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EU und die GaskriseKein Plan für den Notfall

Eric Bonse
Kommentar von Eric Bonse

Brüssel fällt vorerst nicht mehr ein, als die Temperatur in den Büros zu drosseln und zum Gassparen aufzurufen. Im Ernstfall wird das nicht reichen.

Die heikle Frage, ob der Gashahn zuerst bei Industrie oder Verbraucher zugedreht wird, bleibt offen Foto: Martin Schroeder/CHROMORANGE/imago

Z ieht euch warm an und dreht die Heizung runter: Das ist die Botschaft im Notfallplan Gas, den die EU-Kommission nächste Woche vorlegen will. Brüssel schlägt vor, wegen der Gaskrise die Heiztemperatur in Büros und öffentlichen Gebäuden auf 19 Grad abzusenken. Außerdem sollen alle Gas sparen. Vorläufig ist es nur ein Entwurf, doch die großen Linien dürften sich kaum noch ändern. Sie zeigen, dass die EU mit ihrem Latein am Ende ist.

Wenn der russische Versorger Gazprom Ernst macht und die Ostseepipeline Nord Stream 1 nicht bald öffnet, haben wir ein Problem. Mit ein paar dicken Pullovern ist es dann kaum noch getan. Ganze Industriebranchen müssen um ihre Existenz bangen, da sie auf Gas als Rohstoff angewiesen sind. Der europäischen Wirtschaft droht der Absturz in die Rezession.

Gerade erst hat die EU-Kommission ihre Wachstumsprognose drastisch nach unten korrigiert. Brüssel ist auf den Ernstfall nicht vorbereitet. Die bisher bekannten Empfehlungen gehen kaum über das hinaus, was die Internationale Energieagentur schon im März gefordert hat: eine Absenkung der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden.

Viele Details erinnern zudem an Pläne, die derzeit in Berlin diskutiert werden. Nach den versprochenen Alternativen zu Nord Stream 1 sucht man vergebens. Wo bleibt das Flüssiggas aus den USA, Katar oder Japan? Wann kommt der gemeinsame Gaseinkauf zu günstigen Preisen? Was ist mit dem Versprechen, die Märkte zu regulieren und die Verbraucher zu schützen? Außer dem schönen Titel „Safe gas for a safe winter“ enthält der Plan vor allem heiße Luft.

Das Ziel, die Gasspeicher im Herbst zu 80 Prozent zu füllen, wird nicht erreicht werden. Und die heikle Frage, wo der Gashahn im Ernstfall zugedreht wird – in der Industrie oder bei den Verbrauchern – bleibt offen. Jetzt rächt sich, dass die EU immer neue Sanktionen verhängt hat, ohne an Konsequenzen zu denken. Erst boykottieren wir russische Kohle, dann Öl, schließlich das Gas: Das war die Ansage. Das EU-Parlament hat sogar ein totales Energieembargo gefordert, möglichst sofort.

Nun zeigt sich, dass das ein Fehler wäre und dass wir noch lange auf russisches Gas angewiesen sein werden. Auch beim Öl bleibt die EU der größte Abnehmer. Die logische Konsequenz wäre, die Energiesanktionen zu überdenken und sich mit Gazprom an einen Tisch zu setzen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Mag sein, dass das nichts bringt – weil Moskau das Gas als Waffe im Wirtschaftskrieg nutzt. Doch einen Versuch wäre es wert – und besser als der lauwarme 19-Grad-Plan aus Brüssel allemal.

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Eric Bonse
EU-Korrespondent
Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog
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42 Kommentare

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  • Der Artikel des Autors zum gleichen Thema bei heise.de hört sich noch viel dramatischer an. www.heise.de/tp/fe...Krise-7181426.html

  • Bis Ende der 90 er Jahre waren beim Bau von Mehrfamilienhäusern für jede Wohnung ein Notkamin Pflicht. Sprich in sehr vielen Wohnblöcken könnten Holz-/Kohleöfen aufgestellt werden.



    Leider sind die der aus dem Dach ragende Teil der Kamine in der Regel abgebrochen worden.



    Aber in die Richtung könnte ein Notfallplan ausgearbeitet werden und auch mal die Produktion von Allesbrandöfen , anstatt von Rüstung ankurbeln.



