piwik no script img

Grüne Schulze über Corona-Demos„Schluss mit Appeasement-Politik“

Spaziergänge? Wer’s glaubt! Die Grüne Katharina Schulze fordert mehr Härte gegenüber Querdenkern – und plädiert für eine Doppelstrategie.

Koblenz am 1. Januar: Teil­neh­me­r:in­nen eines „Spaziergangs“ gegen die Coronamaßnahmen Foto: Thomas Frey/dpa
Dominik Baur
Interview von Dominik Baur

taz: Frau Schulze, der französische Präsident Emmanuel Macron hat zuletzt Impfgegner übel beschimpft und dabei sogar einen derben Kraftausdruck verwendet. Sind Sie manchmal versucht, ähnlich deutlich zu werden?

Schulze: Ich habe zumindest Verständnis dafür, dass all die Menschen, die sich seit fast zwei Jahren an die Regeln halten und ihr Bestes tun, um Corona einzudämmen, es nicht nachvollziehen können, wenn sie Bilder von Menschen sehen, die ohne Abstand, ohne Maske und ohne sich an die Auflagen zu halten, durch die Straße marschieren und dann vielleicht noch Polizistinnen und Polizisten angreifen. Jetzt habe ich gerade gelesen, dass eine Frau einen Polizisten ins Bein gebissen hat. Geht’s noch? Ich verstehe schon, wenn der einen oder dem anderen da die Hutschnur reißt.

Lassen wir uns von Quertreibern, die sich selbst als Querdenker oder Spaziergänger bezeichnen, zu sehr auf der Nase rumtanzen?

Ja, das finde ich schon. Schauen Sie doch, zu was für Szenen es zum Beispiel bei uns in Bayern in den letzten Wochen und Monaten gekommen ist: In Schweinfurt haben sie versucht, ein Polizeiauto anzuzünden. Medienvertreterinnen und Polizisten wurden angegriffen, Messer mitgeführt. Ein Kind wurde verletzt, das eine Demonstrantin quasi als Schutzschild mitgenommen hatte. Das sind Dinge, die wir nicht akzeptieren dürfen. Die Versammlungsfreiheit ist ein sehr hohes Gut in unserem Land. Jede und jeder kann die Corona-Maßnahmen kritisieren, auch auf der Straße. Aber: Es gibt Regeln. Die eine ist, dass man friedlich demonstriert, die andere, dass man sich an die Auflagen hält.

Das ist der Punkt, wo die Toleranz für Sie ein Ende hat?

Auf jeden Fall. Man kann an der Mehrheitsmeinung Kritik äußern, aber wenn man immer wieder absichtlich Auflagen unterläuft und behauptet, man würde doch nur spazierengehen und das sei doch keine Versammlung, dann muss ich schon sagen: Verkauft uns nicht für blöd! Ein solches Katz- und Mausspiel mit der Polizei muss sich der Rechtsstaat nicht gefallen lassen.

Andreas Gregor
Im Interview: Katharina Schulze

36, sitzt seit 2013 für die Grünen im bayerischen Landtag. Seit 2017 steht sie gemeinsam mit Ludwig Hartmann an der Spitze ihrer Fraktion.

Heißt?

Heißt, dass die ausgesprochenen Auflagen dann auch kontrolliert und Verstöße sanktioniert werden. Man muss auch ganz deutlich sagen, dass viele dieser sogenannten Querdenker und Spaziergänger bewusst eine Destabilisierung des politischen Systems herbeiführen wollen. Rechtsextremisten und Reichsbürger nutzen diesen Protest, um ihre Ideologie in die Gesellschaft hineinzutragen. Und da sehe ich nicht, dass die Polizei bisher immer in die Lage versetzt wurde, die Auflagen konsequent durchzusetzen. Darum sage ich: Schluss mit der Appeasement-Politik gegenüber den Querdenkern!

Dieses Appeasement wird oft damit begründet, man wolle eine weitere Spaltung der Gesellschaft verhindern. Wie gespalten sind wir denn schon?

Unser Land ist nicht gespalten. Es wird ja manchmal suggeriert, dass da ein Spalt mitten durch unsere Gesellschaft geht und sich da zwei gleich große Teile gegenüberstehen. Aber das ist Unsinn. Die, die sich tatsächlich abgespalten haben, sind eine äußerst kleine, wenn auch laute Minderheit. Ihnen steht die ganz große Mehrzahl der Menschen gegenüber, die auf Fakten, wissenschaftliche Erkenntnisse und die Kraft von Argumenten setzt.

