piwik no script img

ICE soll „Anne Frank“ heißenGeht es noch geschmackloser?

Die Bahn will einen ICE „Anne Frank“ nennen. Sie vermarktet das Mädchen, mit dessen Deportation die Reichsbahn gutes Geld verdiente.

Möchte die Bundeswehr vielleicht ihren Übungsplatz in Bergen nach Anne Frank benennen? Foto: dpa

Die Lokomotiven und Triebwagen der Deutschen Bahn tragen Nummern. Das ist für die Verwaltung und technische Instandsetzung praktisch, aber für den Kunden ziemlich unpersönlich.

Die Bahn gibt ihren Flaggschiffen – den ICE-Triebzügen – deshalb gerne Namen. Das waren bisher Städtebezeichnungen. Ob es einen messbaren PR-Effekt gibt, wenn man mit „Cottbus“ von Köln nach Bielefeld reist, mag dahingestellt sein; Cottbus gefällt es vermutlich. Nun aber sind die Bahn-Werber auf die Idee verfallen, der neuesten ICE-Generation vom Typ 4, die die Baureihennummer 412 trägt, die Namen von Persönlichkeiten der Geschichte zu verleihen. Kann man machen.

Bei der Namenswahl sollten die Reisenden mit einbezogen werden. Deshalb bat die Bahn in großflächigen Anzeigen das Publikum um Vorschläge. 19.000 davon trafen ein, denn Preise gab es auch zu gewinnen. Kundenbindung, Sie verstehen, auch wenn die letzte Entscheidung selbstverständlich beim Unternehmen lag.

Und das Ergebnis dieser letzten Entscheidung lautet nun: Die Deutsche Bahn, ein Unternehmen im 100-prozentigen Besitz des deutschen Staates, will einem dieser schönen weißen Züge den Namen „Anne Frank“ geben. Und das kann man nun wirklich gar nicht machen.

Die Reichsbahn gab der SS Rabatt

Anne Frank war ein Opfer des Rechtsvorgängers der Deutschen Bahn. Die Reichsbahn besorgte zunächst am 3. September 1944 ihre Deportation von Amsterdam, wo ihr Versteck aufgeflogen war, nach Auschwitz. An Bord waren 1.019 Passagiere. Am 28. Oktober 1944 wurde sie zusammen mit 1.308 weiteren Frauen von Auschwitz in das KZ Bergen-Belsen verschleppt. Dabei war die Bahn sehr großzügig – gegenüber SS-Chef Heinrich Himmler. Für Massentransporte mit über 400 Teilnehmern berechnete sie der SS nur den halben Regeltarif. So kostete Anne Franks doppelte Verschleppung nur zwei Reichspfennige pro Kilometer.

Es ist also so, dass sich die Bahn mit dem Namen eines im Alter von 15 Jahren ermordeten jüdischen Mädchens schmücken möchte. Eines Mädchens, das ihr Vorgänger umzubringen half. Und nicht nur das: Werbung wird bekanntlich gemacht, um den Verkauf eines Produkts zu erhöhen. Um demzufolge mehr Geld verdienen zu können. Die Bahn möchte also mit Anne Frank Geld verdienen. Vielleicht war der Massentarif 1944 doch zu niedrig?

Die Bahn war bei Deportationen sehr großzügig – gegenüber SS-Chef Heinrich Himmler

Nein, antisemitisch ist das Verhalten der Bahn gewiss nicht zu nennen. Aber es zeugt von einer Geschmacklosigkeit, die sich nur mit Mühe unterbieten lässt. Versuchen wir es trotzdem: Möchte die Bundeswehr vielleicht ihren Übungsplatz in Bergen nach Anne Frank benennen? Das könnte der Truppe in der Öffentlichkeit doch eine viel wärmere, menschlichere Ausstrahlung bringen. Wie wäre es, wenn der Konzern Evonik-Degussa einer ihrer Chemikalien den Namen „Anne Frank“ verpassen würde? Blausäure wäre natürlich unpassend.

Massenmord als Geschäftsmodell

Oder könnte man nicht ernsthaft darüber nachdenken, ob die Firma Diehl Defense in ihre Großkalibermunition den Gruß „Dieses Geschoss wird Ihnen von Anne Frank präsentiert“ eingravieren lässt? Das wäre doch bestimmt eine Werbung, die ordentlich einschlägt.

Die Entgleisung der Bahn bei der Namensgebung eines ICE-Zugs ist ein Zeichen für die wachsende Kommerzialisierung der Schoah. Bekanntlich lässt sich mit allem Geld verdienen, was auf eine gewisse Nachfrage stößt.

Noch gibt es keine rostigen Stacheldrahtreste mit Echtheitszertifikat aus der KZ-Verwaltung zu erwerben. Aber dafür immerhin: Anne-Frank-Amulette für 8 Euro 17 Cent, ein Anhänger in Herzform mit dem Bild des ermordeten Mädchens für 98 US-Cent oder ein Roman mit Sexszenen Anne Franks für 9,99 britische Pfund. So wird der Massenmord zum Geschäftsmodell.

Übrigens hat die Bahn ihre Wahl nach erster scharfer Kritik verteidigt. Anne Frank stehe für Toleranz und für ein friedliches Miteinander verschiedener Kulturen, und das sei „in Zeiten wie diesen wichtiger denn je“, heißt es da.

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, wie man mit einer richtigen Begründung alles falsch machen kann: Hier ist er.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

108 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Warum nicht nach Anne Frank benennen? Mit ausführlichen Informationen an Bord? Aber nur mit ausdrücklichem Einverständnis jüdischer Organisationen.

  • Die ICE-Züge schauen eh alle gleich aus. Welcher Fahrgast schaut auf den Namen eines Zugs? Vielleicht einzelne Freaks. Das ist ja nicht wie auf See, wo jedes Schiff etwas Individuelles hat. Insofern reichen doch allgemein Nummern und Buchstabencodes zwecks bahninterner Zuordnung.

