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Chance in der CoronakriseEuropa steckt in der Krise, endlich

Die Coronakrise stellt Europa auf die Probe. Schaffen wir es, solidarisch miteinander zu sein? Ein Anfang wäre, eigene Privilegien zu hinterfragen.

Europa macht die Grenzen dicht, aber die Herzen sollten offen bleiben Foto: Florian Gaertner/photothek/imago

V or fünf Wochen saß ich im Zug nach Süddeutschland. Zwei Asia­t_innen stiegen ein. Ich sah sie viermal an mir vorbeiziehen. Es gab hier und da freie Plätze, vorsichtig bewegten sie sich auf sie zu, doch jedes Mal wurden sie abgeschreckt von dem kollektiven Starren des halben Waggons. Sie beschlossen, es woanders zu probieren. Am Ende standen sie auf einer dieser wackligen Metallplatten, die zwei Waggons verbinden, mit größtmöglichem Abstand zu allen anderen, die inzwischen passiv-aggressiv zu tuscheln begannen.

Was Asiat_innen wegen Corona erlebten, als sein Ausbruch sich noch weitgehend auf China und dessen Nachbarländer beschränkte, ist dasselbe, was muslimisch markierten Personen mit 9/11 passiert war: Schuldzuweisung für eine globale Krise aufgrund von phänotypischen Merkmalen. Es gibt einen Ausdruck dafür: gruppenbezogener Rassismus.

Natürlich hat es Rassismus schon vor Corona gegeben, doch er wurde mit dem Ausbruch des Virus besonders greifbar, besonders spürbar. Dass heute Europa zum Corona-Epizentrum geworden ist und Europäer_innen in viele Länder nicht mehr einreisen dürfen, ist insofern vielleicht gar nicht mal so schlecht.

Ich meine das nicht zynisch. Auch ich sorge mich um meine Mitmenschen. Auch ich nehme die Pandemie ernst. Aber ich denke, es geht beides zusammen: sich des Ernsts der Lage bewusst sein und die Chancen in ihr erkennen.

Die eigenen Privilegien hinterfragen

Denn mit Corona sind wir dieselbe Gesellschaft wie vorher, nur dürfen wir uns jetzt quasi durchs Mikroskop betrachten. „Unsere Solidarität, unsere Vernunft, unser Herz füreinander sind auf eine Probe gestellt“, fasste es Bundeskanzlerin Merkel am Donnerstag zusammen, als sie uns alle darum bat, in Selbstisolation zu gehen.

Diese schönen Worte hätten auch als Kommentar nach dem rechtsextremen Anschlag in Hanau gepasst oder als Reaktion auf die desaströse Lage für Geflüchtete an der türkisch-griechischen Grenze. Nur hätten sie sich weniger Menschen zu Herzen genommen. Das Virus aber kann jeden von uns treffen. Er macht keine Unterschiede. Die Gesellschaft schon.

Vielleicht können wir die soziale Isolation dazu nutzen, darüber nachdenken, was das überhaupt ist, diese Solidarität. Denn dass sie nicht gerade zu den Stärken dieses Landes und Kontinents zählt, kann man immer wieder aufs Neue beobachten, zuletzt an den EU-Außengrenzen. Man schoss auf Menschen, die vor Krieg flohen, vor Krankheit, vor kaputter Infrastruktur, vor Hunger, vor Tod. Kommen diese Ängste irgendwem bekannt vor?

Solidarität ist kein Geschäft, sie ist kein Geben und Nehmen, man erwartet sich keinen Profit davon, wenn man sich mit einer betroffenen Gruppe solidarisiert. Deshalb kann Solidarität nur dort beginnen, wo die eigenen Privilegien hinterfragt werden. Vielleicht ist diese Krise das Beste, was Europa passieren konnte. Wenn wir denn daraus lernen.

