piwik no script img

Kampf gegen CoronaStillstand für Europa

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

So schnell wie möglich muss das öffentliche Leben noch weiter eingeschränkt werden. In gut einer Woche hat Deutschland italienische Zustände.

Die Autobahn in Brandenburg ist komplett leer, nachdem Polen die Grenzen geschlossen hat Foto: Patrick Pleul/dpa

K neipen müssen schließen, Veranstaltungen sind abgesagt, bundesweit werden in den nächsten zwei Tagen so gut wie alle Schulen und Kitas ihre Pforten schließen. Wer gestern noch dachte, die Ausbreitung des Coronavirus betreffe vor allem das ferne China mit seinem fragwürdigem Regime oder ein so chaotisch geführtes Land wie Italien, dürfte jetzt eines Besseren belehrt werden. Deutschland erlebt die drastischsten Einschnitte seit der Ölkrise von 1973. Trotzdem reicht es noch immer nicht.

Alle jetzt getroffenen Maßnahmen werden sich in den Fallzahlen frühestens in neun Tagen widerspiegeln. So lange dauert es, bis jemand, der sich heute ansteckt, krank wird und ein positives Laborergebnis zurückbekommt. Vorläufig werden wir also weiter einen steilen Anstieg der Fallzahlen sehen. Bislang zählten wir alle zwei bis drei Tage eine Verdopplung.

Bei aktuell rund 5.000 bestätigten Corona-Fällen in Deutschland wird die Zahl dann auf über 40.000* steigen, was ziemlich genau italienischen Verhältnissen entspricht. Deutschland mag zwar über einige Tausend Intensivpflegebetten mehr verfügen als Italien, doch schon beim medizinischen Personal könnte es ähnlich eng werden. Denn Ärzte und Pflegekräfte gab es schon vor dieser Krise zu wenig. Auch das deutsche Gesundheitssystem wird in den nächsten Wochen dramatisch an seine Grenzen stoßen.

Um es nicht noch weiter zu überfordern, bedarf es daher dringend weiterer drastischer Maßnahmen. Der private Reiseverkehr sollte komplett eingestellt, der Nahverkehr auf ein Minimum reduziert werden. Fabriken und Betriebe, die für die Grundversorgung in den kommenden Wochen nicht dringend benötigt werden, sowie Geschäfte sollten schließen, Restaurants nur noch der Außerhausverkauf erlaubt werden.

Damit die Versorgung nicht zusammenbricht, müssen Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Arztpraxen weiter geöffnet bleiben. Ansonsten muss eine weitgehende Ausgangssperre, wie es jetzt schon in Italien und Spanien der Fall ist, verhängt werden. Vielleicht brauchen wir nicht gleich chinesische Verhältnisse, wo Ordnungskräfte Menschen auf der Straße regelrecht gejagt haben. Trotzdem stellen derartige Maßnahmen einen massiven Eingriff in unsere Persönlichkeitsrechte dar.

Leichte Sprache

Infos über das Corona-Virus in Leichter Sprache gibt es auf https://www.bundesregierung.de/breg-de/leichte-sprache/corona-virus

So oder so werden wir in den nächsten Wochen wirtschaftliche Einbußen erleben, und wir werden auf liebgewonnene Gewohnheiten verzichten müssen. All das dient keineswegs nur dazu, alte und kranke Menschen, zu schützen, sondern uns alle. Wird die Ausbreitung des Virus in den kommenden Wochen nicht erheblich verlangsamt, gerät jeder von uns, der auf medizinische Hilfe angewiesen ist, in Lebensgefahr.

Auf die nächsten Tage kommt es an. Je länger wir zögern, desto dramatischer wird es für unser Gesundheitssystem und damit für uns. Deswegen: Shutdown Europa, jetzt sofort!

* In einer früheren Version stand dort 15.000, wir bitten den Rechenfehler zu entschuldigen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
Mehr zum Thema

33 Kommentare

 / 
  • Ich hab das auch immer geschrieben:



    Kapitalismus abschaffen jetzt sofort!



    Das will aber niemand, sondern nur kosmetische Reformen.



    People over profits!

