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EU-Antwort auf Putin und TrumpZu wenig und zu spät

Eric Bonse
Kommentar von Eric Bonse

Dieser EU-Gipfel wird in die Geschichte eingehen als historische Niederlage. Er schafft einen Schuldenberg. Und führt zum erneuten Wettrüsten.

So hoch steigen die Schulden: Ursula von der Leyen bei einer Pressekonferenz anlässlich des EU-Gipfels in Brüssel Foto: Omar Havana/AP/dpa

D ieser EU-Gipfel wird in die Geschichte eingehen. Aber nicht als großer Erfolg, sondern als historische Niederlage.

68 Jahre nach den Römischen Verträgen, die den Grundstein für die europäische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg legten, und 35 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung steigt die EU in ein neues Wettrüsten ein. Damit verrät sie ihre historische Mission. Statt Frieden und Aussöhnung „vom Atlantik bis zum Ural“ (Adenauer, De Gaulle) heißt es nun „Wiederbewaffnung“.

Schon dieser Slogan, den die Kommissionspräsidentin und frühere deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ausgegeben hat, ist eine Ohrfeige für alle geschichtsbewussten Europäer.

Die EU war nie bewaffnet, sie verfügt nicht einmal über eine eigene Armee. Der EU-Vertrag verbietet es Brüssel, Geld für Waffen auszugeben. Doch darüber geht die CDU-Politikerin hinweg.

Das Problem Trump ist seit acht Jahren bekannt

Schon klar, die Lage ist ernst. Russland führt Krieg in der Ukraine, die USA rütteln an ihren Bündnisverpflichtungen. Doch all das ist nicht neu.

Dass Donald Trump nichts Gutes für die EU und die Nato bedeutet, wissen wir seit acht Jahren: seit seiner ersten Amtszeit als US-Präsident. Und dass der Frieden in Europa bedroht ist, war seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine vor drei Jahren klar.

Erst jetzt haben die EU-Politiker eins und eins zusammengezählt und versucht, eine Antwort zu geben. Doch das, was Olaf Scholz & Co. in Brüssel beschlossen haben, kommt zu spät – und es ist zu wenig.

„Too little, too late“ – der Slogan aus der Eurokrise gilt weiter. Viel zu spät hat die EU auf die neue Weltlage reagiert. Viel zu wenig tut sie, um zurück ins Spiel zu kommen.

Die neuen Rüstungsprogramme klingen nur auf dem Papier beeindruckend. 800 Milliarden Euro hat von der Leyen angekündigt – doch nur 150 Milliarden kommen aus Brüssel, und das auch nur über neue Schulden.

Das meiste sind Luftbuchungen. Frisches Geld ist kaum dabei – und es kommt zu spät, um der Ukraine aus der Patsche zu helfen, die durch den Stopp der US-Militärhilfe entstanden ist.

Es fehlen Strategie und Perspektive

Der Krieg ist nicht mehr zu gewinnen, auch nicht mit einem EU-Rüstungsturbo. Er kann höchstens verlängert werden, womit niemand geholfen wäre. Das verweist auf das zweite Manko: das völlige Fehlen einer politischen Strategie und einer Zukunftsperspektive.

Auch nach drei Jahren Krieg hält die EU es nicht für nötig, einen eigenen Friedensplan für die Ukraine zu entwickeln und über eine neue europäische Sicherheitsordnung zu diskutieren.

Beim Nato-Doppelbeschluss 1979 gab es wenigstens noch ein Abrüstungsangebot. Heute wollen die Europäer nicht einmal mehr mit Russland reden. Man überlasst Trump kampflos das Feld, statt selbst diplomatisch aktiv zu werden.

Der unberechenbare US-Präsident wird denn auch weiter seine Deals zu Lasten der Ukraine und Europas machen. Dass die EU nun Aufrüstung predigt, wird ihn kaum beeindrucken – genau das hat Trump ja immer gefordert.

Kein Problem gelöst, dafür zwei neue geschaffen

Das Fazit ist bitter: Der „historische“ Gipfel hat kein einziges Problem gelöst, aber mindestens zwei neue geschaffen: einen riesigen Schuldenberg, von dem niemand weiß, wie Deutschland und die EU ihn abtragen sollen.

