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Lindners Blockade des RentenpaketsRegieren mit dysfunktionaler Partei

Ulrike Winkelmann
Kommentar von Ulrike Winkelmann

Die FDP agiert so, als befände sie sich auf einem Kreuzzug und nicht in einer parlamentarischen Demokratie.

Trotzkopf Christian Lindner Foto: Christoph Hardt/Panama Pictures/imago

C hristian Lindners Blockade des sogenannten Rentenpakets kommt erst einmal nur als weitere Umdrehung im Haushaltsstreit der Koalition daher. Kurzfassung: SPD und Grüne wollen Schuldenbremse aufweichen, FDP nicht, das Geld für den Haushalt 2025 fehlt, Lösung fehlt auch. Und weil der Finanzminister sauer ist, dass die anderen beiden Koalitionspartner ständig sagen, dass die Schuldenbremse jeder sinnhaften Politik im Wege stehe, wirft er jetzt halt die längst vereinbarten Beschlüsse zur Rente von der Tagesordnung des Kabinetts.

Jedem, der sich nun mit erschlafftem Interesse abwendet, seien seine Ermüdungserscheinungen gegönnt. Im Übrigen ist das Rentenpaket nicht wesentlich mehr als eine rhetorisch aufgeblasene Absicherung des Status quo. Niemand muss trauern, wenn diese Regelung erst mit ein paar Tagen Verzögerung durchs Kabinett geht, was derzeit absehbar zu sein scheint. Doch gibt es insgesamt gerade zu viele Gründe zur Sorge über den Zustand der demokratischen Politik, um Lindners Trotzkopfaktion mal eben so durchzufächeln.

So ist das Gebaren des Finanzministers als weiterer Hinweis darauf zu lesen, was alles schieflaufen kann, wenn man eine dysfunktionale Partei an der Regierung beteiligt. Die FDP ist seit Jahrzehnten nicht mehr als ein Verbund von LobbyistInnen, der sich einen guten Redner zum Parteichef wählt. Von Lindner als Parteichef hat sich die FDP nun in einer Weise abhängig gemacht, die seine Persönlichkeit sichtlich überfordert – so hochfahrend und aggressiv, wie er seit Monaten auftritt. Die paar Menschen mit FDP-Parteibuch, die ein ideelles Gesamtkonzept von Staat und Gesellschaft haben, ändern daran leider nichts.

Soll Lindner allein verfügen, was die Regierung ausgibt?

Daher aber rührt es auch, dass die FDP keinen Unterbau aus Fachleuten hat, die sich komplexen Problemen mit ausreichend Sachverstand nähern könnten, um satisfaktionsfähige Politikentwürfe zu stricken. Stattdessen werden Fahnen mit Parolen hochgehalten, als befände man sich auf einem Kreuzzug, nicht in einer parlamentarischen Demokratie unter beispiellosem geopolitischem Druck.

Natürlich wäre es richtig und begründbar, die Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse auszunehmen. Und vermutlich müssten SPD und Grüne dafür auch nach eigenen, allzu lauten Verkündungen einlenken – Beispiel: „Keinerlei Einschnitte beim Sozialstaat.“ Das kann man dann schlecht und unnütz finden. Aber alles wäre besser, als ohne einen verabschiedeten Haushalt 2025 dem Finanzminister – was rechtlich dann die Folge wäre – die komplette Verfügungsgewalt darüber zu geben, was diese Regierung überhaupt noch ausgeben darf und was nicht.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
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49 Kommentare

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  • Jeder weiß doch, was immer im Schuldgeldsystem nach circa 80 Jahren (1945-2025) kommt:

    Krieg, Exorbitante Gewinne für Rüstungsfirmen, Inflation (Besitzumverteilung von fleißig nach Reich), eine sogenannte "Währungsreform".

    Und das perverse "Schuldgeldspiel" geht von vorne los.

    ... es sei denn... Herr Lindner macht eine Geldsystemreform hin zu "Positive Money" für Volk und Staat... (nach Krieg und Zusammenbruch des Euros).

    Das wär doch was für die Geschichtsbücher/für den so postiv lächelnden Sportwagenfan.

