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Forscherin über Demos gegen rechts„Das ist kein kurzer Empörungsmoment“

Die Massendemonstrationen gegen rechts werden bleiben, meint Protestforscherin Lisa Bogerts. Wichtig sei aber, auch im ländlichen Raum zu mobilisieren.

Der „Aufstand der Anständigen“ am 2. Februar 2025 in Berlin Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Marie Frank
Interview von Marie Frank

taz: Am Wochenende haben in Berlin und anderen Städten wieder Hunderttausende gegen rechts demonstriert. Wie entstehen solche Massendemonstrationen?

Lisa Bogerts: In der Protestforschung gibt es verschiedene Erklärungsmodelle dafür, wie so große Proteste erfolgreich mobilisiert werden. Die Menschen müssen ja nicht nur ein Problem sehen, sie müssen auch glauben, dass Protest das richtige Mittel ist, um zur Lösung dieses Problems beizutragen. Und Sie müssen glauben, dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt ist, um dafür auf die Straße zu gehen.

taz: Und warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt?

Bogerts: Die Wahlen spielen natürlich eine Rolle. Ein anderer Erklärungsfaktor ist das, was man einen moralischen Schock nennt. Also, dass ein bestimmtes Framing eines Problems als besonders empörend empfunden wird. Das war letztes Jahr das Geheimtreffen in Potsdam und dieses Mal der Versuch der CDU, ihren Antrag mithilfe der AfD durchzubringen und das Abstimmungsverhalten im Bundestag. Das stellt in der öffentlichen Wahrnehmung einen großen Tabubruch dar.

Bild: privat
Im Interview: 

Lisa Bogerts ist Politikwissenschaftlerin in Berlin und Leiterin des Forschungsprojekts „Ohne Demokratie ist alles nichts. Teilnehmende, Motive und Effekte der Proteste gegen Rechtsextremismus im Juni 2024“ des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung.

taz: In Berlin waren es laut Polizei 160.000 Demonstrant*innen, laut Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen 250.000. Wie aussagekräftig sind Teil­neh­me­r*in­nen­zah­len überhaupt?

Bogerts: Man kann Teilnehmerzahlen bei so großen Demos nicht zählen, sondern nur schätzen. Da ist also viel Raum für Ungenauigkeiten. Die Polizei schätzt im Vergleich zu unabhängigen Forschungszahlen die Teilnehmer geringer und die Veranstalter höher. Hier kann man zur Orientierung den Mittelwert nehmen.

taz: Warum ist es in Zeiten von KI nicht möglich, exakte Zahlen zu bestimmen?

Bogerts: Es gibt auch bildbasierte Methoden, die, unterstützt von KI, die Zahl ermitteln. Das ist aber wegen des Risikos, dass solche Aufnahmen auch zur Überwachung oder gar Strafverfolgung eingesetzt werden, umstritten.

taz: Was können Massenproteste überhaupt bewirken?

Bogerts: Der Erfolg von Protest wird öffentlich sehr streng eingeschätzt. Es wird geschaut: Haben die Proteste die Politik konkret verändert? In unserer Studie haben wir herausgefunden, dass die Demonstrierenden letztes Jahr gar nicht die Absicht hatten, Wäh­le­r von rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien umzustimmen oder die Politik zum Handeln zu bewegen. Es ging darum, öffentlich ein Signal zu senden: Wir sind die Mehrheit, die Zivilgesellschaft ist wachsam. Und wir wollen Menschen zur Wahl motivieren, die traditionell nicht wählen gehen.

taz: Und so ist es jetzt auch wieder?

Bogerts: Ja. Die CDU steht unter Druck, sich zu rechtfertigen.

taz: Also sind die Proteste ein Erfolg?

Bogerts: Ja. Man mag sich nicht ausdenken, was ohne diese Proteste wäre. Vielleicht wären die Umfragewerte für rechtsextreme Parteien noch besser.

taz: Wie geht es jetzt weiter? War das nur ein kurzer Empörungsmoment?

Bogerts: Ein kurzer Empörungsmoment war es nicht. Wir sprechen in der Protestforschung von Wellen. Es gibt natürlich schon lange eine Bewegung gegen Rechtsextremismus in Deutschland. Aber spätestens seit Anfang letzten Jahres kann man von der ersten Welle dieser ganz gezielten prodemokratischen Proteste reden. Im Sommer hatten wir die zweite Welle im Rahmen der Europa- und Kommunalwahlen. Und jetzt haben wir eine dritte Welle.

taz: Haben die Proteste eine neue Qualität?

