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Katars WM-Botschafter gegen HomosexuelleDenken kann er, was er will, aber …

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Die Fußball-WM findet in einem Land statt, in dem Homosexualität verboten ist. Das allein hätte Grund genug sein sollen gegen Katar als Ausrichter.

Werbung für die Fußball-WM in einem Shoppingcenter in Katar Foto: reuters

D as ZDF hat es famos geschafft, auf seine Dokumentation zur fragwürdigen Fußball-WM der Männer in Katar hinzuweisen. Im Interview sagte der katarische WM-Botschafter und frühere Nationalspieler des Landes, Khalid Salman, sein Land respektiere schwule Fußballfans in seinem Land, die zu einem Spiel anreisen, selbstverständlich. „Das Wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hierherkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen.“

Konkret führte er aus: Schwul sein sei ein „geistiger Schaden“. Alle Welt ist jetzt – zu Recht – empört über diese Pathologisierung von Homosexuellen, ob in Katar oder nicht. Schwules als geistig beschädigt zu fantasieren – und dies auch noch zu sagen –, ist selbstverständlich abwegig. Und so weiter. Was man dann so sagt, um sich als edle Seele zu zeigen.

Wahr ist aber, dass viele Menschen, auch in den ach so aufgeklärten Teilen Europas oder Nordamerikas oder Ozeaniens, so denken wie der katarische WM-Botschafter. Und noch wahrer scheint mir, dass es auf die geistigen Befindlichkeiten eines solchen Mannes gar nicht ankommt. Wichtiger wäre doch, dass in Katar nicht nur während des WM-Turniers schwule Männer und lesbische Frauen wie auch trans Menschen offen agieren können und dass keine drakonischen Gesetze gegen sie wirksam werden können.

Wie es nämlich jetzt – und immer schon – der Fall ist. Was ein jeder oder eine jede denkt, ist vollkommen letztrangig, auch wenn Menschen, die Homosexuelles partout nicht mögen wollen, spintisieren, Schwule seien im Angesicht von Kindern von traumatisierender Wirkung. Egal: Was jemand denkt und fühlt – und sei es Antihomosexuelles –, ist Privatsache. Nur seine oder ihre Taten, seine oder ihre Handlungen zählen.

Katar hätte auch aus genau diesen Gründen, also wegen seiner staatsoffiziellen Homophobie, niemals den Zuschlag für die WM bekommen dürfen. Katar ist für schwule Männer eine No-go-Area. Abstoßend ist das, nichts weiter.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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47 Kommentare

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  • Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. 

  • An alle, die sich hier für Frauen engagiert einsetzten. Sehr nett von Euch! Aber bitte beachten: Es geht hier um die Menschenrechte, dass da nun auch mittlerweile die Schwulen mit eingeschlossen sind, ist erfreulich und kein Grund nun damit zu beginnen Gruppen gegeneinander auszuspielen, die paar Schwulen, was ist mit den Frauen ... Es geht um Menschenrechte, da sind Frauen und Schwule mit dabei!

    www.queer.de/detai...p?article_id=43755

  • Bleibt doch einfach zuhause!

    • @Herry Kane:

      Genau! Und verderbt den Homohassern nicht die Party! Das wird man doch noch sagen dürfen, immer diese Dopplemoral. Und was interessiert uns diese nervige universelle Ethik der Menschenrechte, die für uns Deutsche und den Rest der Welt extra 1948 (AEMR) neu formuliert wurde, in der Hoffnung, dass sich so etwas wie 1933-45 nicht erneut wiederholt.

      Satire Ende ...

  • Ich fand die Bildsprache in Bezug auf die Frauen-Verschleierung- Praline also die Verpackte oder die Angebissene-Welche würden sie nehmen?



    Diese Selbstverständlichkeit beim Erzählen- abartig!

    • @Ringelnatz1:

      Die Frau als zu konsumierendes Ding.

