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Krise Polen-UkraineWer soll Polen dann noch helfen?

Kommentar von Gabriele Lesser

Karol Nawrocki will das Ukraine-Hilfegesetz aussetzen. Damit verrät Polens Präsident die Ukraine und Geflüchtete verlieren ihren Aufenthaltsstatus.

Verräter polnischer Solidarität, Karol Nawrocki will ukrainischen Geflüchteten den Aufenthaltstitel entziehen Foto: Radek Pietruszka/PAP/dpa

K arol Nawrocki, Polens neuer rechtspopulistischer Präsident, will nach seinem Veto gegen das Ukraine-Hilfegesetz nachlegen. Je schlechter für die Ukraine, desto besser für Polen, lautet seine Devise. Das hatte er schon im Wahlkampf klargemacht, als er sich wiederholt gegen eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato aussprach, er sogar eine Acht-Punkte-Erklärung des rechtsextremen Politikers Sławomir Mentzen von der Konfede­racja unterzeichnete.

Als künftiger Präsident und dann auch oberster Befehlshaber der polnischen Armee werde er sich einer Entsendung polnischer Truppen zu einer Friedensmission in die Ukraine widersetzen, verpflichtete er sich dem rechtsextremen Parteiführer gegenüber.

Mit dem Veto gegen das Ukraine-Hilfegesetz will er der polnischen Armee den Zugang zum Internetservice Starlink kappen, den die polnische Regierung zu einem großen Teil finanziert und den die ukrainische Armee nutzt, um sich gegen Russland zu verteidigen. Nawrocki will zudem verhindern, dass die Ukraine empfindliche Daten sicher vor Hackerangriffen aus Russland speichern kann. Das Nawrocki-Veto versetzt eine Million ukrainischer Geflüchteter in Polen in Angst und Schrecken, ohne das Hilfegesetz verlieren sie Ende September ihren legalen Aufenthaltsstatus in Polen.

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Außerdem legt der Präsident mit einer eigenen Gesetzesinitiative nach: Die Flagge der Ukrainischen Aufstandspartei (UPA) aus dem Zweiten Weltkrieg soll strafrechtlich mit dem Hakenkreuz und dem „Hammer und Sichel“-Symbol der Sowjets gleichgestellt werden. Für das Zeigen dieser Symbole drohen in Polen drei Jahre Haft. Damit spielt Nawrocki dem russischen Präsidenten in die Hände, das ist Hass und Niedertracht – mit einem klaren politischen Ziel: Nawrocki will die Mitte-links-Regierung stürzen und der rechtspopulistischen Recht und Gerechtigkeit (PiS) den Weg zurück an die Macht ebnen.

Dass diese Politik zugleich eine Einladung an Wladimir Putin ist, nach Kyjiw Warszawa zu besetzen, verdrängt ­Nawrocki offenbar. Wer sollte Polen noch helfen, nachdem es seinen Nachbarn Ukraine verraten hatte?

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Auslandskorrespondentin Polen
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50 Kommentare

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  • "Die Flagge der Ukrainischen Aufstandspartei (UPA) aus dem Zweiten Weltkrieg soll strafrechtlich mit dem Hakenkreuz und dem „Hammer und Sichel“-Symbol der Sowjets gleichgestellt werden. Für das Zeigen dieser Symbole drohen in Polen drei Jahre Haft. Damit spielt Nawrocki dem russischen Präsidenten in die Hände, das ist Hass und Niedertracht – mit einem klaren politischen Ziel: Nawrocki will die Mitte-links-Regierung stürzen und der rechtspopulistischen Recht und Gerechtigkeit (PiS) den Weg zurück an die Macht ebnen."

