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Israelischer Luftschlag in GazaBombardement von Flüchtlingscamp

Dutzende Menschen, darunter zwei Hamas-Köpfe, sollen in Rafah getötet worden sein. Eine Evakuierungsansage gab es nicht.

Rafah, 27. Mai: Menschen blicken auf die Zerstörungen nach einem israelischen Luftangriff auf ein Flüchtlingslager Foto: Jehad Alshrafi/dpa/ap

Jerusalem taz | In der Nacht auf Montag hat das israelische Militär einen Luftangriff auf das Flüchtlingscamp Tal al-Sultan im südlichen Gazastreifen geflogen. Nach Armeeangaben zielte der Luftschlag auf zwei Köpfe der Hamas: den Leiter terroristischer Aktivitäten im Westjordanland sowie einen Kämpfer höheren Rangs. Auf der Plattform X gab das Militär an: Der Luftschlag sei gegen „legitime Ziele“ erfolgt, auf Basis von „präzisen“ Informationen.

Bilder und Videos, die seit Sonntagabend über X, Telegram und weitere Plattformen geteilt werden, zeigen Tote mit fürchterlichen Verletzungen, einen großflächigen Brand, zerstörte Hütten und dicke Rauchschwaden. Nach Angaben der palästinensischen Autonomiebehörde wurden mindestens 27 Menschen getötet. Das israelische Militär erklärte: Man sei informiert worden, dass der Luftschlag zu einem Feuer geführt habe, in dem auch zahlreiche Zivilisten in der Gegend zu Schaden gekommen seien. Man untersuche den Fall.

Viele Nachrichtenagenturen zitieren den palästinensischen Halbmond und geben an, das getroffene Gebiet sei Teil einer ausgewiesenen humanitären Zone gewesen. Das israelische Militär hat den Gazastreifen in hunderte kleine Zonen aufgeteilt. Es fordert mit Flugblättern, X-Posts, SMS-Nachrichten und Anrufen die Bewohner der jeweils betroffenen Zonen auf, die Gegenden zu verlassen.

Das Camp Tal al-Sultan liegt in einer Zone, für die sich auf den Kanälen des israelischen Militärs keine solche Evakuierungsaufforderung finden lässt. Sie liegt aber auch nicht – entgegen den Angaben der Nachrichtenagenturen – in der humanitären Zone, die das israelische Militär auf seiner Website sowie seinen X-Kanälen ausgewiesen hat. Die letzte Veränderung dieser Zone ist fünf Tage her, damals wurde sie Richtung Norden und Osten erweitert, nicht aber Richtung Süden, wo sich Tal al-Sultan befindet.

Katar sieht Verhandlungen gefährdet

Hilfsorganisationen sowie die Vereinten Nationen kritisieren schon lange, dass es in Gaza keine wirklich sicheren Gebiete gebe. Die Luftschläge des Militärs richteten sich teils auch gegen Ziele in zumindest nicht zur Evakuierung aufgerufenen Zonen – so wie das Bombardement der vergangenen Nacht.

Das Golfemirat Katar, das zwischen Israel und der Hamas vermittelt, aber auch die Hamas-Führungsriege beherbergt, gab am Montag an, dass der Luftschlag die Wiederaufnahme der Gespräche über einen möglichen Geisel-Gefangenen-Austausch behindern könnte. Auch der EU-Außenpolitiker Josep Borrell warnte: Israel ignoriere das Zwischenurteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH) vom Freitag und treibe seine Militärkampagne in Südgaza weiter voran.

Nach Interpretation vieler Medien weist die IGH-Entscheidung Israel an, seine Offensive in Rafah zu beenden. Nach Israels Interpretation des schwammig formulierten Urteils betont es lediglich, dass die palästinensische Zivilbevölkerung auch bei einer Offensive besonders geschützt werden müsse. Außer, dass es den Fall untersuche, kommentierte das Militär die vielen Toten in Tal al-Sultan bisher nicht.