      Wenns nicht so ernst wäre, könnte man ja scherzhaft fragen, ob er denn schonmal eine Praline 2 mal gegessen hat.

  • Ich finde die Grenze erst bei Schwulen zu ziehen schon etwas merkwürdig.

    Minderheiten diskriminieren ist das eine, aber Katar diskriminiert die Bevölkerungsmehrheit - die Frauen.

    Ach so, die gucken keinen Fußball?

    • @WeisNich:

      Frauenunterdrückung wird von einigen halt immer noch nicht gesehen oder ist auf Grund deren Normalität nicht erwähnenswert. Das regt mich und wohl auch andere Frauen enorm auf.

      • @resto:

        Mich als Mann auch - was natürlich in die Kategorie "Und so weiter. Was man dann so sagt, um sich als edle Seele zu zeigen" von Feddersen oben fallen dürfte (das Ärgerlichste: ist ja auch was dran! Andererseits - lieber nicht?)

        Ich finde, Menschenrechte sollten eine*n auch was angehen, wenn wan nicht unmittelbar selbst betroffen ist (der gestrige Gedenktag mahnt es doch deutlich an) - gerade flehen vor allen anderen Frauen aus dem Iran die Weltöffentlichkeit an, sie zu unterstützen - auf Twitter, Instacram usw. -, das Parlament da fordert Todesstrafen: das ist eigentlich nicht zu übersehen, und was Sie mit "Frauenunterdrückung wird von einigen halt immer noch nicht gesehen oder ist auf Grund deren Normalität nicht erwähnenswert" beschreiben, verwandelt sich in Hinsicht auf den Iran, aber eben gerade auch Katar, in eine Art ethnologischen Blick, der sich ungerührt gibt: Zuwarten, bis diese innerislamischen (womöglich auch noch 'Achtung: Religionsfreiheit!') "gelöst" sind.

        Also die WM vorbei, das LNG auf dem Weg zu den neuenTerminals, der Aufstand im Iran blutig niedergeschlagen, aber das Atomabkommen wieder auf dem Weg, und Geflüchtete werden per Pushbacks, die die Regierung mitfinanziert taz.de/Fluchtroute...n-Balkan/!5890399/ auch nicht lästig ...

        Und was dann z.B. andauernde Femizide www.ndr.de/kultur/...en,femizid100.html hierzulande angeht, im Vergleich zu Katar, dem Iran ...

        Sollten wan sich nicht drauf einlassen.

      • @resto:

        Es geht um Homosexualität, da sind übrigens auch Frauen mit enthalten!

        • @Hannah Remark:

          Das ist eine steile These. Alle Frauen sind schwul?

          Scherz beiseite: Ich finde die WM dort daneben, weil ich die Kultur Katars im Umgang mit Frauen skandalös finde. Den Umgang mit Homosexuellen auch, aber die sind nun mal nicht die größte Gruppe, die dort misshandelt wird.

          Und dass da niemand hinfährt, weil er schwul oder lesbisch ist, ist für mich selbstverständlich, denn da soll niemand hinfahren.

          • @WeisNich:

            Bitte beachten: Homosexuelle Frauen sind lesbisch, nicht schwul.

            Und im Endeffekt geht es um Artikel 2 der AEMR 1948. Da wird die Diskriminierung von Frauen deutlich ausgeschlossen, Homosexuelle fallen da unter die catch all Formel sonstige Umstände. Also die Menschenrechtsorganisationen setzen sich für die Umsetzung des Artikels 2 AEMR ein. Da sind dann Frauen schon vorranigig eingeschlossen.

            Und heterosexuelle Frauen sollen dort hinfahren?

  • Inhaltlich alles richtig!



