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Kommentar de Maizière zu FlüchtlingenDieser Minister ist widerlich

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Thomas de Maizières Äußerungen über das ungebührliche Benehmen von Flüchtlingen sind präzis kalkulierte Hetze.

Bundesinneminister de Maizière gibt den harten Hund. Foto: dpa

K lären wir erst einmal das Wesentliche: Was Thomas de Maizière am Donnerstag zum Thema „Dankbarkeit“ und Benehmen geflüchteter Menschen von sich gegeben hat, ist widerlich, niederträchtig, verlogen, arrogant, menschenfeindlich, ressentimentgeladen und so dumm, dass man sich damit eigentlich nicht weiter beschäftigen möchte.

Geht aber nicht. Denn de Maizière ist ja nicht irgendein Pegida-Vollpfosten oder anonymer PI-News-Kommentator. Er ist noch nicht einmal CSU-Chef. Wie auch immer es dazu kommen konnte, der Mann ist amtierender Bundesinnenminister, zuständig für die Sicherheit aller in Deutschland lebenden Menschen.

Schon qua Amt sollte ihm also aufgefallen sein, dass nahezu jeden Tag in Deutschland Flüchtlinge angegriffen werden. Und zwar nicht, weil sie durch ihr Verhalten provozieren. Sondern weil die Angreifer genau den Mist im Kopf haben, dem de Maizière am Donnerstag das Wort redete.

„Jetzt gibt es schon viele Flüchtlinge, die glauben, sie können sich selbst irgendwohin zuweisen“, empört sich der Minister. Na sowas, sie kümmern sich um ihr eigenes Schicksal! Wo kommen wir da nur hin! „Sie gehen aus Einrichtungen raus, sie bestellen sich ein Taxi, haben erstaunlicherweise das Geld, um Hunderte von Kilometern durch Deutschland zu fahren.“ Woher zum Teufel, haben die Geld? Wir erklären andauernd, dass es sich bei „einem Großteil“ um Armuts- und Wirtschaftsflüchtlinge handelt, und die fahren einfach Taxi? Das muss geklaut sein, da haben wir‘s.

Wie kommen diese Leute dazu?

Und wie kommen diese Leute überhaupt dazu, nicht dankbar die Massenunterkunft für 1.000 Geflüchtete, ohne Privatsphäre, mit 30 Duschen und schlechtem Essen zu akzeptieren, sondern sich einfach selbstständig etwas besseres zu suchen?

Machen ja nicht alle, möchte man de Maizière beruhigen, die meisten bleiben brav, wo der deutsche Staat sie hinbringt, und manche versuchen sogar, sich dort für bessere Bedingungen einzusetzen. Ach, das hat der Minister auch schon gemerkt: „Sie streiken, weil ihnen die Unterkunft nicht gefällt, sie machen Ärger, weil ihnen das Essen nicht gefällt.“ Ist also auch nicht recht.

Eine „Ankommenskultur“ fordert De Maizière: Die Flüchtlinge hätten die deutschen Rechtsnormen und Werte zu akzeptieren, sagt er im Bundestag mit besorgtem Oberlehrerblick.

Das ist ungefähr so, wie wenn sich jemand hinstellt und fordert, in deutschen Sternerestaurants müsse gefälligst mit Messer und Gabel gegessen werden. „Jawoll!“ möchte man rufen – bis man kurz überlegt und merkt, dass es dort eigentlich meist recht gesittet zugeht. Jedenfalls merken das die, die es sich leisten können, in Sternerestaurants zu essen. Bei allen anderen bleibt hängen, dass es dort offenbar Zustände herrschen wie bei Hempels unterm Sofa.

Und was sind denn bitte die deutschen Werte und Rechtsordnung? Richtig, zum Beispiel die Verfassung. Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wer in den letzten Wochen auch nur einen einzigen Tag lang beobachtet hat, wie das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales die Registrierung von Flüchtlingen (nicht) organisiert, gerät bei diesem Artikel in hysterisches Kreischen.

Oder Artikel 5: Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. „Lügenpresse auf die Fresse“ brüllen jene, die sich durch de Maizières Äußerungen bestärkt fühlen, zuletzt am Mittwoch Abend in Erfurt, wo dann gleich noch im Anschluss an die AfD-Kundgebung Gegendemonstranten von Nazis durch die Straßen geprügelt wurden. Mit Vorsatz übrigens, nicht aus einem Lagerkoller heraus, wie die Streits in manchen Flüchtlingsunterkünften entstehen.

Mitläufer de Maizière

Aber es nutzt nichts, de Maizière zu widerlegen. Der Mann hat zwar keine Doktorarbeit abgeschrieben, aber er ist ja trotzdem nicht dumm. Er weiß, was er tut.

Er ist Teil jener, die ein Gespür dafür haben, dass die Stimmung in Deutschland zuungunsten der Kanzlerin und vor allem der Flüchtlinge kippen könnte. Und da will er dabei sein und auch gern ein bisschen mithelfen.

Die Vorschläge aus seinem Haus – strengere Sicherung der EU-Grenzen, Verlängerung des Aufenthalts in Erstaufnahmestellen auf sechs Monate, Asylschnellverfahren an den Außengrenzen – bedeuten tatsächliche Eingriffe in die deutschen Verfassungsrechte, gravierende Menschenrechtsverletzungen bzw. erschweren jegliche Integrationsbemühungen. Sie schaffen jene Probleme, deren Existenz dann wieder besorgt beklagt und wiederum gegen die Flüchtlinge eingesetzt wird.

Eigentlich müsste ein deutscher Innenminister den Rechtsstaat gegen den Mob verteidigen und nicht andersherum. De Maizière aber zündelt. Die Kanzlerin müsste ihn eher heute als morgen hinauswerfen. Macht sie aber nicht. Da ist zu viel Angst vor den rechten Dumpfköppen – auf der Straße und in der eigenen Koalition.

Und tatsächlich ist diese Angst, anders als jene vor geflüchteten Menschen, nur allzu berechtigt.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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72 Kommentare

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  • Aber da fallen mir noch spontan, ohne lange nachdenken zu müssen, andere Verantwortliche ein, zum Beispiel ein Herr Seehofer, der als sich als „geistiger Brandstifter“ in Deutschlands jüngste Geschichte einreihen darf. Da gibt es einen Sarrazin, einen ehemaligen Bürgermeister Buschkowski aus Berlin-Neukölln und Thomas Strobel im Deutschen Bundestag und viele mehr.