Und einen Kalten Krieg mit Russland, der selbst nach einem hoffentlich schnellen und gerechten Friedensschluss in der Ukraine anhalten dürfte. Denn das Wettrüsten hat ja gerade erst begonnen. Ein Ende ist nicht absehbar.

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Eric Bonse
EU-Korrespondent
Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog
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49 Kommentare

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  • Man hat dem Großmaul im Weißen Haus quasi magische Fähigkeiten zutrauen wollen, obwohl man seine eklatante Realitätsferne aus der ersten Amtszeit bestens gekannt haben konnte. Jetzt erweist sich, was zu erwarten war: die Freundschafft ist ziemlich einseitig, geht zumindest nicht soweit, daß Wladimir sein Gesicht zu verlieren und auch nur um einen Millimeter nachzugeben bereit wäre: www.gmx.net/magazi...kzeptabel-40740932

    Trump hat sich in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung in das Dilemma gebracht, die Lüge öffentlich einzugestehen oder sich auf die Gegenseite schlagen zu müssen. Sein Ego und Kohle für die Kumpels wiegen nun, auch wenig verwunderlich, erheblich schwerer als strategische Bündnisse und Moral. Und die Europäer, die zumindest öffentlich nichts von Trumps Wiederwahl wissen wollten, obwohl die Vorhersagen knapp ausfielen, scheinen das Szenario auch im Hintergrund nicht in Betracht gezogen zu haben. Scholz machte jetzt nicht den Eindruck, als ob ihn die Dimensionen der Umwälzungen noch erreichen - in Gedanken ist er wohl schon in Rente. Wozu trifft man da noch Macron?

  • Da Abrüstung uns doch gerade in die Situation gebracht hat, dass Vernichtungskriege sich offensichtlich wieder lohnen scheint ein Gegensteuern doch eher angebracht.

    • @metalhead86:

      So kann man das nicht sagen. Abrüstung ist erstrebenswert, solange sie auf Gegenseitigkeit beruht. Dumm nur, wenn man im Westen den Kipppunkt verpaßt, oder, wie Putin natürlich behaupten muß, herbeigeführt hat. Des Pudels Kern trifft wohl beides. Russland war für den - geografischen - Westen stets weit weg. Etwaige Probleme würden erst einmal andere haben. Nun sind diese anderen mittlerweile EU-Mitglieder, gehören - politisch - auch zum Westen und sind daher nicht mehr "andere". Der historisch geografische Westen hat zu lange nicht realisiert, nicht nur politisch, sondern mit Schengen nun auch faktisch gemeinsame Grenzen in dicht besiedelten Gebieten mit Belarussland (und damit mit Russland) zu haben. Die infolge Putins langjähriger Kriegstätigkeit daraus resultierende Bedrohungslage wurde, wenn nicht ausgeblendet, zumindest kleingeredet.

      Daß Putin den Krieg gegen die Ukraine in diesen Kontext stellt und maßgeblich werdende Kräfte das anscheinend nur zu gerne glauben wollen, hätte längst hinterfragt werden müssen. Es ist schon merkwürdig, daß den Faktencheck noch keiner in Angriff nehmen wollte.

      • @dtx:

        Anmerkung: mit "langjährig" meine ich nicht 2014, sondern schon die kurz nach Putins Machtübernahme angezettelten "Bürgerkriege" im Kaukasus sowie den Mißbrauch Syriens als Waffentestgebiet. Assads Machterhalt war da anscheinend nebensächlich, sonst wäre er nicht kommentarlos fallengelassen worden.

  • "Heute wollen die Europäer nicht einmal mehr mit Russland reden." ... mit Verlaub, aber Sie sollten vielleicht Ihren Kompass neu kalibrieren.

    • @Demokratischer Segler:

      Richtig muß es wohl heißen, der Westen _brauche_ nicht mehr mit Putin reden. Trump ist da soweit eingeschlossen, wie es um Putins Kriege, also dessen Machterhalt, geht. Das Wort "wollen" steht nicht etwa wegen der Europäer etwaiger Unwilligkeit da, sondern weil das Eingeständnis der Nutzlosigkeit eines solchen Unterfangens sie in noch trüberem Licht erscheinen ließe.

  • Da bin ich anderer Ansicht.