    Aber:



    Die Doppelmoral der Deutschen auf den Punkt gebracht und alle meine Vorurteile gegen mein "Heimatland" bestätigt, am Deutschen Wesen soll die Welt genesen: Derlei offensiver Artikel mal als Habeck Flüssiggas dort eingekauft hat, oder wir seit xund30 Jahren beste Geschäfte mit den Jungs dort machen. Jetzt hat Deutschland was beizutragen mit Kritik und Boykottgedöns auf Fußballebene! Wie mutig! Wenn die uns den Energiehahn abdrehen höre ich schon wie das alles nicht so gemeint war und anderer Kulturkreis und es braucht noch etwas Zeit... und genau diese Doppelmoral, die finde ich abstoßend.



    Warum können und wollen wir, wenn wir was zurecht kritisieren nicht mit unangenehmen Folgen umgehen? Kritik, nur wenn es bequem bleibt...na dann!

    • @Tom Farmer:

      Ja. Wobei unsere Politik (und Bevölkerung hier in Teilen) auch extrem lächerlich ist indem sie bei Antifeministen und LGBT-Hassern in den USA (immerhin ein Großteil der Republikaner!) fest die Augen zukneifen. Nur weil die keine Ghalabea tragen und man sie versteht. Ich finde die genauso zum abgewöhnen.

    • @Tom Farmer:

      Richtig. Gilt auch für Iran. Solange wir abhängig sind -letztlich von unsrere Gier - sind unsere Drohungen mit irgdwelchen Konsequenzen bei Nichtbeachtung der Menschenrechte unglaubwürdig. Und gefährlich, wenn man weder Atomwaffen noch eine starke Bundeswehr hat. Die USA haben keinen Bock mehr, den grossen Bruder zu spielen, denn sie haben eigene Probleme.

      • @Matt Gekachelt:

        Für die USA , als Imperalenstaat- Weltmacht, sind alle Probleme auf diesem Erdball einschließlich dem Weltall - eigene Probleme !

        • @Alex_der_Wunderer:

          Gut!



          Cui bono? Das gilt nicht nur beim Lösen von Problemen.



          Eine gewisse Elastizität bei der Wahl der Bündnispartnerinnen ist da von Vorteil. Nachteilig ist eher, von Freundschaft zu sprechen, bzw. in der Kategorie Freundschaft zu denken.



          Nachteilig ist auch, immer erst zu schielen, was der Bündnispartner wohl denken mag..



          Emanzipierung ist nicht nur im sozialen Bereich das Mittel der Wahl.



          Dazu muss jedoch das System _verstanden_ werden, was eine gewisse Fähigkeit zum komplexen Denken und zum Analysieren voraussetzt.



          Leider oft nicht gut ausgebildet.

          Just my 2cents.

  • in dieser ganzen geschichte sollte der fokus auf der FIFA liegen. auf diesen voellig maroden korrupten laden, alle wissen bescheid.



    dass ein arabischen land, mit seinen - im vergleich - archaischen strukturen, nun auch mal die ´groesste party der welt´ (FIFA) auch mal ausrichten darf kann soll, finde ich im grunde sehr positiv. dass der fokus mal von der ersten welt weicht, und wir uns alle ein bisschen mehr als gleichwertige weltgemeinschaft fuehlen duerfen. andere laender, andere sitten. im guten wie im schlechten. wir koennen alle nur voneinander lernen. es gebuehrt auch erstmal sowieso immer ein gorsses mass an respekt als gast gegenueber dem gastgeber. von daher auch einmal ´danke´fuer die die gastfreundschaft.



    dass katar wohl auch schwer korrupt ist, ein unfassbar schwerreiche elite hat, die alles regiert und bestimmt und dort keine demokratie im sinne des 21. jahrhunderts der westlichen welt herrscht, ist ja klar. und dass die viele tode der arbeiter dort angeprangert werden, auch die menschenrechtslage, ist notwendig. mir fehlen nur die zwischentoene, keine reflektion, dass wir in deutschland die ehe fuer alle z.b. erst seit ein paar jahren haben, und vorher der grossteil der politik das auch vehement verhindert hat. dass UK und USA wahlsysteme haben, die keinen demokratiestresstest mehr ueberstehen. dass auch hier viel ungelichheit herrscht, und noch viel aufzuraeumen ist. der kampf fuer LGBTQI+ rechte ist ein stetiger, und noch 1969 wurden queere menschen in den USA von der polizei verpruegelt. in italien werden homosexuelle umgebracht. in serbien wird die europride verboten. 2022. also alle mal ganz kurz durchatmen, und vielleicht auch minimal etwas mehr respekt fuer die menschen mit bringen, die eben in anderen kulturen leben und auch anders denken.



    everybody say love.

