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Die VerständnisfrageAutos vor?

Warum ist die Ampelschaltung auf Autos und nicht auf Radfahrende ausgelegt?, fragt eine Leserin. Ein Verkehrsplaner antwortet.

Bahn frei! Foto: Zoonar/imago

In der Verständnisfrage geht es jede Woche um eine Gruppe, für deren Verhalten der Fragesteller_in das Verständnis fehlt. Wir suchen eine Person, die antwortet.

Julia Wehmöller, 29, Fachinformatikerin in Ausbildung aus Köln fragt:

Liebe Stadtplaner:innen, warum ist die Ampelschaltung auf Autos und nicht auf Radfahrende ausgelegt?

Alexander Rammert, 34, Verkehrsplaner an der TU Berlin antwortet:

Als Verkehrsplaner beschäftige ich mich viel mit den Regeln, nach denen der Verkehr fließt. Die Forschungsgesellschaft für Straßen und Verkehrswesen (FGSV) legt fest, ab wann ein Zebrastreifen installiert wird oder wie lange zu Fuß Gehende maximal an einer Ampel warten müssen. Aktuell können das bis zu 115 Sekunden sein. Dieses Gremium wird kritisch diskutiert, weil es ohne Beteiligung der Öffentlichkeit tagt, aber gesellschaftlich relevante Entscheidungen darüber trifft, wer im Verkehr bevorzugt wird.

Zur Zeit nehmen sich viele Städte und Bundesländer vor, den Fuß- und Radverkehr zu fördern. Wenn man aber in die Leitlinien der FGSV schaut, steht da das Gegenteil drin. Also gibt es eine Diskrepanz zwischen den politischen Plänen und dem planerischen Maßstab. Das kommt daher, dass die Verkehrsplanung sich früher vor allem um die Gestaltung von Straßen und Brücken- und Tunnelbau gedreht hat, um der wachsenden Automobilisierung gerecht zu werden.

Heute fallen uns die negativen Effekte dieses Verkehrssystems auf die Füße. Es gibt Konflikte zwischen den Verkehrsteilnehmenden. Verkehrsplanung ist politisch geworden und die Menschen wollen mitreden. Bislang gibt es im Bundesverkehrsministerium aber kein Bestreben, dass die Verkehrsregeln auch auf politischer Ebene mitgestaltet werden.

Außerdem wird der Autoverkehr im Straßenverkehrsgesetz rechtlich geschützt. Wenn auf einer Hauptstraße Tempo 30 eingerichtet wird, können Autofahrende klagen, weil der Verkehr unverhältnismäßig eingeschränkt wird. Für den Rad- und Fußverkehr gilt das nicht. Wenn ich also als zu Fuß Gehender dagegen klagen möchte, dass ich 115 Sekunden an einer Ampel stehen muss oder es in der Grünphase nicht rechtzeitig über die Kreuzung schaffe, bekomme ich vor Gericht kein Gehör. Das ist ein Riesenproblem. Länder und Kommunen fordern, dass das Gesetz angepasst wird, aber unter der jetzigen Regierung sieht es nicht so gut aus. Dabei gibt es von über 300 Städten die Initiative, Tempo 30 als Richtgeschwindigkeit für Autos festzulegen.

Ich persönlich bin kein großer Fan von Ampeln in der Stadt. Zwischen Radfahrenden und zu Fuß Gehenden gibt es eigentlich keine Konflikte. Das heißt, wir brauchen die Ampeln nur für schnelle Autos, die über 30 km/h fahren. Sollte die maximale Geschwindigkeit von Autos also begrenzt werden, bräuchten wir keine Ampeln. Das wäre nicht nur schöner, sondern würde auch für mehr Interaktion zwischen den Verkehrsteilnehmenden sorgen. In den Beneluxstaaten oder Skandinavien wird zum Beispiel absichtlich auf Verkehrsschilder verzichtet, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu fordern. So müssten Autos vorsichtig an eine Kreuzung heranfahren und könnten nicht wie bei einer grünen Ampel einfach rüberrauschen. Alle würden profitieren, wenn man mehr aufeinander achtet.

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Im Kleinen können Bürgerinnen und Bürger aber viel bewegen. Schon oft wurde durch Proteste in kurzer Zeit aus einer Ampel ein Zebrastreifen. Und auch die FGSV bekommt etwas von der Diskussion um sie mit. Vergangenen Herbst wurde beschlossen, die Klimaschutzziele in die Richtlinien für den Verkehr aufzunehmen. Also soll bei Straßenbreiten und Ampelschaltungen zukünftig auch ans Klima gedacht werden.