Anm. d. Red.: In einer früheren Version dieses Textes hieß es im Teaser, das Gebiet sei „aber auch keine Schutzzone“ gewesen. Dies bezog sich auf die von vielen Medien wiedergegebene Aussage des Roten Halbmondes, dass der Luftangriff in der von Israel ausgewiesenen humanitären Zone stattgefunden habe. Dies war nach unseren Recherchen nicht der Fall. Wir haben die entsprechende Stelle geändert.

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45 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • "Aber da es Palästinenser sind, ist das ja egal. Die können/müssen das hinnehmen."

    Es ist nicht egal, dass es Palästinenser sind. Welche Möglichkeiten gibt es, ihr Leid zu beenden, damit sie es nicht weiter hinnehmen können/müssen?

    Die naheliegende Lösung wäre, dass die Gaza-Hamas-palästinensische Seite kapituliert und nach Neuwahlen in Gaza und in Israel für beide Seiten ein Leben in Frieden und Sicherheit beginnt. Ein Anfang wäre es, keine Raketen mehr auf Israel zu schießen.

  • Danke, dass der Bericht so präzise formuliert ist, obwohl es oft schwer ist, alle Informationen zu durchblicken.



    Persönlich finde ich es absolut schrecklich, dass Zivilisten dieses immense Leid erleben.

    Wobei ich mir allerdings auch weltweit mehr Empörung darüber wünschen würde, dass sich Hamas-Führer in Flüchtlingslagern aufhalten und damit deren Sicherheit natürlich gefährden, ebenso wie sie Geiseln als "Schutzschild" nutzen. Wenn sie nicht wie Sinwar in Qatar im Luxus leben und sich dann offiziell sogar freuen, dass Söhne und Enkel den Märtyrertod sterben.

    www.rnd.de/politik...BO32TT75CG4TE.html

  • Eigentlich sehe ich schon das recht Israels die Hamas zu vernichten, da aber Israel es ja nicht schafft im Norden die Hamas dauerhaft zi vertreiben und keinerlei politischen Plan für Die Zeit danach hat weiß ich nicht was eine offensive im Süden jetzt soll. Immer weiter Menschen töten ohne Plan für den Tag danach reicht nicht.

    • @Machiavelli:

      Ich sehe es so wie Sie. Und es gibt politische Alternativen zu diesem Krieg, die auch für Israel langfristig eine Win-Win-Situation mit sich bringen würden. Mit der Fortsetzung des konfrontativen Weges werden nur beide Seiten verlieren.



      Ergebnisse würden vermutlich Jahrzehnte auf dich warten lassen, so verfahren ist die Situation, so tief die Gräben zwischen Israel und den Palästinensern. Sich jedoch erst einmal wieder in den Verhandlungsprozess zu begeben - was im Grunde seit dem Scheitern von Oslo nicht mehr ernsthaft erwogen wurde -, würde das Risiko der Wiederholung des 7. Oktober und des nachfolgenden Gaza-Krieges wahrscheinlich deutlich reduzieren.

  • „legitime Ziele“



    Wenn pro getötetem Hamas-Terrorist 12 Zivilisten sterben, dann würde ich dies nicht mehr als "legitim" bezeichnen, sondern als Völkerrechtswidrig.



    Der Terror der Hamas rechtfertigt nicht eine beliebig grausame Gegenwehr mit Zehntausenden Zivilisten als Opfer.

  • "Israel ignoriere das Zwischenurteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH) vom Freitag und treibe seine Militärkampagne in Südgaza weiter voran."

    Und auch hier erneut nur die Hälfte des Zwischenurteils. Der IGH hat auch die gegnerische Kriegspartei Gaza-Hamas-palästinensisch dazu aufgefordert, alle Geiseln sofort freizulassen. Das gehört meiner Meinung nach immer dazugesagt, wenn auf die andere Hälfte der Aufforderung des IGH verwiesen wird.

    Der Teil, der die jüdische/Israel-Seite betrifft, lässt evtl. einen gewissen Interpretationsspielraum zu, das kann ich als Nicht-Juristin nicht sicher einschätzen.



    Der Teil der an die Gaza-Hamas-palästinensische Seite gerichtet ist, ist meinem Verständnis nach eindeutig: Alle Geiseln sind sofort freizulassen. Aus meiner Sicht kein Interpretationsspielraum.

