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Ein Jahr ohne AtomstromUnd Deutschland gibt es immer noch

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Die düsteren Prognosen für Deutschland nach Abschalten der letzten AKWs haben sich nicht bewahrheitet. Das Thema kann endgültig ad acta gelegt werden.

Der Kühlturm des abgeschalteten AKW Isar 2 in Essenbach am 26. August 2023 Foto: Wolfgang Maria Weber/imago

E s ist an der Zeit, in der Atomdebatte verbal abzurüsten. Genau ein Jahr ist es nun her, dass in Deutschland die letzten drei Reaktoren vom Netz gingen. Und was ist passiert? Das Ereignis ging recht geräuschlos über die Bühne. Nehmen wir die Kohle. Allen Unkenrufen zum Trotz lag die Kohleverstromung in Deutschland im ersten Jahr ohne AKW um ein Viertel niedriger als im Jahr davor. Entsprechend sanken trotz des Atomausstiegs die CO2-Emissionen pro Kilowattstunde im deutschen Strommix.

Das hatten Kritiker anders prophezeit. Die Gründe für die Bilanz sind vielfältig. Rein summarisch wurden die weggefallenen Kilowattstunden komplett durch den Zubau an Erneuerbaren kompensiert. Aber auch ein leicht reduzierter Stromverbrauch aufgrund der wirtschaftlichen Lage in der Industrie und ein extrem milder Winter drückten den Bedarf an Kohle. Die Stabilität der Stromversorgung war – auch das hatten Kritiker infrage gestellt – weiterhin gegeben.

Aber die Stabilität hängt ohnehin mehr am Zustand der Netze und an den Organisationsstrukturen der Branche (der IT-Sicherheit etwa) als an der Frage, ob es drei Kraftwerke mehr oder weniger gibt. Verändert hat sich durch den Atomausstieg vor allem eines: die Importbilanz des Stroms. Die reagiert nämlich sensibel auf minimale Änderungen im nationalen Preisgefüge an der Strombörse. Deutschland, seit 20 Jahren per saldo Stromexporteur, wurde mit dem Ende der letzten drei Meiler zum Importeur.

Nun kann man diskutieren, ob eine solche Momentaufnahme der große störende Begleiteffekt des Ausstiegs ist – nur wozu? Es ändert nichts mehr. Zumindest was die Leichtwasserreaktoren des 20. Jahrhunderts betrifft, ist die Atomkraft hierzulande Geschichte. Wenn jemand zur persönlichen Profilierung eine Rückabwicklung des Ausstiegs fordert, ist das ein Scheingefecht.

Auf Entscheidungsspielräume konzentrieren

Zielführender wäre stattdessen, wenn sich politische Akteure auf jene Punkte der Energiewende konzentrieren würden, bei denen es tatsächlich Entscheidungsspielräume gibt. Denn Gründe für Kritik an der Energiepolitik gibt es wahrlich genug. Die planwirtschaftliche Herangehensweise an den Kohleausstieg ist so ein Punkt; hier wäre es eleganter, das Ganze per CO2-Preis zu regeln.

Auch drohen Marktverwerfungen durch den unkoordinierten Ausbau der Photovoltaik und der Windkraft. Weitere Anlagen werden nämlich vor allem dann Strom liefern, wenn ohnehin schon genug davon da ist. Trotzdem soll mit immer mehr Steuergeld immer mehr Strom erzeugt werden, der im Moment der Erzeugung angesichts fehlender Speicher wertlos ist. Das wäre mal ein vordringliches Thema für die Debatte – die Atomkraft ist es aktuell nicht mehr.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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48 Kommentare

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  • Für mich ist das ganz einfach, ob die Energiepolitik eines Landes erfolgreich ist sieht man an der Stromrechnung.

    Und da seh ich das der Strompreis in Frankreich mit dem ach so schrecklichen Atomstrom nur ca. halb so hoch ist wie in Deutschland.