  • die deutschen sollten sich nur nicht wieder in ihrem organisatioswahn verlieren, wo sie sicher klar ein großes talent haben. aber da reden immer zuviele mit. wenn sich alles in kleineren kreisen abspielt wegen ansteckungsgefahr, ist das virus auch irgendwann besiegt keine angst, dann kommen auf einen corona nicht mehr 3 weitere. ich weiss nähmlich nicht was warten auf den impfstoff bedeuten soll. für die wirtschaftlichen einbussen haben wir zumindest ja noch genug rücklagen bei der schwarzen null, alte und kranke, auch wenn sie diesen zustand ehr gewohnt sind, sollten natürlich besonderes immer besondere aufmerksamkeit bekommen.

  • Ausgangssperre???



    Ist alles andere als ein Virustatikum.



    Hilft aber garantiert, die Abwehrkräfte erheblich zu schwächen.



    Was wir jetzt garantiert nicht brauchen, sind Paniker im Gewand von Experten, wenn Virologen unisono von Ausgangssperren abraten.



    Vernünftige Maßnahmen, an die sich gehalten wird und deren Einhaltung kontrolliert werden kann, sind gefragt.

  • Da gibt es einige Fragen, die ich nicht beantwortet bekomme und ich mir deshalb vielleicht selbst falsch beantworte.



    So, ob ich bedenkenlos andere pflegen darf, wenn ich die Grippe heil überstanden habe.Wäre doch wichtig, zu wissen, ob wir auf diese Weise in wenigen Wochen Pflegekräfte genug haben? Ich wäre jedenfalls bereit dazu...



    Vielleicht aber bin ich dann immer noch Träger abgeschwächter Erreger oder Bruchstücke davon, die ich auf andere übertragen kann, die diese aber nicht mehr schwer krank machen können?



    Sozusagen, wenn genug Zeit vergeht, hilft die Natur sich selbst? Fragezeichen?

    • @Bernd Schlüter:

      Ist ist wahrscheinlich, daß das Virus mutiert, und es zu mehreren Infektionswellen kommt, d.h. daß auch jemand, der einmal eine Infektion überstanden hat, sich mit dem mutierten Virus neu infizieren kann.

      Auch das normale Grippevirus mutiert.

    • @Bernd Schlüter:

      Noch ist leider völlig unklar, wie es mit der Immunität nach überstandener Krankheit aussieht. Das Virus ist ja neu. Wir haben keine Infos.

  • Ich empfehle im NDR den täglichen Podcast des Berliner Virologen! Panikmache und besserwisserische Schuldzuweisungen helfen nix, sie schaden.



    Extrem wenig hilfreich Ihr Beitrag. Hätte ich jetzt in der Taz nicht erwartet.

  • "Vielleicht brauchen wir nicht gleich chinesische Verhältnisse, wo Ordnungskräfte Menschen auf der Straße regelrecht gejagt haben."

    Ich hätte nichts gegen chinesische Verhältnisse, allerdings nur nicht gegen die in der Republik China.

    Da ist man mit dem notwendigen Augenmaß vorgegangen und hat meiner Meinung nach eine gute Balance gefunden.

    Die Maßnahmen, die Winni Puh an der Macht halten sollen, dem sind die Leute egal, die Kontrolle auch solcher Situationen ist für ihn eine Machtfrage, hier anzuwenden, ist meiner Meinung nach nicht zielführend.

  • Zitat: "Bei aktuell rund 5.000 bestätigten Corona-Fällen in Deutschland wird die Zahl dann auf über 15.000 steigen, was ziemlich genau italienischen Verhältnissen entspricht."



    Der Vergleich ist so nicht stichhaltig, da er die Dunkelziffer außer Acht lässt. Die ist zwar aus Prinzip dunkel, aber dass zwischen der Dunkelziffer in Italien und der in Deutschland ein großer Unterschied besteht, kann man an der Anzahl der Todesfälle ablesen.

  • Sicher ist Stillstand auf dem Europäischen Kontinent, aber ein weiter so wollten doch sowieso immer weniger der 720 Millionen Europäer/innen. Das der Kontinent sich in einem Zustand der Schwerelosigkeit befindet, beinhaltet die außergewöhnlich und vielleicht einmalige Chance uns besinnen und die Lehren aus den bisherigen Fehlern zu ziehen.

  • 0G
    05344 (Profil gelöscht)

    Ja, die Dramatik ist bereits schon überwältigend. Das Potenzial ist enorm, genau wie die Gefahr. Die Situation ist eine ganz andere, während die Umstände sich kaum je ändern lassen dürften, meines Erachtens. Wenn ich nur weiß, was zu tun ist, dann werde ich es tun.

  • Lieber Herr Lee, vielen Dank für Ihren Kommentar, der noch mal sehr gut verdeutlich, dass es nun wirklich auf jeden Tag ankommt, um Menschenleben zu retten!