Häh? Haben Sie auch manchmal Probleme, andere Menschen zu verstehen? Wir helfen bei der Antwort. Schicken Sie Ihre Frage an verstaendnis@taz.de.

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71 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Leider wird die Frage nicht wirklich beantwortet.



    Ich denke, Autos werde vor allem deshalb an Ampeln bevorzugt, weil es weniger auffällt als umgekehrt. Würden Autos an einer Kreuzung warten müssen, bis sie die zweite Hälfte der Straße überqueren können, oder gar in zwei Rotphasen linksabbiegen dürfen, entstünde sofort ein Stau, weil gar nicht so viele Autos im Kreuzungsbereich abgestellt werden können, wie es mit Fußgängern auf einer enger Verkehrsinsel gemacht werden kann.

    • @meerwind7:

      Warum sollten Autos an zwei (verschiedenen) Ampeln halten müssen, um abzubiegen?



      Und selbst wenn man das (aus ideologischen Gründen?) wollte, wie will man das konkret umsetzen?

      Ich würde nicht daran ansetzen, den Autoverkehr künstlich zu benachteiligen, sondern die zu Fuß Gehenden und die Radfahrenden mehr in Richtung Gleichberechtigung im Straßenverkehr hin bevorzugen.



      Im konkreten Fall der Kreuzung könnte man ja auch diagonale Querungen mit Ampeln, wie in Japan üblich, einführen können dürfen, um es juristisch korrekt ausgedrückt, der jeweiligen Kommune zu ermöglichen.

      Es steht nun einmal ein begrenzter Raum zur Verfügung, welcher daher umso effizienter genutzt werden muss. Daraus die WEITERHIN einseitige Bevorzugung des Autoverkehrs zu begründen, halte ich mit Blick auf die Zukunft für hanebüchen.

    • @meerwind7:

      Naja, das zeigt zumindest, dass Autoverkehr eine Menge Platz benötigt, der bei massenhafter Nutzung dazu führt, dass enorme Flächen für Straßen und Parkplätze benötigt werden. Die müssen dann letztlich auch instand gehalten werden, was wiederum eine Menge Resourcen verschlingt. Und damit die ganze Autokrawane in Bewegung gehalten werden kann, müssen Ampeln her, mit allen Begleiteerscheinungen die uns so nerven.



      Mir fällt es jedenfalls immer wieder auf, wenn ich beobachte wieviel Autos pro Grünphase eine Kreuzung passieren können. Ein Bus bzw. eine Straßenbahn schleppen da schonmal jeweils mindestens das 10-, 20-, 30-, 40- oder auch 50-fache an Leuten über die Kreuzung. Soviel nur mal kurz zur Effektivität des motorisierten Individualverkehrs, vom Energieverbrauch haben wir jetzt noch garnicht geredet. Der fälltjedenfalls auch deutlich zu Ungunsten des MIV aus.

  • Es braucht grundsätzlich einen anderen Umgang mit Energie und Ressourcen. Zur Erinnerung: wenn sich alle Menschen so verhalten würden, wie die Deutschen, bräuchte es 3 (!) Erden. Also: die Deutschen im Schnitt übernutzen (genauer: zerstören) massiv die Erde und das nicht erst seit gestern. Jetzige Verhältnisse sind zu einem Großteil Ergebnis von Politik und Macht (Wirtschaft/Kapital). Sie können auch wieder verändert werden - eben die Lebensweise/Konsum und Produktion müssen gesenkt werden. Es braucht mehr Verzicht (je wohlhabender desto größer Verzicht) und Effizienz. Kollektivtransport ist wesentlich effizienter als Individualtransport. Wollten wir auf dieser Erde länger verweilen, bräucht es ökologische Mobilität - d.h. u.a. wesentlich weniger Autos. Das sagen Wissenschaftler*innen.



    @der Kommentar richtet u.a. an GORRES "Antriebswende", "Wohlstand"

  • Immer diese Relativierungen. Es gibt klare Unterschiede zwischen Autos und Fahrrädern:



    Masse/Kraft und "Silhouette" und damit Schadenspotenzial, schlechtere Rundumsicht, schlechtere Geräuschwahrnehmung sind negative Eigenschaften von KFZ. Das ist Fakt. Auch Schädigungs/Verletzungs/Tötungsstatistiken sind Fakten. Diese kann mensch nicht wegdiskutieren.

