piwik no script img

Debatte über Öffentlich-RechtlicheHier läuft etwas schief

Die AfD will die öffentlich-rechtlichen Medien abschaffen. Doch die größte Gefahr liegt woanders. Die Sender sind von innen heraus bedroht.

Die Öffentlich-Rechtlichen wollten die Gesellschaft zusammenhalten. Lange her Foto: imago

Gegen Bedrohungen von außen ist das deutsche öffentlich-rechtliche Rund­funksystem ganz gut abgesichert, immerhin das. Angesichts der Angriffe durch die AfD (Bezeichnung der öffentlich-rechtlichen Medien als Instrumente für „Indoktrination und Propaganda“, Forderung ihrer Abschaffung) haben sich neulich auf der Internetplattform verfassungsblog.de die Juristen Marc Bovermann und Samuel Stowasser Gedanken darüber gemacht, und sie können erst einmal Entwarnung geben. Durch einschlägige Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts sei der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland gegen Versuche, ihn zu zerschlagen, „gut geschützt“, sagen sie.

Anders sieht es allerdings mit Bedrohungen von innen aus. „Demokratie­feindliche Strömungen gehen subtil vor und versuchen, demokratische Institutionen mit demokratischen Mitteln von innen heraus zu zersetzen“, schreiben Bovermann und Stowasser.

Das ist das eine. Und das andere, das man hinzufügen kann, ist: Sieht man sich manche Entwicklungen innerhalb der öffentlich-rechtlichen Sender an, kann man zum Befund kommen, dass sie den rechten Strömungen längst ein Stück weit von sich aus entgegenkommen. Keineswegs unbedingt bewusst. Teilweise vielleicht sogar mit den besten demokratischen Absichten. Im Endeffekt aber ziemlich eindeutig: Eine Bedrohung von innen heraus ist da.

Ulrike Demmer, die Intendantin des RBB, hat für ihren berlin-brandenburgischen ARD-Sender etwa ein neues Motto ausgegeben, „Vom Hauptstadt-Sender zum Heimat-Sender“ lautet es, ein Anlass, hellhörig zu werden. Denn wie ist dieser Ansatz anders beschreibbar denn als Versuch, mit seinen Programminhalten ins Unverbindliche zu flüchten, vom Journalistisch-Analytischen ins Gefühlige, Kuschelige? Hat das nicht etwas von Seinen-Kopf-Einziehen?

Anschlussfähig nach rechts

Die Schriftstellerin Kathrin Röggla, als Vertreterin der Berliner Akademie der Künste zwei Jahre lang im Rundfunkrat des RBB tätig, hat dieses Motto in einem auch sonst fulminanten Interview in der FAS als „anschlussfähig nach rechts“ bezeichnet. Damit hat sie recht. Das Motto sperrt sich zumindest nicht gegen einen vorauseilenden Gehorsam gegenüber einem sich ins Neurechte verschiebenden gesellschaftlichen Diskurs.

Doch es wäre wohl falsch, die Bedrohung der öffentlich-rechtlichen Sender von innen nur als Reaktion auf sich verändernde politische Rahmenbedingungen zu beschreiben. Vielmehr sind auch fragwürdige interne Prozesse im Spiel, offenbar vor allem Machtverschiebungen von den inhaltlichen Redaktionen weg und hin zu den Leitungsebenen mit ihrer Gremienarbeit und ihren Beraterverträgen.

Zuletzt hat es drei Aufreger­themen gegeben, an denen sich festmachen lässt, dass in dieser Gemengelage fragwürdige Entscheidungen getroffen werden. Als Erstes war da die Debatte um Thilo Mischke als zunächst vorgesehenen, dann doch abgelehnten Moderator von „titel thesen temperamente“. Es war dabei schlicht ernüchternd, zu sehen, auf welch niedriges Niveau die Führungsgremien der ARD die Kulturberichterstattung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu senken bereit sind. Inhaltliche Auseinandersetzung mit den Künsten, schwierig, schwierig, was sich die Leitungsebenen vorstellten, war offenbar stattdessen ein populäres Dampfplaudertum.