  • Sollten Züge nicht nach Deportierten benannt werden und mit den gleichen Argumenten Schulen nicht nach zivilcouragierten Schülern, die unter ihrer Schule litten, Kasernen nicht nach Wiederstandskämpfern, Straßen nicht nach dort ermordeten oder sonstwie geschändeten Personen? Wirklich nicht?

    • @Nicolai P.:

      Naja, beim Gespräch über Wider(!)standskämpfer fehlt meist die Information, dass die besonders namhaften (Stauffenberg!) gute Faschisten und Antisemiten waren und dem Führer die Treue erst aufkündigten, als Stalingrad ihnen die Niderlage bescherte: http://www.deutschlandfunkkultur.de/hitler-attentat-am-20-juli-1944-so-antisemitisch-war-der.1079.de.html?dram:article_id=360880

      • @Spin:

        Aber im Grundsatz sind sie also schon gegen die Benennung von Schulen, Straßen, .... ?

        • @Rudolf Fissner:

          Nee, woher denn. Bin für Aufklärung, notfalls per Zug- oder Straßennamen. Und mehr Kritik in der Erinnerungskultur, z.B. bei Stauffenberg (der, auch das soll gesagt sein, dennoch einmal das Richtige versucht hat).

  • Ich nehme jeden “Hasskommentar“ auf mich, denn

     

    1. meine ich, dass der Gedanke an Werbung der Bahn mit dem Namen Anne Frank gar nicht valide belegt werden kann,

    2. sehe ich in der Namensgebung einen Beitrag der Schuldanerkennung (hier kann ich aber ebenfalls nicht einschätzen, wie viel genug ist)

    • @Gerhard Krause:

      tja, dann hätt`s die Bahn auch so verlautbaren lassen können...

    • @Gerhard Krause:

      Genau Genau -

       

      Krause valide Gedanken braucht´s

      Bei der Bahn & Anderwo -

      No - Sowieso & Hauptsache!

  • Ich frage mich, was bei den 19000 Vorschlägen dabei war? Wie haben die Bahnkunden darüber abgestimmt?

     

    "Die Bahn möchte also mit Anne Frank Geld verdienen."

     

    Nicht wirklich: Das nennt sich "corporate identity" - public relations - durch die sich die Bahn als "demokratisch-antifaschistisches" Unternehmen darstellen möchte.

     

    Das ist keinesfalls "böse" oder "berechnend", sondern einfach nur - dumm.

    • @Jens Frisch:

      Warum "einfach nur - dumm"? Weil demokratisch-antifaschistisch schlecht? Bin da entschieden anderer Meinung.

  • Viel schlimmer ist, dass ein Zug nach dem Gewaltbefürworter und Kommunisten "Karl Marx" heißen soll, dessen Ideologie dutzende Millionen Tote verursacht hat.

    • @Kapiert:

      Nicht Karl Marx hat Millionen Tote verursacht, sondern die Leute die seine Ideen missbraucht haben. Der Kommunismus ist auch nicht in der Wohnstube von Karl Marx entstanden, sondern der Kommunismus hat seinen Ursprung bei Platon. Platon hat in seinem Dialog "Politei" gefordert, dass man das Privateigentum durch allgemeinen Besitz ersetzt; folglich ist Platon der Begründer des Kommunismus. Mal davon abgesehen, ist Kommunismus nur eine Philosophie, die überhaupt nicht in die Realität übertragen werden könnte. Marx ging es in erster Linie um soziale Gerechtigkeit, aber soziale Gerechtigkeit bekommt die breite Masse der Menschheit auch heutzutage nicht, weil die Reichen und Mächtigen im 21. Jahrhundert auch weiterhin reich und mächtig bleiben wollen.

       

      Um es noch einmal deutlich zu machen: Karl Marx war für soziale Gerechtigkeit und Freiheit für alle Menschen. Was dann aber Diktatoren aus Marx seinen Ideen gemacht haben, dafür kann Karl Marx sicherlich nichts.

      • @Ricky-13:

        "sondern der Kommunismus hat seinen Ursprung bei Platon."

         

        Platon favorisierte einen Ständestaat: Bauern (Unterschicht), Wächter, Philosophen/Herrscher, in dem eine Auslese der "Besten" regiert. Er war Aristokrat. Gemäß dem antiken Denken, war ein Mensch durch Geburt und Abstammung Teil eines Standes und hatte da zu bleiben... So auch bei Platon, der sich, wie alle privilegierten Griechen sicher gern von Sklaven bedienen ließ - so hatte er viel Zeit zum philosophieren... jedenfalls fiel er eher als Fürsprecher "naturgegebener Zustand" auf. Gemäß seiner Denke, war es wohl schlicht die Aufgabe eines Sklaven (Mensch auf niedrigem Niveau) ihm zu dienen. Platons Staatslehre richtete sich nur an die Seinen, nicht an die Welt, oder der "Verbesserung der Welt", gar Weltrevolution. Außerhalb der hellenischen Welt galten sowieso alle mehr oder weniger als Barbaren.

         

        Wenn Sie davon den Kommunismus ableiten, bitteschön.

      • @Ricky-13:

        Falsch. Die "Leute" haben seine Ideen konsequent umgesetzt. Marx hat in seinem kommunistischen Manifest ausdrücklich einen "gewaltsamen Umsturz" und die Diktatur gefordert und sich davon später nicht distanziert.

        Also bitte keine Verharmlosung dieses menschenverachtenden Ideologen!

      • @Ricky-13:

        Noch kurz zu Anne Frank und dem ICE.

         

        Da Geschichtskenntnisse bei den meisten Deutschen ohnehin nicht mehr vorhanden sind, sollte man den Namen "Anne Frank" auf einen ICE-Zug eher gelassen sehen. Vielleicht googelt sogar der eine oder andere Fahrgast während der Bahnfahrt nach dem Namen Anne Frank und erfährt dann etwas über das kurze Leben des Mädchens, die 1934 mit ihren Eltern und ihrer Schwester Margot in die Niederlande auswanderte, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen, und kurz vor dem Kriegsende dem nationalsozialistischen Holocaust zum Opfer fiel.