    Auch gäbe es die Möglichkeit mit Heizlüftern oder Radiatoren bei Gasabschaltungen zu heizen. Aber angeblich kann man mit Strom keine Wärme erzeugen und mit Gas wird kein Strom erzeugt sondern angeblich nur geheizt und produziert.

  • “ Kein Plan für den Notfall” Für den Notfall gibt es das Technische Hilfswerk. Wenn die Bewohner und Mieter die Temperatur mal 3 Grad runter drehen müssen und nur 1x in der Woche duschen, ist das kein Notfall. Notfall ist wenn der Strom komplett ausfällt, keine Nahrungsmittel mehr vorhanden sind und nicht mehr geliefert wird. Was ein Notfall ist sehen wir doch tagtäglich in den Nachrichten - Ukraine- Jemen- Somalia- Syrien- Palästina. Ich betraue auf den Selbsterhaltungstrieb der Bürger, wenn man sein Wohlgefühl etwas einschränken muss.

  • Nicht nur Russland stellt die Wiedereröffnung von Nordstream 1 infrage. Die Ukraine bemüht sich, dass die reparierte Turbine aus Kanada nicht zum Einsatz kommt. Sie unterstellt, diese unterliege den Sanktionen. Offenbar ist die EU unfähig, diesen Konflikt mit Selenskyj klären zu wollen.

    Dieser Krieg, der wohl seit Jahren auf beiden Seiten nahezu unvermeidbar war, zerstört die Möglichkeit, die globale Klimakatastrophe einigermaßen zu bändigen. Dies kann nur noch gelingen, wenn die Weltgemeinschaft möglichst an einem Strang zieht. So gespalten wie sie nun ist, ein Desaster.

    Nach dem 24. Februar 22 konnte man den Eindruck gewinnen, Nato und westliche Welt befänden sich in Champagnastimmung, sie empfanden sich im Kampf so geschlossen wie nie zuvor. Großmut vor dem Fall?

    Ob der Krieg auf dem Schlachtfeld oder durch Verhandlungen entschieden werden kann, wer weiß. Eines sollte jedoch klar sein, mit einem hohen Maß an Vernunft könnten Verhandlungen weniger weltweites Elend verursachen und zügiger voranschreiten.

  • Die realpolitische Argumentation ist analog zur Argumentation des US-Senators Manchin, die US-CO2-Emmissionen wegen der kurzfristigen ökonomischen Folgen nicht gesetzlich zu begrenzen:



    www.theguardian.co...-us-climate-action



    Dies führt uns in den Abgrund. Es ist falsch.



    Gegen Putin helfen leider nur blood, sweat and tears.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Bei der Reaktion auf die Gaskrise gibt es in der EU unterschiedliche Haltungen:

    Zwar hatten sich die EU-Staaten bereits im März darauf verständigt, ihre Kaufkraft zu bündeln und gemeinsam Gas einzukaufen.

    Doch Länder wie Italien oder Belgien wollen deutlich radikalere Maßnahmen und dringen etwa auf einen Preisdeckel auf EU-Ebene, so dass Verbraucher entlastet würden. Spanien und Portugal haben dafür bereits nationale Ausnahmen.

    Ende Mai beauftragte der EU-Gipfel die EU-Kommission, weitere Möglichkeiten zur Eindämmung steigender Energiepreise zu prüfen - inklusive einer befristeten Preisobergrenze.



    Staaten wie Tschechien lehnen einen solchen Schritt jedoch ab, weil er ein Eingriff in den Markt wäre.

    Der lettische Ministerpräsident Krisjanis Karins betonte, am effektivsten seien gemeinsame Schritte der EU-Staaten gegen die hohen Energiepreise. Maßnahmen wie der gemeinsame Einkauf seien jedoch "wahrscheinlich eine mittel- bis langfristige Lösung". Am wichtigsten sei, diejenigen in der Gesellschaft zu unterstützen, die am meisten unter der hohen Inflation litten.

    Die schwedische Regierungschefin Andersson sagte, man befinde sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Es werde jedoch nicht das Problem lösen, Geld in die Taschen der Bevölkerung zu stecken - auch, wenn dies für Regierungen als einfache Lösung erscheine. "Das würde die Inflation nur verstärken."

    Und nun? Was rät Meister Bonse?



    EU abschaffen? oder das nächste Mal genauer berichten?

