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Berichterstattung zu getöteter RadlerinEin Tempolimit für News

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Während Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen demonstrieren, wird eine Radfahrerin von einem Lkw überrollt. Die bundesweite Aufregung zeigt, wie wichtig Hinterfragen ist.

Grabkerze als Mahnung: Die Radfahrerin wurde in Berlin-Wilmersdorf von einem Lkw tödlich verletzt Foto: Paul Zinken/dpa

D ie Nachricht war krass. Nicht die, dass ein Lkw am Montag vor einer Woche in Berlin eine Radfahrerin überrollte. Das war, so zynisch das auch wirkt, im Nachrichtengeschäft fast noch Alltag. Leider. Krass wurde das Thema erst, als gut zwei Stunden später ein Sprecher der Feuerwehr beklagte, dass Einsatzfahrzeuge im Stau stecken blieben, weil Kli­ma­schüt­ze­r:in­nen eine Stadt­auto­bahn blockiert hätten. Da war es plötzlich eine Geschichte, zu der man was machen muss.

Dass sie zum bundesweiten Aufreger wurde, lag auch an der Medienberichterstattung. „Wegen Klima-Klebern! Retter verspätet bei Betonmischer-Unfall“, titelte das Boulevardblatt BZ in seiner Online-Ausgabe. Seriösere Medien waren kaum besser. „Feuerwehr steht wegen Klima-Blockaden im Stau fest“, hieß es beim Tagesspiegel. Und die taz titelte: „Blockade hält Feuerwehr auf.“

All das entsprach der Nachrichtenlage. Auch dass sich die üblichen Verdächtigen aus CDU und FDP, die Gewerkschaft der Polizei, die Regierende Bürgermeisterin und selbst der Bundeskanzler meldeten, um auf diese Kli­ma­de­mons­tran­t:in­nen einzudreschen, wurde selbstverständlich schnell gemeldet. Dennoch wünscht man sich manchmal ein Tempolimit – gerade im Nachrichtengeschäft. Und etwas mehr Distanz.

Natürlich darf die Feuerwehr sich darüber echauffieren, wenn sie mal wieder im Stau stecken bleibt. Das Problem ist, dass Aussagen von Feuerwehrsprechern genau wie Meldungen der Polizei von vielen Jour­na­lis­t:in­nen unhinterfragt als Fakt übernommen werden. Die sind doch schließlich seriös, oder?

Dass sich Hinterfragen gerade hier lohnt, zeigte zwei Tage nach dem Unfall der Tagesspiegel. Er rekonstruierte jede Minute der Fahrt der Feuerwehr und zeigte, dass die Klimablockade keine Auswirkung auf die Rettungsaktion hatte. Dann schrieb die Süddeutsche, dass das die den Einsatz leitende Rettungsärztin bestätige.

Für die längst bundesweit erregte Debatte spielt das kaum noch eine Rolle. Die Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen gelten im besten Fall als Störenfriede, im schlimmsten als Terrorist:innen. Der Fall zeigt, dass die Medienlandschaft bei politischem Framing nur bedingt abwehrbereit ist. Für eine demokratische Gesellschaft, die verstärkt von rechts attackiert wird, heißt das nichts Gutes.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters
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54 Kommentare

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  • Würde mich mal interessieren, wie die Staatsanwaltschaft die Straftat der Autofahrer verfolgt, die die Rettungsgasse verunmöglichten. Dieser Straftatbestand ist in der Blitz-Berichterstattung iwie gar nicht vorgekommen, scheint mir in der Sache aber relevanter als alles andere.

    • @zeroton :

      Ist eine Ordnungswidrigkeit keine Straftat

  • Die taz scheitert regelmäßig daran die Ambivalenzen solcher Themen kenntlich zu machen. Ich wundere mich ein wenig darüber, dass in diesem Artikel überhaupt nicht auf die gar nicht mal so unvernünftige Grundlage des Vorwurfs eingegangen wird. Diese Protestform kann sehr wohl Menschenleben gefährden. Zumindest auf dieses Potential sollte doch wohl hingewiesen werden, anstatt sich einfach vorbehaltlos auf die Seite der Klimaschützer zu stellen. Das Hinterfragen lohnt sich immer, nicht nur dann, wenn es der Gegenseite gilt.