    • @Kapiert:

      Ja, Marx war schon ein veritabler Massenmörder - kapiert! Die einzigen beiden Ideologien, die noch ohne Toten ausgekommen siind, sind sicherlich Christentum und Marktwirtschaft. Reines Menscheitsglück!

      • @Spin:

        Ha! Christentum ohne Tote - der war gut!!

        • @Wuff:

          Kapitalismus ohne Tote - vielleicht noch besser

  • Als Rechtsnachfolgerin der antifaschistischen faschismusfreien DDR-Bahn sollte das doch kein Problem sein ...

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      "Als Rechtsnachfolgerin der antifaschistischen faschismusfreien DDR-Bahn sollte das doch kein Problem sein ..."

       

      Dumm nur, dass genau dieser nicht ihr Name war.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Cool, die Faschismus-freie DDR-Bahn hieß völlig Old-School-mäßig „Deutsche Reichsbahn“

  • Anne Frank "steht für Toleranz".

     

    Das PR-Sprech der bahn ist nicht weit von realsozialistischem Sprachstroh entfernt, was die Schiefheit der Bilder angeht. Da passt nichts hinten und vorne, und jeder Gast kriegt seine Beine abgehackt, damit es doch passt.

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Ich finde den Kommentar super.

     

    Und er lässt sich durch schnellen Austausch von Textbausteinen an jede Situation anpassen.

    z.B.:

     

    a) Hätte die DB gerade einen Namensvorschlag "AnneFrank" aussortiert:

    Klar: "Geschmacklos, die eigene Geschichte reinwaschen zu wollen!"

     

    b) Sollte es einen Zug "Albert Einstein" geben:

    Klar: "Geschmacklos, ihn einzuvernehmen und sich mit ihm zu schmücken wo millionen seiner Glaubensgenossen ermordet wurde."

     

    c) Ein Vorschlag "Albert Einstein" wird nicht ausgewählt:

    Naja, ... und so weiter ...

     

    Dann doch schnöde Städtenamen ... !?

    • @82732 (Profil gelöscht):

      Städtenamen, wie bisher? Wohl "Nürnberg", "München", "Berlin", "Braunau"? Sollten die nicht auch schon längst umbenannt sein?

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Alexander Kosubek:

        Wie? Womöglich alle, außer Braunau?

        • 8G
          82732 (Profil gelöscht)
          @571 (Profil gelöscht):

          Umbenennen?

          Nein, man braucht nur die Zeichensetzung kreativ anzupassen:

          Braun?Au!

          Braun?Schweig!

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ich finde den Kommentar gut und richtig. Es ist nicht nur eine Frage des bitteren Geschmacks, sondern auch eine der Inflation des Zeichens, die in der Kommerzialisierung des Holocaust stattfindet. Werbung ist keine Satire und darf nicht alles. Werbung entwertet in diesem Fall das Gedenken, indem sie ihm einen ökonomischen Zweck gibt. Dadurch findet eine Inflation, also eine Entwertung der symbolhaften Bedeutung des Namens "Anne Frank" statt.

    Wenn der Redaktionsleiter eine Petition aufstellt - ich würde da unterschreiben.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Aha. Und woher nehmen Sie, dass da ein kommerzieller Zweck erfüllt wird? Und nicht z.B. einer des Gedenkens? Und noch komplizierter: Selbst wenn dem bundeseigenen Unternehmen hier ein Kommerzzweck nachgewiesen werden könnte -- schließt dieser ein Gedenken prinzipiell aus? Kömmt es nicht eher darauf an, wie gut die Bahn öffentlich zu NS, Shoa und der Ermordung Anne Franks (und der eigenen Rolle dabei) Stellung nimmt und dadurch Aufklärung betreibt?

  • Der Vorschlag, doch bitte auf so eine umstrittene Benennung zu verzichten geht am Hauptproblem der Debatte vorbei: Dass nämlich leider das antifaschistische Gemüt sich hier mit simpelsten Reflexen (selbst-)zufrieden gibt. (Und die mit der Benennung verbundene Option, gerade die Mittäterschaft der Bahn zu markieren, vollständig ingnoriert.) Schon lange nicht mehr kontte ich Henryk Broder so zustimmen, der sagte: "Natürlich darf die Bahn einen Zug nach Anne Frank benennen".

    • @Spin:

      "Dass nämlich leider das antifaschistische Gemüt sich... mit simpelsten Reflexen (selbst-)zufrieden gibt. "

       

      War das je anders?

    • @Spin:

      Und damit Klarheit herrscht: Gegen antifaschistisches Gemüt ist lediglich einzuwenden, dass antifaschistisches Denken allemal besser ist!

      (Die Abwege, auf welche ein gefühlsduesliger Antifaschismus gelegentlich führt, kann man an mancher 1--Mai-Demo oder eben in dieser Debatte recht gut erkennen.)

  • Geschmacklos ist der kranke Schuldkult, den die Kritiker leben. Ist doch eine nette Geste. Ihr solltet mal Kant lesen! Das wichtigste ist doch der Gedanke!

    Ihr nervt so sehr, wenn ihr überall Nazis seht, wo keine sind.

    • @Argus Auge:

      Ok, "kranker Schuldkult" ist wirklich mal Höcke- und Nazisprech, da gibt es kein Vertun. So schreiben und dann mit Kant wedeln klingt tatsächlich noch irrlichterner als die ohnehin schon gedankenarme Kritik an der DB-Aktion.

  • 3G
    35730 (Profil gelöscht)

    Ein schöner Name auf einem schönen Zug in der freiest menschenmöglichen Welt. Eine Ehre für Frau Frank.

    • @35730 (Profil gelöscht):

      Ein junges Mädchen, das mit 15 Jahren sterben musste, weil ermordet wurde, kann wohl schwerlich als "Frau" Frank bezeichnet werden. So p.c. die Bezeichnung vielleicht im ersten Moment klingen mag: die Nazis sorgten dafür, dass Anne Frank nie erwachsen werden durfte!