  • Wovon man in Deutschland auch wenig hört:

    Laut einer aktuellen Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) von 2022 im Auftrag der ukrainischen Regierung ist die radioaktive Belastung in der Sperrzone in der Region Tschernobyl soweit abgesunken, dass nur noch auf 10% der Fläche der Sperrzone gesundheitliche Schäden zu erwarten wären wenn man dort leben und wohnen würde (>100 Millisievert pro Jahr). Das ist darauf zurückzuführen, dass Cäsium-137 (und Strontium-90) eine Halbwertszeit von ca. 30 Jahren haben. Die gesamte Region ist also heute nur noch etwa ein Fünftel so hoch belastet wie nach dem Unfall. Die Wohngebiete in der Region sind mittlerweile kaum noch belastet. In etwa 100 Jahren wird daher das Thema radioaktive Belastung in Tschernobyl vor allem noch von akademischem Interesse sein.

    Da das so ist, wird die Region mittlerweile auch wieder besiedelt - vor allem von Unkrainern die von den Russen aus dem Osten der Ukraine vertrieben wurden.

    Quelle zur BfS-Studie: www.bfs.de/SharedD...S/DE/2022/006.html

  • Solange die Nachbarländer für gutes Geld Atomstrom liefern, ist die Klimaqwende gelungen.

    • @Klartext:

      Ausserdem: auch Frankreich hat ein riesiges Programm zu alternativen Ernergie-Sicherung gestartet. Zugegeben: Dazu gehören auch die Mini-AKW's, die es aber noch nicht gibt.



      Atlantikküste: bis zu 14 m Tidenhub. Wenn die damit nichts anfangen können ...

    • @Klartext:

      "Solange die Nachbarländer für gutes Geld Atomstrom liefern, ist die Klimawende gelungen." ... was wir ihnen, im Rahmen der Kollegialität und Stabilität des Gesamt-Europäischen Netzes abnehmen.



      Nicht nur, aber auch.



      Dafür schalten wir im hochsommerlichen Wind unsere Windräder ab (geht leichter als ein AKW runter zu fahren) und schalten sie wieder an, wenn den AKW's in F das Kühlwasser fehlt.

  • " immer mehr Strom erzeugt werden, der im Moment der Erzeugung angesichts fehlender Speicher wertlos ist. "

    Es fehlen keine Speicher, sondern der Strom um Speicher zu füllen.

    • @Knuty:

      Also, ich persönlich bin derzeit für dieses Jahr bei 91% Autarkie und dabei über 4000 Km Auto gefahren, ausschließlich Solar. Wenn ich als 1 Mann Firma das hinkriege, kann es nicht so schlimm sein. Als nächstes sehe ich zu das ich einen Wärmespeicher für die Heizung baue. Dann ist das Thema Energie durch.

      • @Dodoist:

        Es ist extrem schwierig, mit einem Wärmespeicher Wärme vom Sommer in den Winter zu verschieben. Hauptproblem sind die Wärmeverluste über die Zeit.

      • @Dodoist:

        Sehr lobenswert.



        Warum schaffen das wohl nicht alle???

        • @Erfahrungssammler:

          Dazu gehören die zwei Buchstaben W und M: also Wollen und Moneten. Ja ich weiß, es kostet Geld dezentrale Wasserstoff-Erzeuger zu bauen. Aber: Leute, Windkraftanlage in großem Stil abzuschalten, weil zuviel Energie im Netzt ist. Das Problem sind die großen Energieversorger. Es kann nicht in deren Interesse liegen; daß sich Hunz und Kunz selbst versorgt. Auch noch legal.



          Da würde eine der größten Geld-Schöpfungs-Maschine ever zusammenbrechen.



          Beteiligt die Menschen an der Energieerzeugung, und es wird laufen.



          Und: nicht nur den profitablen Aspekt in den Vordergrund stellen. Die soziale Komponente nicht vernachlässigen, z.B. der DHL-Bote, der nicht mal eben 10tsd € Beteiligung parat hat.

  • Gut gemacht!



    Könnte man/frau auch mal der Ampel attestieren, obwohl das ja einfach nicht mainstream ist und somit in Exlinken Kreisen praktisch unmöglich.



    Dafür, dass mehrere Generationen des Widerstands die Atomkraft in Deutschland erfolgreich bekämpft haben, ist der gesellschaftliche Erfolg tatsächlich sehr leise über die Bühne gegangen.



    Diejenigen in der "Klimaschutzbewegung", die, ganz mainstream EU , zuletzt Atomkraft als Klimarettung propagierten, sollten die Tatsachen realisieren.



