Glosse Madonna beim ESC in Tel Aviv: Schleicht euch, ihr Hater!
Und seid mal besser ein bisschen demütig. Denn Madonna tut, wonach Madonna der Sinn steht, statt sich mit euch Wichten zu befassen.
L iebe Madonna-Kritiker, wenn ihr meint, durch euer selbstgewisses Bashing der Sängerin und ihres ESC-Auftritts am zurückliegenden Wochenende eure eigene traurige Geworfenheit in dieses eine Leben aufrüschen zu können, seid ihr schief gewickelt.
Mag sein, dass Frau Ciccone – oder MADAM X, wie sie aktuell heißt –, mag sein, dass die Lady bei ihrem Liveauftritt in Tel Aviv nicht jeden Ton getroffen hat. Und mag auch sein, dass sie nicht wie ein Chorus Girl elastisch die Showtreppe runtergesteppt ist. Aber wisst ihr was? Schleicht euch! Und nehmt euer neoliberal zugerichtetes Kunstverständnis am besten gleich mit.
Auch nicht mehr ganz taufrische Männer wie ihr aus dem miesepetrigen Schlagerland Deutschland mandeln sich auf, um über Madonna zu urteilen? Nicht euer Ernst. Macht euch einfach bewusst, dass ihr ohne jede Bedeutung im Kosmos der Lady seid. Dass ihr das auch bleiben werdet. Und dass euer untauglicher Versuch, auf diese Weise selbst ein My von ihrem Glanz zu erhaschen, fehlschlagen muss.
Denn Madonna tut, wonach Madonna der Sinn steht. Und sicher nicht, was Geschmacksblockwarte meinen fordern zu dürfen. Trifft die Töne nicht? Das ist das Kunstverständnis lahmer Spießer, die gern angesichts abstrakter Malerei jene müde Sentenz absondern, das könne ihr Kind/ihr Hund/ihre Schwiegermutter mindestens genauso gut.
Feminismus und Spiritualität modernisiert
Madonna, das ist Grandezza und ein derart pralles Leben, welches in euer ödes Dasein mehr als drölfzigtausendmal reinpassen könnte. Wenn Madonna das wollte. Will sie aber nicht. Statt sich mit euch Wichten zu befassen, verändert sie die Welt. Sie hat Feminismus und Spiritualität modernisiert, hat geliebt, wen sie wollte, und die Geschlechtergrenzen im Vorbeigehen geschrottet. Sie hat Elternschaft global definiert und war styletechnisch stets ganz vorn dran.
Darüber denkt ihr bitte mal nach, wenn ihr euer „noch gutes“ Baumwoll-T-Shirt aus dem Kleiderschrank nehmt und euch fragt, warum das so oll müffelt. Und dann geht ihr euch schämen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!