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Fatma Aydemir
Redakteurin
ehem. Redakteurin im Ressort taz2/Medien. Autorin der Romane "Ellbogen" (Hanser, 2017) und "Dschinns" (Hanser, 2022). Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift "Delfi" und des Essaybands "Eure Heimat ist unser Albtraum" (Ullstein, 2019).
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40 Kommentare

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  • solidarität gibt es in grossen gesellschaften nur wenn sie staatlich organisiert wird.

    das zentrale problem mit der eu besteht darin dass sie eben dies nicht nur nicht tut sondern ihre mitgliedstaaten sogar dazu zwingt es nicht zu tun

    der wettbewerbsföderalismus den die neoliberalen in der eu institutionalisiert haben ist ein unabhängig von demokratischen entscheidungen funktionierender automatischer mechanismus zur erzwingung des primates der kapitalistischen wirtschaft

    dasselbe gilt für alle freihandelsverträge.

    solange der globale freihandel und die standortkonkurrenz auf dem europäischen binnenmarkt nicht aufhören wird es nicht möglich sein den klimawandel zu begrenzen

    die menschheit rast in eine historisch beispiellose katastrophe weil es zur zeit keine macht gibt die dem kapitalismus grenzen setzen könnte.

  • Meine Güte....



    So viel geballte Vorurteile, rassistische und bewusst vereinfachende, teils menschenverachtende Kommentare unter diesem Artikel auf einen Haufen. Ich bin erschüttert.

  • Nein ich will nicht "meine eigene Privilegien hinterfragen" das ist eine gaslighting dogwhistle für alle schlechten Menschen dadraußen die mir nur noch mehr von dem Wenigen wollen das ich noch habe.

    Es ist stattdessen an der Zeit zu fragen wieso China 16 Jahre nach SARS 1 und weiten Dutzenden Prozenten Wirtschaftswachstum - in Konkurenz zu Europa und dem Rest der Welt - seine Tierhygeneregeln auf seinen eldendig mittelalterlichen Märtken so zu modernisieren dass uns SARS 2 erspart geblieben wäre.

    Ich hoffe inständig dass es entsprechende Schadenersatzanforderungen über die WTO oder ähnliches geben wird.

    Wrongful death comes to mind...

  • Europa steckt schon viele Jahre lang in der Krise. Ich weiss nicht warum das bist jetzt gedauert hat, dass wir das mal alle merken :-)

  • Besser wäre es gewesen sich in der Situation im Zug solidarisch mit den beiden Asiatinnen zu zeigen. Die Autorin hätte ihnen einen Platz anbieten können oder sich zu ihnen dazu stellen können. Es hätte eine größere Wirkung erzielt als nun diese Kolumne. Es ist jedesmal zu spät.

  • Krise allein wird keine Verbesserung von Mentalität erzeugen, weder in Europa noch anderswo.



    Benötigt wird stattdessen die Fähigkeit, Egoismus endlich mal intelligent zu verwirklichen. Dann verstehen die Menschen, dass Umverteilung, Chancengleichheit und Umweltschutz kein Verlustgeschäft sind sondern langfristig das allgemeine und individuelle Wohl sicherstellen.

  • Ich habe in Frankfurt, wo üblicherweise gehäuft Asiaten unterwegs sind, nicht einmal erlebt, dass sich jemand abweisend verhalten hätte. Im Übrigen auch nicht auf meinen häufigen Fahrten nach Süddeutschland mit dem Zug.



    Ferner würde es mich interessieren, wie "passiv-agressives Tuscheln" geht?

  • "Europa steckt in der Krise, endlich"

    Es gut zu finden, dass ein Kontinent in der Krise ist, finde ich persönich höchst grenzwertig, zumal Europa die Summe der Menschen ist, die dort leben, und kein abstraktes Gebilde. Die Autorin findet es also scheinbar gut, dass Europäer*nnen eine Krise durchmachen. Nicht nett. Überhaupt nicht nett. Ich glaube auch nicht, dass man dadurch solidarischer mit anderen von Krisen geschüttelten Kontinenten wird.