    Polen und Israel werfen der Ukraine schon seit Jahren vor, den Voelkermord durch die OUN-UPA, heute nach ihrem Anfuehrer "Banderisten" genannt, nicht nur nicht aufgeklaert und verurteilt zu haben, sondern Bandera als Nationalheld zu feiern. Der ehemalige Ukraine-Botschafter Melnyk machte aus seiner Verehrung fuer Bandera keinen Hehl, Strassen werden nach ihm benannt usw. Beim Wolhynien-Massaker sollen Bandera und seine Anhaenger zwischen 50000 und 100000 Polen ermordet haben.

  • " Das Nawrocki-Veto versetzt eine Million ukrainischer Geflüchteter in Polen in Angst und Schrecken, ohne das Hilfegesetz verlieren sie Ende September ihren legalen Aufenthaltsstatus in Polen." - Wenn es dazu kommt, hoffe ich, dass Deutschland sich zur Aufnahme eines sehr großen Kontingents durchringen kann.

  • Die Polen brauchen keine Hilfe, am allerwenigsten von Deutschen. Der Herrenmensch-Gedanke scheint irgendwie das Lager gewechselt zu haben.



    Wenn ich mir Polen wirtschafts- und kriminalstatistisch anschaue, können wir von unseren Freunden im Osten mehr lernen als umgekehrt…

    • @Markus Junker:

      Naja, kurzfristige Erfolge die durch Milliarden Zuwendungen der Länder die lt. Ihrer Meinung von Polen lernen könnten entstanden sind und genau so wieder vergehen können.

      Haben Sie ein Beispiel in dem Sie erfolgreich zeigen können das populistische Regierungen dauerhaft erfolgreich sind?

  • "Dass diese Politik zugleich eine Einladung an Wladimir Putin ist, nach Kyjiw Warszawa zu besetzen, verdrängt ­Nawrocki offenbar. Wer sollte Polen noch helfen, nachdem es seinen Nachbarn Ukraine verraten hatte?":

    Die Nato halt, wer sonst? Selber unter dem Schutz der internationalen Gemeinschaft stehend dem überfallenen Nachbarn die Hilfe zu entziehen ist denkbar niederträchtig.

    Da Polen gleichzeitig der größte EU-Zahlungsnettoempfänger ist ohne EU-Ziele unterstützen zu wollen (egal auf welchem Gebiet) gibt es nur eine einzige Antwort: Streichung sämtlicher Zahlungen (nicht einfrieren, sondern ersatzlos streichen) bis EU-Ziele und -Werte unterstützt werden. Sie können dann ja klagen vor einem Gericht, dessen Urteile sie ohnehin nicht anerkennen wollen.

  • "Das Nawrocki-Veto versetzt eine Million ukrainischer Geflüchteter in Polen in Angst und Schrecken, ohne das Hilfegesetz verlieren sie Ende September ihren legalen Aufenthaltsstatus in Polen."

    In diesem Punkt sehe ich weniger ein Problem, da ich davon ausgehe, dass die ukrainischen Geflüchteten aus Polen dann in Deutschland Aufnahme finden werden. Vielleicht gefällt es ihnen bei uns sogar besser als in Polen. Nachteilig ist, dass die Kinder und Jugendlichen erneut aus Schulen und vertrautem Umfeld gerissen werden und teilweise "wieder" von vorne anfangen müssen.

  • Na, läuft doch! BSW, AFD und Linkspartei reiben sich die Hände ...

    • @Demokratischer Segler:

      AfD und BSW werden sich sehr wahrscheinlich freuen. Die Linkspartei hat die Kurve jedoch noch gekriegt. Dort scheint sich die Einsicht durchzusetzen, dass man zwar Kriege nicht unterstützt will, aber im Falle der Ukraine um die Unterstützung deren Verteidigung, auch militärisch, nicht drumrum kommt.

    • @Demokratischer Segler:

      Ja, „und … lacht sich ins Fäustchen“. Das sind immer sehr nichtssagende Sätze. Wenn‘s halt für einen nicht so läuft und für den Gegner aber schon, wird beklagt, dass der sich darüber freut, der alte Brunnenvergifter (während unsereiner sich redlich in der Politik abmüht und am deutschen Wesen wenigstens den Kontinent genesen lassen will).

