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Habeck will Strom- von Gaspreis lösenGaskraftwerke prägen den Strompreis

An den Strommärkten definiert das teuerste Kraftwerk den Börsenpreis. Das hat sich niemand ausgedacht, sondern ergibt sich zwangsläufig.

Wenn der Gaspreis steigt, steigen auch die Strompreise aus der Steckdose Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Freiburg taz | Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat angekündigt, den Strommarkt mittelfristig umbauen zu wollen – vor allem will er den Strompreis vom Gaspreis entkoppeln. Wie das geschehen soll, ist zwar noch offen. Klar ist aber, was Habeck dazu treibt: Es sind die Rekordnotierungen an der Strombörse, die bis vor Kurzem undenkbar waren.

Strom zur Lieferung im Jahr 2023 wurde am Montag in einem von großen Schwankungen geprägten Markt zeitweise für mehr als einen Euro je Kilowattstunde gehandelt. Damit hat sich der Börsenpreis binnen einem Monat fast verdreifacht. Für die kommenden Wintermonate wurden sogar zeitweise mehr als 1,40 Euro je Kilowattstunde bezahlt – und das sind nur die Großhandelspreise. Bis die Kilowattstunde beim Endkunden ankommt, schlagen noch Netzentgelte, Vertriebskosten sowie ein paar weitere kleine Posten zu Buche. Und dann natürlich die Umsatzsteuer.

So skurril das im ersten Moment erscheinen mag – dies ist der übliche Weg der Preisbildung, wenn an transparenten Märkten homogene Güter gehandelt werden. So wie es beim Verkauf beliebiger Rohstoffe am Weltmarkt auch keine Rolle spielt, dass die Gewinnung identischer Rohstoffe sehr unterschiedliche Kosten verursachen kann; bezahlt wird – bei gleicher Qualität – ein einheitlicher Marktpreis, der für jede einzelne Tonne gilt. Und diesen setzt immer die teuerste Tonne, die nötig ist, um den Bedarf vollständig zu befriedigen. Nach ähnlichen Marktgesetzen funktionieren übrigens auch Auktionen auf Ebay.

Jeder freie, transparente Markt bildet auf diesem Weg seine Preise. Das zeigt ein einfaches Beispiel: Auf einem Markt – also einem definierten Handelsplatz – werden zehn gleichwertige Äpfel angeboten. Bestimmt man nun zu einem fixen Termin den Verkaufspreis, dann ist dieser natürlich (weil die Ware identisch ist) für alle Äpfel gleich.

Problem ist ein komplett liberalisierter Markt

Nehmen wir nun an, es wird bei zehn verfügbaren Äpfeln ein elfter Apfel nachgefragt. Was dann passiert, ist einfachste Lehrbuchökonomie: Der Preis der Äpfel steigt so weit, bis eines von zwei möglichen Ereignissen eintritt. Entweder es springt ein Interessent ab, weil er nicht mehr bereit ist, diesen Preis zu bezahlen, dann werden die zehn Äpfel zum erzielten Preis an die nunmehr zehn Interessenten verkauft.

Oder aber ein Anbieter ist angesichts des gestiegenen Preises bereit, einen weiteren Apfel (nun unter Inkaufnahme hoher Kosten) zu beschaffen. Dann gehen alle nun vorhandenen elf Äpfel zum Einheitspreis an die Kunden. Dieser ist – und damit ergibt sich die Parallele zum Strommarkt – definiert durch die Kosten, die für die Beschaffung des elften Apfels anfallen.

Nichts anderes spiegelt die Strombörse in hoher zeitlicher Auflösung wider. In Stunden, in denen Strom aus erneuerbaren Energien en masse vorhanden ist, wenn also keine Gaskraftwerke und überhaupt keine fossilen Kraftwerke nötig sind, geht der Preis in den Keller, denn dann setzen die Erneuerbaren mit ihren variablen Kosten nahe null den Preis. In Zeiten, in denen aber Kraftwerke mit teuren Brennstoffen nötig sind, steigt der Einheitspreis für alle verkauften Kilowattstunden.

