piwik no script img

Klimaneutraler Stahl auf der KippeEs steht viel auf dem Spiel

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Thyssen äußert Zweifel an der Produktion von „grünem Stahl“. Das wäre ein verheerendes Signal für die Öko-Transformation.

Das ThyssenKrupp Steel Stahlwerk in Bruckhausen in NRW Foto: Jochen Tack/imago

D ie Bundesregierung steckt sehr viel Geld in die grüne Transformation der Industrie. Und sie hat auch gute Ideen, wie die Klimaschutzverträge aus dem Hause Habeck zeigen. Mit diesen Verträgen nimmt der Staat Unternehmen Investitionsrisiken ab – ist die Gewinnzone erreicht, fließt das Geld an den Staat zurück. Aber: Was ist, wenn Ma­na­ge­r:in­nen oder In­ves­to­r:in­nen trotz aller Hilfen kein Interesse an einem klimafreundlichen Umbau ihrer Produktionsanlagen haben? Einfach weil es lukrativer ist, das fossile Geschäft mitzunehmen, solange es Gewinne abwirft, und danach abzuwickeln. Oder weil ihnen Klimaschutz suspekt ist.

Das ist kein theoretisches Szenario, wie die Diskussionen um grünen Stahl von ThyssenKrupp zeigen. Der Vorstand erwägt, das Pilotprojekt für die Produktion von klimafreundlichem Stahl mithilfe von Wasserstoff aufzugeben – auch auf Druck des fragwürdigen tschechischen Investors Daniel Křetínský, der sich bei ThyssenKrupp eingekauft hat. Der Milliardär ist durch Investitionen in den Energiesektor reich geworden und steht für das Gegenteil­ von Klimaschutz.

Das Pilotprojekt für die Produktion von klimafreundlichem Stahl ist nicht nur für Wirtschaftsminister Habeck wichtig, der sich dafür in die Bresche geworfen hat. ThyssenKrupp soll immerhin gewaltige zwei Milliarden Euro vom Staat für die Vorzeigeproduktionsanlage bekommen. Das ist ein gute Investition. Grüner Stahl symbolisiert die Machbarkeit des klimafreundlichen Umbaus der Industrie. Jetzt droht aus dem Vorbild ein Menetekel für die Unmöglichkeit der grünen Transformation zu werden – das wäre verheerend. Der Umbau braucht positive Beispiele als Wegweiser; er wird nur gut gelingen, wenn auch viele ihn für möglich halten.

Es steht viel auf dem Spiel: Kann und soll die Bundesrepublik ein starkes Industrieland bleiben oder nicht? Wie diese Frage beantwortet wird, sollte auf keinen Fall im Ermessen eines klimaverachtenden Milliardärs liegen. Deshalb könnte ein kluger Schritt sein, dass die Bundesregierung ihm seinen Unternehmensanteil abkauft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
Mehr zum Thema

34 Kommentare

 / 
  • Verheerend ist, dass das Thema "grüner Stahl" immer weiter vorangetrieben wurde obwohl doch schon sehr lange klar ist, dass das unbezahlbarer Stahl wird.

  • Grüner Stahl ist eine Chimäre, ersonnen im grünen Elfenbeinturm. Wasserstoff ist unerschwinglich. Das haben die Chinesen längst kapiert und produzieren wie immer. Selbst die Franzosen sind mit ihrem grünen Atomstrom besser dran.

  • In der alten Welt wird Eisenerz und Koks auf den Weltmärkten gekauft und per Schiff zu den Stahlwerken gebracht. Der Standort spielt keine große Rolle. Die Marktchancen sind für alle ähnlich.

    Um Wasserstoff per Schiff zu transportieren, muß er 2 mal teuer umgeformt werden. Zukünftig wird Rohstahl – ohne dauerhafte Subventionen - nur dort produziert werden können, wo der Wasserstoff erzeugt wird.

    Zur Wasserstofferzeugung könnte Deutschland nur überschüssigen Strom aus Erneuerbaren Energien einsetzen. Den gibt es leider in Deutschland keine 1000 von 8760 Stunden im Jahr. Der Ausbau von Solar und Windenenergie führt zwar zu mehr Strom, aber zu gleichen Zeiten, und daher nicht zu wesentlich mehr Betriebsstunden für Elektrolyseure.

    In Äquatornähe liefert 1 Solarmodul fast 4 mal so viel Strom wie hier. Finnland und Norwegen haben Laufwasser. Frankreich Kernkraftwerke. Belgien hat die Laufzeit von 2 Kernkraftwerken verlängert, um Strom zur Stahlproduktion zur Verfügung stellen zu können. Die deutschen Standorte werden nicht nur weltweit, sondern auch innerhalb Europas die höchsten Beschaffungskosten haben.

    Die Stahlwerkbetreiber haben das rechtzeitig erkannt. Die Politik muß es noch.

    • @Donald Duck:

      Das sehe ich auch so. Zumindest die Reduktion von Eisenerz wird in die Länder wandern, die über Eisenerzvorkommen und viel Sonne verfügen - Australien, Brasilien und eventuell noch Südafrika. Statt des Erzes wird dann der kompaktere Eisenschwamm verschifft.



      Für die deutsche Stahlindustrie bleibt dann noch die Stahlschmelze im Lichtbogen mit viel Strom und Knowhow beim Legieren und der anschließenden Umformung.



      Temporär werden bei der Eisenschwamm Herstellung noch die Länder mit Erdgas ins Geschäft kommen.