    • @Demokratischer Segler:

      Wohl kaum. Nawrockis Gegner ist Deutschland. Die einzige Schnittstelle welche die PIS mit Russland gemein hat.



      Wäre Zeit für Deutschland endlich zu erkennen, welche Auswirkungen der Irrglaube Deutschlands hatte Russland in ein kooperatives Sicherheitssystem einbinden zu können.

      Wäre daher an der Zeit das Deutschland auf sich selber blickt und nicht stetig versucht alles in Einklang mit der EU oder gar den USA zu bringen.

      • @Sam Spade:

        "Wäre Zeit für Deutschland endlich zu erkennen, welche Auswirkungen der Irrglaube Deutschlands hatte Russland in ein kooperatives Sicherheitssystem einbinden zu können."

        Ist ja nicht versucht worden. Weil man dann Russland als gleichberechtigten Partner anerkennen müsste...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Besser nochmal im Detail informieren. Das deutsche Konzept "Wandel durch Handel" basierte darauf, das Sicherheit in Europa nur mit Russland und nicht gegen oder ohne Russland möglich sei. Welches Land hat denn versucht im Konflikt um die Krim und den Donbas 2014 mit Russland einen Modus Vivendi zu finden, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland nicht zu gefährden?

          Polen und Balten haben immer wieder auf die autokratische und aggressive russische Innen- und Außenpolitik hingewiesen. Wollte hier keiner hören. Selbst nach der russischen Annexion hat Deutschland an seiner politischen Grundlage festgehalten, obwohl es die doch arg begrenzten Sanktionen mitgetragen hat. Das alles hat zu einem Glaubwürdigkeitsverlust besonders in den östlichen EU Staaten geführt. Die Folgen machen sich jetzt bemerkbar.

          • @Sam Spade:

            Wir verstehen unter einbinden scheinbar nicht das Selbe.

            Eine richtige Einbildung wäre gewesen, Russland in EU und/oder NATO aufzunehmen. Das wollte aber natürlich niemand, weil Russland eben dann ein enormes Gewicht bekommen hätte.

            Die westlichen Staaten hatten sich eher vorgestellt, dass Russland am Rand steht und nickt. Dafür sollte es dann den einen oder anderen Happen zugeworfen bekommen. Bei Kleinstaaten mag das funktionieren. Bei einem Land dieser Größe definitiv nicht.

      • @Sam Spade:

        "... Russland in ein kooperatives Sicherheitssystem einbinden zu können."

        Den einzigen Politiker, den ich jemals über ein kooperatives Sicherheitssystem habe reden hören, war Putin, 2001 im deutschen Bundestag.

        Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Deutschland, Europa oder die NATO jemals auf irgendeine dieser Ideen eingegangen wäre.



        Bei den NATO Mitgliedern war die Haltung offensichtlich immer: Wir nehmen alles westlich von Russland in die NATO auf; ob das Russland nun passt oder nicht; völlig egal.

        Das einzige was es überhaupt in Richtung "gemeinsamer" Sicherheit gab, war der NATO-Russland Rat. Allerdings ist dieser "Rat" seit dem Georgienkrieg 2008 dysfunktional.

        Insofern verstehe ich nicht, wie man eine "kooperatives Sicherheitssystem" als "Irrglaube" bezeichnen kann, wenn man es nie auch nur ansatzweise versucht hat.

        In einem Punkt gebe ich Ihnen recht: Inzwischen ist der Zug endgültig abgefahren.



        Wir müssen uns wohl auf weitere 50-100 Jahre West-Ost Konflikt einstellen.



        Das wird sicher großartig :-(((

      • @Sam Spade:

        Deutschland liegt nun mal mitten in der EU.