    Was heißt denn zu spät?



    Sitzt Putin in Kiew, oder gar in Berlin?!



    Die derzeitige Entwicklung ist zeitgemäß.



    Leider machen die USA Ernst und wir müssen die eigene Verteidigung in die Hand nehmen.



    "Es gibt kein "frisches" Geld?!"



    Woher auch?



    Ich erinnere an Corona und den Überfall auf die Ukraine. Die Ukraine wurde nicht nur von einzelnen Ländern, sondern auch der EU massiv unterstützt. Das "Wirtschaftswachstum in Griechenland" ändert daran nichts.



    Wir könnten uns natürlich zurücklehnen und sagen:" die Amis unterstützen die Ukraine nicht mehr? - das können wir auch!"



    Es gibt allerdings glücklicherweise Menschen, denen nicht egal ist, ob ZivilistInnen bombardiert werden. Die deutsche Strategie, insbesondere Flugabwehrwaffen zu liefern, war richtig.



    Die EU soll einen Friedensplan entwickeln?



    Das geht wohl nur in Zusammenarbeit mit den Akteuren. Alles, was von Macron und Starmer zuletzt laut gedacht wurde, hat Putin postwendend abgelehnt.



    Ganz nebenbei: wer in den letzten Jahren das Wort Frieden sagte, wurde, auch hier in der kommune, schnell mal zum "Putinversteher".



    Ich halte nichts von trump, aber das Wort "Frieden" darf neuerdings wieder gesagt werden.

    • @Philippo1000:

      Zitat: "Was heißt denn zu spät?

      Sitzt Putin in Kiew, oder gar in Berlin?!"

      Gegenfrage: Wie lange würde Putin brauchen, wenn er in der heutigen Situation tatsächlich in Berlin resp. Kiew "sitzen" wollte und das morgen, am 10.03.2025, in Angriff nähme?

      Ich vermute, in Berlin bis zu diesem Sommer. Denn wie lange würden wir in der derzeitigen Situation brauchen, um das effektiv verhindern zu können? In Kiew aber nur zu einem Ende des Krieges, bei dem die ganze Ukraine fällt.

    • @Philippo1000:

      Wie lautet noch die Definition von



      " Frieden schaffende Maßnahmen " ?

  • Naja... Dieser "neue Kalte Krieg"... wieso soll der Folge des EU-Gipfels sein? Wie hätte denn der verhindert werden sollen?

    Und nein, der Rüstungswettlauf hat nicht erst jetzt begonnen, der läuft schon seit den 2010ern, nur macht Europa jetzt auch mit...

  • > einen riesigen Schuldenberg, von dem niemand weiß, wie Deutschland und die EU ihn abtragen sollen.

    Solche Aussagen über Staatsschulden liest man von verschiedenen taz-Autoren. Soviel Naivität ist wirklich ärgerlich. Staatsschulden werden niemals "abgetragen". Die Schulden werden zurückgezahlt, indem neue, noch größere Schulden aufgenommen werden. Die Kosten tragen die Bürger in Form von Geldentwertung. Hauptsächlich die ärmeren, denn die reichen haben Assets, deren Nominalwert entsprechend (oder gar überproportional) steigt

  • Europe first: „Jetzt haben wir den Salat“

    Zitat: „Auch nach drei Jahren Krieg hält die EU es nicht für nötig, einen eigenen Friedensplan für die Ukraine zu entwickeln und über eine neue europäische Sicherheitsordnung zu diskutieren.“

    Eine zutreffende Beobachtung, die es nur mit Mühe in die Köpfe der Classe politique schafft, allerdings nicht erst seit 2022. Das sieht man in der F.-Ebert-Stiftung ähnlich mit der Klage, diplomatische Ansätze seien bislang zugunsten rein militärischer bewußt ausgegrenzt worden. („Jetzt haben wir den Salat“, IPG v. 6.3.2025).

    Da zeigt sich eine sehr euro-zentrierten Weltsicht: «Die Big Story des 21. Jh.s ist das amerikanisch-chinesische Verhältnis“ (Rubio) …und nicht das amerikanisch-russische. China sieht man in Washington als Bedrohung, nicht den durch Krieg und Sanktionen geschwächten Kreml. Wenn die Ukraine als Bauernopfer gebracht werden muß, um ein Abtriften Rußlands in eine Koalition mit China zu vermeiden, um so schlimmer für die West-Ukraine. Geostrategisch wäre dies allerdings auch für EUropa von Nutzen, wenn es nicht zu einem Koalitionsbündnis Rußlands mit China käme.

