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Forscherinnen über Political Correctness„Gender ist symbolischer Klebstoff“

Gender Studies? Sind das nicht diese politisch Korrekten? Zwei Geschlechterforscherinnen sprechen über das Image ihres Fachs und den Kampf um Deutungsmacht.

Zwei Demos treffen aufeinander – eine für und eine gegen die Demo für alle. Auf dem Schild steht: „Eure Ängste, so kleingeistig“ Foto: Markus Heine/imago
Peter Weissenburger
Interview von Peter Weissenburger

taz: Frau Motakef, Frau Cattien, was sind Gender Studies?

Jana Cattien: Sie sind Teil eines emanzipativen Projekts. Eine akademische Disziplin, die aus politischen Bewegungen erwachsen ist – und diesen immer verpflichtet bleibt.

Mona Motakef: Die Gender Studies sind ein Forschungsfeld mit vielen Disziplinen, entstanden aus der Frauenbewegung, aus queeren Protesten. Heute gibt es ganz unterschiedliche Arten, Gender Studies zu betreiben. Jana Cattien steht für eine Richtung, die vor allem Macht und Hegemonie kritisch in den Blick nimmt. Es gibt aber auch Forscher_innen, die sich nicht als so politisch verstehen. In meinem Fach, der Soziologie, geht es zum Beispiel darum, wie genau zwischen Frauen und Männern unterschieden wird und welche Ungleichheiten dadurch entstehen. Gender Studies erforschen aber nicht nur Geschlecht allein, sondern zum Beispiel in der Verschränkung mit Rassismus.

Die breite Öffentlichkeit assoziiert Gender Studies vor allem mit Binnen-I oder genderneutralen Toiletten. Was ist da schiefgelaufen?

Motakef: Das liegt daran, dass sich gerade unterschiedlichste Akteur_innen gemeinsam gegen Gender in Stellung bringen. Da ist die Rede von „Genderwahn“, von „Femokratie“ oder „Homolobby“. Diese Akteur_innen würden sich vielleicht sogar wundern, wie ähnlich sie argumentieren.

Wir sprechen von der Rechten?

Bild: privat
Im Interview: Jana Cattien

25, promoviert an der School of Oriental and African Studies in London. Ihre Disziplin ist die Feministische Philosophie.

Motakef: Nicht nur. Attacken kommen auch aus der katholischen und aus den evangelikalen Kirchen. Oder von sogenannten besorgten Eltern. Die stellen sich uns als eine „Genderelite“ vor, die Frühsexualisierung oder Homosexualisierung der Gesellschaft vorantreibt. Andere wiederum sagen, man habe es übertrieben, inzwischen seien Männer im Nachteil, oder Frauen dürften keine Hausfrauen mehr werden. Gender eignet sich einfach gut als Feindbild, denn der Begriff ist fluide und schwer abzugrenzen. Man sagt auch: Gender ist ein symbolischer Klebstoff. Er bringt alle diese Akteur_innen gegen den gemeinsamen Feind zusammen. Wir würden sagen: Das ist eine Reaktion auf Prekarisierung. Es gibt immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse. Das verunsichert.

Wirklich? Je schlechter die wirtschaftliche Situation, desto schlimmer findet man Gender?

Bild: privat
Im Interview: Mona Motakef

40, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften der Berliner Humboldt-Universität. Sie erforscht den Zusammenhang von Geschlecht und unsicherer Arbeit.

Motakef: Das habe ich nicht gesagt. Es ist eben nicht nur die wirtschaftliche Situation prekär geworden, sondern auch bestimmte Gewissheiten: was Männlichkeit ist, Weiblichkeit, Sexualität, eine gute Kindheit. Gerade rechte Gruppen versuchen deshalb, Gegenhegemonien aufzubauen. Natürlich schließen sich dem keinesfalls nur die so genannten Modernisierungsverlierer an.

Cattien: Wir müssen aufpassen, dass wir das Problem nicht auf Gender einengen. Ich finde, statt von Anti-Gender sollten wir von Anti-Political-Correctness sprechen. Am Ende geht es diesen Menschen darum, Privilegien zu erhalten – dazu gehören auch rassistische Einstellungen.