        Auf sich selbst zu schauen, gibt den Blick auf eine an Export und Einwanderung orientierte Wirtschaft und ein real existierendes kooperatives Sicherheitssystem (mit Russland als selbst erwähltem Gegner) frei. Dort als stetiger Querschütze im Stile Ungarns aufzutreten - ich weiß nicht, welches Problem das lösen soll.

  • Dass Karol Nawrocki das Zeigen der UPA-Flagge unter Strafe stellt, kann ich das verstehen. Schließlich ha die UPA während des Zweiten Weltkrieges mit den Nazis kollaboriert.



    Dass er keine polnischen Truppen in die Ukraine entsenden will ist nichts Außergewöhnliches. Spanien will das auch nicht.



    Wenn er den Flüchtlingsstatus der Ukraine-Flüchtlinge aufhebt, werden wir hier bald eine Million mehr Flüchtlinge begrüßen dürfen - ich sage schon jetzt "herzlich willkommen".



    Nawrocki ist halt ein typischer Nationalist, genau wie Orban, der kurzfristig denkt und den Schutz, den ein starkes und einiges Europa bieten könnte, aus dem Blickwinkel lässt. Er duckt sich vor Putin und hofft, dass dieser ihm dies dankt.

    • @Il_Leopardo:

      Polen war - aus offensichtlichen geographischen Gründen - bislang mit der stärkste Partner der Ukraine. Alles, was Polen jetzt ablehnt, aber nicht ohnehin von allen abgelehnt wird, ist ein kompletter Wandel.



      Zumindest in der Schärfe ist das auch etwas unerwartet, da der Rückhalt für die Ukraine-Unterstützung in der polnischen Bevölkerung - aus offensichtlichen geographischen Gründen - stark ist und man eher davon ausging, dass sich bzgl. Ukraine politisch nicht viel verändern wird.

  • Putin fühlt sich als neuer Zar, seine Bediensteten (Medwedew, Lawrow etc...) reden davon, Russland in den Grenzen der Sowjetunion und/oder des russischen Reiches vorm ersten Weltkrieg wieder herzustellen. Das heisst, die baltischen Staaten, Finnland, den Kaukasus und die zentralasiatischen Staaten "heim ins Reich" zu holen. Bis 1918 gehörte ein großer Teil Polens (inklusive Warschau) auch zum Zarenreich. Im zweiten Weltkrieg wurde Polen zuerst zwischen Deutschland und der Sowjetunion (Hitler-Stalin-Pakt) aufgeteilt und besetzt, beim deutschen Angriff auf die Sowjetunion dann ganz von den deutschen Truppen besetzt. Dier Befreiung durch die rote Armee ging dann unmittelbar in eine Besatzung über, die bis 1989/1990 dauerte.



    Und das alles vergisst Nawrocki, und setzt sich der neuen Gefahr aus Russland aus? Was glaubt er, wird Putin machen, wenn dieser die Ukraine besiegt, besetzt oder als Vasallenstaat übernommen hat? Vertraut er so sehr auf die Nato, die ohne die Amerikaner in vielen Gebieten (Infanterie, Artillerie, Angriffsraketen und atomare Bewaffnung) den Russen weit unterlegen ist? Verlässt er sich auf Trump, wie die polnische Regierung 1939 auf Chamberlain und Daladier?

    • @Offebacher:

      Die Russen schaffen nicht mal die Ukraine zu besiegen und Polen hat inzwischen die stärkste Armee Europas. Einen konventionellen Krieg gewinnt die polnische Armee wahrscheinlich ganz allein gegen die Russen besonders in derem derzeitigen Zustand. Polen als passives Opfer deutsch-russischer Politik ist Vergangenheit auch wenn das Einigen hier nicht zu passen scheint. Deutschland wird in so einem Konflikt lediglich als Aufmarschgebiet für Truppen und für Materialtransporte gebraucht. Die Bundeswehr wäre sowieso keine echte Hilfe.