  • Ich weiß nicht, ob ich die Angst vor einer Ansteckung als rassistisch bezeichnen würde, wie es Fatma Aydemir tut. Da das Virus Asiaten bzw. Chinesen zuerst erwischt hat und diese Menschen sich rein äußerlich von den "Weißen" unterscheiden, geht man auf Distanz zu diesen Menschen, weil man nicht weiß, ob sie einen anstecken. Dieselbe Erfahrung haben Anfang der 80er Schwule gemacht, als HIV zuerst nur sie befiel. Die Angst vor Schwulen und sich durch sie mit Aids anzustecken, war unsagbar groß. In Sachen Corona dürften Italiener, die außerhalb ihres Landes waren, dieselben Erfahrungen gemacht haben. Wenn ich ehrlich bin, kaum sehe ich Kinder auf der Straße, gehe ich auf Distanz, weil ich nicht weiß, ob sie mich alten Sack vielleicht anstecken könnten. Hat das alles mit Rassismus zu tun?

    • @Jossi Blum:

      Eine gewisse instinktive, naturgegebne Angst vor Fremden steckt in jedem von uns. Zum Rassismus wird sie erst dann, wenn wir uns weigern unseren Verstand zu benutzen, um uns mit dem Fakt, dass ein Virus in irgendeiner chinesischen Provinz nichts mit allen Asiaten und schon gar nichts mit in Deutschland lebenden Asiaten zu tun hat, nicht beschäftigen zu müssen.

      Und wieso du nach all den Informationen und Maßnahmen zu Corona glaubst, dass dich nur Kinder anstecken können, wird wohl auch dein Geheimnis bleiben. Das ist zwar kein Rassismus. Besonders schlau aber auch nicht.

      • @Deep South:

        Die Ironie ist, dass wir gerade erleben, dass irgendein Virus in irgendeiner chinesischen Provinz sehr schnell sehr viel mit allen Asiaten und mit in Deutschland lebenden Asiaten und Nichtasiaten zu tun haben kann.

        Ob derjenige, der Corona im Flugzeug nach Italien oder Deutschland gebracht hat, nun als asiatisch oder weiß gelesen hat, ist dem Virus und mir egal.

      • @Deep South:

        Warum dürfen dann die EnkelInnen nicht mehr zu den Großeltern?

        • @Jossi Blum:

          Wo dürfen denn Enkelinnen nicht mehr zu denn Großeletern? In Alters- und Pflegeheimen sind Besuchszeiten eingeschränkt, bzw. Besuche ganz untersagt. Da gehts um die Senioren, als spezielle Risikogruppe, nicht um Kinder. Und im privaten Bereich gibts keinerlei Verbote in diesem Bereich.

          • @Deep South:

            " Und im privaten Bereich gibts keinerlei Verbote in diesem Bereich."

            das ist ein fehler.denn auch im privaten bereich besteht die für die senior*innen potentiell tödliche gefahr einer übertragung des corona-virus:



            der staat sollte darüber nachdenken lassen wie er risikolose zwischenmenschliche begegnungen zwischen enkel*innen und grosseltern ermöglichen kann.

            man könnte zum beispiel videotelefone in alters und pflegeheimen installieren.beziehungsweise solche geräte vom sozialen dienst in private haushalte bringen lassen.

            räumliche distanz die jetzt zum schutz der gesundheit älterer menschen geboten ist ,ist nicht dasselbe wie soziale ausgrenzung oder sollte es zumindest nicht sein

          • @Deep South:

            Bitte informieren Sie sich was den Umgang zwischen Kindern und Großeltern angeht. Zum Beispiel hier:

            www.spiegel.de/fam...-922e-cfd268cbcb4b

            • @Jossi Blum:

              Da steht nichts Anderes, als ich gesagt habe. Es gibt keine Verbote, es gibt nur Ratschläge. Und die, weil man Senioren als Riskiogruppe nicht weiter gefährden möchte.