  • Katar zum einen



    und die gesamte Fifa zum anderen



    ist meines erachtens für alle



    vernunftbegabten Menschen eine NO-Go-Area!

  • Es gibt kein einziges Land auf der Welt, in dem die LGBT-Community unterdrückt wird, aber andere Freiheiten und demokratischen Rechte gewährt werden. Wer Homosexuelle hasst, der hasst viele andere Gruppen auch, beispielsweise Ausländer, Juden, Umweltaktivisten, Frauenrechtler, Linke, generell alle Demokraten und so weiter...

    • @Teo65:

      Nicht "Frauenrechtler " sondern Frauen.

  • Das schlimme aus meiner Sicht ist hierbei, dass das Interview einfach so unterbrochen wurde, nach der schwulenfeindlichen Aussage, anstatt Paroli zu bieten.

    Wisst ihr, was das bedeutet?

    Khalid Salman wird erhobenen Hauptes weitergehen. Die anderen haben aus seiner Sicht klein beigegeben und darf dann übers ganze Gesicht strahlen. Homosexuellenfeindlichkeit funktioniert aus seiner Sicht und wird weiterhin praktiziert.

    Und nein, man darf eben NICHT denken, was man will. Zum Teil ist das, was man denkt, Volksverhetzung, was zumindest in unserem Strafgesetzbuch mit Strafen belegt wird (Judenfeindlichkeit als Beispiel). Nun werden wir als Gesellschaft Khalid Salman nicht mit Geldstrafen oder Gefängnis belegen können, der ist wahrscheinlich zu reich für so etwas. Doch Fußballmannschaften können ein Signal setzen, wenn sie mutig genug sind, z.B. Armbinden zu tragen oder ein politisches Banner vor dem Spiel zu entrollen. Die Crème de la Crème ist es ein Spiel, am besten das WM-Finale, zu boykottieren.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Damit haben Sie durchaus recht. Wie boykottieren selbstverständlich nicht nur die WM, sondern auch die staatliche Airline - und gucken (auch wenn's wohl kaum Auswirkungen haben wird) die Übertragung nicht an.

      Gleichzeitig muß man aber bedenken, daß das alles nur die durch die ZDF-Reportage-Reihe ins öffentliche Bewußtsein gehoben wurde - ist doch schon was. Und daß die gleich zweifach unterdrückten Menschen in Katar unglaubliches erleiden müssen:

      Man hat mich auf einen Bericht in der Zeitschrift queer aufmerksam gemacht, in dem von einem schwulen Arbeiter von den Philippinen berichtet wird, der von einem türkischen Lockvogel in ein Hotel gelotst wurde, wo dann 5 (fünf!) katarische Sicherheitsdienstler auf ihn warteten.

      Der Pinoy wurde von allen nacheinander vergewaltigt, danach ins Gefängnis gesteckt und nach dem Versuch einer Beschwerde des Landes verwiesen. Wie man hört ohne den noch ausstehenden Lohn.

      Das und vieles andere geht doch weit über alles hinaus, worüber man sich derzeit (richtigerweise) in Verbindung mit der WM aufregt. Katar ist ein absoluter Unrechtsstaat - und solche Untaten sind nicht durch kulturelle Unterschiede zu erklären oder gar zu rechtfertigen.

    • @Troll Eulenspiegel:

      "Und nein, man darf eben NICHT denken, was man will."