    • @35730 (Profil gelöscht):

      Naja, über gegenwärtige Freiheitsbegriffe (die in der Konsequenz tägliches Verrecken Zehntausender, SUV-Straßenterror, AfD & Trump bedeuten können) ließe sich trefflich streiten. Aber die Argumentationstiefe des Textes (deutsche Züge sind wie dt. Waffen und Blausäure alles Nazikrams) steht im umgekehrten Verhältnis zum Aufgeregtheits-Level. Da schließe ich mich Leser77's Kommentar an:

      "Wenn es nach dem taz Autor ginge, dann dürfte es wohl auch keine "Anne-Frank-Straße" in Deutschland geben. Deutschland ist der Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches und Straßen wurden sicher auch für Deportationen genutzt."

      • @Spin:

        Das stimmt nicht. Die Bundesrepublik ist nicht Rechtsnachfolger der Deutschen Reiches. Nachzulesen in diversen Entscheidungen des BuVerfG und auch in Antworten auf diesbezügliche Anfragen an die Regierung.

        • @Thomas Schöffel:

          Selbst wenn, für das Argument Straße vs. Schiene ist das unwichtig. Es bleibt dabei: Wenn die Bahn es richtig macht (und dies mit klarer Verantwortungs-Übernahme verbindet), stehen ihre Kritiker*innen als blöde Geschmackspolizei da.

  • Meine Schwester ging auf die Anne-Frank-Schulde. Ist eine Staatliche Schule, die BRD ist Rechtsnachfolgerin des Dritten Reiches. Und im Dritten Reich wurde in den Schulden ja auch allerlei Unsinn erzählt. Muss die Schulde jetzt unbenannt werden? Oder jede Anne-Frank-Straße?

    Und mit Werbung hat das auch nicht viel zu tun. Letztlich noch das Argument der Kommerzialisierung: ok, dann sind wir aber auch bitte konsequent und verbieten Filme wie "Schindlers Liste" oder "Das Leben ist schön". Wie gut, dass wir keine anderen Probleme haben...

  • Bezüge auf die Nazizeit gehen regelmäßig schief. Daher ist auch diese nicht die Beste. Gibt's eine Petition an die Bahn?

  • Heute ist der 1. November nicht der 1. April - oder meinen Sie diesen geschmacklosen Artikel etwa ernst. Wie soll man den Zug im politischen Kontext denn benennen: "Bergen-Belsen" um die Schuld der Bahn im allgemeinen zu benennen?

  • Na, was für ein Aufreger bei Gut- Besser- und Bestmenschen. Durch die Benennung dieses Zuges, den wahrscheinlich die Bürger nur vorgeschlagen haben, weil sie den Film sahen und nun meinen Anne Frank wäre eine Schauspielerin wie Heinz Rühmann aus jener Epoche. Daraus ergibt sich doch nur Eins: Alles, was sich zu Geld machen lässt, wird eben ausgenutzt. Die Deutsche Bahn tut nur das, was die höchste Staatsräson ist. Wer hat denn von der "marktkonformen Demokratie" gefaselt? Stück für Stück wird das umgesetzt, was Angela Merkel damals als Vision und Parole ausgab. Dass die Medien das nicht auswalzen, das liegt ja nur daran, dass die Medien gelenkt sind und diese Wahrheit derzeit noch nicht opportun ist. Das wird sich mit der Jamaica-Koalition ändern. Dann wird diese freudige Losung zur Staatsidee.

     

    Dass Züge Namen tragen, das ist eine alte Tradition, als es noch eine fein säuberliche Einteilung gab in Personen- Nahschnellverkehrs- Eil- Schnell- Fernschnell- und Trans Europ Expresszüge gab. Einzelne Schnellzüge besaßen damals einen Namen: D 46 Komet. Alle anderen Züge mit Namen waren von höherer Qualität und durch ihre Eigenart auch bekannt. Zum Beispiel der F 9 (1.Kl.) "Rheingold" mit seinem Aussichtswagen.

     

    Doch das ist längst Geschichte. Heute gleichen sich die Züge fast wie ein Ei dem Anderen. Da reicht die Zugnummer zur Identifikation völlig aus. Den Werbeeffekt sollte sich die DB AG lieber verkneifen. Damals wie heute wird man von der Bahn transportiert - mehr nicht.

     

    Ach ja und im Angesicht der über Deutschland hinweg gefegten Stürme mit den Folgen für den Bahnverkehr fällt mir nur der Werbeslogan der Deutschen Bundesbahn ein: "Alle reden vom Wetter - wir nicht!"

  • "Anne Frank stehe für Toleranz und für ein friedliches Miteinander verschiedener Kulturen" sagt die DB und bestätigt nur wieder das wirkliche Erbe des Nationalsozialismus'. Nämlich die Einteilung der deutschen Bevölkerung in 'echte' Deutsche und Juden, also deutsche Staatsbürger, die nicht unmittelbar einen germanisch-tribalistischen Migrationshintergrund haben. Anne Frank war gebürtige Frankfurterin, ihre Eltern waren aus FFM und Aachen. Das einzig fremdartige an ihrer Kultur ist aus meiner Sicht ein soziales Umfeld, das Äppelwoi als Trinkkulturgut bezeichnet.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Wenn es nach dem taz Autor ginge, dann dürfte es wohl auch keine "Anne-Frank-Straße" in Deutschland geben. Deutschland ist der Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches und Straßen wurden sicher auch für Deportationen genutzt.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Stimme Ihnen voll zu.

       

      Auf der Straße trampeln auch noch alle auf ihr rum (und das ist ja auch ein "Problem" mit den Stolpersteinen) und in den nach ihr benannten Schulen wird sicher auch manch rassistisches auf dem Schulhof gesagt.

       

      Problematisch sehe ich bei der Zugnamensgebeug aller Züge mit Personennamen eher die spätere Verschrottung: "Der Zug "Anne Frank" wurde aus dem Betrieb genommen und wird durch xy ersetzt werden."

  • Warum macht der Autor auf der Hälfte der Strecke Halt?