    Die Protestform spiegelt die bürgerliche Stoßrichtung der Bewegung wider. Suggeriert wird, dass es primär auf die Subjekte ankommt, nicht auf die entfremdeten Verhältnisse, die den Subjekten bestimmte Handlungsweisen aufnötigen. Zugleich scheint das Wohl jener Subjekte bisweilen vollkommen nachrangig zu sein. Diese problematische Kombination aus methodologischem Individualismus und ethischem Kollektivismus durchzieht weite Teile der politischen Linken.



    Kenntlich zu machen wäre vor allem das spezifische Naturverhältnis, welches der Kapitalismus mit sich bringt. Der (bisweilen erschreckend straflüstern daherkommende) Appell an die "vereinzelten Einzelnen" (Marx), die doch bitte ihr Verhalten ändern sollen, muss angesichts des "stummen Zwangs der ökonomischen Verhältnisse" (auch Marx) weitgehend folgenlos bleiben. Klimaschutz und die dauerhaft prekäre Selbsterhaltung der Subjekte stehen in Konflikt zueinander. Die pöbelnden Autofahrer, die sich bei den Aktivisten beschweren, weil sie aufgrund von deren Blockaden zu spät zur Arbeit kommen, behalten gegen deren Voluntarismus Recht.



    Der Funken Wahrheit an der Protestform liegt meines Erachtens darin, dass die Verkrustung des bürgerlichen Subjekts durchaus zur Kenntnis genommen wird. Man muss die Menschen aufrütteln, bevor wir unsere eigene Lebensgrundlage endgültig zerstören. Das scheint mir aber mit dieser Protestform nicht wirklich zu gelingen.

    • @Taugenichts:

      so ein Quatsch - mit dieser Argumentation geht unsere Welt derweil unter - damit bleiben wir stecken in Gschwurbel und Genöle

    • @Taugenichts:

      "Man muss die Menschen aufrütteln, bevor wir unsere eigene Lebensgrundlage endgültig zerstören. Das scheint mir aber mit dieser Protestform nicht wirklich zu gelingen."

      Was für eine Protestform würden Sie vorschlagen? Wie kann das Aufhalten des Klimawandels gelingen?

    • @Taugenichts:

      "Suggeriert wird, dass es primär auf die Subjekte ankommt, nicht auf die entfremdeten Verhältnisse, die den Subjekten bestimmte Handlungsweisen aufnötigen."



      Suggeriert wird von Ihnen, die Subjekte hätten ihren Kopf nur zum Haare schneiden; Völlig von Eigenverantwortung befreit. Nein, sie haben einen nicht unerheblichen Handlungsspielraum in einem ja überkommenen System; einschließlich dem, das System selbst aktiv verändern zu können. Ich möchte aber auch nicht in einem folgenden leben, in dem diese Subjekte sich so verhalten, wie Sie es ihnen bescheinigen. Denn auch in solchem System wird ausschließlich von Mächtigen darüber entschieden, was gut und richtig ist.

      • @zeroton :

        Sie vermischen da verschiedene Punkte. Dass die Subjekte "ihren Kopf nur zum Haare schneiden" hätten, behaupte ich mit keinem Wort, dass ihr Handlungsspielraum arg beschränkt ist hingegen sehr wohl. Da handelt es sich um verschiedene Aspekte. Ich spreche gewissermaßen von einem Primat von Struktur, jedoch nicht davon, dass die Menschen unansprechbare Automaten seien.



        Dass in einer postkapitalistischen Gesellschaft "ausschließlich von Mächtigen entschieden" würde, "was gut und richtig ist", bezweifle ich. Das gilt aber auch für den Kapitalismus nicht und eben das ist der Punkt: Kapitalismus ist keine Form von personaler Herrschaft. Das bedeutet nicht, dass vom Kapitalismus nicht bestimmte Menschen mehr profitieren als andere, sondern dass es eben niemanden gibt, der das Ganze steuert.

        • @Taugenichts:

          Ja, sie behaupten nicht, aber suggerieren. ""die den Subjekten bestimmte Handlungsweisen aufnötigen..." Da gehören immer zwei dazu, weil eben auch der, der sich das aufnötigen lässt, nicht alternativlos ist. Er ist lediglich in einem Wohlstandsgetriebe als kleinstes Rad gefangen. Dieser Charakter bedarf der Führung. Was richtig und gut ist, lässt er sich sagen - autoritärer Charakter.



