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Geflüchtete in BelarusAkt der Verzweiflung

Belarussische Einsatzkräfte eskortieren Geflüchtete an die polnische Grenze. Ihr Versuch, nach Polen zu kommen, scheitert.

Auf belarussischer Seite der Grenze zu Polen am 8.11 Foto: Leonid Shcheglov/BelTA/ap

Warschau/Berlin taz | Eskalation an der polnisch-belarussischen Grenze: Hunderte, wenn nicht Tausende Mi­gran­t*in­nen versuchen am Montag, den Stacheldrahtzaun zwischen den Grenzorten Bruzhi in Belarus und Kuźnica in Polen zu durchbrechen. Die wütenden Flüchtlinge versuchen nun zu Hunderten, die Grenze zu stürmen. Mit Bolzenschneidern zerstören Männer in grünen Parkas den Stacheldrahtzaun.

Auf der anderen Zaunseite stehen polnische Soldaten und sprühen den Flüchtlingen aus nächster Nähe Tränengas in die Augen. Ein paar Meter weit fallen gerade gefällte Bäume mit Wucht auf den Drahtzaun und öffnen so für einen Moment einen Pfad zum Durchbrechen. Doch sofort sind wieder Dutzende polnische Soldaten zur Stelle, die die Flüchtlinge zurückdrängen.

Da es sich um staatliche Aufnahmen handelt – im Einsatz sind auch Aufklärungsdrohnen, die im polnischen Staatsfernsehen gezeigt werden, ist keine direkte Gewaltanwendung zu sehen. Gezeigt werden sie insbesondere im Privatsender TVN24, aber auch verwackelte Handybilder sind im Internet zu finden, die Einheimische aufgenommen haben.

Der große Durchbruch sei aber, so der polnische Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak, abgewehrt worden. Mittlerweile stünden an der Grenze zu Belarus 12.000 Soldaten, diese seien in Alarmbereitschaft versetzt worden.

Auf der Schnellstraße

Bereits am Morgen waren in den sozialen Netzwerken mehrere Videos aufgetaucht. Darauf waren schätzungsweise über 1.000 Mi­gran­t*in­nen zu sehen, die, eskortiert von bewaffneten belarussischen Einsatzkräften in Uniform, mit Taschen und Rücksäcken eine Schnellstraße entlanglaufen. Am Straßenrand sind Schilder mit Aufschriften in belarussischer Sprache zu sehen.

Belarus wolle einen Präzedenzfall schaffen, am liebsten mit Schüssen und Verletzten, sagte Polens Vizeaußenminister Piotr Wawrzyk am Montag dem polnischen Staatsrundfunk. Auf Twitter meldete sich auch der polnische Innenminister Mariusz Kaminski zu Wort. Die Verteidigung der polnischen Grenze habe höchste Priorität, sagte er.

Demgegenüber teilte die belarussische staatliche Grenzbehörde mit, die Geflüchteten seien aus lauter Hoffnungslosigkeit zu dem versuchten Durchbruch gezwungen gewesen.

Diese Aussage ist an Zynismus nicht zu überbieten. Seit Monaten lässt der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko Tausende Mi­gran­t*in­nen gezielt nach Belarus einreisen, um sie an die Grenze zu Litauen und Polen bringen zu lassen – oft genug in Militärfahrzeugen, wo ihnen dann der Weg über die Grenze in die EU gezeigt wird.

Perfides Spiel

Dieses perfide Spiel auf dem Rücken hilfloser Menschen ist eine gezielte Racheaktion Lukaschenkos für die Sanktionen, die Brüssel wegen massiver Menschenrechtsverletzungen gegen Minsk verhängt hatte. Unbestätigten Angaben zufolge soll die Anzahl von Flügen aus Syrien, der Türkei, Irak und Dubai nach Minsk in den kommenden Tagen auf 40 pro Woche erhöht werden. Zudem soll geplant sein, zusätzliche Kapazitäten an fünf weiteren belarussischen Flughäfen zu schaffen – darunter in Grodno direkt an der Grenze zu Polen.

Unterdessen erwägt auch das litauische Innenministerium, im litauischen Grenzgebiet zu Belarus den Ausnahmezustand zu verhängen. Das meldete die baltische Informationsagentur BNS am Montag. Zusätzliche Streitkräfte seien bereits an die Grenze verlegt worden, teilte Innenministerin Agnė Bilotaitė am Montag mit. Erst kürzlich hatte Litauen mit dem Bau einer Mauer an der Grenze zum Nachbarland begonnen.