Alternative: Staat steuert den Strompreis

Das kann man jetzt gut finden oder schlecht – in jedem Fall ergibt sich das zwangsläufig, wenn man den komplett liberalisierten Markt zulässt. Alternativ dazu ist natürlich eine – partielle oder vollständige – staatliche Steuerung des Strompreises möglich.

Dachten die Ampel-Parteien womöglich an ein Konzept dieser Art, als sie im vergangenen Herbst in ihren Koalitionsvertrag schrieben, sie wollten „ein neues Strommarktdesign erarbeiten“? Bis heute ist nicht klar, was die Koalitionäre mit dieser Formulierung meinten. Denn immer noch hat niemand ein anderes Modell vorgestellt, das die Funktion des europäischen Strommarktes weiterhin gewährleisten könnte. Damit werden die Strompreise auch künftig an den Gaspreisen hängen – so lange jedenfalls, wie noch Erdgas verstromt wird.

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42 Kommentare

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  • Gasverstromung sofort gesetzlich verbieten. Nur weil Frankreich aufs falsche Pferd gesetzt hat (Atomstrom), müssen wir doch nicht denen Strom aus Gas liefern und damit unseren Strompreis ins unermessliche steigern (merit-order)!

  • Es muss nicht zwingend so sein. Denn jeder Anbieter hat auch bei gestaffelten Preisen noch einen Anreiz etc.



    Das ist kein Markt, sondern ein Verkäuferkartell.

  • Bis 1998 war deutscher Strommarkt reguliert. Auf EU Druck wurde er dereguliert. Plötzlich gab es neben Stromanbieter, Stadtwerken, Kunden, Broker, spekulative Discounter, Zwischenhändler, oft dabei die Stromhersteller, Stadtwerke selber mit eigenen Tochter GmbHs, was aktuell, neben Discountern unisono, in Österreich bei Wiener Stadtwerken zu Schieflage führt, Kunden zu vertraglich vereinbartem Preis mit Strom zu versorgen



    Das Merit-Day Ahead Order-Prinzip machte 1998 in noch unterfinanziertem Strom Spotmarkt Sinn, mit Börsenschlussgong Mittelkurs für alle festzulegen, Akzeptanz nachhaltiger Stromproduzenten durch tradtitonelle Stromanbieter am Markt zu moderieren mit dem Ergebnis, dass die oft nicht zum Zuge kamen.



    EEX (European Energy Exchange) Leipzig wickelt in Europa größten Teil des Börsenhandels ab. Großer Stromkontingententeil werden als »Futures« mit längeren Laufzeiten gehandelt. Industriefirmen, Stromhändler, Stadtwerke decken sich an der Börse gerne zur Risikoabsicherung mit Future Kontrakten ein, weil sie ihre Kosten auf Jahre hinaus planen wollen. Da sie nicht wissen können wie hoch Strombedarf ihrer Kunden in folgenden Jahren sein wird, kaufen sie flexiblen Teil am Spotmarkt zu. Die EEX-Tochter EPEX SPOT mit Sitz in Paris wickelt diese kurzfristigen Verträge ab. Dabei geht es um Strom für nächsten Tag, den sog Day-Ahead-Markt. Last Strom Kontrakt bestimmt Gesamtpreis.



    Athen schlägt neben Pay as bid Idee vor, d. h. jeder Stromanbieter erhält Preis, den er akzeptierte, Markt aufzuteilen. Zunächst kommen Anbieter geringer Grenzkosten ran mit Preis/Kilowattstunde. Der fällt erwartungsgemäß niedrig aus, erlaubt Anbietern aber weiter Geld zu erwirtschaften. Übrigen Strom liefern die fossilen Kraftwerke. Preis dafür wird nach Merit-Order-Prinzip ermittelt. Endpreis ergibt sich als Volumen Mittelwert. Habeck nennt griechischen Vorschlag diskussionswürdig.



    www.spektrum.de/ne...n-schnellt/2051949

    • @Joachim Petrick:

      Wobei man dazu sagen muss, dass der Druck der "EU" im Wesentlichen der Druck der CDUCSU und der Tories waren, die - weil die Möglichkeiten in Bonn/Berlin bzw London ausgereizt waren - den Hebel in Brüssel ansetzten.

