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Brombeerkoalitionen aus CDU und BSWLetztes Mittel gegen die AfD

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

In Erfurt und Sachsen werden CDU und BSW Notkoalitionen bilden, die wenig verbindet. Doch nur so kann man die AfD von der Macht fern halten​.

Wahlabend in Erfurt: Mario Voigt von der CDU und Katja Wolf vom BSW stehen mit Bjön Höcke im Studio Foto: Michael Kappeler/dpa

I n Dresden und Erfurt werden CDU und BSW versuchen, Regierungen zu bilden. Das wird ein zäher Prozess, der Monate dauern kann. Die Regierungen, die dort vielleicht entstehen, werden Negativkoalitionen sein – gebildet, um die Rechtsextremen von der Macht fernzuhalten.

Für dieses politische Experiment sind CDU und BSW nicht gut präpariert. Die CDU darf in Thüringen wegen eines surrealen Unvereinbarkeitsbeschlusses zwar mit den Putin-Fans des BSW regieren, nicht aber mit der Linkspartei von Bodo Ramelow, der als Landesvater christlicher als die CDU und sozialdemokratischer als die SPD wirkte. Das westdeutsche Parteiensystem hat im Osten mitunter dysfunk­tio­nale Effekte.

Ein Problem auf dem Weg zu stabilen Regierungen ist Sahra Wagenknechts Ansage, dass sich CDU und SPD gegen die Stationierung von US-Raketen und gegen mehr Waffen für die Ukraine bekennen müssen. Realpolitisch hat das wenig Sinn. Die US-Raketen werden im Westen stationiert, die CDU ist dafür nicht verantwortlich. Und selbst wenn Sachsen und Thüringen im Bundesrat Initiativen für weniger Waffen und Raketen einbringen würden – sie würden abgelehnt. Ende der Durchsage.

Doch Wagenknecht braucht „Frieden“ als sinnstiftende Chiffre, um den Graben zwischen der populistischen Hybris, dass alles mit einem Fingerschnipsen ganz anders sein könnte, und der kleinteiligen Landespolitik (keine Tablets in Grundschulen) zu überbrücken. Das BSW lebt von dem Versprechen radikaler Komplexitätsreduzierung, der Illusion, die Mühen politischen Handelns in Mehrebenensystemen könnten einfach weggepustet werden.

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Die „Alle gegen Eine“-Koalition

Es kann am Ende in Erfurt und Dresden stabile Regierungen geben, als Koalitionen oder mit verbindlichen Tolerierungen. Dafür wird geschickte Wortdrechslerei nötig sein, um die für die CDU heilige Westbindung und BSW-Friedensparolen in Kompromissformeln zu verknüpfen. Auch das BSW kann mitspielen.

Die Rolle als Juniorpartner in einer Landesregierung gefährdet zwar Wagenknechts Stilisierung als moralischer Konterpart der Mächtigen. Ob sie die Regierungsbeteiligungen will, ist offen. Und das BSW ist eine autoritär geführte Top-down-Organisation.

Aber wenn die BSW-Fraktionen in Erfurt und Dresden mitregieren wollen (wofür einiges spricht), haben sie Druckmittel in der Hand. Zoff oder gar eine Spaltung würden Wagenknechts Chancen bei der Bundestagswahl 2025 ruinieren. Rhetorisch rüstet die BSW-Spitze gerade ab: Man biegt von „Keine Waffen für die Ukraine“ zur Formel „Mehr Diplomatie“ ab.

Aber lohnt das? Für das Gelingen dieser Anti-AfD-Regierung müssen sich alle Beteiligten bis an die Schmerzgrenze verrenken. Die Alle-gegen-einen-Dramaturgie bekräftigt die Opfererzählung der AfD. Vielleicht macht dieses letzte Antifa-Aufgebot die AfD in fünf Jahren ja noch stärker. Vielleicht haben gerade Regierungen, in denen zusammenkommt, was nicht zusammengehört, den Effekt, zu beflügeln, was verhindert werden soll.

Die Alternative könnte ein Faschist als Ministerpräsident sein

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So kann es kommen. Aber was ist die Alternative? Christdemokraten wie Roderich Kiesewetter fordern einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit dem BSW, weil man mit Putin-Anhängern nicht regieren dürfe. Solche politischen Selbstfesselungen richten in diesem unübersichtlichen Gelände Schaden an. Der Preis wäre eine Lähmung der Demokraten.