      Das neue polnische Selbstvertrauen wird in Deutschland natürlich misstrauisch beäugt, sind wir Slawen doch eher als untertänigste Vasallen vorgesehen.

      • @Šarru-kīnu:

        "Das neue polnische Selbstvertrauen wird in Deutschland natürlich misstrauisch beäugt..."

        Ihr Kommentar dürfte deutschen Lesern nicht genehm sein, aus norwegischer Sicht schließe ich mich dem aber an.

        Polen hat sein Sicherheitskonzept schon vor längerer Zeit von Deutschland losgelöst und verstärkt auf eine Zusammenarbeit mit Balten und Skandinaviern gesetzt. Alle Länder haben gemein das eine deutsche Dominanz oder gar Führungsrolle unerwünscht ist.

        Der Kardinalfehler liegt in der beschränkten deutschen Perspektive auf die Nachbarländer. Nur weil hierzulande die Meinung vorherrscht, dass die eigene Aufarbeitung der Geschichte abgeschlossen ist und die Beziehungen sich stabilisiert haben, bedeutet es noch lange nicht, dass sie sich auch in anderen Ländern hinsichtlich einer Vertrauensbasis normalisiert haben. Gilt besonders für Polen und seiner politischen Ausrichtung gegenüber Russland und Deutschland. Nur das will hier keiner wahrhaben, weil sich stets alle internationalen Sachverhalte hierzulande nur um die deutschen Positionen drehen. Nur zwischen Verzeihen und Vergessen besteht schon noch ein Unterschied.

      • @Šarru-kīnu:

        Sie sind Sorbe, richtig? Wären Sie denn lieber bei Polen?



        Abgesehen davon, würde es mich interessieren, weshalb Sie (und andere?) sich heute noch als "untertänigste Vasallen" vorkommen (oder 'klein machen'...?).

        Ich frage das aber als jemand, dessen 'Herkunftsgeschichte', soweit überhaupt fassbar, in den einstigen Grenz- und Übergangsbereich an der (sächs.) Saale verweist - den Bereich zwischen Franken und Thüringern auf der einen sowie Sachsen und Slawen auf der anderen Seite ('Grenze': ein Wort slawischen Ursprungs...).

        Und es heißt, ungefähr jede*r dritte Deutsche (abgesehen von Deutschen mit jüngerem 'Migrationshintergrund') habe slawische Vorfahren - aber ich glaube doch nicht, dass diese Herkunft unsere allbekannte Untertanenmentalität noch befördert hat, im Gegenteil.

    • @Offebacher:

      "Und das alles vergisst Nawrocki, und setzt sich der neuen Gefahr aus Russland aus?"

      Für den rechten Rand, egal ob in Polen, den USA oder hierzulande, ist ein faschistisches System wie in Russland lieber, als eines, in dem ein paar Leutchen für sich beanspruchen, nicht mit Herr oder Frau angesprochen zu werden.



      Hat was mit Prioritäten zu tun.

  • Wäre interessant zu erfahren wie durch das Verbot der UPA-Symbole, die mit den Nazis verbündet war und Massaker an Polen durchgeführt hat, die Regierung gestürzt werden soll.

    • @Blutsbruder WinnePuh:

      Die Fahne der UPA ist halt auch die blutgetränkte ukrainische Flagge, das letztlich die Fahne die der Sohn des ukrainischen Chefrabbiners als er auf dem Schlachtfeld viel und seine Uniform mit blut getränkt wurde. Die UPA hat diese Fahne verwendet aber ihre Bedeutung und Verwendung geht darüber hinaus.

      • @Machiavelli:

        Das ist jetzt etwas wirr.

  • Er macht, was er versprochen hat und eine knappe Mehrheit wollte es so.