    Da liegt der Hund begraben, mit dem der Schwanz Europa wedelt.

  • Früher wäre billiger gewesen. Und besser, idealerweise einheitlicher. Und wenn der Irre im Kreml nicht wäre, dann könnte man das Geld für Sinnvolles ausgeben statt für Waffen.

  • Der Vergleich des Nato Doppelschluss mit der Lage heute ist völlig sachfremd. Wie kann man nach drei Jahren Krieg so blind sein? Die Sowjetunion der 1970er und 1980er war ein saturiertes Imperium dass versuchte dass Herrschaftsgebiet zusammen zuhalten was sie im und nach dem 2ten Weltkrieg geschaffen haben. So konnte die gegenseitige Abschreckung funktionieren weil sowohl die Nato als auch der Warschauer Pakt die Grenzen von 1945 grundsätzlich akzeptiert haben. Putin ist ein aggressiver Kriegstreiber der dieses Herrschaftsgebiet ser Sowjetunion in dem er aufgewachsen ist wieder haben will



    Er hat vollkommen klar und offen gesagt dass Belarus und die Ukraine keine eigenen Nationen für ihn sind. Das alle Nato Soldaten aus den ehemaligen Waschauer Pakt Staaten abziehen sollen. Es ist moralisch, rechtlich und politiscj vollkommen inakzeptabel die Ukraine diesem Tyrannen zu opfern und das Selbstbestimmungsrecht der Menschen Estlands, Lettland, Litauen, Polens, Tschechiens, der Slowakei, Ungarns, Rumäniens und Bulgariens gleich mit. Die Menschen in diesen Staaten wissen ganz genau dass Putins Angebot nur aus Unterwerfung oder Eroberung besteht. Dass wollen sie gut heißen?

  • Am 22. September 1941 notierte der französische Autor Léon Werth (Pazifist seit einer Verwundung im Weltkrieg 1915) in seinen Aufzeichnungen von 1940-44: "Wird Frieden geschlossen, und zwar ein deutscher Frieden, so wird [ganz] Frankreich nazifiziert werden."



    (Er hatte es1940 in 33 Tagen aus dem besetzten Paris in den französischen Jura geschafft, der damals noch in der unbesetzten Zone Frankreichs lag...).



    Dieser Satz, den ich gerade heute in Werths Aufzeichnungen gelesen habe, könnte leicht auf unsere Gegenwart gemünzt werden:



    Wird Frieden geschlossen werden, und zwar ein russischer Frieden, so wird die [ganze] Ukraine russifiziert werden.



    Wenige Zeilen später spekuliert Werth über die Geburtshelfer der "monde de demain" (der Welt von morgen): "Les Américains, les Russes, les Chinois?"

  • Ist das jetzt vorauseilender Gehorsam gegenüber Putin?



    Da werden gleich mehrere Mythen kolportiert: Es wäre nie verhandelt worden. Will jetzt Minsk I und II und alle anderen Versuche nicht aufzählen.



    Dann ist ja so oder so alles verloren. Auch Unsinn seit drei Jahren verteidigt sich die Ukraine auch, wenn einige wie der Autor querschießen.



    Was ist denn die Alternative? Wenn die Ukraine fällt stehen die Russen im Baltikum und dann auch vor Berlin. Sollen wir schon einmal russisch lernen?

    • @Surfbosi:

      Manche können ja schon Russisch.

      Muss man nur wieder aufwärmen.

  • "Too little, too late" mag ja sein, dem könnte aber auch ein "besser spät, als nie" gegenübergestellt werden.

    Was wären denn die Alternativen? Einfach nicht zur Kenntnis nehmen, dass Russland sich besonders im Ostseeraum immer intensiver militärstrategisch positioniert und massive Aufrüstung betreibt?

    Sich von den USA sicherheitspolitisch weiterhin abhängig machen und somit zum Spielball von Leuten wie Trump zu werden?