    Exponentielles Wachstum ist für Menschen nur schwer begreifbar, daher kommt wohl die bei nach wie vor recht vielen Menschen zu beobachtende Skepsis bezüglich der Notwendigkeit der drastischen Maßnahmen. Auch Ihnen ist bei der Berechnung der Infektoinsrate ein Fehler unterlaufen - die Zahlen sind viel höher, als Sie schreiben. Bei einer Verdoppelung der Infektionen alle 2-3 Tagen bedeutet das bei einer aktuellen Zahl von 5.000 Infizierten, dass es in drei Tagen (ich gehe mal von der langsameren Verdopplung aus) 10.000 Infizierte, in sechs Tagen 20.000 und in neun Tagen mindestens 40.000 Infizierte sind. Sofern die Infektionsrate sich nicht ändert. Bei einer Verdopplung alle zwei Tage sind es bei den neun Tagen, bis heute eingesetzte Maßnahmen greifen, sogar über 100.000 Infizierte...



    Gewisse Parallelen zur Leugnung der Klimakrise sind da durchaus festzustellen, aus denselben Gründen: um sich bloß nicht verändern zu müssen, versucht man nicht mal, die Dringlichkeit und Komplexität des Problems zu verstehen, sondern meint, es käme ja dann doch alles nicht so schlimm wie befürchtet. Aber das Gegenteil ist der Fall: Je länger wir glauben, dass alles ja doch nicht so schlimm ist, um so härter trifft uns die Krise letztlich. Untätigkeit und "Augenzu"-Mentalität bringt uns nicht weiter, Anpassung an neue Rahmenbedingungen und solidarisches Handeln sind die Mittel der Wahl - hoffentlich ist das eine Lernerfahrung, die wir aus der Corona- für die Bewältigung der Klimakrise (und der vielen anderen Krisen) mitnehmen können!

  • Ich hab es geahnt, jetzt geht es los mit den "Das Ende ist nah!" Rufen. Worin, um alles in der Welt, besteht das Infektionsrisiko, wenn jemand draußen spazieren geht, allein, oder mit Familienmitgliedern mit denen man schon am Frühstückstisch zusammengesessen oder im Bett gelegen hat? Wenn man den Empfehlungen der Virologen und des RKI folgt, z.B. einen Abstand von 2 oder 3 Metern zu anderen Menschen hält?

    Was hat noch gefehlt? Richtig, Fenster und Türen geschlossen halten! Es könnte ja ein Infizierter vor dem Haus vorbei laufen. Oder kommt dieser kluge Rat erst in einem späteren Kommentar?

    • @Drabiniok Dieter:

      Ja, ich verstehe auch nicht, warum man nicht mit dem Hund Gassi gehen darf. Klingt so, als würde der Virus über die den Sauerstoff verbreitet werden.

    • @Drabiniok Dieter:

      Ich finde es ebenfalls grenzwertig was jetzt an Maßnahmen getroffen wird.

      Es ist nicht der Weltuntergang der bevorsteht. Ein paar Menschen werden sterben, natürlich, aber muss dafür das gesamte Leben stillstehen? Was ist mit den ganzen Existenzen die zerstört werden wegen den wirtschaftlichen Folgen? Kneipen, Restaurants, Künstler die potentiell in den Ruin getrieben werden wenn das hier über Wochen und Monate gehen wird.

      Maßnahmen ja, aber mit Augenmaß. Erst wollte man gar nichts machen, letztes Wochenende wurden noch alle Bundesligaspiele vor Publikum ausgetragen und jetzt müssen alle zuhause bleiben und die Grenzen werden geschlossen. Was denn nun?

      • @Franco:

        Es heißt 60 - 70 Prozent der Bevölkerung werden sich infizieren, das sind mindestens 48 Millionen.

        Bei 80 Prozent ist der Verlauf mild, bei 20 Prozent nicht. Bei 14 Prozent ist er schwer, bei 6 Prozent sehr schwer, also öfter tödlich.

        Wenn ich richtig gerechnet habe, sind das 2,8 Millionen Menschen. Nicht der Weltuntergang, aber doch auch kein Spaziergang.

        Viele alte Menschen, die Sie jetzt noch kennen, sind dann tot.

    • @Drabiniok Dieter:

      Türklinken. Es gibt auch ein paar Leute, die müssen arbeiten und sich einem deutlich erhöhten Risiko aussetzen.