    Das überrascht nur, wenn man sich daran gewöhnt hat, dass Politiker ihre Versprechen nicht halten oder man sich getröstet hat, dass es schon nicht so schlimm wird.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Die Vermutungen waren eher so, dass sich bzgl. Ukraine-Unterstützung wenig bis gar nichts ändern wird.



      Gewählt wurde er unter anderem, um dem "woken Wahnsinn" ein Ende zu bereiten, die erfolgreichste Menschenverdummung seit es Propaganda gibt...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Kluge Einschätzung. Nawrocki setzt das Programm der PIS fort, welches daraus bestand Polen zum Frontstaat in einem neuen systemischen Konflikt zu machen, einhergehend mit der Schwächung der deutschen Positionen. Priorität ist eine deutsche Führungsrolle in Europa zu vermeiden und während in Deutschland noch vom Weimarer Dreieck gesprochen wird, baut Polen seine militärische Stärke weiter aus und zwar einzig unter der Prämisse der territorialen Landesverteidigung und setzt ansonsten weiterhin auf die USA.

      Gefährliche Strategie, besonders für Deutschland.

      • @Sam Spade:

        Dass Polen neben aller Sorge vor einer russischen Aggression auch nicht so viel Bock auf eine (weiterhin bestehende/noch wachsende) deutsche Frühlingsrolle* hat, kann ich gut verstehen. Dass das den Mächtigen hier nicht passt, ist auch klar. Aber warum sollten wir Normalos uns über so etwas den Kopf zerbrechen? Woher diese übermäßige Identifikation mit den Sorgen der Regierenden um ihre Pläne? Was haben Sie davon, wenn Deutschland der Babo Europas ist? Was passiert, wenn das nicht mehr oder weniger so ist? Ein Unsicherheitsgefühl im Alltag? Gibt es ein Leben nach dem deutschen Großmachtstreben?

        *kleiner Scherz am Rande, kein unbeabsichtigter Fehler

      • @Sam Spade:

        "Gefährliche Strategie, besonders für Deutschland."

        POV: Was Polen tut, oder nicht tut, kann uns in D heftig am Hintern vorbeigehen. Wichtigtuer, die ihre Relevanz massiv überschätzen. Das BIP beträgt knapp 20% des Deutschen, aber dafür der bei weitem größte Empfänger von EU-Geldern.



        Und was nun das "Weimarer Dreieck" angeht: Bei dem - im übrigen peinlichen - Besuch bei Trump vor ein paar Tagen konnte man sehen, wer in der EU von Relevanz ist, und wer eben nicht.

  • Hinzufügen muss man, dass diese Politik auch der Destabilisierung der dt. Innenpolitik dient. "Verunsicherte Ukrainer" haben dann nicht mehr viele Möglichkeiten, und eine naheliegende wäre, sich weiter westlich neu zu orientieren.



    Sollte die poln. Regierung stürzen und wieder zur PiS wechseln, wäre zudem die Situation der BW-Brigade im Baltikum prekär, weil Polen den Zugang über sein Territorium behindern kann.



    Bemerkenswert ist die scheinbare Annäherung an Russland. Wenn der Pole jemanden noch weniger leiden kann als Ditschl, dann den Russen.

  • Ist einschätzbar, wie realistisch es ist, dass Nawrocki bzgl. dieses Ukraine-Hilfe-Gesetzes hart bleibt/es auf die Eskalation ankommen lässt? Und ob ukrainische Geflüchtete in Polen tatsächlich das Land verlassen müssten?

    Denn wenn dem so sein sollte, dann wird man sich in Deutschland schnell nochmal auf ein paar hunderttausend Neuankömmlinge vorbereiten müssen. Zumindest wäre das der clevere Weg - nicht dass ich erwarte, dass jener gegangen würde. Vielleicht stehen bald wieder lange Schlangen von Leuten vor Erstankunftszentren, die gerade halb geschlossen sind wegen Sanierung oder allgemeinem Kapazitätenabbau...