    Eventuell ist die "dysfunktionale Partei" (nach Krieg und Euro-Crash) ja wirklich eine echte, freiheitlich demokratische Fortschrittspartei. "FDP reloaded" sozusagen.

    • @Goldi:

      Lesen Sie z.B. Butterwegge oder Wirtschaftshistoriker. Ein Krieg hat früher eher wieder gleichverteilt.

      Geld im heutigen Sinne ist ein Guthaben auf etwas, also umgekehrt Schulden.



      Hierzu hilft Ihnen Graeber "Schulden" weiter.

  • Ich denke, Rot und Grün sind heimlich froh, die FDP in der Regierung zu haben. So kann man immer auf den Dritten zeigen, der die Schuld am Trauerspiel hat, das man aufführt.

    • @QuerBeetLeser:

      Scholz nutzt zuweilen die FDP, um "Wirtschafts"freundliches zu maskieren. Das hat die SPD Hamburg immer gerne so gemacht.

      Er vergisst da nur, dass er für Ideen und Ergebnisse vor allem die Grünen bräuchte, die doch ohnehin gemäßigt agieren.

      Gleichwohl wäre Rot-Grün wohl selbst mit den Linken durchschlagskräftiger gewesen. Eine offen opponierende, blockierende Partei ohne eigene konstruktive Ziele (die weitgehend fehlenden eigenen Ziele werfe ich der Lindner-FDP vor allem vor), das ist ein Albtraum für jeden, der daraus etwas machen muss.

  • Ja, 100% Zustimmung. Die FDP hat eben keine Lang, keine Baerbock, keinen Habeck und keinen Hofreiter, keine pastorale Frau Göring. Wo soll da intellektuelle Schärfe hekommen? Tiefes Nachdenken, überlegtes Handeln? Unmöglich!

    • @QuerBeetLeser:

      Die FDP hatte mal Flach, Dahrendorf und auch Baum und Hirsch.



      Nun hat sie Oppositionsredner in einer Regierungsfunktion.



      Bei den Grünen ist Habeck und Hofreiter auch von Ihnen die intellektuelle Schärfe nicht abzusprechen (jedenfalls für Politiker, wir zwei sind natürlich viel, viel klüger ;-) )

      Ich sehe es ansonsten als reales Problem von Stressberufen wie Politiker oder CEO, dass diejenigen vor lauter Impulsen und Geschwafelanlässen kaum noch zum eigenen Denken kommen; das müssen sie fast vorher im Leben alles getankt haben.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Merz und Söder werden das nicht so sehen: de.wikipedia.org/wiki/Dysfunktion

  • Nach der letzten Forsa-Umrage würden 29,4% der Bevölkerung Parteien wählen die an der 5% Hürde scheitern. Damit bräuchte ein zukünftige Koalition nur 36% aller Stimmen für die Mehrheit.



    CDU/CSU und FDP hätte nach der Forsa-Umfrage diese Mehrheit (31% plus 6% = 37%).

    • @Pi-circle:

      Dieses Horrorszenario könnte so sein. Bedenken Sie aber auch, dass wir gerade die Europawahl ohne Hürde vor uns haben. Die wird auch einiges konsolidieren. Bei der Bundestagswahl wird es anders aussehen. Und wenn die CSU nicht mit der CDU zusammengeht und die 5 % nicht holt, so substanzlos, wie Söder zu agieren sucht? Was dann?

  • taz: "Die FDP ist seit Jahrzehnten nicht mehr als ein Verbund von LobbyistInnen, der sich einen guten Redner zum Parteichef wählt."

    Das ist sehr gut auf den Punkt gebracht. Und das 'gute Reden' hat Lindner sich auch noch von der Wirtschaft 'gut bezahlen' lassen.

    **Christian Lindner - Nebeneinkünfte (abgeordnetenwatch)** www.abgeordnetenwa.../nebentaetigkeiten

  • Nun ja die FDP kämpft ums Überleben, in einigen Bundesländern droht das aus. Da muss man schon mächtig viel Krach machen, die eigene Bedeutung nochmals erklären.

    Und natürlich ist Christian Lindner wieder da, das hat auch jeder mitbekommen, auch wenn ihn vielleicht nicht viele vermisst haben.