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69 Kommentare

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  • Die Fluchtrute in die EU über Minsk ist nach wie vor weniger gefährlich als die Flucht über unseren "Partner" Libyen. Lukaschenko mag fragwürdige Motive haben, als Mensch aus Syrien oder Jemen wäre ich ihm dankbar, mir ein libysches Folterlager und anschließende Schlauchbootfahrt über das Mittelmeer zu ersparen. Aber der EU wird sicher ein Weg einfallen den Bodycount an Polens Außengrenze zu erhöhen. Darin ist sie wirklich gut.

  • Den transatlantischen Fanatikern, die in ihrer ideologischen Verblendung von Krieg sprechen und immer schärfere Maßnahmen gegen Minsk und Moskau fordern, ist das Schicksal der Geflüchteten offensichtlich völlig egal, sie scheinen nur ihr eigenes politisches Süppchen kochen zu wollen.

    Mit den konkreten Gründen, warum diese Menschen keine gültigen Visa und sonstigen Einreisedokumente haben, die ihnen die Benutzung regulärer Grenzübergänge erlauben würden, beschäftigt man sich lieber nicht, genau wie man sich nicht so gerne fragt, warum die Geflüchteten vorzugsweise aus Ländern wie Irak oder Afghanistan kommen, in denen der Westen schon seit Jahrzehnten so segensreich für "Freedom and Democracy" interveniert.

    Haben wir schon die für die EU entwürdigenden Szenen am Grenzzaun von Ceuta vergessen, die brutalen Vorfälle in Calais, die täglichen Ertrunkenen im Mittelmeer, die als Gipfel des Zynismus von einem hier gefeierten Künstler mit Millionengewinnen vermarktet werden (damit meine ich weniger das geschmacklose Foto vom Strand, sondern die Schwimmwesten im Zusammenhang mit der VW-Werbung etc.)?

    Wenn in der TAZ die Artikel und Kommentarspalten schon voll von hasserfülltem Säbelrasseln gen Osten sind, was erwartet uns dann erst politisch, wenn Merkel demnächst wirklich die Regierungsmacht an ihre Nachfolger abgibt?

    • @Khaled Chaabouté:

      Ich sehe das wie Sie. Es ist gruselig, was hier in den Kommentarspalten abgeht.

  • Wenn Menschen mit einem Touristenvisum aus dem Nahen Osten nach Minsk anreisen, und dann von dort aus in Gruppen an eine Staatsgrenze weiterreisen um dort mit Gewalt durchzubrechen, mit Baumstämme als Rammbock und mit Seitenschneidern als Grenzzaunzerstörungswerkzeug, dann ist das ein kriegerischer Akt, der mit militärischen Mitteln zurückzuschlagen ist. Es ist ein Angriff auf unsere Außengrenze durch eine privat organisierte und durch einen fremden Staat geduldete Miliz. Das hat mit Migration oder mit Asyl nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun. Es ist eher ein bandenmäßiger staatlich gedeckter Durchbruch auf fremdes Territorium. Es ist der Einsatz von Migration als Waffe. Jeder von uns, der so einem fremden Staat gegenüber agieren würde, würde sofort festgesetzt, verhaftet, in ein Flugzeug gesetzt und in das Land aus dem er herkommt verbracht, wenn nicht sogar Schlimmeres geschehen würde (Haft, Schusswaffengebrauch). Denn kein Staat der Welt darf solche Angriffe auf sein Staatsgebiet dulden, insbesondere nicht an den EU-Außengrenzen, nach deren gewaltsamem Durchbrechen man im EU-Inneren mehr oder weniger unkontrollierte Bewegungsfreiheit hat.

    • @Ulli Z:

      Baumstämme und Saitenschneider sind "militärische Mittel"? Na demnach ist die BW in Bezug aufs Material ja doch allerbestens aufgestellt. Der nächste Beschaffungsauftrag kann dann ja statt an Rheinmetall an Obi gehen.



      Ebenso absurd ist es die Geflüchteten als Milizen zu kategorisieren? Wo ist die Kommandostruktur, die militärische Ausbildung? Wo Strategie und Ziele des Einsatzes?