Bogerts: Ja. Hier sind neue Bündnisse entstanden mit Akteuren, die sich vorher so in der Form nicht zusammengetan haben: Große Wirtschaftsunternehmen, Medienhäuser, sehr viele öffentliche Persönlichkeiten, auch aus dem konservativen und bürgerlichen Spektrum. Das ist keine rein linke Bewegung, die hier auf die Straße geht. Und man kann davon ausgehen, dass, falls es bei den Wahlen zu einem Erstarken der extremen Rechten kommt, es diese Bewegung auch weiter geben wird, um diese unter Druck zu setzen.

taz: Spielen Städte wie Berlin hier eine besondere Rolle?

Bogerts: Berlin ist das politische Zentrum. Demos am Bundestag oder dem Konrad Adenauer Haus machen natürlich einen anderen Eindruck auf die Entscheidungsträger*innen, als wenn es irgendwo anders ist. Gleichzeitig muss auch abseits von urbanen Zentren wie Berlin, Hamburg oder Köln mobilisiert werden. Hier gibt es traditionell eher progressivere und weniger konservative oder gar rechtspopulistische Wählerschaften. Es ist sehr wichtig, auch in ländlichen Gebieten zu mobilisieren, in kleineren Städten und insbesondere dort, wo demokratiefeindliche Akteure ein Klima verbreiten, das es viel schwieriger macht, für die Zivilgesellschaft öffentlich Gesicht zu zeigen.

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37 Kommentare

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  • Es sieht so aus, als ob manche hier Beitragende nicht allein den Blick in die Glaskugel tun, sondern gewissermaßen aus ihr herauszublicken vermögen.



    Wie sonst kann jemand über die Großdemonstrationen



    sagen, sie hätten "keine messbaren Auswirkungen auf die Umfragen" -



    oder: die Teilnehmer seien allesamt "gutsituiert, akademisch, gesichert deutsch, in netten unprekären Wohnverhältnissen lebend" -



    oder: "die Friseurin aus Marzahn oder der Mechatroniker aus Spandau sind bei solchen Festen der Einigkeit nämlich nicht dabei" -



    oder: "die Demonstrationen von Fridays for Future sind fester Bestandteil großstädtischer Eventkalender: mittags Protest, abends Club, Wochenende chillen", usw., usw.



    Ich lebe auf dem sogenannten flachen Land, weit weg von Berlin, habe trotzdem in mittelgroßen Städten an FfF-Demos teilgenommen - und da waren weißgott nicht nur Schüler*innen und Studierende vertreten, sondern auch viele ältere Leute!



    Was ich vielmehr in etlichen Beiträgen sehe, ist Voreingenommenheit, die Bereitschaft, alles kleinzureden -



    und leider auch eine kräftige Prise Neidhammelei. So kommen wir bestimmt nicht weiter.

  • Es dauert manchmal länger bis Erfolge eintreten, siehe Abrüstung, siehe Atomausstieg, siehe Gerichtsurteile gegen C02-Ausstoß, usw.



    Wer weiß noch ein Beispiel?

  • Demo: gut.



    Auswertung beziehungsweise Interpretation selbiger: schlecht

    Ich denke Frau Bogerts widerspricht sich selber innerhalb zweier Antworten.



    " [..] herausgefunden, dass die Demonstrierenden letztes Jahr gar nicht die Absicht hatten, Wäh­le­r von rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien umzustimmen oder die Politik zum Handeln zu bewegen."



    "Ja. Die CDU steht unter Druck, sich zu rechtfertigen."

    • @Mopsfidel:

      Worin besteht nun der innere Widerspruch, Ihrer Meinung nach?



      (Ich kann ihn nicht erkennen.)

    • @Mopsfidel:

      Wieso soll sie sich widersprechen?

      " [..] herausgefunden, dass die Demonstrierenden letztes Jahr gar nicht die Absicht hatten, Wäh­le­r von rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien umzustimmen oder die Politik zum Handeln zu bewegen."