    Und ob er am Ende doch zu Kreuze kriecht, nicht so wichtig, heiße Luft sorgt ja für Energie.

    Das Problem ist aber nicht nur die FDP, sondern die Wähler wählen jetzt mehrere Parteien in den Bundestag und damit entfallen die Regierungen, die nur aus zwei (drei) Parteien bestehen, SPD und CDU/CSU schließen keine Ehen mehr, sondern gehen mit mehreren gleichzeitig ins Bett.

    Das führt zu Chaos, muss es ja auch und das wäre selbst mit dem eisernen Fritz Merz nicht anders. Auch der muss polyamorös im Bundestagsbett sein.

    Insgesamt ist es schade, dass überhaupt Menschen die FDP immer wieder wählen. Der Ausrichtung ist derart extrem auf eine kleine Gruppe der Bevölkerung konzentriert, dass es insgesamt nicht produktiv ist, wenn sie regieren.



    Und sie haben immer alles mitgemacht, auch ihre Kernanliegen, liberale Verfahren in der Inneren Sicherheit etc. über Bord geworfen , am Ende stimmt die FDP zu. Heilige Bücher und Kühe haben die einfach nicht. Dafür eben heiße Luft und Egozentrik.

  • Schulden sind eine Vermögensumschichtung zwischen Gegenwart und Zukunft. Bedenkt man die steigende Abgabenlast der jüngeren Generation, kann ich nicht erkennen , was daran gegenwärtig vernünftig oder gar gerecht sein soll. Was nicht heißt, das Schulden machen pauschal unsinnig ist. Mitnichten. Nur schaut man als Privatperson vorher erstmal, ob man an anderer Stelle einsparen kann. Das halten manche Politiker offensichtlich nicht für nötig. Dabei gibt es hier problemlos Potential im zweistelligen Milliarden



    Bereich. Schulden machen ist für Politiker sehr bequem, denn man muss keine unpopulären Reformen verantworten und kann so weiter machen wie immer. Das ist so ziemlich das Gegenteil von progressiv. Schulden machen entkoppelt wunderbar von der Realität. Schuldenbremse aufweichen ist auch eine nette Idee. Erscheint mir nur nicht Grundgesetzkonform. Artikel 112 scheint nicht jede Ministerin zu interessieren. Mal sehen, ob Herrn Scholz noch einfällt, dass er Kanzler ist und die Damen von seiner Richtlinienkompetenz in Kenntniss setzt, oder ob er eine weitere Klatsche vor dem Verfassungsgericht bevorzugt.

    • @Nachtsonne:

      Da die Zeitmaschine noch nicht erfunden wurde, ist es unmöglich, Vermögen aus der Zukunft in die Gegenwart umzuschichten. Schulden sind dementsprechend auch etwas völlig anderes: Bei Privatpersonen das temporäre Umschichten von Geld von einer Person zur anderen, beim Staat in der Regel das Schöpfen von Geld.

      Der Staat spart bereits seit Jahrzehnten viel zu viel, was sich unter anderem in verfallender Infrastruktur ausdrückt. Das wiederum ist ein wachsendes materielles Problem, das sich in Zukunft auch finanziell negativ auswirken wird. Auch gegenwärtig ist die sparpolitik, die ja, anders als sie suggerieren, bereits betrieben wird, absolut kontraproduktiv für die Entwicklung der Wirtschaft und damit für die Chance, die bestehenden Schulden bedienen zu können. Griechenland hat eindrucksvoll gezeigt, dass Sparen nicht zu weniger Schulden führt, sondern zu mehr.

      Tatsächlich ist die Idee, das große Problem jüngerer Generationen sei die hohe Abgabenlast, ziemlich von der Realität entkoppelt.

      Sie liegen mit ihren Argumenten also im Grunde völlig daneben.

  • Wann wird endlich die FDP aus der Regierung geschmissen oder wollen die anderen Parteien so lange weiteres blockieren, dass die selbst das Handtuch schmeißen? Und was macht der Scholz???

  • Der Artikel ist immer noch viel zu nett zur heutigen FDP.