  • Wenn ich Stromanbieter wäre und über verschiedene Quellen verfügen (Wind, Kohle, Gas, ...) könnte, würde ich doch alles daran setzen, die teuerste Quelle am Leben zu halten, da dieser den Preis bestimmt.

    • @bernhard k:

      Windenergie ist nur dann vorhanden wenn der Wind weht, ergo unzuverlässig. Die Kohlekraftwerke wurden fast alle abgeschaltet, bleiben die Gaskraftwerke.. Unter diesen Regeln sind wahrscheinlich auch die AKWs wieder sehr interessant. Und, die Bestreiber der erneuerbaren Energien haben sich trotzdem diese angeblich soo günstig sind noch nicht gemeldet um ihren Übergewinn freiwillig an die Kunden weiterzuleiten. Die halten sich auch mit Kritik sehr zurück (Interview im DLF mit eine Agora-Typen heute morgen glaube ich). Wenns ums Geld geht, muss der Umweltschutz halt auch ein wenig zurückstecken..

      • @Gerald Müller:

        "Unter diesen Regeln sind wahrscheinlich auch die AKWs wieder sehr interessant."

        Die AKW-Betreiber sehen das anders.

  • So ein Qauatsch, der Vergleich mit Äpfel oder noch skuriler Kartoffeln, wie gestern im Fernsehen (ZDF).



    Es gibt die absolute Konkurenzsituation im Strom- und Gasmarkt nicht.



    Es sind Oligopole, die den Markt beherrschen!!



    Ich bin gespannt was Ulrike Herrmann dazu schreiben würde.



    Bin selber Volkswirt......

  • Ich wüßte nicht, warum sich der hohe Preis zwangsläufig ergibt. Vergleichbar ist das doch wohl mit dem Aktienmarkt. Morgens kaufe ich die gleiche Aktie zu einem anderen Preis als abends; warum das an der Strombörse anders ist, erschließt sich mir nicht.

    • @Lapa:

      Naja den Kauf einer Aktie lässt sich aufschieben, die stromnachfrage muss aber jederzeit! gedeckt sein.

      Oder halt lastabwurf, der aber auch vergütet werden muss

    • @Lapa:

      Richtig, genauso schwankt der Strompreis hinauf und herunter und wird bisweilen sogar negativ. Aber zu einem gegebenen Zeitpunkt genau jetzt sind alle Aktien gleich teuer.

  • Der Vergleich mit den Äpfeln hinkt insoweit, als ja genug Äpfel vorhanden sind. Es ist nur so, dass die Apfelhändlerin Sonja Sonne nur 5 Äpfel für 1,- anbietet, Werner Wind bietet 5 Äpfel für 1,50, und Gustav Gas bietet seine Äpfel für 5,- an.



    Der Punkt ist: auch Sonja und Werner bekommen jetzt 5,-, die gesamten Äpfel kosten 55,- statt 17,50, wenn man die Angebotspreise bezahlen würde.



    Das ist das Problem.

    • @Dumbo:

      Na ja, Wenn aber Gustav Gas 5 Euro aufruft, rufen die anderen auch, dass sie 5 Euro wollen. Wenn dann plötzlich Anja Atom auf den Markt tritt und sagt, ich habe auch noch drei Äpfel und bevor sie schlecht werden, biete ich sie für 50 ct an, ist das Überangebot da und der Preis geht runter. Der entscheidende Punkt in dem Artikel ist: Zum selben Zeitpunkt.

      • @Strolch:

        Das ist ja mein Punkt: Wenn Sonja durchgerechnet hat, dass Ihr 1,- reicht, dann soll Sie eben auch nur 1,- bekommen. Wir müssen gegen diesen automatischen "Habgiermechanismus" angehen.



        Das wird ja in Zukunft noch schlimmer: Wenn immer mehr preiswerte Solar- und Windenergie dazukommt, dann wird es für die Gaskraftwerke (die wir zum Puffern von Flauten und Dunkelheit noch sehr lange brauchen werden) immer kostspieliger, Energie zu produzieren - schlicht weil sie weniger verkaufen aber die Fixkosten gleichbleiben. Es ist also nicht nur der Gaspreis, der die Kosten an der Stelle nach oben treibt.