          Folglich besteht die große Gefahr, die postkapitalistische Alternative manifestiert sich wieder in einer klassischen Diktatur.



          Es mangelt der gegenwärtigen Linken daran, den Menschen zur Eigenverantwortung aufzurufen, ihn dafür aber wieder fürsorglich an die Hand nehmen zu wollen - quasi das Autoritätsprinzip zu füttern. Das gilt auch für die Herangehensweise beim Klimawandel.



          Das lese ich bei Ihnen ganz deutlich raus.

          • @zeroton :

            Autoritäre Charakterdispositionen entstehen gerade aus dem Konflikt zwischen permanenter narzisstischer Selbstbesetzung und narzisstischer Kränkung, der darauf zurückzuführen ist, dass die Subjekte für eine Selbsterhaltung verantwortlich gemacht werden, die nicht vollständig ihrer Kontrolle unterliegt. Darin liegt ja gerade das Problem.



            Was stimmt ist, dass die derart von der Gesellschaft zugerichteten Subjekte mit einer freien Gesellschaft überfordert sein könnten. Das gilt für uns alle, das stellt der gute Adorno sehr deutlich heraus. Dafür gibt es aber keine einfache Lösung.



            Und den Subjekten noch mehr Verantwortung für etwas aufzubürden, das sich weitgehend ihrer Kontrolle entzieht, ist ganz sicher keine Lösung, sondern wiederholt und verschärft jene psychischen Konflikte, denen das bürgerliche Subjekt ohnehin permanent ausgesetzt ist.

    • @Taugenichts:

      Wie wahr und wie genau analysiert.

      Danke dafür.

      Das dem Kapitalismus innewohnende Naturverhältnis hat meines Wissens noch keine Protestbewegung oder soziale Bewegung auch nur annähernd richtig herausgearbeitet.

      Unterm Strich blieb meistens nur ein großer Sack voll Moral.

  • 1. Die Feuerwehr stand wegen den Klimaaktvisten im Stau fest,

    2. Die Meldung der Feuerwehr lautete lediglich, dass nicht ausgeschlossen werden könne, dass...,

    3. Die Tatsache, dass die Verspätung für den Rettungseinsatz letztlich keine Bedeutung gehabt hat, ist im Ergebnis unerheblich,

    4. Beim nächsten Rettungseinsatz hat die Verspätung möglicherweise konkrete Folgen.

    Die Möglichkeit der Verspätung von Rettungseinsätzen durch diese Art der Proteste wurde bereits vor Gericht und der in diesem Zusammenhang ergangenen Berichterstattung hinreichend erörtert und diskutiert. Wieso muss es erst dazu kommen, dass ein Rettungseinsatz tatsächlich vollkommen schief läuft?

    • @DiMa:

      Nein es ist eben nicht unerheblich wenn es keine Bedeutung hatte...



      Jedenfalls in der Rechtslogik.

      • @beck jürgen:

        Die tatsächliche Gefahr der Verspätung ist durch den Vorfall verdeutlicht worden. Dies war zuvor in nicht ausreichendem Maß diskutiert worden. Jetzt hat sich auch die Bundespolitik geäußert.

        Die Frage einer Verurteilung von Beteiligten und ein etwaiges Strafmaß sind unerheblich.

      • @beck jürgen:

        Für die Rechtslogik ja, aber nicht für die Möglichkeit.

    • @DiMa:

      Also ich oute mich, in den frühen achtziger Jahren in einer Gemeinde bei Köln eine Friedensdemo mit 50 (!) Teilnehmern mitorganisiert zu haben.

      Dabei kam es hinter der Demo zu kleinen Stau und einem Auffahrunfall mit Blechschaden.



      Infolgedessen wurde der Stau noch etwas größer und die beiden Polizisten mussten sich um den Unfall kümmern, statt um die Demo.

      Fragen dazu:



      1. bin ich ein potenzieller Mörder?



      2. müssen nicht alle Demonstrationen, Siegesfeiern, Festivals, Dorffeste krininalisiert werden, wenn sie möglicherseise den verkehr behindern?