  • Das Ziel des Israelischen Militärs ist, Hamas komplett zu liquidieren.

    Wenn das zahlenmäßige Verhältnis zwischen getöteten Hamaskämpfern



    und gleichzeitig ermordeten zivilen Männern, Frauen und Kindern so bleibt, wird Israel bald die gesamte im Gazastreifen lebende Palästinensche Bevölkerung ausgerottet haben.

  • Tragisch, dass auch in den nachvollziehbarsten, vielleicht sogar notwendigen Militäraktionen immer wieder Zivilisten sterben.

  • Um zwei Menschen zu töten ein ein Flüchtlingslager zu bombardieren und den Tod von Geflüchteten, von Zivilisten einfach so zu akzeptieren, das ist Terror!

    • @Florian Henig:

      Wenn dort zwei hochrangige Militärs der Gaza-Hamas-palästinensischen Seite gelebt/sich aufgehalten haben, ist es naheliegend, meiner Meinung nach, dass sich diese Leute mit anderen Kämpfern umgeben haben bzw. mit "Bodyguards". Ich würde diese Menschen lieber vor Gericht sehen, kann aber akzeptieren, dass es für die jüdische/Israel-Seite nicht immer möglich ist, die Leute festzunehmen.

      Dass ein Brand ausgebrochen ist, dem auch andere Menschen zu Opfer fielen, ist furchtbar, aber meiner Meinung nach kein Terror.

      Ich frage mich, weshalb sich die Menschen aus Tal al-Sultan nicht in eine humanitäre Zone begeben haben, zumal sie wissen dürften, wer bei ihnen Unterschlupf sucht.

      Wurden sie evtl. aktiv daran gehindert?

    • @Florian Henig:

      Sich als führender Kopf einer Terrororganisation in einem Flüchtlingslager zu verstecken ist aber halt die Aufforderung und Inkaufnahme dessen…

    • @Florian Henig:

      Es wurde ein konkretes, hochwertiges Ziel angegriffen. Tragisch, dass es zu toten Zivilisten geführt hat. Und wenn auch durch ein folgendes Feuer.

      Die Verantwortung für all die Toten liegt ganz allein bei der Hamas. Die versteckt sich in der Zivilbevölkerung, die lagert Raketen in Kindergärten und befiehlt aus Krankenhäusern raus.

      • @Wonneproppen:

        Ah, die gute alte "See what you made me do" Rhetorik. Glauben Sie wirklich, die zieht noch irgendwo?

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Im Bericht: „Das israelische Militär hat den Gazastreifen in hunderte kleine Zonen aufgeteilt. Es fordert mit Flugblättern, X-Posts, SMS-Nachrichten und Anrufen die Bewohner der jeweils betroffenen Zonen auf, die Gegenden zu verlassen.“

    Als zahlreiche Qassam-Raketen am gestrigen Sonntag den Himmel über Tel Aviv trübten, erschienen sie ohne Vorwarnung. Nur der Iron Dome bewahrte die israelische Hauptstadt vor einem Blutbad. Eine Freundin aus Florentin erzählte mir heute Morgen, wie sie mit einem Rücksack als Kopfkissen einzuschlafen versuchte. Der Weg zum Luftschutzraum hat sie schon mehrmals im Eiltempo absolvieren müssen.

    Die meisten Israelis sind kaum darauf erpicht, über das palästinensische Volk zu herrschen. Nein, sie wollen endlich mal leben. Seit Monaten sind ca. 200.000 Israelis aus Furcht vor weiteren Terrorattacken seitens auf der Flucht. Geflohene im eigenen Lande.

    Parallellaufend sieht sich ein beachtlicher Teil der „Zivilbevölkerung“ Gazas dazu verdammt, das Zelt aufzuschlagen und ihr behelfsmäßiges Quartier ggf. mit schwerbewaffneten Hamas-Kombattanten zu teilen. Doch das ist die bittere Folge ihrer Wahlentscheidung 2006 und ihrer Jubeltänze am letzten 7. Oktober.