Auflagen kontrollieren, Verstöße sanktionieren – das sagt sich leicht. Aber wie soll man einer spazierenden Möchtegern-Guerilla Herr werden, ohne eine Eskalation der Situation zu riskieren?

Ich glaube, es braucht zwei Dinge, die Hand in Hand gehen müssen: Repression und Prävention. Dazu gehört, dass das zuständige Innenministerium mit den kommunalen Ordnungsbehörden und der Polizei zusammen die Lage bewertet und an die jeweiligen Gegebenheiten angepasste Auflagenbescheide und Einsatzpläne entwickelt. Außerdem muss diese Bewegung endlich genau unter die Lupe genommen werden. Schon bei den ersten Demonstrationen 2020 waren Rechtsextremisten und Reichsbürger mit dabei. Und die Szene der sogenannten Querdenker hat sich inzwischen noch weiter radikalisiert. Der Hass, den sie auf die Straße tragen, hat sich zu einem Problem für die ganze Gesellschaft entwickelt. Deshalb brauchen wir eben auch Programme zur Prävention und Deradikalisierung und müssen die Aufklärung über Verschwörungsmythen stärker nach vorne stellen.

Die Grünen sind ja eine eher demonstrationsfreudige Partei. Gerade zu Beginn ihrer Geschichte standen sie der Staatsgewalt auf der Straße auch mal konfrontativ gegenüber. Jetzt stehen ausgerechnet Sie an der Spitze derer, die ein hartes Durchgreifen des Staates fordern.

Ich sehe da keinen Widerspruch. Natürlich schützen wir die Versammlungsfreiheit. Wir waren auch die ersten, die am Anfang der Pandemie, als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die Versammlungsfreiheit eingeschränkt hatte, gesagt haben: Sorry, so geht das nicht. Es muss auch in einer Pandemie möglich sein, zu demonstrieren – unter Beachtung des Infektionsschutzes und möglicher Auflagen.

Aber auch linke Demonstrationen können eskalieren, weil beispielsweise ein gewaltbereiter Kern die Aufmerksamkeit auf sich zieht, der nicht für die Mehrheit der Demonstrierenden spricht. Ist es nicht grundsätzlich schwierig, alle Teilnehmer einer Demo in einen Topf zu werfen? Auch bei den Corona-Protesten geht ja keine homogene Gruppe auf die Straße.

Natürlich ist das keine homogene Gruppe, aber man gibt sich ja bei einer Demonstration schon so eine Art Bündnis-Konsens: Wir demonstrieren für oder gegen dieses oder jenes. Und gewalttätige, antisemitische, rechtsextreme Gruppierungen und Positionen haben bei uns nichts verloren. Organisatoren können das auch vorab veröffentlichen. Und wenn man dann beispielsweise erkennt, da läuft jemand mit einem Judenstern rum, auf dem „Ungeimpft“ steht, dann bittet man die Person, die Demonstration zu verlassen,weil Antisemitismus nicht toleriert wird. Ich sage es mal so: Wenn du nicht mit Nazis auf die Straße gehen willst, gibt es auch Möglichkeiten, das zu verhindern. Es liegt auch immer in der Verantwortung jedes einzelnen Demokraten und jeder einzelnen Demokratin zu schauen, mit wem man gemeinsame Sache macht. Und bei diesen Demos ist tatsächlich auch eine immer schneller werdende Radikalisierung festzustellen, das Abdriften in immer abstrusere Verschwörungsmythen und Antisemitismus.

Abgesehen von der Verantwortung des Einzelnen: Gab es auch Versäumnisse der Politik? Hätte man diejenigen, die anfangs tatsächlich nur Angst hatten und sich mit dieser alleingelassen gefühlt haben, vielleicht anders mitnehmen können, damit sie eben nicht auf Rattenfänger reinfallen?