      3. Muss man deshalb nicht auch alle Baustellen verbieten und am Besten auch Unfälle generell (die beiden Hauptursachen für Staus)?

      • @Sonntagssegler:

        1. Sind sie nicht. Mord ist Töten mit Vorsatz und gewissen sog. Mordmerkmalen (niedrige Beweggründe, Heimtücke, etc.). Ich bin zwar kein Jurist, aber es dürfte zumindest eine Verkehrsbehinderung sein. In so einem Falle sind Sie verpflichtet die hierdurch entstandene Gefahrenstelle Abzusichern und den Verkehr durch entsprechende Organe (Polizei, etc.) regeln zu lassen. Tun Sie dies nicht, könnte das ein "gefährlicher Eingriff in den Staßenverkehr" (§315b Strafgesetzbuch) sein. Wenn jemand als Folge Verletzt wird, ist das "fahrlässige Körperverletzung" (§229 StGB) bei Todesfolge "fahrlässige Tötung" (§222). Wenn die Verkehrsbehinderung dazu führt, dass Rettungskräfte den Einsatzort nicht, oder nicht rechtzeitig erreichen, dann könnte das "Behinderung hilfeleistender Personen" (§323c Absatz 2 StGb) sein.

        2. Nein. Statt dessen müssen solche Veranstaltungen bei Behörden vorher angemeldet werden, damit Maßnahmen ergriffen werden können, um das Risiko für Staus und Unfälle zu minimieren (Umleitungswege einzurichten, Zugangsstraßen für Rettungskräfte zu reservieren, etc.).

        Verkehrswege sind kritische Infrastruktur: sie werden gebraucht damit Rettungskräfte, Lebensmittel, Medikamente, etc. die Orte erreichen wo sie gebraucht werden. Das ist eine Tatsache auch dann, wenn sie nicht nur zu solchen Zwecken verwendet werden, sondern auch zu Vergnügunsreisen wie Urlaub, etc. Ebenso wie die Stromversorgung kritisch ist um in Läden und auch zu Hause die Kühlschränke zu betreiben, welche die Lebensmittel frisch halten. Oder Essen zu kochen. Auch dies ist eine Tatsache, auch wenn Sie den Strom zum Computer spielen oder fernsehen verwenden.

        Stellen sie sich vor ihr Wasserversorger würde ihnen - nicht wegen plötzlicher Schäden, sondern für geplante Wartungsarbeiten - für einen ganzen Tag das Wasser abstellen, ohne vorher Bescheid zu geben. Dann könnten Sie sich auch nicht darauf vorbereiten, um die Unannemlichkeiten zu minimieren.

        3. Erübrigt sich, hoffe ich.

      • @Sonntagssegler:

        Sie übersehen den Unterschied zwischen normalen Demos, bei denen der Stau nur eine Folge der Meinungsäußerung ist und dem Festkleben, bei denen es den Aktivisten darum geht, Verkehrsteilnehmer in ihrer Bewegungsfreiheit zu behindern.

        Im Übrigen wird in diesem Zusammenhang nichts kriminalisiert. Das eine ist legal, das andere nicht.

    • @DiMa:

      Warum fahren Menschen, die in der Lage sind, Alternativen zu nutzen, jeden Tag mit dem Auto durch die Stadt, wenn sie genau wissen, dass sie dadurch Teil des Staus sein werden, der Rettungseinsätze verlangsamt, sie die Luftqualität dadurch deutlich verschlechtern (80.000 Tote jedes Jahr durch Luftverschmutzung allein in Deutschland) und die Klimakatastrophe vorantreiben? Weiß ich auch nicht. Das Problem, das durch die Proteste verschärft wird, exisitiert jeden Tag auch ganz ohne Proteste, und wird durch jede Demonstration oder andere Großveranstaltung (z.B. Marathon) zusätzlich verschärft. Ich will keine Demos abschaffen und auch nicht den Marathon, aber wenn ich als autofreier Mensch mit zwei Kindern durch das zugeparkte Berlin gehe und LKWs mit 50kmh durch viel zu schmale Straßen an uns vorbeirauschen, habe ich noch nie verstanden, wie gedankenlos Menschen anderen Menschen ihre Autos zumuten, überall, jeden Tag: fast kostenlose oder kostenlose Parkplätze statt Grünflächen, Kinder, die sich unmöglich alleine im Verkehr bewegen können, geschweige denn draußen spielen, wenn es keinen eigenen Garten gibt, anders als unsere Eltern und Großeltern, weil es einfach zuviele Autos gibt, tote Radler*innen fast jeden Tag und Staus überall. Das Konzept erschließt sich mir nicht und macht mich wütend. Dass diese Wut bei anderen nur dann zu Tage kommt, wenn zum allerersten Mal Menschen ohne Auto Schuld am Stau haben, zeigt nur, wie Sektenartig diese Autoverehrung funktioniert. Die einfachsten Zusammenhänge werden nicht mehr erkannt, die notwendigen Konsequenzen können nicht mehr gezogen werden.