    Es geht eben auch anders, ohne lebensgefährliche Risiken durch GAU und Atommüll.



    Leider ist die "deutsche Linke" derzeit so entzweit, dass Sie noch nicht einmal in der Lage ist, gemeinsame Erfolge zu feiern.

  • Die Speicherfrage ist doch längst beantwortet.



    Nach derzeitiger Planung sind das "grüner" Wasserstoff, den es noch nicht gibt, Wasserstoffspeicher, die es noch nicht gibt, ein Wasserstoffnetz, das es noch nicht gibt, und wasserstoffähige Gaskraftwerke, die es auch noch nicht gibt. Gesamtwirkungsgrad bestenfalls ca. 35 %, Netzverluste noch nicht eingerechnet.

    • @sollndas:

      Wir wissen, was Sie da aufzählen.



      Es sind alles Dinge, die man einfach bauen kann.



      Und was die Effizienz angeht: die Sonne liefert.



      Wir müssen es nur wollen.



      Jedes Barrel Rohöl, das wir heute nicht verbrennen, steht zukünftigen Generationen als wertvoller Rohstoff, zur Verfügung.



      Klaro?

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Deutschland hat ewigen Bestand,



    Es ist ein kerngesundes Land;



    Mit seinen Eichen, seinen Linden



    Werd ich es immer wiederfinden."



    www.projekt-gutenb...ichte/chap500.html



    „Denk ich an Deutschland in der Nacht..."



    Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht lacht...,

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Die geballte German Angst wird es nicht verhindern können, dass ab und zu der Wind weht und die Sonne lacht.



      Es würde auch nützen, wenn das woanders geschieht, gegen den Willen der Konzerne und ihrer Unterstützer in Berlin lässt sich Energie sogar lagern und transportieren.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Erfahrungssammler:

        Die [...Begriff nach Wahl einsetzen ] Überschrift hatte mich getriggert.



        Ansonsten haben Sie ja Recht: „lässt sich Energie sogar lagern und transportieren."



        Ich ertrage vieles nur noch mit Sarkasmus und fluche seit mehr als 20 Jahren über die verpennte Entwicklung von Speichersystemen und die Merkel-Kumpanei mit den Energieerzeugern. Ich könnte viele Beiträge verlinken. Nur zwei Beispiele:



        taz.de/Fluessiggas...us-Katar/!5895333/



        www.wiwo.de/untern...e-5/5155330-5.html

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Dass in anderen Ländern keine Speicher entwickelt wurden war sicher nicht die Schuld von Frau Merkel. So groß war ihr Einfluss nun auch wieder nicht.

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Es war überhaupt nichts in irgendeiner Weise gegen Ihren Kommentar gerichtet.



          Leider ist ohne Mimik, Gestik und Tonfall kaum eine effektive Diskussion möglich. Ich möchte nicht allwissend erscheinen, aber ich habe das Gefühl, hier sind wir uns einig.

        • @95820 (Profil gelöscht):

          "Merkel-Kumpanei"

          Der Zuwachs an Erneuerbaren pro Jahr sieht jetzt nicht viel anders aus als unter Merkel ( www.bundesregierun...e-energien-2225808 )

          Wie kommen Sie dazu, die jetzige Regierung von ihrer Kritik zu verschonen? Zumal es die Merkel-Regierung war, die den Atomausstieg umgesetzt hat.

          • @Rudolf Fissner:

            Nun ja: Rot-Grün vor Merkel hatte einen Atomausstieg incl. Ausbau Erneuerbarer eingefädelt, der zudem viel Zeit gehabt hätte. Merkel hat ohne große Not rückabgewickelt, Erneuerbare verjagt und DANN den Atomausstieg forciert - mit teuren Entschädigungen und bis zum Schluss ohne Ausbaukonzept für die Erneuerbaren.



            Es kommt mir recht kurzsichtig vor, der jetzigen Regierung vorzuwerfen, dass sie nicht ab Amtsantritt das ursprünglich mal vorgesehene Tempo sofort parat gehabt hat. (Ja, und Gelb-Blockade hilft natürlich auch nicht.) Je größer der Tanker, desto länger dauert das Beschleunigen.