     

    Die deutsche Bahn benutzt - wie die Reichsbank - Schienen um ihre Züge zu bewegen.

    Es gab sogar Schienen in Auschwitz.

    Schienen = Nazi

     

    Weiterhin gab die Reichsbahn ihr Fahrpläne in arabischen Buchstaben aus. Wir sollten also so schnell wie möglich auf römische Ziffern umsteigen.

    Fahrplanzeiten = Nazi

     

    Mit dem Autofahren hat man auch keine Lösung Stichwort Autobahn.

    Mehr Nazi geht ja nicht.

     

    Bleibt also nur Fliegen - aber nur dann wen man in nem englischen Flugzeug nach Dresden fliegt.

    Da gibt dann sogar - leider kleine - Titten zu sehen.

     

    ///

    Aber wer eben 70 Jahre in der Vergangenheit lebt, nur Juden und Nazis sieht der kann halt auch 2017 einen Zug einfach einen Zug sein lassen.

    Nichtmal dann wenn er - wie er am Beispiel "Cottbus" sieht - selber weiß, dass es eigentlich vollkommen scheisegal ist und keinen juckt solange der scheiß Zug pünktlich ist und auch bei Sturm noch fährt.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Dabei gab's doch hier 72 Jahre lang überhaupt keine Nazis und die Autobahnlüge ist ja auch längst entlarvt worden (;-))

  • für die bahn ag steht die geschichtserinnerung im vordergrund.

     

    für den autor die bahn ag als rechtsnachfolgerin der reichsbahn.

    wenn sie es denn tatsächlich war.

  • Der Autor hat 23 Chromosomen. Wie alle Kinderschänder, Massenmörder.... und obwohl sie die gleichen Gene haben wie die, schreiben SIe Artikel.

    Ihr Leben mit genau den gleichen Genen auch noch gut finden und was richtig machen wollen? Kann das richtig sein?

    Grüßt ein besorgter Leser.

    • @Tom Farmer:

      Sorry, übermotiviert. Ersetze Gene durch Chromosomen Paare.

      • @Tom Farmer:

        So ist das mit den Chromosomen, den Farbteilen. Was daraus wird; wie bunt, kunterbunt, oder gar monochrom, weiß kein Schwein.

      • @Tom Farmer:

        Sie sind sich bewusst, dass nicht bei allen Menschen der Chromosomensatz aus 23 bzw. 46 Chromosomen besteht, oder?

        • @Agrar_Agar:

          Danke für den Hinweis.

          Also plus minus 1-2 Chromosomen.

          Ob die dann weniger oder mehr schuldig sind als die mit 46 überleg ich mir noch.

  • Na ja, es wird wohl keinen Fahrgast mehr mehr bei der DB geben, wenn der Zug nun Anne Frank heißt, doch grundsätzlich bin ich dagegen, wenn in Privatunternehmen mehr als Unternehmenspolitik gemacht wird, weil´s eben anrüchig ist. Irgendwelche Bahnpioniere wären als Zugname i.O.

    Mal den Zentralrat der Juden fragen, was der dazu sagt, wäre vll mal interessant.

  • Geschmackswächter

     

    Alles wird skandalisierzt, um Stoff für die Medien zu generieren.

    Und genau das

    ist geschmacklos.

     

    Der ständig erhobene moralisierende Zeigefinger weist auf die selbst ernannten Geschmackswächter zurück.

  • Lustige Frage in der Überschrift: Geht es noch geschmackloser? Ja klar - der Artikel ist um VIELES geschmackloser.

  • "Anne Frank" als Zugname ausgerechnet der Deutschen Bahn, das war sicher gut gemeint, müsste aber bei näherem Hinsehen jedem als unangemessen und taktlos erscheinen.

     

    Auf der Website der Deutschen Bahn heißt es: "Jury wählte die Top-25-Namen für die anstehenden Zugtaufen aus. ... Bei der Namensgebung wird der Name der historischen Persönlichkeit zusammen mit einem Konterfei der jeweiligen Person beidseitig an den Enden des Zuges angebracht."

     

    Man mag sich die "Zugtaufe" mit dem "Top Namen" Anne Frank gar nicht vorstellen (gibt's da Würstchen, Sekt und Musik?), den Zug mit dem ikonischen Foto auch nicht (vor der Urlaubsreise noch schnell ein Selfie mit dem Mordopfer gefällig, das dann problemlos bei Facebook und Instagramm gepostet werden kann, wir haben nämlich Wifi im ICE "Anne Frank").

     

    Deutsche Bahn, wenn Du noch zu retten bist, ein dringender Appell: Finger weg!

  • Ich fahre recht regelmäßig und gerne Bahn. Allerdings aus dem einzigen Grund, von A nach B zu wollen oder müssen. Die Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Zug hängt ganz allein von meinem persönlichen Reiseplan und den vorhandenen Zügen - oder wie die Bahn sagt: Reisemöglichkeiten - ab, NIEMALS aber davon, ob mir die Zugnummer, der Zugname, oder überhaupt das ganze Unternehmen gefällt oder sympathisch oder unsympathisch ist.

    Bei aller Absurdität der Vergleiche mit Bundeswehrübungsplätzen etc. und einer Kritik wie "die wachsende Kommerzialisierung der Schoah" würde mich interessieren, ob dann nicht bereits die Veröffentlichung der Tagebücher und deren Verfilmungen eine "Kommerzialisierung" war?

  • "Sexszenen Anne Franks für 9,99 britische Pfund"

     

    Wer mit solchen Bildern argumentiert will nicht über Geschmacklosigkeit reden.

  • Ergänzend:

    Der Bahnkonzern hatte ähnlich peinlich gegenüber der mobilen Ausstellung "Zug der Erinnerung" agiert.

    Man hielt gegenüber dem Förderverein frech die Hand auf und verlangte Trassen- und Stationspreise.

    In Berlin verweigerte der Millionenkonzern dem Ausstellungszug geplante Halte am Deportationsgleis in Grunewald sowie im Hauptbahnhof. https://de.wikipedia.org/wiki/Zug_der_Erinnerung#Auseinandersetzungen_mit_der_Deutschen_Bahn

  • Sehr geehrter Herr Hillenbrand,

    sind uns die echten Probleme etwa ausgegangen?

