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Hitze in IndienEin Fegefeuer namens Sommer

Die Sommer in Indien werden immer heißer, ohne dass Indiens Regierung, die Reichen des Subkontinents oder die Welt insgesamt sich darum scheren.

Nicht nur der Verkehr, auch die Hitze ist hier gefährlich: Straßenszene in Jammu im Mai 2024 Foto: Channi Anand/ap

Z u welchem Zeitpunkt kann in einer Krise der nationale Notstand ausgerufen werden? In den letzten Monaten ist die Temperatur in Indien dramatisch angestiegen. Während in den sozialen Medien Fotos viral gehen von einem Topf mit Wasser, das anfängt zu kochen, sobald es nach draußen gestellt wird, oder von einem aufgeschlagenen Ei, das auf dem Asphalt brät, sind die Realität und das Ausmaß der Hitze weitaus schlimmer.

In den letzten vier Monaten sind mindestens 100 Menschen an den Folgen der glühenden Hitze gestorben. Allein in den vergangenen Tagen stieg die Temperatur in der Hauptstadt Neu-Delhi bis auf 49 Grad Celsius. Bei Sonnenuntergang weht kein einziges kühles Lüftchen; das Stromnetz ist durch die Tag und Nacht eingeschalteten Klimaanlagen überlastet, sodass es gerade dann, wenn die Menschen einschlafen, zu Stromausfällen kommt.

Schweißgebadet im Bett zu liegen, ist jetzt eine Realität, und der Morgen bringt kaum Erholung. Eine Freundin schrieb auf Facebook, dass ihr Mann die ganze Nacht aufblieb und ein großes Tuch immer wieder feucht hielt, um es über ihren leidenden Hund zu legen. Nutztiere verenden aus Wassermangel, während ganz Indien auf die Monsunzeit wartet.

Immer weiter versiegeln

Seit einigen Jahren ist es ein Running Gag: Dieser Sommer wird der kühlste aller Zeiten! Denn die Temperaturen steigen jedes Jahr weiter an. Währenddessen erlebt Indien einen Bauboom: Bäume werden gefällt, um Platz für mehr Autobahnen zu schaffen; Glasgebäude werden weiterhin errichtet, obwohl das dem indischen Klima nur schadet. Die Architekten – und diejenigen, die viel Geld haben – glauben irgendwie immer noch, dass das Glitzern von Glas ein Zeichen von Erfolg ist.

Als ich vor mehr als einem Jahrzehnt als Kriminalreporterin in Mumbai tätig war, brach in einem großen Geschäftskomplex ein Feuer aus, in dem auch der Server eines Telekommunikationsunternehmens stand. Abgesehen von der Tatsache, dass das gesamte Gebiet für den Rest des Tages ohne Telefonnetz war, erzählte mir der Feuerwehrchef, dass die Glasfassade des Gebäudes, die durch das Feuer zerbrach, das Risiko für die Feuerwehrleute beim Versuch, den Brand zu löschen, noch erhöhte.

Die Sommer meiner Kindheit verbrachte ich unter dem Surren des Deckenventilators, während die Vorhänge mit der Luftzirkulation zwischen den vielen Fenstern unseres alten Wohnblocks wehten. Heute bedeuten Sommerferien für Kinder in Indien nur noch, dass sie in einem Raum eingesperrt sind, in dem die Klimaanlage eingeschaltet ist, und sie Spiele auf dem Smartphone spielen.

Sommer bedeutet, draußen nicht mehr spielen zu können

Die Tatsache, dass im Mai zehn Wahlhelfer ums Leben kamen, sagt viel darüber aus, wie gleichgültig die Regierung mit Klimakatastrophen umgeht. Während die faschistische Hindu-Partei bei den Wahlen einen Rückschlag erlitt – sie hat nicht so viele Sitze gewonnen wie erwartet –, ändert sich am Alltag von Millionen, die auf Regen als letzte Rettung vor der Hitze warten, nicht viel.

Erst in den letzten Tagen hat die Regierung sich bequemt, die Krankenhäuser anzuweisen, spezielle Abteilungen für die Behandlung von Patienten mit Hitzschlag einzurichten. Im Sommer 2021 starben Menschen an der Delta-Variante des Covid-19-Virus. Dieses Jahr sterben die Menschen an Hitze.