            • 9G
              95820 (Profil gelöscht)
              @Annette Thomas:

              und @Mitdiskutant *innen



              Danke für ihren Beitrag. „Merkel hat ohne große Not rückabgewickelt“



              Mal wieder war die „große Not“



              die FDP, der Chancentod.



              Ihr Bild vom Umsteuern eines großen Tankers ist zutreffend. Da erlaube ich mir tatsächlich, die jetzige Regierung zu schonen. Die musste doch schon alle Rettungsboote zu Wasser lassen, LNG-Terminals bauen - und Strack-Zimmermann ertragen.



              Ein Tsunami hatte den Ausstieg vom Ausstieg weggespült. Sogar die promovierte Physikerin Merkel hatte plötzlich Angst vor den Risiken der Kernenergie. Vielleicht hatte sie aber auch nur Angst vor den Wähler*innen. Als weitere Folge der Fukushima-Katastrophe wurde in BaWü ein Politiker von B90/Die Grünen ins Amt des Ministerpräsidenten gespült. Tsunamis wirken sehr weit. Die Wellen breiten sich in Ozeanen kaum merklich aus, aber wehe, wenn sie auf Land treffen…



              Und: Wäre politisch frühzeitig die Forschung und Entwicklung von Speichersystemen für Strom aus überschüssiger Wind- und Sonnenenergie gefördert worden, wäre bei Windkraftanlagen und PV womöglich gar nicht ein Ausbau in den geplanten Größenordnungen notwendig. Es war die „Kumpanei“ mit großen Konzernen, welche u.a. eine Energiewende in lokalen Strukturen und auch die Entwicklung von Speichersystemen blockiert hat.



              „Leider ist ohne Mimik, Gestik und Tonfall kaum eine effektive Diskussion möglich. [….] , aber ich habe das Gefühl, hier sind wir uns einig.“ Ja. Was bleibt? Schmunzeln trotz Runzeln.

              • @95820 (Profil gelöscht):

                "Und: Wäre politisch frühzeitig die Forschung und Entwicklung von Speichersystemen für Strom aus überschüssiger Wind- und Sonnenenergie gefördert worden, wäre bei Windkraftanlagen und PV womöglich gar nicht ein Ausbau in den geplanten Größenordnungen notwendig."



                Wenn ich mich nicht total falsch erinnere, gab es diese Förderung, sogar in beträchtlicher Höhe.



                Nur: die Ergebnisse wurden nicht weiter verfolgt, da die Umsetzung zu teuer. Weshalb? Genau: wg, des billigen Erdgases.



                Und das jetzt alles unserer guten alten Tante SPD in die Schuhe schieben ...

                • 9G
                  95820 (Profil gelöscht)
                  @LeKikerikrit:

                  „Und das jetzt alles unserer guten alten Tante SPD in die Schuhe schieben ..."



                  Der ehemalige Mulit-Minister (Umwelt, Wirtchaft, Außen) Sigmar Gabriel wäre sicher in der Union richtiger am Platze gewesen. Als Parteivorsitzender hat er auch noch das SPD-Vernichtungswerk von Gerhard Schröder fortgesetzt.



                  Denk ich an den Herrn sehe ich ihn mit Angela Merkel im roten Parka auf Grönland. Im Jahre 2007! Gletscherschmelze bestaunen.



                  taz.de/Groenland/!5196533/



                  www.deutschlandfun...imaschutz-100.html

              • @95820 (Profil gelöscht):

                "Es war die „Kumpanei“ mit großen Konzernen, welche u.a. eine Energiewende in lokalen Strukturen und auch die Entwicklung von Speichersystemen blockiert hat."



                Das ist der Kern allen Übels.

  • Gute Punkte, nüchterne Analyse. Manchmal ist die taz einfach unschlagbar

  • Man kann inzwischen 6MWh Speicher in einem Container kaufen, 20 Jahre lang haltbar. Aufgeladen wird in stürmischen Nächten, verkauft in windstillen, die Preisdifferenz finanziert das Ganze. Und nächstes Jahr gibt es dann einen Container mit 7 oder 8 MWh zu kaufen. Mit so etwas stabilisiert man eine ganze Wohnsiedlung, und verdient Geld. Die Welt modernisiert sich schneller als viele es mitbekommen.