Dann kam Dieter Hallervorden. Die ARD hat hier nicht nur einen 89-Jährigen das N-Wort vor einem Millionenpublikum in die Kamera sagen lassen, sie hat das Ganze auch als aktuell brisante Satire zu inszenieren versucht, als drohe in so einem Fall tatsächlich Gefängnis – wo man sich tatsächlich doch nur als gestrig und zutiefst unsensibel selbst outet. Womöglich reden sich manche in den Gremien tatsächlich ein, damit eine „Debatte“ ausgelöst zu haben, aber kann auch sein, dass ihnen in Wirklichkeit die ganze Sache selbst ziemlich peinlich ist.

Dämonisierung von Migration

Schließlich, ganz aktuell, die Sendung „Klar“ mit der Moderatorin Julia Ruhs. Angekündigt wurde sie mit Verve als tabubrechende Thematisierung der Migrationsprobleme – als ob drei Viertel des Bundestagswahlkampfs sich nicht darum gedreht hätten –, heraus stellte sie sich als Dämonisierung von Migration.

Interessant der Versuch von Michael Martens in der FAZ, die Sendung zu verteidigen. Martens fährt selbst eine ganze Reihe Einwände gegen die Sendung auf, findet sie aber dann nicht so schlimm, denn, so lässt sich sein Argument fassen: Ein Publikum für solche Sendungen gibt es, und wenn es nicht die ARD macht, würden die privaten Sender es bedienen. Unter anderem fragt Martens angesichts der Sendung, ob es eigentlich irgendwo ein Gesetz gebe, „laut dem immer, wenn ein krimineller Ausländer in einer Reportage gezeigt wird, eine bedrohlich-dräuende Tonuntermalung einsetzen muss?“ Genau. Wäre es nicht wirklich besser, die ARD würde solche billige Demagogie den Privaten überlassen (und noch besser, auch die würden das lassen)?

Drei ganz unterschiedliche Fälle, natürlich, aber was sie doch gemeinsam haben, ist ihr jeweiliger Populismus und jeweils ein Kampf gegen Popanze: gegen einen vermeintlich noch vorherrschenden „Samtjackett“-Feuilletonismus bei Thilo Mischke, eine vermeintlich an die Macht gekommene Sprachpolizei bei Dieter Hallervorden und eine vermeintlich linksgrün versiffte Meinungshegemonie bei Julia Ruhs.

Der Effekt: Seinem Publikum vermittelt das öffentlich-rechtliche Fernsehen, dass es ruhig auf dem Sofa vor der Glotze sitzen bleiben kann, weil alles gut wäre, wenn nicht blöderweise immer Probleme von außen auf es zukommen würden, in die Welt getragen von Intellektuellen, Sprachidentitären, grünen Gutmenschen und Migranten. Wenn die nicht wären, wäre alles paletti. Eine mediale Beruhigung durch Ausgrenzung.

Die Gesellschaft zusammenhalten

Was passiert hier? Eine schleichende Öffnung nach rechts? Die Vermutung kann man haben. Doch das ist es nicht nur. Tatsächlich kann man sich darüber hinaus längst fragen, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht ein unaufgearbeitetes Selbstverständnisproblem hat.

Gegründet wurde er im Kern mit dem Auftrag, für alle da zu sein, für die Gesellschaft als Ganzes, von da aus legitimierte sich auch der allen Bür­ge­r*in­nen auferlegte Rundfunkbeitrag. Über die Grundversorgung mit Informationen ging dieser inhaltliche Auftrag vom Selbstverständnis der Institution her stets hinaus. Neben den Kirchen, Gewerkschaften, Parteien und Vereinen verstanden sich die öffentlich-rechtlichen Medien immer als eine Instanz, die die Gesellschaft zusammenhält: Egal, was auch in der Welt geschehen mag, um 20 Uhr versammelt sich die Gemeinschaft der Fernsehschauenden vor der „Tagesschau“; das ist dann auch die gesellschaftliche Mitte.

Nun braucht man aber niemandem mehr zu erzählen, dass dieses „für alle“ längst bröckelt. Und in ihrer Panik, dadurch ihre Legitimation zu verlieren, scheinen die Leitungsgremien auf die Idee zu verfallen, eine Art Schwundstufe der gesellschaftlichen Mitte zu konstruieren und bedienen zu wollen – einen angenommenen Mainstream, der sich zufriedengibt mit abgesenkten journalistischen Ansprüchen, kultur­kämpferischem Populismus und einer Ausbeutung gesellschaftlicher Problemlagen, die man mit dem Soziologen Steffen Mau als Bewirtschaftung von Triggerpunkten bezeichnen kann.