  • wenn es so kommt, wie von der EU angenommen, dass nämlich schlimmstenfalls 25% der Gasmenge im Winter fehlen, ist das niemals durch Einsparmaßnahmen, die auf Freiwilligkeit und auf Preissignale (spricht Preisexplosionen) setzen zu kompensieren. Das wäre viel zu ungenau und würde unnötig Gas vergeuden, während die systemrelevanten Bereiche unterversorgt sind.



    25% sind eine Dimension, die die Wirtschaft und die Bevölkerung hart treffen wird und die nicht durch Marktanpassungen auszugleichen ist, nicht in dieser kurzen Zeit. Es fehlt an einer konzertierten Strategie, von Material und Handwerkern einmal ganz abgesehen. Nur durch eine dirigierte Aktion ließe sich in kurzer Zeit etwas sinnvolles erreichen, das Prinzip " Versuch und Irrtum" des Marktes, auf die Schwarmintelligenz der Verbraucher sollte man da nicht hoffen. Vielzuviel Zeit- und Reibungsverluste bis 25% aufgefangen sind. Und bleibt das Gas wirklich aus, es gibt noch ein nächstes Jahr und einen Winter darauf. Selbst mit einer konzertierten Strategie dürfte es sportlich sein die Umstellung bis zum Winter 23/24 zu schaffen, nur werden wir da nicht mit halbvollen Speichern in den Winter gehen, sondern mit fast leeren. Sollte das Gas im Frühjahr nicht wieder fließen....



    Unsere Wirtschaft und damit EInkommenssituation, wird nächstes Jahr eine andere sein. Eine Rezession mit allen Folgen ist nicht unrealistisch. Je später die Regierung anfängt konkret etwas umzusetzen, desto schwerer wird es wohl werden, die Verteilungskämpfe werden nächstes Jahr die Chancen auf Kompromisse und Lösungen nicht vereinfachen.

    • @nutzer:

      Es war schon während Corona eine Binse, dass wer etwas gestalten/steuern möchte vor die Welle muß. Ist der Gasmangel erst da, ist es zu spät.



      Verwalten wir das wie während Corona und fahren auf Sicht, in der Hoffnung auf die Einsicht der Einzelnen, landen wir irgendwo, nur nicht mit minimalen Schaden.



      Einmal aus russischer Sicht gedacht, die verheerendste Strategie wäre es die EU mit halbvollen Speichern in den Winter gehen zu lassen, dadurch die Verteilungskämpfe, die sozialen Verwerfungen zu schüren, eine politische Reaktion zu behindern und im Frühjahr den Gashahn wieder aufzudrehen. Dann würde der möglicherweise gestartete Umbau wieder in Frage gestellt werden, besonders von den üblichen Verdächtigen und im Sommer dann wieder den Gashahn zu. Ich weiß nicht wie lange die EU das aushalten würde...

  • Radikale Energiewende jetzt!!



    Vereinfachte Genehmigung von Windkraftanlagen, Solardachpflicht auf allen dafür geeigneten Dächern und Kraftwerke zur Erzeugung von Wasserstoff, optimalerweise in Wüsten, um Biosphäre und Anbaufläche zu schonen.

    • @Paule :

      "...Kraftwerke zur Erzeugung von Wasserstoff, optimalerweise in Wüsten..."



      Leider gehören "uns" keine Wüsten. Sollte man da nicht erstmal freundlich bei denen anfragen, denen die Wüsten gehören? Und ist es nicht so, dass Wüsten selten Wasserstoff benötigen, sondern eher WASSER?

    • @Paule :

      Woher kommt das Material für all die vorgeschlagenen Maßnahmen? Woher kommen die Arbeitskräfte, die das alles bewerkstelligen sollen? Vielleicht hätte man ja auch 20 Jahre früher anfangen können.

  • Wow! Der erste Artikel, der sich ernsthaft mit den Wirkungen der Westler-Sanktionen auf die eigene Bevölkerung auseinandersetzt und nicht gleich zur Heldenarie "Wir werden Russland ruinieren" abkürzt und allen Zweifel eins drauf gibt, sie hätte es selbst in der Hand, indem sie die Heizung 2 Grad runter drehen.

