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Minister fliegt von Hamburg nach SyltFlugschamloser Scheuer

Bundesverkehrsminister Scheuer hat für 190 Kilometer Weg den Flieger genommen. Die Grünen fordern, dass er mit nachhaltigen Verkehrsmitteln reist.

Viele fragen sich, wann Verkehrsminister Andreas Scheuer fliegt. So meinten sie das aber nicht Foto: Hannibal Hanschke/reuters

Berlin taz | Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat für eine innerdeutsche Strecke von 190 Kilometern das Flugzeug genommen. Er ist am 6. Juli von Hamburg nach Sylt geflogen, um von da aus am nächsten Tag nach Niebüll zu fahren. Das bestätigte das Bundesverkehrsministerium auf eine Frage des grünen Abgeordneten Sven-Christian Kindler.

Scheuer hatte bei einer Veranstaltung in Sachsen-Anhalt zu seinen weiteren Reiseplänen erklärt: „Dann geht’s weiter, mit dem Auto, nach Hamburg an den Flughafen. Dort fliege ich dann nach Schleswig-Holstein.“ Daraufhin hatte Kindler vom Bundesverkehrsministerium wissen wollen, ob der Minister tatsächlich wie angekündigt ein Flugzeug genommen hat und welche Reisekosten entstanden sind.

Der Parlamentarische Staatssekretär Steffen Bilger bestätigte den Flug von Hamburg nach Sylt. Scheuer sei dann am 7. Juli mit dem Zug von Sylt aus über den Hindenburgdamm nach Niebüll gefahren „unter gleichzeitiger Information über das laufende Schienenprojekt Niebüll–Klanxbüll“ und danach mit dem Pkw zu einer Baustelle einer Wasserstofftankstelle. Anschließend ging es zur Einweihung einer Produktionsanlage für grünen Wasserstoff in Bosbüll. „Es sind die im Rahmen einer Dienstreise üblichen Kosten angefallen“, antwortete Bilger. Auch auf taz-Anfrage nannte das Bundesverkehrsministerin keine konkreten Euro-Beträge, räumte aber Kosten für einen regulären Linienflug ein. „Aus Termingründen war eine alternative Reiseplanung nicht möglich“, sagte eine Sprecherin.

Der Abgeordnete Kindler ist empört: „Was ist das für ein Verkehrsminister, der in Zeiten der Klimakrise innerdeutsch eine Distanz von 190 Kilometer fliegt und nicht die Bahn nimmt oder ein E-Auto fährt?“ Scheuer könne als Mitglied des Bundestags die Bahn kostenfrei nutzen, jeden Flug müssten die SteuerzahlerInnen dagegen bezahlen. Der Minister solle einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und womöglich das nachhaltigste Verkehrsmittel für Dienstreisen nehmen, fordert Kindler. Scheuer lasse von seinem PR-Team Bilder vom Minister in der Bahn verbreiten. Aber wenn es drauf ankomme, steige er in den Flieger.

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43 Kommentare

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  • Wie nach Niebüll gefahren? Gibt es da keinen Flughafen? Vielleicht kann da Andi noch ein paar Subventionen klar machen ...

  • Warum steigen eigentlich in RRG geführten Bundesländern oder Kommunen jedes Jahr die Preise für den ÖPNV?. Habe schon so häufig von irgendwelchen anderslautenden Zielen vor Wahlen gehört.

    Scheuer ist - neben dessen Unvermögen- wohl auch wunderbar dafür geeignet vom eigenen Unvermögen abzulenken.

    Es ödet nur noch an, seit Jahrzehnten von politisch inzwischen Verantwortlichen von Vorbildern anderswo zu hören (Kopenhagen und co) und vor Ort ins leere zu schauen.

  • 1.der mann steht wie seine partei für eine im hinblick auf den klimaschutz falsche verkehrspolitik im dienst der deutschen automobilindustrie



    er sollte nicht minister bleiben

    2.wenn es in der brd eine personelle trennung von legislative und exekutive gäbe ,wenn man also als abgeordnete*r kein regierungsamt ausüben dürfte könnte man minister*innen die im amt versagen schneller loswerden

    3.der sogenannte "Hindenburgdamm" sollte umbenannt werden.

  • man könnt' so manchem aber auch nix ...

    vielleicht wollte er's so erfahren, wie von reinhard mey versprochen:

    über den wolken, muss der himmel wohl grenzenlos sein. alle ängste, alle sorgen ... dahinter verborgen ...

  • Dieser Damm heisst nicht H-Damm und deshalb sollte dieser Name auch nicht noch extra in die Welt getragen werden.

  • Wenn man keine Yacht hat, fliegt man natürlich nach Sylt. Wie soll man sonst dahin kommen, etwa mit der Bahn? Dem Niebüll-Express?