Anders als mit solchen fragwürdigen Mitteln können sich die Leitungsebenen offenbar den Kampf um Aufmerksamkeit in der durch die privaten Sender und vor allem auch durch die sozialen Medien veränderten Medienlandschaft nicht vorstellen.

Weniger Kuscheligkeit

Sie könnten aber auch ganz andere Folgerungen aus der zugegeben komplexen Lage ziehen und sollten das auch tun. Weniger Beraterverträge, weniger Führungsebenen, dafür wieder mehr Aufmerksamkeit für die inhaltliche Arbeit der Redaktionen! Ernsthafte Kulturberichterstattung. Eine Politikberichterstattung, die an den gesellschaftlichen Problemlagen interessiert ist und nicht Po­li­ti­ke­r*in­nen als Matadore des Meinungsstreits in Talkshows vorführt. Insgesamt vielleicht ein Stück weit weniger Gefühl und Kuscheligkeit und mehr Sachlichkeit und Analyse.

Denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist und bleibt ja wichtig. Er setzt immer noch gesellschaftliche Wirklichkeit. Wer sollte denn überhaupt noch die journalistischen und auch filmemacherischen Maßstäbe hochhalten, wenn nicht diese dem Marktgeschehen entzogene und trotz der auf die Etats drückenden Pensionsansprüche mit Recherchemitteln gut ausgestattete Institution?

Was ihre Legitimation tatsächlich bedroht, ist nicht das bröckelnde „für alle“, sondern der Zynismus eines populistischen Programms.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

44 Kommentare

 / 
  • „Vom Hauptstadt-Sender zum Heimat-Sender“



    Ist er doch bereits. Es gibt wohl kaum einen Sender der so oft über die eigene Stadt berichtet. Die 30 tollsten dieses in Berlin, die 30 tollsten jenes in Berlin usw.



    Scheint aber zu funktionieren, sonst wäre schon abgesetzt

  • Wenn sich, wie der Autor durchaus nicht zu Unrecht schreibt, drei Viertel des Bundestagswahlkampfs um das Thema "Migrationsprobleme" gedreht haben, kann es kaum eine Zersetzung der Demokratie bedeuten, wenn eine Sendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sich mit diesem Thema befasst und mit einer Tendenz berichtet, die ungefähr der im Wahlkampf vertretenen Haltung der Partei entspricht, die bei der Bundestagswahl stärkste Partei wurde und voraussichtlich den nächsten Bundeskanzler stellt. Und den Heimatschmonzes gibt es in den Regionalprogrammen seit Jahr und Tag, wie auch das ständige Deutsche-Schlagergedudel, das den größten Teil des Musikprogramms in ARD und ZDF ausmacht und das ebenfalls wie so vieles "anschlussfähig nach rechts" ist, was aber viele der Beitragszahler, die überhaupt noch den Fernseher anmachen, sehen wollen. Demokratie bedeutet auch in öffentlich-rechtlichen Medien nicht, dass ausschließlich das gesendet wird, was der Meinung von zurzeit in der Minderheit befindlichen politischen Kräften entspricht. Demokratie ist übrigens ebenso wenig ein Synonym für "Migration per se gut finden" wie für "Migration per se schlecht finden".

  • Ok die Nazis wollen aus den falschen Gründen das Richtige...



    Es würde ja ausreichen den ÖR auf ein Programm das ausschließlich anständig recherchierte Tatsachen berichtet umzubauen.



    Dann wären die Kosten nachvollziehbar, überschaubar und müssten vielleicht nicht mehr durch einen Banditenverein mit Plünderfreischein geraubt werden.

    • @Das B:

      Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters. Wer soll denn überprüfen was "anständig recherchierte Tatsachen" sind?

      • @QuantumRider:

        "Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters."

        Diesen Satz liest man immer wieder, aber er ist meiner Meinung nach viel zu verallgemeinernd. Es mag in manchen Fällen zutreffen, es gibt aber auch viele Dinge die ganz klar falsch oder richtig sind. Und über die neutral mit Fakten berichtet werden kann.



        Oder sind sie auch gegen Gerichte? Die können sonst nach ihrer Ansicht ja auch immer nur subjektive Urteile Fällen und nie der Wahrheit auf die Spur kommen.