Dann reden wir doch über Political Correctness. Gerade haben zwei PC-kritische Texte den Deutschen Reporterpreis gewonnen. Die prämierten Essays sehen die Rede- und Kunstfreiheit in Gefahr: durch eine rigide Vorstellung von dem, was man sagen oder durch Kunst ausdrücken darf. Haben Sie Verständnis dafür, dass Menschen so auf antisexistische und antirassistische Bewegungen blicken?

Cattien: Von welchen Menschen sprechen Sie?

In einem der prämierten Essays aus der Zeit geht es zum Beispiel um Werke der zweier US-Künstler_innen. Die beiden hatten Gewalt gegen schwarze Menschen und Ureinwohner_innen in den USA thematisiert. Betroffene Gruppen kritisierten aber, die weißen Künstler_innen hätten sich eine Geschichte zu eigen gemacht, die nicht ihre sei. Viele Menschen finden: Es gibt hier ein legitimes Anliegen, aber in der Ausformung geht das zu weit.

Cattien: Ich hatte bei dem Text keineswegs das Gefühl, dass der Autor ein legitimes Anliegen anerkennt, sondern dass er diffamieren wollte. Er beruft sich auf aufklärerische Ideale von Kunstfreiheit – die basierten aber von Anfang an auf kolonialistischen, rassistischen und sexistischen Ausschlüssen. Es ist interessant, wie die Anti-Political-Correctness versucht, den Westen als Zentrum von Kultur und Werten zu verteidigen; „Vor 30 Jahren, bevor die People of Color und die Frauen uns alles kaputtgemacht haben, haben wir so tolle Kunst produziert.“ Ich finde diese Rhetorik problematisch.

Motakef: Ich finde, man muss die einzelnen Fälle diskutieren. Es gab ja in diesem Jahr auch die Debatte um das Gedicht an der Fassade der Berliner Alice-Salomon-Hochschule, das nach Ansicht der Studierenden frauenfeindlich ist. Dieses und andere Beispiele, die PC-Kritiker_innen anführen, müssen natürlich ausgehandelt werden. Es hat aber auch etwas von Scheindebatte. Auch im Fall von #metoo ist ja immer von Moralaposteln oder Tugendwächtern die Rede. Es wäre doch schön, wenn unser Problem nur darin bestünde, dass wir von Tugendwächterinnen und Tugendwächtern bestimmt würden. Das Problem ist aber ein ganz anderes, nämlich sexualisierte Gewalt und Sexismus.

Viele haben das Gefühl, dass hier etwas von oben herab verordnet wird. Akademiker_innen bestimmen, was okay ist zu sagen und was nicht. Ich nehme an, dass Sie das anders sehen…

Motakef: Naja.

Oder nicht?

Motakef: Wenn Universitäten sagen: Unsere Sprachregelung ist die und die, dann ist das durchaus eine Verordnung. Aber wer sich ärgert, man werde zum Gendern gezwungen, sollte dann auch zugeben: Was wir vorher gemacht haben, war auch Gendern. Nur eben männlich. Die Frage ist, welche Entscheidung man trifft.

Wer sollte solche Entscheidungen treffen, und wie?

Cattien: Ich bin bei Verordnungen eher skeptisch. Für mich muss es immer einen Entscheidungsprozess von unten geben, einen, der ständig in Bewegung bleibt. Interventionen von oben würgen die Debatte über Gender und Sprache eher ab.

Übertragen wir das auf die Kunst. Eine Gruppe Aktivist_innen verlangt, dass eine Künstler_in ihr Werk zerstört oder ihnen übergibt – ist das aus Ihrer Sicht ein Beispiel für einen Entscheidungsprozess von unten?

Cattien: In dem Fall ist entscheidend, dass die Künstler_in selbst die Botschaft des Protestes gegen ihr Werk wahrgenommen und für sich angenommen hat. Aus Sicht der Anti-Political-Correctness ist das alles immer gleich Zensur. Damit wird so getan, als gäbe es für den Protest gegen das Kunstwerk keine legitimen Argumente. Im Grunde ist es eine Depolitisierung von Debatten, wenn man behauptet, es ginge einzig und allein um Meinungsfreiheit oder -unfreiheit. Schließlich verhandelt man doch jedes Mal politische Inhalte.

Motakef: Es geht um Deutungsmacht. Also darum, dass bestimmte Gruppen definieren und andere Gruppen definiert werden. Letztere wollen aber für sich selbst sprechen.

