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Extinction Rebellion gegen KurzflügeAktionen an Airports

Kurzstreckenflüge nur für Insekten: AktivistInnen von Extinction Rebellion protestieren an vier deutschen Flughäfen gegen Inlandsflüge.

Der Flughafen Tegel in Berlin war einer der Flughäfen, wo gegen Inlandsflüge protestiert wurde Foto: M. Golejewski/AdoraPress

Berlin taz | KlimaaktivistInnen von Extinction Rebellion (XR) haben an vier deutschen Airports gegen Inlandsflüge protestiert. „Gerade durch den Verzicht auf Kurzstreckenflüge lassen sich klimaschädliche Emissionen schnell verhindern“, sagte XR-Sprecherin Annemarie Botzki. Beim Flugverkehr sind nicht nur Co2-Emissionen ein Pro­blem, sondern auch der Ausstoß von Stickoxiden und Wasserdampf in hohen Luftschichten.

Die größte Aktion fand am Montag am Lübecker Flughafen Blankensee statt. Dort hatte XR bereits am Sonntag ein Klimacamp aufgebaut. Nach Angaben von XR zogen am Montagmorgen gegen 5 Uhr 16 AktivistInnen auf die Rollbahn, um den Start eines Flugs nach München zu verhindern. Sie entrollten ein Transparent mit der Aufschrift: „Kurzstreckenflüge nur für Insekten“, das von Sicherheitskräften kassiert wurde.

Drei Personen wollten sich mit Sekundenkleber am Boden festkleben, was Sicherheitskräfte verhinderten. Eine weitere Aktivistin hatte ihre Hände an die Maschine geklebt und wurde von Polizisten entfernt. Alle 16 DemonstrantInnen wurden in Gewahrsam genommen. Der Flug startete 50 Minuten verspätet. Vor dem Flughafen fand zeitgleich eine Demonstration mit rund 80 TeilnehmerInnen statt. Hintergrund der Aktion: Am Montag starteten nach vier Jahren Stillstand im Linienbetrieb wieder Flüge nach München und Stuttgart vom Regionalflughafen aus.

In Düsseldorf bestiegen AktivistInnen eine Maschine und forderten kurz vor dem Start Passagiere auf, mit ihnen auszusteigen. Auf dem Flughafen Berlin-Tegel ketteten sich zehn ­AktivistInnen an einem Terminal fest und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Ausstieg in letzter Minute“. Im München hatten etwa 20 AktivistInnen bereits am Sonntag ein Terminal blockiert. „Uns bleibt keine andere Wahl, als uns friedlich für Sofortmaßnahmen zum Klimaschutz einzusetzen“, sagte Susanne Egli, Meeres­biologin und Teil der Extinction-­Rebellion-Ortsgruppe München.

Neben dem Verbot der Kurzstreckenflüge fordert XR die Beendigung von Subventionen im gesamten Flugverkehr. Allein die Steuererleichterungen für die Branche lägen bei rund 12 Milliarden Euro im Jahr.

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25 Kommentare

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  • Ich frage mich, ob der Ansatz richtig ist, gegen Menschen zu protestieren, die per Flieger innerdeutsche Ziele erreichen wollen/müssen/sollen.

    Richtiger wäre m.E. eine Kampagne gegen die Anbieter solcher Inlandsflüge.

    Und dann noch zu spekulieren, dass es möglicherweise Alternativen gäbe z.B. mit Nachtzügen, sparsamen Autos usw., das ist doch sehr müßig. Manche Menschen wissen wirklich nicht, unter welchen Bedingungen manche Jobs erledigt werden müssen.



    Und deshalb ahnen sie leider auch nicht, wie die realen Verhältnisse sind und was alles dazu gehört, Dinge zu verändern.



    Manche Lösungen, wie z.B. Bahnfahren, klingen sooo einleuchtend und gut.

  • Endlich kann man wieder ab Lübeck fliegen.



    Mit dem Diesel Volvo nach München dauert bei den hiesigen Strassenverkehr ewig und belastet die Umwelt auch.



    ER haben wir in Augsburg erlebt - braucht kein Mensch.



    Für die sind alle mit anderer Meinung Faschisten.



    Nur konnten sie uns nicht sagen was einen Faschist tatsächlich ausmacht.

    • @CeeEmm:

      Wie kommen Sie auf sowas?



      Für Sie sind alle Aktivisten Idioten und Gutmenschen oder was?