    • @Gunnar Grannis:

      Na, dann man los, das ist doch eine tolle Geschäftsidee. Oder?? Schauen wir uns das doch mal genauer an:

      Das NEL schätzt die Kosten für Batteriespeicherung im in 2022 auf 447 Euro pro kWh. 6MWh kosten also 2,67 Mio Euro. Sagen wir eine MWh bei Überangebot kostet 150 Euro pro MWh, 20% Ladeverluste also 187,5 Euro. Wir verkaufen zu 300 pro MWh, bei 95% Wirkungsgrad, also 285 Euro. Bei einem Be- und Entladevorgang pro Tag (mehr wird wegen der Lade- und Entladezeit schwierig) verdienen wir 35.588 Euro pro Jahr. Der Zeitwert der Erträge ist bei 20 Jahren Nutzung und 4% Verzinsung 324.833. Bei einem Anschaffungspreis von 2,7 Mio sind das 12% der Anschaffungskosten, Wartung, Grundstück und Leistungsverlust der Batterie durch Alterung noch nicht mal eingerechnet. Fazit: das lohnt sich selbst bei deutlichen Preisminderungen der Batterie nicht.

      Ich glaube, das mit der Modernisierung dauert daher noch ein wenig. In der Zwischenzeit empfehle ich sich mal mit realen Kosten und Erträgen und der Kostenrechnung auseinanderzusetzen.

      • @Gerald Müller:

        nochmal nachrechnen, bitte. Sie sind beim jährlichen Ertrag um eine Kommastelle verrutscht: ca. 350k €, bei 6 Mwh x 1 Ladezyklus/Tag x 150€/Mwh

    • @Gunnar Grannis:

      Genau so ist es. Gibt immer mehr und günstigen Speicher.

    • @Gunnar Grannis:

      Ohne die Gier der Energiekonzerne und deren Gönnern in den Regierungen wäre das ganze überhaupt kein Thema mehr.

  • Die regenerativen Energien sind längst konkurrenzfähig. Atomkraft war es noch nie. Es ist schon erstaunlich wenn wirtschaftsliberale unbedingt eine schwer subventionierte, überteuerte und nicht mal versicherungsfähige Hochrisikotechnologie fordern und fördern. Wenn die Grossverbraucher von Strom, wie Chemie und Stahl, die diese hochwertige Energie dann doch nur in Wärme verwandeln, wenigstens Hochtemperaturspeicher bauen würden, die dann die Überschüsse aufnehmen, wäre schon einiges getan. Stattdessen wird gejammert und nach Subventionen geschrien.Apropos Subvetionen: Vorschlag: Keine Subventionen für Betriebe deren Eigentümer / leitende Angestellte über 200.000 € pro Jahr beziehen.

  • Sicher, wir haben den Atomstrom nicht mehr selbst produziert, sondern jetzt importiert. Das wird auch weiter so bleiben. Die Ukraine, man höre und staune, will gleich mehrere neue AKWs bauen. Im Westen der Ukraine, da ist der Weg nicht mehr soweit zu uns.

  • "Verändert hat sich durch den Atomausstieg vor allem eines: die Importbilanz des Stroms. Die reagiert nämlich sensibel auf minimale Änderungen im nationalen Preisgefüge an der Strombörse."

    Nicht nur das. Importiert werden muss Strom auch wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Die AKWs laufen dann auch und decken wenigstens einen Teil des Fehlbedarfs. Ausserdem sollte man auch die Kosten der Stromimporte sich anschauen, letztes Jahr war das Saldo (Ertrag aus Exporten minus Kosten für Importe) negativ mit 2.24 Mrd Euro, dieses Jahr wird es noch höher werden weil letztes Jahr die AKWs nur in drei Quartalen gefehlt haben. Der importierte Strom war ausserdem pro MWh 43% teurer als der exportierte. Kein guter deal. er letzte Satz im ARtikel stimmt natürlich, ohne Speichertechnologie ist immer mehr Strom aus Wind und Sonne nutzlos. Aber was macht denn das BMWK da??? Nichts. Habe auch noch nicht gehört dass Habeck oder die Ministerin für Bildung und Forschung ein großes Forschungsprogrammm zu den Themen Energiespeicherung bzw Energie sparen aufgelegt hätten. Die warten alle auf das Wasserstofff-Wunder das aber nicht kommen wird.