      • @QuantumRider:

        Anständiges Recherchieren bedeutet die Fakten zu überprüfen und mit Quelle belegen zu können.



        Das Schlüsse daraus ziehen und Meinungen/Ansichten bilden sollte den Individuum obliegen.



        Natürlich haben diese Ergebnisse keinen Wahrheitsanspruch, es handelt sich schließlich um Perspektiven.



        Es ging auch weniger um die Qualität der deutschen Nachrichten, sondern darum das es über diese Nachrichten hinaus für mich keinen Sinn hat ein staatliches Fernesehen zu finanzieren.



        Das soll das Kultusministerium tun und nicht eine Bande von Verbrechern.

  • Ach, vielleicht ist es nur ein kapitalistisches und kein rechtsideologisches Kalkül: das angebräunte Viertel des Landes zahlt die Gebühren ja meist auch... Das waren im Jahr 2023 ca. 2.25 Milliarden Euro. Und was kriegt dieses Viertel für dieses viele Geld? Einen nörgelnden Nuhr, einen greisen Rassisten und ein bisschen Heimatduselei. Man könnte glauben, wir linksgrün Versifften nehmen diese 25% der Bevölkerung total aus...

  • "Heimat-Sender" ist nur eine Umschreibung dafür, über Affekt-Berichterstattung an Recherche und Geld zu sparen. Mit dem Ergebnis, dass der Recherchestandard sinkt.

  • Die Analyse trifft den Nagel auf den Kopf!

    „Vom Hauptstadt-Sender zum Heimat-Sender“. Exakt diesen Kurs fahren MDR und NDR und andere Sender (hr z. B.) seit Jahren in ihren Abendregionalsendungen.



    Kuschelig, pseudolustig, quotenaffin, meist im weiblich männlichen Pseudo-Feminismus simulierenden dauerlächelnden Morgenmagazin-Moderatorenstatus, slso möglichst politisch unter dem Radar fliegend, aber nicht aufklärend, borstig, sich politsch in die eine oder andere Richtung klar kritisch positionierend, also frei von falscher devoter TV-Hierarchieberichterstattung.

    Wenn jetzt der mdr „titel thesen temperamente“.verantwortet, ist der vollkommene Untergang sperriger kritischer Kulturberichterstattung vorprogrammiert.

  • Die AFD will noch mehr abschaffen , kluge Köpfe müssen das verhindern

    • @Willi Wiss:

      Nur kluge Köpfe gehen nicht in die Politik ;) das müssen wir schon selber machen.

  • Das ist eigenartig, der Links-Alternative Teil der Bevölkerung findet den ÖR zu rechts und der Rechts-Konservative Teil findet ihn zu links. Das müsste ja eigentlich dafür sprechen, dass der ÖR ziemlich ausgewogen berichtet.

    • @Robert Trebor:

      Ist doch das Gleiche wie beim Koalitionsvertrag. Und das spricht eigentlich nur für die Blasenmentalität der heutigen Zeit. Ich kann das Problem auch nicht erkennen. Die Beispiele Mischke und Hallervorden sind genauso dünn, wie der Vorwurf von rechts, dass bei ARD und ZDF zuviel gegendert wird.



      Das viel größere Problem des ÖRR ist, dass er Leute unter 40, trotz Mediatheken und mitlerweile verfügbarer Streamingangebote eigentlich kaum noch erreicht und damit seinen Auftrag für zukünftige generationen nicht mehr erfüllt.



      Aber das regionale Fersehanstalten konservative und heimatselige Inhalte ausstrahlen? Ja mei, der Autor hat wahrscheinlich noch nie ins Programm von BR oder MDR geschaut.

    • @Robert Trebor:

      Es geht ja nicht allein ums Berichten, sondern u. A. auch um die Inszenierung des Opfergehabes derjenigen, die so gern weiter ungehemmt diskriminieren wollen. Erst wird bewusst und gezielt beleidigt, dann bei Widerspruch gejammert. Ich persönlich finde dieses Spiel ermüdend, weil es seit Ewigkeiten gespielt wird.



      Zudem ist schon länger wissenschaftlich erwiesen, dass die Berichterstattung über Migration qualitativ wie quantitativ regelmäßig auch eine Dämonisierung von Migrant*innen transportiert.