Natürlich hat „die Politik“, wenn wir es mal so pauschal formulieren wollen, in der Pandemie Fehler gemacht. In so einer Situation braucht es Transparenz und eine gute Kommunikation über die nötigen Maßnahmen, damit die Gesellschaft mitgenommen wird und zusammenhält. Ich habe mich im ersten Jahr der Pandemie einmal mit einer neuseeländischen Grünen unterhalten. In Neuseeland war das von Anfang an zentral, da wurde an das Wir-Gefühl appelliert: We against the virus! Bei Markus Söder war es dagegen anfangs immer sehr stark dieses „Ich gegen das Virus“. Da gab es eine sehr starke Führungsfigur, die uns sagte, wo es lang geht. Aber jetzt sehen wir, dass das nicht funktioniert hat. Wenn wir das Virus wirklich besiegen wollen, brauchen wir eine gemeinsame Leistung der gesamten Gesellschaft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

27 Kommentare

 / 
  • mich amüsiert und schockiert zugleich, was aus der ehemals links-alternativen Szene geworden ist. Weishaupt twittert martialisches, Frau Schulze stößt ins gleiche Horn, Die Herren Kretschmann und Palmer überschlagen sich in markigen Sprüchen und "regieren mal so richtig schön durch" (Zitat Kretschmann). Glücklicherweise bin ich bereits vor Jahren aus dieser Partei ausgetreten. Geht gar nicht mehr.Deutlicheres würde hier gegen die Nettiquette verstoßen, deshalb lass ich es.

  • Wie stellt Frau Schulze sich das vor bei einer Demo mit 14.000 Teilnehmern wie am ersten Januarwochenende in Hamburg? Soll da die gesamte Bundeswehr antreten zur Dokumentation aller Beteiligten mit anschließender Festnahme aller Demoteilnehmer?

    Es ist erschreckend welche Mittel hier gegen Solche Demonstrationen verlangt werden.

  • Die nennt man bitte nicht Querdenker, sondern Coronaleugner, Ansteckungsbefürworter und Sozialdarwinisten!



    Der Wortgebrauch geht zurück auf "QuerdenkenTV", ein Internetauftritt des Verschwörungstheoretikers Michael F Voigt 2015ff.

  • In meinem linksbürgerlichen Milieu gibt es Pfleger, Erzieher, Therapeuten, Handwerker, Ärzte die sich nicht impfen lassen wollen. Gespräche mit Ihnen ergeben ein äusserst heterogenes Bild. Wirklichkeit ist nunmal kompliziert. Die Proteste wären anders wenn die demokratische Mehrheit dies respektieren und auf eine Impfnachweispflicht für diese Minderheit verzichten würde. Ein Ordnungsgeld mit in letzter Konsequenz drohender Beugehaft wird hier nicht hilfreich sein - Im Gegenteil. Im übrigen weckt es in mir auch nicht die besten Assoziationen wenn ausgerechnet Deutschland und Österreich Impfgesetze erlassen wollen die zu den härtesten der Welt gehören.

    • @Verboten:

      1. Hat das linksbürgerliche Milieu keine Deutungshoheit, wie auch immer die Deutung jeweils ausfallen mag,

      und 2. ergibt nicht jeder Hinweis auf die deutsch-österreichische Nazigeschichte Sinn.

      "Context is everything." Aimee Mann

      • @cazzimma:

        Da haben sie natürlich Recht. Diese beiden Aussagen können aber zu recht unterschiedlichen Schlussfolgerungen führen.

  • Die extreme Milde gegenüber Leuten, die Gesetzlosigkeit mit Freiheit verwechseln, muss endlich aufhören. Demonstrationen werde nicht angemeldet, Polizei und Journalisten angegriffen, Andersdenkende mit dem Tode bedrohen, etc. pp.



    Wie lange will die Mehrheit (und der Staat) sich diesen Irrsinn noch gefallen lassen? Wären das linke Demonstranten, wäre schon dutzende Male die "Hamburger Lösung" zum Einsatz gekommen.