    Gewiss, es gab mal das Freiburger Programm, es gab Flach, Dahrendorf, Hirsch und es gibt noch den armen Baum, der die Malaise heute noch miterleben muss. Die FDP hätte auch immer noch eine mögliche Nische als universalistische Grundrechtepartei und Digitalisiererin mit pragmatischer Regierungsfähigkeit (ja, auch die gehörte mal dazu)

    Doch wer heute noch neoliberale Ideologie gegen Fakten aufrechterhalten will, wer den ohnehin viel zu Reichen noch mehr arbeitsloses Einkommen zuschaufeln will, der braucht schon viel tägliche Rhetorik, um nicht auszutreten und bei einer anderen Partei vernünftigere Politik zu machen.

    Westerwelle war der erste, Lindner wird der zweite, der endgültige Totengräber gewesen sein.

  • Von Lindner zu fordern, dass das Grundgesetz ignoriert werden soll, wird nicht funktionieren.

    Wenn SPD und Grüne die Schuldenbremse aufweichen wollen, dann müssen Sie Mehrheiten für eine Grundgesetz-Änderung finden, also mit der CDU ein Agreement treffen.

    Da sind aber keine Ambitionen zu erkennen.

    Die Debatte um die Schuldenbremse hat meines Erachtens nur einen Zweck: von dem Unvermögen abzulenken, dass man nicht fähig ist, auch ohne Geldgeschenke gute Politik zu machen. Lindner ist da nur der Buhmann für diese Ablenkung.

    • @Rudolf Fissner:

      Auf den Punkt gebracht!

  • 6G
    696439 (Profil gelöscht)

    Das problematische an der FDP ist nicht so sehr ihr Inkompetenz, das ist sie ohne Frage, sondern, daß sie ökonomischen Glaubens uns Erklärungsmodellen anhängt, die widerlegt sind: Der Markt reguliert sich selbst; Wenn jeder an sich denkt ist an alle gedacht; Trickle-down-Effekt; Je weniger Staat desto besser für alle;...etc..



    Und es gibt noch zu viele Menschen/Wähler die diesen Unsinn glauben. Wähler, die glauben weil sie viel Geld bekommen seien sie kompetenter was Geldfragen angeht als ärmere (auch so ein Irrglaube). Mit solchrn Phrasen und Kampfbegriffen füttertn die. FDP/CDSU die Gesellschaft schon so lange, daß viele meinen das sei naturgegeben so.

    • @696439 (Profil gelöscht):

      Der Trickle-down Effekt ist durch die Realität längst belegt - da helfen auch keine Studien von beflissenen linken Ökonomen, um das zu widerlegen.

      Staaten mit einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung sind sehr viel wohlhabender als Staaten ohne kapitalistische Wirtschaftsordnung. Von diesem Wohlstand profitieren in diesen Staaten alle - selbst die Sozialhilfeempfänger.

      • 6G
        696439 (Profil gelöscht)
        @Pi-circle:

        Es ist mir schon klar, daß sie sich ihr Glaubensmodell nicht von wissenschaftlichen Erkenntnissen kaputt machen lassen wollen. Aber es hilft mal in seriöse Studien reinzuschauen. Die Whitehsll-studie von Michael Marmot z.B.. Oder so sich die Situation in Ländern anzuschauen die die Lehren von Friedman, Harberger und Co. umgesetzt haben (und ich spoilere hier mal: es ging ihnen danach schlechter als vorher, ausser den ganz reichen....natürlich).



        Durch ihre Realität ist gar nichts belegt.

  • So viel Steuern wie noch nie, und es reicht immer noch nicht.



    Welch "Glück" in marode Staatsfinanzen über ihre Völker bringen, kann man in Griechenland oder Argentinien sehen.



    Ich kann nicht beurteilen, ob sich die Autorin danach sehnt. Ich sehne mich jedenfalls nicht danach.

  • Lindner muss weg. Wenn die FDP überleben will. Ihren besten Mann will sie aber nach Brüssel schicken.



    Am besten wäre ein konstruktives Misstrauensvotum zu Gunsten von Merz. Olaf Scholz wird wieder Finanzminister und die Grünen Opposition, wo sie auch hingehören. Der Wähler will es so. Sag ich mal. Lindner verschwindet im Nirvana..

  • Als Schuldenbremse wird in Deutschland eine verfassungsrechtliche Regelung bezeichnet, die die Föderalismuskommission Anfang 2009 beschloss.