Befinden wir uns also in einem Kampf um Deutungsmacht, der gerade ein bisschen egalitärer wird?

Motakef: Er macht mehr sichtbar als vorher. Er führt sogar hier und da zu rechtlicher Gleichstellung – Stichwort Ehe für Alle oder drittes Geschlecht. Es hat sich zwar noch nicht so viel verändert wie oft behauptet wird. Aber die Ungleichheiten werden sichtbarer. Sexualisierte Gewalt ist ein Beispiel dafür.

Gleichzeitig gibt es einen Backlash, ein Erstarken des Rechtspopulismus in Deutschland und im Ausland. Wie passt das zusammen?

Cattien: Ich sehe das ein bisschen anders. Wenn man von Backlash spricht, lässt man vieles unter den Tisch fallen: die Angriffe auf Asylbewerberheime in den 90ern, die NSU-Morde. Wir sollten keine Brüche diagnostizieren, wo eigentlich Kontinuitäten bestehen. Rassismus hat schon immer eine Rolle gespielt in Deutschland.

Und doch ist erst jetzt mit der AfD eine Partei im Bundestag, die explizit fordert, dass Gender Studies abgeschafft werden. Ist das kein Bruch?

Cattien: Dass Rassismus in deutschen Institutionen wirkmächtig ist, haben wir doch schon im Fall der NSU-Morde gesehen. Der Verfassungsschutz hat sich hier beinahe der Komplizenschaft schuldig gemacht. Ich finde es naiv so zu tun, als sei jetzt auf einmal alles viel schlimmer, weil die AfD im Bundestag ist. Was wird wann als „schlimmer“ beurteilt – und von wem? Wer nimmt Probleme wann wahr? Da geht es schon wieder um Deutungsmacht.

Dieser Kampf um Deutungsmacht – ist es möglich, den einigermaßen freundschaftlich auszufechten?

Cattien: Ich glaube, es geht nicht ohne Konflikte. Immerhin sprechen wir über das Verschieben von Machtverhältnissen. Niemand wird freiwillig und ohne Druck irgendwelche Privilegien aufgeben. Ich und viele andere sind auch bereit, diesen Konflikt zu suchen.

Motakef: Das sind eben soziale Kämpfe, die da gerade ausgetragen werden. Ich finde das für den Moment erst einmal produktiv.

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26 Kommentare

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  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    Gendergerechte Sprache ist schwer.



    Asylbewerberheime -> Asylbewerber_innenheime



    Komplizenschaft -> Kompliz_innenschaft

    Bitte nachbessern, soviel Zeit muss der Fortschritt schon wert sein.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    "Sie sind Teil eines emanzipativen Projekts. Eine akademische Disziplin, die aus politischen Bewegungen erwachsen ist – und diesen immer verpflichtet bleibt." Ergo keine Wissenschaft, die ergebnisoffen forscht.

  • Schöner Artikel bzw ein Beitrag zur Aufklärung. Mich stört jedoch, dass Ängste von Menschen verharmlost werden und von s.g. besorgten Eltern gesprochen wird. Das ist genauso blöd, wie jeder Fremde sei kriminell.



    Dass strategisch übertrieben oder Sorge vorgespielt wird, das mag sein, es fehlt jedoch wie an meinem Beispiel am objektiven Beweis. So bleibt es auch unwissenschaftlich.

  • Er beruft sich auf aufklärerische Ideale von Kunstfreiheit – die basierten aber von Anfang an auf kolonialistischen, rassistischen und sexistischen Ausschlüssen.

     

    In der Aufklärung wurde der Nensch und seine Rechte in das Zentrum gerückt. Wohlgemerkt gegen den Feudalismus. Das eingeschränkte Verständnis von "Mensch" wird bis heute ausgeweitet. Das ist die Erweiteung des Kontextes.

    Ziel muss sein, dass diese Ideale umfassende Anwendung im globalen Kontext finden. Nur damit lässt sich die aktuelle Refeudalisierung stoppen.

  • BITTE, wenn schon das Schlagwort "Political Correctness" unabdingbar sein sollte, dann immer in Anführungszeichen setzen, ein "so genannte" voranstellen, oder ähnliches!