Dennoch wird kaum über die CO2-Emis­sio­nen geredet. Keiner übernimmt Verantwortung für die Folgen des menschengemachten Klimawandels. Es ist der wohlhabende Teil ­Indiens – und der Welt! –, der sich klarmachen muss, was er zu diesem Fegefeuer namens Sommer beiträgt, das Millionen von Menschen durchleben müssen.

Übersetzung mit DeepL

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39 Kommentare

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  • Unabhängig von der Thematik, bin ich gerade einfach froh mal wieder eine einigermaßen respektvolle und uneomtionale Diskussion mitlesen zu dürfen. Ich finde gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig fruchtbare und lösungsorientierte Diskussionen zu führen, anstatt einen universellen Wahrheitsanspruch an seine Position anzulegen. Ich glaube auch nur Kooperation und das einbeziehen vieler Köpfe liefert angemessene Lösungen zu solchen hochkomplexen Themen. Von daher einfach mal danke ;)

  • taz: *Die Sommer in Indien werden immer heißer, ohne dass Indiens Regierung, die Reichen des Subkontinents oder die Welt insgesamt sich darum scheren.*

    Die Sommer in Deutschland werden immer heißer, ohne dass Deutschlands Regierung oder die Reichen von Deutschland sich darum scheren.

    'Aktion Baum' macht gerade überall in Deutschland Reklame, dass man Spenden soll, damit Bäume gepflanzt werden können. Eigentlich eine gute Sache, aber wenn man Tausende Bäume pflanzen will, die erst in 50 bis 80 Jahren so groß sind wie die Millionen Bäume die für den Wirtschaftswachstumswahnsinn gerade abgeholzt werden, dann ist das nur der berühmte 'Tropfen Wasser auf dem heißen Stein'. Wir verfeuern immer noch Kohle, und die CO2-Autoindustrie läuft auf Hochtouren - es sollen sogar noch mehr Autobahnen gebaut werden. Wir sehen einfach dabei zu und spenden dann ein paar Euro um unser Gewissen zu beruhigen. Und die Reichen spielen währenddessen frech ihr klimaschädliches Monopolyspiel weiter. In Deutschland werden sogar schon Klimaschützer kriminalisiert, damit der Irrsinn ungestört weitergehen kann.

    ***Aktion Baum *** aktion-baum.org/

    • @Ricky-13:

      Ihnen ist aber schon klar, dass auch Sie zu den 10% Reichen weltweit gehören, für den Klimawandel maßgeblich verantwortlich sind?

      • @Rudolf Fissner:

        Danke, dass Sie mich daran erinnern. Ich hatte meinen Privatjet nämlich gerade auftanken lassen um eine Einkaufstour nach New York (Fifth Avenue) zu machen, aber jetzt lasse ich das natürlich.

        ***Undercover als Geringverpester: Ein Experiment | extra 3 | NDR*** www.youtube.com/watch?v=7_kRnOEI-oc

        • @Ricky-13:

          Tja es muss hart sein, wenn ein kleinreicher auf seinem Flug nach Malle von einem GROSSREICHEN überholt wird. 🤪

          Es änder aber nichts an der Tatsache, dass beide zu jenen 10% gehören, die maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich sind. www.oxfam.de/press...haelfte-weltweiten

          • @Rudolf Fissner:

            Was denn nun? Bin ich jetzt ein 'Kleinreicher' (wie Sie das nennen), der im Billigflieger nach Mallorca düst, um sich dort am Strand mit billigen Alkohol abzufüllen und demnächst wieder für ein paar Euro Niedriglohn in einem Betrieb den Klimawandel vorantreibt, nur damit sein Chef sich den neuesten Porsche kaufen kann? Oder bin ich ein 'Großreicher', der im Privatjet Champagner schlürft und dem sogar die Zukunft der eigenen Kinder total egal ist, und der aufgrund seines egoistischen Lifestyles verantwortlich für die Hälfte aller Treibhausemmissionen ist? In Wahrheit bin ich nur ein besorgter Bürger, der weder einen Privatjet hat, noch im Billigflieger nach Mallorca reist, und der sich um die Zukunft der nachfolgenden Generationen Gedanken und große Sorgen macht. Aber natürlich sollten wir alle unser Verhalten überdenken (da gebe ich Ihnen recht), denn 'wir alle' sind für den Klimawandel ein großes Stück mitverantwortlich.