    Und da waren in den LKandesregierungen auch die Grünen und die SPD an der Mascht.



    Auch wenn die FDP zustimmen würde - an der CDU kömmt die Regierung nicht vorbei!



    Und wer 300 € für das Aussehen am Tag braucht hat viele Möglichkeiten zum sparen.

  • Was soll die "arme" FDP denn machen?

    Gibt sie zu viele ihrer Kernpositionen auf, dann muss sie befürchten, dass ihr selbst die treuesten Anhänger den Rücken kehren und sie bei der nächsten regulären Wahl aus dem Parlament fliegt.

    Lässt sie die Koalition platzen, dann muss sie, bei ihrer derzeitigen "Aussenwirkung", befürchten, schon bei einer vorgezogenen Neuwahl aus dem Parlament zu fliegen.

    Also versucht sie, durchzuhalten und dabei zumindest "irgendwie" auf ihre eigenständigen Positionen aufmerksam zu machen (wir würden das machen, wenn wir könnten).

    Mit anderen Worten: Die FDP beschäftigt sich mehr mit ihrer Zukunft als mit den Problemen, die hier und jetzt zu lösen sind. Das ist nicht gut, schon gar nicht in einer gesellschaftlich verantwortlichen Rolle. Allerdings steht die FDP damit keineswegs allein da. Auch etliche andere Akteure beschäftigen sich (wenn auch vielleicht weniger eigennützig) mehr mit der "Gestaltung" der Zukunft als damit, was für die Gesellschaft aktuell notwendig und mit (realistischem) Blick in die Zukunft überhaupt möglich ist.

    • @Al Dente:

      Auch unter den Kernwählern der FDP gibts genügend Menschen, die sehen wie falsch da agiert wird. Lindner fährt den Karren an die Wand, weil er keine Idee von einer progressiven liberalen Parrei hat und glaubt, dass die Stammwählerschaft nicht merkt, wie hilflos und kontraproduktiv die Profilierungsversuche wirken.



      Aktuell droht die Partei aus nahezu allen Parlamenten zu fliegn, obwohl insbesondere die Wahlergebnisse unter den Jüngeren klar gezeigt haben, dass genügend Potential für eine zukunftsgerichtete liberale Kraft vorhanden wäre. Und die Hoffnung auf Schwarz/Gelbes regieren ist mit Blick auf Umfragewerte fast schon größenwahnsinnig.

      • @Deep South:

        Ich glaube auch nicht, das irgendwer in der FDP ernsthaft von Schwarz-Gelb "träumt", aber ganz sicher immer noch von Schwarz-Rot-Gelb, also einer Verhinderung von Schwarz-Grün.

        • @Al Dente:

          Kanns schon sein. Aber dafür die eigenen Regierungskollegen immer und immer wieder zu verprellen kann auch nach hinten losgehen. Die CDU baggert doch auch an den Grünen. Und davon ab, am Ende reichts vielleicht sogar knapp für eine GroKo. Wer braucht da noch eine 5% FDP, die zumindest einem potentiellen Koalitionspartner ständig in die Suppe gespuckt hat?

  • "Die FDP ist seit Jahrzehnten nicht mehr als ein Verbund von LobbyistInnen, der sich einen guten Redner zum Parteichef wählt."

    Das trifft es eigentlich ganz genau.

    • @Stavros:

      "Schwätzer" statt "Redner" träfe es noch genauer.

      • @Erfahrungssammler:

        Ich stimme zu.

    • @Stavros:

      Guter Redner? Quatsch abgelehnt trifft es besser.

  • Seh ich ganz genau so. Allerdings war das schon vor der Regierungsbildung klar und jetzt hat die Ampel eben den Salat. Erstaunlich nur, dass die CDU das nicht erkennt, jedenfalls Merz und Linnemann nicht, denn mit den Grünen könnten sie eine stabile Regierung bilden + dringend erforderlichen Klimamaßnahmen.

    • @shitstormcowboy:

      Nach drei Jahren übertriebenen Ehrgeizes und Brechstange ist das Klima Thema bei mir durch. Damit gibt's bei mir keinen Blumentopf mehr zu holen.