      Zu guter Letzt: Der Unterschied zwischen den Positionen, die Sie nennen, ist m. E. der, dass die einen auf ein Recht pochen, andere zu diskriminieren, zu beleidigen und zu dämonisieren, die anderen aber schlicht darauf, dass man das in einer anständigen Gesellschaft einfach nicht dulden muss. Es gibt also eine logische Abfolge. Und der ÖRRF berichtet dann über alles andere nicht, wenn er wieder den Egozentrikern von vorvorgestern Raum gibt. Hallervorden, Somuncu und wie sie alle heißen, sind einfach maximal irrelevante Leute, die sich öffentlich danebenbenehmen. Wenn ich dafür bezahlt würde, das wär geil!

      • @T 1000:

        Zudem ist schon länger wissenschaftlich erwiesen, dass die Berichterstattung über Migration qualitativ wie quantitativ regelmäßig auch eine Dämonisierung von Migrant*innen transportiert.

        Bitte verlinken, Danke

  • Es gibt einen inhärenten Widerspruch in der Kritik, der ÖR würde sich zu sehr nach rechts bewegen:



    "Gegründet wurde er im Kern mit dem Auftrag, für alle da zu sein, für die Gesellschaft als Ganzes,..."



    Genau das würde doch mit so einem Heimatmotto des RBB passieren: fast 50% haben CDSUAFD gewählt. Die Hälfte soll doch nach dem Auftrag mit repräsentiert werden. GrüneLinkeSPD kommen auf ca 36%.

  • Bei den ÖR läuft vieles schief. Angefangen von den unverschämt hohen Gehältern in der Führungsetage, die Selbstbedienungsmentalität ebenda und die doppelt, dreifachen und vielfachen Entsendungen von Journalisten und Übertragungsteams eines jeden ARD-Senders aus der Republik zu besonderen Ereignissen. Weiterhin die nicht mehr vorhandene journalistische Neutralität (so empfinde ich es zunehmend öfter) bei gewissen Themen. Informieren und aufklären soll die Aufgabe ein und das neutral und nicht parteiergreifend für eine Sichtweise oder Interpretation von Themen, die man in dem einen oder anderen Parteiprogramm wiederfinden kann. Es gab mal Zeiten, da waren Sendungen wie Panorama u. Monitor etc. die beste und kritischste Informationsquelle für Themen, die nicht so liefen wie sie laufen sollten. Politiker durften anschließend auch schon mal ihren Hut nehmen. Heute sind sie zu Meinungsmaschinen und Belehrungsformate verkommen. Da trifft die Aussage, dass die größte Gefahr von Innen droht schon eindeutig zu.

    • @Pia Mansfeld:

      Ich muss sagen ich tue mich manchmal schwer mit Neutralität. Weil meiner Meinung nach sollten Fakten und Informationen eingeordnet werden. Ich für meinen Teil finde das das Grundgesetz und dessen Werte der Maßstab der Neutralität sein sollte. Viele andere aber sehen das Einstehen für unsere Demokratie und unser Grundgesetz als links an. Wenn wir als Gesellschaft nicht in den Faschismus et al. absteigen wollen, dann muss Neutralität bedeuten aufrechter Demokrat zu sein und für Ehrlichkeit und Gerechtigkeit einzustehen. Alles andere wäre fatal.

      • @curiouscat:

        Da bin ich zu 100% bei Ihnen. Es ist aber nicht nur die Gefahr, in den Faschismus abzusteigen, eine Belehrungs- und Berichtigungsform mit selbsternannten absolutem Wahrheitsgehalt wie sie häufig in den Medien zu sehen/lesen ist, ist ebenfalls eine Gefahr. Joirnalismus muß kritisch sein, gegen jede Richtung, gegen jede Regierung. Journalismus muß aber auch informieren und aufklären, um der Sache und nicht um der eines Parteiprogramms oder der Staatsräson wegen. Wenn Politiker dieses wieder fürchten und die Bevölkerung dies anerkennt, haben wir ein leichtes, die Demorkratie zu leben, die sie so liebens- und lebenswert macht.

      • @curiouscat:

        ich glaube, Sie sind hier auf dem Holzweg. Links ist das Eintreten für die Werte des GG, wie sie von Böhmermann oder einigen linksliberalen Webseiten betrieben wird, die allerdings oft mit der Meinungsfreiheit ihre Probleme haben, wenn es um rechte Meinungen geht, während extremst linke Meinungen nach deren Meinung natürlich geschützt sind.