  • Fußgänger auf Fahradwegen laufen Gefahr umgefahren zu werden. Irgendwie versteh einiges nicht. Gemeinsame Fahrrad/Fußgängerwege werden zu 99,99% nicht funktionieren. Das sagt ein Praktiker.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob es zwischen den zu Fuß Gehenden und denn Rad Fahrenden Bürgenden keine Konflikte gibt. Aber mehr Interaktion zwischen den sich multimodal Bewegenden könnte spannend zu beobachten sein.

  • "Außerdem wird der Autoverkehr im Straßenverkehrsgesetz rechtlich geschützt ... Für den Rad- und Fußverkehr gilt das nicht."

    Wie kommt er auf so eine Behauptung? In der StVO haben alle die gleichen Rechte. Das Autos bevorzugt werden, ist Verwaltungspraxis, aber nicht Rechtslage.

    • @Ralph Gutschmidt:

      Nun, auch das steht im Artikeltext und ist dort sehr gut erklärt: u.a. haben die Autofahrenden eine explizite Klagemöglichkeit, wobei den Fußgängern und Radfahrerinnen nur der Weg bleibt, über die Lokalpolitik Einfluss zu nehmen. Es wird also sehr wohl mit zweierlei Maß gemessen.

  • "Zwischen Radfahrenden und zu Fuß Gehenden gibt es eigentlich keine Konflikte."



    ??? Also es macht vollkommen Sinn getrennte Wege für Fußgänger,Räder,und Autos zu haben, so wie entsprechende Ampeln,Verkehrsschilder,etc. Das Kernproblem besteht einfach in den unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Fußgänger sind für mich im Radfahrermodus bewegliche Hindernisse und ich denke das die meisten Autofahrer mich auch so sehen. Ja selbst andere,deutlich langsamere Radfahrer sind ein Problem,da die meisten Radwege und Radspuren einfach zu schmal sind für unterschiedliche Geschwindigkeiten nebeneinander.Da wünsche sogar ich als überzeugter "Bio-Biker", die Leute würden E-Bikes benutzen!

  • Tolle Frage und eine sehr erkenntnisreiche Antwort in diesem famosen Format.

  • "Zwischen Radfahrenden und zu Fuß Gehenden gibt es eigentlich keine Konflikte."

    Da lebt Herr Rammert eindeutig in einem anderen Berlin als ich.

    Ich erlebe diese Konflikte als Radfahrer wie als Fußgänger.

    Als Radfahrer erlebe ich jeden Tag Fußgänger, die Radwege und rote Ampeln ignorieren.

    Gemeinsame Fuß- und Radwege sind typischerweise unangenehm und anstrengend.

    Als Radfahrer wie als Fußgänger finde ich an manchen Stellen Ampeln gut, weil sie klare Verhältnisse schaffen.

    Die Linienstraße ist für Fußgänger die Hölle. Dort wünscht man sich eine Fußgängerampel.

    Zwischen den Touristenströmen in der Innenstadt ist eine rote Ampel mal eine Chance, durchzukommen.

    • @rero:

      "Als Radfahrer erlebe ich jeden Tag Fußgänger, die Radwege und rote Ampeln ignorieren."



      Sie beschreiben einen Ausschnitt aus Ihrem, JETZIGEN Alltag. Der Artikel wendet sich doch gerade gegen diese vorherrschende Verkehrsverhältnisse. Ohne Ampeln, niedrigeres Tempolimit bietet viel Potenzial, dass wesentlich weniger Konflikte entstehen zumal unter Radfahrer*innen und Fußgänger*innen.

      • @Uranus:

        »Ohne Ampeln, niedrigeres Tempolimit bietet viel Potenzial, dass wesentlich weniger Konflikte entstehen zumal unter Radfahrer*innen und Fußgänger*innen.«



        Ich bezweifle, dass man diese Potential in der Praxis heben kann, um es mal vorsichtig auszudrücken.

        Alleine die konsequente Nachverfolgung eines Tempolimits für Radfahrende hielte ich für die Quadratur des Kreises. Mal ganz abgesehen davon, dass es schon beim MIV in der Stadt daran hakt. Wer und wie soll das wirklich effektiv kontrolliert werden?

        Effektiv im Sinne von einen Mentalitätswechsel in der Bevölkerung zu bewirken, und nicht etwa, um den Kämmerer zu entlasten.