     

    Auf Grund dieser geistigen Brandstifter sind alleine seit dem Mauerfall, mehr als 150 Menschen ermordet worden, und was macht die Bundesregierung, sie relativiert siehe NSU.

     

    Thomas Strobl kann aber noch mehr Grenzen überwinden, um klar zu machen, dass es für andere Grenzen gibt. In der Woche vor dem 3. Oktober sagte er im Bundestag: „Verkauft nicht Euer Haus und Euer Auto, um den Schlepper und den Schleuser bezahlen zu können. Wir werden Euch schnell wieder zurückschicken, und Ihr werdet schnell wieder da sein, wo Ihr hergekommen seid, nur Ihr werdet noch ärmer sein.“ Der hässliche Deutsche, er ist gleich mehrfach zurückgekehrt.

    Die Einheit Europas ist durch diese Bundesregierung für beendet erklärt worden. 25 Jahre Deutsche Einheit, das hat vor allem ein erbärmliches Diskussionsniveau hervorgebracht mit Aussagen wie: „Der Grieche hat jetzt lang genug genervt.„ Thomas Strobl, sitzt immer noch im Bundestag?

     

    Aber machen wir uns nichts vor, in einem Land, welches nie Einwanderer wollte, und deshalb auch immer nur „Gastarbeiter Politik“ betrieben hat und für die Mehrheit waren es im Westen immer nur „Gastarbeiter“ und im Osten „Vertragsarbeiter“ Diese Worte implizieren schon Ausgrenzung, deshalb tat man und tut wenig, dass sich Einwanderer in Deutschland integrieren können. Das die meisten sich trotz allem integriert haben, verzeihen die Deutschen den „Gastarbeitern und Vertragsarbeitern“ nie.

  • "Leicht beieinander wohnen die Gedanken,

    Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen."

    (Schiller - Wallensteins Tod)

  • Thomas de Biedermann und die Brandstifter....

  • Ein uninspirierter grauer alter Mann weiß nicht mehr echt was er da so plappert. Eigentlich wirkt er nur noch müde.

     

    Die fähigen Köpfe wurden von Frau Merkel längst alle weg gelobt, vergrault oder sonstwie kalt gestellt. Sie kann den Herrn de Maiziere nicht in die Wüste schicken, weil sich kein Ersatz anbietet, der ihr ungefährlich ist.

     

    Vielleicht findet sich im Rahmen des Sesseltausches ein anderes Ministeramt, wie schon einmal.

     

    Wahrscheinlich tritt merkel mitv der selben Gurkentruppe 2017 wieder erfolgreich an. Die Deutschen mögen diese Politiker und vergessen schnell die Skandale.

  • Wenn Frau Merkel außer dummen Sprüchen wirklich was schaffen will, dann sollte sie angesichts der Flüchtlingsproblematik wenigstens ein Ministeramt dafür schaffen oder der Integrationsbeauftragten diesen Aufgabenbereich sofort übergeben.

     

    "Vollständig überfordert" ist noch die euphemistischste Ausdrucksweise, die man für de Maziere in diesem Punkt finden kann.

  • "Die Kanzlerin müsste ihn eher heute als morgen hinauswerfen."

    Die Kanzlerin hätte den Miseren-Maizière schon unzählige Male rausschmeißen müssen. Er hat unablässig und in zahlreichen Skandalen und Ministerposten bewiesen, dass er unfähig, dumm, menschenverachtend und korrupt ist. Über die scheinbare "alternativlose" Hörigkeit der Kanzlerin zu dieser Zumutung kann man also nur spekulieren. Immerhin ist de Maizière ja jetzt in dem Ministeramt angelangt, dass nur für ganz spezielle Charaktere geeignet ist, über die fair zu urteilen der Straftatbestand der Beleidigung entgegen steht.

  • Herr de Maizière muss aktuell herbe Kritik in den sozialen Medien einstecken. Grund dafür sind seine umstrittenen Aussagen in Bezug auf Flüchtlinge: Diese hätten "erstaunlicherweise das Geld, um Hunderte von Kilometern durch Deutschland" mit dem Taxi zu fahren. Außerdem würden sie Ärger machen, "weil ihnen das Essen nicht gefällt".

     

    Außerdem hat Herr de Maizière unsere Bundeskanzlerin wegen Ihres menschenschützenden Verhaltens gegenüber den Flüchtlingen scharf kritisiert.

     

    Und im Gegensatz zum Herrn de Maizière wird unsere Bundeskanzlerin, Frau Angela Merkel insbesondere wegen Ihrer Flüchtlingspolitik wahrscheinlich den diesjährigen Friedensnobelpreis bekommen. Diese Information, dass Frau Merkel sehr gute Aussichten darauf hat, kommt von der Direktorin des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Frau Kristian Berg Harpv.

    https://www.prio.org/News/Item/?x=1998

    • @Stefan Mustermann:

      Jubelarien auf eine Kanzlerin, die (gemeinsam mit ihren Vorgängern) dafür verantwortlich ist, dass in Deutschland eine exzessive Umverteilung von unten nach oben stattgefunden hat, die verantwortlich ist, dass der Großteil der Bevölkerung keine Chance mehr hat, im Alter über ein halbwegs auskömmliches Einkommen zu verfügen, die verantwortlich ist, dass immer mehr Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen schuften müssen, u.s.w.? Das ist jedenfalls nicht MEINE Kanzlerin. Und übrigens: Auch Henry Kissinger hat den Friedensnobelpreis erhalten - seine "Rolle" nicht nur bei der Installation einer grausamen Diktatur in Chile dürfte allseits bekannt sein.

  • Man kann das überhaupt nicht nachvollziehen, warum Herr de Maizière so negativ auf Flüchtlinge gestimmt ist. Denn, ohne persönlich zu werden und ohne Herrn de Maizière zu nahe zu treten, gibt es etwas, was eigentlich Herrn de Maizière zu einem Flüchtlinge schützenden Verhalten bewegen muss.

     

    Die Hugenottenfamilie de Maizière, aus der Nähe von Metz in Frankreich stammend, floh im 17. Jahrhundert nach Brandenburg, wo ihr Kurfürst Friedrich Wilhelm Zuflucht bot. Der Nachname leitet sich vom Herkunftsort der Familie ab, der Gemeinde Maizières bei Metz in Lothringen.