        Vor 30 Jahren, als ich studierte, galt das Eintreten für die Werte des GG übrigens noch als rechts und ich musste mich von meinen linkeren Freunden dafür kritisieren lassen, dass ich die Verfassung wichtiger fand als die Hoffnung auf eine bessere Welt mit linken Kräften, auch wenn sie undemokratisch an die Macht kommen würden.

  • Ja, es läuft einiges schief im ÖR. Beispielsweise überproportional viele Interviews mit Politikern der Grünen und unterproportional viele Interviews mit Politikern der AFD. Beispielsweise eine starke regierungstreue. Beispielsweise die grün-links-Lastigkeit im regionalen Rundfunk. Beispielsweise die doppelte Anreise bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Beispielsweise die mutmaßlich rechtswidrige Form der Gebührenerhebung als Steuer statt als Gebühr.

    All das wird im Bericht leider nicht erwähnt und statt dessen nur auf eher Belangloses abgestellt.

    • @DiMa:

      Da stellen Sie ja ein paar steile Thesen in den Raum! Haben Sie auch Belege für Ihre Behauptungen?

      "Beispielsweise die mutmaßlich rechtswidrige Form der Gebührenerhebung als Steuer statt als Gebühr."

      Aus einem Beitrag des DLF zur Entscheidung des BVerfG:

      "Zurückgewiesen wurde auch das Argument, dass es sich bei dem Rundfunkbeitrag um eine Steuer handele, für die dann aber der Bund zuständig wäre und nicht die Länder."

      www.deutschlandfun...saetzlich-100.html

      Was die AfD ihrerseits mit dem ÖRR vorhat, hat sie ja bereits in ihrem Programm dargelegt. Pressefreiheit ist nämlich etwas, was nur solange von dieser Partei erwünscht ist, bis sie die Macht hat.

    • @DiMa:

      Ich würde es nicht so ausdrücken wie Sie, aber ich weiß genau was Sie meinen. Und Sie haben Recht! Ich bin erklärter Fan des ÖRR - ich find das richtig! Aber mir gehen in der letzten Zeit die Argumente "dafür" aus. Deswegen werd ich zwar trotzdem nicht dagegen argumentieren, aber der Frust sitzt tief. Die Kritiker haben (leider) viele Punkte! Man hat viel zu oft den Eindruck von "Regierungsfunk", d.h. mir fehlt die Kritik - und zwar nahezu überall. Journalisten haken nicht sauber nach, alles bleibt an der Oberfläche. Die polit. Formate sind: unterirdisch! Unglaubwürdig und nicht ernsthaft. Experten werden nach polit. Gusto gehört - das Meinungsspektrum ist schwach ausgeprägt. Außerdem ist eine deutliche (!) Schlagseite in Richtung vieler gesellsch. Themen wahr zu nehmen. Das meiste davon finde ich inhaltlich wichtig, aber es ist überdeutlich, dass dort -auch- Politik gemacht werden soll: der Journalismus tanzt viel zu oft hart an der Kante zum Aktivismus. Das ist aber gar nicht seine Aufgabe! Ich bin ein ziemlicher Polit-Nerd, aber wenn ich kritische Berichterstattung suche, finde ich sie eigentlich nur noch im Internet - bei Podcasts und im Vgl. völlig unterfinanzierten Formaten.

    • @DiMa:

      Ungeachtet der erwartbaren Antworten auf Ihren Kommentar stimme ich Ihnen vollumfassend zu.



      Eine Klage über eine angebliche Rechtslastigkeit des ÖRR und das dann an den drei genannten Beispielen festzumachen, erscheint mir tatsächlich reichlich abwegig.

    • @DiMa:

      Sie beklagen nicht genug Interviews mit einer rechtextremen Partei? Ernsthaft?

      Die Rundfunkgebühr kann gar eine Steuer sein, denn Steuern sind nicht zweckgebunden. Ähnlich der LKW-Maut oder einer evtl. PKW-Maut

      • @Frank Ropen:

        Streng genommen ist es eine Bereitstellungs-Gebühr, die man zahlen muss. Das empfinde ich schon als anmaßend.

      • @Frank Ropen:

        Das mag für ein juristisches Seminar die richtige Antwort sein, aber sehr viele Menschen machen solche Unterschiede nicht.