     

    "Die Entgleisung der Bahn bei der Namensgebung eines ICE-Zugs ist ein Zeichen für die wachsende Kommerzialisierung der Schoah." Wo findet die statt? Warum sind Ihre Beispiel-Produkte in US-Doller und Pfund zu bezahlen?

     

    "Bekanntlich lässt sich mit allem Geld verdienen, was auf eine gewisse Nachfrage stößt." Niemand stiegt in einen Zug, nur weil er nach Anne Frank benannt ist. Man steigt da ein, weil er einen ans richtige Ziel bringt. Der Name soll - wie Sie eingangs ja selbst beschreiben - dabei helfen, den richtigen Zug zu finden. (Metophorisch gesprochen "den richtigen Weg zu finden" - da macht die Begründung der Bahn in der Tat Sinn!)

     

    Die Deutsche Bahn - die heute ebenso wenig mit der Bundesbahn gemein hat wie die BRD mit dem Dritten Reich - will an Anne Frank und ihr Schiksal erinnern.

     

    Was Sie hier schreiben ist kein Beweis dafür, dass man mit der richtigen Begründung alles falsch machen kann. Es beweißt nur, dass man Menschen, die sich aufregen wollen, um sich moralisch überlegen zu fühlen, nicht zufrieden stellen kann. Nicht mal mit guten Argumenten.

     

    Eine Linke, die so vorgeht, verliert leider immer mehr Glaubwürdigkiet, Respekt und politischen Einfluss. Dabei gäbe es doch Situationen, in denen linkes Mahnen und Warnen notwendig wären. Schade!

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    "Möchte die Bundeswehr vielleicht ihren Übungsplatz in Bergen nach Anne Frank benennen?"

    Sagt die Bildunterschrift, ich bin dafür, damit die jungen Rekruten lernen was ihre erste Aufgabe ist, so etwas auch um den Preis ihres Lebens in Zukunft zu verhindern.

  • Sicherlich habt ihr von jenen Leuten gehört, die behaupten, wenn sich Sportler bei der amerikanischen Nationalhymne hinknien, sei das "respektlos" -- und das, obwohl es sich beim Hinknien um eine Geste handelt, die nichts anderes als Respekt (und das nicht zu knapp, jedenfalls deutlich mehr als das schnöde "Hand aufs Herz") ausdrückt...

     

    Der Autor Klaus Hillenbrand scheint mir hier in Bezug auf die Namensgebung des Zugs eine sehr ähnliche "Argumentation" zu führen.

  • Naja, wer ohne innerliches Aufstoßen Straßen, Plätze, Schulen und Hallen nach Hans Martin Schleyer benennt, bei dem wundert mich die Benennung eines Zuges nach Anne Frank überhaupt nicht. Dann sollte es aber konsequenterweise auch einen ICE "Ulrike Meinhof" geben.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Bevor weitere Leute wie Klaus Hillenbrand in die Namensgebung alles mögliche, einschl. "Geschmacklosigkeit" hineininterpretieren, sollte die Bahn vielleicht doch die Finger von solchen Ideen/Vorhaben lassen. Sie könnte doch stattdessen an die Tradition der Namensgebung für Ford-Modelle anknüpfen, die schon mal Eifel oder Taunus hießen - total unverfänglich.

    Oder fände sich auch darin das ein oder andere Suppen-Härchen?

    • @571 (Profil gelöscht):

      Na, in den Gegenden gab es z.B. auch (Außen-)Lager in der NS-Zeit...

       

      Ich denke, die Bahn kann gerade nichts richtig oder besser machen.

       

      Man könnte der Bahn z.B. (wie so oft) auch vorwerfen, dass sie nur Namen von Weißen für ihre Züge ausgewählt hat (wenn ich das richtig überblicke). Immerhin hat sie mit "Anne Frank" auch eine "Frau" bzw. Mädchen in der Namensliste.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Hery Ford, der Antisemit & Hitler-Verehrer? Just kidding, natürlich ginge das. Aber diesen geschmäcklerischen und irrlichternen Flachargumentationen gegen die Bennennung würde ich mich nicht beugen wollen.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Spin:

        Niggese versteh?

        Nicht Ford, sondern die deutschen Mittelgebirge sind nichts mehr als 2 Beispiele für neutrale und für alle akzeptable Namensgebungen.

        Was Sie mir da reinlegen (wollen), ist lachhaft.

        • @571 (Profil gelöscht):

          "Just kidding" heißt auf deutsch: "War nur'n Witz". Ich will Ihnen garnix irgendwo reinlegen. "Natürlich ginge das" war ernst, genauso wie der Einwand, dass Ihr Vorschlag dem Konflikt nur aus dem Weg geht und sich damit der absurden Argumentation von Hillenbrand usw. beugt.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Ich würde dann vermuten, die Bahn will sich nicht ihrer historischen und gesellschaftölichen Verantwortung stellen.

      • @Rudolf Fissner:

        Dazu hat sie doch bereits Zeit genug ungenutzt verstreichen lassen. Mit Reue und gesellschaftlicher Verantwortung hat dieser Schmonz eben genau gar nichts zu tun.

  • Weil`s heute so schön passt:

    Wieso nennt man den Zug nicht völlig unzweideutig und moralisch einwandfrei "Martin Luther"?

    • @schuhwerfer:

      Ihr Vorschlag, werter Schuhwerfer, kommt ein wenig spät. Die Deutsche Bahn hat bereits den ersten ICE4 nach "Martin Luther" benannt. ;-)

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @schuhwerfer:

      Vor allem!

      Luther, der notorische Antisemit als Namensgeber?

      Nie war der so umstritten wie heute!

      • @571 (Profil gelöscht):

        Sie haben wohl heute am Feiertag Ihren Ironiefreien genommen...

        • @schuhwerfer:

          Ja - frage mich auch -

           

          Ist er´s oder nur ErnstWilli sein Mantel!