    Also müssten seine Vorfahren selbst Flüchtlinge gewesen sein, die den notwendigen Schutz also Asyl in Deutschland bekommen haben.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_de_Maizi%C3%A8re

  • In der sogenannten Wahl"demokratie" unter der Ägide der Zasterhohepriester: Ist das nicht der (erwartet-geforderte) Job eines Polizei-, pardon Innen-Ministers? Ein Reinheitsgebot-Überwacher, ein brutalisierender Zutreiber und Ausführer wider "die Anderen" zu sein. Seien diese Uneingeladene von draussen, oder hausgemachte Gegenstrom-Surfer.

    Also, er macht doch seinen Job.

    • @Ardaga:

      In dem artikel geht es um sachsen, nicht um russland.

  • Will er die Rechten in die CDU holen? Will er Lob von der NPD (das er sicherlich bekommt)? Oder mag er einfach nur dem Vater nacheifern, vielleicht im romantisch-verklärten Rückbick auf die Familensaga? Wir wissen es nicht. Widerlich ist es allemal und PolitikerInnen, die sich auf Konsten Anderer an die NPD ranwanzen brauchen wir nicht.

  • flüchtlingskarrieren. aus allen mitgliedern der familie de maizière, hugenottische glaubensflüchtlinge aus frankreich, "wurde was g'scheits".

     

    sie dienten herrschern unterschiedlichster regime. fürsten, königen, dem führer (ulrichs vater war einflußreicher nazigeneral, auf dessen rat der führer stets hörte). ein ddr-ministerpräsident war darunter, ein ddr-kirchenmann. und jetzt halt ulrich, der vielfältig im einsatz für die demokratie war und ist.

     

    warum sollen heutige flüchtlinge, zumal glaubensflüchtlinge, nicht ähnliche lebenswege gehen - und somit nur allzu willkommen sein?

  • 2G
    2730 (Profil gelöscht)

    [...] Kommentar entfernt. Bitte die Netiquette beachten. Die Moderation

    • @2730 (Profil gelöscht):

      Troll: Troll dich weg hier.

      • 2G
        2730 (Profil gelöscht)
        @Wu:

        @wu Ich bin überrascht über die Tiefsinnigkeit Deiner Argumente.

    • @2730 (Profil gelöscht):

      "Sie warten auf den Tag, der hoffentlich nicht kommen wird..." Aha..., so wirklich sortiert sind die Gedanken wohl nicht, hm?

      • 2G
        2730 (Profil gelöscht)
        @Lesebrille:

        Du weißt doch, was gemeint ist, oder? Mit Brille wär das nicht passiert....

    • @2730 (Profil gelöscht):

      Und Sie wissen es besser und schlagen deshalb vor, dass man nur noch ein Taxi benutzen darf, wenn man sich vorher irgendwo registriert hat?

       

      Denn das liegt ja auf der Hand.

      Wer Taxi ohne vorherige Registrierung fährt, der wird demnächst auch mal Satiriker erschießen.

       

      (Ich nehme trotzdem weiter manchmal ein Taxi. Ich wüsste auch nicht, wo ich mich vorher dafür registrieren lassen sollte. Taxibenutzerschein vorher machen?)

      • 2G
        2730 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        [...] Kommentar entfernt. http://www.taz.de/!118006/  Die Moderation

        • @2730 (Profil gelöscht):

          Och ja, 20 h ohne Schlaf hat man ja auch als Minimum als Jugendlicher bei jeder Sauftour hinter sich, das ist nix besonderes. In meiner Jugend musste man im Wendland noch ein bisschen länger durchhalten, im Alter fällt mir das schwerer. Aber die Betreuung von verhaltensauffälligen Jugendlichen in einer WG-Form ist nunmal Arbeit, die gemacht werden will.

           

          Ansonsten kann ich Ihnen versichern, dass ich sogar neulich in London Taxi gefahren bin, wo ich nicht registriert bin (die kennen auch kein Einwohnermeldeamt, sowas verstößt dort gegen die "Bill of Rights").

          Tja, und nu?

           

          Evtl. sollten Sie sich mal 20 h lang (in Jahr oder im Jahrzehnt) mit der deutschen Sprache oder zumindest mit Logik befassen.

          De Maziere hat dieses völlig blöde Beispiel aufgegriffen, was nun wirklich keinerlei Zusammenhänge ergibt zur Registrierung von Flüchtlingen.

           

          Und jetzt erklären Sie mir noch, wieso registrierte Menschen keine Terroranschläge verüben können. Meinen Sie, es gibt da ein Gesetz und die NSU-Mitglieder mussten sich erst beim Einwohnermeldeamt abmelden, um ihren Terror durchzuführen. Oder meinen Sie, wenn man wegen eines Terroranschlags gesucht wird, hält man sich ausgerechnet da auf, wo man gemeldet ist?

           

          Weder Taxifahren noch Meldung verhindern einen Terroranschlag.

           

          Menschen, die so etwas glauben, sind wahtscheinlich gefährlicher als nicht gemeldete Taxibenutzer.

           

          Und jetzt schreiben Sie mal in Deutsch, was Sie eigentlich sagen wollen. Sie können doch nicht im Ernst so naiv sein, dass Sie meinen, man könne nur mit unregistrierten Bewohnern Terror ausüben.

  • [...] Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Die Moderation

    • @RetterInDerNot:

      "Gutmensch"... ehrlich jetzt?

  • Lieber Herr Pickert,

     

    vielen Dank für diese klaren, richtigen und wichtigen Worte! Der Deutschlandfunkt hat gestern in seinen Nachrichten als erste Meldung eine sehr sehr lange Schilderung der de Maizière'schen Schande gebracht -darüber könnte man sich nochmal extra aufregen. Kurz habe ich gedacht, dass wäre so eine Art Installation oder Satire und dann hätte ich kotzen können. "Geistige Brandstiftung" ist ein abgenutzter Begriff, aber genau das war es nunmal, perfide dosiert Vorurteile verstärkt. Sie dürfen klare Worte bringen, könnte ich es hier, würde ich ihn auch mit unnetten Worten bezeichnen. Und der ist auch noch Innenminister!

  • Vielleicht sollte TM einfach zugeben, dass er, sein Ministerium und diverse Ämter, die da mit tätig sind es organisatorisch einfach grandios verbockt haben. Das hat auch gar nicht mit einer zu hohen Flüchtlingszahl zu tun, sondern einfach mit einem Organisationschaos. Eigentlich sollte er sich entschuldigen, aber einfacher ist es halt nach den Schwachen zu treten.