      • @Maike Lala:

        Praktisches Beispiel:



        Mit dem Auto vom Land zum Arbeitsplatz am Großstadtrand über Landstraße 32 Minuten, Schnellstraße 18 (frei) - 45 (Stau) Minuten.



        Mit dem ÖPNV 1 Stunde 15 Minuten.



        Noch Fragen warum ich immer das Auto genommen habe?

        • @Rudi Hamm:

          also niedere Beweggründe :-)

      • @Maike Lala:

        Weil es am schnellsten und effektivsten ist. Ich wohne am Stadtrand und habe bisher keine besser Möglichkeit gefunden. Ich fahre sämtliche Statdtfahrten mit dem E-Auto, habe einen angemieteten Parkplatz und fahre seit 28 Jahren unfallfrei. Im Sommer erledige ich die Strecken mit dem Lastenrad. Dann leiste ich mir die 20 Min. Mehrzeit je Strecke ganz bewusst.

        Ohne das Auto könnte ich den Spagat zwischen Arbeit und zwei Kindern gar nicht leisten.

      • @Maike Lala:

        Radwege gehören vom übrigen Verkehr separiert. Die Unfallstelle war laut Berliner Morgenpost mit einem benutzungspflichtigen Radweg ausgestattet der von der zu Tode gekommenen Radfahrerin nicht benutzt wurde . Auch meine Beobachtung als gelegentlicher Radfahrer ist dass viele Radler (m/w/d ) wenig Selbstserhaltungstrieb haben. Die Hälfte fährt z.B. ohne Licht. Bitte nicht missverstehen: Das Radnetz muss ausgebaut und Vorrang haben, vor allen Dingen in den Städten.

        • @Klempner Karl:

          Ich - ohne Auto, Fußgängerin, Radfahrerin, ÖV-Nutzerin - rege mich öfters über diejenigen Radfahrer:innen auf, die aus irgendwelchen Gründen meinen, sich nicht an Regeln halten zu müssen. Gemessen an dieser Arroganz unterscheiden sie sich nicht von manchen Autofahrer:innen. Und jetzt in der dunklen Jahreszeit ohne Licht auf dem Gehweg an einem vorbei zu schießen, die Straße queren (als Autofahrerin würde ich mich riesig erschrecken) .... Fazit: Als Fußgänger:in ist man hierarchisch ganz unten.

          • @resto:

            ja sicher,



            nur weil man rad fährt wird mann noch kein besserer mensch :-)

    • @DiMa:

      !. Die Feuerwehr stand wegen der vielen Autos im Stau!



      2. Die Radfahrerin wurde von einem LKW überfahren!



      Vielleicht sollten Sie erst einmal lesen, bevor Sie so einen Kommentar schreiben!!

      • @felixul:

        Die Feuerwehr stand wegen unterschiedliche Ursachen im Stau. Nur eine einzige davon wurde vorsätzlich gesetzt.

        Und ja, es gab einen Unfall. Der kann jedem jederzeit tagtäglich passieren und wir sind alle darauf angewiesen, dass die Rettungskräfte durchkommen.

    • @DiMa:

      sehr schöne Zusammenfassung, spart mir einen eigenen Beitrag. Das Stoppen des Verkehrs schafft ein Risiko das sich früher oder später realisieren wird - oder schon hat. Denn es ist nicht unbedingt jeder Notfall im Rettungswagen unterwegs.

