Dienstwagen von Politikern: Mehr E-Autos – und ein paar Räder
Die Deutsche Umwelthilfe hat ihre jährliche Untersuchung der Dienstfahrzeuge von Spitzenpolitikern vorgelegt. Die zeigt auch, wer am Verbrenner hängt.
Özdemir macht der deutsche Strommix zu schaffen: Der Anteil von Kohle am Strommix hat sich wegen des Ukrainekriegs und der Gasknappheit erhöht. Özdemirs E-Dienstwagen tankt jetzt weniger Ökostrom – entsprechend steigt anteilig die CO2-Menge, die er verantwortet.
Und weil Özdemir ein weniger effizientes E-Auto fährt als zum Beispiel seine Ministerkolleginnen Lisa Paus (Familie), Svenja Schulze (Entwicklungshilfe) und Steffi Lemke (Umwelt), deren E-Fahrzeuge allesamt unter dem europäischen Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 je Kilometer liegen, reichte es nur für die gelbe Karte.
Die Umwelthilfe hat sich zum 17. Mal die Dienstwagen der führenden Politiker in Bundesministerien und Landesregierungen angesehen. 257 Fahrzeuge wurden erfasst, 59 Elektroautos, 76 Verbrenner, der Rest waren Plug-in-Hybride, kombinierte E-Motoren und Verbrenner. Eine grüne Karte gab es für CO2-Werte unter dem europäischen Flottenschnitt von 95 Gramm je Kilometer, eine rote für mehr als 114 Gramm je Kilometer. Insgesamt ist der CO2-Ausstoß im Vergleich zum vergangenen Jahr gesunken, weil sich die Zahl der E-Fahrzeuge erhöht hat, wie DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz sagte.
Über alle Bundes- und Landesministerien hinweg fährt Sachsens Justizministerin Katja Meier (Grüne) am saubersten. Ihr Fahrzeug stößt im Schnitt 68 Gramm CO2 je Kilometer aus. Einziger Ministerpräsident mit grüner Karte ist Winfried Kretschmann aus Baden-Württemberg. Der Grüne zeigt, dass sich auch ein Flächenland mit E-Auto bereisen lässt.
Herstellerwerte zu optimistisch
Die Umwelthilfe hat die Ministerien zwischen Dezember 2022 und Februar 2023 befragt. Beim CO2-Ausstoß wird in der Regel nicht die Angabe des jeweiligen Herstellers genutzt, sondern die Werte, die im internationalen Messstandard WLTP ermittelt werden. Die Umwelthilfe bezog sich dabei auf Zahlen der international unabhängigen Analyse-Organisation ICCT. Deren Experten hatten auch mitgeholfen, 2015 den Dieselskandal aufzudecken.
Für die Bewertung hat die Umwelthilfe bei Plug-in-Autos nur die Emissionen des Verbrennermotor berücksichtigt. „Wir gehen davon aus, dass überwiegend dieser Modus genutzt wird“, sagte Dorothee Saar, Verkehrsspezialistin bei der Umwelthilfe. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), dessen Wagen offiziell 19 Gramm CO2 je Kilometer ausstößt, was für eine grüne Karte reichte, kommt nach WLTP-Regeln und im Verbrennermodus auf 192 Gramm – rote Karte.
Nicht erfasst sind die besonders geschützten Fahrzeuge von Kanzler und Vizekanzler, von Innen- und Außenministerin sowie Gesundheits- und Verteidigungsminister. Hier geht schwerer Schutz vor CO2-Ausstoß.
Drei Männer ragen in der Untersuchung heraus: Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne), sowie die Staatssekretäre Udo Philipp und Sven Giegold aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Denn deren Ausstoß von Kohlendioxid ist praktisch nicht messbar. Sie haben keine Pkws als Dienstwagen. Die drei fahren mit einem Dienstrad.
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