     

    Ich habe in mehreren Notunterkünften ausgeholfen, diese Szenen die von TM und RW geschildert werden sind mir nicht begegnet, dafür viele erschöpfte oft sehr freundliche und dankbare Menschen. Ich erlebe im deutschen Straßenverkehr täglich weit mehr Aggressionen wegen Nichtigkeiten. Fußball Hooligans die sich aus Langeweile kloppen. Schlägereien von Hitzköpfen in Oktoberfestbierzelten. Soviel zur deutsche Leitkultur.

     

    Bei der Erstaufnahmestelle (Lageso) in Berlin habe ich das allerdings mal erlebt, dass die Emotionen hochgekocht sind. Dort warten mehrere hundert bis tausend Menschen tagtäglich, bei jedem Wetter, ohne hinreichende Informationen was geschieht in unsäglichen Zuständen die ich in meinen Reisen durch Entwicklungsländer bisher nicht erlebt habe.

     

    Nur durch den unermüdlichen Einsatz von hunderten Ehrenamtlichen Helfern wurden die Menschen mit dem Notdürftigsten versorgt. Ich dachte ich bin in ein Katastrophengebiet in einem Nicht-Industrieland gelandet. Nicht auszudenken, wenn in Deutschland einmal eine wirkliche (Umwelt, Atom, etc.) Katastrophe ausbrechen würde. Geschweige denn ein Krieg ... Eines der reichsten Industrieländer der Welt kann nicht diese paar Zehntausend Menschen anständig versorgen?

     

    Wie diese Menschen, die aus ihren Heimatländern fliehen mussten, behandelt werden und wie schlecht es organisiert wird ist ein Armutszeugnis für die deutsche Politik und Bürokratie.

     

    Was mich glücklich macht, sind die vielen Menschen die bereit sind unbezahlt zu helfen und zu teilen. Das ist ein Reichheitszeugnis für die Zivilgesellschaft und die Bürger!

  • Ich möchte mal 2 Dinge anmerken. Zum einen gibt es immer ein schwaches Bild ab, wenn man erst mal mit Beschimpfungen wie "widerlich" usw. anfängt und danach auch mehr auf Emotion als auf Argumente setzt. Eine kühle Analyse, wo der Minister was falsch gemacht hat, wäre sicher hilfreicher.

    Zum anderen - vermutlich ist dadurch aber die Akzeptanz des Kommentars in Gefahr - sollte man schon die Frage stellen, ob nicht viele Flüchtlinge tatsächlich kommen, weil es hier verlässliche Regeln gibt, das Gemeinwesen im Wesentlichen funktioniert und man nicht Angst haben muss, als Mitglied der falschen Volksgruppe entführt oder getötet zu werden. Von daher ist es wohl richtig, wenn ein Minister darauf Wert legt, dass diese Rahmenbedingungen erhalten bleiben. Dass Deutschland ein Rechtsstaat bleibt, dessen Regeln der Gesetzgeber bestimmt und die zu befolgen sind. Hannelore Kraft hat übrigens gestern etwas ganz ähnliches gesagt.

  • Ich fand de Maizières Äußerungen in der Geballtheit, in der er sie vortrug, ebenfalls nicht glücklich. Er mag im Einzelnen und in Einzelfällen Recht haben, die genannten Erscheinungen gibt es sehr wohl, doch sollten sie nicht unser Bild von Flüchtlingen bestimmen. Aber Sie, Herr Pickert, sollten ebenfalls aufpassen, dass Sie sich mit in dieser Form betriebenen Schimpfkanonaden nicht auf das Niveau derer begeben, die Sie kritisieren.

  • Nicht der erste Innenminister, der eine Ehrenmitgliedschaft bei der NPD anstrebt.

  • Widerlich sind die taz-Kommentare von Leuten, die früher in Zelten lebten, die freie Republik Wendtland proklamierten und heute aus der beschränkten Perspektive des deutschen Wohlstandsspießers die die Flüchtlinge in beaulieus abschieben wollen. Immer schön ausgrenzen.

     

    Diese Leute wissen offenbar nicht, wie schwer es ist als "guter Deutscher" aus dem Bezug von SGB II zu kommen, wenn jemand das Glück hat einen Arbeitsplatz in 500 km Entfernung angeboten zu bekommen.

     

    Von wegen Umzugsfinanzierung - es gab 2009 lediglich 400 Euro - also muss der Arbeitsplatz abgesagt werden. Oder der extrem Kurzsichtige muss warten, bis er eine Star-Operation verschrieben bekommt und kann sich dann nachher eine Brille aus dem Supermarkt kaufen um dann als 60jähriger noch muntere 7 Jahre für seine Rente zu arbeiten. Brillen werden nicht finanziert und wer die zum Arbeiten braucht, hat Pech gehabt. Jetzt fordern diese Leute ein Abstandsgebot von deutschen Hartzern. Jawoll, also ab in die Lager, welche als Gedenkstätten ja noch gut in Schuss sind.

     

    Diese widerliche Leserschaft, die an ihrer Selbstgerechtigkeit erstickt, die auf Kosten des Sozialstaates in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts eine gute Ausbildung genossen - sie fördert nun auch durch ihr Verhalten eine Pogromstimmung in der völlig idiotischen Hoffnung, dass sich das Prekariat selbst zerfleischt und der soziale Abstieg an ihnen vorübergehe.

     

    Vorsicht - wenn die da unten nicht mehr da sind - wer ist dann ganz unten? Richtig, das wird ein Geurmel sein, wenn man nichts mehr hat, wo man darauf herum trampeln kann. Aber soweit reicht das Denken dann doch nicht.

  • Natürlich werden die genannten Forderungen nicht schnell zu realisieren sein, weil es viel internationale Abstimmung erfordert, um Steuerflucht so weit wie möglich zu erschweren. Solange wir solche Veränderungen allerdings nicht ausdrücklich einfordern, sind sie definitiv unmöglich. Wann beginnen wir endlich, der Debatte "Deutsche vs. Flüchtlinge" wieder eine Debatte "Reiche vs. Bedürftige" entgegenzusetzen? Wie wollen wir das Problem definieren, vor dem wir stehen? Nur wenn wir unseren Frust über die Ungerechtigkeit laut aussprechen, können wir den Rechten effektiv den Wind aus den Segeln nehmen.

     

    Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen. (§ 14 Abs. 2 Grundgesetz)

     

    Wann beginnen wir, diesen Satz auf die Flüchtlingskrise zu beziehen?

  • Was mich an der derzeitigen Debatte über Flüchtlinge hauptsächlich stört, ist, dass sie hauptsächlich entlang der Trennlinie Deutsche vs. Flüchtlinge verläuft. Warum machen wir es den Rechten so einfach? Natürlich gibt es ein verfassungsmäßig garantiertes Recht auf Asyl, aber das wird sie wenig beeindrucken.

     

    Eine angemessene Versorgung der Flüchtlinge ist eine große logistische Herausforderung und kostet auch sehr viel Geld. Wann fangen wir Linken endlich an, in diesem Zusammenhang die Verteilungsfrage (wieder) zu stellen? Meines Erachtens ist es nicht die wesentliche Frage, ob wir uns die Aufnahme von so vielen Flüchtlingen leisten können. Die entscheidende Frage sollte sein, ob wir uns in Zeiten der Flüchtlingskrise die Privilegien für die Reichen überhaupt noch leisten können.

     

    Die Abgeltungssteuer ist geringer als die Steuern auf Arbeitseinkommen. Da vor allem Reiche hohe Kapitalerträge erzielen, bedeutet das an der obersten Spitze regressive statt progressiver Steuersätze. Auch ein höherer Spitzensteuersatz ist eine lohnenswerte Forderung. Darüber hinaus ist das Privatkapital in vielen Industrieländern fünf- bis sechsmal so hoch wie die Staatsschulden. Eine Steuer auf Vermögen bzw. Kapital könnte die ungerechte Verteilung deutlich vermindern. (Piketty, Das Kapital im 21. Jahrhundert)

  • Bereits Mitte August habe De Maizière sein unerträgliches Verhalten vorgehalten. Dann legte er das jüngste Gesetzespaket zur Verschärfung des Asylrechts vor und jetzt mit seinen jüngsten Äußerungen im ZDF in bester Pepita-Manier hin. Höchste Zeit für einen neuen Innenminister. https://tschung.wordpress.com/2015/08/15/der-verraeter/

  • Vielen Dank Herr Pickert!

    Hatte auch schon lange das Vertrauen in die Taz verloren. Gegen menschenverachtenden Rechtspopulismus hilft manchmal auch nur ein wenig Populismus. Der Minister beteiligt sich an einer Hetze, die es bald wieder möglich macht, dass Menschen brennen. Brennende Unterkünfte und massive Angriffe auf Migranten und Asylbewerber erinnern ohnehin schon an die widerlichsten Pogrome! Ein Innenminister müsste dies mit aller Macht verhindern.

    Gut dass der Artikel wenigsten von einem Auslandsredakteur kommt. in der Inlandsredaktion scheint hier etwas falsch zu laufen...

  • Dem Autor dieses Artikels würde ich dringend empfehlen, einen Besuch der Pariser Banlieues ins Auge zu fassen, bevor er hier weiter so undifferenziert alle kommenden Probleme unter den Tisch „argumentiert“. Ich habe das in den letzten Jahren mehrfach getan und bin inzwischen reichlich desillussioniert, was die Integrationswilligkeit großer Bevölkerungsanteile in diesen Vorstädten angeht. Gespräche mit Sozialarbeitern, Mitgliedern verschiedener Hilfsorganisationen und nicht zuletzt mit den Bewohnern selbst machen folgendes klar: Eine Akzeptanz der rechtlichen Rahmenbedingungen des Gastlandes wird hier nicht einmal ansatzweise sichtbar. Zwei Beispiele unter vielen: Elementare Menschenrechte von Frauen, Kindern, Homosexuellen sowie religiös anders orientierten Menschen werden in diesen Parallelgesellschaften in keiner Weise akzeptiert, sondern offensiv mit Füßen getreten. Der Tod der Charlie Hebdo Redakteure wurde ausgiebig gefeiert. Warum verschließen Sie vor diesen Gefahren ihre Augen?

    • @Urmel:

      Warum diese Pauschalisierungen? Wird es irgendwelche gesellschaftlichen oder individuellen Veränderungen geben, wenn Sie eine große Anzahl von Menschen als Gruppe ("Bevölkerungsanteile", "Parallelgesellschaften") konstruieren?

      • @alek:

        @ALEK An welcher Stelle meines Beitrages "pauschaliere" oder "konstruiere" ich etwas? Zur Verdeutlichung: Selbstverständlich gibt es unter Kongolesen, Spaniern, Afghanen, Deutschen, Bolivianern (Aufzählung beliebig fortsetzbar) Menschen, deren Ansichten und Lebensformen mehr oder minder mit elementaren Menschenrechten anderer Personen kollidieren. Problematisch empfinde ich nur, dass dieser Fakt nicht einmal ansatzweise diskutiert werden darf, sobald es sich um Mitglieder unterprivilegierter Gruppen (im Moment eben Flüchtlinge) handelt. Jetzt konstruiere ich mal: In Deutschland treffen irgendwann Nachfahren der Azteken des 14. Jahrhunderts ein, die partiell ein tägliches Ritual mit Menschenopfern zelebrieren möchten. In den letzten Jahren habe ich den Eindruck gewonnen, dass in es Deutschland etliche Zeitgenossen gibt, die sogar eine derartige Verhaltensweise als "Bereichung unserer Kultur" anpreisen würden. Exakt an dieser Stelle würde ich von einer exzessiven "Pauschalierung" sprechen. Zu weit hergeholt? Wo findet die Debatte über Zwangsverheiratungen, Ehrenmorde, kriminelle Clanstrukturen, u. ä. statt?

    • @Urmel:

      Immer dann, wenn bestimmte Teile der Bevölkerung auf einem Haufen zusammensitzen, entsteht etwas Hässliches. Das ist in den Bonzenvierteln genau so wie in den Armenvierteln, erst recht in extremen Verhältnissen wie Lagern. Asoziale sind über alle Schichten normalverteilt, aber dadurch, dass in den Vorstädten die einzigen halbwegs bezahlbaren Wohnungen sind, ergibt sich ein Sog: Arme und sonstige Verlierer ins Banlieuchen, Reiche ins Städtchen. Mit entsprechender Verteilung von Möglichkeiten und Lebensqualität. Integration vonseiten der Betroffenen lässt sich leicht fordern, wenn man das nicht vollständig denkt: Die können sich auf den Kopf stellen, sich anpassen (was auch immer das heißt), fleißig, lieb und aufgeklärt sein - wenn sie auch nur den falschen Namen oder gar die falsche Hauttönung haben, dann merken sie das sehr schnell an all den Hindernissen, die es von Rechts wegen eigentlich nicht geben dürfte. Damit kann der weiße Mittelschichtsglückspilz natürlich nichts anfangen, sondern er sieht die Ursachen solcher Probleme ausschließlich im Charakter der Ghettobewohner. Damit erweist er sich als kurzsichtig, denn aus jeder Menschengruppe kann man eine gefährliche machen, indem man sie sich selbst überlässt und keine Varianz der Lebensweisen und keine Durchmischung von Kulturen und Wohlstandsebenen existiert. (Auch hier bitte die ach so integrierten „Gewinner“ mitdenken.) Fazit: Städteplaner müssen umdenken und Bevölkerungsgruppen müssen sich mischen! Ist übrigens auch eine Forderung von Soziologen und eben Städteplanern. Wenn das der Markt regelt, dann haben alle weiterhin den Scheiß am Hals, der aus den Wohnverhältnissen entsteht bzw. von ihnen massiv verstärkt wird.