      • @Dr. McSchreck:

        jeder der am Straßenverkehr teilnimmt gefährdet auch diesen...



        für eine Schuld (im moralischen und rechtlichen Sinn) muss eine ursächlicher Zusammenhang bestehen, also der Festkleber müsste von den Unfall gewusst haben. Sonst ist es lediglich Daseins -oder Gottesschuld.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Touché. „Schauen Sie raus! Die Leute sind völlig bekloppt! Die drehen alle durch!“ ©TOM am 9.4.2016..



    taz.de/#!tom=2016-04-09



    ("/" Slash am Ende der URL evtl. entfernen.)

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Es ist sicherlich nicht allein mit einem Tempolimit getan.



    Die meisten Boulevard-Blätter und in Folge dann auch viele der sog "Qualitätsmedien" würden ihren Empörungsjounalismus auch noch Tage später aufrechterhalten. Weil mittlerweile leider auch viele Journalisten zum Polarisieren neigen.

    In der IT gilt den Admins der Grundsatz "Think before you type". Das wird leider oftmals vernachlässigt.



    Ich empfinde es jedoch als angenehm und angemessen, das einige Medien durchaus 1,2 Tage abwarten, bevor sie sich zu einem aktuellen Aufregen äußern.



    Davon gibt es zur Zeit leider mehr als genug ...

  • Um diesen Unfall ging es in unzähligen Berichten, ich habe noch keinen gefunden, in dem vermittelt wurde wie es dazu kam, denn daraus lassen sich häufig Lehren ziehen, für Radfahrer:innen, für LKW und PKW Fahrer:innen, und die Behörden, die für ihre Straßen und deren Gestaltung zuständig sind - dadurch lassen sich solche Unfälle vielleicht vermeiden.

    • @felix :

      Der Tagesspiegel hat recht frühzeitig über die Hintergründe berichtet (soweit solche überhaupt bekannt sind). Das Problem ist dabei, dass die Radfahrerin einen verpflichtenden Radweg nicht genutzt und sich auf der dritten Spur von rechts befunden hat. Eine erhebliche Mitschuld der Radfahrerin steht damit Raum, nur darüber will halt niemand berichten.

      • @DiMa:

        Schuld? Sie ist also Selbstmörderin? An wen hat Sie sich denn sonst Schuldig gemacht?



        Darf man alles auf der Straße überfahren, dass da nicht sein sollte?

  • Schön wärs. Aber die Nachrichten müssen raus. Da bleibt keine Zeit zum Nachdenken. Da Internet ist schnell.

    Schlimm ist jedoch, dass diese Vorlagen gerne vom politischen Gegner aufgenommen werden. Darauf habe viele nur gewartet. Da wird dann schnell der Klimaaktivist zum Klimaterrorist. Der Klimaschützer zum Klimaspinner. Die Nachricht, ob wahr oder falsch, wird vergessen. Aber die Forderungen nach härteren Gesetzten bleiben.



    Ist ja auch viel einfacher so, dann braucht man sich wenigstens nicht mit der eigentlichen Thematik auseinandersetzten.

    Dieses ist doch längst politisches Kalkül und darüber wird dann viel zu wenig berichtet.

    Fast als Lehrbuchbeispiel ist hierfür m. E. die kürzlich geführte Diskussion um das von Ravensburger zurückgezogene Winnetoubuch. Das die meisten der BILD-Propaganda auf dem Leim gegangen sind, wird kaum erwähnt.

    • @WoodWood:

      Ich teile die Argumentation. Es wird von der Politik sofort zum Anlass genommen, die Klimaproteste möglichst zu kriminalisieren. Es wird somit deutlich, dass konsequente Klimapolitik nicht gerne gewünscht ist. Und viele Medien übernehmen diesen Populismus in der Funktion eines Lautsprechers...

  • fakt bleibt ...

    strasse ist nicht der ort, der zu verstopfen ist.

    mögen sich die aktivisten vor der russischen oder chinesischen botschaft festkleben.