Falls sich CDU, BSW, SPD und Linkspartei in Erfurt politisch blockieren, könnte Björn ­Höcke sogar Ministerpräsident werden. Dann könnten den Rechts­ex­tre­men in einem dritten Wahlgang ihre eigenen Stimmen reichen. Die Wahl des FDP-Manns Thomas Kemmerich mit AfD-Stimmen 2020 hat gezeigt, dass böse Überraschungen möglich sind.

Die Erwartung, dass sich Faschisten im Amt selbst entzaubern, ist in Deutschland schon einmal herb enttäuscht worden

Man sollte nach den AfD-Erfolgen erkennen, dass Dämonisierungen nicht viel nutzen. Brandmauern zu beschwören, wenn AfD-Kandidaten fast 50 Prozent bekommen, ist bloße moralische Selbstertüchtigung. Aber Höcke als Ministerpräsident, selbst wenn er machtlos, weil ohne Mehrheit wäre? Das ist mehr als fahrlässig. Höcke ist der radikalste Vertreter des faschistischen Flügels der AfD. Er zielt auf ein ethnisch bereinigtes Deutschland, er will die Demokratie zerstören.

Die Erwartung, dass sich Faschisten im Amt selbst entzaubern, ist in Deutschland schon einmal herb enttäuscht worden. Wenn demokratische Parteien zulassen, dass in Erfurt ein Faschist an die Macht kommt: Wie soll die Union die AfD dann anderswo auf Distanz halten?

Kurzum: Die CDU-BSW-SPD-Regierungen sind nicht schön, aber nötig. Sie sind der Griff zur Notbremse. Die Gefahr, dass der Zug sonst entgleist, ist real.

Mehr zu Thüringen und Sachsen nach den Wahlen im Bundestalk, dem politischen Podcast der taz.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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44 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
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  • Ich votiere für eine Minderheitsregierung.



    Das erscheint mir ehrlicher und transparenter den Bürger:innen gegenüber, da in dem Fall bei konkreten Sachfragen jede andere Partei ihre Position sichtbar machen, ihre Argumente vortragen und hinsichtlich Gegenargumenten Stellung beziehen muss.



    Es ist anstrengend, aber das erscheint mir für die Politiker als auch für Bürger:innen lehrreich und lohnenswert, weil eine größere Bandbreite an Möglichkeiten diskutiert werden kann und daraufhin Vorschläge verworfen oder genehmigt werden.

    Manchmal werden kleine, manchmal große Kompromisse notwendig, aber die Sichtbarkeit der Parteien tritt meiner Einschätzung nach deutlicher hervor.

  • Lasst einfach die AfD eine Regierung bilden. Die AfD soll sich Koalitionspartner suchen und eine stabile Mehrheit finden.

    Nur so wird sich zeigen, dass die AfD keine Alternative ist. Lasst sie regieren, wenn sie eine Mehrheit finden.

    Alles andere wird zu einer weiteren Stärkung der AfD führen.

  • Eine Option wäre, UNION, BSW, SPD machen aus weiter geschäftführenden Ministerpräsidenten Bo Ramelow Linkspartei durch Abstimmung im Thüringer Landtag mit Mehrheit zum Ministpräsidenten einer Minderheitsregierung, wodurch der UNION Unvereinbarkeitsbeschluss 2018 nicht berührt wäre, um selber Zeit dafür im eigenen Lager zu gewinnen, ob es überhaupt zur Brombeerkoaliion kommt oder nicht

  • "Letztes Mittel gegen die AfD



    In Erfurt und Sachsen werden CDU und BSW Notkoalitionen bilden, die wenig verbindet. Doch nur so kann man die AfD von der Macht fern halten​."



    Ich frage mich, wie viele überzeugte CDU-Wähler das verschreckt - und wo die hinwandern...