    Europa ist keine Insel und kann sich nicht einfach von der Wirklichkeit abkoppeln. Die Tatsachen werden derzeit von Russland und den USA geschaffen, auf die muss Europa reagieren und sich nötigenfalls dagegen stellen.

    Und wenn es dafür eines finanziellen Kraftaktes bedarf, dann ist es der Preis den Europa für seine Sicherheit zu bezahlen hat.

    Eine tragfähige Strategie sämtlicher EU Staaten wäre dabei natürlich wünschenswert, aber zur Not würde es auch ausreichen, wenn sich die alten Achsenmächte auf einen gemeinsamen Sicherheitsschirm verständigen würden unter dem die anderen EU Staaten bei Bedarf schlüpfen könnten.

  • Also, mit Verlaub lieber Autor.

    Sollen wir Europäer mit der vorsorglichen Verteidigung gegen Putin lieber warten bis er in 3-4 Jahren seine äußerst ramponierte Armee wieder hergestellt hat?

    steadyhq.com/de/u-...-ae9c-2a669738d139

  • Das neue sogenannte "Wettrüsten" was Sie da ansprechen, damit will die EU einen künftigen Krieg eher verhindern als den jetzigen gewinnen. Und natürlich ist Trump seit 8 Jahren bekannt, aber doch nicht so bekannt, dass er Europa als Verbündeter in Stich lässt. Als "kein Problem gelöst?" - welches man natürlich in Zukunft lösen wird. Und welche neue Problreme???? Da fühle ich mich als Leser der taz so richtig veräppelt. Da sollt ich wohl mal über mein Abo nachdenken und woanders besser investieren.

  • Ist das historische Wettrüsten wirklich so negativ zu sehen ?



    Es hat Europa immerhin 50 Jahre ohne Krieg, einen satten Wohlstand und den Zerfall der Sowjetunion gebracht.

    • @horsefeathers:

      Von ein paar Ausnahmen (zB in Jugoslawien und Zypern) mal abgesehen, waren es wohl eher fast 80 Jahre.

    • @horsefeathers:

      Es erinnern sich immer nur die Überlebenden an den Krieg. Wir erinnern uns als zufällig kollektiv Überlebende an den Kalten Krieg. So wie der Erste Weltkrieg eine dann doch eingetretene Unwahrscheinlichkeit war (laut Ch. Clark), so war der Dritte Weltkrieg vielleicht eine zum Glück nicht eingetretene Wahrscheinlichkeit. Wir werden es nie wissen. 1962 und 1983 standen wir jedenfalls kurz davor. - Wenn man einer lebensbedrohlichen Situation einmal mit Glück entkommen ist, sollte die Folgerung nicht lauten, dass man sich deshalb wieder in diese Situation begibt.

      • @Kohlrabi:

        Welche Alternative sehen Sie für Europa ?



        Deutschland hat weltweit das 3. höchste BIP (2023 nach China und USA) - zusammen mit den anderen EU-Ländern kommt da einiges zusammen.



        Russland liegt auf Platz 11

        • @horsefeathers:

          Welche Alternative? Europa sollte m.E. so agieren wie China. China gibt weniger als 2% des BIP für das Militär aus. Es betreibt Geopolitik durch Wirtschaftsmacht statt durch kriegerischen Interventionismus, und es erklärt auch nicht anderen Mächten breitbrüstig die Feindschaft, sondern hält sich Möglichkeiten zur Kooperation mit allen Seiten offen.

  • Guter Kommentar. Aber was sind die Alternativen?

  • Wenn Aufrüstung eh nix bringt (zu wenig zu spät) außer dass dann noch weniger Aufmerksamkeit und Geld für Investitionen in (zivile) Wirtschaft, Infrastraktur, Bildung UND KLIMASCHUTZ da ist, sollte man die Aufrüstung einfach lassen und sich darauf konzentrieren aus der EU wieder einen starken gemeinsamen Wirtschafts- und Sozialraum zu machen. Die EU und Europa (mit GB und anderen) ist ja aktuell im Inneren angreifbar. Je mehr rechtsextreme Stimmen und Regierungen und je größer die Spaltungen in den Gesellschaften, je weniger sozialer Ausgleich und Beteiligung der Vermögenden an den Lasten, desto einfacher haben es Putin und Trump und Co die vorhandene Hetze in den EU-Bevölkerungen und Rechtsextremen mit Geld und medial zu verstärken und Wahlen für ihre Günstlinge zu beeinflussen. Womöglich ist auch das für Trump ein Geschenk. Die EU verausgabt sich in Aufrüstung und verliert an Wirtschaftskraft. (Nach China fürchtet die USA als nächstes die starke Konkurrenz auf der Wirtschaftsmachtskala der EU).