      Doch darf man!

  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Schwul sein sei ein „geistiger Schaden“.



    Sagt der katarische WM-Botschafter Khalid Salman.



    Wer hier einen "geistigen Schaden" hat, das liegt nach dieser Aussage ja wohl offen zutage.

  • Schwul sein sei ein „geistiger Schaden“.

    Das zeigt doch, wer tatsächlich den geistigen Schaden hat.



    Bei der Hitze Fußball zu spielen ist lebensgefährlich. Ich würde mich krank melden.

  • Eine WM in Khatar bedeutet, dass queere Sportler:innen in ein queerfeindliches Land reisen müssen, wenn sie teilnehmen wollen, oder? Was sagt das über die FIFA und die Funktoonäre aus, die für Khatar gestimmt haben?

  • Auf welch hohem Roß sitzen wir hier eigentlich?



    Bis zum 11. Juni 1994 war Homosexualität gemäß $ 175 StGB auch in Deutschland noch eine Straftat. Die arabische Länder sind uns in der Zeit noch hinterher, ein gewisser Wandel ist jedoch langsam erkennbar.



    Es ist richtig Katar für diese Aussage zu kritisieren, aber es erscheint mit sehr vom hohen Roß herab zu sein.



    Ganz unabhängig davon sollte man die WM aus vielen anderen Gründen schon boykottieren, den ausgebeuteten und verstorbenen Arbeiter wegen zum Beispiel.

    • @Rudi Hamm:

      Ist noch gar nicht so lange her da verließen Homosexuelle das homophobe Europa und ließen sich im vergleichsweise toleranten muslimischen Nordafrika nieder. Wir sollten mit Vorverurteilungen etwas vorsichtiger sein würde ich sagen.

    • @Rudi Hamm:

      "Bis zum 11. Juni 1994 war Homosexualität gemäß $ 175 StGB auch in Deutschland noch eine Straftat"



      Selbst Sigmar Gabriel hat mittlerweile eingesehen, dass diese Aussage falsch ist. Vgl. taz.de/Menschenrec...in-Katar/!5891519/



      Homosexuelle Handlungen unter erwachsenen Männern wurden in D bereits 1969 entkriminalisiert. Das ist jetzt mehr als ein halbes Jahrhundert her.

      • @mats:

        Bis 11. Juni 1994 blieb es verboten, wenn eine der beiden Personen unter 18 war. Bei Heterosexuellen war die Grenze 14 Jahre.



        Also waren Homosexuelle, sofern einer unter 18 bis 1994 rechtlich noch benachteiligt.

        • @Rudi Hamm:

          Das ist so (und ja wohl auch allgemein bekannt). Und ohne das herunterzuspielen ist diese rechtliche Benachteiligung nach 1969 in D bei Weitem nicht das Gleiche wie die Androhung von Haftstrafen bis zu 7 Jahren oder öffentlicher Auspeitschung für einvernehmlichen Sex unter Erwachsenen, unter deren Deckmantel queere Menschen in Katar durch Polizei und Beamtenschaft erpresst, verschleppt, misshandelt und verfolgt werden.

      • @mats:

        De Islam entstand einige Jahrhunderte nach dem Christentum.



        Ein bischen Nachsicht sollten Sie schon üben.

        • @Suchender:

          Ich habe für viele Dinge Verständnis - und finde sie trotzdem menschenverachtend und widerwärtig sowie unbedingt und ausdauernd kritisierenswert.



          Der Islam ist in seiner Geschichte überhaupt nicht mit dem Christentum zu vergleichen. So etwas wie ein "finsteres Mittelalter" hat es im Islam niemals gegeben. Vielmehr knüpfte die islamische Kultur über ein Jahrtsusend lang an die erkenntnisoffene antike Gesellschaft an. Auch geschlechtliche Minderheiten hatten da durchaus ihren Platz - in Kunst und Literatur lange sogar einen prominenten. (Zu der Zeit wurden Schwule bei uns in Europa öffentlich verbrannt.)