  • Die Gasverstromung beenden bzw. verbieten und schon ist der Strompreis vom Gaspreis entkoppelt. Das die Gasverstromumg momentan ansteigt zeigt doch das Firmen nach buchhalterischen Kriterien agieren, lohnt sich also macht man`s. Mit Moral Appelle etc. kommt man da nicht bei, das hat auch beides nichts miteinander zu tun. Wirtschaft funktioniert nach gewinnmaximierenden Kriterien. Also: Es herrscht Not, die Gasverstromung vergrößert die Not, also muß sie untersagt werden...



    Alles andere sind wieder hintenrum, durch Blume Versuche, die garantiert wieder nach hinten losgehen, weil es juristisch alles gar nicht abzudecken ist usw usw. und Gesetzeslücken unvermeidlich sind.



    Es kann so einfach sein, aber wer mit der Lupe schaut, sieht das große Ganze nicht.

    • @nutzer:

      "Die Gasverstromung beenden bzw. verbieten und schon ist der Strompreis vom Gaspreis entkoppelt."

      Wie schön einfach die Welt doch ist. Und der fehlende Strom kommt dann eben aus der Steckdose...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Solange D Strom exportiert muß der Strom gar nicht "aus der Steckdose" kommen, sondern aus den anderen Energiequellen, die die ohne Gas betrieben werden.

        Nebenbei, ein Verbot kann nicht 100% sein, benötigen bestimmte Industrien, die Prozesswärme aus der Gasverstromung. Aber für solche Details gibt es schlaue Menschen, die das einkalkulieren und steuern können. Wenn die dann noch im Ministerium sitzen, na dann ist das alles kein Problem.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die Gasverstromung geschieht momentan aus dem Grund, weil Frankreich stark auf Atomstrom setzt, seine Atommeiler jetzt aber zum Teil warten oder drosseln muss, weil die Flüsse aufgrund der Hitzewelle nicht genügend Kühlwasser bieten.Merit-order ist ökonomisch Schwachsinn und war bislang eines der größtem Hemmnisse im Hinblick auf der raschen Ausbau der regenerativen Ernergien. Der Einwand, Wind weht nicht immer, ist längst überholt, zumal es inzwischen möglich ist, Windräder offshore zu installieren, die nicht auf dem Grund der Meere verankert werden müssen, sondern schwimmen.

  • 2G
    27814 (Profil gelöscht)

    Erstmal danke für die Erklärungen zum Strompreis. Ein Problem scheint mir zu sein, dass das Prinzip bei den stark unterschiedlichen Preisen, überhaupt keinen Anreiz gibt, teure Kraftwerke zu verdrängen. Solange die Nachfrage da ist, die recht unflexibel ist, verdienen alle Verkäufer daran, dass ein paar teure Kraftwerke im Markt bleiben. Dies ist im Moment eine neue Situation aufgrund der großen Spreizung der Preise.

    Bei der aktuellen Marktsituation wird kein Anbieter die teuren Kraftwerke verdrängen wollen, da man mit weniger verkauftem Strom anderer besser verdient als wenn Gaskraftwerke rausfalleb würden.

    • @27814 (Profil gelöscht):

      Nein, das Gegenteil ist richtig, und das war auch der Vorteil der öffentlich zugänglichen Preisbildung der Strombörse.



      Sie müssen unterscheiden zwischen Langfristverträgen der Industrie, die ziemlich genau ihre Strommengenbedarfe kennen und z.T. große Mengen zu festen Preisen über viele Jahre kaufen. Darum geht es derzeit nicht, sondern um die Börsenpreise die den Strom meist eine Woche im Voraus handeln und nach dem merit order Prinzip gebildet werden:



      Strommengen werden angeboten von Kraftwerken die genau wissen wie ihre Produktionskosten aussehen. Jedes Kraftwerk bietet seinen Preis für eine Strommenge an. Grundlastkraftwerke entsprechend günstig. Alle machen das für die nächste Woche. Diese Strommengenpakete werden preislich aufsteigend sortiert, vorstellbar wie ein Balkendiagramm, das ansteigt. Die Käufer zeichnen wiederum ihren Mengenbedarf! Dann wir ein cut gemacht, bei dem Kraftwerk zu dessen Preis, dass der Gesamtstrombedarf für DE gedeckt ist. So entsteht der Gesamtpreis für die gesamte angebotene Strommenge!



