Kosten des Deutschlandtickets: Vernichtende Preiserhöhung
Mit der drohenden Preiserhöhung auf 64 Euro würde das Deutschlandticket die meisten Vorteile verlieren. Der Staat sollte die Finanzierung übernehmen.
D as Deutschlandticket könnte sich bald als Superflop erweisen. Das wäre der Fall, wenn der Preis auf jene 64 Euro angehoben würde, die das bayerische Verkehrsministerium als kostendeckend errechnet hat. Damit wäre ein großer Teil der Vorteile des bundesweit geltenden Fahrscheins für den Nahverkehr verloren.
Viele der neu dazugewonnenen Kunden, die das Ticket nur gelegentlich nutzen, würden es kündigen und bestenfalls bei konkretem Bedarf erneut abonnieren. Die verbleibenden Kunden finanzieren bei begrenztem Nutzen für sich selbst die dann immer noch günstigen Konditionen für Fernpendler mit, die für ihre Netzkarten vor dem Deutschlandticket erheblich tiefer in die Tasche greifen mussten.
Dass die vernichtende Rechnung aus Bayern kommt, verwundert wenig. Aufgrund des dort oft schlechten Nahverkehrsangebots ist das Interesse am Deutschlandticket geringer als anderswo. Richtig ist indes, dass die Verkehrsunternehmen mit dem aktuellen Preis nicht vernünftig wirtschaften können.
Für den gewünschten Ausbau des Nahverkehrsangebots fehlt den meisten Anbietern das Geld. Bei Defiziten droht in manchen Regionen sogar eine Ausdünnung des Angebots. Das war nicht gerade das Ziel bei der Einführung des Deutschlandtickets.
Von Bund und Ländern kann man erwarten, dass sie sich im Herbst endlich einmal auf eine langfristige Finanzierung und Perspektive des Deutschlandtickets verständigen. Finanzielle Möglichkeiten und politische Wünsche lassen sich jedoch nur schwer miteinander vereinbaren. Die Politik will mehr öffentlichen Verkehr, die Anbieter stehen unter Druck, ihre Kosten wieder hereinzuholen. Da müssen sich beide Seiten erheblich bewegen.
Es ist nun die Aufgabe von Bund und Ländern, die Finanzierung eines attraktiven Angebots zu übernehmen. Für die Verkehrsunternehmen ist es höchste Zeit, die vielfach vorhandenen Effizienzdefizite in Angriff zu nehmen. Ein Verlust des Deutschlandtickets wäre sonst kaum zu vermeiden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos