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Kein veganer Stadion-Snack bei UnionEs geht um die Wurst

Union Berlin möchte keine vegane Stadionwurst anbieten. Über ein deutsches Kulturgut – und warum der Fußballklub damit goldrichtig liegt.

295,7 Kilokalorien und 22,8 mg Vitamin C: Die Stadionwurst ist Kult, und gesund ist sie auch Foto: arifoto/dpa

D ie gemeine Stadionwurst ist zwanzig Zentimeter lang, fettig und leicht angekokelt. Der verständige Konsument isst sie mit Senf, verbrennt sich den Mund, bespritzt sein Revers und schubbert sich am rauen Brötchen den Gaumen auf. Wie das Standardwerk „Fußball Unser“ verrät, hat eine Stadionwurst 295,7 Kilokalorien, wobei die Zahl hinterm Komma besonders wichtig ist. Sie ist auch sehr gesund, denn ein gehaltvolles Exemplar enthält 12 Milligramm Kalzium, 1,3 Milligramm Zink (in Coronazeiten besonders wichtig) und 22,8 Milligramm Vitamin C.

Die Stadionwurst ist deutsches Kulturgut. In Kreisen der Wurstkultisten gilt ein Stadionbesuch nur dann als gelungen, wenn ein hübsch gegrillter Brätling samt Bier verzehrt wurde. Das weiß natürlich auch Union-Präsident Dirk Zingler. „Fußball bedeutet bei uns: Bratwurst, Bier, 90 Minuten Fußball.“ Das hat er jetzt in einem Interview verraten. Der Dreiklang gehöre zur Identität des Klubs wie das Weihnachts­singen oder das Image als Anti-Stasi-Klub. Mit einer kulinarischen Einschränkung allerdings: das vegane Würstchen.

Dieses Zeug aus Lupinenbrei oder so will der Berliner Klubchef eher nicht in seinem Stadion wissen: „Ich habe grundsätzlich nichts gegen vegane Würstchen, aber wir werden nicht jeden Wunsch erfüllen.“ Der Kulturkampf, dessen Frontlinie im Fußball, wie die Süddeutsche Zeitung einmal festgestellt hat, „zwischen Leidenschaft und Kommerz, Liebe und Geld, Stadionwurst und Klebebrause“ verlaufe, ist hiermit eröffnet. Die neue Dimension: Tierwohl und Klimaschutz versus Tradition.

Supervegane Schalker

Die Unioner sind gewiss ein besonderes Völkchen, das seine Riten pflegt, aber zu den Modernitätsverweigerern zählen sie nicht, denn schon 2016 wurde Union Berlin für sein umweltfreundliches Abfallmanagement ausgezeichnet. Neben Mehrwegbechern gibt es Senf und Ketchup aus Großbehältern, und die Wurst wird nur im Brötchen und nicht auf Papptellern angeboten.

Die vegane Wurst wird in anderen Arenen sehr wohl gereicht, und die Tierschutzorganisation Peta zeichnete Schalke mehrfach als veganfreundlichstes Stadion der Liga aus. Doch so einfach ist die Sache mit der veganen Wurst nicht, wie das Beispiel Borussia Mönchengladbach zeigt. Der Verein bot bis zum Ende der Saison 2017/18 ein reichhaltiges Angebot an vegetarischen wie veganen Produkten im Borussia-Park an, stellte aber alsbald fest, dass es keine ausreichende Nachfrage bei den Zuschauern gab. „Die Kosten für den Anbieter waren im Vergleich zum Umsatz ein Minusgeschäft, vor allem aber mussten unverhältnismäßig viele Lebensmittel entsorgt werden“, so der Verein.

Was bleibt für den Veganer? Pommes und Brezel. Oder eine mitgebrachte Bemme. Das ist so schlecht nicht, zumal die Frage erlaubt sein muss: Warum switcht ein sendungs- und ernährungsbewusster Mensch von der carnivoren Ernährung um zur veganen, wenn er dann doch einen Jieper auf Wurst hat, also das Surrogat? Warum bleibt der Veganer seltsam indifferent, wenn er zwar den Inhalt einer Wurst ablehnt, nicht aber seine Form? Sollte er nicht die Wurst in sämtlichen Emanationen, in ihrer gesamten Symbolik des Schlechten ablehnen? Was kommt nach der veganen Wurst, Forderungen nach einer Sushi-Theke, Home Brew oder Los Wochos? Und schließlich: Müssen sich Menschen „dogmatisch“ ernähren?

Der Autor dieser Zeilen ernährt sich seit einiger Zeit vegetarisch, also undogmatisch vegetarisch. Wenn ich irgendwo eingeladen bin oder zu Muttern fahre und es gibt dort – ohne Wenn und Aber – gefüllte Kohlrouladen, dann esse ich die. Schon aus Höflichkeit. Dirk Zinglers „Canceln“ der veganen Wurst ist nicht nur ein Hilfsangebot an die vegane Gemeinde, es ein bisschen ernster zu nehmen, er hat auch das Kassenbuch im Blick.

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Redakteur
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45 Kommentare

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  • Undogmatische Vegetarier kenne ich auch, die sind dann sechs Tage die Woche undogmatisch und einen vegetarisch weil sie meinen sich und anderen beweisen zu müssen wie locker und entspannt sie ihren Vegetarismus praktizieren.

  • Immer wieder die gleiche alte Leier. Warum soll man als Veganer nichts wurstähnliches essen? Darf ich dann auch keine Brotaufstrich essen, weil das ja sonst immer auch echtem Fleisch oder Käase besteht? Es geht darum, keine Tiere zu halten und zu schlachten, aber nicht, irgendetwas fleischähnliches zu essen.

  • Booey. Was mir das sowas von Wurst is

    Aber “BEMME“ - da sei tief gedankt!



    Bemme - katapultiert mich so derart 70 Jährchen + in meine Kindheit zurück!



    Dunkeldeutschland - Halle/Saale - Deutsches Demogradisches Dämmerstündchen (um Neune flackerte das Licht & …erlosch!



    & Buna/Leuna Fußball im Hof =>



    Der pissgelbe Igelit-Ball=> im Winter hart wie ne Betonkugel - im Zentralklima - konnste noch so dreschen



    Flog eiernd …um jäh abstürzend - nein - was sag - abpflaumend die Grätsche zu machen! Aber Hallo!



    & Däh! Krakeel =>



    “Ooomaaa! Bemme haben! LOS!“

    kurz - Nochmals Danke.



    So kann Sonntag werden. Newahr.



    Normal Schonn.

    unterm—- servíce für Spätgeborene



    de.wikipedia.org/wiki/Igelit



    “ Igelit ist ein ehemals eingetragener Handelsname für Weich-PVC, insbesondere eines Copolymerisates mit z. B. 20 % Acrylsäureester bei 80 % Vinylchlorid. Außerdem wurde noch der Weichmacher Trikresylphosphat (TKP) mit bis 30 % Anteil zugesetzt.

    Der Name spielt auf den Inhaber der Namensrechte an, die I.G. Farbenindustrie A. G. Er wurde von den Nachfolgern der I.G.-Farben bis in die Nachkriegszeit benutzt, musste dann aber, wie andere Handelsnamen mit den Anfangsbuchstaben IG-, im Zuge der Liquidation von I.G. Farben aufgegeben werden.“



    (ps is mal Christian Stroebele gewidmet:



    Der - ein paar Straßen weiter - wie jahrgangsgleiches großes Bruderherz & icke im selben “K’nissenhaus“=Diakonissenhaus geboren - alle noch “bei Adolf“ - & dessen Vater bei I.G. Farben - Buna/Leuna als Chemiker tätig war.



    Ehe er ins Ruhrgebiet wechselte!



    “ Durch die Gründung der Buna-Werke GmbH Schkopau 1936/1937 wurde die Region wirtschaftlich stark beeinflusst. Es war das weltweit erste Synthesekautschuk-Werk und stellte eine Palette weiterer chemischer Produkte her. Während des Zweiten Weltkrieges hatten die Buna-Werke einen hohen Anteil ausländischer Arbeitskräfte, darunter Kriegsgefangene. In Schkopau befand sich auch ein Arbeitserziehungslager.“



    de.wikipedia.org/wiki/Schkopau

  • Dogmatismus der Weg zur dunklen Seite ist...

  • Cool, da positioniert sich ein Verein auf eine Zielgruppe und es gibt eine moralische Diskussion, ob das so richtig ist.

    Ey, das ist Marketing und nicht Moral.



    Eine Moraldebatte darüber ist völlig verquer.

  • "Warum bleibt der Veganer seltsam indifferent, wenn er zwar den Inhalt einer Wurst ablehnt, nicht aber seine Form?"

    Weil die Form der Wurst die eigentliche Errungenschaft ist! Am Stück ideal für den manuellen Einschub geeignet, geschnitten die perfekte Häppchengröße. Es ist auch ein zutiefst demokratisches Nahrungsmittel, denn nahezu alles, was genießbar ist, ist auch verwurstbar und hat dann ein ähnliches Äußeres, egal ob der Ausgangsstoff Brückenfleisch oder klangschalentonaktivierter Craftsaitan war.