      Konsequenz: Alle Kraftwerke, die teurer angeboten haben verkaufen ihren Strom NICHT! Wenn die Strom verkaufen wollen müssen die günstiger werden, neue Kraftwerke müssen sich dem Wettbewerb ebenso stellen. Ein guter Marktmechanismus der die Preise lange stabil gehalten hat in DE!



      Derzeit, in der außergewöhnlichen Zeit mit Stromknappheit UND teurem Gas und somit teurem Strom aus Gas ist dieser Mechanismus kontraproduktiv. Nochmal: Ein unter normalen Umständen guter Mechanismus, der den Wettbewerb förderte.

      • @Tom Farmer:

        Danke für den Hinweis auf die Sondersituation. Ergänzend vielleicht noch: Aufgrund der Lastspitzen, die es immer wieder geben kann, braucht es immer eine Überkapazität an Strom. Die würde aber zu einem Preisverfall führen, so dass zu wenig Strom für die Spitzen da wäre. Der Anreiz, eine Überkapazität vorzuhalten, ist hier das Merit Order Prinzip.

        Aktuell haben wir teures Gas und Verschärfend tritt die Situation in Frankreich dazu, die die Strommenge gesenkt hat. Daher verdienen sich auch Grünstromproduzenten gerade eine goldene Nase. Ich leider nicht. Ich bekomme nur meine Einspeisvergütung von 6,xx ct.

  • Man verknappt die Ware Strom ( gescheitertes EEG, Stromlieferungen an Frankreich ) gleichzeitig erhöht man den Bedarf ( E-Autos, Wärmepumpen ) und dann wundert man sich weil der Strompreis steigt. Selbstgemachte Misere, die bewusst herbeigeführt wurde.

  • Vielen Dank für den Artikel, die Mechanik der Preisbildung wird sehr gut und nachvollziehbar erklärt.



    Allerdings lassen sich Äpfel und Strom so wenig miteinander vergleichen wie Äpfel und Birnen.



    Denn wir haben im Strombereich eben keinen transparenten und offenen Markt, sondern eine Planwirtschaft.



    Vor 20 Jahren wäre kein Unternehmen auf die Idee gekommen, ein Gaskraftwerk zu errichten, denn Gas war schon damals zu teurer zur Verstromung. Ein solches Kraftwerk wäre schlichtwegs nicht konkurrenzfähig gewesen.



    Gaskraftwerke sind die Folge einer politischen Entscheidung, der sogenannten Energiewende.



    Der politisch gewollte Ausbau von Wind- und Solarstrom hat einen systembedingten Nachteil:



    Er steht nicht verläßlich und gleichmäßig zur Verfügung, im Extremfall (Dunkelflaute) liegt der Ertrag bei Null.



    Gaskraftwerke sind der Backup für die erneuerbaren Energiequellen, da sie sehr schnell von Null auf Maximallast hochgefahren werden können.



    Mittlerweile scheinen die Gaskraftwerke schon für die Grundlast verwendet zu werden, denn trotz der aktuellen Gasknappheit wurde noch nie soviel Gasstrom produziert wie derzeit.



    Es ist sogar genügend Strom da, um ihn ins Ausland zu exportieren.



    Sobald die noch laufenden Atomkraftwerke abgeschaltet werden (6% der Gesamtstrommenge) wird sich das Problem noch verschärfen.



    Der Strompreis ist eine Folge des Strommixes.



    Der Strommix ist die Folge von politischen Entscheidungen, also sollte die Politik auch auf die Preisbildung Einfluß nehmen.

    • @Don Geraldo:

      Der aktuelle Strompreis ist vor allem eine Folge der kopplung an den Gaspreis, durch die Gasverstromung und zusätzlich durch den Handel an der Leipziger Strombörse. Ein Spotmarkt, da werden Bruchteile des Stroms gehandelt, mit Auswirkungen auf den gesamten Strompreis. Mitthin eine Marktsimulation, die für maximale Erzeugergewinne sorgt. Die Geschichte von marktbasierter Preisermittlung durch freien Handel ist eine Mär. Die Endkunden bekommen dadurch keine niedrigeren Preise, sondern höhere.