  • Felix Lee ist zu danken für seine Klarsicht: Die Diagnose und die Therapievorschläge des Autors dürften realistisch und angemessen sein.

    Alles muß darum gehen, den Anstieg der Neuinfektionen zu verlangsamen - um die bestehenden medizinischen Strukturen nicht vollends zu überlasten (Intensivstationen sind auch für andere Krankheiten als Corona erforderlich), und um Zeit zu gewinnen, für die Entwicklung neuer Medikamente, präventive: Impfstoffe, und kurative: Medikamente (das könnte schneller gehen). Die Forschung läuft offenbar auf Hochtouren.

    www.tagesspiegel.d...mmen/25637470.html

  • > Und auch 6 Millionen Grippe-Infizierte waren 2004/2005 kein Problem in Deutschland für die Gesundheitssysteme.

    Von denen sind aber nicht 5 oder 6 Prozent gestorben, wie jetzt in Italien. 5 Prozent von 6 Millionen sind 300000 Menschen, die sterben würden. Außerdem haben wir eine teilweise Immunität gegen Grippe, weil das Grippevirus zwar mutiert, aber langsam. Es ist also keineswegs gesagt. dass es bei 6 Millionen bleibt - es können sich auch 40 oder 50 Millionen Menschen infizieren, bis zu 70 oder 80 % der Bevölkerung.

    Das ist NICHT hypothetisch, das ist einfach das was passiert wenn die bisherige Entwicklung naturgesetzmäßig weiter geht und keine Maßnahmen getroffen werden, die die Verbreitung wirksam eindämmen. Auch der Pockenerreger führt "nur" zu einer Todesrate von 2 %. Trotzdem haben Pockeninfektionen aus genau dem gleichen Grund nach der "Entdeckung" Amerikas im 16. Jahrhundert ganze Völker und Zivilisationen ausgerottet - weil den Menschen der Immunschutz fehlte, genau wie uns jetzt.

    > Ich fühle mich wie ein Statist in einem Endzeit/Katastrophenfilm.

    Geht mir auch so. Es sind besondere Zeiten, die besondere Maßnahmen verlangen. Zum Glück sind wir als (manchmal) vernunftbegabte Spezies



    dazu in der Lage, uns angemessen und rational zu verhalten.

    Übrigens wenn Sie sich mal ein wenig mit Erdgeschichte beschäftigen, werden Sie sehen, dass das Leben auf der Erde eine ganze Reihe große Krisen (Extinction Events) durchgemacht hat, und Krisen durchaus dazu gehören zur Geschichte des Lebens. Was wir neu mitbringen, ist unsere kollektive Intelligenz, die verhindern könnte, dass sich die Katastrophe der Pandemie von 1918 nochmal fast gleich wiederholt.

    > Aber was ich denke ist, dass die weltweiten Maßnahmen zur EINDÄMMUNG des Virus dazu führen werden, dass die weltweite Ordnung ausser Kraft gesetzt wird.

    Nein. Mehrere Millionen Tote in Deutschland würden unaussprechliches Leid bedeuten. Aber zum Zusammenbruch der Gesellschaft werden sie nicht führen.

    • @jox:

      Ihre Mortabilitätsrate ist etwas hoch angesetzt.



      Vermutlich werden 6% der Infizierten ins Krankenhaus eingeliefert, was dann zu einem Kollaps des Gesundheitssystem führt. Aber die Mortabilität ist derzeit nicht bei 6%.

      Die Besten Werte dafür liefert wahrscheinlich Südkorea, da dort ein großer Teil der Bevölkerung getestet wurde. Hier zulande werden vermutlich einfach viele sich nie testen lassen und nie in die Statistik fallen. Aber alle die sich nicht testen lassen und überleben gehören ja zu den Infizierten und überlebenden.

      In Südkorea liegt die Mortabilität bei 0,4-0,9%. Was aber auch an einem guten Gesundheitssystem liegen könnte. Hier in Deutschland haben wir halt sehr wenig kapazitäten frei.

  • "Auch ohne Virus, am Ende des Tages sind wir tot."

    Na ja, nen Monat werden wir schon noch haben......