      Absolut richtig. Zumindest ist es das, wenn man breit mal reinhorcht in die Beweggründe und auch ich und für meinen großen Kreis kann das bestätigen, dass es primär um Signale setzen geht. Man muss sich nicht mehr einbilden, Leute umstimmen zu können, die manifestiert sind in ihrer Gesinnung, rechtsextrem ist halt nicht konservativ und „-extrem“ eigentlich schon nicht mehr zugänglich, sprich umzustimmen (sicherlich bestätigen Ausnahmen die Regel aber dennoch).

      Und 2. genau, diese Signale setzen + der Widerstand innerhalb der Partei, setzt die CDU anscheinend jetzt auch wohl unter Druck!



      Aber, dass das tatsächlich passiert, ist ja trotzdem kein Widerspruch dazu, dass man es vorher nicht annahm, als man auf die Demo ging oder sie organisierte und einfach erstmal vorrangig seinem Bürgerwillen Luft machen wollte.

  • Danke an die Aktiven , besonders auf dem Land und im Osten.



    Wir sehen uns auf den weiteren Demos gegen die rechte Gefahr.

  • Ich bin da sehr skeptisch. Bei den Demonstrationen sind doch ausschließlich diejenigen anwesend, die mit der CDU noch nie viel anfangen konnten. Da wärmen sich Gleichgesinnte aneinander (so wie auf fast jeder großen Demonstration). Ob diejenigen wirklich die moralische Mehrheit im Land sind, da hab ich große Zweifel. Die Friseurin aus Marzahn oder der Mechatroniker aus Berlin Spandau sind bei solchen Festen der Einigkeit nämlich nicht dabei und die folgen auch immer weniger der veröffentlichten, ziemlich einheitlichen Meinung. Wir werden es am 23.02. abends sehen. Was dies Demonstranten und ihre Sekundanten in der Presse und vor allem im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nie sehen: Man kann auch gegen Rechtsextremismus sein und trotzdem meinen, dass Merz in der Sache recht hat.

  • Das Problem ist natürlich, dass die Proteste in der Politik Resonanz finden müssten. Das haben sie im letzten Jahr nicht getan, die Grünen und die SPD (über die FDP brauchen wir nicht ernsthaft diskutieren denke ich) haben auch nach den Demonstrationen nichts anderes getan als den Rechten hinterherzuhecheln. So setzen diese die Themen.

    Dass es einen Punkt geben wird an dem Merz oder Weidel denen sagen: gut, reicht jetzt mit dem Fremdenhass, das glaubt aber doch wohl keiner? So mobilisiert man als demokratische Partei doch seine Kernklientel nicht. Scholz und Habeck tappen in die Fällen in die die Demokraten in den USA getappt sind. Die Faschisten haben aus Trump gelernt, die SPD und die Grünen nicht - und wollen offensichtlich auch jetzt nichts lernen.

    Auf die Demonstranten hören würde bedeuten: 1) klare Absage an eine weitere Verschärfung der Migrationsgesetze.



    2) andere, eigene Themen setzen (Klima, Miete etc.).

    • @Warim Wilke:

      Warum sollte im Bezug auf Migration auch auf die Demonstranten gehört werden? 500.000 Menschen sind eine winzige Minderheit und der Gesetzentwurf von Merz findet laut Umfragen bei der Mehrheit der Deutschen Zustimmung.

  • Demonstrationen sind für das eigene Gefühl und gegen die eigene politische Ohnmacht gut. Mehr aber nicht!

    Am Ende wird die Demokratie in der Wahlkabine und durch das politische Angebot der Parteien entschieden! Und das Angebot von Rot-Grün bzgl. Migration und Wirtschaft ist für einen großen Teil der Wähler unattraktiv.

    • @Franz Tom:

      Zwangsarbeit, Deportation und eine menschenfeindliche Diktatur klingen für Sie attraktiver?

      • @Truhe:

        Es soll durchaus Leute geben, die weder das eine noch das andere attraktiv finden.



        Die Hochburgen der AfD glänzen nicht unbedingt durch überdurchschnittliche Wahlbeteiligung. Wer die eine Alternative nicht mag, findet die Alternativen zur Alternative also nicht zwingend berauschend...

      • @Truhe:

        Ich wüsste nicht das auf dem Wahlzettel irgendeine Diktatur zur Wahl steht.

  • 1) Die Demonstrationsfreiheit ist das heilige Gut der Demokratie.