      • @Karl Kraus:

        @Karl Kraus Ich kann Ihrer Argumentation nur teilweise zustimmen. Ein beträchtlicher Teil der in den Banlieues entstandenen Probleme lässt sich mit Sicherheit auf die von Ihnen aufgeführten gesellschaftlichen Ursachen zurückführen. Die entscheidende Triebfeder für die Nichtakzeptanz elementarer Menschenrechte ist jedoch ganz offensichtlich die tief verwurzelte kulturelle und religiöse Orientierung vieler Bewohner. Und hierbei geht es für mich "um die Wurst": Ich habe in meinem ganzen Leben versucht, Menschen aus aller Welt zu helfen und bin auch weiterhin der Überzeugung, dass unsere ganze Gesellschaft diese Verpflichtung hat (u. a. haben bei mir bei hilfsbedürftige Franzosen, Somalis, Chilenen, Türken, Vietnamesen, Schweden, ja sogar ein Friese längere Zeit gewohnt). Meine Toleranz endet aber, wenn ich feststellen muss, dass "Hilfsbedürftige" Ehrenmorde und Zwangsverheiratungen rechtfertigen, Frauen prügeln oder Andersgläubige lynchen wollen (habe ich alles live erlebt). Diese Einstellungen sollten in unserer Gesellschaft nicht permanent unter den Teppich gekehrt, sondern offen diskutiert werden. Wenn wir uns nicht darum kümmern, lassen wir auch die vielen Opfern dieser menschenverachtenden Denkweisen im Stich.

        • @Urmel:

          Und natürlich unterschreibe ich Ihre letzten beiden Sätze definitiv. Allerdings diskutieren wir diese Phänomene schon, und für diesen "Ehren"-Mord-Scheiß und sonstige Morde und Gewalttaten kommt man halt in den Knast. Solche Dinge haben wir ja nicht erst seit gestern, und extreme Gewalt ist nicht nur Migranten vorbehalten.

          • @Karl Kraus:

            Alles nachvollziehbar, was Sie hier schreiben. Allerdings habe ich den Eindruck, dass "diese Phänomene" nur von einem sehr kleinen Teil der Öffentlichkeit diskutiert werden. Aus dem Tenor der meisten Verlautbarungen kann man sofort erkennen, ob der Autor sich seit Jahren in den "rechtsaußen" oder "linksaußen" befindlichen "Schützengraben" begeben hat. Das ist natürlich sowohl für das Gehirn als auch das Gewissen weitaus bequemer, zudem auch weniger riskant: Ich habe mit meiner Haltung z. B. schon real von "Rechtsaußen" auf die Nase bekommen, als auch erlebt, dass ein Schusswaffenattentat auf eine meiner Freundinnen verübt wurde, weil sie es wagte, sich für die Rechte von Migrantinnen einzusetzen (der Täter war selbst Migrant). Glücklicherweise hat sie es (äußerst knapp) überlebt und darüber hinaus ihren Kampf nicht aufgegeben.

        • @Urmel:

          Da stimme ich zu. Das sind die Asozialen, die ich meinte. Und natürlich gibt es verschiedene kulturelle Wurzeln, die die aufnehmende Gesellschaft herausfordern. Einwanderungsgesellschaften sind tatsächlich anders gestrickt als andere. Ich denke aber immer noch, dass das Phänomen Banlieue hauptsächlich aus sich selbst heraus problematisch ist: Die Arschlöcher können in prekärer Umgebung leichter Nachwuchs rekrutieren, weil dieser eben nicht viel anderes hat. Das verstärkt das Problem in einer Weise, die sonst nicht so einfach möglich wäre. Darüber hinaus ist es in gemischten Vierteln viel schwieriger, nicht aufzufallen, wenn man so richtig asozial ist. Wenn das Leben ohnehin sehr schwierig und dann auch noch räumlich und logistisch dermaßen ab vom Schuss ist und zugleich selbst die Polizei sich nicht mehr hintraut oder sich interessiert, entsteht das eigentliche Prinzip Ghetto/Banlieue.

          Solche Probleme werden wir uns in der Tat noch massenhaft einhandeln, wenn Integration nicht verstanden wird als auch räumliche. Die meisten der MigrantInnen aus der Vergangenheit, die das Ghetto verhindern konnten (das sind bei Weitem nicht nur reiche und hoch gebildete), sind zwar nicht assimiliert, aber eben so weit integriert, dass alles okay ist. Und noch mal: Man sehe sich an, was für Monster in den "Elite"-Ghettos entstehen, die dann "We rule the world" spielen. Die nehmen wir gar nicht so richtig wahr.

  • Ich halts mal mit einem Zitat der Antilopengang: " ...wenn ich sag was ich denk krieg ich Post von den Bulln..."

    Ich denke damit ist alles gesagt, was ich gegenüber unserem Innenminister empfinde.. und allen die mit ihm sind.

  • Da scroll ich so durch die taz und fin gleich anfangs einen von Muttis Lieblingen beim Unsinn plappern und frag mich wohl wo der andere ist und siehe da der finanzzausel ist doch gleich um eine Ecke weiter.

    Fein wenn alles seine Ordnung hat, und danke für den artikel. MfG.

  • Da scroll ich so durch die taz und fin gleich anfangs einen von Muttis Lieblingen beim Unsinn plappern und frag mich wohl wo der andere ist und siehe da der finanzzausel ist doch gleich um eine Ecke weiter.

    Fein wenn alles seine Ordnung hat, und danke für den artikel. MfG.

  • Das ist der beste Artikel, den ich seit langem in der taz gelesen habe! Danke dafür! Sehr gut, Bernd! De Maiziere, wo hat dieser Widerling und Hetzer eigentlich seine Wurzeln? Egal, er darf bleiben. Aber essen, was auf den Tisch kommt. - Wenn ich den alten Sack sehe und reden höre, könnte ich kotzen.