      Die EU wäre ohne Weiteres und völlig problemlos in der Lage die im polnisch-belarussischen Niemandsland Gestrandeten zu versorgen, aufzunhemen und zu integrieren. Gäbe es Möglichkeiten einfach in einem minsker Konsulat eines EU-Staates Asyl zu beantragen würde die Situation an der Grenze wohl kaum so aussehen wie es nun einmal der Fall ist. Diese akut hilfsbedürftigen Menschen die dort teilweise über Wochen ausharren und eben irgendwann verständlicherweise versuchen den Stacheldraht auch unter Inkaufnahmen von Sachbeschädigung zu überwinden in militärischen Begrifflichkeiten als Sicherheitsrisiko zu beschreiben ist nicht nur völlig absurd, sondern legt auch ein extremes Maß an Zynismus und Anteilslosigkeit offen.

    • @Ulli Z:

      Sie meinen aber hoffentlich nicht den Einsatz von Gewalt, denn wie war das noch als jemand vom Ultimo Ratio an der Grenze sprach.

  • Klasse, wie sich viele in Abwehr überschlagen. Ein paar tausend Hilfesuchende als Bedrohung der EU. Kläglicher geht es kaum noch.

    Warum kann Lukaschenko denn sein mieses Spiel treiben? Doch nur weil sich EU in die Hose macht, sobald ein paar Flüchtlinge vor der Tür stehen. Daraus zieht L. seinen Nutzen. Würden wir die Menschen einfach ohne großes Getöse aufnehmen, statt in ihnen eine Bedrohung zu sehen, wäre der Nutzen für L. gleich Null. Er würde die Aktion einstellen.

    Aber so kann er sich über die Blödheit der europäischen Politik totlachen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Also zum einen nehmen "wir" nicht "einfach so" Menschen auf. Jeder Flüchtling hat das Recht darauf einen Asylantrag zu stellen, der individuell geprüft wird und positiv als auch negativ beschieden werden kann. Zum anderen gilt innerhalb der EU die Regel, dass Menschen in Staaten mit einer EU-Außengrenze ihren Antrag stellen dürfen. Dies ist in diesem Fall eben Polen. Dies wollen die Geflüchteten aber offenbar nicht tun bzw. sie wollen das direkt in Deutschland. So funktioniert das aber nicht.

      • @Tom Tailor:

        Polen verwehrt den Menschen aber das Recht, einen Asylantrag zu stellen. Es zwingt sie ins Niemandsland.

        PS: Deutschland liegt geographisch so, dass hier eigentlich niemand direkt hinkommt. Ein bequemer Fehler im EU-Recht. Immer schön abwälzen...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Was heißt abwälzen? Es ist eine EU-Verordnung, die von allen Mitgliedern akzeptiert wurde. Haben Sie etwas gegen das Einhalten von Verträgen? Die Verantwortung für die Registrierung und die Aufnahme des Asylverfahrens liegt in Polen. Genau wie die Sicherung seiner Grenze, die als EU-Außengrenze besonders geschützt werden muss, seit es innerhalb der EU keine Grenzen mehr gibt.

          • @Tom Tailor:

            Verordnungen kann man ändern. Besonders, wenn sie einzelne Länder bevorzugen und andere besonders belasten.

            Man muss an schlechten Dingen nicht festhalten.

            "Die Verantwortung für die Registrierung und die Aufnahme des Asylverfahrens liegt in Polen."

            Ja. Aber Polen setzt auf Stacheldraht...

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Klar kann man Verordnungen ändern. Nur wer soll das anstoßen? Die EU-Mitglieder mit Außengrenze erhalten aus dem Fördertopf genau dafür gesonderte Mittel. Ich denke bislang ist die polnische Regierung ganz gut mit der Verordnung gefahren, nun können sie auch mal was für das Geld tun. Welche Mittel sie dabei einsetzen, obliegt dabei allerdings allein dem polnischen Staat.

              • @Tom Tailor:

                "Nur wer soll das anstoßen?"

                Wie wäre es mit der Regierung, die maßgeblich hinter diesem Unfug steckt? Der Bundesregierung.

                "Welche Mittel sie dabei einsetzen, obliegt dabei allerdings allein dem polnischen Staat."

                Da gibt es noch das Völkerrecht und andere Verträge. Was die polnische Regierung derzeit abzieht, ist dadurch nicht gedeckt.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das sehe ich genauso.