  • Vielleicht war es doch keine so gute Idee die Ausweitung der Nato voran zu treiben.

    • @Peter Teubner:

      Ich hatte bereits in den 1990er schwere Bedenken auch wegen der EU- Erweiterung. Wenn man dies geäußert hat, war man gleich ein Feind der europäischen Idee. Unterm Strich würden wir aber ohne die ehemaligen Ostblockstaaten (Ausnahme: Baltikum) in der EU besser dastehen.

      • @Vigoleis:

        Eine Diskussion, die ausnahmslos von ewig Gestrigen geführt wird, vollkommen egal auf welcher Seite.



        Wir sind nicht mehr in den 90ern und nein, man kann keinen alten Spielstand laden, um alternative Handlungsstränge auszuprobieren.

        • @Co-Bold:

          Natürlich ist das keine Diskussion von gestern. Damit die EU mittelfristig im globalen Spiel weiter eine gewichtige Rolle mitspielen möchte, muss sie politisch handlungsfähig werden. Das bedeutet ganz praktisch, die Abstimmungsmodi zu reformieren, damit die EU nach außen mit einer Stimme sprechen kann. Das bedeutet: Es muss Möglichkeiten geben, Quertreiber wie Ungarn oder ggf. Polen u.a., die an keinem Kompromiss interessiert sind, an die Kandare zu nehmen. (Das wird insbesondere vor einer nächsten Erweiterung extrem wichtig, wenn ich z.B. an Serbien denke.)



          Also: Das Einstimmigkeitsprinzip bei wichtigen Entscheidungen muss weg. (Man kann/muss Mehrheitsregeln finden, damit ein oder zwei große Länder die kleinen nicht einfach überstimmen können. Es geht um tragfähige Kompromisse, aber schnelle Kompromissfindung im Zweifel gegen einzelne Mitglieder).



          Mittelfristig bedeutet dies eine gemeinsame Außenpolitik (wobei ich keine Idee habe, wie das gehen soll), einen militärischen EU-Arm, die Möglichkeiten kleinerer Allianzen innerhalb der EU, also eine Union der "zwei Geschwindigkeiten".

      • @Vigoleis:

        Ohne diese Märkte und die Fachkräfte von da wären wir deutlich ärmer dran. Außerdem hat die EU global dadurch mehr demographische Gewicht.

        • @Machiavelli:

          Natürlich hätte es dennoch eine intensive Zusammenarbeit mit diesen Staaten geben können, ja müssen. Aber es wäre verhindert worden, dass sie bei ihrer politischen Wankelmütigkeit, was die europäische Idee angeht, ein Mitspracherecht über alles gehabt hätten (die Entscheidungsmechanismen der EU sind ja bekanntlich schwierig bis selbstblockierend).



          Die Märkte und die Fachkräfte wären ja trotzdem da.



          Und wieviel das "demographische Gewicht" auf dem globalen Spielfeld wert ist, erleben wir ja gerade. Die große Bevölkerung aufgeteilt auf 28 Mitspieler macht die EU zu einem wirtschaftlichen Riesen, aber aufgrund der politischen Unbeweglichkeit, ja Zerstrittenheit auf allen anderen Gebieten zu einem Zwerg.

  • Zur Flagge der UPA:

    Die UPA kollaborierte mit den Deutschen Nazis und war sogar an der Ermordnung von Juden beteiligt. Zudem bekämpfte die UPA polnische Wiederstandskämpfer und tötete bei einem Massaker 10.000 Zivilisten. So Wikipedia..

    Zur "Nichtentsendung von Soldaten":

    Das hat Merz genauso ausgeschlossen.

  • "Wer sollte Polen noch helfen, nachdem es seinen Nachbarn Ukraine verraten hatte?"



    Die NATO 🤷‍♂️



    Die USA sowieso, Stichwort Raketenabwehrschirm.