              "Aber nach dem jetzigen Stand ist es das Beste, was wir tun können, ältere, geschwächte und kranke Menschen zu schützen, und zwar durch räumliche Distanz.

              Eine passende Formulierung könnte sein: "Es ist im Moment für euch besser, wenn Ihr keinen intensiven Kontakt zu uns und den Kindern habt. Wir haben zwar keine Symptome, könnten aber mit dem Coronavirus infiziert sein und möchten eine mögliche Übertragung nicht riskieren."

              (Zitat aus dem von dir genannten Artikel)

              • @Deep South:

                Ja, an den Rat hält sich BLUM doch. Daher ist es m.E klug. Meine Kinder dürfen auch nicht zu meinen Eltern, obwohl dies ungemein hilfreich wäre aufgrund der Kita-Schließung.

                Zum Thema Asiaten im Zug: die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Touristen gehandelt hat, ist nicht gering. Daher kann ich die Distanz verstehen. Bei meiner Kassiererin im Supermarkt, die da seit Jahren Sitz, nicht. Trotzdem würde ich das meinen Mitmenschen nicht als Rassismus auslegen, sondern als übertriebene Vorsicht oder Panik.

  • "Vielleicht können wir die soziale Isolation dazu nutzen, darüber nachdenken, was das überhaupt ist, diese Solidarität."

    Vielleicht haben Sie die Chance, den Anfang zu machen, verpasst.

  • Sie fordern Solidarität? Wo ist Ihre Solidarität gegenüber den Schwachen und Alten, die momentan besonders unter Druck stehen? Sind die Ihnen wurscht im Namen des Großen und Guten? Alles, was ich von Ihnen lese, ist ein von oben herab(es) Verfolgen Ihrer Mission.

    • @resto:

      Sie erwarten von Frau Aydemir Solidarität mit alten weißen Männern?

      Das würde ja nun gar nicht der Marke Fatma Aydemir entsprechen.

      Das macht sie nur heimlich privat.

  • "Man schoss auf Menschen, die vor Krieg flohen, vor Krankheit, vor kaputter Infrastruktur, vor Hunger, vor Tod. Kommen diese Ängste irgendwem bekannt vor?"

    Abseits von Kriegsflüchtlingen wohl älteren Menschen wahrscheinlich, die den Krieg noch erlebt haben. So wurde mir jedenfalls von Bekannten erzählt, die von Älteren berichteten, die sich in der jetzigen Situation daran erinnert fühlten und ähnliche Ängste entwickelten.

    Ansonsten ist es eher ein gutes Zeichen, das nicht zu kennen. Es zeugt von einer langen Abwesenheit solcher Situationen. Was gut ist.

  • Zitat aus dem Artikel: "Vielleicht können wir die soziale Isolation dazu nutzen, darüber nachdenken, was das überhaupt ist, diese Solidarität. Denn dass sie nicht gerade zu den Stärken dieses Landes und Kontinents zählt,..."



    __



    Welcher Kontinent HAT denn diese Stärken? Amerika? Asien? Afrika? Australien?

  • 6G
    65572 (Profil gelöscht)

    "Am Ende standen sie auf einer dieser wackligen Metallplatten, die zwei Waggons verbinden, ..."

    In welchen Zug hat es Sie da verschlagen?

  • Um von Solidarität zu schwafeln und gleichzeitig eine Krise, die am Ende Tausende das Leben gekostet habe wird als Chance zu sehen, die "endlich" gekommen ist, sind aber schon ziemlich krude Gedankengänge von Nöten.

    Aber wer weiß, vielleicht stirbt mit den Alten und Schwachen ja das Böse.....