  • Alles 'nur' von oben: Ich frage mich: Wann werden die Verbraucher*innen endlich einmal mit einbezogen um die notwendige Debatte ums Sparen ? Schliesslich wird eigentlich von ihnen erwartet, dass sie sich jetzt möglichst bald Solaranlagen auf Dach pflastern und/oder Gas durch Erdwärme ersetzen und das auch bezahlen können. Auch die Preise für die individuelle Mobilität müssen neu kalkuliert werden, Räume für noch mehr Parkplätze und Strassen sind einfach nicht mehr vorhanden... Da führt ein plötzliches Stromabstellen oder eine Gaspreiserhöhung nur zu Verwerfungen und Chaos, die dann aber kurzsichtige Politik zu verantworten haben. Habecks einsame Rufe aus der Wüste ersetzen keine konzertoerte gesellschaftliche Handlungsbereitschaft.

  • schlotter, schlotter ...

    uns droht ein hungerwinter wie einst '46/'47.

    mein vorschlag:



    begrenzt die ladenöffnungszeiten, dann kommen alle schneller unter ihre warme bettdecke.

  • "Die logische Konsequenz wäre, die Energiesanktionen zu überdenken und sich mit Gazprom an einen Tisch zu setzen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. "



    Es gibt kein EU-Embargo gegen russisches Gas, und es soll, so die explizite Aussage der EU-Kommission, auch im nächsten Sanktionspaket keines enthalten sein. Worüber soll man also mit dem Unternehmen Gazprom verhandeln? Über die Aufhebung des Ölembargos? Über die Technologiesanktionen gegen den Ölsektor? Über Waffenlieferungen an die Ukraine? Oder vielleicht über die Freigabe der russischen Zentralbankreserven? Herr Bonse sollte doch bitte deutlich schreiben, was er meint: Die EU soll nicht mit Gazprom verhandeln, sondern mit Putin, und zwar über alles, nicht nur über den Energiesektor.



    Gas, was zu Spitzenpreisen verkaufen könnte, nicht zu verkaufen, ist für das Unternehmen Gazprom kaufmännisch sinnwidrig und nachhaltig selbstschädigend. (die "kaputte Turbine" ist ein reiner Vorwand, und außerdem ist sie ja jetzt repariert und wieder da). Man muss also nicht erst verhandeln, um herauszufinden, dass "Moskau das Gas als Waffe im Wirtschaftskrieg nutzt."



    Die politische Entscheidung seitens der EU, sich vom russischen Gas zu trennen, ist doch längst gefallen, und es wird ständig hart daran gearbeitet, diesen Prozess zu beschleunigen. Die Rechnung für Putin lautet also, soll er noch läppische 18, oder 24 Monate Gas nach Europa verkaufen, oder er benutzt die Gasversorgung jetzt, wo die Abhängigkeit (noch) maximal ist, als Hebel?



    Er wird letzteres tun. Jeder Heiz- und Energiespartipp ist also sinnvoller als der Ruf nach Verhandlungen.



    Herr Bonses Kommentar gibt aber einen schönen Ausblick auf die Diskurse und Auseinandersetzungen, die uns in den nächsten Wochen und Monaten erwarten, einschließlich des absehbaren Geschreis und Tumults, den eine wirre Querfont aus rechten Putinfreunden und Querdenker-Gelbwesten entfachen wird. Wie man damit umgehen wird, darüber muss man jetzt schon nachdenken, nicht über Verhandlungen.

    • @Barbara Falk:

      Mit was soll die Ukraine unterstützt werden, wenn die Wirtschaft in der EU nicht läuft?

  • Wir basteln an Symptomen eines auf Vernichtung von Ressourcen zugusnten weniger Profiteure angelegten Systems. Jede fossil angetriebene Maschine und sei es unter Einbezierungs von Elektrizitätswerken ersetzt menschliches Tun, das Kapitalgebern schnell zu teuer geworden ist. So enstteht eine Spaltung einer Gesellschaft in 'produktiv Tätige', einer bevorzugten Gruppe, die Maschinen anwenden und weiterentwickeln helfen darf und denjenigen, die für diese höhere Stufe -zunächst einmal- nicht mehr benötigt werden. Diese Entwicklung nennen wir Fortschritt. Je mehr Rohstoffe, die sich seit Jahrmillionen angesammelt hatten, aus den Energielagern der Erde herausgeholt werden, umso weniger braucht es menschlichen Energieeinsatz, die Löhne, die die Kapitalisten bezahlen müssen beim Raubbau der Ressourcen sinken und weniger Menschen werden von ihnen benötigt. Klima und Lebensbedingungen im Süden spielen für den Profit keine Rolle, es sei denn, es entwickeln sich neue Geschäftsmodelle wie die Wasserstoffproduktion zum Beispiel in Wüstenregionen wie Qatar oder Saudi-Arabien. Die Crux dabei: Neue Energien machen nicht satt, wenn im früher einmal reichen Norden keine Löhne mangels Beschäftigung bezahlt werden können. Ist das unsere Zukunft ?