    Mehr möchte ich dazu nicht sagen, auch wenn die Kommentare hier teilweise Behauptungen enthalten, durch die ich mich gekränkt fühlen könnte.

  • Lieber Markus Völker, Sie tappen in die geläufige Denkfalle, dass eine (Fleisch-)Wurst etwas natürliches sei, das durch eine vegane Wurst (mehr schlecht als recht) imitiert würde. Eine Wurst aus Fleisch ist aber genauso ein gefertigtes industrielles Produkt wie die vegane und wächst weder auf Bäumen noch wird sie auf dem Bauernhof gezüchtet. Eine Wurst ist grundlegend erstmal nur eine Form, die gefüllt wird.

    Was spricht also dagegen, Form und Geschmack dieses Produkts zu mögen und auch als vegan lebender Mensch genießen zu wollen, ohne dabei aber zugleich grausame und umweltschädliche Tierhaltung zu unterstützen?

    Die merkwürdig passiv-aggressive Abwehrhaltung von Leuten, die vegan lebenden Menschen ihre pflanzlichen Wurstversionen nicht gönnen, habe ich noch nie verstanden.

    • @Andreas V.:

      Eine Form, deren Füllung gewechselt wird. In diesem Kontext empfehle ich die Ausführungen bezüglich Schweinedärmen im Intro von "God of Cookery"

      Den Rest würd ich insofern um so mehr unterschreiben. Zumal es sich bei Stadionwurst nun in der Regel eben gerade nicht um ein hochwertiges Produkt handelt, sondern um den allerhinterletzten Billigramsch.

      Denn da geht es nicht um irgendwelche liberal-pseudoproletarischen Phantastereien über die Populär- und Esskultur der Arbeiterklasse (ungegendert), sondern um Maximierung der Profitmargen des Betreiberunternehmens - was auch ein Leichtes ist, denn wenig untertrifft die gustatorische Raffinesse eines aufgepumpten, vom Wegbier angeschickerten Schlachtenbummlers; de gustibus non est disputandum...

    • @Andreas V.:

      Verstehe ich auch nicht, sollen sich mal locker machen. Außerdem, was hat das mit Fußball zu tun?

  • Die neue Dimension: Tierwohl und Klimaschutz versus Tradition.

    Was für ein Bulshit!

    Ist das jetzt schon Tradition was Tönnies und Hoenes in Ihren Schlachtbertieben so veranstalten? Wenn ich da an die Leiharbeiter und die Viehcher denke, arme Schweine kann ich da nur sagen...

  • Tja, bei Pommes muss ich ihnen leider den Zahn ziehen.

    Gute Pommes werden in Rindernierenfett ausgebacken ...



    Pflanzliche Fette sind da nicht sooo der Bringer - alleine wegen der entstehenden Transfettsäuren ...

    • @Bolzkopf:

      Tierliche Fette haben ebenfalls Transfette. Dann gibt es verschiedene Pflanzenöle. Einige Öle haben einen höheren Rauchpunkt, wodurch Transfette nicht so schnell entstehen können und somit eignen sich jene Öle besser zum Erhitzen/Frittieren. Am besten ist es wohl, auf Frittieren zu verzichten. Siehe hier [1] und da [2]:



      [1] www.dge.de/wissens...trans-fettsaeuren/



      [2] www.ndr.de/ratgebe...,transfett100.html

      • @Uranus:

        Bei Pommes und Rindernierenfett geht es um die spezielle Kruste. Die ist nur sehr schwer hinzubekommen. Zumindest mit den handelsüblichen Pflanzenfetten. Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen; es ist nur ein Bruchteil aller domestizierten Ölpflanzen von globaler Relevanz, und einige der besten haben immer noch nur lokale Bedeutung: Mandelöl und Sheabutter konnte man vor 20 Jahren noch lange vergeblich suchen; heute sind Produkte damit aus keinem besseren Supermarkt mehr wegzudenken.

        • @Ajuga:

          Ah, ok. Bin da offenbar nicht so firm in Frittierkünsten und dachte, Bolzkopf bezog sich auf den gesundheitlichen Aspekt. ;-)



          Zugegebenerweise wirkt Rindernierenfett auf mich als Veganer nicht gerade appetitlich, brr.

  • "Warum switcht ein sendungs- und ernährungsbewusster Mensch von der carnivoren Ernährung um zur veganen, wenn er dann doch einen Jieper auf Wurst hat, also das Surrogat? "

    Der Preis / Neugier.

    Wenn die vergane Version ähnlich gut schmeckt und billiger ist, dann ist das ein gutes Argument.