  • Klingt logisch. Und die Eigentümer von Erneurbaren Stromquellen nehmen anscheinend das Geld auch gerne an, habe jedenfalls noch nicht gehört dass selbige diese Übergewinne an ihre Kunden weitergeben. Man sollte hier allerdings noch weiterdenken, das Problem der Regelenergie, die nmochmal sagen wir um den Faktor 10 teurer ist als die mehr oder weniger zufällig erscheinenede erneuerbare Energie, sollte bzw muss auch bedacht werden. Regelenergie das sind Wasser- und vor allem Gaskraftwerke die schnell zu- und abschaltbar sind. Die Ampel hatte 25-40 Gigawatt (!!) Gaskraftwerke hierfür eingeplant, die es jetzt natürlich nicht geben wird. Das bedeutet dass Regelenergie noch viel teurer werden wird. Wäre schön wenn die Aktivisten sich hierfür eine Lösung einfallen lassen würden, anstelle sich an Bildern festzukleben.

    • @Gerald Müller:

      Na, Wasserkraft kann nach diesem Sommer definitiv nicht mehr als Regelenergie angesehen werden. Kern- und Kohlekraftwerke ebenfalls nicht. Auch Gaskraftwerke haben früher oder später Probleme mit Kühlwasserkreisläufen bei fortschreitendem Klimawandel. Es bleibt nur das, was alle klügeren Klimaaktivisten schon seit Jahren sagen: Wir müssen uns anpassen. 24/7 100 Prozent Produktivität wird halt einfach nicht mehr möglich sein. Fabriken müssen sich mit Energiespeichern für kurzfristige Ausfälle ausstatten und ansonsten muss halt regelmäßig die Produktion gedrosselt werden. Und da dies ein globales Phänomen ist, das China (derzeitige Produktionsdrosselungen wegen Dürre und Mangel an Strom aus Wasserkraft), die USA, Norwegen, Frankreich u.a. ebenfalls betrifft ergibt sich daraus auch kein weiterer Standortnachteil.

      • @LesMankov:

        Die Wasserkraft hat diese Jahr im ersten Halbjahr 9.7 TWh erzeugt, etwas weniger als 2015 (11,2) aber mehr als 2017. Es ist aber nicht die Menge an Energe die erzeugt wird, sondern die Möglichkeit Energie dann zu erzeugen wenn man sie braucht. Das geschieht z.B. durch Reservoire und durch Staubetrieb der Flusskraftwerke. Und weil Regeleneregie so teuer ist, lohnt es sich Wasser auzustauen und Energie mit wenig Wasser zu erzeugen. Das ARgument zieht also nicht. Bei Kohle- und Gaskraftwerken ist natürlich das Kühlwasser ein Problem - wenn sie nicht am Meer stehen. Allerdings sollte man auch berücksichtigen dass der Stronmverbrauch im Sommer niedriger ist und dieses Problem im Winter nicht auftaucht. Gaskraftwerke sind ausserdem häufig auch mit Luftkühlung ausgestattet. Was Energiespeicher und Preoduktionasausfälle angeht: das sagt sich so leicht, ist in der Praxis aber aus mehreren Gründen schwieirig, nicht zuuletzt weil die Produktionskosten so stark ansteigen. Ein mir bekanntes mitteständisches Unternehmen wird deshalb die Produktion mit etwa 200 Arbeitsplätzen ins Ausland verlegen. Da sparen wird die ganze Energie, toll, oder? Schließlich, Energiespeicher: wie soll das denn gehen? Haben Sie eine Ahnung was z.B. ein 10 MWh Speicher (der für einen halben Arbeitstag in de rerwähnten Firma ausreicht) kosten würde? Da kann die Firma gleich dicht machen. Und die Standortnachteile sind durchaus nicht gleichmäßig verteilt. Die Franzosen werden nächstes Jahr besser durch den Sommer kmmen weil sie nicht 12 AKWs gleichzeitig im Sommer zur Revision abschalten werden. Die Kühlkreisläufe werden verbessert. usw.