      Unsere Landsleute mit robusterem Gemüt haben jedoch kein Problem damit, das Geschehen gemütlich vom Ikea-Sofa aus zu verfolgen, die Leute im Meer, in den Folterlagern oder eben jetzt an der polnischen Grenze verrecken zu lassen und sich mehr Sorgen darüber machen, ob die Lieferketten robust genug sein werden, damit die Weihnachtsgeschenke rechtzeitig ankommen.

      Vielleicht gehen sie Heiligabend in die Kirche und hören selig dem Pfarrer zu, wie er Matthäus 25, 35 zitiert:

      "Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen."

      Kalte Herzen, kaltes Land.

  • Einzige Antwort hier ist Härte gegen Belarus: Sanktionen nach amerikanischem Vorbild, dh jede Firma, die in oder mit belarus Geschäfte macht, und jede Firma, die mit einer solchen Firma Geschäfte macht, wirtschaftlich vernichten. Alle Airlines, die Belarus ansteuern, erhalten mit sofortiger Wirkung ein Flugverbot in die EU und werden sanktioniert. Verbot von Aktienbesitz an Belarusischen Unternehmen. Kopfgeld auf Lukaschenko sind n einer Höhe, dass er niemandem mehr vertrauen kann. Usw

  • Eines frage ich mich: Woher haben die Migranten eigentlich die Äxte und Bolzenschneider? In einen Flieger darf man so etwas garantiert nicht mitnehmen. Von den polnischen Grenzern auch wohl eher nicht. Bleibt also entweder geklaut (Wo denn, so abgeriegelt im Wald?) oder von Lukaschenko gestellt.



    Ich befürchte ja, dass Lukaschenko demnächst Waffen verteilen lässt, damit es so richtig kracht. Spätestens wenn dort minus 10 Grad sind, werden die Migranten so verzweifelt sein, dass äußerst hässliche Szenen zu erwarten sind.

    • @Schnetzelschwester:

      Ja, genau. Und woher haben die eigentlich ihre Handys. Und warum tragen viele von ihnen Winterjacken. In Afrika ist es doch angeblich so warm.

      Ihre Unterstellungen sind unerträglich und zynisch.

    • @Schnetzelschwester:

      Die Szenen sind noch nicht hässlich genug?

      Reicht es nicht, Hilfesuchende im Niemandsland in die Verzweiflung zu treiben? An den Zäunen der EU.

  • Respekt. Selbst die linke taz und ihre Leser erkennen, dass wir die sogenannten "Flüchtlinge" an der polnisch-belorussichen Grenzen nicht reinlassen dürfen oder gar müssen. Vor ein paar Monaten klang das noch anders.

  • Nun, das ist grade erst der Anfang.

    Wie das Handelsblatt schreibt, sollen gemäß den Landeplänen des Minsker Flughafens bis März wöchentlich rund 40 Flüge aus Istanbul, Damaskus und Dubai landen – den großen Drehkreuzen, die den Nahen Osten und das vordere Asien mit Europa verbinden und von den Migranten genutzt werden. Damit habe sich die Zahl der Flüge aus der Region im Vergleich zum Winter 2019/2020 verdoppelt.

    Nach Schätzungen der deutschen Regierung landen täglich 800 bis 1000 Migranten in Weißrussland. Sie stammen überwiegend aus dem Irak, Syrien, Afghanistan und dem Iran.

    Nun, und die EU-Behörden wollen Polen bei der Registrierung von Migranten und Bearbeitung von Asylgesuchen helfen (bevor sie weiter nach Deutschland ziehen)?

    Das ist nett.

    Lukaschenkos Kalkül ist aufgegangen.

    www.handelsblatt.c...onen/27779030.html

  • Die EU Außengrenze wird von exterritorialen Kräften angegriffen und die EU-Kommission schaut nur zu. Wenigstens die Nato hat Polen Hilfe in Aussicht gestellt.

  • Unerträglich

    Die Menschen (viele Frauen und Minderjährige) wollen gar nicht nach Polen, sondern nach Deutschland. Darum kann ich das alles nicht verstehen. Die neue Regierung sollte sich sofort darum kümmern, dass diese Menschen sicher nach Deutschland kommen. Das wäre kein Problem. Den Transfer nach Berlin könnte man sofort mit Reisebussen organisieren. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren und müssen unsere moralische Pflicht endlich erfüllen.