  • „So oder so werden wir in den nächsten Wochen wirtschaftliche Einbußen erleben, …“



    Irgendwo las ich eine noch schärfere Schlagzeile: „Globaler Virus bricht globalem Kapitalismus das Genick!“. Dass dieser Satz bereits als Tatsache formuliert wurde, finde ich etwas voreilig (oder als Wunschdenken?). Vor einem „Genickbruch“ des Kapitalismus habe ich keine Angst, wohl aber davor, dass dann höchstwahrscheinlich kein Nachfolge-System bereitsteht! Hartgesottene DDR-Nostalgiker werden die Wiedererweckung des abgewirtschafteten sozialistischen Planwirtschafts-System fordern – bloß nicht! Überall wo dieses System praktiziert wurde, war u. a. allumfassende Mangelwirtschaft die Folge.



    Also, liebe Kapitalismuskritiker, an die Arbeit! Denkt euch erstmal ein Wirtschaftssystem aus, das alle Risiken und Nebenwirkungen bisheriger Wirtschaftssysteme vermeidet und keine neuen mit sich bringt. Und das anwendungsbereit in der Schublage liegt, wenn es soweit ist.



    Denn eine Wirtschaft ohne Wirtschaftssystem funktioniert genauso wenig, wie ein Computer ohne Betriebssystem!

  • Danke, die Vehemenz ihrer Aussagen hätte ich mir beim Thema Klima gewünscht. :) Nur mal eben zur Erinnerung: es ist egal, ob wir alle dieses Grippe-Virus überleben oder an Folgerisiken abkratzen, weil intensivmedizinische Versorgung nicht mehr für alle Bedürftigen möglich ist. Nach dieser Pandemie bleiben uns auf jeden Fall noch die drohende Erwärmung der Erdatmosphäre oder der Rückgang der Artenvielfalt und die weiter voranschleichende Abtötung unserer Umwelt. Tolle Aussichten? Perspektivverschiebung!

    Die meisten Sätze aus ihrem Artikel könnte man auch für das Thema Klima nutzen. zB: "Um es nicht noch weiter zu überfordern, bedarf es daher dringend weiterer drastischer Maßnahmen. Der private Reiseverkehr sollte komplett eingestellt, der Nahverkehr auf ein Minimum reduziert werden. [...] ...stellen derartige Maßnahmen einen massiven Eingriff in unsere Persönlichkeitsrechte dar. [...] ...Je länger wir zögern, desto dramatischer wird es für uns. Deshalb jetzt: ... "

    - Kohleverarbeitung stoppen



    - Herstellung fossiler Brennstoffe stoppen



    - Installation oder schleichende Einführung eines lokalen Wirtschaftsystems



    - Zentral gesteuerte Landwirtschaft



    - Fleischproduktion wird per Senatsbeschluss auf 250 gr / Kopf / Monat gedrosselt



    - Individualverkehr einschränken / Community-Autos



    - Zentral gesteuertes Gesundheitssystem



    - Verbot von gentechnisch verändertem Saatgut



    - Verbot aller in Verdacht stehender krebserregender Stoffe bzgl. Lebensmittel



    - und was eben aus Sicht von Leuten, die sich wirklich damit auskennen, noch alles an Maßnahmen passieren müsste, um diese Erde auch über das Coronavirus hinaus nicht noch weiter irreversibel zu schädigen.

    Ich kanns kaum erwarten, bis dieses Virus immonologisch so festgesetzt wurde, bis die Medien sich endlich wieder wichtigen ernsthaft existenzbedrohenden Themen widmen können! Zumindest hat die Summe aller Medienberichte bei den Leuten ausgelöst, was ziemlich mächtig iB auf gravierende Veränderungen zu sein scheint: Angst.

    M.

    • @Maiskolben:

      - Fleischproduktion wird per Senatsbeschluss auf 250 gr / Kopf / Monat gedrosselt

      Meinen Sie den Imperialen oder den Galaktischen Senat?

      • @Alexander Stein:

        den galaktischen natürlich, komische Frage!