  • Ich will auch, dass Politik und Gesellschaft gegen gewaltbereite Coronakritiker*innen, Nazis, Reichsbürger usw. vorgehen. Ich will ja auch, dass alle genug zu essen, zu trinken und Luft zum Atmen haben. Um die entscheidende Frage mogelt sich Frau Schulze herum:"Aber auch linke Demonstrationen können eskalieren, weil beispielsweise ein gewaltbereiter Kern die Aufmerksamkeit auf sich zieht, der nicht für die Mehrheit der Demonstrierenden spricht ...". Ihr Schweigen an dieser Stelle ist ungefähr so glaubwürdig wie amerikanische Raketen gut und russische böse zu finden. Oder umgekehrt. Noch ein Einwand: Wenn mir jemand mit Judenstern, Spritze und dem Wort "ungeimpft" entgegentritt, dann empfinde ich das als Provokation. Aber ist es auch eine antisemitische Handlung? Immerhin identifiziert sich der/die Betreffende nicht mit der Naziherrschaft, sondern mit den Opfern der Nazis und sagt ungefähr: "Wenn wir nicht aufpassen, werden Ungeimpfte bald genauso diskriminiert wie die Juden im 3. Reich". Nun wurden die Juden nicht nur diskriminiert, sondern auf industrielle Weise millionenfach brutal ermordet. Deshalb ist der Vergleich grotesk. Trotzdem sind sich beide Seiten einig, a) dass es die Nazis waren, die brutal diskriminiert, bzw. gemordet haben, b) dass sich dies nicht wiederholen darf und c) dass wir den Anfängen wehren müssen. Also ein abwegiger Vergleich, aber keine antisemitische Position! Oder darf man (vermeintliche) politische Fehlentwicklungen niemals mit der Nazizeit vergleichen? Vor der Antwort bitte erneut nach links schauen! Erinnert sich noch jemand an die Parole "USA - SA/SS" aus den 70/80er Jahren? An die schamhaft ausgeblendeten Al Kuds Demos ("Hamas, Hamas ...")? An Nazi-Vergleiche gegen missliebige Parteien und Personen, die vom linksliberalen Mainstream abweichen? Wir zeigen gern mit dem Finger auf die Nazi-Vergleiche der anderen, während 4 Finger auf uns selbst zurück zeigen.

    • @Running Man:

      Wenn jemand mit Judenstern und Spritze demonstriert könnte er aber auch eventuell damit meinen, daß er das Impfen für eine "jüdische Medizin" hält. Für viele Nazis war das Impfen ein Versuch der jüdischen Ärzte den Deutschen zu schaden, dazu gab es z.B. im Stürmer eine entsprechende Karikatur. Und da diese Demos oft stark rechtslastig sind kann man das glaube ich nicht ausschließen.

  • Vielleicht fangen wir mal damit an Schwurbler nicht mehr Querdenker zu nennen sondern Schwurbler.

    • @Mallorcajoerg:

      Allerdings.

  • Da marschiert er, der Kleinbürger. Jetzt zeigt er uns, was er so drauf hat.



    Um Corona gehts doch schon lange nicht mehr.



    Es ist die tief empfundene Ungerechtigkeit, die auf die Straße treibt.



    Im Osten begreift man allmählich, das Kapitalismus durchaus auch Existenzen vernichtet.



    Gibts bei uns auch, aber hier hats eher den Typ, der Geschwindigskeitskontrollen als Bevormundung empfindet.



    Und Sanktionen als Wegelagerei.



    Was hilft?



    Bildung und nochmals Bildung.



    Gut gegen "Querdenken".

    • @Hans Jürgen Langmann:

      Sie haben völlig Recht! Guter Kommentar. Aber, mal gesetzt den Fall, ein demokratisch eingestellter, kapitalismuskritischer Mensch möchte diskutieren - wo und wie artikuliert so jemand seinen Unmut (öffentlich)? -- Mein Eindruck ist, dass Menschen, die öffentlich antikapitalistisch argumentieren möchten, vom Diskurs auf eine andere, viel wirkungsvollere Weise, als z.B. "Querdenker", ausgeschlossen werden. Wie? Bis heute, gelten antikapitalistische Argumente als "nicht diskussionsfähig" - ihnen wird nicht mit Respekt und auch nicht mit Ernsthaftigkeit begegnet - der Diskutant wird nicht per se, aber dadurch, dass er nicht ernst genommen wird, aus der Diskussion ausgeschlossen. Wie viel Augenrollen und abfällige Bemerkungen (und viel schlimmer argumentative Nicht-Befassung) die 3-4 Menschen die sich in der Vergangenheit öffentlich antikapitalistisch geäußert ertragen mussten... und immer der selbe Reflex: Auf Argumente wird nicht reagiert, sondern es wird mit 2-3 Schlagworten geworfen und damit hat es sich: DDR, Stasi, Stalin, Gulag, nie funktioniert, Allmachtsphantasien, Freiheit, blahblah... - seitdem ich politisch denken kann geht das so. Wer es wagt antikapitalistisch zu argumentieren wird im Diskurs nicht ernst genommen, was dazu führt, dass letztlich immer die selben Meinungen sich in Nuancen unterscheidend, um immer die selben Probleme kreisen... und wer immer gleich denkt, kommt auch immer zu den selben Lösungen.