    2) Gut, dass endlich wieder mehr Menschen auf die Straße gehen und ihren Willen bekunden, es war einfach zu ruhig die letzten Jahre.



    3) Haben all diese Demos irgend etwas im Wählerverhalten gebracht: Ich fürchte nein, wenn die ich aktuellen 22% der AfD so sehe.



    Das ändert aber trotzdem nicht daran, dass friedliche Demonstrationen gut sind.

    • @Hans Dampf:

      Wie kann man nur annehmen, dass _diese_ Demos auch nur einen einzigen AfD-Sympathisanten umstimmen könnten? Das ist so abwegig - ich glaube Leute die sowas behaupten haben noch nie ein ausführliches Gespräch mit einem AfD-Wähler oder -Mitglied geführt.



      Wenn solche Veranstaltungen bei diesen Leuten etwas bewirken, so ist es entweder Unmut über die Verkehrsbehinderung oder einfach Amüsement über die "mainstreamhörigen Gutmenschen".



      Gute Politik hält die Extremisten klein, nicht das Rumstehen mit bunten Schildern.

  • „Man mag sich nicht ausdenken, was ohne diese Proteste wäre. Vielleicht wären die Umfragewerte für rechtsextreme Parteien noch besser.“

    So kann man sich natürlich schönreden, dass der „Tabubruch im Bundestag“ keine messbaren Auswirkungen auf die Umfragen hatte und die AfD ihren Abstand zu der SPD und den Grünen stetig ausbaut. Diese Proteste bewirken gar nichts, weil sie sich gegen von einer deutlichen Mehrheit unterstützte Forderungen richten.

    • @In aller Ruhe:

      Kleine Anmerkung , wenn Sie gestatten. Die Umfragewerte zu den rassistischen Parteien sind keineswegs " besser " - sie sind höher und somit schlechter, zeigen diese Werte doch den enormen Informationsmangel , in weiten Teilen der, nicht nur ländlichen, Bevölkerung, um die Inhalte dieser rassistischen Parteien. Inwieweit diese Wähler sich selbst, durch eine Erstarkung dieser Parteien, schaden ist vielen Mitbürgern doch garnicht bewusst.



      Einigen Wählern ist ja noch nicht einmal klar, es geht bei diesen Wahlen nicht um Landbevölkerung gegen Stadtbevölkerung, sondern um Gesamtdeutschland.

      • @Alex_der_Wunderer:

        So Leute wie Sie trieben doch einen Keil zwischen Großstadt und Landbevölkerung. Nur Sie merken es nicht.

        Bei den Wahlen wenn von SPD, Grüne und Linke Forderungen kommen die die Großstadtbevölkerung wollen weil es für Sie kein Nachteil ist aber ein Nachteil für den ländlichen Raum dann ist das sehr wohl Stadt gegen Land. Genau das passiert doch bei den bereits genannten Parteien. Aber auch das merken Sie nicht

  • Noch wichtiger als im ländlichem Raum zu demonstrieren, ist es den Bürgern dort die Wahlprogramme der Parteien verständlich zu machen. Nur so können auch Bürger im ländlichem Raum die direkten Auswirkungen, ihrer Wahlentscheidung, nachvollziehen.



    Zum Beispiel, wer keine Rentenanpassung möchte, sondern lieber eine Absenkung des Rentenniveau bevorzugt, sollte die AfD wählen. Wer nicht für den Mindestlohn ist und nicht für Gewerkschaften, die für mehr soziale Gerechtigkeit kämpft, z. B. faire Löhne, faire Arbeitszeiten, ausreichend Urlaub, faire Renten - der sollte auch unbedingt die AfD wählen.



    Wer für mehr soziales Gefälle in unserer Gesellschaft ist - sollte unbedingt die...

    • @Alex_der_Wunderer:

      Ich als Bewohner des ländlichen Raum sage, was sie machen ist Anmaßung und eine Beleidigung. Wir Bewohner auf dem Land wählen das was gut für uns ist und wir wissen ganz genau was gut und was schlecht ist. Wir auf dem Land können halt keine Partei wählen, die nur Politik für die Großstadt machen, genau das macht die SPD, Grüne und die Linke! Wir wählen doch nicht was gut für die Großstadt ist und schlecht fürs ländlichen Raum.