    Ich zum Beispiel war lange Zeit indifferent ob Vegetarisch oder Vegan oder Fleisch. Der größte Faktor war der Preis.

    Bei Burgerking das vegane Hünchen ist nicht zu unterscheiden von dem echten



    Auch das Rindfleisch ist extrem nah am original und knorpelfrei.

    Einen Chickenburger bekommt man aber für 1€ und der Long Chicken ist 4,10 und der Rebel Whopper 5.10.

    klar sollte man diese mit den Pendants "long chicken " und "whopper" vergleichen, wo der Preisunterschied nicht so groß ist. Aber die vegetrarische (ohne majo vegane) Alternative ist immer noch ein wenig teurer. Und dann gibt es so angebote wie 2 Riesen Burger mit Fleisch für 5€. Bei den vegetarischen das vergleichbare Angebot später einmal 9€.

    Als es eine kurze Zeit für 4€ 2 vegetarische "long chichen" gab, habe ich nurnoch diese gegessen. Hätte es nicht auch die mit Fleisch für den selben Preis gegeben, bin ich mir sicher, dass das noch einige andere probiert hätten.

    Gleiches galt bei mir zumindest beim Döner. War die Falaffel billiger habe ich diese anstelle von Fleisch genommen.

    Mittlerweile habe ich das abgelegt und kaufe nurnoch vegetarisches und veganes Fastfood, weil ich es mir leisten kann. Aber es fällt mir immer noch manchmal schwer, wenn es ein super Angebot gibt für Fleisch Burger,

    Am Preiswertesten ist übrigens ein Eimer Country Potatos für 4,5€. Die einzige vernünftige Portionsgröße, alles andere sind ja "tütchen".

    • @Obscuritas:

      4.10 ist der veg. long chicken der normale ist glaube 3.90.

      Ich weis aber erhlich nicht wie der verg heißt, er schmeckt so nach Hünchen das ich den Namen jedesmal vergesse wenn ich rein beiße.

      • @Obscuritas:

        Danke für den Tipp! Muss ich mal ausprobieren. Bei Echthuhnpatties sind oft Knorpel drin, und das ist so ziemlich das Widerlichste was im Rahmen der Lebensmittelüberwachung denkbar ist. Bei Burgerpatties aus Pflanzenprotein kann ich ungehemmt reinbeißen.

  • Haha. "Dieses Zeug aus Lupinenbrei" versus "dieses Zeug aus Schweinegewebebrei". Da ist mir persönlich doch das erstere lieber, wenn der Geschmack stimmt. Und ich kann die Wurst viel mehr genießen, wenn ich nicht verdrängen muss oder in Kauf nehme, unter welchen Umständen "das Produkt" Tier "gelebt" und abgelebt hat. UEinfach nur alles beim alten belassen, weil es halt "Tradition" ist, nee danke.



    Ich esse immer noch ab und an eine "traditionelle" Bratwurst. Aber die vegetarischen Produkte sind mittlerweile so lecker, dass ich kaum noch das Gefühl habe, auf etwas zu verzichten, wenn ich mich für eine vegetarische Variante entscheide.



    Schade, dass es von einigen immer noch so gesehen wird, dass einem etwas weggenommen wird (die "Tradition!!1!"), anstatt seinen Radius etwas zu erweitern.

    • @Radfahrerin:

      So much this!

      Zumal man dann auch beim Fleisch verstärkt auf Qualität achten kann, zB wenn man die Möglichkeit dazu hat, Biofleisch im Sonderangebot (kurze Haltbarkeit) kaufen und bis zum Verzehr einfrieren. Geht bei Pflanzenprotein noch besser. Ich decke mich immer mit veganen/vegetarischen Patties ein, wenn sie im Angebot sind, und friere sie bis zum Verzehr weg. Die Qualität hat in den letzten 2-3 Jahren einen enormen Sprung gemacht; es gehtr nicht um sklavisches "Fleisch ersetzen", sondern um eine Reproduktion der angenehmen Eigenschaften des herkömmlichen Produkts, ohne dessen Nachteile.

      Ich kann mir gut vorstellen, das Kinder, die mit diesem "verbesserten Unfleisch" aufwachsen, als hätte es das schon immer gegeben, Tierfleisch auch rein vom Mundgefühl her ziemlich eklig finden werden. Der Unterschied ist nicht mehr so groß, dass das vermeintliche "bessere" Tierprodukt nicht auch einfach nur als Gewohnheitssache "besser" sein kann.