     

    Gerade die taz als bekanntes Linkes Medium sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Für mich gehen Kapitalismuskritik und gender studies Hand in Hand, das eine geht gar nicht richtig, ohne das andere.

    Weder werden sexistische, rassistische, ableistische ökonomische Ausbeutungsmuster sonst verstanden, noch kann eine Kapitalkritik einen Ansatz finden, um die Frage nach dem Nutzen anders zu beantworten, als mit "Nachfrage" oder mit "Authentizität" und "Leitkultur".

     

    Vielleicht sollten einige hier erst einmal etwas gender studies betreiben, bevor, sie sie verurteilen.

     

    'Das Unbehagen der Geschlechter' von Judith Butler kann ich sehr empfehlen oder zum Einstieg auch 'Sexualität und Wahrheit' von Michel Foucauelt.

     

    Auf Augenhöhe mieinander zu diskutieren, wäre echt angenehmer, als sich mit Ideologieverwürfen zu bewaffnen.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ich finde das Interview interessant, aber es beschleicht mich das Gefühl, irgendetwas sei faul im Staate Dänemark.

     

    "Er beruft sich auf aufklärerische Ideale von Kunstfreiheit – die basierten aber von Anfang an auf kolonialistischen, rassistischen und sexistischen Ausschlüssen."

     

    Ist nicht ein entschiedener Unterschied zu machen zwischen der Freiheit der Kunst und der Freiheit, mit Kunst Geld zu verdienen?!

     

    Die Freiheit der Kunst gilt für alle und ist in ihrem Kern anarchistisch. Sie ist gegen Hegemonie und Bevormundung und auch gegen Ausschlüsse jeder Art gerichtet. Sonst hieße es nicht'Freiheit', sondern 'Unfreiheit der Kunst'.

    Freiheit wird in diesem Sinne als 'freedom' verstanden.

     

    Die Freiheit, Kunst zu verkaufen und als Künstler*in in der (Post-)Moderne Geld zu verdienen, ist eine liberale bürgerlich-kapitalistische Freiheit.

    Sie gehört zu den 'liberties'.

     

    Bei aller Herrschaftskritik, diese ersetzt nicht die inhaltliche Kritik auf Augenhöhe.

     

    So sehr ich also verstehen kann, dass es ein Problem ist, wenn Künstler*innen mit rosa Hautfarbe auf unterdrückten Kulturen kapitalisieren, gerade in Bezug auf die Unterdrückung - ich teile trotzdem den Einwand, dass Kunst sich nicht auf eine Herkunft oder ein Geschlecht reduzieren läßt.

     

    Erst gestern wurde hier in der taz ein Fall vorgestellt, in der eine europäische Künstlerin in Afrika ein überlebensgroßen Portrait aufstellen ließ und ein lokaler Künstler und Aktivist es zerstört hat. Die Künstlerin war nicht sauer deswegen. Sie hatte doch genau das erreicht, was sie wollte, Aufmerksamkeit für die Perspektive der Menschen, die dort leben. Die Ironie ihrer Inszenierung blieb wohl manchen Betrachter*innen verborgen.

    Was ist also das Problem? Die beiden sollten einen trinken gehen, auf diesen PR-Coup. Beide sind im Recht. Das kann nur Kunst.

     

    Erst wenn kapitalistische Umstände berücksichtigt werden, wird ein Schuh aus der Kritik. Dann sollte irgendwann aber auch die Kapitalisierung der Kunst generell kritisiert werden.

  • "Ich bin männlich, weiß und Heterosexuell."

     

    …und lebt in einer eindeutig patriarchalen Gesellschaft.

     

    Was für Vorteile könnte Mann da wohl haben??

    • @Frau Kirschgrün:

      Bezieht sich auf "SANG"

  • ein interessantes Interview.

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    „Vor 30 Jahren, bevor die People of Color und die Frauen uns alles kaputtgemacht haben, haben wir so tolle Kunst produziert.“

     

    Um das aus dem verlinkten (prömierten) Text herauslesen zu könnennmuss man schon Gender studiert haben, Sorry, ich bekomm das nicht hin.

     

    Wenn man ausser aus der Luft gegriffenen Diffamierungen nichts hat, dann sollte man einfach schweigen. Mit einer Wissenschaft hat das jedenfalls nichts zu tun und das ganze Interview lebt nur von mehr oder weniger diffusen Beschuldigungen...