      • @Cello:

        Da bin ich aber beruhigt, dass Sie weder xxU, FDP noch die Neonazis wählen, denn die sind für NIEMANDEN (außer den reichsten 10 % gut und Sie sagen schließlich, dass Sie wissen, was gut für Sie ist.

        • @Truhe:

          wie kommen Sie darauf?

      • @Cello:

        Von wir zu sprechen wenn sie sich meinen ist nicht anmaßend? Ist wie der Slogan "wir sind das Volk". Ich kenne einige die auf dem Land leben und nicht AfD oder CDU wählen.

        • @Andreas J:

          Natürlich gibt es auf dem Land auch Leute die andere Parteien wählen anstatt die CDU und AFD. Aber schauen Sie die Wahlen der letzten Jahren auf dem Land an. Im Westen Mehrheit CDU und im Osten AFD. Das sind Wahlergebnisse die ich hier zitiert habe.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Ergänzung zu meinem Kommentar von 11.22 h



      Quelle - Deutscher Bundestag, 19 Wahlperiode, Protokoll 224. Sitzung S 28525

    • @Alex_der_Wunderer:

      Sie gehen also davon aus das die Bevölkerung auf dem "Land" zu dumm ist sich selber mit den Wahlprogrammen der Parteien auseinander zu setzen ? Was schlagen Sie vor ? Einen "gebildeten" Stadtbewohner pro ? Landeier, der ihnen sagt wo das Kreuz zu machen ist ? Soviel Arroganz macht nur traurig.

      • @Günter Witte:

        " Dumm " , würde ich mir nicht anmaßen wollen, doch die Umfragewerte, bezüglich des ländlichen Raums, sprechen eine deutliche Sprache. Hier sollte man nicht nur den Informationsstau berücksichtigen, auch die sozialen Strukturen sind andere als in der Stadt. Der gemeinschaftliche " Druck " ,



        " jeder kennt jeden " , und wer will da schon gegen den Großbauern, der eventuell gleichzeitig das Amt des Bürgermeister bekleidet, die Stimme am Stammtisch erheben. Auch in Vereinen und bei den freiwilligen Feuerwehren existiert oft ein Gruppenzwang, der bei den Betroffenen garnicht so wahrgenommen werden muss.



        Dennoch wird doch wohl kein Mensch gegen seine Interessen stimmen wollen. Noch dürfen wir in einem recht freiem Land leben und wir sollten es uns erhalten.

        • @Alex_der_Wunderer:

          "doch die Umfragewerte, bezüglich des ländlichen Raums, sprechen eine deutliche Sprache."

          Die Wahlbeteiligung aber auch. Schauen Sie sich doch mal die Top Ten der Wahlbeteiligung bei den Bundestagswahlkreisen an:



          2 x Hamburg



          1x Köln Innenstadt



          4 x Ballungsraum München



          Und ob Münster oder Erlangen jetzt wirklich "ländlicher Raum" sind, darf man dann auch noch bezweifeln.

          Das andere Ende der Tabelle teilen sich paar soziale Brennpunkte wie Duisburg II mit dem ländlichen Raum in Form von Altmarkkreis, Harz, Anhalt etc. Dort erwartet sich mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten von keiner Partei mehr was - auch nicht von der AfD ("alle in einen Sack und drauf, das trifft keinen Falschen"). Die wählen nicht die Partei(en), deren Abschneiden Ihnen so viel Sorgen macht. Und diese Nichtwähler sind anderthalb mal so viele wie im deutschen Durchschnitt (und doppelt so viele wie in der Spitze). Heben Sie dort die Wahlbeteiligung auf den deutschen Durchschnitt, indem (mindestens) eine Partei sich um konkrete Lösungen außerhalb von Theorie- oder Großstadtblase kümmert (Realpolitik statt Symbolpolitik) und die AfD, die heute vor Kraft kaum gehen kann, kratzt morgen an der 5%-Hürde...

        • @Alex_der_Wunderer:

          Welche Umfragewerte? Es gibt keine Umfragewerte vom ländlichen Raum. Inwiefern haben wir weniger Informationen als in der Großstadt?

          Im ländlichen Raum gibt es bei den Wahlen kein Druck! Auf dem Dorf gib t es genug die gegen den Bauern oder Vorsitzenden stimmen.