          Das Erstarken der ultrareligiösen Hardliner im islamischen Raum begann erst zu Zeiten der Kolonialisierung. Und ich sehe nicht, warum man jene Hardliner aus der Verantwortung lassen sollte für menschenverachtende Praxis. Schließlich sind Wissenschaft und Erkenntnisstand für alle Völker und Kulturen gleichermaßen über die letzten 50, 100 Jahre fortgeschritten, das ist ja kein europäisch-westliches Geheimwissen. Und wenn es darum geht, das Auto reparieren zu lassen, greift man auch in Katar gerne auf den Fortschritt zurück und sagt nicht "das Auto ist vom Dämon besessen" oder einen anderen Blödsinn.



          Ich werde jedenfalls nicht aufhören, diese Widersprüche zu benennen - egal ob hier oder anderswo auf der Welt.

          • @mats:

            Und das ist auch gut so. Je mehr Menschen (ob nun weiß oder schwarz, schwul oder nicht, in Europa oder sonstwo) FÜR die Menschenrechte eintreten, umso "schneller" geht's voran mit den Schritt-für-Schritt-Veränderungen.

          • @mats:

            "Auch geschlechtliche Minderheiten hatten da durchaus ihren Platz - in Kunst und Literatur lange sogar einen prominenten."



            Falls sich dieser Satz auf die vorchristliche Antike bezieht mag das Stimmen - falls sie auch für die islamische Kultur gelten soll, möchte ich doch um Beweise bitten.

            Ibn ʿAbbas berichtete: „Der Prophet, (...) verfluchte die verweiblichten Männer und die vermännlichten Frauen und sagte: „Vertreibt sie aus euren Wohnungen!“ Der Prophet, Allahs Segen und Heil auf ihm, wies den Mann Soundso aus dem Haus, und ʿUmar wies ebenfalls die Frau Soundso aus dem Haus.“



            islamische-datenba...=70&min=20&show=10

            AbuHurayrah berichtet: der Gesandte Allahs (...) verfluchte den Mann der sich wie eine Frau kleidete und die Frau die sich wie ein Mann kleidete.



            quranx.com/Hadith/...ok-32/Hadith-4087/

            Abdullah ibn Abbas berichtete: Der Prophet (...) sagte: wenn irgendjemand tut, wie das Volk von Lot tat (=Homosexualität), tötet denjenigen der es tut und denjenigen dem es angetan wird.



            quranx.com/Hadith/...ok-38/Hadith-4447/

            • @Socrates:

              Für den Anfang empfehle ich einfach mal die Internetsuche "homoerotische Dichtung Islam", z.B. de.qantara.de/inha...wahnsinn-zur-beute



              Für Persien gibt es hier einen ausführlichen Überblick: www.iranicaonline..../homosexuality-iii



              Sowohl in arabischen als auch persischen Kulturen war die Päderastie nach antikem Vorbild gesellschaftlich etabliert (z.B. in der Armee). Insofern ist auch hier eine Fortsetzung der Antike zu erkennen, wie auch z.B. in der Wissenschaft.



              Ansonsten halte ich es für wenig zielführend, mit dem Finger auf Suren oder Hadithe zu zeigen, wenn man den historischen Kontext nicht berücksichtigt. Dazu empfehle ich die Schriften von Thomas Bauer, insbesondere "Die Kultur der Ambiguität"; für eilige: www.youtube.com/watch?v=_bU6pWCuHoQ

          • @mats:

            Ja, zumal auch Polen Russland Ungarn und wer auch immer demnach rückständig wäre. China sowieso. Indien? Denke mal Modi ist auch kein Freund von non-Heteros. Oh und ups: plötzlich ist dann, zumindest wenn man ganze Länder pauschal über einen Kamm schert, mehr als die Hälfte der Menschheit um Jahrhunderte zurück. Freunde, ihr macht euch das leider viel zu einfach und gewaltige Illusionen über die „moderne Menschheit“. Beste Grüße

            • @sachmah:

              Danke für Ihre Antwort. Genau, es ist eben nicht nur eine andere, vielleicht etwas rückständige Kultur, die diese menschenfeindliche Gewalt hervorbringt, die aber in sich durchaus ihre Berechtigung hätte. Sondern es ist eine jetzige, supermoderne Kultur voller eklatanter Widersprüche (Widersprüche, die bestimmte Menschen dieser Kultur ihr Wohlergehen, ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben kosten).