  • BE-Scheuer-T

  • Wenn ich Minister wäre, würde ich versuchen, vom Reichstag bis zur TAZ mit dem Hubschrauber zu fliegen.

    • @Thomas Schöffel:

      Vorsicht, taz hat FLAG auf dem Dach :-)).

  • Das ist ein Flugsturm im Schnapsglas.

    Ja, er nutzt eine bequeme Methode. Aber Regierungsmitglieder sollten schnell fortkommen, denn die sollten da und überall arbeiten.



    Wenn man das in Frage stellt, kommt die nächste Frage, war es überhaupt nötig zu dem Ort zu reisen. Die Wasserstofftankstelle oder was auch immer funktioniert auch ohne Minister, wie alle anderen Orte auch.

    Angesehen davon, Scheuer hätte schon längst zurücktreten müssen, die ganzen Mauscheleien sind viel schlimmer, zumal zum Schaden des "Volkes", wie mit dem Amtseid verboten.

  • "Auch auf taz-Anfrage nannte das Bundesverkehrsministerin keine konkreten Euro-Beträge, räumte aber Kosten für einen regulären Linienflug ein."



    Dann wäre der primäre Fehler, dass es auf der Strecke Linienflüge gibt.



    Aber solche finde ich auf den Flughäfen Sylt und HH garnicht.



    Was war das für ein geheimnisvoller Flieger?

  • Der Minister fliegt also von HH nach Sylt nur um sich dort in den Zug zu setzen um sich dort einen Vortrag über ein Schienenprojekt anzuhören?

    Nicht's für ungut, aber die Leute in D wählen sich seit soo langer Zeit einen Sc***ß zusammen, das geht auf keine Kuhhaut und in 2000 Jahren werden die Historiker_Innen wahrscheinlich von den "modern dark ages" reden in denen Satiriker über Jahrzehnte die Regierung stellten.

    *Facepalm* mir tuen vor allem die jungen Menschen leid die noch nie erlebt haben, dass es auch gute Verkehrspolitik geben kann.

  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    "Die Grünen fordern, dass er mit nachhaltigen Verkehrsmitteln reist."

    Och ihr seit wirklich niedlich.



    Nicht etwa ,den seit Monaten fälligen,Rücktritt.



    Nein ,er soll mit dem Radl nach Sylt.

    • 0G
      01349 (Profil gelöscht)
      @91491 (Profil gelöscht):

      Den Mann auf eine Wattwanderung zu schicken, ist der einzige Weg, ihn loszuwerden.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Ich finde es interessant womit sich der Bundestag In diesen Zeiten beschäftigt. Die Bundestagsabgeordneten sorgen sich also um die Art der Fortbewegung der Minister. Ich dachte das ist über die Fahr und Flugbereitschaft geregelt.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Scheuer ist es egal, was wir über ihn denken.

  • RS
    Ria Sauter

    Würde er nur fliegen, der Andi S., aber mit Rumms aus dem yAmt.

    • @Ria Sauter:

      Und dann kommt womöglich der nächste Andi. Das ist ein toller Vorteil von Regierungen. Wer (die) wohl mal wieder gewählt hat? ;-)

    • 9G
      91491 (Profil gelöscht)
      @Ria Sauter:

      Yves 👍

  • Warum hat er nicht eines seiner tollen Flugtaxis genommen?



    ... oder einen E-Roller ;-) ... ?

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Er war geschäftlich auf Sylt. So, so.

    • @05838 (Profil gelöscht):

      Nee, da hat er (und seine Entourage, der is ja ned allein auf Dienstreise) nur gepennt: "Er ist am 6. Juli von Hamburg nach Sylt geflogen, um von da aus am nächsten Tag nach Niebüll zu fahren."



      Da kommen dann auch die 60+ Wochenstunden zusammen, die ein Minister gerne in Interviews als "Arbeitszeit" angibt. Wird halt alles außer Haus als Arbeit gerechnet.

  • Jetzt wird es wieder pingelig. Soll er doch fliegen.

    Als Kretschmann einmal zu einem Termin im Schwäbischen mit dem Hubschrauber angeflogen kam und er dafür kritisiert wurde, meinte er:

    "aber wenn es gewünscht werde, „dann könnte ich auch laufen oder mit dem Rad fahren. Dann mache ich aber sehr viel weniger Termine.“

    • @Jim Hawkins:

      Vielleicht sollte endlich einmal jemand die Termine, sowie ihre Anzahl - ernsthaft(-er) - hinterfragen. Die Anzahl der Termine wie ein zwingendes Übel-Muss aber als Relativierungsmittel einzusetzen, grenzt entweder an Dummheit, oder Manipulation (der Situation). Ich tippe mal frech auf Manipulationsstilmittel.