  • Ich glaube nicht, dass derartige Koalitionen mit Partnern die sehr stark unterschiedliche politische Einstellungen und Ziele haben (bei vorhandenen Schnittmengen, die aber eher Ausnahmen darstellen) funktionieren können. Das fängt schon bei der Kombination CDU-BSW an. Merz, Günther und Kretschmer mögen das vielleicht aus taktischen Gründen gut finden aber wie erklärt man das den Parteimitgliedern an der Basis? Die fragen natürlich "Warum ist das BSW erlaubt, und die AfD nicht?" worauf es schon keine klare Antwort gibt. Dann kommt das Argument dass diese Anti-AfD Koalitionen eine Wiederauflage der DDR-Blockparteien wäre, die witzigerweise in der DDR "Antifaschistisch-demokratischer Block" hiessen. Könnte man heute fast genauso schreiben, oder? usw usf, und schließlich zeigt doch gerade die Ampel was passiert wenn Parteien koalieren die nur durch den Willen zur Macht, bzw gegen Ende durch die Furcht vor Neuwahlen - zusammengehalten werden. Alles Wasser auf die Mühlen der AfD.

  • "... Notkoalitionen bilden, die wenig verbindet ..."

    Da reden wir offenbar über die Ampelkoalition, oder ?

    Denn dorthin passt ja die FDP, wie ein Fisch in der Wüste Gobi.

    Die Parteien sollten ihr Dogma lieber mal dort konzentrieren wo es unsere Demokratie am Nötigsten hat !

  • Ich sag’s mal so: eine (im Kern sozialdemokratisch gefärbte) Populismus-Kröte zu schlucken, dürfte Demokraten - zumal noch solchen, die gerne selbst ausgiebigst mit populistischen Stilmitteln arbeiten - weitaus leichter fallen als ein faschistisches Krokodil. An dem kann man nämlich auch ersticken.

  • Eine "Alle-gegen-Eine" Koalition ist eine selbstmörderische Strategie für die Demokratie. Laßt die AfD doch eine Minderheitenregierung mit ein paar abtrünnigen CDUlern und BSWlern versuchen. Armes Thüringen, aber Ihr wollt es nicht anders!

    • @Deutschfranzose:

      Klar. Die "Thüringer" (33%) wollen es nicht anders. Was das für Migranten, Sozialprojekte, Kulturschaffende und andere nichtgenehme Gruppen bedeutet, wenn man die Afd "mal machen lässt" is ja wurscht, man selbst muss da ja nicht leben. Da wird ständig eine Brandmauer beschworen und erklärt, dass die AfD gesichert rechtsextrem ist. Wenns dann aber ums Eingemachte geht, heißt auf einmal "lasst sie doch regieren".



      Und wenns dann doch nicht wie erwartet im Chaos endet, dann kann man sagen, schaut her, die CDU hat sich einer demokratischen Koalition verweigert.

    • @Deutschfranzose:

      Sind Sie sich wirklich sicher, dass es sich nur um ein „paar abtrünnige CDU‘ler“ aus dem Osten handelt … oder stehen nicht am Ende des Tages die vierzig (oder sind es inzwischen 100?) westdeutschen Erstunterzeichner des offenen Briefes an die CDU-Führung ganz alleine im Regen?



      Merz betont doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit, der Kanzler müsse innerhalb der Ampel ein Machtwort sprechen, müsse von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch machen und treibt so die Regierung geschickt vor sich her. JETZT wäre DIE Gelegenheit, mal innerhalb seines EIGENEN Ladens Führungsstärke zu beweisen.



      Noch habe ich in dieser Sache nichts von ihm gehört.

  • Der Vorschlag bringt der afd wohl die absolute Mehrheit bei der nächsten Wahl.

  • "Aber lohnt das? Für das Gelingen dieser Anti-AfD-Regierung müssen sich alle Beteiligten bis an die Schmerzgrenze verrenken."



    ... wird nicht gelingen — siehe Ampel. Da war am Anfang pure Harmonie und Aufbauwille. Lasst die Nazis sich selbst entzaubern.

    Gruß



    Fritz

  • "Doch Wagenknecht braucht „Frieden“ als sinnstiftende Chiffre, um den Graben zwischen der populistischen Hybris, dass alles mit einem Fingerschnipsen ganz anders sein könnte, und der kleinteiligen Landespolitik (keine Tablets in Grundschulen) zu überbrücken. Das BSW lebt von dem Versprechen radikaler Komplexitätsreduzierung..."