    • @Michaela Dudley:

      Als Fürsprecherin sollten sie in ihren Kommentaren zumindest berücksichtigen, dass die bisherige israelische Militärstrategie zur Zerstörung von 60% der Wohngebäude und zu mehreren zehntausenden von Toten in Gaza geführt hat.

      Der Ertrag dabei fiel mehr als bescheiden aus. Laut der Zeitschrift Politico gehen Analysten des US Geheimdienstes davon aus das bisher ein Drittel der Hamas Terroristen ausgeschaltet wurden und noch gut zwei Drittel der Tunnel intakt sind. Von der Befreiung der Geiseln ganz abgesehen.

      Addiert man noch die Vorwürfe wegen Verletzung des Völkerrechts (Aushungern der palästinensischen Bevölkerung etc) hinzu und berücksichtigt die laufenden Ermittlungen zur Misshandlung palästinensischer Gefangener in Sde Taiman kann man nur bilanzieren, dass die Verhältnismäßigkeit total ausser Kraft gesetzt wurde. Zu verdanken ist das u.a einer verfehlten Strategie des Militärs und der Regierung die allein darauf abziehlt eigene Verluste in Grenzen zu halten und auch dort auf Luftbombardements setzt, wo es auch der Einsatz von Spezialkräften getan hätte.

    • 2G
      2422 (Profil gelöscht)
      @Michaela Dudley:

      Die palästinensische Zivilbevölkerung in Anführungszeichen zu setzen und damit ihre Menschenrechte zu relativieren, das ist die deutsche Art von Vergangenheitsbewältigung.Was haben wir eigentlich gegen die AfD?

    • @Michaela Dudley:

      Danke für Ihren Kommentar Frau Dudley, ich kann Ihnen nur zustimmen!

    • @Michaela Dudley:

      "Doch das ist die bittere Folge ihrer Wahlentscheidung 2006 und ihrer Jubeltänze am letzten 7. Oktober."



      Klingt wie "Selbst schuld tote Kinder, dass eure Eltern Palästinenser sind."



      Nein, da bin ich nicht ihrer Meinung, Kinder sind IMMER unschuldige Opfer.

      • @Rudi Hamm:

        "... Kinder sind IMMER unschuldige Opfer."

        Da stimme ich Ihnen, wie sicherlich alle fühlenden Menschen und ganz sicher auch Michaela Dudley, zu. Und so unschuldig wie diese Kinder sind, müssen sie immer und überall auf dieser Welt die besch....... Entscheidungen ihrer Eltern und Großeltern mittragen und leiden am meisten darunter.

        Ich hoffe, dass nach dem Krieg für die Überlebenden auf beiden Seiten ein gutes, friedliches Leben in Sicherheit möglich ist.

    • @Michaela Dudley:

      Es besteht ein wichtiger Unterschied zwischen staatlichen Akteuren wie Israel und nicht-staatlichen Gruppen wie Hamas. Israel hat als souveräner Staat bestimmte Verpflichtungen im Rahmen des Völkerrechts, darunter die Achtung der Menschenrechte und der Schutz von Zivilisten während militärischer Aktionen. Hamas wird als terroristische Organisation eingestuft gerade wegen ihrer Verwicklung in Gewaltakte gegen Zivilisten und ihrer Ablehnung des Existenzrechts Israels. Was bedeutet das für Israels, wenn sie sich auf ähnliche Weise verhalten?

      Die schwerwiegenden Auswirkungen von Gewalt und Konflikten auf unschuldige Zivilisten dürfen nicht so einfach relativiert oder gerechtfertigt werden. Eine umfassende Lösung erfordert eine Anerkennung der legitimen Sicherheitsbedürfnisse beider Seiten sowie konstruktive Bemühungen zur Förderung von Frieden und Stabilität in der Region.

      • @MadCow:

        "Was bedeutet das für Israels, wenn sie sich auf ähnliche Weise verhalten?"