  • 6G
    658349 (Profil gelöscht)

    Endlich mal ein objektiver Beitrag, nicht durch die rosarote Bärbock-Brille...



    Danke dafür!

  • Ich muss schon sagen, so mal ca. 50% off topic: Das bei Gasmangel vom Habeck bis Brüssel bis zuletzt TAZ, Herr Lee oder Süddeutsche über Energiesparmaßnahmen philosophiert wird ist ja schön und nett.



    Dass beim Thema Klimaschutz und CO2 Reduktion aber derlei überhaupt und gar nicht mal angedeutet wird zeigt wie kurzsichtig diskutiert und Politik gemacht wird. Da darf CO2 Reduktion nämlich keinesfalls zu Komfortverlust führen. JedeR der im Klimaschutz die letzten Jahre aktiv war kann nur noch nach Hause gehen und weinen bei derlei Ignoranz zum Thema.

  • Die Idee , sich von Importen von fossilen Energieträgern unabhängig zu machen ist sehr sinnvoll.

    Leider wird nun durch Investitionen in LNG Infrastruktur das fossile Zeitalter verlängert.

    Die neuen Lieferanten sind ethisch auch drittklassig.

    Das LNG aus USA und Katar ist von den Förderkosten und Transportkosten viel teurer, als russisches Erdgas aus bereits vorhandenen Pipelines

    Die Volkswirtschaften in Indien und China werden durch einen Kostenvorteil beim Energie Einkauf sicher deutliche Wettbewerbsvorteile gegenüber EU Staaten haben.

    Das deutsche Modell, dass Wohlstand und Profite sehr stark durch Exporte generiert, ist dadurch in Gefahr

    Ein Teil der Bevölkerung, der über keine nennenswerten Rücklagen verfügt, wird massiv in seinen Lebensperspektiven eingeschränkt werden und verarmen.

    Das könnte auch die Toleranz in unserer Gesellschaft verringern und die Kriminalität ansteigen lassen ("US-amerikanische Verhältnisse")

    Eine Pipeline sorgt rein technisch für eine langfristige Beziehung, Schiffe dagegen fahren zum Meistbietenden Kunden.

    Die Zahl und Kapazitäten der LNG Tanker ist dem geplanten Boykott russischen Gases in den nächsten Jahren nicht ausreichend.

    Es wäre sicher sinnvoller, das billige russische Gas zunächst noch zu nutzen und zugleich mit maximaler Geschwindigkeit in emissionsfreie Energie Produktion in Deutschland und der EU zu investieren.

    Mit Moral zu argumentieren ist falsch, da letztlich jede Option ethische Werte beschädigt.

  • Auch bei den Sanktionen zeigt sich die Kompetenz von Kommission, Parlament und Verwaltung: was sind die Folgen? Wie beherrschen wir die? Welche Szenarien sind zu berücksichtigen? - Die Energiewende werden wir ähnlich verkacken. In der Bildungspolitik hängen wir seit Jahrzehnten in den 50-/60-ern fest. - Haben die Zukunft, oder können die weg? Mittlerweile mehr eine rhetorische Frage.

  • "Brüssel" ist für Energielieferfragen in der EU überhaupt nicht zuständig (ausser für die Belieferung in Belgien; nur dürfte das halt in einem anderen Gebäude besprochen werden). Daher braucht es auch keine Notfallpläne aus "Brüssel".

    • @DiMa:

      Die EU verhängt die Sanktionen. Also muss sie sich schon Gedanken um die Folgen machen.