  • Es gibt ausgezeichnetes Veganes Essen. Die Veganw Bratwurst gehört sicher nicht dazu. Sie ist ein hochindustriell hergestelltes Produkt, dass nur aufgrund einer unendlich langen liste von Zusatzstoffen die "richtige" Konsistenz erhält. Diese Produkte sind nur eine Möglichkeit die Gewinne mit Trashfood noch weiter zu steigern.

    • @Münchner:

      Naja, was heißt hochindustriell? Für Saitan wird Weizenprotein aus dem Weizen gewaschen, mit Fett, Gewürzen, Salz, (gekochtem) Gemüse versetzt, in Form gegeben und es ist eine Saitanwurst entstanden. Hier noch



      die Zutatenliste:



      "Seitan* (Wasser, WEIZENeiweiß*) 81%, ölsäurereiches (High-Oleic) Sonnenblumenöl*, Hefeextrakt*, Steinsalz, WEIZENstärke*, Zwiebeln*, Gewürze*, Verdickungsmittel: Johannisbrotkernmehl*. * = aus kontrolliert biologischem Anbau." [1]



      Nun noch mal der Bogen zurück zu Ihrer Behauptung, die Zutatenliste sei "unendlich lang". Würden Sie das jetzt immer noch behaupten? Es gibt vom gleichen Hersteller übrigens auch vegane Weißwurst ...



      [1] www.wheaty.de/prod...per-griller-vegan/

      • @Uranus:

        Das liegt daran, dass Prozesshilfsstoffe, wie Enzyme, Trennmittel, Mittel zu Ph-Wertsteuerung etc nicht angegeben werden müssen. Was so harmlos kilngt wie Weizemeiweis, ist ein Hightec Produkt. Wenn dich Details intressieren, schau die mal das Patent EP0730829A2 an.



        Die vegane Weißwurst kommt mir nicht ins Haus. Dann leiber einen Salat.

  • „Warum switcht ein sendungs- und ernährungsbewusster Mensch von der carnivoren Ernährung um zur veganen, wenn er dann doch einen Jieper auf Wurst hat, also das Surrogat?“

    Ganz einfach: Weil es nicht ideologisch darum geht, „gegen Wurst“ zu sein (im Unterschied zum Autor und zu Union, die Wurst irgendwie mystisch aufladen), sondern ganz rational darum, Tierleid zu verhindern und/oder das Klima zu schützen. Dann spricht nichts dagegen, gerne Wurst essen zu wollen als Veganer*in, man tut es nur einfach nicht aus besagten Gründen.

  • " Emanationen "

    Laut wikipedia: " Emanation (von lateinisch emanatio „Ausfließen“, „Ausfluss“) ist ein Begriff der Philosophie und der Religionswissenschaft. Er bezeichnet in metaphysischen und kosmologischen Modellen das „Hervorgehen“ von etwas aus seinem Ursprung, der es aus sich selbst hervorbringt. Dabei wird metaphorisch an die Vorstellung des Ausfließens von Wasser aus einer Quelle oder der Lichtausstrahlung aus einer Lichtquelle angeknüpft. Modelle, die sich zur Welterklärung der Emanationsvorstellung bedienen, indem sie die Existenz von Dingen auf Emanation aus einer metaphysischen Quelle zurückführen, werden als emanatistisch bezeichnet (Emanationismus oder Emanatismus). Zu den Systemen mit emanatistischen Weltmodellen gehören vor allem der Neuplatonismus und von ihm beeinflusste philosophische und religiöse Lehren."

    und das in Verbindung mit einem veganen Wurstersatz, " Respekt dem Autor "

  • Mal wieder Provokation und Clickbait bei der TAZ? Damit womöglich Lesende die Einordnung des Kolumnisten der "Stadionwurst" als gesund nicht irrigerweise ernstnehmen, hier ein paar paar Vergleichsdaten:



    100 g gekochter Brokolli 87 mg Calcium und 115 mg, Vitamin C



    100 g Haferflocken 4 mg Zink



    100 g vegane wurst (bspw. "Supergriller" von Wheaty) 11,6 pflanzliches Fett, 0 (!) g Cholesterin



    gegenüber 100 g Thüringer Bratwurst 100mg Cholesterin, 20 g (tierisches) Fett



    Dann kommen bei "konventioneller" Wurst wohl noch Reste von Wachstumshormonen und Antibiotika dazu.



    "„Die Kosten für den Anbieter waren im Vergleich zum Umsatz ein Minusgeschäft, vor allem aber mussten unverhältnismäßig viele Lebensmittel entsorgt werden“, so der Verein."



    Naja, fragt sich, wie das organisiert wird. Eine extra Grillfläche und ein paar vegane Würste im Kühlfach sollten doch nicht so aufwändig sein ...