  • Wir nehmen viel zu viel Rücksicht auf diesen sehr kleinen Teil der Bevölkerung. Wir machen uns auch viel zu viel Gedanken um die Demonstrationsfreiheit. Hier ist weder die Meinungsfreiheit in Gefahr, noch geht eine Minderheitsmeinung unter. Im Gegenteil dominiert sie die Diskussion. Man muss auch nicht über die Heterogenität der "Spaziergänger" diskutieren, diese müssen sich an dem messen lassen, was sie tun und nicht daran, was sie denken. Die Politik sollte endlich ihr Appeasement gegenüber den Impfgegnern beenden. Diese haben ein Recht auf ihre Meinung, aber nicht darauf, dass Gesellschaft und Staat diese Meinung und ihre Folgen akzeptieren.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Das Gewährenlassen einer Demo ist etwas völlig anderes, als die Meinung auf der Demo gesellschaftlich anzunehmen! Natürlich! Alles andere würde ja bedeuten, dass nur noch politisch erwünschte Demos stattfinden dürfen.

  • Bei TTIP gab es sehr erfolgreiche Großdemos mit Wirkung. Linke entschieden sich damals dazu, sich von einigen Rechten, die aus anderen Motiven auch gegen TTIP demonstrieren wollten, nicht kürre machen zu lassen. Sie blieben in der Minderheit, und man gönnte es ihnen nicht, die gesamte Demo zu sprengen. Indem man eine klare linke Wortführerschaft behielt. So wurde die Demo trotz schwieriger Teilnehmerzusammensetzung ein großer Erfolg.

    Katharina Schulze hätte demnach, was sie in diesem Interview äußert, diese Demo vermutlich am liebsten zerschlagen und ein hartes Durchgreifen der Polizei gefordert. Sind die Relation irgendwie aus dem Blick geraten?

    Ich finde es ehrlich gesagt geradezu beängstigend, wie aus linken Kreisen ein härteres durchgreifen der Sicherheitsorgane eingefordert wird. Mit Vergleichen wie "der hat das Auto angezündet", die auch auf jeder hitzigeren linken Demo angeführt werden könnten. Finde ich sehr gefährlich, so zu argumentieren!

    • @Maximilian Blum:

      Mir machen diese Forderungen nach hartem Polizeieingreifen auch Angst. Demonstrationen sind nun mal immer ein Dorn im Auge und sollen ja auch sein. Dass jetzt Linke mit zweierlei Maß messen, zeigt die Verlogenheit der Diskussionen über die böse Polizei.

    • @Maximilian Blum:

      "Ich finde es ehrlich gesagt geradezu beängstigend, wie aus linken Kreisen ein härteres durchgreifen der Sicherheitsorgane eingefordert wird. Mit Vergleichen wie "der hat das Auto angezündet", die auch auf jeder hitzigeren linken Demo angeführt werden könnten. Finde ich sehr gefährlich, so zu argumentieren!"

      Die "linken Kreise" wundern sich berechtigt, warum ihre Demos oft mit voller Härte durch die Polizei begleitet werden, während hier erst nach einem öffentlichen Protest hin und wieder mal die Samthandschuhe ausgezogen werden. Da ist schon ein Unterschied zu konstatieren, auch wenn hin und wieder natürlich auch einsatztaktische Defizite eine Rolle spielen.

  • Guten Tag alle,

    ich als jemand dessen Eltern Migrationshintergrund haben, also sogenannte „Gastarbeiter“ sind, kenne es eigentlich auch nur so!



    Die Regeln und Gesetze sind für mich geschaffen worden, und bis heute ist dass in mir drin das ich Anordnungen ohne zu hinterfragen befolge. Wenn ich diese nicht befolge ist der Aufschrei nach wie vor riesig und die Konsequenzen ohne Diskussion für mich bereit. (Teurer Anwalt hilft dir!)

    Grillen in der Berliner Hasenheide(Meisst Orientalen und Roma)? Oh weia der ganze Müll.



    Raven in der Hasenheide? Man muss die Jugend verstehen.



    Abhängen im Neuköllner Schillerkiez als Jugendlicher? Rufen wir die Polizei, zu laut.



    Mit Campingwagen im Schillerkiez



    Wohnen? Ja wer sagt denn das dort jemand wohnt?!

    Geht alles als Stimme der Erhebung und/mit Vielfalt, darf nur nicht ab Richtung Ostbalkan und weiter kommen.

    Schon traurig dass man Leuten die behaupten, dass ein Herr der durch Vermarktung eines Computerbetriebssystems sein Vermögen gemacht hat, der Gesellschaft einen Chip in den Allerwertesten implantieren möchte. Wobei wir heutzutage allgegenwärtig freiwillig mit diesem Chip unser Leben verbringen.