      Atomausstieg? Verfrüht, wir hätten den Kohle Ausstieg priorisieren sollen



      Heizungschaos? Die geniale Regierungspolitik hat zu einer Sonderkonjunktur für Öl und Gas geführt.



      Die Energiepreise sind trotzdem hoch.



      Dann soll der Industriestrom noch auf Bürger Kosten subventioniert werden...



      Ich habe das Vertrauen in diese Regierung verloren.

  • Allmählich wird es wurstig. Schulden als Alpha und Omega der Politik, Klima, Infrastruktur, worunter natürlich auch Instandsetzung gehört, Verteidigung, Schule und Integration fallen. Warum, nun weil bald 30% des Normalhaushalts für Rente draufgeht und auch die anderen Sozialsysteme immer mehr fressen. Intelligente Reformen Fehlanzeige.

    • @Eckhard Hanseat52:

      2023 ist die Deutsche Schuldenquote um 2,4 % gesunken von bereits vergleichsweise niedrigem Ausgangsniveau. Die allgegenwärtig Panikmache es sei kein Geld da ist also völlig übertrieben.

      Intelligente Reformen bräuchte es natürlich trotzdem. Das deutsche Rentensystem z.B. ist zutiefst unsozial und lässt einen großen Bevölkerungsteil in die Altersarmut rutschen, während Beamte und Abgeordnete extrafette Pensionen kassieren und diverse andere privilegierte Gruppen auch ihr eigenes Süppchen kochen können.

      Die Reformvorschläge der FDP verschlimmbessern das Ganze leider nur noch.

  • Im Gegensatz zu Ihnen, Frau Winkelmann, bin ich sehr glücklich darüber, dass Herr Lindner die Klinge vor der ungehinderten Verschuldung kreuzt.



    „Satisfaktion“ verstehe ich als Genugtuung und ein schlankerer Sozialstaat käme mir da gut in den Sinn.



    Darf ich Sie fragen, warum Sie meinen, dass der deutsche Staat mit einer Billion an Steuereinnahmen nicht auskommen kann?

    • @Dirk Osygus:

      Die zukünftigen Generationen werden dankbar sein, denen wird zwar das Wasser bis zur Unterlippe stehen und werden somit kurz vor dem Ertrinken sein. Aber immerhin dank FDP schuldenfrei!

    • @Dirk Osygus:

      Stimmt, reichen wir einfach mal alles von unten nach oben weiter. Wer braucht schon soziale Sicherheit, Wohnungen, etc.? Rente? Arbeiten sollen sie, bis sie ins Grab fallen. Selbst schuld, wer nicht in der Geburtslotterie gewonnen hat.

    • @Dirk Osygus:

      "So wie ein Hund nicht fähig ist, sich einen Wurstvorrat anzulegen, sondern alles sofort auffrisst, sind Linke nicht fähig, einen Geldvorrat anzulegen." Adenauer...oder Strauß. Egal. Stimmt jedenfalls bezogen auf den Stashaushalt.

      • @Mai Wetter:

        Na ja, der Staatshaushalt unter Rot/Grün 1998-2005 damals war top saniert worden, notgedrungen, da Kohl es versemmelt hatte! Merkel hat dadurch noch ihre gesamte Amtszeit von profitiert. Ergo: Adenauer oder Strauß haben keine Ahnung!

  • Die Frage ob die Schuldenbremse aufgehoben wird stellt sich nicht, da man dazu ja eine zwei drittel Mehrheit im Bundestag benötigt, und die hat die Ampel nicht. Da ja die Union bei der Schuldenbremse noch eingefleischter ist als die FDP wird sie hier niemals zustimmen. Also muss die Regierung mit ihren ( reichlichen ) Steuereinnahmen auskommen.

    • @Günter Witte:

      Die bestehende Regel erlaubt es einer einfachen Mehrheit eine außergewöhnliche Notsituation aufgrund des russischen Überfalls auf die Ukraine festzustellen:

      "Im Falle von Naturkatastrophen oder außergewöhnlichen Notsituationen, die sich der Kontrolle des Staates entziehen und die staatliche Finanzlage erheblich beeinträchtigen, können diese Kreditobergrenzen auf Grund eines Beschlusses der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages überschritten werden."