    "Warum switcht ein sendungs- und ernährungsbewusster Mensch von der carnivoren Ernährung um zur veganen, wenn er dann doch einen Jieper auf Wurst hat, also das Surrogat ..."



    Blablabla. Den Spott hätte sich der Kolumnist auch kneifen können - etwas albern und schlecht durchdacht. Die meisten Menschen werden nicht aus Geschmacksgründen oder wegen der Formästhetik vegan sondern aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen. Tatsächlich mögen - viele jener den Wurstgeschmack und freuen sich über leckere vegane Alternativen. Angesichts der Ähnlichkeit des Geschmacks von omnivorer und veganer Wurst hängt der Geschmack offenbar weniger mit dem Ursprung zusammen sondern mit der Zubereitung (Braten) und den Zutaten (Salz), den Bestandteilen bzw. der Zusammensetzung (Fett, Proteine).

    • @Uranus:

      Stabil kommentiert wie gewohnt!

      • @Ajuga:

        Das und auch den Zuspruch von NIKO und HEILE_WELT freut mich zu lesen! :-)

    • @Uranus:

      danke,



      da kann man Sich einen weiteren, inhaltsähnlichen Kommentar sparen!

      • @niko:

        Dito.

    • @Uranus:

      Die Einteilung der Nahrungsmittel in "gesund" und "ungesund" ist sehr subjektiv. Sicher ,wer nur Bratwurst isst, ernährt sich mangelhaft. Das gilt aber auch wenn man nur Broccoli oder Haferflocken isst.Tierisches Fett ist auch nicht per se ungesünder als pflanzliches. Die Menge und die Mischung machts!



      Und wie "gesund" ist eigentlich eine Diät,die kein verwertbares Vitamin B12 enthält und deshalb durch externe Zugabe von künstlich erzeugtem "Lebensamin"ergänzt werden muß? Ich mein ja nur ... :-P ;-)

      • @Mustardmaster:

        Das stimmt so nicht. Nahrungsmittel haben unterschiedliche Nährwerte. Haferflocken beinhalten da offenbar recht hohe Anteile verschiedener Nährstoffe. Vergleiche Haferflocken[1] mit Bratwurst[2]. Ich denke, dass es gesünder wäre ausschließlich Haferflocken zu essen als ausschließlich Bratwurst. Aber davon ab - ja die Mischung macht's. Und für die Mischung braucht es keine Tierprodukte. Da ist eine Einnahme von VitaminB12 in Form von Tabletten eine einfache aber vor allem die wesentlich ethischere Alternative - nicht nur für die Tiere sondern auch für die Menschen. Mensch denke an den Verursacher-Anteil der gigantischen Tierproduktion an Klimakrise und am Massensterben der Tiere. Zumal dieses "Natürlichkeits"-Argument einfach mal unsinnig und schräg ist angesichts der unnatürlichen Lebensweise und menschlichen Wirtschaftens. Zumal auch Omnivore Vitamin B12 über Tierprodukte kriegen, weil die produzierenden Tieren es zuvor zugefüttert bekamen.



        [1] fddb.info/db/de/le...flocken/index.html



        [2] fddb.info/db/de/le...schwein/index.html

        • @Uranus:

          Unterschiedliche Nährwerte und unterschiedliche hohe Anteile verschiedener Nährstoffe ist aber nicht automatisch "gesund/ungesund".



          Und mir erscheint eine Ernährungsweise bei der ich nicht zusätzlich noch industriell erzeugte Zusatzpräparate einnehmen muß,irgendwie schon "logischer" / natürlicher /etc. Natürlich ist die gegenwärtige menschliche Lebensweise völlig unnatürlich ,umweltschädigend usw. Aber es geht doch um ein Gegenmodell. Wenn das dann aber auch auf zusätzlichen unnötigen Energieverbrauch zurückgreift - nicht nur für die Vitaminsynthese, auch die fleischähnlichen Ersatzprodukte werden ja produziert- es aber auch andere Gegenmodelle (Biolandwirtschaft,Vegetarier) gibt ,die idealerweise ohne das auskommen,dann würde ich meine Position nochmal überdenken. Wer wirklich konsequent veganisch lebt ,lehnt auch strikt sonstige tierische Produkte ab. Bspw. auch Wolle,Leder, sogar Gitarrensaiten aus Darm,etc. Dummerweise werden die Ersatzprodukte dann meist aus Erdöl synthetisiert oder benötigen für die Produktion zusätzliche Energie. Das ist schon ein gewisser Pferdefuß der reinen veganen Lehre, will man damit den gesamten Planeten "retten".