        Unsere "Anpassung" wird darauf hiauslaufen dass jede Menge Arbeitsplätze verloren gehen, wodurch wir jede Menge Energie sparen werden. Und wen werden die Arbeitslosen wählen? Sicherlich nicht Grüne, SPD, FDP, Linke oder CDU.

  • Der Artikel lässt den Faktor Spekulation völlig außer Acht. Wie hoch Erzeugerkosten für eine kW 2023 sein werden, kann nämlich keiner sagen.

    Dazu kommt, dass sich durchaus kein Einheitspreis bilden muss. Um bei den Äpfeln zu bleiben. Auf dem Wochenmarkt ist der Preis bei verschieden Anbietern durchaus nicht immer gleich. Alles eine Frage der Gestaltung des Marktes.

    Und Strommarkt wurde von der Politik als Haifischbecken gestaltet...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Lesen Sie den Kommentar von Tom Farmer, der erläutert es nochmal ganz gut, dass es um den kurzfristigen Preis geht. Der langfristige entspricht Ihrem Marktbeispiel.

      Beim Strom gibt es aber ein Problem: Wenn mal wirklich eine zu hohe Nachfrage da ist, bricht das Netz zusammen. Das heißt, es braucht Überkapazitäten, die kurzfristig einspringen können.

      • @Strolch:

        Schon. Nur hat die Politik beim Strom extra einen Spekulationsplatz geschaffen. Dort werden jetzt Preise aufgerufen, die mit den Erzeugungskosten nichts mehr zu tun haben. Das ist der Nachteil, wenn man künstlich einen scheinbar feien Markt schafft, der nicht benötigt wird.

  • "Alternative: Staat steuert den Strompreis"



    Wie soll das gehen? Wenn es 10 Äpfel gibt, aber 11 Äpfel nachgefagt werden, schafft eine Begrenzung des Apfelpreises keinen 11. Apfel her...

    • @sollndas:

      Nö, die zentrale Verwaltung gibt nur zehn Bezugsscheine aus und der elfte muß auf seine Zuteilung warten. Alles wohlbekannt und jahrzehntelang bewährt. Das Problem ist nicht der Markt sondern der Mangel. Markt und/oder zentrale Wirtschaftslenkung beeinflussen nur die Art, wie er sich auswirkt.

  • Zuerst möchte ich Ihnen, Herr Janzing, danken für die hervorragende Darstellung der Marktmechanismen. In solcher Qualität findet man das selten. Welche Probleme nicht der Markt sondern eine Mangelsituation im Marktrahmen erzeugt, erläutern Sie perfekt. Zu Alternativen sagen Sie nichts.



    Die wichtigste Alternative zum Markt ist und war immer die staatliche Zuteilung. In ihr führt ein ungedeckter Mangel nach Unterspannung und Brownouts zu stunden- und stadtteilweisen Abschaltungen zum unveränderten Festpreis. Das ist anders. Ist es auch besser? Immerhin bewirkt der Markt mit seinen Gewinnoptionen mittelfristig die Abhilfe durch den Bau zusätzlicher Quellen und Angebote. Die Zuteilung führt zum Schwarzmarkt mit ebenfalls hohen Gewinnen aber ohne Zukunftsoption.



    Und woher kommt eigentlich die zu recht beklagte Kopplung der Preise? Die Rheinenergie, der sehr große Regionalversorger für den Raum Köln, verkauft nur noch Lieferverträge mit "100 % Ökostrom". Liest man die gesetzlich vorgeschriebene Aufteilung auf der letzten Rechnungsseite, dann stammt mehr als die Hälfte des gesamten realen Strombezugs, genauer 53,8 %, aus Gaskraftwerken. Solange Kobolde und Speichernetze in der Stromproduktion nach Abschaltung der Alternativen den Erwartungen hinterherhinken wird sich daran so bald auch nichts ändern.

  • Während sich die großem Stromerzeuger danke Merit-Order System gerade eine goldene Nase verdienen, erhält eine Privatperson mit neuer PV-Anlage auf dem Dach gerade mal 6,23 Cent pro kWh.



    Das nenne ich mal allerbeste Lobbyarbeit, dass die Großen Spitzenpreise bekommen, die anderen aber immer weniger pro kWh.