    Und genau das haben doch die WählerInnen des BSW zielgerichtet goutiert. Vielen sind die nationalen politischen Machtgeplänkel zu komplex und die Weltlage ist viel zu kompliziert. Offensichtlich haben sie Vertrauen zu einer "Retorten-Partei" und Vertrauen in eine Führung, die sich für größere Aufgaben noch konstituieren muss. Gibt es eine stärkere Absage an das bisherige Angebot (Establishment ist mir ein Regal zu hoch)?



    Der NRW- Landesverband kommt aktuell hinzu, bundesweit werden sich neue Möglichkeiten ergeben.



    Vielleicht interessiert sich dann auch eine der etablierten Parteien für politisch Marginalisierte, die ihre Positionen sonst sogar als Stigma erleben. Vielen ist vielleicht auch eine Frau an der Spitze die richtige Besetzung.



    Wissenschaftlich ermittelte Zahlen zeigen die Motivlage bei BSW-WählerInnen.

  • CDU Wähler und BSW Wähler worden betrogen.

    Die Glaubwürdigkeit dieser beiden Parteien sink quasi auf Null, dass wird sich bei der nächsten Wahl bemerkbar machen.

    • @ulf hansen:

      Ach, so eingefleischte CDU-Wähler sind das von ihrer Partei seit Jahrzehnten gewohnt, die kennen nix anderes und wählen noch jeden Besenstiel, der ihnen hingehalten wird … zumindest in den traditionellen CDU-Hochburgen im „tiefen Westen“. Andererseits zeichnen sich derartige Landstriche in der Regel durch eine stärkere AfD-Resilienz aus.



      Sorgen bereiten mir dagegen die vielen BSW-Wähler mit ihrem Wankelmut und ihrer Neigung zu einfachen, populistischen Parolen. Wenn’s Wagenknecht - und es scheint ja tatsächlich alles an dieser einen schillernden Figur zu hängen - gründlich vergeigt (wie ehedem mit der „Sammlungsbewegung Aufstehen“), landen die alle blitzeschnelle in den Fängen der AfD. Okay, einige besonders trübe Funzeln auch im esoterischen Nirwana oder wieder in einschlägigen linksextremen Polit-Sekten. Ich hab’s selbst erlebt und bin von solchen Experimenten gründlich geheilt.



      Wagenknecht? Nie wieder!

  • Eine Notkoalition. Wenn die das machen, steht die AfD nächstes Mal bei 50%.

  • "Über Raketenstationierungen sollten auch die Länder beraten, findet Sevim Dağdelen. Eine Landesregierung mit BSW-Beteiligung müsse sich außenpolitisch positionieren".

    Mehr braucht es wohl nicht um um das BSW engültig von Koalitionsvehandlungen seitens der CDU auszuschließen.

    Also bitte liebe CDU, auch wenn euch nie wähle, oder gewählt habe, bleibt standhaft und arbeitet nicht mit dem BSW zusammen.

  • "Vielleicht haben gerade Regierungen, in denen zusammenkommt, was nicht zusammengehört, den Effekt, zu beflügeln, was verhindert werden soll."



    Ich würde das VIELLEICHT durch MIT SICHERHEIT ersetzen - man sieht es in Deutschland, man sieht es in Frankreich - je verzweifelter und, ja auch hanebüchener man versucht AfD und RN von der Politik auszuschließen, desto größer ihr Zulauf.



    ---



    "Die Erwartung, dass sich Faschisten im Amt selbst entzaubern, ist in Deutschland schon einmal herb enttäuscht worden."



    Und doch ist es die einzige Chance, denn Migration und Klimawandel sind extreme Herausforderungen ohne Aussicht auf schnelle Lösungen, beides sind Jahrhundertaufgaben. Die jetzt gehäuft auftretenden islamistischen Anschläge sind nochmal extra Brandbeschleuniger.



    So lange die AfD nicht in politische Verantwortung kommt, kann sie ihr Lied von 'wir würden alles anders machen, mit uns bekämt ihr eure alte Normalität zurück' singen.



    Ja ein Höcke als Ministerpräsident wäre fahrlässig, aber besser als eine Weidel als Kanzlerin.



    So lange die AfD nicht in die Verlegenheit kommt zu regieren wird sie - wie all die letzten Jahre - peu a peu anwachsen.

  • Die drei auf dem Bild vermitteln jetzt nicht unbedingt Vertrauen, nicht phänotypisch, sondern von der Programmatik her. Man fragt sich schon, wie schlimm es um ein Land bestellt sein muss, wenn man mit solchen Kandidaten und Programmen antreten muss und wie schlimm es um die Bevölkerung stehen muss, wenn die sowas wählt.