    • @Ricky-13:

      Es ist aber in Deutschland den Menschen mit weniger Reichtum überwiegend auch egal, dass es immer heißer wird. Es wird wie eh und je billig in den Urlaub geflogen, billiges Fleisch auf den Grill geworden und von materiellen Gütern bis zu Internetdiensten konsumiert, was das Zeug hält ... und auch wer die Entscheidung fällt, ein Elektroauto zu fahren, brav den Müll trennt und Biogemüse futtert, verändert rein gar nichts an dem System, das Verursacher für den Zustand des Planeten ist: dem Kapitalismus.

      • @EDL:

        "... und auch wer die Entscheidung fällt, ein Elektroauto zu fahren"



        ... ist wohl auf dem Weg, auf die Lüge des Green Capitalisms reinzufallen, dass mensch mit der Lebensweise so weiter machen könne. Denn vor dem Hintergrund der jahrzehntelangen Überschreitung der Biokapazitäten der Erde, der Zerstörung der Rest"natur" und infolge weitvorangeschrittenes Massenaussterben der Spezies und der Klimakrise bedeutet ein Ersetzen bisheriger Autos mit neuen E-Autos weitere Naturumwälzung, Ressourcen-, Energieverschwendung und damit Befeuerung der Vernichtung der Lebensgrundlagen.



        Individuelle Verhaltensänderungen können nie Systemänderungen herbeiführen. Wie auch? Im Vergleich zur Masse ist der Einfluss zu gering. Allerdings wäre es doch mal was, wenn Menschen mal nach ihrer Überzeugung handeln und für ihr Handeln Verantwortung übernehmen würden. Das Abwälzen der Verantwortung auf das System, andere Länder ... ist jedenfalls auch keine Lösung.

        • @Uranus:

          (Ergänzung) Individuelle Verhaltensänderungen können nie Systemänderungen herbeiführen ... es sei denn sie passiert zu vielen parallel oder sie hat eine solche öffentliche Wirkung, dass viele von ihr beeinflusst werden und diese ihr Verhalten daraufhin entsprechend ändern. Das ist aber nu selten der Fall und passiert offenbar kaum in Bezug auf Klima- und Umweltschutz.

      • @EDL:

        Stimmt, und die Fixierung auf Wachstum.



        Meiner Meinung nach ist unsere Herangehensweise an den Kilimawandel zu technologisch, bei Windparks, Elektroautos und so weiter bedenkt man nie den Rebound – Effekt.



        Das wir uns einschränken und verzichten sollten, will man nicht hören.

      • @EDL:

        *…, das Verursacher für den Zustand des Planeten ist: dem Kapitalismus.*

        Da bin ich vollkommen bei Ihnen, denn das schreibe ich ja auch schon seit Jahren in der taz. Die Menschheit hat sich weltweit vom kapitalistischen und klimaschädlichen Wirtschaftswachstum total abhängig gemacht und der Verstand der Menschen hat darunter anscheinend schon sehr gelitten. Man kann das auch sehr gut daran erkennen, dass man Klimaschützer, die das Ruder noch herumreißen wollen, in Deutschland von der Straße prügelt und man sie sogar als kriminelle Vereinigung hinstellen will, damit der klimaschädliche Wahnsinn weitergehen kann. Und die "Freunde des ausufernden Kapitalismus" bejubeln das sogar noch und schreien nach härteren Strafen für Klimaschützer. Und natürlich haben auch nicht die armen Menschen in asiatischen und afrikanischen Ländern den Klimawandel verursacht, sondern die reichen Industriestaaten mit ihrer Gier nach immer mehr Wirtschaftswachstum. Deshalb will ich jetzt auch gar nicht auf die politischen Missstände in Indien eingehen, denn der Klimawandel ist ein globales Problem und jedes Land müsste erst mal in seinem eigenen "Wohnzimmer" aufräumen, und dort für "Ordnung" sorgen.

