Autolobby und Letzte Generation auf IAA: Einladung mit Haken

Der Verband der Autoindustrie hat Klima-Ak­ti­vis­t*in­nen aufgefordert, sich an der Automobilausstellung zu beteiligen. Was nun?

Demonstration mit Transparent.

Protest gegen die IAA im September 2021 Foto: J. Rettig/adora Press

HAMBURG taz | Der Kapitalismus ist dafür bekannt, seine Kri­ti­ke­r*in­nen zu vereinnahmen. So könnte man auch das Angebot der Internationalen Automobilausstellung (IAA) an die Letzte Generation verstehen: Der Verband der Automobilindustrie (VDA), der die Messe ausrichtet, hat die Letzte Generation eingeladen, sich mit einem Stand zu beteiligen. Die IAA 2023, die keine Automesse mehr sein will, sondern eine Mobilitätsmesse, findet von 5. bis zum 10. September in München statt.

Der VDA-Sprecher Simon Schütz bestätigte die Einladung gegenüber der taz, wollte sich zu den Gründen aber nicht äußern, solange die Letzte Generation nicht eindeutig zu- oder abgesagt habe. Gegenüber der taz äußerte sich die Sprecherin der Letzten Generation, Carla Rochel, ablehnend auf die Einladung.

„Die IAA stand in den vergangenen Jahren vor allem für Einschränkungen der Presse- und Versammlungsfreiheit anstatt für die mutige Verkehrswende, die wir so dringend brauchen“, sagte sie. Dadurch, dass die Bundesregierung so einfache Maßnahmen wie ein Tempolimit verschleppe, werde das Leben kommender Generationen weiter mit Füßen getreten. „Es ist zynisch, dass der Autoverkehr in Deutschland immer noch besser geschützt wird als unser Überleben“, sagte Rochel.

In der Tat würde es die Letzte Generation in eine schwierige Position gegenüber der restlichen Klimabewegung bringen, wenn sie mit einem Stand an der Messe teilnehmen würde. Mehrere Protest-Bündnisse haben angekündigt, gegen die IAA zu demonstrieren. Für den 10. September ist eine Großdemonstration geplant, an den Tagen davor sollen an dezentralen Orten Blockaden und andere Protestaktionen den Ablauf der Messe stören. Das Verkehrswende-Bündnis „Sand im Getriebe“ sowie „Block IAA“, „Smash IAA“ und „No Future IAA“ mobilisieren seit mehreren Wochen dafür.

Oktoberfest verdrängt Protestcamp

Auch ein Camp für die Ak­ti­vis­t*in­nen soll es dieses Jahr wieder geben. Am Mittwoch einigten sich die Au­to­geg­ne­r*in­nen und die Stadt München auf eine 1,8 Hektar große Fläche im Luitpoldpark im Stadtteil Schwabing. Denn die Theresienwiese, auf der die Ak­ti­vis­t*in­nen vor zwei Jahren gecampt hatten, ist dieses Mal schon für den Aufbau des Oktoberfests belegt.

Die Camp-Sprecherin Vanessa Probst zeigte sich zufrieden mit dem neuen Standort, der sehr gut zu erreichen sei. Neben Schlafplätzen und Infrastruktur sollen auf dem Camp, das für 1.500 Personen ausgelegt ist, auch Vorträge und Workshops stattfinden. Abgesehen von Attac beteiligt sich laut Probst aber in diesem Jahr keine der großen Klima-NGOs.

Vor zwei Jahren, als die Messe zum ersten Mal in München stattgefunden hatte, hatten sich Greenpeace, die Naturfreunde Deutschland, der Nabu und der BUND noch maßgeblich an der Organisation der Großdemonstration beteiligt. Uwe Hiksch von Naturfreunde Deutschland hatte damals beim Start der Demo dazu aufgerufen, sich nicht von der Polizei in gute und schlechte De­mons­tran­t*in­nen spalten zu lassen.

Das Protestspektrum war durchaus heterogen: Während sich mehrere Ak­ti­vis­t*in­nen von Autobahnbrücken abseilten, drangen andere in ein Bosch-Werk ein und besetzten Pavillons auf den Außen-Werbeflächen der Messe. Wieder andere besetzten ein leerstehendes Haus in der Innenstadt.

Die bayerische Polizei ging äußerst repressiv gegen die Kli­ma­schüt­ze­r*in­nen vor und behinderte Pres­se­ver­tre­te­r*in­nen bei der Berichterstattung. Anders als etwa bei Antikohle- und Anti-LNG-Protesten der vergangenen Jahre konnten die Protestierenden in München nicht mal gemeinsam das Camp verlassen. Die Polizei hinderte sie mit Schlagstöcken und Pfefferspray daran. Auch deshalb wird sich der Protest in diesem Jahr – ­genau wie die Messe – wohl ­wieder über die ganze Stadt erstrecken.

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