      Da die Sicherheit der Bürger in naher Zukunft nicht mehr gewährleistet werden kann, wenn jetzt nicht vermehrt investiert wird, ist ein höheres Verfassungsgut bedroht als der Ausgleich des Staatshaushalts

      Abgesehen davon gehört dieses unsinnige Gesetz sowieso abgeschafft.

  • Die FDP ist schon längst zu einer Werbeagentur verkommen. Genau wie letztere den Menschen eigentlich für sie schädliche Dinge (Tabakrauch) unter falschem Label (Freiheit) erfolgreich verkaufen, muss die FDP den oberen 5% die Politik verkaufen, die eigentlich nur für die oberen 0.5% gut ist (wenn überhaupt).

    Dafür ist sie üppigst mit Parteispenden ausgestattet (mit Abstand die höchsten pro Parteimitglied).

    Oder, wie Monbiot [1] es viel eloquenter als ich es jemals könnte formuliert: "Neoliberalism is the means by which capital seeks to solve its biggest problem – a problem called democracy."

    FDP und AfD sind also seelen- und interessensverwandt: beide wollen die Demokratie zertümmern.

    [1] www.theguardian.co...ralism-politicians

  • "Daher aber rührt es auch, dass die FDP keinen Unterbau aus Fachleuten hat, die sich komplexen Problemen mit ausreichend Sachverstand nähern könnten, um satisfaktionsfähige Politikentwürfe zu stricken."

    Meine Güte, was soll man denn dann zu den Grünen sagen wo der Wirtschaftsminister nicht weiss (bzw wusste) was eine Insolvenz ist? Da erstreckt sich doch die Inkompetenz durch alle Ebenen. Verglichen damit ist die FDP ein Hort des Sachverstands.



    Aber egal, ich mache jetzt einfach eine 360 Grad Wende. Lindner steht was Wasser bis zum Hals. Seine Partei ist von 11% oder so auf 5 abgestürzt, Tendenz fallend, Er möchte gerne Minister bleiben, muss also irgendwie die Koalition stützen, hofft auf ein Wunder und muss gleichzeitig seine verliebenen Truppen bei der Fahne halten. Die wollen natürlich was ganz anderes. Das nennt man Spagat, oder besser in seinem Fall die Quadratur des Kreises die bisher noch niemand geschafft hat, Und Lindner, dieser C-Promi (wer sonst feiert seine Hochzeit auf Sült?) hat dazu wohl kaum das Format.



    Ergo, Lindner wird weitermachen wie bisher, im Zweifelsfall wie immer einknicken und Politik gegen die Interessen seiner Wähler machen weil er so gerne ein Promi (C-Promi) ist. und die werden von der Fahne gehen. Am Ende ist die FDP erledigt. Und Tschüs.

    • @Gerald Müller:

      "Meine Güte, was soll man denn dann zu den Grünen sagen wo der Wirtschaftsminister nicht weiss (bzw wusste) was eine Insolvenz ist?"



      Tatsächlich hatte er recht. Der Normalfall der Geschäftsaufgabe ist keineswegs die Insolvenz.

    • @Gerald Müller:

      Fake-News mal wieder. Eine temporäre Schließung führt nicht automatisch zur Insolvenz.



      Habeck für die damaligen direkten Konsequenzen aus Putins Angriffskrieg und Zerschlagung der europäischen Friedensordnung verantwortlich zu machen ist ziemlich verquer.

  • Nicht viel liegt mir ferner als die FDP und Herr Lindner, aber die Einhaltung der Schuldenbremse steht nun mal genauso im Koalitionsvertrag, die Reaktion ist dementsprechend nachvollziehbar.

  • Diese Pseudo-Partei FDP ist unredlich, fast hinterhältig. Denen geht es einzig und allein um Macht und Pfründe. Ja, auch die anderen Parteien haben auf diesen Aspekt immer ein Auge, doch sie sind immerhin deutlich mehr an einem Gesamtbild interessiert, sogar CDSU. Doch die Lobbytruppe FDP kennt nur ihr eigenes Ziel - koste es die Allgemeinheit was es wolle.

  • Dysfunktion ist die gesamte Regierung. Dabei kommt es gar nicht auf einzelne Parteien an.