  • Das BSW ist keinen Deut besser als die AfD. Gott bewahre, dass die CDU oder sonst wer ein Bündnis mit diesen Feinden einer freiheitlichen Ordnung eingeht. Fahrlässig wäre es ein Bündnis mit dem BSW einzugehen. Und wenn am Ende eine MP Höcke steht unter Tolerierung des BSW, dann ist wenigstens Farbe bekannt und die Thüringer können sehen, wie sie die Suppe auslöffeln, die sie sich selbst eingebrockt haben. BSW ist AfD mit rotem Anstrich; unwählbar für jeden Verteidiger einer freiheitlichen Gesellschaft.

  • Glaubwürdigkeit, es geht um Glaubwürdigkeit. So erreicht man das nicht. Dann sagt doch einfach, okay, mit dem Ergebnis können wir nicht regieren.

  • "Sie sind der Griff zur Notbremse. Die Gefahr, dass der Zug sonst entgleist, ist real."

    -->Vielleicht verwechselt man hier aber auch die Bremse mit dem Gaspedal. Kiesewetter hat nämlich einen Wunden Punkt aufgezeigt: Die CDU ist eine rechte Partei, Mitte-Rechts aber unzweifelhaft rechts. Sie kann sich nicht einfach so Wagenknecht und Co. öffnen. Da gibt es durchaus Wähler der CDU, die das als Verrat ansehen und sich deswegen umorientieren können (wohin bloß?).

    Die andere Gefahr ist, dass die absolute Mehrheit der thüringischen und sächsischen Wähler "rechts" gewählt haben (aufgespaltet in mitte-rechts und ganz rechts). Wenn die CDU jetzt links koaliert, dann ist das ein Problem für diejenigen Wähler, die sich eine rechtere Politik wünschen. Die wählen dann nämlich beim nächsten Mal noch weiter rechts außen.

    Ich halte mittlerweile einen Ministerpräsidenten Höcke im 3. Wahlgang ohne jede Chance auf eine Mehrheitskoalition für am sinnvollsten. Wenn man den Umfragen glauben darf, wollen noch nicht einmal die Mehrheit der AfD Wähler einen MP Höcke. Der wäre dann aber seine Regierungszeit ohne Mehrheit eine lame duck und man könnte in 5 Jahren einen "Höcke weg"-Wahlkampf machen.

  • Ich habe das jetzt dreimal gelesen und zur Frage aller Fragen kommt der Autor genau so wenig, wie die ganzen anderen Theoretiker, die da gerade von der Seitenlinie aus gute Ratschläge erteilen (wir sind ja alle gute Bundestrainer?).

    Diese „Wortdrechselei“, überleben die auch alle an der Wahlurne? Daß man solche Koalitionen am Verhandlungstisch schließen kann und sie dann irgendwie schön labern kann verstehe ich schon. Nur, verstehen das meine Mitbürger auch, oder sehen wir dann gleich die zwei nächsten Zombieparteien, denen die Wählerschaft abhanden gekommen ist?

    Wie eine Sarah Wagenknecht ihren Wählern verkaufen will zusammen mit der CDU gäbe es „Linke Politik“, ist mir genau so ein Rätsel, wie die CDU ihren Wählern erklären will, mit BSW und der Toleranz der Linken gäbe es eben keine linke Politik, sondern den Konservativen Dingsbums…

    Ich halte diese Planspielchen für theoretisch möglich, aber praktisch nicht durchzuhalten.

    Wir haben gerade ganze 7 Parteien auf der Liste der plausiblen Möglichkeiten (incl. CSU 8), die sich demnächst einen beinharten Bundestagswahlkampf liefern werden.