  • naja, es ist doch so, dass dieser Vorwurf zumindest als theoretisch real erscheint, genau deshalb sprangen so viele drauf an. Das es diesmal wohl nicht so war, ist dann doch erleichternd, (obwohl eine Person dennoch tot ist), ändert aber nichts daran, dass diese Protestform genau diese Reaktion und Vorwüfe provoziert... Straßenblockaden sind nun mal in keiner Version geeignet Symapthien zu erzeugen, sondern provozieren maximalen Gegenwind. Angeblich geht es doch genau darum...? Dann müsste auch manipulative und verdrehte Diskreditierungsversuche erwartbar sein...



    Irgendwie erscheint mir das Klagen über den Gegenwind genauso sinnlos wie die Aufregung der anderen Seite über ein paar Staus... um`s Klima, um Veränderung geht es in beiden Fällen nicht

    • @nutzer:

      Naja & irgendwie et al. - das nutzt sich irgendwie bi lütten auch ab.



      Hier geht’s doch aber - worauf - fly zitiert - Friedrich Küppersbusch hinweist & die Hetzer als wohlfeile bewusste Trittbrettfahrer.



      &



      Ein Olaf Scholz - der mal eben flott polizeiliche in HH G20 nicht gesehen hat



      Zeigt einmal mehr: - kann auch als Kanzler die Klappe nicht halten & zeigt einmal mehr: “Daß Politiker keine Juristen sind - auch wenn sie über zwei Staatsexamen verfügen!“ © Bernhard Schlink

  • Leider ist das von unserer Politik, und unseren Medien die allgemeine Realität - mit außenpolitischen Themen ist es zu oft auch so, da steckt aber meistens Absicht dahinter.



    In beiden Bereichen werden wirkliche Verbesserungsmöglichkeiten dadurch verhindert.

  • Noch schlimmer wird es, wenn es eben nicht "ein [x-beliebiger] Sprecher der Feuerwehr" war, sondern er so vorbelastet war, dass man Absicht vermuten könnte:

    Laut der Kolumne von Küppersbusch:

    "Die Zündelei geht auf einen Pressesprecher der Berliner Feuerwehr zurück: Dr. Rolf Erbe. Auf seinem privaten Account feuert er schon länger gegen „Klima-Kleber“ und Gendersprache: „Das ist kein Deutsch.“ Diesmal nutzte er den offiziellen Twitterkanal der Feuerwehr und gab einen O-Ton in der RBB-„Abendschau“. Einmal in der Welt, standen allerhand beflissene Brandbeschleuniger von Bild bis Buschmann bereit."

    • @fly:

      Wenn das stimmt, das der Herr Rolf Erbe als Pressesprecher der Berliner Feuerwehr "gezündelt" hat, gehört dieser Mensch supendiert.

      Das Seltsame war ja, dass in der ersten Pressemitteilung der Polizei davon die Rede war, dass die Radlerin geborgen wurde, ohne auf "Herkules" zu warten und unnötigen Aktionismus an den Tag zu legen.

  • ich denke es liegt auch am leser die nachrichten einzuordnen, leider überleben wenige radfahrer*innen einen zusammenstoßt mit einen lkw, auch wenn ein bergungskran drauf warten würde....

  • Der Punkt ist, warum die Meldungen so durch die Decke gingen: es kann jedes Mal tatsächlich der Fall sein.

    Wie viele Notfälle sitzen zudem in privaten PKWs (gesundheitliche wie private Notfälle).

    Von diesen Notfällen bekommt niemand jemals etwas mit.

    Hier muss mehr Solidarität gelten!

  • Also ich fand eigentlich nur den Fakt krass, dass sofort ein Irrer mit Messer Selbstjustiz üben wollte. Die Aufregung über diesen recht alltäglichen Unfall und seine Folgen ist nicht krass, sondern nur Symptom einer Gesellschaft, in der dank sozialer Medien jeder Volldepp eine Stimme hat.

  • Alle haben es eben geglaubt, weil es möglich schien. Ich auch.

    Die Hetzer haben dann gehetzt, weil sie das immer tun.

    Mich hat die Möglichkeit, dass es so gewesen sein könnte, schockiert und die Reaktionen der Aktivisten auch.

    Dabei vergesse ich mal Tadzio Müller, den kann ich eh nicht ernst nehmen.

    Was ich unangenehm fand, dass man nicht eine Pause einlegte, wenigstens bis zur Klärung der Umstände.