    • @Nina Janovich:

      Ja, ihr Kommentar sagts!! 👍... mir kamen Gedanken:.. wenn das Festhalten an Prinzipien und Werte unweigerlich zu Krieg führt, dann stimmt irgendwas mit den Werten und Prinzipien nicht.. (Mangel an Wahrheit, oder zu provinziell?.. Auch diese Fixierung auf grosses Geld für die Rüstung ist ja deutbar als ein



      NEIN zu Dialog und Diplomatie... und kann die EU



      Wirtschaftskraft global als unbedeutend etableren..

    • @Nina Janovich:

      Sicherheit ist das Fundament eines Staates. Es nützt die modernste Infrastruktur nichts, wenn sie in Schutt und Asche gelegt wird, weil ein Land nicht in der Lage ist sich gegen einen Agressor zu verteidigen.

      Daher ist auch der Begriff Aufrüstung eigentlich irreführend, denn es geht um die Aufrechterhaltung der Verteidigungsfähigkeit. In diesem Sinne ist es eher ein Nachrüsten.

  • Das "rearm" (wiederbewaffnen) ist ohnehin eine geradezu Orwellsche Sprachverdrehung. Es suggeriert, die europäischen Staaten hätten in der jüngeren Vergangenheit abgerüstet. In Wirklichkeit ist aber beharrlich aufgerüstet worden; im letzten Jahrzehnt haben sich die jährlichen Rüstungsausgaben bereits verdoppelt. Quelle: www.consilium.euro...s/defence-numbers/

    • @Kohlrabi:

      Dass die Ausgaben gestiegen sind ist richtig, der Rest ist sachlich vollkommen falsch. Das Einsatzprofil "Landesverteidigung" wurde zugunsten der "Krisenintervention" fast überall sehr stark vernachlässigt. Ferner hat man sich um Spinnereien gekümmert (zB Umbau der Panzer, damit endlich auch schwangere Soldatinnen mal ins Panzergefecht ziehen können, oder die Erneuerung anderer Fahrzeuge weil sie die ASU nicht bestanden hatten), die Rüstungsindustrie am Leben erhalten in dem man überteuerte Kleinserien bestellt hat, man hat Berufsarmeen geschaffen in denen es mehr Offiziere als einfache Soldaten zu geben scheint, usw... Ein weiterer Punkt sind extrem teure Waffensysteme, die das Überleben der eigenen Soldaten fast schon garantieren sollen, man wollte bei der "Krisenintervention" keine eigenen Gefallenen haben.

      Man muss wohl in vielen europäischen Armeen auch die grandiose Geldverschwendung abstellen, die sich da eingebürgert zu haben scheint. Daraus aber eine "Aufrüstung" machen zu wollen ist halt doch vollkommen falsch...

      • @Nafets Rehcsif:

        Wenn Sie recht damit haben, dass es möglich war, dreistellige Milliardenbeträge zusätzlich für das Militär auszugeben, ohne dabei aufzurüsten, dann sollte es im Umkehrschluss ja möglich sein, dreistellige Milliardenbeträge einzusparen, ohne abzurüsten.

  • "Beim Nato-Doppelbeschluss 1979 gab es wenigstens noch ein Abrüstungsangebot. Heute wollen die Europäer nicht einmal mehr mit Russland reden." Was sind denn das für Träume? Europa hat in punkto Abrüstung derzeit nichts anzubieten, da es bereits abgerüstet ist. Putin verhandelt nicht mit Gegnern, denen er auch ohne Verhandlungen alles abnehmen kann, was er haben will. Zu Verhandlungen gehört erst einmal Augenhöhe und es ist ein Segen, dass die EU endlich aufwacht und zumindest daran arbeitet, diese zu schaffen.