    • @Deep South:

      Das haben sie wohl falsch verstanden.Uns bietet sich die Chance eben mit diesen Schwachen und Alten solidarisch zu sein.Ob die Bevölkerung Europas dazu in der Lage ist,wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

      • @pippilotta_viktualia:

        Da hab ich gar nichts falsch verstanden. Solidarität würde zunächst mal damit beginnen, seine persönliche Agenda, die man immer durch jedes Thema prügeln muss, in so einem Moment mal hinten anzustellen.

        Der Satz mit den Alten und Schwachen war eine zynische Antwort auf einen zynischen Artikel, weiter nichts.

  • ich will nur mal von den deutschen reden. gerade deutsche leiden unbemerkt an isolation glaube ich. die pandemie oder ihre auswirkungen sind ehr das gegenteil davon fürs land.jeder kennt auch das gleiche thema. aus mangel an bunten angeboten, leistungszwang, schulpflichtigen könnte notgemeinschaften, zusammenhalt und abwechselnde elternbetreuung in spielkreisen und anderer niedrigschwelligen beschäftigungsangebote für jugendliche werden. so könnten später mehr mitmenschlichkeit nicht unbedingt mitgefühl durch gewachsene strukturen entstehen wie das kennenlernen von solidarität.

  • Hallo Frau Aydemir, welche Chance soll das real sein, jenseits von Allgemeinplätzen wie "Solidarität"? Die verhindert doch keine Viruspandemien. Aber Druck auf China zu machen, um die hygienischen Zustände auf deren Viehmärkten zu verbessern, schützt uns vor dem nächsten unbekannten Virus der sich um die Welt ausbreitet.

  • Fehlt eigentlich nur noch der Hinweis aus die Hauptrisikogruppe, gefolgt von dem Stossseufzer ", endlich".

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Von den vielen Definitionen und Meinungen Bekannter und Unbekannter finde ich die von Jürgen Habermas

    „Wer sich solidarisch verhält, nimmt im Vertrauen darauf, dass sich der andere in ähnlichen Situationen ebenso verhalten wird, im langfristigen Eigeninteresse Nachteile in Kauf.“

    für mich recht einleuchtend.

    Solidarität

    de.wikipedia.org/wiki/Solidarit%C3%A4t

    Privilegien hinterfragen:

    „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

  • Die Autorin meint es nicht zynisch und ist es doch - eine Krise als wünschenswert zu bezeichnen, die lebensbedrohlich für ältere und gesundheitsschwache Menschen ist, ist für mich an Zynismus nicht mehr zu überbieten

  • Ich habe irgendwann aufgehört Artikel von Frau Aydemir zu lesen.

  • Solidarität ist ein großes Wort und eine große menschliche Eigenschaft.

    Und manchmal ist es auch eine Metapher, um Täter zu markieren, Gruppen zu benennen, Ohnmachtsgefühle auszudrücken, Änderungen herbeizuführen - für eine Welt, die einem besser gefällt und in der die falschen Gruppen weniger Einfluss haben.

    Vielleicht sollte man dafür auch andere Worte verwenden.

    • @Markus Michaelis:

      "Solidarität ist ein großes Wort"

      Genauso wie "Baum" (ein etwas kleineres Wort) oder Brillenetui (ungefähr gleich gross) oder "erwiesenermaßen" (ein Bisschen grösser).

      Ich glaube, Sie wollen darauf hinaus, nicht solidarisch sein zu müssen, ohne dass man Sie "unsolidarisch" nennt.

      Have your cake and eat it too.

      Sehr geschickt, das.

      • @tomás zerolo:

        @Zerolo: nein, ich will, ganz direkt gesagt, darauf hinaus, dass mir zuviele Menschen, die sich für Solidarität und die gesamte Menschheit einsetzen, nach meinem Gefühl in der gelebten Praxis zu sehr über andere Menschen hinwegtrampeln, ohne darüber groß nachdenken zu wollen. Das liegt glaube ich zuerst daran, dass die Menschen sehr verschieden denken, mit sehr verschiedenen Prioritäten und sehr verschiedenen Erzählungen. Das liegt auch daran, dass niemand das Ganze wirklich versteht. Nun muss man deswegen nicht jedes miese Verhalten durchgehen lassen - überhaupt nicht. Man muss aber andererseits auch nicht wild Tätergruppen suchen, wo doch erstmal nur Unverständnis und Verschiedenheit vorliegt.