  • Wer mit Putin verhandeln - oder eher sich von ihm erpressen lassen - möchte, muss ihm auch etwas anbieten können. Da wir wohl kaum Entscheidungen über die Ukraine fällen können, wäre eine Abtretung der ehemaligen DDR an die russische Föderation ja vielleicht ein Angebot mit dem man sich ihn wieder gewogen machen könnte. "Weil Moskau das Gas als Waffe im Wirtschaftskrieg nutzt" wäre genau so etwas nämlich letztlich die Konsequenz, zu glauben es würde es würde genügen auf Sanktionen oder Unterstützung der Ukraine zu verzichten um genauso irrig weitermachen zu können wie die letzten 30 Jahre ist völlig unrealistisch (von ethischen Fragen gar nicht zu reden), jedem Nachgeben wird sofort die nächste Forderung folgen, schließlich plant der Mann die „größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ zurückzudrehen.

    • @Ingo Bernable:

      "...wäre eine Abtretung der ehemaligen DDR an die russische Föderation ja vielleicht ein Angebot mit dem man sich ihn wieder gewogen machen könnte..."

      Funktioniert eher nicht. Auch Putin nimmt nicht alles, was Wessis loswerden wollen :-)

  • Wie wäre es wenn die Regierung allen Rentnern und Arbeitslosen einen sonnigen Campingplatz urlaub in Südeuropa spendiert?

    • @HAHABerlin:

      15% der Bevölkerung in den Süden... könnte klappen

    • @HAHABerlin:

      Kontext Klimakrise: seid langem wünsche ich mir ein System, welches den Impakt des Menschen so vermindert, dass die Natur den Schaden wieder regeneriert. Im Rahmen der Aufklärung versuche ich meinen Mitmenschen klarzumachen, dass der Verbrauch in CO2 Kontingenten in diesem Land sich im Durchschnitt um 80% auf 20% senken muss. Statt 10 T Co2 nur noch 2 t Co2. Pro Kopf. Vegane Ernährung braucht dafür - sofern es nicht Patty Schrott ist schon einmal 0.5T. Kleidung, auch wenn man Sie über ein Jahrzehnt trägt braucht auch wieder was auf, von Wohnraum ganz zu schweigen. Ich gehöre auch zu den Menschen, die es für nötig halten, Staatsgewalten, medizinisches Sektor am Laufen zu halten. Was im Klartext heisst, hier fallen von meinem "Durchschnittskontingent" halt noch einmal ein gehöriger Anteil weg. Damit bei überlebenswichtigen Institutionen dann doch die eine oder andere Lampe anbleibt.

      Ich gehe nicht davon aus, dass der Winter diese Zahl erreichen wird. Mitnichten ist es auch nur ein Fehler des EU Parlamentes. Vielleicht sind es zehn Prozent meines Freundeskreises welche sich selbstkritisch versuchen, diesem Ziel zu nähern. Ich glaube jedoch nicht dass ein Mensch, den ich kenne, einen so geringen Impakt hat, dass die Natur eben diesen weggeneriert.

      Co2 Neutralität, wir kommen. Wir bekommen ein wenig Gas wohl aus Nigeria nun. Das Land in dem Boko Haram wütet. Vom Bürgerkrieg zerrüttet.Überall dort, wo Resourcenreichtum herrscht haben wir Kriege und Autokraten.

      Ich hab zumindest sehr viele WollPullis. Und mit denen kann ich auch schlafen, inklusive Decken die dann noch über mir liegen.

      Schön ist das alles nicht. Aber es geht. Mit Sicherheit. Wenn wir unsere Lebensgrundlage bezüglich des Ökosystems Erde beschützen wollen anstatt das ohne schön rechnen, wird noch mehr Verzicht von Nöten sein.



      Wahrscheinlich geht noch nicht einmal ein digitaler Post wie dieser hier :(.

      • @SimpleForest:

        wenn die Wirtschaft in die Knie geht, helfen keine Wollpullis. Dann wollen die Menschen Arbeit und Klima ist allen herzlich egal.



        Eine Rosskur ode rklater Entzug führt mit Sicherheit zum Gegenteil der von Ihnen angestrebten Veränderungen.



        Reden wir in einem Jahr noch mal drüber und ich wünsche mir herzlichst das ich Unrecht habe.

      • @SimpleForest:

        Schade das Sie auf meine Idee nicht eingehen und mir mit einem ellenlangen



        Kommentar antworten wie man CO2 sparen kann. Letzendlich ist es doch egal ob wir das Kersoin/Diesel verbraten oder Gas. Mir wären 4 Monate Gran Canaria lieber als hier in DE eine absurde NK-abrechnung zu erhalten.