          • @Mustardmaster:

            Die Energiebilanz, die Sie im Vergleich von Tierprodukten mit veganen Produkten ziehen, ist falsch. Vegan heißt DIREKTverwertung der Nahrungsmittel durch den Menschen und nicht durch den Umweg der "Veredelung" durch (ausgebeutete) Tiere. Der Einsatz von Kalorien, Wasser, Energie und Fläche sowie die erzeugte Menge an Treibhausgasemissionen sind durch Tierproduktion viel größer als durch Pflanzen. In der Breite - und das sollte doch die Relevanz in der Diskussion sein - wird zudem bspw. für Soja Regenwald abgeholzt, um es an hiesige Massen an Tieren zu verfüttern. Andere ökologische Alternativen wäre minimalste Tierhaltung in Selbstversorgung, bei der dann u.a. Küchenabfälle als Futter dient. Zweiteres erfüllt aber nicht die Bedingung der Nahrungsmittelversorgung für die (Breite der) Gesellschaft.



            Zum anderen: haben Sie Quellenangaben für den Energieverbrauch für Vitaminsynthese oder für andere Ersatzprodukte? Für Ersatzprodukte werden übrigens auch recycelte Materialien verwendet. Ansonsten gibt es doch bereits jetzt Kunststoff aus Pflanzen. Warum sollte es da (zukünftig) nicht auch passender Kunststoff bspw. für eine Regenjacke geben?



            PS. bspw. kann das bei der Herstellung von Sojamilch und Tofu enstehende Nebenprodukt, japanisch Okara genannt, für weitere Nahrungsmittel verwendet werden - bspw. für Burgerpatties

      • @Mustardmaster:

        Nein, die Einteilung der Nahrungsmittel ist objektiv. Die empfohlene durchschnittliche Tagesmenge an Vitaminen und Spurenelementen sind mathematisch beschreibbare Mengen, die benötigt werden, damit ein Mensch überleben kann.

        Kein "igitt, Vitamin C!" also. Außer man ist geil auf Skorbut.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Es geht mir hier um die Einteilung in "Gesund" und "Ungesund". Sich an Spurenelementen ,Kalorien,etc zu orientieren ist schon objektiv.Es kommt auf die Zusammenstellung der Nahrung insgesamt an. Das kann man sowohl vegetarisch/vegan machen als auch omnivor. Tofuburger ist nicht pauschal "gesünder" als Schweineschnitzel.

          • @Mustardmaster:

            Ich kann dir da folgen mit der Einteilung Gesund-Ungesund, doch es bleibt auch weiterhin objektiv.

            Schon richtig erkannt, anhand von Nährwertangaben sich zu orientieren ist eine sachliche und vor allem bewusste Art zur Ernährung.

            Wenn sagen wir mal eine Orange in einen bestimmten Wertebereich fällt, welchen die bewusste Ernährung erfüllt, kann auch gelten Orange = Gesund. Anstatt Nährwertangaben, weil unhandlich, können wir das ganze eben abkürzen mit "gesundes Nahrungsmittel" und es ist eine sachliche Art zur Argumentation.

            Natürlich gibt es Leute, die ganz banal sagen, dass auf ihrem Cheeseburger ne Tomate drauf ist, also sei ein Cheeseburger gesund. Ich kenne das schon. Doch Halbwahrheiten oder Gedankenfehler ersetzen reale Werte nicht. Weswegen ich mich auch sehr stark mache gegen McDonalds und Co. , die ihren Fraß als gesund verkaufen wollen.

    • @Uranus:

      "Naja, fragt sich, wie das organisiert wird. Eine extra Grillfläche und ein paar vegane Würste im Kühlfach sollten doch nicht so aufwändig sein .."

      Wenn der Betreiber an einem Spieltag nicht viele vegane Würste verkauft, dann lohnt es sich einfach nicht.



      Auf der rxtra Grillfläche lönnte man auch normale Würste braten. Der Fan wäre schneller bedient und kann schneller zurück auf seinen Platz.

      Ich verstehe auch nicht Ihren Verweis auf die Gesundheit der Wurst.



      Denke, dass es den meistens Fans klar ist, dass das Bier und die Wurst jetzt nicht zwingend das gesündeste Essen sind. Aber es gehört für viele zu einem Fußballspiel dazu.

      • @Hennes:

        Wenn Sie meinen Kommentar im Kontext der Kolumne lesen, sollte Ihnen auffallen, dass der Kolumnist (halb/ironisch?) gesundheitliche Aspekte der Fleischwurst hervorhob und ich mich darauf beziehe.