        Ich sehe kein ähnliches Verhalten auf der jüdischen/Israel-Seite und empfehle "eigentlich" jedem, der Ähnlichkeiten sieht, sich nochmal ein paar Fotos und Videos des 07.10.23 zum "Verhalten" der gegnerischen Kriegspartei und auch der "Parade der Geiseln" bei der Gaza-Hamas-palästinensischen Zivilbevölkerung anzusehen.

        "Die schwerwiegenden Auswirkungen von Gewalt und Konflikten auf unschuldige Zivilisten dürfen nicht so einfach relativiert oder gerechtfertigt werden."

        Ich habe den Eindruck, dass die jüdische/Israel-Seite das durchaus tut. Fehler und Fehlverhalten zugibt, sich entschuldigt, aufarbeitet und Soldaten auch vor Gericht stellt etc.. Bei der gegnerischen Kriegspartei sehe ich das alles nicht. Nicht einmal die Einsicht, dass der 07.10.23 ein Verbrechen war.

        Darf ich diese Einsicht erwarten?



        Ja, wenn ich die Menschen ernst und als fühlende, leidende Menschen wie mich selbst wahrnehme.

        Nein, wenn ich sie nicht ernst und nicht als fühlende, leidende Menschen wie mich selbst wahrnehme.

    • @Michaela Dudley:

      Ihre Empathielosigkeit gegenüber den Menschen Palästina ist immer wieder erschütternd. Und ganz sicher ist das nicht die Basis, um den Israelis je ein Leben in Frieden und Sicherheit zu ermöglichen.

      • @HRMe:

        Ich sehe im Beitrag von Michaela Dudley keine Empathielosigkeit, sondern eher das Bestreben, auch die gegnerische Kriegspartei mit in die Verantwortung zu nehmen.

        Aus meiner Sicht ist es eine Form der Entmündigung und, ja, auch Abwertung, so zu tun, als würden auf der gegnerischen Seite keine erwachsenen, verantwortlichen Menschen handeln.

      • @HRMe:

        Bombardierte Kinder in Flüchtlingslagern für eine Wahlentscheidung aus dem Jahr 2006 verantwortlich zu machen, hilft ganz sicher nicht.

        Und ich stimme Ihnen auch vollkommen zu:

        In solchen Situationen hilft empathieloses "Ihr seid Schuld" überhaupt nicht.

        Und warum Unbeteiligte immer eine Seite auswählen müssen, ist mir rätselhaft.

        • @Stavros:

          "Bombardierte Kinder in Flüchtlingslagern ..."

          Es wurden weder Kinder bombardiert noch ein Flüchtlingslager. Aber das wissen Sie vermutlich.

          "Und warum Unbeteiligte immer eine Seite auswählen müssen, ist mir rätselhaft."

          Das haben Sie mit Ihrem ersten Satz meiner Meinung nach auch und ich finde das vollkommen in Ordnung. Dazu kann man stehen.

          Es wird meiner Einschätzung nach schwierig, wenn man eine Seite ausgewählt hat und sich trotzdem für neutral hält. Das trübt den Blick auf die Wirklichkeit.

    • @Michaela Dudley:

      Die Kinder in Gaza, viele Frauen und auch Männer haben die gleichen Sorgen, sind zudem völlig (!) mittellos und hungern. Aber da es Palästinenser sind, ist das ja egal. Die können/müssen das hinnehmen. Sie haben halt falsch gewählt. Die Israelis haben alle richtig abgestimmt: Smotrich und Gvir sind herausragende Menschenfreunde, absolut neutral - oder?

    • @Michaela Dudley:

      „Die Entmenschlichung fängt mit dem Word an, die Emanzipierung aber auch“.



      Mitunter findet die Entmenschlichung auch mit ein paar Anführungszeichen an.

      • @guzman:

        Sie beziehen sich vermutlich auf ""Zivilbevölkerung""?

        Da die Kämpfer der Gaza-Hamas-palästinensischen Seite im Gegensatz zur gegnerischen Kriegspartei keine Uniformen tragen und auch ihre grünen Stirnbänder nicht umlegen, ist es tatsächlich schwer zwischen Zivilisten und Nicht-Zivilisten zu unterscheiden.