  • Müssen! Sollen! Jetzt! Sofort! Imperative über Imperative. (...) Vielleicht brauchen wir nicht gleich chinesische Verhältnisse, wo Ordnungskräfte Menschen auf der Straße regelrecht gejagt haben. (...) VIELLEICHT? Ich weiß nicht. Worum geht es? In drei Tagen 15.000 Infizierte in Deutschland. Das ist wenig, wie ich finde. Und auch 6 Millionen Grippe-Infizierte waren 2004/2005 kein Problem in Deutschland für die Gesundheitssysteme. Zumindest hat man nichts davon mitbekommen. Ich komme bei allem jetzt nicht mehr mit. Ich fühle mich wie ein Statist in einem Endzeit/Katastrophenfilm. Das Drehbuch wird Stück für Stück abgearbeitet. Ich bin kein Freund der Verschwörungstheorien. Aber was ich denke ist, dass die weltweiten Maßnahmen zur EINDÄMMUNG des Virus dazu führen werden, dass die weltweite Ordnung ausser Kraft gesetzt wird. Das wird chaotische Verhältnisse nach sich ziehen, die sehr viel mehr Tote fordern werden als das Virus es am Ende des Tages getan hätte. Das alles hat soviel Potential und es gibt überhaupt keine kritischen Stimmen mehr in der Presse. Hätte man das Virus laufen lassen, weil es ja ohnehin am Ende laut der Virologen 60% bis 70% der Menschheit kriegen werden muss, dann hätte es natürlich einen Kollaps der Gesundheitssysteme zur Folge gehabt und auch viele Tote. So aber kollabiert am Ende alles. Ich bin Laie. Ich weiß. Und ich kann auch falsch liegen mit dem was ich denke. Aber ich vermisse bei diesem Geschehen den gesunden Menschenverstand. Und auch ist das Leben tödlich. Auch ohne Virus, am Ende des Tages sind wir tot. Die Angst davor ist für das alles jetzt verantwortlich.

    • @OSCILLATEWILDLY:

      Es ist richtig, dass auch der Shutdown ein Risiko ist, vor allem, wenn er lange dauert. Das Coronavirus ist deutlich ansteckender als das Influenzavirus und die Todesraten höher. Die Ansteckung läuft exponentiell, dh schon Ende April hätten wir Millionen Tote. Man muss jetzt etwas tun. Die autoritären Rufe sehe ich genauso skeptisch.

    • @OSCILLATEWILDLY:

      Ich fühle mich wie ein Statist in einem Endzeit/Katastrophenfilm

      Keine Panik! Der Einkauf von Toilettenpapier wird etwas schwierig und Aida Cruises stellt den Betrieb ein.

      Kann man verkraften.

      Das hier ist nicht "The Walking Dead" (auch wenn ich mir bezüglich der Gestalten nicht so sicher bin).

    • @OSCILLATEWILDLY:

      Exponentielle Systeme liegen vielen Menschen nicht (und Ihnen wohl auch nicht).



      Das Problem ist allerdings nicht neu.



      Lesen Sie einfach mal das verlinkte Märchen vom Reiskorn und dem Schachbrett.

      Danach bewerten Sie 15.000 Infizierte sicher komplett anders.

      www.martinroedel.de/25er/maerchen.htm

      Kleiner beunruhigender Fun-Fact: Im Moment verdoppeln sich die Infizierten in Deutschland etwa alle vier Tage.

    • @OSCILLATEWILDLY:

      Alle Maßnahmen versuchen im Moment, die Leben möglichst vieler Menschen zu retten, indem man die Ausbreitung der Krankheit verlangsamt (und nicht eindämmt).

      Eigentlich versuchen alle Regierungen nur, die Arschlöcher unter den Mitbürgern vom Reisen abzuhalten. Mehr nicht.

      Vielen Dank (z.B. von meiner 80jährigen Mutter) , das Ihnen die Maßnahmen zu lästig sind.

      Momentan arbeiten fast alle Leute noch.



      Das ALLES kollabiert, glauben Sie im Grunde nicht mal selbst. Wofür äußern Sie dann Ihre letztlich haltlosen Untergangsphantasien?

      Bisher spricht vieles dafür, das außer einer Pleite von Fluggesellschaften und TUI (und einiger Kneipen :-( ) wenig Chaos ausbrechen wird.



      Genau DAS ist aber eine eher gute Nachricht für den Planeten.

    • @OSCILLATEWILDLY:

      Neugierig bin ich schon: Auf welche Weise, denken Sie, wird die Eindämmung des Virus denn Tote zur Folge haben?



      Bisherige Nebeneffekte, die sich aus meiner Sicht in der westlichen Hemisphäre ankündigen, sind ja "nur" wirtschaftliche Schäden, verringerter CO2-Ausstoß und mehr Zeit zur Kontemplation ;-)

    • @OSCILLATEWILDLY:

      "Ich bin kein Freund der Verschwörungstheorien. Aber"

      Ich glaube, dieser Schnipsel fasst Ihren Beitrag gut zusammen. Vielleicht hätten Sie noch zwischen "bin" und "kein" ein emphatisches "ja" einfügen können, das hätt's rund gemacht.