        Kontrolle, weil allgemein verbindliche Regeln, gegen welche ahndungsfrei verstoßen werden kann, keinerlei Bedeutung respektive keine Verhaltensänderung bewirken werden.

        Außerdem bleibt eine Frage offen: Wie hoch darf/soll denn das zukünftige Tempolimit sein?

        Ach ja, sollte sich das Tempolimit doch nur auf den MIV beziehen, war es entweder argumentationsfrei oder aber ziemlich missverständlich ausgedrückt.



        Argumentationsfrei, weil offen bleibt, wie ein niedrigeres Tempolimit für den MIV auf der Straße, das Konfliktpotential für Verkehrsteilnehmende reduzieren soll, die eben jene Straße nicht benutzen (können oder sollen).

    • @rero:

      > Als Radfahrer erlebe ich jeden Tag Fußgänger, die Radwege und rote Ampeln ignorieren.

      Das liegt daran, dass die Wege zu schmal sind und nicht mal grundlegenden technischen Vorgaben entsprechen. Deswegen auch die vielen Fusswege mit "Radfahrer frei" : Sie sind so schmal, dass sie rechtlich gar nicht als Radweg zugelassen sind.

      Man kann es ja mal probieren und tauschen: Kraftfahrzeuge, sofern sie denn passen, auf den 50 Zentimeter breiten Radwegen, und der Radverkehr auf 3 oder 4 Meter breiten Strassen. Dann wird die Zahl der Konflikte gegen Null gehen, nicht zuletzt weil man eine viel bessere Übersicht hat.

      Viele Menschen erfassen gar nicht, wie viel Raum dem Auto gegeben wird Ich kann jedem nur empfehlen, bei einer Fahrraddemo mal auf der Autobahn zu fahren. Die ist so breit, dass man sich fast verloren vorkommt - und hat Belag in einer Qualität, den Fahrradwege kaum jemals sehen.

      • @jox:

        "wie viel Raum dem Auto gegeben wird Ich kann jedem nur empfehlen, bei einer Fahrraddemo mal auf der Autobahn zu fahren."

        Wie weit kommen Sie denn so als Nicht-Radprofi an einem Tag von Berlin mit dem Fahrrad auf der leeren Autobahn? Genau. Der Raum für das Auto macht Sinn.

      • @jox:

        Das Schöne an der Sternfahrt ist, dass da auch keine störenden Fußgänger sind.

      • @jox:

        Erlebe ich anders.

        Die meisten Wege mit "Radfahrer frei", die mir einfallen, gehen durchs Grüne ode ran anderen Stellen, wo keine Autos fahren.

        Ihr Autovergleich passt also nicht.

        Wo "Radfahrer frei" steht, gehe ich nicht mehr mit kleinen Kindern, Hunden oder alten Leuten lang.

        Zu gefährlich.

        Ich fahre übrigens auf jeder Sternfahrt auf der Autobahn.

  • Kurios, dass man Klagerecht hat, wenn man nur 30 auf einer Hauptstraße schafft wegen Verkehr. Wusste ich nicht.

    Aber zum Glück hat nicht jeder das Recht, wegen zu langen Wartezeiten an einer Ampel zu klagen. Obwohl, das wäre deutsch pur. :D

    • @Fabian Wetzel:

      Kurios wäre es, wenn es dieses Recht nicht gäbe. Dann könnte der Staat einfach so etwas anordnen und man muss das hinnehmen?

      Und natürlich gilt dieses Klagerecht genauso auch für Fußgänger und Radfahrer. Und die bekommen vor Gericht meistens recht.

    • @Fabian Wetzel:

      Klar, jedes Verkehrszeichen ist eine hoheitliche Anordnung. Ein Verkehrszeichen ist rechtlich z.B. einer Corona-Isolationsanordnung gleichgestellt. Gegen sowas kann man selbstverständlich Widerspruch und Klage einreichen.

  • Was ich mich letztens gefragt habe bezüglich des Städterankings des ADFC 2022: Warum ist die bestbewerteste Stadt, in der Radfahrwege Vorfahrtsstraßen sind gegenüber Autos, CDU regiert? ( www.tagesschau.de/...unen-adfc-101.html )

    Warum bekommen CDU regierte Städte das hin wovon rot-grün regierte Städte jahrelang nur reden?

    • @Rudolf Fissner:

      Es ist eine Kleinstadt. Der Durchgangsverkehr dürfte bei der Lage auch nicht zu stark sein. D.h. es gibt weniger Interessenkonflikte und weniger Gruppen von außerhalb, die mitreden wollen. Gibt es relevanten Durchgangsverkehr, z.B. viele Berufspendler, sieht das schon anders aus.