          • @Lowandorder:

            Dabei war`s doch bis zur Kenntlichkeit überspitzt (frei nach Goldt)...

            • @schuhwerfer:

              Ok - auch so wird zum Mantel passend

              'n Schuh draus.

              • 5G
                571 (Profil gelöscht)
                @Lowandorder:

                &?

                Fertig?

                Gut.

  • Gerade weil die Reichsbahn an der Ermordung des Mädchens und vieler anderer Menschen beteiligt war, ist die Benennung eines Zuges nach einem Opfer möglicherweise eine gute Idee. Wenn sich auch nur ein Kunde beim Einfahren des Zuges kurz Gedanken macht, ist schon sehr viel gewonnen. Geschmacklos emfinde ich die Wahl in keinem Fall.

  • Ich finde die Namensgebung richtig. Gerade für die Bahn. Grade heute. Weil es gerade keine Werbung ist. Ich glaube nicht, dass werberelevant viele Leute nur ein Ticket kaufen werden, weil der Zug diesen Namen hat. Im Gegenteil. Die Menge an Rechten Kartoffeln und Falafeln, die lieber zu Fuss gehen werden , statt in diesen Zug zu steigen, nimmt letzterzeit stetig zu. Anne Frank ist auch bekannt genug um als eindeutiges Statement jedem geläufig zu sein. Der Name irgendeines DR Nazigegners kennt fast keiner und hätte keine Alltagswirkung. Was die Kommerzialisierung angeht, so sehe ich nicht dass da mehr oder weniger wäre, als seit Jahrzehnten üblich. Wie soll das Nie wieder, für das das Schicksal dieses Mädchen auch steht mit Gehalt und Realität gefüllt werden, wenn moderne Formen der Erinnerung abgelehnt werden - die Singularisierung des Verbrechens und des einzig angemessenen Umganges damit macht es jedem Rassisten leicht zu behaupten, kein Nazi zu sein, da er nicht exakt genauso agiert- siehe AFD oder FN mit ihrem pseudophilosemitismus.

  • Man sollte doch direkt bei der Bahn protestieren! Jenseits des Bezuges auf 1933 bis 1945 kann man auch erinnern: Der ICE "Wilhelm Röntgen" verünglückte 1998 bei Eschede schwer. 101 Menschen starben. Möchte die Bahn wirklich daran anknüpfen?

  • Die können den Zug ja einfach Schulz nennen..

    • @supergeil:

      Das wird zu teuer. Der lebt doch noch.

  • Andere grandiose Einfälle für explizite historische Bezüge wäre die Benennung des nächsten neuen Porsche-Autos nach dem Jagdpanzer "Panzerjäger Tiger (P) 'Ferdinand' (benannt nach dessen Konstrukteur Ferdinand Porsche) oder nach den Städten Kursk oder Leningrad. Bei den Vernichtungsfeldzügen gegen die UDSSR wurden u.a. nämlich von Ferdinand Porsche konstruierte Panzer eingesetzt. Huch, nach Porsche ist ja immer noch selbige Automarke/Hersteller benannt...

  • Geschichts- und geschmackloser geht's tatsächlich kaum noch. Nennt den ICE doch „Hartmut Mehdorn“, dann hat der Reisende auch gleich den passenden Namen zu seiner Verspätung.

  • Laut ntv war der Name Anne Frank einer der meist eingereichten bei der Umfrage. Bestimmt haben viele mit guter Absicht abgestimmt, nur leider haben sie den historischen Kontext entweder nicht bedacht oder gar nicht gekannt. Und nun hat die Bahn größere Angst davor, Kunden, denen endlich mal sowas wie ein Mitspracherecht eingeräumt wurde, zu verprellen, als davor, eine schmerzhaft geschmacklose Namensgebung zu präsentieren. Weil der Kunde König ist?

    Seit über 20 Jahren versuche ich herauszufinden, was die Privatisierung der Bahn genutzt haben könnte, und bin immer noch so ratlos wie am ersten Tag...

  • Oooch - warum benennt man einen Zug nicht nach Adolf Eichmann?

    Das ist doch im Deportationskontext stimmiger.

  • Nein!

     

    Bin ja selten mit Ihnen aus einem Dorf!

    Aber - das glaub ich jetzt nicht!

  • Hm, bin ich der einzige, der dem scharfen Tenor nicht folgen kann? Die Ausführungen zum Verhalten der Bahn im NS und der Causa Anne Frank wären sicher im Zuge begleitender Bahn-Texte ebenso gut aufgehoben, da entsteht kein Argument. Und der Vergleich zwischen einem Reisemittel und Giftstoffen bzw. Waffen zeugt auch nicht gerade von begrifflicher Schärfe.

    Die Semi-Germanifizierung der "Shoa" in "Schoah", wie sie der Autor vornimmt, ließe sich mit ähnlich großem Applomb skandalisieren. Also, über das Wie der Bahn ließe sich streiten, über das Ob sicherlich nicht so dünne, wie es der Herr Hillenbrand hier versucht.

    • @Spin:

      Ich glaube doch, dass ein Zug ein Verkehrsmittel ist, das mich von A nach B bringt. Da möchte ich nicht wie früher mit "Sophie Scholl" oder "Wilhelm Röntgen" fahren, sondern lieber mit ICE 71 oder RE 21030.

    • @Spin:

      Nein, Sie sind nicht der Einzige. Die Vergleiche im Text sind absurd.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Spin:

      Man braucht keine einzige Zeile des obenstehenden Artikels lesen.

       

      Die Antwort auf ein solches Ansinnen steht fest.

       

      Sie dauern mich.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Lowandorder verstehe ich eh nie, aber Sie seien nochmal um eine klare Aussage gebeten: Wie meinen Sie das (incl. des "Dauerns")? Wie heißt die Antwort, die schon vorab feststeht und: Warum (lautet sie so & benötigt keine Erläuterung)?

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @Spin:

          Nun, es fallen oben Begriffe wie "Aufreger", "krankem Schuldkult", "geschmacklos" oder Formeln wie "Anne Frank steht für...." usw.