        Die Gebühr wird von allen kassiert, egal, ob sie den ÖRR nutzen oder nicht.

        Als meine Eltern 1989 umgezogen sind, haben sie ihren Fernseher bei der GEZ abgemeldet. Der war kaputt und sie wollten ihn nicht ersetzen. Hat zwar etwas gedauert, bis man es ihnen geglaubt hat, aber es war noch möglich

        Das Verfassungsgericht hat Einsprüche gegen diese "Reform" abgewiesen. Das muss man akzeptieren, aber "darf" dennoch bei seiner privaten Meinung darüber bleiben.

      • @Frank Ropen:

        Laut Staatsvertrag sollen die Anstalten die "Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit" beachten. Sie sollen dabei eine "möglichst breite Themen- und Meinungsvielfalt ausgewogen darstellen".

        Da gehört halt auch die AFD dazu, den ansonsten richt das Ganze nach Staatsfernsehen und Parteilichkeit. Man kann sich ja mit den Meinungen kritisch auseinandersetzen, nur gar nicht erst zu Wort kommen lassen, geht halt gar nicht.

        • @DiMa:

          "Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit" beachten. Sie sollen dabei eine "möglichst breite Themen- und Meinungsvielfalt ausgewogen darstellen"

          Nicht davon verpflichtet zur Verbreitung von Aussagen der AfD.

          "Man kann sich ja mit den Meinungen kritisch auseinandersetzen, nur gar nicht erst zu Wort kommen lassen, geht halt gar nicht."

          Doch das geht. Wenn jemand der Meinung ist, dass Bevölkerungsgruppen weniger wert sind als andere, dann darf er diese Meinung haben, aber der ÖRR ist nicht gezwungen diese als Teil der Meinungsvielfalt abzubilden.

          Außerhalb des rechtextremen und der Falschbehauptungen hat die AfD nichts zur Themen- und Meinungsvielfalt beizusteuern. Das hat man bei Gespräch Weidels mit Musk gesehen als auch bei der Fernsehdebatte.

          Es gibt Ausgewogenheit und falsch verstandene Ausgewogenheit, das führt schon beim Kliamwandel und der Evolution dazu, dass Leute ohne richtige Argumente und Studien Sendezeit bekommen, um ihren Blödsinn zu erzählen. Es hat schon einen Grund warum wir wieder mehr Leute haben, die an die Kraft von Steinen, Engeln und Sternzeichen und an eine flache Erde glauben.

          Können sie gerne tun, Sendeziet im ÖR steht ihnen dafür nicht zu.

          • @Frank Ropen:

            Dass der ÖRR Sendezeit für die Behauptung verschwendet, dass die Erde flach sei, war mir neu. Sehr viel Sendezeit wird jedenfalls im ÖRR für Leute verwendet, die an irgendeinen Gott glauben, obwohl dafür keine höhere wissenschaftliche Evidenz spricht als für den Glauben an Sternzeichen, den Osterhasen oder die Zahnfee. Apropos Engel: Der Erzengel Gabriel soll Mohammed den Inhalt des Koran offenbart haben.

    • @DiMa:

      Wenn diese GEZ- Gebühr rechtswidrig wäre, hätten sich bestimmt schon Anwält:innen draufgestürzt und geklagt.

      • @bloggerlogger:

        Haben sie - und verloren.

        • @Klabauta:

          Ja, schon. Aber wie so oft in der Juristerei, ist auch hier die Begründung für einen Nicht-Juristen einfach unverständlich. Ich hab das nicht mehr ganz genau im Kopf, war nicht der windige Kirchhoff damals auch an der Ausarbeitung beteiligt? Kann mich da irren. Aber die Begründung geht ja in etwa so: Die Haushaltsabgabe ist sogar unabhängig davon ob man ein Empfangsgerät besitzt zu entrichten. Die juristische Begründung ging (wenn ich mich irre, bitte korrigieren) in die Richtung, dass auch wer kein Empfangsgerät besitzt, dennoch von der Berichterstattung des ÖRR profitiert, weil man ja Leute kennt und so "um die Ecke" dennoch Informationen erhält. Naja kann ich da nur sagen. Das wäre als wenn man als kinderloser Single Kindergeld beantragen könnte, weil die Nachbarn ja eines haben...