        Oder noch anders gesagt: wer behauptet solidarisch für die Welt zu stehen, soll erstmal zeigen, wieviele Menschen wirklich hinter ihm stehen. Und er sollte sich fragen, was die ausgemachten Tätergruppen wirklich kausal beitragen. Nach der Prüfung sollte man dann natürlich gegen unsolidarische Menschen vorgehen - im Rahmen der Freiheit, die es bei vollständiger und kontrollierter Solidarität auch wieder schwer hat.

    • @Markus Michaelis:

      Ich fürchte, Fatma wird das nicht verstehen.

  • Als ich Titel und Autorin las konnte ich schon erahnen, in welche Richtung dieser Artikel gehen würde und was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht.



    Corona, Hanau und die Situation an der griechisch-türkischen Grenze in einen Zusammenhang zu setzen und daraus dann irgendwelche poltischen Forderungen abzuleiten finde ich vollkommen unangemessen und deplaziert.



    Es fällt mir schwer, solche Kolumnen ernst zu nehmen.

  • Wir werden nichts daraus lernen. Nur was uns direkt Nachteile verschafft wird als Bedrohung und somit Problem erkannt was es zu bekämpfen gilt. Corona ist ein Problem. Also alles was vorher unmöglich war geht plötzlich, vom grenzenlosen Geld was bereitgestellt wird bis zur Schließung von ganzen Wirtschaften (also die Wirtschaft halt;-)). Keinesfalls vergleichbar mit Kunststoff im Pazifik oder Klimaflüchtenden oder Ihr Rassismus in der U-Bahn. Das betrifft uns nicht. Somit lohnt es nicht, sich ehrlich und grundsätzlich zu engagieren oder gar eine Ändeurng zu erzwingen. Es ist egal.



    Solidarität gibts nur unter den eigenen Leuten. Und das mit den "eigenen Leuten" hört hinter der nächsten Nationengrenze auf (wenn das überhaupt so weit reicht). Das ist meine wichtigste Erkenntnis aus allem was ich gerade höre, von München bis Berlin. Das führt mich auch zum Gedanken dass wir erst recht ein starkes Europa brauchen wo übergeordnet entschieden wird und Kurtz, Merkel, Orban... oder Großfreistaatler Söder und wie die alle heißen sind zu repäsentativen Regionalfürsten zu degradieren.

    • 6G
      65572 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Zu Ihrem letzten Satz:

      Wenn ich mir die Vereinigten Staaten von Amerika ansehe, die vergleichbar mit einem starken Europa sein könnten, ist mir sogar der Söder lieber.

  • Oh je ich verstehe, daß da jemand verletzt ist ob des vermeintlichen oder auch tatsächlichen Rassismus. Nur was soll das ? Glaubt die Autorin im Ernst, daß so eine Krisenerfahrung oder meinetwegen sogar eine Opfererfahrung die Menschen solidarischer macht ? Das dürfte ziemlich naiv sein. Und ob das nicht Einlassen von Flüchtlingen an der EU-Außengrenze etwas mit Rassismus zu tun hat, auch wenn sich daran natürlich diese Rassisten besonders gerne beteiligen und jubeln, wage ich zu bezweifeln. Nein ich kann die Sichtweise der Autorin nicht teilen, aber ihre Erbitterung angesichts des immer noch vorhandenen oder auch wiedererstarkenden Rassimus verstehe ich. Ich möchte nur mal anmerken, daß immer noch mehr als 400 rechte Gewalttäter in die Illegalität abgetaucht sind und leider nicht wie damals die RAF mit Aushängen gesucht werden, obwohl der Staat endlich gegen rechts durchgreifen wollte.