    • @V M:

      Hier wäre es doch viel einfacher, wenn die Flugzeuge nicht in Minsk landen, sondern gleich nach Berlin umgeleitet werden.



      Ich bräuchte nur eine kurze Hilfestellung in wieweit unsere moralische Verpflichtung gegenüber Touristen aus Weissrussland besteht, denn diese sind mit allen erforderlichen Dokumenten eingereist.

  • Europa geht schon lange vor einem machtbesoffenen alten Sadisten und Mörder namens Lukaschenko in die Knie und spielt das Spiel der polnischen Extremisten der PIS-Partei mit.



    Sie lässt alle jene Menschen hängen, denen Demokratie versprochen wurde und die der Westen in Kabul und Kandahar, im Irak und in Syrien, in den Regionen Kurdistans allein gelassen hat. Polen lässt keine Beobachter in die Nähe der Hilfesuchenden, keine Journalist*en, nicht einmal Frontex! Auf diese Art tarnt man die staatliche Verbrechen. Sehr viele im Niemandsland zwischen Belarus und Polen ausgelieferte Menschen hat man dort schon sterben lassen. Keine NGO durfte ihnen helfen, diese hilflosen Wesen in ihren letzten Minuten des Lebens zu unterstützen, deshalb sind auch die genauen Zahlen der Toten nicht bekannt.



    Ich verweise auch auf ein Interview mit dem Migrationsforscher Gerald Knaus im DLF vom 8. November.



    Jedes Recht, jede Konvention, die Menschenrechtskonvention, die Flüchtlingskonvention, die Kinderrechtekonvention (alle von EU-Staaten nicht nur unterzeichnet, sondern teilweise inspiriert, N.) werde hier gebrochen.



    Er bezeichnet das, was dort passiert, als eine der größten Krisen des Grenzmanagements der EU (das sich jetzt im Winter noch krass verschlimmern kann).



    Die EU, die den Flüchtenden jede Aufnahme und Hilfe verweigert, nicht in der Lage ist, nationale Egoismen zu überwinden, ist damit endgültig zum Wegbereiter eines neuen Faschismus geworden, während sich in Berlin die Politiker wie die drei Maulaffen verhalten. Siehe auch: www.proasyl.de/new...-glaubwuerdigkeit/



    Was ist zu tun? Die Sanktionen gegen das faschistische Belarus müssen unbedingt verschärft werden und sich auch auf Putin auswirken. Die russische Föderation ist auf den Handel mit einem Markt von 500 Millionen angewiesen. Europa ist nur dann stark, wenn es sich auf seine Gründerwerte besinnt (d.h. die EU plus United Kingdom).

    • @Ataraxia:

      Gerald Knaus ist Einer der Erfinder von EU-Türkei-Flüchtlingsdeal....

      Das ist genug über ihn etwas zu sagen..

      www.deutschlandfun...uerkei-deal-macher

      Bonus Info: Er plannt(e) auch Millionen von Syrer in der Türkei einsiedeln zu lassen... Ich war sehr überrascht die Meinung von Türken und Türkinen über diesen Plan(!) zu hören...

    • @Ataraxia:

      Junge, das sind keine hilflosen Wesen. Ich hoffe, Polen bleibt standhaft und rettet uns wie am Kahlenberg den Arsch.

  • Einfach den illegalen Grenzübertritt verhindern und nur an den offiziellen Grenzübergängen Asylanträge annehmen. So wie es eigentlich sein sollte. In einem ähnichen Fall hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte auch die Zurückweisung bei illegalem Grenzübertritt gebilligt, wenn die Möglichkeit eines Grenzübertritts an einer Grenzübergangsstelle möglich ist.

    • @Puky:

      Die Geflüchteten wollen aber nicht in Polen einen Antrag stellen. Dann ist die Tür nach Deutschland nämlich zu. Deswegen wird ja versucht an den offiziellen polnischen Stellen vorbei unsere Grenze zu erreichen. Die ganze Diskussion aus Deutschland ist so unehrlich. Wir sind Schuld an der Situation an der polnischen Grenze. Wir könnten die Flüge die in Minsk landen ja auch einfach nach Berlin umleiten.

      • @Šarru-kīnu:

        Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Dadurch, dass sie keinen Antrag in Polen stellen, sondern nach Deutsch wollen, sind es keine „Geflüchteten“ mehr, sondern ganz normale Migranten und stehen nicht unter dem Schutz der GFK.