    • @Gerald Müller:

      "Die warten alle auf das Wasserstofff-Wunder das aber nicht kommen wird."



      Mit Wasserstoff kann man sehr schnell Energie erzeugen, erklärte mir mein Chemielehrer, das nennt sich Knallgas, also Wasserstoff plus Sauerstoff und ein brennendes Streichholz ;)

  • Schön geredet. Dabei wird dann gern unterschlagen, das explodierende Energiekosten dazu führen, das immer mehr Unternehmen das Land verlassen und der deutsche Michel die Zeche bezahlen muss.

  • Ich wiederhole mich gerne und danke Prof Harald Lesch für diesen Beitrag:

    Wir können uns thermische Kraftwerke nicht mehr leisten❗

    youtu.be/6LrXZfHX-...i=hKnPeOfSz9ZnazmP

  • "Zumindest was die Leichtwasserreaktoren des 20. Jahrhunderts betrifft, ist die Atomkraft hierzulande Geschichte."

    Womit in einem kurzen Satz eigentlich schon alles gesagt ist:

    Die Leichtwasserreaktoren des (späten) 20. Jahrhunderts beinhalten die einzigen Reaktortypen überhaupt, die so weit ausgereift und durcherforscht sind, dass unerwartete "Exkursionen" im Betrieb - also: all das was über einen GAU hinausgeht - sehr sehr unwahrscheinlich sind.

    Alle anderen Typen sind immer noch reine Experimentalphysik. Denn was im Inneren eines Nuklearreaktors passiert, kann man im laufenden Betrieb einfach nicht gut erforschen. Und je komplexer die Technologie, desto schlechter geht das.

    Wohingegen ein Siedewasser-LWR im Prinzip eine nuklearbetriebene Dampfmaschine ist, und über den Reaktorkern hinaus keine neuartigen und unvollständig bekannten Herausforderungen in Sachen Betriebssicherheit stellt.

  • "Wenn jemand zur persönlichen Profilierung eine Rückabwicklung des Ausstiegs fordert, ist das ein Scheingefecht."



    Schon. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass je nach Kampagnenfinanzierungskraft das aber durchaus noch ins Felde geführt werden könnte, nicht mal um tatsächlich AKWs zu bauen, sondern dies oder das Projekt auszubremsen. Oder um andererseits Geld in Fusionsforschung zu verbrennen. Aber ja, wenn jene begreifen, dass selbst die Energieunternehmen Atomenergie ablehnen, könnten auch Atomideolog*innen die Unwirtschaftlichkeit von AKWs einsehen.



    "Trotzdem soll mit immer mehr Steuergeld immer mehr Strom erzeugt werden, der im Moment der Erzeugung angesichts fehlender Speicher wertlos ist. Das wäre mal ein vordringliches Thema für die Debatte – die Atomkraft ist es aktuell nicht mehr."



    Das mag im Sommer zutreffen. In Herbst und Frühjahr sowie im Winter sieht das doch anders aus. Da gibt es ja weniger/keinen Überschuss an PV-Strom. Aber ja, die Energiewende wurde konsequent "verschlafen" (eigentlich sabotiert) und so auch die hierzu der (Aus)Bau benötigter Speicher UND Netze. Schönen Dank an CDU, SPD und FDP samt Atom-Fossil-Neoliberal-Lobby an dieser Stelle! Und auch an die Wähler*innen genannter Parteien.

  • "Auch drohen Marktverwerfungen durch den unkoordinierten Ausbau der Photovoltaik und der Windkraft. Weitere Anlagen werden nämlich vor allem dann Strom liefern, wenn ohnehin schon genug davon da ist. Trotzdem soll mit immer mehr Steuergeld immer mehr Strom erzeugt werden, der im Moment der Erzeugung angesichts fehlender Speicher wertlos ist."