      Und nur weil etwas "auch" die Umwelt belastet, macht das Ihr Wirrwarr nicht zu einer guten Argumentation. Die Umwelt wird durch den Autoverkehr proportional zigfach weniger belastet.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Orwell1984:

        "Die Umwelt wird durch den Autoverkehr proportional zigfach weniger belastet."

        Äh - nein. Wenn sie alleine im Auto sitzen, ist das Flugzeug nicht schlimmer. Laut Atmosfair Flug München – Berlin und zurück: 246 Kg CO2 (davon 122 kg direkt aus Sprit)



        Auto 1200 km , mit 6 L/100km macht so 200 kg aus Sprit direkt - die CO2 Menge aus den Nebenemmissionen dürften ebenso das doppelte sein, also 400 kg CO2 für das Auto.

        Das das Fliegen schön gerechnet wird, ist mir klar. Aber Bahnfahren auch und Autofahren auf jeden Fall.

  • Der innerdeutsche Flugverkehr ist für 0,8% der CO2 Emissionen verantwortlich.

    10% stammen hingegen allein aus der Zementindustrie. 36% der individuellen CO2 Emissionen entstehen durch das Heizen unserer Wohnungen. Wann blockiert Extinction Rebellion endlich Menschen die alleine in zu großen Wohnungen wohnen?

    • @Clara Kreuzer:

      Wenn schon bitte .... Menschen, die in großen und unsanierten Altbauwohnungen wohnen. Nur weil mancher sein Geld an der Wohnung spart, muss das Klima leiden. Vielleicht sogar die Blockierer selber mit ihren WG-Zimmern oder im besetzten Haus. So wie diese Blockierer von anderen Einschränkungen fordern, müssten sie selbst nur im top isolierten Neubau wohnen und deswegen ggf. mehr arbeiten oder auf anderes verzichten.

  • Inlandsflüge macht man in Deutschland erst aber einer gewissen Karrierestufe, privat wird es kaum genutzt, außer beim Umstieg in Fernflieger. Die Protestierer können gar nicht nachempfinden, mit welchen Beweggründen Inlandsflüge gebucht werden.

    • @TazTiz:

      Oder man ist (noch) Angestellter bei Lufthansa. Da kann man verbilligt fliegen und (sehr) viele nutzen das auch innerdeutsch. Shopping in NY? Kleine Silvesterfeier in London? Alles keine Frage des Geldbeutels als LH Angestellter.



      Aber die werden ja jetzt weniger.

      Ob es nun wieviel ausmacht oder nicht, man sollte sich doch mal an den Kopf greifen und fragen "ist das wirklich sinnvoll?". Eine einzelne in den Wald geworfene Cola-Dose wirft die Umwelt auch nicht in den Abgrund, aber wenn es viele machen ...



      Und man sollte eben Dinge nicht tun, die falsch sind.

    • @TazTiz:

      Wenn man am selben Tag nach einer Geschäftsreise wieder zurück reisen kann, spart man sich das Hotelzimmer, was in der Gesamtrechnung auch wieder CO2 einspart (insgesamt müssen weniger Zimmer vorgehalten bzw. geheizt werden).

      • @Clara Kreuzer:

        Man kann wohl recht sicher davon ausgehen, dass die Emissionen von Hotelzimmer und Bahnreise immer noch um ein Vielfaches geringer sind als die von zwei Kurzstreckenflügen.

      • @Clara Kreuzer:

        Also wenn Sie ernsthaft glauben die CO2 Einsparung der Vermeidung einer Hotelübernachtung wäre auch nur ansatzweise in der gleichen Größenordnung wie die zusätzlichen Emissionen eines Fluges, dann sollten Sie sich vielleicht mal in das Thema ein bisschen einlesen. Spontan finde ich für bestimmte innerdeutsche Strecken einen 8-12 mal höheren Verbrauch beim Fliegen im Vergleich zur Bahn (Berlin - München Flugzeug: 308 kg, ICE 34,4 kg). Das Hotelzimmer ist da vmtl fast schon vernachlässigbar.

      • @Clara Kreuzer:

        Noch besser: Nachtzug.

        • @tomás zerolo:

          Sehr arbeitnehmerunfreundlich! Waren Sie schon mal über 8 h mit der Bahn unterwegs, dann 4-8 in Terminen und dann mehr als 8 h zurück? Vermutlich nicht.

  • Wer gerade in Lübeck demonstriert, wo wohl das klimaschonendste Flugzeug abhebt, was von deutschen Airlines abgeboten wird, der ist irgendwie nicht ganz rational unterwegs, um es höflich zu formulieren. Die ATR 72 IST bereits der beste Kompromiss den es zwischen Flugreisenden und Klimaschützern geben kann.