    • @RPH:

      Hugenotten, Vorfahren waren Flüchtlinge. Quelle: Wikipedia

  • Es ist eine Frechheit Herr Minister. Wir liefern die Waffen für den Krieg, damit die Leute fliehen müssen. Das ist Fakt. Solange Deutschland diese Rüstungsexporte betreibt, wird es immer diese Flüchtlinge geben: ***** Das ist auch Logik: Ursache und Wirkung*****

    Hans_Ulrich Grefe

    • @Grefe Hans-Ulrich:

      Diese Länder führen nicht Krieg, weil wir ihnen Waffen liefern, sondern weil sich dort die Menschen nicht mögen. Nicht umsonst schneiden dort manche gern Mitmenschen den Kopf mit Messern von den Schultern. Sie können das auch nicht stoppen, indem sie keine Messer und Kameras mehr liefern und das Internet abstellen.

      • @Chris P. Bacon:

        Die Menschen in diesen Ländern mochten sich - bis die USA sich gedacht haben, da einzumarschieren und sich das zu holen, was ihre verprassende Dekadenz braucht: Öl. Und durch das Einschreiten der USA und Russlands in ansonsten friedlich gesinnte Regionen mit den gastfreundlichsten Menschen der Welt hat aus der Wiege der Menschheit ein Chaos gemacht. Und dann wird in den gesteuerten großen Medien rübergebracht, dass sich dort "die Menschen nicht mögen", nur weil sie sich für ihr Leben einsetzen... Der IS wird durch die USA unterstützt. So einfach gestrickte Menschen, die im IS dienen können sich nicht diese ausgeklügelte Taktik ausdenken.

      • @Chris P. Bacon:

        "Guns don't kill people, people kill people"!

        Unter der Überschrift scheinen sie sich ganz wohl zu fühlen. Tatsächlich mordet es sich mit dem Sturmgewehr wesentlich einfacher als mit dem Küchenmesser oder gar einem Kugelschreiber.

        Die Tatsache, das man sich heute noch mit diesen Pseudodebatte um die Relevanz von massenmordenden Waffen beschäftigen muss ist traurig. Effektives Töten gehört verboten, basta. und da spielt Deutschland weiterhin eine bedeutende Rolle.

  • Gehen Sie mal kalt duschen, Herr Pickert. Diese Schimpfkanonade ist unterirdisch.

    • 3G
      3784 (Profil gelöscht)
      @Herbert Tok:

      Kalt geduscht. Ergebnis: Unverblümtes Reden ist nicht nur eine Ungehörigkeit, sondern auch eine Gunst. Daher: Vielen Dank, Herr Pickert!

    • @Herbert Tok:

      Selber zu heiss geduscht?

    • @Herbert Tok:

      Selber zu heiss geduscht?

  • Danke Herr Pickert .

  • 9G
    9293 (Profil gelöscht)

    Auch wenn ich dem Artikel inhaltlich uneingeschränkt zustimme - es wäre nett gewesen, hätte sich die taz ebenso eindeutig gegen Sigmar Gabriels "Pack"-Äußerung gestellt. So bleibt ein Gschmäckle.

    • @9293 (Profil gelöscht):

      Warum sollte man sich ausgerechnet das eine Mal, wo Gabriel was anständiges gesagt hat, gegen ihn ausprechen?

      • @Neinjetztnicht:

        Zumal Gabriel mit dem kurzen Wort in etwa das Gleiche beschreibt wie der Autor (dem er uneingeschränkt zustimmt) den Minister. Der stellt sich mit seiner Hetze ja auf die Seite des vor Flüchtligsheimen tobenden Lynchmobs, natürlich mit dezentem Abstand, Zigarre und im Anzug. Pack bleibt Pack, da helfen keine Beschönigungen.

  • Mit Verlaub, aber was soll der deutsche Innenminister angesichts zunehmender Gewalt und gewaltsamer Auseinandersetzungen unter den Flüchtlingen und zwischen Flüchtlingen und Polizei sagen? Rainer Wendt, der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft , spricht von massiven Problemen in Flüchtlingsunterkünften. Für die Polizei sei Gewalt unter Flüchtlingen mittlerweile leidvoller Alltag. Wendt berichtet von täglichen Vorfällen mit unterschiedlichen Ausprägungen. Die Flüchtlinge basteln sich Waffen aus Möbelstücken. Wendt spricht von teils "kriminellen Strukturen".

    Vielleicht ist de Maziere einfach nicht so antiautoritär erzogen worden wie Sie, Herr Pickert, und findet Randale und Gewaltbereitschaft nicht ganz so cool. Jedenfalls ist es besser, er erhebt den Finger als dass er wegschaut und es den Ultrarechten überlässt, auf nicht akzeptable Entwicklungen hinzuweisen.

    • @Nicky Arnstein:

      Du meinst jetzt aber nicht den Rainer Wendt, der gerne wieder Gummigeschosse auf Großveranstaltungen fordert und ein noch rechtskonservativeres Arschloch ist, als unser Innenminister? Das der sich so äußert ist auch kein Wunder...

  • Ich finde die beschimpfende Kommentierung im ersten Absatz unangemessen. "Widerlich", "niederträchtig", "verlogen", "dumm" - das sind Vokabeln, die normalerweise am Stammtisch herumgereicht werden.

     

    De Maizière hat klar gemacht, dass es hier um Minderheiten geht. Und es ist sein Recht, auch auf Probleme aufmerksam zu machen, die Minderheiten begehen, denn wir regen uns ja auch auf und berichten darüber, wenn Menschen über rote Ampeln fahren und Unfälle bauen oder junge Autofahrer ein Wettrasen veranstalten, selbst wenn es Minderheiten sind.

     

    Natürlich sollte es der Wahrheit entsprechen, was er sagt. Einen Gegenbeleg habe ich hier aber noch nicht gefunden.

     

    Das mit dem Taxi halte ich allerdings auch für das geringste der Probleme.

     

    Und ich weiß auch nicht, was die deutschen Werte genau sein sollen. Das Grundgesetz alleine kann es nicht sein - das übrigens den Staat an die Leine nimmt, nicht die Bürger.

     

    Allerdings darf man sich nichts einbilden: Menschen aus konservativ-islamischen Regionen werden hier Verhaltensweisen zeigen, die von der Stammbevölkerung abweichen. Selbst wenn es um "Kleinigkeiten" wie das Händeschütteln zwischen Mann und Frau oder Vollverschleierung geht, das kann irritieren und entfremden.