    • @Rudi Hamm:

      theoretisch können Sie ihren Strom auch frei über die Börse verhandeln, dann profitieren sie auch. (Praktisch ist das aber Unsinn) Der niedrige Preis kommt daher, dass Sie an den lokalen Monopolisten, E-On, RWE etc gebunden sind. der zahlt den Standardtarif, er wäre auch dumm, falls er das freiwillig ändern würde...

      • @nutzer:

        Das ist ein Teil der Antwort. Der andere ist, Strom wird immer für die Zukunft gehandelt, vielleicht kurzfristig aber auf jeden Fall später. Wenn der eigene Generator ausfällt, was bei der Privatanlage eine Wolke sein kann, dann muß der Erzeuger aus eigener Tasche den vermutlich erheblichen Mehrpreis der Ersatzlieferung erstatten. Will Herr Hamm nicht? Dan kann er am merit order auch nicht teilnehmen. (Die Frage der völlig falschen Größenordnung kommt dazu.)

        • @Axel Berger:

          na das sag ich ja, für private Solaranlagen auf den Dächern, ergibt das keinen Sinn. Die Vergütungshöhen kommen durch den Vertrag mit dem lokalen Monopolisten zu stande. Die sind fix. Der Monopolist verhandelt den Strom, dann aber selbst....

  • Der Artikel gibt keine besonders gute Erklärung für den hohen Strompreis mit Lieferdatum 2023. Er erklärt allenfalls, warum aktuell am Spotmarkt evt. hohe Preise bezahlt werden (Defizit).

    • @Abid Kidoh:

      In Ihrem "jetzt" und "später" liegt ein Mißverständnis vor. Es zählt nicht der Zeitpunkt, zu dem der Strom tatsächlich fließt, sondern der, an dem der Festpreisvertrag unterschrieben wird. Mein Regionalversorger bietet mir derzeit alternativ zu den momentanen 31 Ct/kWh bei kurzfristigem Änderungsrisiko 49 Ct/kWh für 24 Monate fest an. Natürlich muß oder sollte auch er sich sich selbst in seinem Einkauf für so lange Lieferzusagen absichern. Und weder er, noch ich, noch seine Vorlieferanten wissen heute schon sicher, was die Zukunft bringt, sondern können nur versuchen, so treffend wie möglich zu raten.

    • @Abid Kidoh:

      Dieser Artikel vergleicht Äpfel mit Birnen. Erstens: Auf Äpfel kann man verzichten, auf Strom und Gas wohl kaum.



      Zweitens: Apfel und deren Preise sind mit keinen zusätzlichen Risiken verbunden, weder für die Umwelt noch für die Grundbedürfnisse von Mitmenschen noch für die weiterverarbeitende Industrie noch für das Risikomanagement.



      Drittens: In Apfelpreisen stecken keine versteckten Zusatzeinnahmen, politische Steuern oder Abgaben.



      Viertens: Äpfel unterliegen keinen ernsthaften internationalen Auseinandersetzungen, weder bei Krieg noch internationalen Stromlieferungen oder bei den Fragen um Pipelines.

      Dieser Artikel könmte von Äpfeln und Birnen handeln, aber er geht im Kern an den Sachzwängen rund um Strom und Gaspreise vorbei.

      • @Conny Hyde:

        Jaja die alte Weisheit:

        Erst wenn die letzte Kilowattstunde Elektroenergie und das letzte Kilogramm Erdgas verbraucht sind, werdet ihr merken, dass man mit Äpfeln nicht heizen kann.

    • @Abid Kidoh:

      Warum nicht? Ist doch dann vollkommen logisch was folgt. Ist bei jedem anderen Handelsgut ebenso.



      Jeder Einkäufer muss die Preisentwicklung bis zur tatsächlichen zeitlichen Lieferung in einer Kalkulation gegenüber seiner Firma darstellen. Dann bekommen Sie als Kunde ein Angebot, dass eine bestimmte Gültigkeit hat.



      Fazit: Was heute an den Märkten passiert muss 12 Mobate kalkulatorisch Bestand haben. Keine Endkunde kauft direkt zu täglich, bzw. minütlich oder sekündlich wechselnden Preisen Strom an der Strombörse ein.