        • @Ricky-13:

          Immer diesen westzentrischen Unsinn hier lesen zu müssen strengt langsam an.

          Es ist die industrielle Produktion ansich, der Materialismus also das Streben, die Lebensbedingungen (für die Masse) durch Konsumgüter zu verbessern, und nicht der Kapitalismus. Der ist nur eine mögliche Form der Eigentumsverhältnisse.

          Die DDR hat klima- und umweltschädlicher produziert als die BRD damals...ganz ohne Kapitalismus

          • @Chris McZott:

            (Ergänzung meines Kommentars) ... wesentliche Probleme sind die Ideologie des Fortschritts und der dem Kapitalismus innewohnende Wachstumszwang, die Spekulation auf Wachstum, Belehnung der Zukunft und das Ignorieren naturwissenschaftlicher Erkenntnisse über Funktion der Natur und der Naturgesetze, die Endlichkeit der Belastung der Ökosysteme (Club of Rome) und die Wirkungsweise des Klimas und eine Unverständnis gegenüber exponentieller Entwicklung, zu große Entfremdung von der Natur, Gleichgültigkeit und Arroganz gegenüber anderen Spezies (Ursache liegt in Religion wie auch in der Aufklärung, Betonung der Besonderheit des Menschen) ...

          • @Chris McZott:

            "Es ist die industrielle Produktion ansich, der Materialismus also das Streben, die Lebensbedingungen (für die Masse) durch Konsumgüter zu verbessern, und nicht der Kapitalismus. Der ist nur eine mögliche Form der Eigentumsverhältnisse."



            Sie geben dem Begriff Materialismus hier eine falsche/verzerrende Deutung. Er ist "... eine philosophische Position, die behauptet, dass alle Dinge aus Materie bestehen und dass grundsätzlich alle Phänomene aus materiellen Interaktionen resultieren, einschließlich Geist und Bewusstsein."[1]



            Industrialisierung ist die Folge des Kapitalismus bzw. fällt mit diesem zusammen, mittels neuer Technologien und Energieeinsatz die Produktion zu erhöhen. Gleichzeitig bedeutet Kapitalismus strukturelle Gier/Wachstum uvm.. Materialismus ist erstmal eine stark naturwissenschaftlich geprägte Sichtweise auf die Welt und deren Entstehung/Reproduktion/Evolution.



            Webers These, was den Anstoß zum Kapitalismus gab, zielt übrigens auf dem Calvinismus/protestantische Arbeitsethik ab.



            DDR war zum einen im globalen Kapitalismus eingebunden (Im-/Export) und zum anderen staatskapitalistisch. Auch hier liegen Sie also falsch.



            [1] de.wikipedia.org/wiki/Materialismus

          • @Chris McZott:

            *Immer diesen westzentrischen Unsinn hier lesen zu müssen strengt langsam an.*

            Wenn Ihnen die Wahrheit zu anstrengend ist, dann sollten Sie die WELT (Springer-Presse) abonnieren, denn da lesen Sie dann die "Wahrheiten" die Ihnen vielleicht eher zusagen. Und im Jahre 2024 immer noch mit der DDR zu argumentieren, ist wohl eher Unsinn, denn wir leben im 'Jetzt' und nicht im 'Gestern', und unsere Probleme ('weltweit') hat sicherlich nicht damals die kleine DDR verursacht, sondern der stetig wachsende Kapitalismus der westlichen Welt.

            Unser Planet gleicht immer mehr einer Müllhalde, die Meere sind voller Plastikmüll, abgeholzte oder verbrannte Wälder und ein Klimawandel der immer größer und mächtiger wird. Das alles hat in erster Linie etwas mit dem weltweit ausufernden und gierigen Kapitalismus zu tun, und nicht mit einer kleinen DDR, die (zum Glück) schon lange nur noch ein winziges Kapitel in einem Geschichtsbuch ist.

            • @Ricky-13:

              Und wenn es keinen Kapitalismus gäbe, würden die Menschen keine Massengüter mehr produzieren? Weil eine Welt ohne z.B. Medikamente so toll wäre?