           

          Das Thema "Angemessenes Gedenken, wie ist sowas möglich?" ist mir immens wichtig, aber eben auch sehr heikel. Bereits der Artikel, aber auch viele Kommentare hier sind etwas aus der Spur geraten.

          Ich möchte daher nicht den Versuch machen, Ihnen hier eine semi-rationale Begründung abzugeben. Vielleicht unter einem anderen einschlägigen Artikel, dann vielleicht zwischen anderen Kommentaren.

           

          Sorry dafür.

           

          Aber eines will ich Ihnen verraten: Als ich von der Idee las, war in derselben Sekunde, also schon ohne Nachdenken klar: Nein.

          Es gibt da nicht den allergeringsten Zweifel.

           

          Nicht dass irgendwer auf eine so merkwürdige Idee kommt, macht mir zu schaffen, sondern dass anscheinend bei sehr vielen Leuten nicht spontan derselbe Punkt getroffen wird, der sich bei mir rührt.

          • @61321 (Profil gelöscht):

            Sorry, aber wenn "ohne Nachdenken... bei sehr vielen Leuten... spontan derselbe Punkt getroffen wird", ist das nicht nur kein Argument. Sondern zeigt von vornherein, dass hier was nicht stimmt.

            Und die Idee, ein Opfer des NS mit der Benennung zu ehren, ist auch nicht "merkwürdig". Ich vermisse nachvollziehbare Argumente. Und eine Kritik der Aufgeregtheit. (Die allerdings ohne Nazibegriffe wie "Schuldkult" und "enge Schuldstrukturen" operieren müsste, wie Weihnachtsfrau sie benutzt.)

            • 6G
              61321 (Profil gelöscht)
              @Spin:

              Ich hab mir schon überlegt was ich Ihnen antworten könnte und kam, je mehr ich drüber nachdenke, darauf, es käme ein ganzer Essay dabei heraus, wollte ich auch nur grob beschreiben, worum es mir geht - too much für diesen Rahmen

              Ich hoffe Sie kaufen mir ab, dass das jetzt keine Ausflüchte sind.

              • @61321 (Profil gelöscht):

                Naja, selbst der raffinierteste Gedanke lässt sich auch kurz anreißen, da wäre auch noch Raum für ein Sachargument. Geht es um Geschmacksfragen? Um die Gefühle der Opfer bzw. ihrer Nachfahren (und sind die notwendig alle gleich)? Um das "Wie" einer solchen Benennung? Um die provozierten Reaktionen (evtl. von rechts)?

                Aber ich will gar nicht drängen, sondern hoffe bei allen Schwierigkeiten in der Angelegenheit deutlich gemacht zu haben: Das Urteil Hillenbrands und anderer hier, dass es a priori geschmacklos und geschichtsvergessen sei, ist eben arg aus der Hüfte geschossen - viielleicht gut gemeint, aber argumentativ dürftig und daher auch beliebig.

            • @Spin:

              Sorry an Weihnachtsfrau -- Verwechslung: Sie hat keine "Nazibegriffe wie 'Schuldkult'" benutzt - das war ein*e andere*r Kommentator*in oben!

              Der Begriff "enge Schuldstrukturen" scheint mir jedoch daneben, weil der ganze "Schuld"-Diskurs in der Regel zur Abwehr von Verantwortung benutzt wird. Für die Opfer gibt es auch nur wenig zu "feiern".

          • 3G
            35730 (Profil gelöscht)
            @61321 (Profil gelöscht):

            Was für ein trauriges Schicksal, Namensgeberin einzig für Gedenkstätten sein zu müssen. Lasst die Toten ein bißchen rumkommen und feiern, statt sie in eure engen Schuldstrukturen einzukerkern.

            • 6G
              61321 (Profil gelöscht)
              @35730 (Profil gelöscht):

              Das ist erst noch die Frage, ob sie überhaupt Namensgeberin von irgendwas sein sollte.

              Sie kann sich nicht wehren.

               

              Mit Schuld hat es nichts zu tun, sondern mit Respekt, Verantwortung und (in meinem Fall) Trauer.

              Eine Trauer, die natürlich etwas völlig anderes ist als etwa jene über den Verlust eines nahen Menschen.

              • @61321 (Profil gelöscht):

                Das wäre dann auch ein Einwand gegen eine Kennedy-Brücke oder einen Mozartplatz. Kein*e Namensgeber*in kann sich wehren, das geschieht ja meist posthum.

                • 6G
                  61321 (Profil gelöscht)
                  @Spin:

                  Richtig.

                  Daher meine Verantwortung, so denn meine Meinung in solch einer Sache gefragt ist.

                   

                  Zum Abschluss folgendes Argument, das ich eigentlich nicht bringen wollte:

                   

                  Hätte man mich nach Bergen-Belsen verschleppt und ich dort auf elende Weise vom Leben zum Tod befördert wurde, wäre das Aller-allerletzte, was ich wollte, dass man 72 Jahre später ein Wunderwerk und Spitzenprodukt deutscher Ingenieurskunst nach mir benennt, mit welchem noch so wohlmeinendem Impetus auch immer!

                   

                  Punkt.

                  • @61321 (Profil gelöscht):

                    Ok, es mag nachvollziehbar erscheinen, das Land der Mörder bis in alle Ewigkeit zu hassen. Und auch dessen Ingenieurkunst, die mit der instrumentellen Ausrottungsrationalität verknüpft ist. Die Frage ist, ob wir bei Anne Frank und anderen Opfern irgendeinen Anhaltspunkt dafür sehen, dass sie es ähnlich halten würden. Oder ob dies nur unsere wohlmeinenden Projektionen sind, die mit den Opfern und Überlebenden gar nichts zu tun haben müssen. Und ob Züge nicht auch Teil einer Gedenkkultur sein können.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        "Man braucht keine einzige Zeile des obenstehenden Artikels lesen.

         

        Die Antwort auf ein solches Ansinnen steht fest."

         

        So isset.

  • Oh mein Gott...