      Dann muss natürlich der politische Wille da sein. Da ist in der ländlicheren Kommunalpolitik oft die Parteifarbe nebensächlich. Es hängt mehr an einzelnen Menschen und ihren Interessen und dem Durchsetzungswillen. Und Beliebtheit.

      In größeren Städten ist das viel schwieriger umzusetzen. Viel mehr Interessen prallen aufeinander, mehr Verkehr ist zu bewältigen. Viel weniger Platz. Wenn einer was umsetzt oder neue Ideen einbringt: Siehe Berliner Friedrichstraße, Bergmannkiez, Graefekiez. Alle hauen drauf, alle zweifeln an der Umsetzbarkeit, es hagelt Klagen...

      • @blutorange:

        Beim Graefekiez verschwinden keine Autos. Die eher reicheren Bewohner bekommen für ihre Autos günstige Parklätze in einem benachbarten Parkhaus gestellt

        • @Rudolf Fissner:

          Ja, nun. Das ist doch das, was Sie alle wollen. Die Leute nicht überfordern, Anreize schaffen, langsam dran gewöhnen...so sieht das halt aus. Bekämen sie das Parkplatz-Angebot nicht, würde es heißen, die Leute würden genötigt, ihre Autos abzugeben. Also was jetzt?

  • So wie ich das bei uns sehe, interessiert es die auf dem Rad nicht, ob es grün oder rot ist.

    • @Stoffel:

      Das wäre kein Problem, wenn es keine Ampel und dafür Tempo 25/30, rechts-vor-links gäbe. ;-) Darum geht es hier ja, um die Umstrukturierung der Verkehrsverhältnisse.

    • @Stoffel:

      Egal, welchen Verkehrsteilnehmer man betrachtet, ob nun Fußgänger, Radfahrer oder Fahrer eines motorisierten Fahrzeugs, der Umgang miteinander ist mit der Zeit immer rücksichtsloser geworden. Da kann man getrost jede Partei mit Dreck bewerfen, man trifft immer den Richtigen.

    • @Stoffel:

      Ja klar, Fahrradfahrer haben keinen Selbsterhaltungstrieb und ignorieren Ampeln. Noch ein paar Vorurteile auf Lager?

      • @Andreas J:

        Sehe darin kein Vorurteil, sondern täglich erlebte Realität.

        • @dator:

          tägliche Realität ist, dass die Autofahrer keine Regeln mehr kennen oder akzeptieren wollen. Das sage ich als Autofahrer!

          • @felixul:

            Kann ich so nicht bestätigen. Ausreißer gibt es, die sind aber alles andere als die Regel.

            • @dator:

              Also bei meinen täglichen Radfahrten und regelmäßigen Autofahrten kann ich das nicht bestätigen. Eher die Regel als Ausnahme sind heutzutage:



              - Blinkmuffel, egal ob innerorts oder BAB



              - Tempoverstöße innerorts



              - Rad- und Gehwegparker



              - unerlaubte 30-Zonen-Benutzung (LKW)



              - Parken in 2. Reihe mit Warnblinker

              Ob das am so oft beklagten Personalmangel oder an Budgetgründen liegt, dass die Einhaltung von allgemein verbindlichen Regeln nicht konsequent verfolgt wird, vermag ich nicht zu beurteilen.



              Aber dass Regeln, dessen Einhaltung nicht kontrolliert wird, irgendwann ihren Sinn verlieren, dagegen schon.

          • @felixul:

            Als Radfahrer kann ich Ihnen sagen, bei Radfahrer verhält es sich genauso.

          • @felixul:

            ....manche Autofahrer verstehen auch den Sinn des Blinker setzen, vor dem abbiegen nicht, ein Kommunikationsmittel zur Verständigung mit anderen Verkehrsteilnehmern, wird trotz Fahrschulunterricht und Führerschein - einfach nicht verstanden und bleibt oft ungenutzt....

        • @dator:

          Als Radfahrer mit meiner täglich erlebten Realität sage ich ja auch nicht das alle Autofahrer keine Rücksicht nehmen und überfordert sind mit dem Verkehr. Verallgemeinerungen helfen nicht weiter.

    • @Stoffel:

      ...manche Menschen auf zwei Rädern - meinen mehrere Leben zuhaben - könnte man oft glauben...