     

    Die Kontrolle und ehrlichweise Eingrenzung des Asylbewerberstroms und wie sich Herr Innenminister das vorstellt, halte ich da für vorrangig. Wenn alles in einem vernünftigen Ausmaß bleibt - und überall wird davor gewarnt, dass wir kurz davor sind, es zu überschreiten - werden wir die Probleme mit der Minderheit von Asylbewerbern auch besser hinbekommen.

    • @Jeki:

      Manchmal hat eine Aussage eine andere Bedeutung als das, was man an der Oberfläche wahrnimmt.

       

      De Maizière hat in einem Halbsatz gesagt, dass es um eine Minderheit geht - dann aber diese Minderheit so weit in den Vordergrund gerückt, bis es so wirkt, als seien sie ein Mehrheitsproblem. Das ist ein rhetorischer Trick, der bei populistischen Äußerungen gerne angewandt wird (man kann sich ja hinterher nicht vorwerfen lassen, man habe generalisiert - während man eigentlich genau das tut).

       

      Ähnlich auch die Äußerung, die Leute müssten sich an die Werte und die Rechtsordnung hier halten. Damit spricht er ja alle an. 99,999% der Flüchtlinge tun das aber sowieso schon längst. Wenn de Maizière diesen Punkt dann also derart betont - der ja schließlich eine Selbstverständlichkeit ist - dann bekommt diese Erwähnung den Ton einer Unterstellung. Und genau so ist es auch gemeint. Daher der Beifall aus dem Pegida-Lager, denn mit denselben Unterstellungen arbeiten die auch immer.

       

      Das alles ist politisch und rhetorisch nicht nur billig und durchschaubar, sondern wirklich schäbig und dreist. Die weiteren Adjektive im Artikel sind entsprechend korrekt gewählt.

    • @Jeki:

      "widerlich, niederträchtig, verlogen, arrogant, menschenfeindlich, ressentimentgeladen" passt denke ich genau und zwar genau im Sinne von den Fakten entsprechend.

      Was TM hier macht ist genau was FN Politiker in Frankreich machen: provozieren, verletzen & hetzen. Wie der Mann mit sich leben kann ist mir schleierhaft!

      • @Christophe THOMAS:

        nein, "widerlich, niederträchtig, verlogen, arrogant, menschenfeindlich, ressentimentgeladen" entspricht nicht den Fakten. Es hat nichts mit Hetze wenn gesagt wird ""Aber da müssen wir klar sagen, wer hier nach Deutschland kommt (...) der muss sich dahin verteilen lassen, wohin wir ihn bringen, sich einem fairen Verfahren unterstellen und unsere Rechtsordnung anerkennen.". Nur so wird es funktionieren ca. 4 Mio in 2015/2016 zu integrieren. Alles andere ist Träumerei.

        • @hansen hansen:

          "Alles andere ist Träumerei", welch faktenbeladene Aussage. Mir wird schwindlig vor lauter Sachlichkeit.

          • @Konrad Ohneland:

            Und mir wird schwindelig bei 4 Millionen. Naja, Menschen müssen träumen dürfen, auch in Kommentarspalten.

  • Danke, Herr Pickert. Sie geben mir den Glauben an die taz zurück.

     

    Offenbar bin ich ja nicht allein mit meiner Überzeugung: Nicht einer Ministerin, die in einem früheren Leben mal von irgend jemandem abgeschrieben hat, inzwischen aber eine Arbeit macht, die ihre Kritiker nicht beanstanden können, gehört medial der (Abschieds-)Marsch geblasen. Abgesägt gehört zunächst erst einmal jener Minister, der nicht nur in seinem Job ein Totalausfall ist, sondern so obendrein etwas wie ne Umweltkatastrophe.

     

    Als Kellner in einem 5-Sterne-Restaurant wäre der Mann schon längst gefeuert worden. Wer seine Gäste so behandelt, der schädigt das Geschäft. Dass deutsche Gastgeber von Höflichkeit gar keine Ahnung haben, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Vermutlich ist es ja einfach nur so, dass sie nicht viel zu melden haben im eigenen 5-Sterne-Restaurant. Da herrscht nämlich der Oberkellner.

     

    Damals, im Arbeiter- und Bauernstaat, war es übrigens ein Dachdecker. Wie auch immer es dazu gekommen ist.

  • Das was diese ganzen Demokraten von sich geben... zumal wenn die das "C" im Parteinamen haben.... ist mittlerweile nur noch menschenverachtendes Gegröle..... Es ist erklärbar mit der Gier nach Streicheleinheiten; es ist aber nicht das für was Politiker eigentlich da sind..... das friedliche Zusammenleben aktiv zugestalten.

    So langsam komm ich immer mehrzu Schluß, dass wir eine Diktatur des Humanismus brauchen und uns von dieser menschenverachtenden Demokratie verabschieden müssen...

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Ich kam 1990 mit gefühlten 1 Mio+ Menschen noch in die alte BRD. Wir durften uns zwar die Region aussuchen (Bedingung: nahe Fmilienangehörige), nicht aber den Ort. Da die Wohungslage (rund ums Köln) besch... war, wohnte wir 6 Monate in einer Turnhalle und 1,5 Jahre in einem Container.

    Für eine gewisse Zeit gab es Umzugssperre. Wurde man berufstätig, war man natürlich ein "freier" Mann.

     

    Mit der Zuweisung hat de Maiziere 100% Recht. Der Rest ist ziemlich populistisch und rechtslastig.

  • Dem Kommentar von Bernd Pickert kann ich mich nur voll und ganz anschließen. De Maizière war und ist für ein Ministeramt nicht geeignet und in dieser Position brandgefährlich.

  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    Vielen Dank für die klaren Worte. Gestern hätte ich fast vor den Fernseher gekotzt.

     

    Obwohl ich schon länger weiß, dass der Mann gefährlich ist.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Bei Klöckner hört sich das ganz ähnlich an, wirkt aber schon rein akustisch und visuell anders und stört auch ihre politischen Ambitionen nicht großartig - siehe gestern Anja Maier.

    Das kalkuliert Raubreptilienhafte de Maizières verstärkt die Negativwirkung seiner Auftritte. Aber auch er schafft sich dadurch Freunde, und nicht wenige. Er wird als Korrektiv und Brücke zur CSU zurzeit dringend benötigt.