          • @mats:

            So etwas wie ein finsteres Mittelalter hat es auch in Europa nicht gegeben. In der Wissenschaft wird dieser Begriff seit Jahrzehnten aus gutem Grund nicht mehr verwendet. Der Ausdruck stammt übrigens von Petrarca für den jedes Zeitalter finster war in dem Rom nicht die Welt beherrschte. Keine besonders sympathische Interpretation der Geschichte für meinen Geschmack.

            • @Šarru-kīnu:

              Da haben Sie recht, der Begriff ist eigentlich untauglich. Wenn, dann sollte man von der "finsteren frühen Neuzeit" sprechen, die mit der Etablierung der Inquisition im 13. Jh. beginnt. Mit dieser beginnt u.a. auch die Jahrhunderte andauernde "Sodomiter"verfolgung. An den Folgeerkrankungen dieses Wahnsinns laborieren wir heute noch rum.



              Danke für den Hinweis.

              • @mats:

                Ist es nicht interessant, dass die einsetzende Verfolgung im 13. Jahrhundert etwas mit der Kreuzugspropaganda gegen den Islam zu tun hatte? Mohamed habe sodomitische Praktiken unter seinen Anhängern gefördert war ein in der Bevölkerung beliebter Vorwurf, der die Kirche schnell veranlasste schärfer gegen die vorher lange als erlässlich angesehene "Sünde" zu agitieren.



                Heute geht der Vorwurf genau in die andere Richtung. Ironie der Geschichte nehme ich an.

                • @Šarru-kīnu:

                  Danke für diesen Aspekt, den ich bisher nicht kannte.



                  Man sieht: "der" Islam, wie er aus Europa heraus fantasiert wird, ist nichts als ein Spiegel. Es ist halt immer schwieriger, sich mit selbst auseinanderzusetzen, als mit dem Finger auf das Fremde zu zeigen.



                  Aber fremd oder nicht: Mich interessiert nicht, welche Begründungen Katars Offizielle (oder andere Offizielle anderswo auf der Welt) vorbringen, warum dort Gruppen von Menschen drangsaliert werden. Es ist scheiße und sonst nix.

          • @mats:

            Na ja, nur durch das Wort hat sich der Islam auch nicht ausgebreitet. Den Westen alleine für die Auswüchse des Islam verantwortlich zu machen erinnert mich gerade stark an diejenigen die den Westen für den Ukrainekrieg verantwortlich machen.In beiden Fällen gilt, erstmal hat der Täter schuld.

            • @Suchender:

              Ich mache den Westen mitnichten verantwortlich für das Erstarken des Fundamentalismus im Islam. Es ist schlichtweg eine historische Tatsache, dass fundamtentalistische Strömungen erst mit der Kolonialisierung zu erstarken begannen. Historisch ist auch belegt, dass erst die Kolonialmächte durchsetzbare homophobe Gesetze in den islamischen Raum brachten. Es wäre also auch denkbar gewesen, jene Gesetze nach Ende der Kolonialzeit als "unislamisch" wieder abzuschaffen, wenn andere, gemäßigte Kräfte an der Macht gewesen wären.



              Die Sache ist komplexer als "Der oder jener hat Schuld!".

        • @Suchender:

          Richtig. Der Islam - zumindest der konservative - ist heute dort, wo die katholische Kirche vor 500 Jahren war.