  • Wenn ich einen Satz lese: "Aber wer sich ärgert, man werde zum Gendern gezwungen, ..." stelle ich fest, dass ich "Gendern" nicht verstehe. Ist "Gendern" ein verb und einfach nur falsch geschrieben oder ein Substantiv mit einer mir unbekannten Bedeutung (sie ergibt sich auch nicht aus dem Kontext)?

    • @DiMa:

      Es ist ein substantiviertes Verb. https://de.wikipedia.org/wiki/Substantivierung

      • @smallestmountain:

        Vielen Dank für die Antwort. Beim Googeln im Nachgang bin ich auch darauf gestoßen (ohne, dass mir dabei die Bedeutung des Wortes klarer geworden wäre; eine Eintragung bei Wiki oder im Duden fehlen).

  • Dass "wir", wohl eher die Vorfahren, ebenfalls gendern bzw g... haben, ist völlig richtig. Das infrage zu stellen, sollte normal sein.

    Ich verstehe gleichzeitig auch die Skeptiker pp., die eben auch nicht von den professionellen "Gendern" mitgenommen werden.

  • Sach ich doch -

     

    "Gender ist symbolischer Klebstoff“

     

    Na si'cher dat.

    Klassischer Mehrkomponentenkleber.

    Da mähtste nix.

    Normal

  • Gender und Gendertheorien scheinen diejenigen zu interessieren, die sehr viel Zeit haben. Ansonsten an der Lebenswirklichkeit vorbei und überflüssig wie der Blinddarm.

     

    Jetzt schnell zu Aldi um die Ecke und ein Six-Pack Öttinger kaufen und dort ein Paar Gender-Studies betreiben. Hab auch gerade viel Zeit.

  • Zitat: "Sie sind Teil eines emanzipativen Projekts. Eine akademische Disziplin, die aus politischen Bewegungen erwachsen ist – und diesen immer verpflichtet bleibt."

     

    Dafür gibt es ein Wort, welches das sehr konkret ausdrückt Ideologie.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @insLot:

      Ich hab für das was Sie machen. auch ein Wort: Ignoranz.

      • @85198 (Profil gelöscht):

        Meine Güte lesen sie das Interview, das strotzt nur so vor Ideologischer Verblendung. Man hat ja regelrecht Schmerzen beim lesen. Ignorant ist allenfalls wer sich weigert es zu erkennen. Wenn sie jemals einen gesellschaftlichen Konsens erreichen wollen, so garantiert nicht.

  • Ist es nicht extrem anmaßend, Deutungsmacht übernehmen zu wollen?

    Das machen Eltern bei Kindern. Zum Zwecke der Erziehung. Aber eine Wissenschaft die erwachsene Menschen erziehen möchte? Ich finde das übergriffig.

     

    Davon abgesehen ist das gehabe über Privilegien albern. Ich bin männlich, weiß und Heterosexuell. Welche Privilegien habe ich dadurch? Was ich habe, musste ich mir erarbeiten. Was nie leicht war und lange dauerte. Ganz ohne Förderprogramme per Geschlecht. Aber mit gehörigem Mobbing und Sexismus. Was - weil ich ein Mann bin - niemanden interessierte. Vor allem meine Chefin nicht.

     

    Also welche Privilegien habe ich, per Geschlecht? (Ob und wann ich Vater werden möchte wurde ich bei Vorstellungsgesprächen auch gefragt).

  • So recht habe ich nicht verstanden wofür die beiden Herr_innen eigentlich streiten, außer um die eigene beruflich und gesellschaftliche Existenz.

     

    Aber wahrscheinlich fehlt mir auch der innere Zugang zu ihrem emanzipativen Projekt. Der komische Eindruck, dass es nur eine andere Form des IchIchIchs ist, bleibt trotzdem.

  • "Es gibt aber auch Forscher_innen, die sich nicht als so politisch verstehen."

    Ein Altkanzler bezeichnete mal ein Ministerium als das für Frauen und Gedöns, wenn er damit solche Leute meinte gebe ich ihm recht...

  • Gleich im ersten Absatz erklärt die eine Forscherin gleich mal, warum es sich nicht um Wissenschaft handelt, denn es wird ja nicht ergebnisoffen geforscht, man bleibt einer Richtung verpflichtet.