      • @Alex_der_Wunderer:

        ...manche Menschen auf vier Rädern geben einen Scheiß auf die Gesundheit und die Zukunft ihrer Kinder - könnte man immer glauben...

      • @Alex_der_Wunderer:

        viele Menschen auf vier Rädern glauben, Menschen auf zwei Rädern wären unsterblich

        • @felixul:

          Die auf zwei Rädern meinen das aber auch.

  • Ein allgemeines Tempo 30 km/h ist schon lange überfällig. An Hauptverkehrsachsen sollten aber durchaus auch mehr als 30 km/h ausgeschildert werden dürfen. Aber insgesamt würde es den Schilderwald deutlich reduzieren, da die ganzen 30er und Zone-30-Schilder entfallen.



    Zudem wünsche ich mir viel mehr shared spaces, was vor allem in den Wohngebieten viel Entspannung bringen würde, denn dann wären diese Gebiete als Umgehungsrennstrecken nicht mehr attraktiv. Aber mit Autos wären diese Zonen trotzdem befahrbar, was ja sinnvoll ist, weil man als Anwohner auch ab und zu Dinge mit dem Auto bis zum Haus transportieren muss. Vor allen Letzteres ist ein wichtiges Argument gegen autofreie Städte. Wir sollten das Auto endlich auch mal als das betrachten wofür es gedacht ist, nämlich als Transportmittel und nicht als allgemeine Gehhilfe.

    • @hechtmaus:

      "Wir sollten das Auto endlich auch mal als das betrachten wofür es gedacht ist, nämlich als Transportmittel und nicht als allgemeine Gehhilfe."

      Und wieder jemand, der nicht begreift, wie wichtig diese "allgemeine Gehhilfe" für beeinträchtigte Menschen ist um im Alltag zurecht zu kommen.

      • @sandoftime:

        Von welchem Verhältnis ist denn die Rede bzw wer ist denn gemeint (siehe u.a. XANYD)? Wieviele Autos gibt es in Deutschland? Wieviele Gehbeeinträchtigte? Wieviele Gehbeeinträchtigte haben überhaupt ein Auto? Zu welchem Anteil ist der ÖPNV barrierefrei? ...

      • @sandoftime:

        Würden nur diejenigen, die tatsächlich dermaßen beeinträchtigt sind, das Auto nutzen ... dann wären sämtliche Verkehrsprobleme verschwunden.

        Das größte Hindernis für tatsächlich auf das Auto angewiesene Menschen sind Menschen, die behaupten, sie wären es.

      • @sandoftime:

        Siehe Antwort von Xanyd. Genauso habe ich es gemeint. Im Übrigen können beeinträchtigte Menschen auch in shared spaces problemlos zum Ziel kommen.

      • @sandoftime:

        Es gibt genügend Menschen ohne Handicap, die ein Auto als Gehhilfe benutzen und 300m mit dem Auto fahren, und die sind angesprochen.

        • @Xanyd:

          Dieses Verhalten , für kürzeste Wege (zu Fuß 5 Minuten) das Auto zu benutzen, stößt mir auch sauer auf. Das ist eine eindeutig kulturelle Veränderung im Vergleich zu vor 20 oder mehr Jahren. Ich bin damit aufgewachsen, dass das Auto "geschont" und nur für längere Strecken benutzt wurde. Die Selbstvertändlichkeit des Autobesitzens und -nutzens wird man nicht leicht ändern können.

          • @resto:

            "Die Selbstvertändlichkeit des Autobesitzens und -nutzens wird man nicht leicht ändern können."

            Viele Sachen sind über die Jahrzehnte besser geworden. Das nennt sich Wohlstand. Ein eigenes Badezimmer ist heute auch eine Selbstverständlichkeit, dabei könnte man mit den Etagenbädern aus vergangenen Zeiten viel Wohnraum sparen.

            • @Gorres:

              @Resto und @Gorres



              Richtig, der Wohlstand ist kontinuierlich gestiegen und von daher sind Rückschritte a la "Autos schonen" oder "zurück zum Etagenbad" aus meiner Sicht völlig surreal - damit mag man bei Ökohardlinern offene Türen einrennen oder in diesem Forum vielleicht noch eine Mehrheit finden (wobei ich selbst das schon arg bezweifeln würde), aber es geht ja darum die komplette Bevölkerung mitzunehmen - und die wird derlei "Abstieg" niemals freiwillig akzeptieren, egal welche klimatischen Szenarien die Wissenschaft erstellt... - selbst überzeugte Grün-Wähler genießen ja den errungenen Wohlstand, allein die SUV-Dichte in Schöneberg und Kreuzkölln veranschaulicht das ganz vorzüglich.