    • @Jim Hawkins:

      Ich finde auch dass da eine falsche Priorität gesetzt wird. Wenn es terminlich nötig war dann ist das halt so. Und es ist ja nicht so als gäbe es nicht deutlich größere Probleme mit Scheuer und seiner Amtsführung als eventuell unnötige Flüge.

      Der "grüne Abgeordnete" sollte eventuell seine Zeit dahingehend investieren Herrn (und ich nutze das Wort nur weil passendere Bezeichnungen justiziabel wären) Scheuer aus dem Amt zu entfernen. Gibt ja genügend schwerwiegende Dinge die er auf dem Kerbholz hat.

      • @Yodel Diplom:

        Ja, da gibt es auf jeden Fall wichtige Termine, wie der bei der Elbvertiefung, als Andreas Scheuer sich vor dem Bagger ablichten ließ und der Bagger kurz danach wieder nach Belgien zurückging.



        www.haz.de/Nachric...r-schon-wieder-weg



        Da gibt es bestimmt auch einige andere wichtige Termine von Politiker*innen, auch von Kretschmann ... ;-)

    • @Jim Hawkins:

      Na, also Kretsche wird doch aber wohl wenigstens mit seiner fetten S-Klasse im Schwäbischen fast genauso schnell da sein?! Nen Heliflug...ist das nicht etwas zu dekadent für die sparsamen Einheimischen dort?

      • @Saile:

        Ne, das war bestimmt für die Wirtschaft und dann ist das okay. ;-)

    • @Jim Hawkins:

      Sehe ich auch so.



      Übrigens reiste die ehemalige Bundesumweltministerin Merkel während ihrer Amtszeit sehr oft mit dem Helikopter.

    • @Jim Hawkins:

      Na Servus

      Vor allem - ein Mitschüler fuhr lange eines der angesagten Nobel-Lokale:



      “Nö. Nix. Junge - ohne Flieger - kein Platz am Promi-Tresen. No way.“

      kurz - “B‘Scheuert“

      • @Lowandorder:

        Wäre er mit der Draisine über den Hindenburgdamm gekommen, hätte es geheißen:

        "So ein verlogener Hund."

        Was natürlich so oder so stimmt.

        • @Jim Hawkins:

          Witzig ist ja dass er von Hamburg nach Niebüll per Zug garnicht über den Damm mit dem problematischen Namensgeber hätte fahren müssen...

  • Alle Verkehrs-Verantwortlichen sollten 95 % ihrer Strecken im ÖPNV zurücklegen - dann wird sich rasch etwas ändern. Momentan herrscht noch die Dienst-SUV und -Jet-Kultur in hohlen Köpfen.

    • @Janix:

      Unsinn. Das lässt sich bei dem Terminplan nicht umsetzen.

      Auch, wenn ich Andi B.Scheuert für aus der ZEit gefallen halte... Er hätte hier einfach ein Auto nehmen sollen....

      • @Ralfhans:

        Nix "Unsinn", Ralfhans. intelligente Priorisierung ("Giovanni, nimm dich nicht so wichtig") und Videokonferenzen.



        Da gibt es übrigens auch den durchgehenden Zug. Oder in einem Auto mit Fahrer hätte er Akten lesen können - was Hrn. Scheuer sicher sehr, sehr gut täte. Selten einen so überforderten Spaßminister gehabt - gerade daher würde er sich ändern, wenn er es handfest selbst erleben würde!

      • @Ralfhans:

        Ach die armen, vielbeschäftigten, wichtigen Menschen.

        Ich bin fest davon überzeugt: den Andi Scheuer braucht's nicht.

        • @tomás zerolo:

          Haben Sie mal den Termuinkalendar eines Ministers oder eines Staatssekretärs gesehen? Beneidenswert ist das nicht. Sie können die Inhalte ohne Ende kritisieren, beim hier besprochenen Minister auch absolut zu Recht, aber bei dem Arbeitspensum würden viele, die immer rumjammern, wie faul die Regierenden doch seien, zusammenbrechen. Für Abgeordnete ist es ähnlich.

          • @Devil's Advocate:

            Ich gehöre bestimmt nicht zu denen, die "rumjammern". Ich weiss, dass das ein tougher Job ist.

            Teil dieses Jobs ist es nun mal, sich exemplarisch zu verhalten. Die Kritik finde ich deshalb völlig berechtigt.

            • @tomás zerolo:

              Richtig.

  • 9G
    93849 (Profil gelöscht)

    Solange die Leute gegen aufhören, sowas zu wählen oder gegen solche "Minister" nicht auf die Straße gehen, wird das auch nicht enden.. Planet der Affen, wir kommen!!!

    • @93849 (Profil gelöscht):

      Wie exakt wählt man Minister?