    • @Saskia Brehn:

      Ich bezweifle sehr stark, dass die USA unter Trump Polen beistehen würden, wenn Russland einen konventionellen Angriff startet. Atomar werden die Orks nicht angreifen. Es ist von den rechtspopulistischen Protofaschisten wie Nawrocki, Mentzen und der PiS sehr kurzsichtig und schlicht dumm, es sich mit den anderen europäischen Staaten zu verscherzen. Nur eine einige EU kann Russland wirksam konventionell abschrecken.

      • @Milonga:

        In Deutschland sollte man eher mal die Klappe halten, bevor man Leute aus anderen Staaten als „(immerhin proto)faschistisch“. Gegenüber Polen ist es ein klares Zeichen dafür, so ungefähr das wichtigste aus der Geschichte von vor 86 Jahren nicht kapiert zu haben. Und die „einige EU“ ist natürlich die nach Berliner Gutsherrenart, schon klar.

      • @Milonga:

        Polen hat inzwischen die drittstärkste Armee der Nato und ist militärisch allen europäischen Nachbarn inklusive Deutschland weit überlegen. Eine substantielle militärische Hilfe könnten Deutschland und Co sowieso nicht leisten. Deshalb hat sich Polen auch nur auf die USA und die Nato verlassen. Die EU wäre sich sowieso nie einig. Dafür sind da einfach viel zu viele Länder an Bord für die Russland geostrategisch keine eigene Bedrohung darstellt.

        • @Šarru-kīnu:

          Putzigerweise liegt Polen lt. Global Firepower Index innerhalb der NATO auf Platz 8, und keineswegs vor D oder anderen Nachbarstaaten.

          www.augsburger-all...ch-id66204566.html

    • @Saskia Brehn:

      Die USA sind zuletzt nach Kräften bemüht Verbündete vor den Kopf zu stoßen und unzuverlässig zu sein. Auch wenn ich davon ausgehe, dass sie im Zweifelsfall eingreifen, würde ich nicht zusehr darauf bauen.

      Ungeachtet der USA finde ich es verwerflich und dumm sich ohne Not jemandem wie Putin anzubiedern, der sicherlich gut Lust hat Polen zumindest zu seinem Vasallen zu machen.

  • Europa braucht dringend eine Handhabe gegen seine Feinde. Da in den Verträgen dafür keine Maßnahmen wie Ausschluß aus der EU vorgesehen sind, werden die Eu-Willigen sich allmählich was überlegen müssen. Ein kollektiver Austritt aus der EU und eine Neugründung mit Rausschmießklausel wäre zu überlegen.

    • @shitstormcowboy:

      Wer sind denn die „Feinde“ „Europas“? Vielleicht diejenigen, welche nicht 100%ig nach der (maßgebenden) teutonischen Pfeife tanzen wollen? Es soll ja in der EU auch noch andere Staaten geben außer Deutschland. Aber klar, kaum weicht jemand nur geringfügig davon ab, was Berlin als Linie vorgibt, sind die ganzen auswendig gelernten „Wir in Europa“-Sprüche schnell vergessen.

    • @shitstormcowboy:

      nicht nur zu überlegen, die einzige denkbare Option.



      Die EU ist im Kern nicht reformierbar.

      Also vll eine reine "Wirtschaftsunion" und eine "Politische Union" vll. um den freien Handel weiter zu ermöglichen und mit weniger Mitgliedern Entscheidungen je nach Mehrheit treffen.

    • @shitstormcowboy:

      Das ist wirklich überlegenswert. Sich ständig von nationalistischen Parasiten wie Ungarn erpressen zu lassen, ist auf Dauer keine Option.

    • @shitstormcowboy:

      Bitte gleich noch den Einfluss der Regierungschefs drastisch Einschränken, Mehrheitsprinzip statt Einstimmigkeit und eine deutliche Aufwertung des Parlaments. Dann hätten wir eine Grundlage für eine moderne EU.



      Da bin ich dabei.