  • „Außerdem wird der Autoverkehr im Straßenverkehrsgesetz rechtlich geschützt. Wenn auf einer Hauptstraße Tempo 30 eingerichtet wird, können Autofahrende klagen, weil der Verkehr unverhältnismäßig eingeschränkt wird. Für den Rad- und Fußverkehr gilt das nicht. … “ Wie kann eine derart offensichtliche Missachtung des Grundechtes auf Gleichheit vor dem Gesetz bestand haben? Leben wir überhaupt in einem Rechtsstaat?

    • @guzman:

      "Leben wir überhaupt in einem Rechtsstaat?"



      Ja, wir haben auch schon in einem Rechtsstaat gelebt, als z.B. in den 60er Frauen ihre Ehemänner um Erlaubnis fragen mussten, um arbeiten zu können.



      Gesellschaften ändern sich und so auch oft die Gesetzeslage - und ich hoffe im Verkehrssektor tut sie das auch noch.

    • @guzman:

      "Leben wir überhaupt in einem Rechtsstaat?"



      @Guzman: Geht es auch eine Nummer kleiner? Das ist ein Standardspruch aus dem AfD/Querdenker/QAnon-Milieu. Dazu sollten wir uns hier doch zu schade sein, oder?

  • Es spricht schon sehr viel für die deutsche "Liebe" zum Auto, wenn dem KFZ in den Regulatoren mehr Rechte eingeräumt werden als allen anderen Verkehrsteilnehmern.

    Ob ein Verkehr auch ohne Ampeln und ohne Schilder funktionieren würde, so kann ich dem nicht zu 100% zustimmen. Dies hängt stark von der allgemeinen "Fahrkultur" ab. In Indien fährt man wie man will, ob mit oder ohne Ampel. Ergebnis: 22 Unfalltote pro 100.000 Einwohner. In Thailand gibt es zwar Ampeln, dafür aber auch die meisten Toten: 33 pro 100T Einw. Im Vergleich Europa 8,5 und Deutschland sogar nur 4,1.

    • @Mopsfidel:

      Es werden nicht dem Kfz Rechte eingeräumt, sondern den Menschen darin. Das Auto ist halt das flexibelste Verkehrsmittel. Was die Grünen heute wollen, sind Fahrräder, Motorräder und Kleinsttransporter. Wie in den 50er Jahren. Die große Verkehrswende hat seitdem stattgefunden - hin zum Auto.

  • Also hier in Freiburg wird die Kombination von Tempo 30 und der Neuinstallation von vielen Ampeln - z.B. 9 Anlagen auf 300 m in einer Nebenstraße - massiv vorangetrieben. Nachts bleiben sie trotz geringem Verkehr auch noch eingeschaltet, der Sinn erschließt sich mir hierbei nicht, so dass man dann zunehmend zum „Rotfahrer“ wird. Ende vom Lied ist, dass alle Verkehrsteilnehmer stehen, nicht mehr vorankommen und in die ampelfreien „30 Zonen“ ausweichen. Toll gemacht!

  • "Zwischen Radfahrenden und zu Fuß Gehenden gibt es eigentlich keine Konflikte."



    Dem werden viele der "zu Fuß Gehenden" so sicher nicht uneingeschränkt zustimmen.

    • @Seacloud:

      Ich wohn an ner Fahrradstraße, in Teilen verkehrsberuhigt, weil in direkter Uni-Nähe. Eigentlich sehr angenhem, Autos fahren kaum noch. Aber hier kann man in Stoßzeiten bestens beobachten, wie es läuft, wenn Radfahrer meinen, den Ton angeben zu können. Nicht besonders schlau war es seitens der Stadt, im Rahmen der Verkehrsberuhigung die Rotphasen extrem lang zu gestalten, so dass Viele Ampeln genrell ignorieren oder auf den Fußweg ausweichen. Und wer dort stört, wird weggeklingelt. Zweimal hab ich selbst beim Verlassen des Hauses auf dem Gehweg einen Zusammenstoß mit nem Radler gehabt. Der Erste hat sich zigfach entschuldigt, der Zweite hat mich direkt vollgemotzt, ob ich nicht aufpassen könne. Autos sind sicher viel gefährlicher, aber am Ende ist Klarkommen im Straßenverkehr in erster Linie eine Chrakterfrage.