    Das apokalyptische Moralisieren der Gruppe geht mir auf den Geist, aber das was passieren muss, ist natürlich klar.

    Vielleicht wäre es besser, Aktionen zu machen, die die Leute mehr mitnehmen, so wie Blockade der Flugzeuge.

    • @Jim Hawkins:

      So sehe ich es auch.



      Dann besser irgendwas am Starten hindern (zur Arbeit mit dem Auto müssen viele ohne es sich aussuchen zu können, fliegen müssen die wenigsten) oder eben Ketchup auf die Blaue Mauritius.

      Wenn ein ganzer Straßenabschnitt abgesperrt und die Menschen drauf festgesetzt werden kann sonst was passieren. Eine Aufzählung spare ich mir, da dürfte wohl bei den Meisten die Fantasie ausreichen.

      Da können die beiden älteren Aktivisten jetzt drei Kreuzzeichen machen oder mehrere Schnäpse trinken oder eine dicke Entspannungstüte durchziehen oder einen Tee wenn sie keinen Einfluss auf den Gang der Dinge hatten.

      Der Radunfall mit dem Betonmischwagen bleibt unsäglich tragisch für das Opfer, die Angehörigen und auch Unfallbeteiligten (Verursacher).



      Niemand sollte in seinem Leben jemals in so etwas verwickelt werden!

    • @Jim Hawkins:

      wie soll das denn genau gehen?



      Mir war von Anfang an klar, dass die Demonstranten bestimmt nicht die Ursache sind, wenn Radfahrer überrollt werden. Vielleicht sollte man öfter mal beim ADFC verbei gucken, als bei der BILD...

      • @beck jürgen:

        Stellen Sie sich vor, ich lese weder BILD, noch das wahrscheinlich öde ADFC-Organ.

        Ihnen möchte ich vorschlagen, mal nur spaßeshalber zu versuchen, ohne Unterstellungen zu argumentieren.

        Nur um zu sehen, wie sich das anfühlt.

        • @Jim Hawkins:

          was ist denn:



          "Alle haben es eben geglaubt, weil es möglich schien"



          als eine grobe Unterstellung?

          • @beck jürgen:

            Ihnen war also vom ersten Moment an klar, dass die Aktion nichts mit dem Drama zu tun haben könnte?

            Mir und den meisten Medien wohl nicht.

            Und die Kuh ist immer noch nicht ganz vom Eis:

            "Die Verantwortung trägt nicht die Notärztin, sondern der Einsatzleiter

            Generell gilt aber bundesweit: Lasten werden angehoben und nicht mit eigener Motorkraft weggefahren. „Egal ob der Rüstwagen gebraucht wurde oder nicht. Er wäre nach bundesweiten Regeln erforderlich gewesen“, sagt ein erfahrener Feuerwehrmann.

            „Außerdem gilt: Wir setzen uns nie in ein Unfallfahrzeug. Hätte der Kollege versehentlich den Rückwärtsgang eingelegt, hätte das 26 Tonnen schwere Fahrzeug die Ärztin oder die Kollegen umfahren können.“

            www.berliner-zeitu...eingehen-li.284566

            Den Aktivistinnen und Aktivisten geht es um das Leben, das Überleben. Das verstehe ich und die haben ja auch in vielem recht.

            Dennoch fand ich es unverständlich, dass man nicht wenigstens so lange pausierte, bis Klarheit in der Sache herrscht.

  • Danke.…anschließe mich.

    unterm——



    Könnteste glatt Onkel Herbert Wehner ruhrpöttlerisch paraphrasieren:



    “Wennste sooonen Hals hest! Wollnich.



    Ist der Verstand schnell im Arsch!“



    Normal Schonn.

  • "Dennoch wünscht man sich manchmal ein Tempolimit – gerade im Nachrichtengeschäft. Und etwas mehr Distanz."

    Der Kampf ist dank social media verloren... Den Wunsch finde ich aber gut. Ein ähnlicher Fall, wenn auch mit anderen Framing: Gil Ofarim. Da hätte ich mir auch sehr gewünscht, dass sowohl bei der 1. als auch der 2. Nachricht, mehr Ruhe und Abwarten gewaltet hätte, anstatt erst den einen und dann den anderen vorzuverurteilen.