              Die Verschmutzung ist eine folge industrieller Produktion und die muss nicht kapitalistisch organisiert sein.

              Die DDR ist nur ein (räumlich wie gedanklich) naheliegendes Beispiel. Auf die Idee, dass nichtkapitalistische Produktion sauber und nachhaltig ist, kann nämlich nur jemand kommen, der die realsozialistische Wirtschaft nicht erlebt hat. Waren die Sowjetunion und das kommunistische China auch winzig und unbedeutend?



              Sind Abgase chinesischer Staatskonzerne sauberer? Arbeiten die Menschen in vietnamesischen Sweatshops klimafreundlicher?

              Auch die Idee dass menschliche Gier eine Folge des Kapitalismus sei, ist auch so eine weltfremde Idee von Menschen, die nichtkapitalistische Systeme nie gesehen haben.

              SIE sollten viel eher mal Ihren Horizont erweitern, anstatt anderen Tipps zum Medienkonsum zu erteilen.

  • Jährlich sterben weltweit mehr als fünf Millionen Menschen aufgrund von extremen Temperaturen. Interessanterweise ist Kälte dabei das größere Problem als Hitze. Eine Studie, die Mortalitätsdaten aus 43 Ländern analysierte, ergab, dass die meisten Todesfälle bei Kälte auftreten. Im Untersuchungszeitraum von 2000 bis 2019 waren im Schnitt mehr als fünf Millionen Tote pro Jahr auf suboptimale Temperaturen zurückzuführen. Die meisten starben bei Kälte, weniger als ein Zehntel bei Hitze. Es gibt jedoch regionale Unterschiede, die auf gesundheitliche Versorgung, Infrastruktur und soziale Faktoren zurückzuführen sein könnten. Besonders betroffen sind große Küstenstädte in Asien, während Subsahara-Afrika die relativ meisten Kältetoten weltweit verzeichnet.

    • @Nikolai Nikitin:

      Dann haben die Inder:innen echt Glück, dass es zu heiß und nicht zu kalt ist!?... WTF?

      • @J. Straub:

        Die Klimaerwärmung wird leider dazu führen, dass bestimmte Regionen in der Welt nicht mehr bewohnbar sein werden, während man hinter dem Ural - was früher nicht möglich war - nun aufgrund klimatischer Verbesserungen zunehmend Getreide anbaut. Die vergleichsweise moderaten Temperaturen und die langen Sonnenstunden im Sommer begünstigen den Getreideanbau. Die Getreideproduktion in Sibirien hat deshalb in den letzten Jahren stark zugenommen.

    • @Nikolai Nikitin:

      2000-2019 heißt, da ist Corona noch nicht eingerechnet und da starben bekanntlich kaum welche im Sommer dran.

    • @Nikolai Nikitin:

      Das wird sich noch ändern, in den nächsten Jahrzehnten.

  • Durch den unpräzisen Gebrauch des Begriffes "faschistisch" wird leider der ganze Artikel auf das Niveau einer überzogenen Polemik gegen das "böse hindunationalistische Indien" mit wenig konkretem Nährwert heruntergezogen. Modri ist gewiß ein islamophober Nationalist, der liebend Indien liebend gerne in eine autokratisch-neolibertäre Post-Demokratie umbauen würde. Aber Faschist? Im Übrigen gilt die Aussage des vorherigen Kommentars: abgesehen davon, dass Deutschland die bessere klimatische Ausgangsposition hat ist es hier nicht anders: Klimawandel ist den Eliten und der Mittelschicht letztlich egal. Hauptsache Privilegien verteidigen und als letzte abkratzen.

    • @hessebub:

      Man könnte insgesamt gegen den inflationären Gebrauch des Begriffs argumentieren - OK.

      Aber wenn man die AfD faschistisch nennt, dann MUSS man Modris Partei ebenfalls faschistisch nennen. Sonst macht man sich völlig lächerlich.

    • @hessebub:

      Ich finde die Bezeichnung leider angemessen.

      BJP, die Partei von Modi ist faktisch der politische Arm der RSS

      Gruender der RSS verehrten Hitler.