    • @Seacloud:

      Klar doch, man liest ja täglich von tödlichen Unfällen zwischen Radfahrys und Fußys…

      • @guzman:

        Steht da was von tödlichen Unfällen? Es ging um Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern. Und sie sind durchaus recht häufig.

      • @guzman:

        Unfällys bitte, so viel Zeit muss sein.

    • @Seacloud:

      Das Problem ist da in Deutschland oft mangelnder Platz. Schaffe beiden den Platz den sie brauchen und markiere deutlich, wo wer geht/fährt und es klappt gut. Jedenfalls besser, als zusammen mit Autos.

      • @Martin Weber:

        In Berlin nützen Markierungen wenig. Radfahrer nehmen sich regelmäßig heraus, von der Pflasterstraße auf den Gehweg zu wechseln. Nicht etwa, um dort abzusteigen und zu schieben. Nein, sie fahren selbstverständlich weiter, um ihr zartes Gesäß nicht dem Holpern auf der Straße auszusetzen. Die Fußgänger werden dabei nur als lästige Hindernisse wahrgenommen.

      • @Martin Weber:

        Eine funktionierende Radfahr-Infrastruktur braucht ebensoviel Platz wie die Auto-Infrastruktur, bietet aber nur eingeschränkten Nutzen. Daher wurde der Platz dem Auto zugewiesen. Und jede Maßnahme, die das ändern will, bestätigt das.

  • Aus Sicht der Rad Fahrenden gibt es aber leider noch einen wesentlichen Punkt. Die Durchschnittgeschwindigkeit inkl. offizieller Höchstgeschwindigkeit beim Auto schwankt nur gering (wie man immer sieht, wenn ein Auto mit 45 angehupt wird). Auf dem Radweg gibt es alles, von Bummelfahrt bis hin zum zügigen Fahren. Für wen sollte das timing eingerichtet werden?



    Der andere Punkt ist, dass eine "Grüne Welle" durchaus Sprit spart.

    • @fly:

      Die meisten LSAs könnte man einfach absägen und durch Vorfahrt-gewähren oder ggf. Kreisverkehre ersetzen. Letzteres ist auch wesentlich sicherer.

      In beiden Fällen hat man auch kein Problem mit ner grünen Welle.

    • @fly:

      Dafür haben die Niederländer eine hervorragende Lösung gefunden: einige Meter vor den Ampeln sind Induktionsschleifen im Boden (wie es sie für Autos auch hier gibt) verlegt, die die Radfahrenden frühzeitig erkennen. Da wird die Geschwindigkeit errechnet und zum richtigen Zeitpunkt für die Radfahrer auf grün geschaltet.

    • @fly:

      Naja, die Grüne Welle funktioniert ja schlecht, weil die Kfz eben nicht gleich schnell sind. Bei T50 fahren viele ihre 60, manche auch mehr, während andere auf 45 reguliert werden (Roller etc.) oder auf Parkplatzsuche andere ausbremsen. Bei T30 sind die Unterschiede geringer und eine Grüne Welle funktioniert eher.

      Bei Fahrrädern rechnet man meistens (freie Strecke ohne Gefälle) mit 18 kmh im Schnitt. Klar, einige sind langsamer, andere schneller, aber mit einer Grünen Welle deckt man so die meisten Radfahrer ab und macht den Radverkehr attraktiver. Lange Ampelphasen helfen hingegen eher nicht. Und gegen ein Fahrrad kommt kein Auto in der Ökobilanz an, egal wie oft es über grün rauschen kann. ;)

  • 6G
    669190 (Profil gelöscht)

    Wenn ans Klima gedacht würde, hätten sich schon Hunderttausende vollkommen überflüssiger Ampeln in Wohlgefallen aufgelöst!



    Außerdem gäbe es ein Tempolimit auch auf deutschen Autobahnen.

    Ich mach mir nicht mehr die Mühe, diesen ganzen Unsinn zu verstehen.



    Als Hochbegabter bin ich mir dafür viel zu schade!

    • @669190 (Profil gelöscht):

      Ein Tempolimit ist so ein fossiler Gedanke. Lieber Antriebswende. Denn alternative Antriebe emittieren gar kein CO2, egal ob bei Tempo 100 oder 200.

      • @Gorres:

        Überhöhter Energieverbrauch (Tempo 200) ist generell nicht sinnvoll. Auch nicht-fossile Energie muss bereitgestellt werden - und da macht es durchaus einen Unterschied (z.B. für die Natur), wie viel benötigt wird!