  • Russland will keinen Frieden und Russland ist ins Wettrüsten eingestiegen, sieht Russland schwäche greift es an. Trumps Friedensplannist Russland zu geben was es will weil er anders nicht schnell den Frieden bekommt den er seinen Wählern versprochen hat, Russland will aber nur frieden zu seinen Bedingungen und wenn das nicht die gesamte Ukraine und ein wehrlose Osteuropa beinhaltet führt es halt demnächst nochmal Krieg.

    • @Machiavelli:

      Ich fürchte, Trump will auch keinen Frieden. Was Trump so gar nicht gebrauchen kann, ist die nächste Wahl. Und was ist die beste Ausrede, eine Wahl abzusagen? Es ist ein Krieg, möglichst vor der eigenen Haustür.



      Die Ziele sind bereits festgesetzt: Mexiko, Kanada, Panama, Grönland.

  • Deutschland sollte in dieser angespannten finanziellen Situation, erstmal die Zahlungen an das Europäische Parlament versuchen zu reduzieren, anstatt neue Schulden ohne Ende zu tätigen.



    Laut Deutsches Ärzteblatt vom 24.10.2024 - zahlt Deutschland von den Gemeinschaftsetat der Europäischen Union , der für den Zeitraum 2021 - 2027 , rund 1,1 Billionen Euro beträgt, als größter Nettozahler fast ein Viertel dieser Kosten bei.



    Bei der Abstimmung im Europäischen Parlament über eine Resolution, die erklären soll wofür die EU diese Gelder verwendet, gab es Streit.



    Macron hatte sich kürzlich beim Weltwirtschaftstreffen in Davos für erneute Eurobons ausgesprochen.

  • Die Strategielosigkeit der EU bzgl. des Ukrainekrieges wird von kritischen Stimmen seit 3 Jahren angeprangert. Es ist schön zu sehen, dass man das inzwischen auch hier erkannt hat. Dass es parallel zu den Waffenlieferungen NIE diplomatische Initiativen gab und nie eine andere Strategie außer ein vollkommener militärischer Sieg der Ukraine entwickelt wurde, ist ein Totalversagen sämtlicher EU Spitzen.



    Dass dieser vollständige Sieg wirklich zu keinem Zeitpunkt des Krieges realistisch war, selbst nicht, als die Ukrainischen Truppen auf dem Vormarsch waren und große Gebiete zurückeroberten, hat man wissentlich ignoriert.



    Man hat den Ukrainern und auch der eigenen Bevölkerung etwas vorgemacht, dass man nur noch etwas Geduld haben muss, bald würde die russische Armee zusammenbrechen.



    Bereits im Sommer 2022 wollte uns das britische Verteidigungsministerium weismachen, dass es nur noch eine Frage von Wochen ist, bis den Russen die Raketen ausgehen.



    Das ganze wurde immer wieder neu gespielt, mal mit Artilleriemunition, mal mit Panzern.



    Und jetzt? Versenken wir Hunderte Milliarden in sinnlose Rüstung, die in vielen anderen Bereichen wesentlich nötiger wären!

  • Wieder ein Kommentar, der davon ausgeht, dass man ohne ausreichendes Abschreckungspotenzial gegen Verbrecher wie Putin etwas ausrichten könnte.

    Wie oft muss Putin eigentlich diplomatische Bemühungen noch ablehnen, bis alle verstanden hat, dass er kein Interesse an einer diplomatischen Lösung hat, solange er in der Ukraine die Menschen umbringen kann?

    Herr Bonse, ich verstehe leider nicht, was ihr Lösungsansatz ist, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Putin beendet ihn nicht, das hat er immer wieder gesagt und das sagt er weiterhin.

    Wie wollen sie Putin stoppen. Er will nicht verhandeln. Er will keinen Waffenstillstand, er will keinen Frieden. Er will die Ukraine erobern und die Ukrainer umbringen. Er sagt es immer wieder und er macht es.

    Wie wollen sie ihn umstimmen???

  • Danke für den klaren Kommentar.

    Für Gespräche mit Putin fehlen der EU nach meinem Empfinden Politiker mit Format. Brandt, Kohl, Genscher, Schröder (mal ganz unabhängig von Sympathie) hätte ich es zugetraut. Aber von der Leyen, Scholz, Merz, Macron? Es kommt mir vor, als würden sie sich wie Kinder wegducken und hinter ihren Waffen verstecken.