        Angeblich, ob das stimmt, weiß ich nicht, werden bei manchen Fotos die Waffen eines Kämpfers weggenommen, damit der Eindruck erweckt wird, es handle sich um einen Zivilisten. Ich wiederhole, ob das stimmt, weiß ich nicht; den Wahrheitsgehalt einer Behauptung/Nachricht zu prüfen, ist uns allen hier nicht möglich.

    • @Michaela Dudley:

      DANKE!Danke!



      Manche Kommentare hier sind unerträglich!

    • @Michaela Dudley:

      "Doch das ist die bittere Folge ihrer Wahlentscheidung 2006"



      Die Hamas regiert im Gazastreifen nicht aufgrund der Wahlen von 2006. Das damals gewählte Parlament wurde relativ bald danach aufgelöst, die damalige Regierung unter Haniyeh entlassen. Die Hamas regiert im Gazastreifen aufgrund eines bewaffneten Putschs.

      • @Francesco:

        Die Hamas regiert selbverständlich per demokratischer Legitimation. Die Fatah war nach ihrer eindeutigen Wahlniederlage nicht bereit ihre Macht an die vom Volk gewählte Hamas abzugeben. Daher der "Bruderkrieg". Auch wenn Ihnen die Wahrheit in Gaza oft nicht gefällt, sollten Sie anfangen sich mit der Realität zu konfrontieren und nicht versuchen hier Unwahrheiten zu verbreiten. Insbesondere nach den barbarischen Lustmorden und Vergewaltigsorgien durch Hamas, die Sie vermutlich für eine israelische Verschwörung halten, sind die Popularitätswerte der Hamas nochmal deutlich gestiegen. Das ist die Realität.

    • @Michaela Dudley:

      „Die meisten Israelis sind kaum darauf erpicht, über das palästinensische Volk zu herrschen. Nein, sie wollen endlich mal leben.“ deswegen muss das palästinensische Volk jetzt sterben? sind die Kinder dort auch nur Zivilisten in Anführungszeichen?

      • @guzman:

        ""„Die meisten Israelis sind kaum darauf erpicht, über das palästinensische Volk zu herrschen.""

        Das glaube ich tatsächlich.

        Was ich mich frage, ist, was die Menschen in Gaza wollen. Sie hatten 2005 meiner Einschätzung nach viele Möglichkeiten. In westlichen Medien wurde vom Singapur oder Paris des Nahen Osten gesprochen und geschrieben.

        Selbstverständlich ist mir bekannt, dass es - ab welchem Tag genau? - eine Luft- und Seeblockade gab. Trotz Recherchen konnte ich nicht zweifelsfrei erfahren, an welchem Tag flog die erste Rakete aus Gaza (was ich als Kriegserklärung definieren würde) und ab welchem Tag gab es die Luft- und Seeblockade. (Wobei die Blockade angesichts des Tunnelbaus und der vielen Waffen für einen jetzt bereits sieben Monate andauernden Krieg aus meiner Sicht keine wesentliche Einschränkung war.)

    • @Michaela Dudley:

      Hätte es nicht besser formulieren können. Die Verantwortung für all die Toten, sowohl in Israel im Oktober als auch jetzt bei der notwendigen Selbstverteidigung, liegt allein bei der Hamas.

      • @Wonneproppen:

        Generell sollte man vllt Zivilisten aus einem angreifenden Staat nicht mehr unter Schutz stellen. Schließlich ist immer das Oberhaupt oder eine Organisation des jeweiligen Landes schuld.



        Das macht es dann auch moralisch echt einfach, weil dann kann man tote Kinder auch recht einfach akzeptieren.

        Bei aller Abneigung gegen die Hamas. die Sichtweise finde ich nicht viel besser wie die Rechtfertigung der Hamas und Palestiniabefürworter für das grausame beziehungsweise, hier in diesem Zusammenhang wirklich zutreffende Wort, unmenschliche Taten vom 7. Oktober.

        Ich weiß nicht wie eine Lösung aussehen soll. ich würde mir wünschen das alle Menschen in der Region nicht die nächsten Jahrzehnte in Angst weiterleben müssen. Das sie wissen, sie können morgens gehen und sind abends wieder bei der Familie.