    • @Puky:

      Wer solche naiven Vorschläge macht und womöglich tatsächlich daran glaubt, beweist dadurch nur eine völlige Unkenntnis der tatsächlichen Lage der Geflüchteten:



      In Ursprungsländern gibt es schlichtweg keine offiziellen Ausreisevisa, oft noch nicht einmal Ausweise, erst recht nicht für politisch Verfolgte. Andere flüchten ganz bewusst ohne Papiere, weil sie auf gar keinen Fall in ihre Heimatländer, wo ihnen Verfolgung und Tod drohen, zurückgeschickt werden wollen.



      Heutzutage sind die Flüchtlinge mit Smartphones ausgerüstet und wissen sehr wohl, wie gering die Chance ist, über Belarus in die EU zu kommen, aber alle anderen Pforten sind längst dicht bzw. mit noch tödlicheren Risiken verbunden.

      "Lukashenko-Reisen" an die polnische Grenze entspringt sicherlich dem politischen Ausnützen einer sich bietenden Situation, aber einer EU, die überhaupt erst die Situation von Stacheldrahtgrenzen, Tausende von ertrunkenen Flüchtlingen im Mittelmeer und Millionen unter Zeltplanen auf griechischen Inseln oder in der Türkei geschaffen hat und weiter aufrechterhält, steht es nicht zu, mit dem Finger auf Belarus zu zeigen. Die transatlantsichen Narrativ-Sprechpuppen (offensichtlich nur zu diesem Zweck hier angemeldet, wie der Querschnitt der Kommentare zeigt) mit ihren immergleichen hasserfüllten Adjektivüberfrachtungen à la "machtbesoffen" usw. gegenüber den für den nächsten Regime Change auserkorenen Ländern haben mit Sicherheit noch mit keinem einzigen Geflüchteten echte Gespräche geführt, statt dessen Vorschläge, die qualitativ dem Sofa-Fußballtrainer, der alles besser weiß, in nichts nachstehen.

      • @Khaled Chaabouté:

        Lukaschenko- und Putin-Sprechpuppen, die Mitgefühl mit Flüchtlingen... und mit von Regimechange (vermeintlich) bedrohten Diktatoren haben. Sind mir die liebsten.

  • Naja, also ich muss gestehen, mein Mitleid hält sich an dieser Stelle in Grenzen. Wer hier von „hilflosen Menschen“ spricht, verkennt den Umstand, dass diese gezielt das Angebote des Diktators annehmen und sich nach Belarus verfrachten lassen. Es ist also nicht so, dass diese Den-Grenzübertritt-Versuchenden nicht wüssten, auf was sie sich einlassen. Und wenn die schiere Not sie wirklich in die belarussischen Flugzeuge zwingen sollte, steht ja auch nichts im Wege gleich bei der Ankunft in Minsk dort um Asyl zu bitten. An dieser Stelle volle Solidarität mit Polen.

    • @MeinePensionIstSicher:

      Selbstverständlich sind diese Menschen in dieser Situation hilflos - die Menschenleben, die das gewaltsame und abstoßende Hin-und Hergeschobenwerden im Niemandsland an der belarusischen Grenze bereits gefordert hat, sprechen eine eindeutige Sprache.



      Aber klar, hätten die Leute mal einfach in Belarus Asyl beantragt oder wären am besten gleich gar nicht auf das hinsichtlich jedweder Konsequenzen transparent dargebotene Angebot Lukaschenkos eingegangen, das zudem in den meisten Fällen auch noch eine Menge Geld erforderte. Mensch, eigentlich ist alles doch so einfach, wa?

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @MeinePensionIstSicher:

      Konzentrieren wir uns doch lieber auf Lukaschenko und noch wichtiger auf den Puppenspieler Putin

    • @MeinePensionIstSicher:

      "dass diese gezielt das Angebote des Diktators annehmen und sich nach Belarus verfrachten lassen."

      Blöd nur, das die das nicht wissen.

      • @danny schneider:

        Wie kommen Sie darauf dass die Leute das nicht wissen? Trauen Sie den Menschen so wenig Intelligenz zu?

        Die haben auch Handys und können sich informieren was in der Welt los ist.

        Die Menschen haben Chance gesehen und wollten diese nutzen.

        • @Müller Christian:

          Interview mit den Geflüchteten im DLF. Nach eigener Aussage: War nicht bekannt.