    • @nothingness:

      Könnten Sie kurz darlegen, worüber Politiker mit dem Format von Brandt, Kohl, Genscher, Schröder mit Putin reden würden?

      • @Thomas L.:

        Vielleicht darf ich einspringen:



        .



        Darüber, dass nicht eine Atommacht strategische Sicherheitsinteressen bei den Nachbarn durchsetzen darf (Kuba, Chile, Panama: "not in my backyard!") (und sonst, Iran, Kosovo, Irak), die andere aber nicht: Natoosterweiterung, Sebastopol (Vertragskündigung durch Juschtschenko)



        .



        Wenn die Volksabstimmung dort und in der Ostukraine eine Farce war - warum nicht unter OSZE-Aufsicht einwandfrei wiederholen? Weil sonst die Katalanen, Basken, Schotten, Iren das auch wollen? Lieber Krieg?



        .



        Klimawandel ernst nehmen, alles erdenklichr tun, statt um die Bodenschätze der Ukraine bzw. die Profite zu kämpfen: es ist wahrscheinlich, angesichts der schieren Größe, in Hinsicht auf Klimaschutz sogar wichtiger, dass Russland in die Lage versetzt wird, eine Energiewende hinzukriegen. Wenn wan die Sache ernst nimmt, eine Welt und so.



        .



        Wandel durch Annäherung, nicht durch Handel (aus westlicher Sicht immer Glasperlen gegen Gold): was hat die Konfrontation, der Krieg, für Auswirkungen auf die russische Zivilgesellschaft gehabt? Positive?



        .



        Zwei Amtssprachen. Endlich die NS-Embleme abmontieren, Bandera-Strassen umbenennen.



        .



        KSZE neu beleben. Vertrauen wieder aufbauen.

    • @nothingness:

      Kinder machen einfach ihre Augen zu und denken, keiner sieht sie....

      • @Alex_der_Wunderer:

        Oder sie reagieren mit Trotz, stampfen mit dem Fuß auf. "All in", "whatever it takes"



        .



        Erinnert mich an die Nachbarschaft hier, im Sommer, wenn am Samstag mit vereinter PS-Power der Rasen mindestens 5 Köpfe kürzer gemacht wird (also die Gäbseblümchen)



        .



        Hört sich an wie auf nem Flugplatz - ein gnadenloser Kampf gegen die Natur, 'wolln wir doch mal sehen!'



        .



        Selbst Putin hat Merkel zufolge den Klimawandel kapiert (angesichts tauender Permafrostböden) - unbegrenzte Schulden für Rüstung, oder auch LNG-Terminals mit reduzierten Umweltverträglichkeitsprüfungen: wie meine Nachbarn, der Lärm übertönt die Angst.



        .



        Denn im neuesten 'Wumms' (mal schlappe 1-2 Bundeshaushalte über Nacht verballern) kommt "Klima" gar nicht vor (oder dass die Grünen (Ökopartei!?!) für ⅔ gebraucht werden).



        .



        m.youtube.com/watch?v=NVRyVNfLSng

        • @ke1ner:

          😉🎵🎶🎶🎶🎶 🌻☮️ 💯%👍

    • @nothingness:

      Ausgerechnet Gasprom-Lobbyist und Putin Buddy Schröder?

      • @Andreas J:

        Zwei vom gleichem Charakter - warum nicht ? 🤑

  • Zu wenig? Wahrscheinlich. Zu spät? Sowieso. Echte Einsicht der Mitglieder in das Problem? Eher nicht. Weitemachen wie bisher? Auf keinen Fall. Das ging nur, weil die Amis uns beschützt haben. Aber jetzt sind wir eingekreist von Irren. Frieden und Aussöhnung „vom Atlantik bis zum Ural“ wird es nicht mehr geben und auch das war damals schon Traumtänzerei. Auch Autoren müssen sich der neuen Realität stellen.

  • Kann es nicht verstehen. Hat Putin schon kundgetan, dass er jetzt Frieden will ? Er braucht bloß den Krieg zu beenden, schon ist Frieden. Hat er bisher nicht getan.