    Da gehts mindestens für 2 davon um die Wurst, eher für 3… Man darf gespannt sein…

    • @Nafets Rehcsif:

      Sind sie schon mal auf die Idee gekommen, dass das BSW gar keine originär "linke" Politik haben möchte? Hören Sie sich die Vertreter doch an - wo erkennen sie da so viel linkes, um das BSW als "links" einzuordnen? Sie sind konservativ um nicht zu sagen rückwärtsgewandt im der Wirtschafts- und Klimapolitik. Gesellschaftspolitisch sind sie ziemlich konservativ, ich denke an die Haltung zu Migration/Asyl - da sind die Positionen sehr, sehr ähnlich. Sozialpolitisch sind sie etwas weiter links einsortiert - es wurde ganz zart nach Steuern fürs reichste Prozent gerufen, sonst nichts. Nichts was landespolitisch relevant wäre. -- Aber, das stimmt, in der Außenpolitik sind sie ziemlich unterschiedlicher Ansicht. Wobei die Kröte, die das BSW anbietet, doch auch nicht soo riesig ist, wie alle immer tun. Eine Positionierung, dass man die Stationierung v. US Raketen in den jew. Ländern nicht möchte, was billig ist, weil es sowieso nicht zur Debatte steht und ein wenig Druck auf Merz für mehr Diplomatie im Ukraine Krieg. Mehr ist ja doch nicht zu kriegen und verändert öetztlich nichts. Dieser Preis ist so unverschämt hoch, dass es die CDU in den Grundfesten erschüttert? Also ich weiß nicht.

  • "Die CDU-BSW-SPD-Regierungen sind nicht schön, aber nötig. Sie sind der Griff zur Notbremse."



    das kann nur funktionieren, wenn eine Politik gemacht wird, die einen Schwung in das Land bringt. Gelingt das nicht, ist es eine Notkoalition.



    Die Chancen für einen Schwung stehen schlecht.

    • @nutzer:

      Jetzt definieren Sie mal, wie dieser in diesem Zusammenhang eher nebulöse „Schwung“ denn aussehen könnte?



      Aber ich habe schon eine Ahnung … und da liegen wir möglicherweise nicht so weit auseinander.

    • @nutzer:

      So lange die Union von der von ihr aufgrund unseriöser Informationen herbeigeführten Schuldenbremse weiter fabuliert wird es schwer. Der bockig unfähige Finanzminister ist ja mit seiner Verrätertruppe schon abgestraft worden, macht aber nach wie vor andere dafür verantwortlich.

  • „ In Erfurt und Sachsen werden CDU und BSW Notkoalitionen bilden…“

    Ist das eine Info für die es irgendwelche Belege gibt, oder ist das eher nur ein Stoßgebet des Autors?

  • Da wird ein Bumerang draraus.



    Wenn eine Koalition nur nach dem Motto "Hauptsache gegen die AfDummheit" und nicht mehr "Hauptsache für die Bürger" geschlossen wird, dann könnt ihr es auch gleich bleiben lassen. Denn das Ergebnis ist Frust und somit wählen baei nächsten mal noch mehr die dumme Alternative.

  • "Die CDU darf in Thüringen wegen eines surrealen Unvereinbarkeitsbeschlusses zwar mit den Putin-Fans des BSW regieren, "

    Mir ist kein neuer Landtagsabgeordnete vom BSW in Sachsen oder Thüringen bekannt, der sich in der Vergangenheit positiv über Putin geäußert hat.

    Im Gegenteil viele wie zB Wolf haben sich in der Vergangenheit nicht nur kritisch gegenüber Diktaturen, sondern auch Autorkratien gezeigt.

  • "Die Erwartung, dass sich Faschisten im Amt selbst entzaubern, ist in Deutschland schon einmal herb enttäuscht worden."

    Auf der anderen Seite sehen wir gerade die Grünen, wie sie sich selbst entzaubern und an der harten Realität gnadenlos scheitern. Das ist m.M. nach eher ein vergleichbares Szenario.

  • Schätze mit diesen Notkoalitionen wird das Ergebnis, wie das der Ampel sein: Unbeliebtheit trotz ganz guter Dinge. Das Problem mit den Rechtsextremen wird auf die nächste Wahl vertagt.



    Lasst die doch machen, damit deren Wähler ihren Irrtum erkennen. Lernen sollte man von allen Wahlen in Europa wo die Rechtsextremen bereits wieder abgewählt wurden, zumindest aber an Popularität deutlich wieder verloren haben. Was man jetzt macht in Thüringen und Sachsen ist ein zwanghaftes Weiter so, was die AfD auf ihre mehr als 30% gebracht hat. Schaffen die das im Bund auch, ist der Schaden wesentlich größer, aber auch das werden wir überstehen. Wenn der Souverän gewählt hat, sind die Würfel gefallen. Also gebt ihnen die Gelegenheit, um zu zeigen dass Rechtsextreme nichts können.