      • @danny schneider:

        Warum sollten sie das nicht wissen?



        Glauben Sie das diese Menschen kein Internet haben, und selbstverständlich in News Chanels und sozialen Medien sehen können wie das in Belarus läuft?

        • @grenzgängerin:

          "Glauben Sie das diese Menschen kein Internet haben, und selbstverständlich in News Chanels und sozialen Medien sehen können wie das in Belarus läuft?"

          Dies. Weitverbreitetes Problem in Teilen der heutigen Linken, der "Rassismus der geringen Erwartungen". Als ob Flüchtende nur passive Schiebemasse wäre und nicht individuelle Menschen mit ganz eigenen Meinungen, Wünschen und Zielen.

      • RS
        Ria Sauter
        @danny schneider:

        Das wiederum glaube ich nicht, im Zeitalter der Informationen.



        Sie müssen wissen auf was sie sich einlassen.



        Deshalb bin ich völlig fassungslos, wenn auch schwangere Frauen und Kinder dabei sind.

        • @Ria Sauter:

          Tja müssten. Deutsche müssten nach 10 Jahren Schule auch mit Wachstumsfunktionen klar kommen. Die Corona-Pandemie zeigt: nein, die meisten Scheitern am Stoff der 5-6 Klasse.



          Wenn die Welt so wäre wie sie sein müsste...

  • Lukaschenko ist ein Irrer. Er möchte gerne einen Krieg anfangen.

    Das einzige, was die EU dem entgegensetzen könnte, wäre, die Leute planmäßig von der Grenze abzuholen, pro forma den Asylanspruch zu prüfen und 90% wieder ins Flugzeug zu setzen (wir können das bezahlen, im Gegensatz zu Belarus). Damit wäre Lukaschenko diese Waffe aus der Hand genommen.

    Leider ist kein EU-Land souverän genug, um das tatsächlich zu machen.

    Alternativ könnte man mit Zirkuskanonen homoerotische Schriften über die Grenze schießen...

    Kaspertheater. Aber gefährlich.

    • @kditd:

      In der Theorie eine gute Idee, aber die Leute haben schon längst ihre Papiere entsorgt, und keines der vermuteten Herkunftländer wird sie aufnehmen wollen.

    • @kditd:

      Nicht erpressbar,

      weil Erdogan 2020, dank Gegenwehr der Griechen,



      mit seiner versuchten Invasion am Evros, gescheitert ist.

      Deshalb kein Vorbild für Luka.

    • @kditd:

      Unmenschliches Gesetz.







      In Deutschland werden abgelehnte Asylbewerber nur selten zurügeschickt.

      Das entsprechende zwar dem Asylgesetz,



      aber gilt vielen als unmenschlich.

    • @kditd:

      Die Flugzeuge landen dann wo?

      • RS
        Ria Sauter
        @xf01213:

        Dort wo die Leute abgeflogen sind!

    • @kditd:

      Ich stimme Ihnen völlig zu, sich seitens der EU auf derartige Weise erpressbar zu machen, darf keinesfalls von Erfolg gekrönt sein.

      • @MeinePensionIstSicher:

        Erpressbar ist die EU bereits seit dem faulen Deal mit Erdogan. Es scheint, daß Lukaschenko davon gelernt hat. Nun zeigt sich dass Europa ein einheitliches Einwanderungsgesetz erstellen muss. Weiterhin muss humanitäre Notaufnahme bereitgestellt werden. Abschreckung durch Sterbenlassen wird sich als nutzlos erweisen. Aber das sind alles alte Erkenntnisse.

        • @aujau:

          Das "einheitliche Einwanderungsgesetz" heißt: Bedinungsloses Bleiberecht. Ohne Bürokratie, ohne Fluchtgründe, mit vollen Freiheiten.

        • @aujau:

          Selbst wenn die EU, also Deutschland, diese Leute allesamt aufnehmen würde, in ein paar Wochen hat Lukaschenko erneut Tausende herangekarrt.



          Und nein, Abschreckung durch Sterbenlassen funktioniert nicht, weil 1. die Informationen darüber nicht in den Herkunftländern verbreitet werden und 2. immer noch genügend Leute glauben: Mich trifft es nicht.

          • @Schnetzelschwester:

            Eine furchtbare, schreckliche und elende Situation. Fast aussichtslos.