        Wissen Sie was mir etwas Hoffnung gibt, auch wenn die Situation nicht vergleichbar ist. Das Verhältnis heute zwischen Deutschland und Frankreich nach Millionen von Toten und Kriegen in mehreren Jahrhunderten. Es hat lang gedauert aber heute kann ich mich glücklich schätzen Freunde dort zu haben. Aber es war ein langer schwieriger Weg der insbesondere von den Franzosen viel abverlangt hat.

        • @Hitchhiker:

          "Generell sollte man vllt Zivilisten aus einem angreifenden Staat nicht mehr unter Schutz stellen. Schließlich ist immer das Oberhaupt oder eine Organisation des jeweiligen Landes schuld."

          Die Menschen werden meiner Meinung nach, so gut es in einem Krieg möglich ist, von der jüdischen/Israel-Seite geschützt.

          Ich frage mich nur, wer kann/will sie vor der eigenen Kriegspartei schützen? Was haben Offiziere der gegnerischen Kriegspartei zwischen nicht bewaffneten Menschen zu suchen? Ich hoffe so viele als möglich können festgesetzt und vor Gericht gestellt werden. Gerne auch vor ein internationales Gericht oder, wenn nach dem Krieg die entsprechenden Strukturen in Gaza aufgebaut sind, vor ein Gericht in Gaza.

          Falls in Gaza nach dem Krieg die Scharia gilt, weiß ich allerdings nicht, wie sich das auf einen solchen Gerichtsprozess auswirkt. Dazu kenne ich die Scharia nicht gut genug und weiß auch nicht, ob es ähnliche Fälle seit Bestehen der Scharia bereits gab.

    • @Michaela Dudley:

      Was für ein zynischer Kommentar. Mir wird echt übel

      • @Pflasterstrand:

        Wenn wir persönliche Betroffenheit auf der Gaza-Hamas-palästinensischen Seite als entlastend berücksichtigen, müssen wir es meiner Meinung nach auch auf der jüdisch/israelischen Seite berücksichtigen.

        Da Michaela Dudley mit palästinensischen Flüchtlingen arbeitet, (wie meine beste Freundin übrigens auch), traue ich ihr einen Einblick zu, der den meisten von uns nicht möglich ist.

  • Die Art wie einige Autoren der taz Kriegsverbrechen relativieren, herumlavieren nur um Israels eindeutig rechtsextreme Regierung, deren Minister wiederholt davon gesprochen haben sich an allen Palästinenser*innen rächen zu wollen, in einem besseren Licht dazustellen hinterlässt bei mir einfach nur Übelkeit. Ein Flüchtlingslager und UN Gebäude mit 2.000 T-Bomben zu bombardieren und in Brand zu setzten ist ein Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wer das relativiert ist mitschuldig und genauso zu verachten wie diejenigen die das bezogen auf die Verbrechen am 7.10. tun.

  • 'Dutzende Menschen, darunter zwei Hamas-Köpfe, sollen in Rafah getötet worden sein.'

    A little bit of Sprachkritik: stammt wahrscheinlich aus einer englischen Quelle (heads?), aber es wurden vermutlich nicht nur Köpfe getötet, oder?

  • Leute die in Zelten wohnen müssen weil ihr Zuhause zerbombt wurde—die vermutlich mehrfach flüchten mussten, die dann ermordet werden mit der Begründung dass es keine Schutzzone war, wie tief muss man sinken?

    • @elma:

      Das ist eine grausame Realität des Krieges, vor der wir uns nicht verstecken können.

      Ich fände es gut, wenn sich die gesamte Weltöffentlichkeit auf die Seite des Angegriffenen stellen und die gegnerische Kriegspartei zur Aufgabe auffordern oder notfalls zwingen würde.

      Aus verschiedenen Gründen scheint das nicht möglich zu sein, auch wenn der IGH dazu aufgefordert hat, dass alle Geiseln sofort freizulassen sind. Aus meiner Sicht wäre das zumindest ein Schritt in Richtung Waffenstillstand und später dann, hoffentlich, Frieden.