    Ganz wichtiger Punkt, danke. Wir brauchen Unmengen an Pumpspeicherwerken - die leider gnadenlos die Natur 🏞 'verschandeln' und irrsinnig teuer sind in ihrer Anschaffung - dafür aber 'unendlich' lange haltbar sind bei minimalen Erhaltungskosten, immerhin 🤷‍♂️



    Ohne bringt Wind und Solar nichts, weil wir Unmengen an Überkapazitäten im Sommer haben (viel Sonne, null Heizung) und gnadenlosen Mangel (wenig Licht, viel Heizung) im Winter... - wie da noch Millionen Wärmepumpen und E-Autos ans Netz gehen sollen, was ja irgendwie das Mantra der Energiewendepolitik ist, weiß keiner 😶‍🌫️

    • @Farang:

      Nichts ist übertrieben. Bis in Frühling und Herbst hinein kann PV gute Erträge erzeugen und Windenergie kann gerade im Winter erzeugt werden. Jede KWH verdrängter fossile Strom ist nützlich um Treibhausgasemissionen nach unten zu drücken. Aber ja, es wird problematisch, wenn erneuerbare Energie aufgrund unzureichender Netze nicht eingespeist werden kann und umso mehr Strom wird verschwendet bzw. EE-Anlagen liegen brach, wenn deren Erzeugungspotenzial nicht durch Speichern ausgeschöpft wird.



      Der riesige Wohlstandsanspruch, der seitens der Industrie und sehr vieler Konsument*innen bezüglich Autos hierzulande verfolgt wird, ist tatsächlich ein weiteres Problem. Diesbezüglich wird sich kräftig in die eigene Tasche gelogen und arrogant über sozialökologische Bedürfnisse von Menschen in anderen Ländern (wie aus Chile) sowie Menschen hierzulande, eben jene für die E-Autos zu teuer sind, hinweggesetzt. Hingegen sind Heizung (Vermeidung von Schimmel, Krankheiten) und Kühlung (Vermeidung von Hitzetod) als Grundbedürfnisse durchaus nachvollziehbar. Fragwürdig ist es, weiterhin auf Luxus wie Motorisierten Individualverkehr zu setzen anstatt auf Ausbau von ÖPNV, Bahn und fahrradfreundlicher Verkehrsstrukturen. Das ist ein Punkt, an dem, finde ich, offensichtlich wird, wie sehr sich moderne Gesellschaften von der Natur entfremdet haben, Bezug zu ihren Mitmenschen und Realität (Abhängigkeit von funktionierenden Lebensgrundlagen) verloren haben.

  • Der Kommentar. "Weitere Anlagen werden nämlich vor allem dann Strom liefern, wenn ohnehin schon genug davon da ist." übersieht den Faktor Transport / Verbindungsleitungen Nord-Süd / Ost-West und absolute Null-Erzeugung dürfte ein Recht seltenes Phänomen darstellen.

    "planwirtschaftliche Herangehensweise an den Kohleausstieg ist so ein Punkt; hier wäre es eleganter, das Ganze per CO2-Preis zu regeln.

    Auch drohen Marktverwerfungen durch den unkoordinierten Ausbau der Photovoltaik und der Windkraft."

    Sind zwei ziemlich widersprüchliche Aussagen. Einerseits wünscht man weniger staatliche Kontrolle/Koordination, andererseits mehr. Ja was denn jetzt?

  • Wie wir gerade an der Entwicklung im Ukrainekrieg sehen können, ist eine möglichst dezentrale Energieversorgung (lieber viele kleine Kraftwerke als ein paar große) aus strategischen Gründen ohnehin das Beste. Das geht mit Kernkraftwerken jedoch denkbar schlecht. Auch ist das Risiko im Falle bewaffneter Konflikte bei Kernkraftwerken höher als bei anderen Kraftwerken.

    • @Aurego:

      Dem stimme ich zu, es fragt sich nur, warum die Ukraine trotzdem gerade mit dem Neubau von AKWs beginnt.

    • @Aurego:

      Dezentral ist wichtig. Vor allem wenn die Stromleitungen gekappt werden. Das haben sie in der Ukraine auch kapiert. Deswegen bauen sie in den kommenden 4-5 Jahren im Westen der Ukraine zwei neue Kernkraftwerke AP1000 zusammen mit der US-amerikanischen Westinghouse.

      • @Pi-circle:

        Warten wir mal ab, ob sie sie auch zu Ende bauen und woher sie das Uran für deren Betrieb bekommen.