        Tja, bezüglich der Ausgestaltung der Grillmöglichkeit bräuchte es womöglich ein bisschen mehr Einfallsvermögen. Evtl. ginge ja auch ein Einwickeln der Veganen Wurst in Alufolie (auch wenn das wiederum andere ökologische Nachteile mit sich brächte). Wie auch immer - wo ein Wille ist, ist auch ein Weg ;-)

  • Bratwurst ist Kulturgut - und sicher schon von der Unesco gelistet. Viva la tradición!

  • "Warum switcht ein sendungs- und ernährungsbewusster Mensch von der carnivoren Ernährung um zur veganen, wenn er dann doch einen Jieper auf Wurst hat, also das Surrogat?"

    Puh, also solche Fragen erwarte ich eigentlich in den Nutzerkommentaren auf bild.de oder so.

    Aber um das trotzdem mal zu beantworten: weil viele Menschen sich nicht primär aus Gesundheits- oder Geschmacksgründen vegan ernähren, sondern weil ihnen Tierwohl am Herzen liegt. Warum sollte man dann keine vegane Bratwurst essen wollen? Der vermeintliche Widerspruch ist keiner.

    • @snapesnottinger:

      Die Frage ist durchaus berechtigt : Ich habe mich 15 Jahre lang vegetarisch ernährt(80er bis90er Jahre) ,damals waren Veganer nur den Science -Fictionfans bekannt:Lebewesen aus dem Sternbild W/Vega!



      Als Anfänger hatte ich die ersten Jahre eine richtige Aversion gegen Fleisch,vom Bratengeruch wurde mir schlecht,es war oft sehr schwierig zusammen mit Fleischessern zu speisen.Das hat sich nach einiger Zeit zum Glück gelegt. Aber auch nachdem ich toleranter wurde,habe ich kein Verlangen nach Fleisch bzw.Fleischersatz der wie echt schmeckt gehabt. Vegetarische Küchen ,wie z.b. die indischen,haben eine reichhaltige Palette von Gerichten,die Fleisch nicht vermissen lassen. Aber vielleicht ist das bei den Veganern ,insbesondere den Mode-Veganern anders. Durch die Entsagung jeglicher tierischer Produkte ist man näher an einer Mangelernährung dran,so könnte das Verlangen nach Fleischersatz ein unterbewußter Ausgleichversuch sein.



      Vegan ist eben komplizierter und schmeckt nicht. ;-) Zudem sind einige vegane Produkte doch so industriell aufbereitet,das man sich nach der Nachhaltigkeit fragt.

      • @Mustardmaster:

        Ich weiß wohl, dass es ganz viele tolle Gerichte gibt, die ohne Fleischersatzprodukte auskommen, ich koche sie selbst sehr gerne. Trotzdem nervt mich dieses Scheinargument.

        Ist ja toll dass du keine Lust auf fleischähnliches Essen hattest, macht das Argument halt nicht sinnvoller. Ich versuch's noch mal: vielen Veganern geht es doch einfach nur darum unnötiges Tierleid zu vermeiden und nicht darum, dass sie den Geschmack einer Bratwurst eklig finden, ergo gibt es einfach überhaupt keinen Widerspruch wenn die sich eine vegane Bratwurst reinpfeifen und auch keinen Anlass, solchen Leuten vorzuwerfen potentielle "Mode-Veganer" zu sein.

  • Man könnte die Diskussion auch anders herum betrachten: manche Fußball-Fans möchte man schlichtweg nicht im Stadion. Wer veganes Essen bevorzugt oder gar lieber Wasser statt Bier trinkt, hat in einem deutschen Fußballstation nichts verloren. Zumindest in dieser Erkenntnis ist Dirk Zingler verblüffend ehrlich.

    Da setze ich noch einen drauf: der durchschnittliche, deutsche Fußball-Fan ist in dieser Hinsicht genauso eindimensional wie bei der Diskussion um homosexuelle Spieler. Das simple Weltbild soll am Samstagnachmittag nicht durch Grundsatzdiskussionen gestört werden.

  • Wer beim Stichwort vegan dauernd an Fleisch-Imitat denkt, liegt sowasvonaberauchtotaldaneben. Sowas is höchstens Methadon-Substitiution für Spät-Umgestiegene oder Schönwetterveganer. Vegan isst, wer Pflanzen isst, es gern tut und auch weiß, mittels welcher derselben sie/er das täglich nötige Eiweiß zusammenkriegen kann. Burger vegan is Falaffel Vegane Wurst heißt Karotte. Und das kann everybody selbst entscheiden. Auch aufm Weg zum Stadion.

  • Geschmack ist natürlich auch schichtenspezifisch. Die Clientele der Fußballvereine ist nicht die der trendigen Restaurants.