    Also ich persönlich kann die Empörung und den Aufschrei nicht nachvollziehen!

  • Es wundert mich, das seit diese "Demonstrationen" vom Schwurblern und ihren Apologeten der Dumpfheit unterwegs sind die Polizei mit all ihren repressiven Mitteln so zurückhaltend ist. Wo ist der Wasserwerfer, die "Prügeltruppe" und das Pfefferspray wenn sie denn tatsächlich gegen Ignoranten der Demokratie eingesetzt werden könnten.



    Stattdessen freundliches aber bestimmtes Gelaber oder einfach nur machen lassen.

    • @Waldo:

      Ja, ein wenig irritiert bin ich deswegen auch. Die Polizei ist bei Demos aus dem linken Lager ja sonst nicht so zimperlich, da wird schon mal eine ganze Gruppe niedergeknüppelt, nur weil eine Teilnehmerin ein FDJ-Hemd trägt.

      Ich hoffe, dass dies vor allem daran liegt, dass die Quatschdenker und Co. sich an zahlreichen Orten in vielen kleinen Gruppen gleichzeitig einfinden und zudem ihre Demos nicht korrekt anmelden. Ich könnte mir vorstellen, dass die Polizei wegen dieser Vorgehensweise tatsächlich taktisch ausmanövriert wird und nicht mit ausreichenden Kräften immer am richtigen Ort ist.

      Dennoch bleibt der Eindruck, dass die Polizei z.T. durchaus mit zweierlei Maß vorgeht; das liegt wohl immer auch an der politischen Position der Einsatzleiter vor Ort und der Tatsache, dass natürlich auch in den Reihen der Polizei - wie in allen Berufs- und Gesellschaftsgruppen (!) - ein gewisser Prozentsatz durchaus mit den Quatschdenkern sympathisiert.

  • Da ist was schiefgelaufen in der Vergangenheit. Das lässt sich nicht mehr einfangen. Ich glaube, so werden sich die Leute weiter radikalisieren.

  • Danke, Katha!

    So ab Mitte 30 abwärts, da weht ein anderer Wind. Da wachsen endlich die starken, wehrhaften Demokraten und vor allem -*innen heran, die dieses Land dringend braucht. Menschen, die klar die Gefahr sehen, die uns droht, wenn wir mit dieser windelweichen, rückgratlosen, neoliberalistischen Beliebigkeit und false balance in die Ära des Klimawandels gehen.

    Demokratie - das ist die Herrschaft "des Volkes", nicht "der Mehrheit". Es ist die *qualifizierte* Mehrheitsentscheidung, der Interessenausgleich, die Rücksichtnahme auf Minderheiten, die Zukunft mit ihren Möglichkeiten und Risiken dabei so fest im Blick wie das Hier und Jetzt.

    Aber nicht die Rücksichtnahme auf alle Minderheiten! Mit diesem Trick ist schon die NSDAP erfolgreich gewesen. Und für die, die nicht ohne Hilfe drauf kommen, zählt das Grundgesetz die Eigenschaften auf, die eine Diskriminierung einer Minderheit illegal machen. Es sind Eigenschaften, die nicht mit der Kraft der gedanklichen Einsicht verändert werden können.



    Wenn eine Minderheit sich hingegen in einen selbst frei und zwanglos gewählten gemeingefährlichen Wahn versteigt, und die Realität aus ihrem Oberstübchen entmietet, dann darf es auf gar keinen Fall irgendwelchen Welpenschutz und liberale Gefühlsduselei geben! Denn solche falsche Rücksichtnahme auf proselytisierende menschenfeindliche Parallelgesellschaften macht aus einer Minderheit auch mal schnell eine Mehrheit - und das hat Deutschland schon einmal mit Fug und Recht zum verhasstesten Land der Welt gemacht.

    Ein Vorgehen gegen diese "Proteste", würde "spalten"? Nein. Es würde heilen.

    Denn dann könnten wir uns viel ungestörter der zentralen Aufgabe widmen: dem Infektionsschutz. Jede Ablenkung davon verlängert die Dauer dieser nervigen, unbequemen und zermürbenden Corona-Maßnahmen. Und die "Querdenker" sind die größte aller Ablenkungen; sie marschieren für das Virus, nicht für Grundrechte.

  • Jo. Recht hatt'se.

    • @Mitch Miller:

      Ne, hat se nicht.

      • @XXX:

        Doch, hat sie.

        • @Bussard:

          Nee, hat se nicht.