      Aktuelle Aussagen von Modi, die Muslimische Menschen als "the infiltrators" bezeichen, sowie Werbevideos der Partei in der Muslime als das Kukuksei dargestellt wurden gehen auch in die Richtung von Faschismus wuerd ich sagen.

      Aber das die Klimawandel auf der ganzen Welt den Eliten egal ist, da stimme ich Ihnen voll und ganz zu.

    • @hessebub:

      Hier vielleicht mehr mit der Hindutva-Ideologie und ihren Ursprüngen beschäftigen. Es gibt da nämlich durchaus etliche klassisch faschistische Einflüsse und sogar Versatzstücke von Ns-Rassenideologie. Ich finde den Begriff daher nicht so weit hergeholt.

      • @Nazgul:

        Der Begriff stimmt. Mal RSS googeln.

  • Warum sollten Inder auch intelligenter sein als wir? Na ja ok, vielleicht weil sie bei uns sehen könnten, was es bewirkt. Aber auf die Vorhersagen der Experten hören (vor Jahrzehnten) scheint genauso schwer zu sein, wie den Wetterbericht anzuhören (heute).

    Wahrscheinlich wird Dante noch als Taufspruch modern: "Du, der Du in diese Welt eintrittst, lasse alle Hoffnung fahren".

    • @Jalella:

      Vielleicht sollten die Frauen in den Gebärstreik gehen, siehe Taufspruch – wie wahr.

  • Überlastung der Stromversorgung durch ein unzureichendes zentrales Versorgungskonzept.



    Natürlich ist das grundlegende Problem der Klimawandel mit der Erhöhung der Temperatur. In Indien vermutlich schon lange über dem 3°C Grenzwert angekommen. Aber dieser Temperaturanstieg lässt sich leider nicht so einfach und vor allem kurzfristig zurücknehmen. Das wird Jahrzehnte dauern, bis sich durch Menschen gemachte Änderungen etwas bewegen wird. Um bis dahin und auch darüberhinaus wird es wohl nötig sein das Stromnetz zu dezentralisieren. Nur so können zu jedem Zeitpunkt aus unterschiedlichsten Clustern zusätzliche Leistungen verfügbar gemacht werden, und gleichzeitig die Erzeugung CO2 - neutral erfolgen. Zudem können zusätzliche Strombelastungen durch Klimageräte durch eine eigene Stromerzeugung vermieden werden. Technisch lädt sich das sicherlich mit viel Geld und Arbeitszeit einigermassrn in den Griff bekommen. Die durch die Hitze einhergehenden Änderungen im gesellschaftlichen Zusammenleben werden wohl nicht so einfach in den Griff zu bekommen sein. Indien ist ein Beispiel dafür wie weit der Klimawandel schon fortgeschritten ist.

    • @Sonnenhaus:

      Man darf auch nicht vergessen, dass jede Klimaanlage nicht nur massiv Strom verbraucht, sondern wiederum Abwärme "generiert", die zumindest in warmen Ländern niemand gebrauchen kann.

  • So ganz riesige Unterschiede zu unserer Lage erkenne ich nicht. Auch hier werden die Sommer (und nicht nur die) immer heisser, auch hier wird wegen Autobahnbau jede Menge Wald abgeholzt, auch hier kümmern sich die Reichen einen feuchten Kehricht darum, auch hier sterben Menschen an den Folgen. Auch hier ist die Regierung und vor allem die Opposition innerhalb und außerhalb der Regierung überhaupt nicht interessiert, etwas zu ändern. Hier wird verharmlost, verschwiegen und gar gegen die Problemlösung angekämpft- technologieoffen freilich....

    • @Perkele:

      Das Leben von hunderten Millionen Menschen in Indien ist von grundlegenden existenziellen Problemen geprägt - ganz anders als in der westlichen Welt.

      Wer meint, ist hier doch das gleiche, verhöhnt die Menschen dort.

      Einfach mal eine (längere) Reise nach Indien machen. Danach sollte einem sehr bewusst geworden sein, dass viele unserer Probleme in Deutschland im Prinzip fast nichtig sind und wie verdammt gut es hier selbst den wirtschaftlich Schwachen geht ... nicht zuletzt auch unserer Umwelt.

