*:

      Für mich ist die Hamas/palästinensische Seite die stärkere, weil sie die Geiseln hält, ..."

      ...genau!

      auch hat sie im Hintergrund mächtige Verbündete, die kein Interesse an einer Lösung des Konflikts haben. Im Gegenteil.



      Warum bloß kann die Führung der Hamas in Katar residieren?



      Die Palästinenser sind Opfer knallharter Interessenpolitik.

    • @*Sabine*:

      Ich denke schon, dass Israel eher als die palästinensische Seite das demokratische, zivilgesellschaftliche Potential hat, radikale, den Frieden und die Existenzberechtigung der Gegenseite ablehnende Kräfte „abzuschütteln“ oder zumindest klein zu halten. Das meint Kremnitzer möglicherweise damit, wenn er Israel als die „stärkere Partei“ bezeichnet, militärisch und politisch - aufgrund der Unterstützung des Westens - ist sie es ohnehin.



      Darüber täuschen auch nicht die Teilnehmermassen auf pro-palästinensischen Protesten in den westeuropäischen Metropolen hinweg. Sie können das Vorgehen der israelischen Armee in Gaza nicht stoppen. Bedenklich finde ich da eher, dass diese Demonstrationen hier bei uns ein Gefühl von Angst und Unsicherheit bei jüdischen Mitbürgern auslösen.

    • @*Sabine*:

      Yuval Kremnitzer unterscheidet dankenswerterweise zwischen Hamas und Palästinensern und ebenso zwischen Juden, Israel. Genauso kann man in Israel zwischen unterschiedlichen Interessengruppen unterscheiden. Leider sind sowohl in Israel als auch in Gaza nicht die Gruppen an der Macht, die für Ausgleich und Kooperation stehen. Und in den an dem Konflikt beteiligten Ländern werden die Regierungen, welche Interessen sie auch vertreten, eben auch durch die öffentliche Meinung getrieben, die nicht dem Verständnis sondern dem Hass das Wort redet. Ein Weg aus dieser Situation wäre, nicht verbal, sondern strukturell für Gerechtigkeit und Teilhabe zu sorgen, um überhaupt eine Idee einer anderen Art der Konfliktlösung zu ermöglichen, also Verfolgung der Siedlergewalt, gleiche Rechte für arabische Israelis, Entwicklung im Westjordanland u.ä.



      Leider sind dafür aktuell keine Mehrheiten in Sicht. Aber vielleicht bringt die verfahrene Situation das Denken in Bewegung.

    • @*Sabine*:

      Ist Humanität nicht eigentlich als Stärke zu sehen?



      Desweiteren sehe ich die Bilder von Gaza, lese die Zahlen der toten Zivilisten und Kindern und den Ereignissen im Westjordanland, höre Interviews von Benjamin Netanjahu, Itamar Ben-Gvir, Bazalel Smotrich und Amichai Elijahu. Wo ist da die Humanität?

    • @*Sabine*:

      Zu "Israel, die stärkere Partei im Konflikt, ..."



      Was der Autor damit meint, weiß ich nicht. Mir geht es so, dass es mir selbstverständlich und offensichtlich erscheint, dass Israel stärker ist.



      Damit meine ich die Relation in den letzten Jahrzehnten: von der Fläche her, von der Bevölkerungszahl her. Dann die Verfasstheit: dass Israel ein Staat ist, aber Palästina den 1947 in der von der UN beschlossenen Zweistaaten-Lösung vorgesehenen eigenen Staat nie gegründet hat. Dass es von Israel besetzte palästinensische Gebiete gibt, aber nicht umgekehrt. Dass Israel die Kriege gegen die arabischen Nachbarländer gewonnen hat. All dies erscheint mir als deutliche Überlegenheit Israels. Und wenn dann Gewalt angewandt wird, wird dies leicht als Unterdrückung durch Israel gelesen - selbst wenn diese Motivation gar nicht immer im Spiel sein muss.

    • @*Sabine*:

      Danke, beim Lesen dieses Satzes ging mir auch durch den Kopf, dass Israel gerade die schwächere Seite ist.

    • @*Sabine*:

      Die vielen Unterstützer der Hamas sitzen aber eben auch an Schaltstellen der arabischen Welt. Beispielsweise in Teheran.

      • @metalhead86:

        Ja, in gewisser Weise sind die Hamas "nur", von den eigenen Mitbürgern teilweise unerkannte, Söldner des Iran und Katar. Tragisch.

      • @metalhead86:

        Geografie

        Zitat @metalhead86: „Die vielen Unterstützer der Hamas sitzen aber eben auch an Schaltstellen der arabischen Welt. Beispielsweise in Teheran.“

        Der Iran gehört nicht zur „arabischen Welt“…

        • @Reinhardt Gutsche:

          Danke für den Hinweis!



          Er ändert aber nichts daran, dass Teheran mitbestimmt, was in der arabischen Welt passiert.

      • @metalhead86:

        Iraner verbitten sich ganz entschieden als Araber bezeichnet zu werden...