    AB HAM emittiere ich 220-280 kg CO2 (hin und rück), ab RLG 360 kg und ab Lübeck 115 kg CO2 nach München.



    Finde den Fehler.



    Quelle: Atmosfair.de

    • @Harald Hansen:

      Die Aktionen von XR haben meine Sympathie. Vielleicht haben sie sich vorher nicht hingesetzt, Flugzeuge verglichen und aufs Gramm ausgerechnet, wie viel CO2 jeder einzelne Maschinentyp bei einem Inlandsflug von Nord nach Süd ausstößt. Aber sie tun wenigstens etwas und setzen Zeichen. So geht es jedenfalls nicht weiter. Jedes Gramm CO2 ist ein Gramm zu viel. Videokonferenzen sind eine Alternative zu Inlandsflügen. Von dem Lärmteppich mal ganz zu schweigen, mit dem bei Start und Landung zehntausende von Menschen zugemüllt werden, nur weil vielleicht 150 Leute im Inlandsflieger ihrer Karrierestufe huldigen.

    • @Harald Hansen:

      Der Fehler ist der Flieger. Kurzstrecken der Bahn.

    • @Harald Hansen:

      Steuererleichterung 12 Milliarden, Coronahilfe 9 Milliarden für den Flugverkehr. Und nur 1,5 Millarden für den Wald. Hier sieht man, wo die Bundesregierung ihren Schwerpunkt legt. Und das ist nicht der Klimaschutz!

    • @Harald Hansen:

      Wer denkt, die "Klimaschützer" hätten andere Interessen als andere Menschen und man müsste da Kompromisse finden, hat nicht verstanden, worum es bei der Klimakrise geht.

      Wenn die Feuerwehr ein brennendes Haus löscht, werden auch keine Kompromisse mit den wahnsinnigen Leuten gemacht, die drin sitzen und gerne noch einen Film zu Ende schauen würden.

    • @Harald Hansen:

      "das klimaschonendste Flugzeug"



      Hmm, also ungefähr sowas ähnliches wie:



      - das gewaltfreieste Maschinengewehr



      - die lungenfreundlichste Zigarette



      - das antikapitalistischste FDP-Mitglied



      - der atheistischste Papst

  • 9G
    95309 (Profil gelöscht)

    Lübeck München ca. 800km Bahn 6:30-7:23

    Lübeck München. Flug 1:40 (Weil langsamen Turboprop sonst 1h)

    Lyon Paris ca. 800KM Bahn 3:20

    Wer findet den Fehler?

    • @95309 (Profil gelöscht):

      Das war ja einfach: die Strecke Lyon - Paris sind nur ca. 450 km.

      • 9G
        95309 (Profil gelöscht)
        @Trango:

        TYPO!! Sollte Marseille heissen.....

  • Die sogenannten "Steuererleichterungen" kommen dadurch zustande, dass die Luftfahrt sich selbst finanziert. Lande-, Park- und Startgebühren decken den Unterhalt der Flughafeninfrastruktur, Überfluggebühren decken die Kosten der Flugsicherung. Zum Vergleich: der ÖPNV wird massiv subventioniert, die Autofahrer bringen dem Staat doppelt so viel Geld, wie das gesamte BMVI an Budget hat (inklusive Schiene und Internet). Was ich durchaus (vor allem aus Sicherheitsgründen) sehr kritisch sehe, sind die Billigflieger. Diese Ausbeutung von Menschen gehört gestoppt, das muss aber im internationalen Rahmen geklärt werden. Vor allem müsste die EU mit ihren sehr liberalen Wettbewerbsregeln diese zugunsten von Mensch und Sicherheit gründlich überarbeiten. Dann wird das Fliegen wieder so viel Kosten wie momentan bei der Lufthansa, was die Tourismusflüge reduzieren wird.

    • @Luftfahrer:

      Bei hinreichend kreativer Buchhaltung schon.

      Nicht eingepreist sind alle Kollateralschäden, von Treibhausgasemmission, Lärmschäden über Flächenverbrauch in Innenstädten bis hin zu subtileren (aber nicht minder zerstörerischen), wie Geschäftsmodelle, die auf Konsumwachstum angewiesen sind.

      Sie müssen sich nicht die Argumente der Flieger- und Autolobby zu eigen machen (es sei denn natürlich, Sie sind in deren Auftrag unterwegs).

      Irgendwie erinnert das an die Kampagne der sog. "waste watchers", die einem weismachen wollten, Getränkekartons im Restmüll seien eine prima Sache. Dahinter stand... Tetrapack.