IAA Mobility München: China-Speed auf der IAA
Die chinesische Konkurrenz punktet nicht nur preislich, sondern auch beim Design und der Verarbeitung. Das Zittern der Platzhirsche hat begonnen.
BYD, Nio oder Xpeng – bislang waren diese chinesischen Automarken hierzulande nur Insidern ein Begriff. Doch die Newcomer aus der Volksrepublik wollen das ändern und drängen mit ihren Angeboten auch auf die deutschen und europäischen Märkte.
Auf der IAA dieses Mal in München waren doppelt so viele Aussteller aus der Volksrepublik wie noch vor zwei Jahren. Und es ist nicht nur die schiere Zahl der Anbieter aus Fernost, die so manch einen auf der IAA erschlägt. Die chinesischen Autobauer punkten auch qualitativ mit weitgehend fehlerfreier Verarbeitung und schnittigem Design. Und alle sind sie Elektro. Auch der ADAC vergibt vielen der aus China präsentierten Autos gute Noten.
Das neue chinesische Selbstbewusstsein speist sich unter anderem aus den Erfolgen im eigenen Land. Fast 40 Jahre war Volkswagen der Platzhirsch in der Volksrepublik, dem inzwischen größten und damit wichtigsten Automarkt der Welt. Mit BYD hat zum Jahresbeginn jedoch erstmals ein chinesischer Autobauer VW vom Thron gestoßen.
Zahlen im Elektrosegment sind dramatisch
Besonders dramatisch sind die Zahlen für die Wolfsburger vor allem im Elektrosegment. Bei gerade einmal knapp 3 Prozent liegt der Marktanteil von VW, die neue Nummer eins BYD hingegen deckt rund 40 Prozent der Nachfrage ab. Mercedes-Benz und BMW spielen in diesem Segment gar keine Rolle. Unter den zehn meistverkauften Elektroautos in China befindet sich kein einziges deutsches Modell.
Wie konnte es zu diesem rasanten Absturz der Deutschen im Reich der Mitte kommen? Bereits 2017 kündigte die chinesische Regierung an, eine Quote für E-Autos einzuführen. Sie verfügte, dass ab 2019 Autohersteller in China zehn Prozent ihrer Fahrzeuge als E-Autos verkaufen müssen. Diese sollte jedes Jahr um weitere 2 Prozentpunkte erhöht werden. Volkswagen reagierte damals gelassen. Die Pläne für E-Autos befänden sich schließlich in den Schubladen, hieß es. Die Wolfsburger wollten aber noch so viel aus dem Verkauf von Verbrennern heraus quetschen wie möglich.
Die Angst ist groß
Ohne dass die Regierung die Quote drastisch erhöht hat, ist der Verkauf von E-Autos in China von sich aus in die Höhe geschossen. Immer mehr chinesische Konsument*innen finden das Angebot also attraktiv genug, um sich für ein E-Auto zu entscheiden. Modelle der deutschen Anbieter fallen aber nicht darunter. Sie können bei der Batterieleistung, vor allem aber auch bei der Software nicht mit der chinesischen Konkurrenz mithalten.
Und auch beim Tempo sind die chinesischen Hersteller überlegen. Während VW für ein neues Modell bis zur Marktreife etwa 40 Monate braucht, schafft es BYD mit 18 Monaten in weniger als die Hälfte der Zeit. Die chinesischen Hersteller können also viel schneller und flexibler auf Konsumentenwünsche eingehen.
Wie groß die Angst der deutschen Autobauer inzwischen ist, im Elektrosegment den Anschluss zu verlieren, zeigt sich auch daran, dass sie sich nun gezwungen sehen, auf chinesische Technologie zu setzen. VW hat sich im Juli bei dem chinesischen E-Autohersteller Xpeng eingekauft, um dessen Plattform zu übernehmen. Ein solcher Schritt wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen.
Nun schicken sich die chinesischen Hersteller also an, auch den europäischen Elektroauto-Markt aufzurollen. Momentan liegt ihr Marktanteil in Europa nach Daten der Beratung Inovev bei acht Prozent. Etwa zehn Prozent Marktanteil strebt aber allein BYD in den nächsten Jahren an. Das mag ehrgeizig klingen. Unrealistisch ist das aber nicht. Denn ist ein chinesisches Modell bei besserer technischer Leistung nur halb so teuer wie eines von VW oder Mercedes, dürfte es mit der Kundenloyalität zum heimischen Hersteller auch hierzulande rasch vorbei sein.
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