          Sie können nicht was behaupten wovon Sie keine Ahnung haben

        • @Alex_der_Wunderer:

          Ihr Argument ist also das man nur wenn man in einer (größeren) Stadt wohnt den Politischen Durchblick hat ? Was soll das Geschwafel von Großbauern und Bürgermeistern, auch auf dem Land sind die Wahlen geheim und werden nicht in der Dorfwirtschaft öffentlich ausgefüllt. Es ist genau diese Arroganz Stadt/Land, Ost/West das den Populisten die Wähler verschafft !

  • Mal neutral gefragt, was taugen die Darlegungen einer Wissenschaftlerin, die ihren moralisch-politischen Standpunkt als gesetzt erachtet und von oben herab innerhalb ihrer Scheuklappen doziert? Ob 100.000 oder 250.000. Mir schien das eine sehr undiverse Gruppe und man tut ihr sicher nicht unrecht, sie als gut situiert, akademisch, gesichert Deutsch, in netten, unprekären Wohnverhältnissen lebend, und wohl weitestgehend durch Gelder öffentlicher Kassen bezahlt als Angestellte, Beamte, Schüler, Studenten und/oder durch staatliche Transferleistungen gestützt. Es gibt in Berlin ganze Kieze, Straßen, da fehlt nur noch ein Zaun zum Zeichen, dass es hier keinen Wohnraum für Zuwanderer gibt. Keine der Genossenschaften mit riesigem Bestand dient den Bezirksämtern Wohnungen für unbegleitete männliche Migranten an. Im Traum denkt man nicht daran, die deutsche Unterschicht bei der Integration von Ausländern zu unterstützen und seine Kinder schickt KEIN Gerechter auf eine Brennpunktschule!

    • @naichweissnicht:

      Mal neutral gefragt, was taugen die Darlegungen einer Wissenschaftlerin, die ihren moralisch-politischen Standpunkt als gesetzt erachtet und von oben herab innerhalb ihrer Scheuklappen doziert?"

      Mehr als die eines Laien, der seinen moralisch-politischen Standpunkt als gesetzt erachtet und von oben herab innerhalb seiner Scheuklappen doziert.

      • @Ajuga:

        Zu Ende gelesen? - Der zweite Teil ist ganz anders. Das ist wohl nicht falsch.

  • Eine sehr optimistische Einschätzung von den Protesten und vielleicht trübt die eigene Hoffnung da die Sicht. Andere Protestforscher weisen nämlich darauf hin, dass öffentliche Empörung, die sich in spontanen Proteste ausrückt, meisten gar nichts bewirkt. Es kann kurzfristig zu einer Verschiebung im öffebtlichen Diskurs kommen, wobei die Proteste aber in unterschiedlicher Weise instrumentalisiert werden. Damit Proteste etwas bewirken, brauchen sie Resonanz und Präsenz in den Institutionen durch z.B. Lobbyismus oder in Parteien, wie z.B. die Bauern. Die neuen (sozialen) Kommunikationsmedien machen es deutlich einfacher, spontane Massenproteste zu organisieren. Hier kommt aber vor allem die diffuse Empörung zum tragen, als das daraus eine nachhaltige politische (Gegen-)Bewegung folgt. Das zeigen u.a. der Arabische Frühling und Fridays for Future. Die Demokratisierung Nordafrikas lässt ebenso zu wünschen übrig, wie Fortschritte bei der Klimaschutzpolitik. In Nordafrika wurden die Proteste gewaltsam unterdrückt und die Demonstrationen von Fridays for Future sind fester Bestandteil großstädtischer Eventkalender: Mittags Protest, abends Club, Wochenende chillen.

    • @Stoersender:

      Der letzte Satz hört sich an, als wenn die Leute gefälligst 18 Stunden am Tag protestieren sollen.

    • @Stoersender:

      Möglich, dass die Demos in ihrer Wirkung zu optimistisch eingeschätzt werden. Trotzdem sind sie wichtig und richtig. Was wäre, wenn sie nicht stattfinden?

      • @aujau:

        Ein nicht stattfinden - von den wichtigen Demonstrantionen gegen die gegenwärtige Politik unsere Regierung, könnte im schlimmsten Fall als stille Zustimmung, über des Gebaren unserer Parlamentarier - von unseren Regierenden interpretiert werden. Diesem Irrtum dürfen diese Volksvertreter nicht auflaufen !