  • Hm, also weiter Gas und Öl aus Russland kaufen? Von diesen Verbrecher? Oder endlich mal richtige Sparmaßnahmen einführen und parallel dazu erneuerbare Energien richtig pushen!

    • @Gnutellabrot Merz:

      Gas und Öl gibt es fast nur bei Verbrechern.

    • @Gnutellabrot Merz:

      wenn es so kommt, wie von der EU angenommen, dass nämlich schlimmstenfalls 25% der Gasmenge im Winter fehlen, ist das nicht durch Einsparmaßnahmen, die auf Freiwilligkeit und auf Preissignale (spricht Preisexplosionen) setzen zu kompensieren. 25% sind eine Dimension, die die Wirtschaft und die Bevölkerung hart treffen wird. Unsere Wirtschaft und damit EInkommenssituation, wird nächstes Jahr eine andere sein. Eine Rezession mit allen Folgen ist nicht unrealistisch.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Ich bin 42 Jahre als. Die russische Armee mordet medial erst seit ein post Monaten. Die USA und Katar seit dem ich mich für Politik interessierte. Also seit über 20 Jahre. Gibt es ihrer Meinung nach gut und schlechte mörder?

      • @Roberto Callerame:

        LoL - bitte mal 'Afghanistan' (80er Jahre), Tschetschenien oder meinetwegen auch Donbaz ab 2014 eingeben (gut, dort waren die Russen ja nur inoffiziell involviert).

        • @TerryX:

          "bitte mal 'Afghanistan' (80er Jahre)"

          Damals sogar noch gemeinsam mit den Ukrainern. Politik ist wirklich nicht einfach...

    • @Gnutellabrot Merz:

      Echt...

    • @Gnutellabrot Merz:

      Niemand pushed gegenwärtig die erneuerbaren Energien. Aber abgeschaltet wird trotzdem. Selbst Braunkohlekraftwerke werden reaktiviert. Deutschlakd hat ohne Zweifel die dämlichste Energiepolitik der Welt. Die selbstgefällige Verlogenheit einer moralisierten Energiepolitik fällt uns jetzt auf die Füße - hoffentlich lernt der ein oder andere daraus.

      • @Nachtsonne:

        Als Zyniker kann ich Ihnen nur zustimmen. Kein Land ist so dämlich wie D. Hammer! Als Putin vor ein paar Jahren schwimmende AKWs aufs Meer hat fahren lassen, dachte ich mir auch: Mensch, der ist wenigstens ehrlich. Die Dinger kann man ja einfach absaufen lassen, ähnlich wie einen Menschen im Mittelmeer. Dann hat man auch keine lästige Moral Diskussion.

      • 6G
        657022 (Profil gelöscht)
        @Nachtsonne:

        Welche "selbstgefällige Verlogenheit einer moralisierten Energiepolitik" meinen Sie denn?



        Dämlich an unserer Energiepolitik finde ich seit langem schon die Blockade der vielen kleinen Möglichkeiten, wie z.B. Sonnenkollektoren auf den vielen ungenutzten Dachflächen oder beispielsweise die fehlende massive Senkung des Energiebedarfes im Verkehrssektor. Stattdessen wurde massiv am Öl und Gas festgehalten, besseren Wissens zu wider. Die Rechnung all dieser (profitorientierten) Kurzsichtigkeit haben wir jetzt. Und ja, hoffentlich lernt der ein oder andere daraus.

        • @657022 (Profil gelöscht):

          Er meint wohl diejenige bei der man aufgrund von Werten, die man selber oft genug mit den Füßen getreten hat, auf bis dato zuverlässig gelieferte und preiswerte Energie verzichtet.

          • 6G
            657022 (Profil gelöscht)
            @Frank Fischer:

            Klingt ja genauso verklausuliert wie die "selbstgefällige Verlogenheit...".

            Und im Übrigen: Gas spielt in der Energiepolitik vor allem bei der Heizung von Gebäuden und als Rohstoff in der Industrie eine Rolle. In der Elektroenergieerzeugung hat es keinen großen Stellenwert (so um die 16%), und auch noch nie gehabt. Da ist die Sache mit den Kohle- und Atomkraftwerken nur 'ne Scheindebatte.