          Und trotz alle dem bin ich noch immer für einen gebührenfinanzierten (wenn es einen steuerlichen Weg gäbe,. fände ich es besser) öffentlich rechtlichen Rundfunk. Es ist aber schwer bei diesem Angebot dafür zu sein...

      • @bloggerlogger:

        Ich würde sagen das ist ähnlich wie bei der AFD: Die meisten wissen schon dass das nicht korrekt ist aber die Richter sind eben anderer Meinung...

    • @DiMa:

      Ja. Die AfD ist ein Opfer. Goebbels hat das bezüglich der NSDAP auch so gesehen und hat die Presse gleichgeschaltet. .

      • @Tom Lehner:

        Da sind doch zwei unterschiedliche paar Schuhe.

        Ich mag die AFD auch nicht, bin nur ungeachtet dessen der Meinung, dass die Rechtssatatlichkeit gilt - und die AFD ist derzeit noch nicht verboten. Das Problem ist doch, dass man es der AFD derzeit recht einfach macht, eine Opferrolle überhaupt erst zu begründen.

        • @DiMa:

          Die NSDAP war auch nicht verboten. Wie wir alle wissen, hat sie nach der Machtübernahme die Presse gleichgeschaltet. Ähnliches schwebt Höcke und Konsorten auch vor. Aber bis dahin jammern sie lauthals was von "Meinungsvielfalt ist nicht gewährleistet" oder "Staatsfunk".



          Dem muss man nicht auf den Leim gehen.

        • @DiMa:

          Die AfD kommt mit all ihren tausendfach offengelegten Lügen, ihrer Hassrede und ihrem Menschenhass ständig und regelmäßig im ÖR vor. Sie verbreiten hier wiederum deren Lüge, sie würde zu kurz kommen.

        • @DiMa:

          Die NSDAP war damals auch nicht verboten.

          • @Tom Lehner:

            Nur kann das kein Argument sein, eine nicht verbotene Partei nicht zu beachten. Ansonsten droht liegt eine politische Einflussnahme halt vor. Wenn es dazu erst mal kommt, brauchen wir den ÖR auch nicht mehr.

            Statt einer Zensur der AFD brauchen wir einen kritischen Umgang mit ihr.

  • Ich versteh die Aufregung nicht ganz: Dass Berliner und Brandenburger Menschen sich von ihrem Regionalsender nicht die Welt (das können andere besser), sondern ihre Nachbarschaft erklären lassen möchten (das macht sonst keiner) ist für mich nachvollziehbar.



    Hallervordens Palimpalim ist eine Lachnummer, nur noch übertroffen von jenen, die sich darüber aufregen. Und eine "Dämonisierung von Migration" erkennen wohl nur die tazzis beim ÖRR.

    • @Samvim:

      Wer möchte sich von einem Sender seine Heimat erklären lassen? Das klingt erst recht von oben herab, als wären die Leute, die da wohnen zu blöd ihre Heimat zu verstehen.

      • @Frank Ropen:

        Die Berliner möchten das. Denn sie halten sich für den Nabel der Welt.

  • Nur wer in der konstruktiven Kritik steht, begreift die Notwendigkeit der Veränderung zur Verbesserung. Aber für den Öffentlich Rechtlichen Rundfunk (ÖR) kann ich auch eine Lanze brechen. Die Vielfalt unserer Landschaft und Generationen spiegelt sich in den Angeboten und inhaltlich in den Programmen ziemlich gut wider. Als Bürger und Kind des Landes NRW schaue ich immer wieder über die Landesgrenzen und habe viele Lieblingssendungen auf vielen Endgeräten und Kanälen zur Auswahl. Sonntagsmorgens SR Kultur, Samstags WDR2 Sport, und sonst die informativen "im Äther" WDR5 / Deutschlandfunk. Das Repertoire ist für "auditive Typen" unglaublich, auch mit den Podcasts; nur ein Beispiel für alle: "Zeitzeichen" des WDR.



    Schulfunk und Schulfernsehen sind Vergangenheit, aber eine schöne Erinnerung.



    Viele Sendungen fordern zum Mitmachen auf, andere zur Meinungsäußerung oder Mitteilung von Wünschen und Ideen, wie Wunschmusik oder Das philosophische Radio. Bürgerfunk ist wiederum ein eigenes Kapitel.



    /



    taz.de/Oeffentlich...Rundfunk/!5884228/