     

    Bedenklich finde ich auch die Haltung zur Meinungs- und Kunstfreiheit. Weil diese aus Europa stammen und überwiegend von weißen Männern entwickelt wurden, sind sie nicht anzuerkennen? Will man eine weiblich-schwarze Gegenaufklärung?

     

    Ein ehrliches Interview, das meine Skepsis aber bestätigt.

  • Ich arbeite jetzt seit knapp zehn Jahren auf dem Campus und so wie Genderstudies hier implementiert ist würde ich sie als staatlich gesponsorten Aktivismus gegen klare Werevorstellungen (im Grunde jeglicher Art – vor allem aber gegen westliche) und einen Reduktionismus aller ethischen Fragen auf das was man gerne Machtverhältnisse nennt.

    Das Endergebnis ist dann oft das einige der verwerflichsten Gruppierungen der Welt von diesen Aktivistenunterstützt werden, wie z.B. die Hamas, weil diese einen aussichtslosen Kampf (Machtverhältnisse!!!) ausfechten. Der Grund und die Methoden werden kaum beachtet und im Zweifelsfall mit der Unterlegenheit dieser Gruppen gerechtfertigt. Prinzipientreue kann man da nicht erwarten!

     

    Politische Korrektheit ist ein Mittel um seine Deutungshoheit zu _verteidigen_, nicht um sie zu erlangen. Wer Deutungshoheit erlangen will muss gegen gesellschaftliche Konventionen verstoßen.

    Vor zehn Jahren war poltische Korrektheit auch noch ein beliebter Gegner vieler Linker, weil religiöse Rechte sich häufig auf ihre “religiösen Gefühle” berufen haben um sich Kritik zu verbieten. Heutzutage sind es Linke die auf dem Campus und im Feuilleton ihre kulturelle Deutungshoheit durch Sprech- und Denkverbote verteidigen wollen.

    Diese Deutungshoheit hat die Linke wohlgemerkt auch nur an diesen Orten. Die Politik driftet international seit über einem Jahrzehnt immer weiter nach Rechts, weil die Linken ihre Kernklientel zugunsten identitätspolitischer Spielchen verraten hat.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @disenchanted:

      "Politische Korrektheit ist ein Mittel um seine Deutungshoheit zu _verteidigen_, nicht um sie zu erlangen. Wer Deutungshoheit erlangen will muss gegen gesellschaftliche Konventionen verstoßen. "

       

      Ich bin nahezu machtlos und verstoße oft gegen gesellschaftliche Konventionen, wenn ich den Mund aufmache, wenn sexistische Bemerkungen fallen und ich "politisch korrekt" bin.

       

      Das Problem, dass ich sehe, ist, dass es eigentlich politisch korrekt ist, gegen "politische Korrektheit" in Bezug auf Sexismus zu sein und nicht zu merken, dass damit bereits Identitätspolitik betrieben wird, ohne diese als solche auch zu verstehen.

       

      Worin soll denn die Revolution bestehen, wenn nicht darin, dass alle Menschen gerechte Teilhabe bekommen? Gerechtigkeit läßt sich aber nicht durch irgendeine vermeinte Authentizität definieren und davon ableiten. Das wäre dann der sozialistische Mensch?!

       

      Dann würde Transsexualität nicht nächstes Jahr von der Liste der psychischen Krankheiten gestrichen und Intersexualität nicht als zusätzliche Einordnung neben Frau und Mann anerkannt.

      Wir wären, wenn die patriarchalen Einwände sich durchgesetzt hätten, gesellschaftspolitisch immer noch in den frühen 60ern.

       

      Die Weigerung, sich überhaupt damit auseinanderzusetzen, dass andere Menschen eben andere Vorstellungen vom Leben haben und sich nicht von einem linksorthodoxen Herrschaftsgefüge vereinnahmen lassen wollen, läßt auch ehrlich daran zweifeln, ob die Vorwürfe nach Ihrer Art dann noch etwas anderes sind schlicht reaktionär. Wegen solchen gesellschaftspolitischen Positionen fühlen sich Rechte im Recht, nicht deswegen, weil es Menschen gibt, die nicht stur in Kategorien von zwei Geschlechtern denken.