  • Eine Minderheitsregierung der demokratischen* Parteien in der Mitte mit wechselnden Mehrheiten von rechts oder links. Wenn BSW oder Linke nicht vernünftig sind, dann wird die AfD gerne aushelfen.

    Die Linke*nde ist so demokratisch wie die DDR.

  • "Doch nur so kann man die AfD von der Macht fern halten​." Indem sich beide zerstören und in fünf Jahren die AgD die absolute Mehrheit hat? Armselig.

  • So sehe ich das weitgehend auch. Guter Artikel.

  • Ich sehe die gleichen Chancen und Risiken wie im Artikel, gewichte sie aber anders:



    Die Gefahr, dass ein Ministerpräsident die Demokratie abschafft ist wohl eher gering.



    Was allerdings passiert, wenn Parteien koalieren, die nicht zusammen passen, sieht man gerade auf Bundesebene:



    Ein Booster für die AfD!



    Wenn man sich mal die Wählerwanderungen der letzten Wahlen anschaut:



    Die meisten sind von der CDU und den Linken zur AfD gewechselt.



    Die, die noch nicht oder zum BSW gewechselt sind, werden sich nach so einer Koalition genau überlegen, ob nicht "die Alternative" eine Alternative wäre.



    Und dieser Schaden wäre langfristig.



    Dagegen ein Höcke als MP - lasst ihn doch scheitern.



    Ich glaube, die viel größere Angst ist, dass er seinen Job gut machen könnte.



    Italien ist ja auch nicht, wie angekündigt, "untergegangen", nachdem Giorgia Meloni das Ruder übernommen hat.

    • @Desdur Nahe:

      es geht nicht nur um die Repräsentation nach außen, die macht Meloni gut, sondern um das, was unter der Oberfläche umgebaut wird, wo Fakten geschaffen werden, die kein Souverän mehr durch Wahlen umkehren kann. Und die Fakten, die man jetzt erleben und erkennen kann, wenn man denn hinsieht, Kürzungen von Sozialleistungen, Aufhebung von Rechten von Minderheiten...etc.



      Der Umbau der Justiz, der öffentlich-rechtl. Medien. Einfach mal abwählen, geht gar nicht mehr. Ungarn ist ein fortgeschritteneres Beispiel.



      Höcke will den Rundfunkstaatsvertrag kündigen, genehme Richter ernennen, Sozialleistungen kürzen, etc... und zu glauben der hielte sich da an geltende Konventionen, was ein Land darf und was nicht, ist ein Wunsch. Es wird gemacht, was der eigenen Macht nützt. Und das hat sehr wohl Auswirkungen auf den Bund, Blockade wird das mindeste sein, es geht auch nicht um Thüringen, auch nicht um den Osten, es geht um das ganze Land.



      30% können ausreichen ein Land zu verändern und schlimmstenfalls zu übernehmen. Zu glauben, die afd hielte sich an Konventionen und gäbe die Macht wieder her, ist ein Wunsch.

    • @Desdur Nahe:

      AgD und BSW sind kompatibler als AgD und CDU. Migration und Russlandfreundschaft.

    • @Desdur Nahe:

      Sehe ich genauso.

    • @Desdur Nahe:

      Etwas ähnliches werde ich auch erwarten.

      Die Ampel hat versagt wegen Streitigkeiten. Die CDU/SPD/BSW-Koalition wird versagen wegen Streitigkeiten.

      Die Bürger werden sogar in der CDU enttäuscht. Und die AfD wird nichts tun müssen, um u.U. die absolute Mehrheit zu erlangen.

    • @Desdur Nahe:

      Minderheiten, ausländische Mitbürger u.s.w. leider sehr stark unter Melonis Repressionen gegen diese 'Grupoen', die kriegt natürlich ein 'normaler' Italiener nicht so zu spüren. Genauso wäre es bei uns.

  • Trotz heftiger Bauchschmerzen, kann ich Stefan Reinickes Argumente zustimmen.



    Meines Erachtens sind sie derzeit alternativlos.

  • Hauptsache an die Macht kommen, selbst wenn man seine Seele verkauft. Die CDU-Wähler werden das wohl nicht vergessen.