      • @EDL:

        Die Verhältnisse in vielen Ländern der Welt sind mir aus eigenen Anschauungen sehr wohl bekannt; das ist auf meinen Beruf zurückzuführen. Nichts liegt mir ferner, als deren Probleme zu relativieren. Was ich aber ganz und gar nicht leiden mag, das ist die Rücksichtslosigkeit mit der wir hier in "wertebasierten" Gesellschaften leben, ziemlich dummdreist von Klimaschutz schwadronieren, jedoch ganz und gar nicht auch nur die geringste Anstrengung machen wollen UNSERE EIGENE Verantwortung auch wahrzunehmen.

      • @EDL:

        Klar, die Ausgangslagen sind andere - sowohl klimatisch (hier ehemals gemäßigte Klimazone vs. vornehmlich subtropisches Kontinentalklima dirt) als auch sozioökonomisch (wenn auch ein sch#@% System - immerhin HartzIV + Grundsicherung hier vs. ? da) und somit auch die Folgen.



        Um so zynischer hier das Gezeter einiger, wenn es um die Debatte um Rücknahme von Luxus wie Flugreisen, Kreuzfahrten, tierproduktlastige Ernährung usw.. Da steht einiges auf dem Spiel und woanders ist es bereits krasser als es hier auch noch zu spüren sein wird.



        Es fragt sich, was mensch in den Fokus rücken/thematisieren will. PERKELES Ansatz finde ich auch nachvollziehbar. Zumal hiesige Politik und verschwenderische Lebensweise (hiesige Armen ausgenommen) historisch gesehen ordentlich zur Erhitzung beigetragen haben.

  • In diesem Artikel hätte ich gerne ein paar harte Zahlen gelesen. Beispielsweise, wie stark die durchschnittliche Temperatur in Indien in den letzten Jahrzehnten angestiegen ist.

    Zwischen 1901 und 2018 waren es wohl 0,7 Grad, also weniger als im globalen Durchschnitt (>1 Grad), aber es könnte ja was dazu gekommen sein in den letzten 6 Jahren. Aber die Hitzewellen in Indien waren schon immer (in historischer Zeit) brutal, in der Region um Delhi liegt die durchschnittliche Höchsttemperatur im Mai und Juni bei über 39 Grad, und an einer der Wetterstationen Dehlis hat immer noch ein Temperaturrekord von 1944 Bestand, während an einer anderen 2024 tatsächlich ein Rekord aufgestellt wurde.

    Das soll nicht heißen dass die im Artikel genannten Missstände übertrieben sind. Überhaupt nicht! Der Kampf gegen die globale Erwärmung ist dringend.

    Doch bleibt ein schales Gefühl, dass mit solchen Artikeln, wenn gerade die wichtigen Zahlen fehlen, primär Emotionen ausgelöst werden sollen. Und dass die Rechten und Klimawandelleugner/-ignorierer sich auf solche Artikel als "Hysterie" einschießen werden.

  • Ist schon bitter, während „der Westen“ (viel zu) langsam aufwacht, träumen die Mächtigen in Indien und anderen asiatischen und arabischen Staaten weiter von längst überholten Zielen. Und bescheren ihrer Bevölkerung und darüber hinaus der ganzen Welt Alpträume.

  • Tja und in Nordhessen und im Sauerland mir kurzen Unterbrechungen Dauerregen seit Monaten.

    Und mit viel menschlicher Hybris kann man glauben, das wir hieran etwas ändern können. Je nach Wissenschaftler geht man davon aus, dass Maßnahmen heute in ca. 80 Jahren Wirkung entfalten. Wie diese aber wiederum durch natürliche Klimaveränderungen überlagert werden: die große Glaskugel.

    • @Michas World:

      Nordhessen und das Sauerland lesen zum ersten Mal taz und wundern sich, dass sie noch nie vom Treibhauseffekt mitbekommen haben.

      Tiktok hat glaube ich schon eine Suchfunktion, gib mal IPCC-Bericht ein

      • @derzwerg:

        Im Gegensatz zu manch anderem lese ich nicht NUR taz ;-)