      Im Geschäft bleiben könnten europäische Anlagenbauer wie die SMS. Die leben bereits heute weitgehend vom Export.

      • @ValueFreak:

        Produktionen, die viel Strom verbrauchen, sollen zukünftig fertigen, wenn viel Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht.

        Alle Produktionsschritte, die viel Strom verbrauchen lassen sich in Ländern mit Laufwasser, fossilen oder atomaren Kraftwerken zuverlässiger organisieren.

        Solarenenergie in Äquatornähe hat den Vorteil, daß sie dort in der Erzeugung jahreszeitlich nicht so gravierend schwankt wie in unseren Breiten. Dort können auch Elektroöfen nicht nur billger, sondern auch recht zuverlässig ganzjährig planbar betrieben werden.

        Standardprodukte wie Eisenbahnschienen und Baustähle können dort günstiger CO2-arm produziert und dann importiert werden.

        In Frankreich stehen zur Zeit einige Kernkraftwerke still, weil sie im Sommerhalbjahr nicht benötigt werden. Vielleicht kommt es noch zu einem Deal. Deutschland beteiligt sich an den Fixkosten solcher Kraftwerke, nutzt die verfügbaren Kapazitäten im Sommer und produziert soviel Wasserstoff, daß es auch über den Winter reicht. Die Umformung entfällt und hiesige Elektrolyseure kämen wenigstens auf einige tausend Betriebsstunden im Jahr.

        In Frankreich wurde natürlicher Wasserstoff entdeckt. Vielleicht kommt da noch was...

        • @Donald Duck:

          „In Frankreich stehen zur Zeit einige Kernkraftwerke still, weil sie im Sommerhalbjahr nicht benötigt werden.“



          Na bzw weil sie zeitweise in den letzten Jahren kein Kühlwasser im Sommer hatten. So schaut’s aus…

  • @ALEX24

    "...der Aufpreis schlicht zu hoch "

    Wenn Sie die Ertrunkenen heute und die Verhungerten morgen nicht mit einpreisen...

  • Wenn man anerkennen würde, dass der Kapitalismus planetare Substanz in Müll und Rendite umwandeln muss, um zu funktionieren, dann könnte man sich überlegen, wie dieser Kreislauf gebremst oder unterbrochen werden kann. Das ist mühsam, für ein anderes Wirtschaftssystem haben wir keine Blaupause.



    Wasserstoff, Wind und Sonne helfen dabei nicht. Sie sind, wie "grüne" Vorzeigestahlwerke oder andere Pilotprojekte, nur zusätzliche Investitions- und Spekulationsobjekte; in der Regel für den Technologieexport. Wie Musterhäuser haben sie nur das Ziel, mehr Häuser zu verkaufen, mehr planetare Substanz in Müll und Rendite zu trennen.



    Die Energie, die den globalen Kapitalismus antreibt, ist das freie Kapital der Investoren, Spekulanten und Milliardäre. Wird es ihnen zu grün oder bunt, dann drohen sie abzuwandern oder sie sabotieren politische Ziele. Wenn der Primat der Politik zurückerobert werden soll, dann muss Politik auch hier ansetzen!

  • Dass sich in einem Unternehmen die Manager und Eigentümer wechseln oder ihre Meinung ändern, kommt nun mal vor. Bei Subventionsprojekten sollte der Staat daher Vereinbarungen verbindlich und nicht kündbar ausgestalten. Am schlechtesten ist es, wenn die staatlichen Stellen die Investoren längere Zeit hängen lassen, bevor eine Förderbewilligung kommt und auch von Brüssel abgesegnet wurde. Das erhöht das Risiko des Abspringens erheblich (vgl. Chipfabrik im Saaland). Besser ist freilich, es gibt mehrere (Stahl-) Unternehmen, die sich im Wettbewerb um so ein Projekt bewerben.

    Noch besser sind einfache Verpflichtungen, die ohne staatliche Gelder einen Wechsel zu klimaneutraler Produktion anschieben. Beispielsweise könnte die Zulassung von PKW daran geknüpft werden, im Umfang eines Prozentsatzes des Stahlgehalt die Herstellung von Grünem Stahl nachzuweisen, z.B. verteilt auf die kommenden 10 Jahre. Entsprechend bei Baustahlverbrauch, beim Aufbau von Windkraftanlagen usw.

    • @meerwind7:

      "Entsprechend bei Baustahlverbrauch,"

      Mal abgesehen davon, dass doch zur Mietpreissenkung unbürokratischer und billiger gebaut werden soll.

      Baustahl kommt zu großen Teilen aus dem mehr oder weniger benachbarten Ausland - Eisenbahnschienen (Stichwort: Verkehrswende😇) sogar vollständig (100,0%)!

      Also würde das entweder - mal wieder 🙄 - Symbolpolitik oder man müsste das Thema "grüner Stahl" gleich noch in Donawitz, Belval, Hayange, Katovice, Třiniec oder sogar Bilbao etablieren - auch deshalb, weil man sonst dank freiem Warenverkehr innerhalb der EU mit so einer Regelung eine Bauchlandung hinlegen würde wie das Trio Infernale Seehofer/Dobrindt/Scheuer mit seiner Ausländermaut.

  • Nochmal: Es geht nicht (primär) um Wasserstoff als Energielieferant. Das ist selten sinnvoll, richtig. Es geht um Stahl-, bzw. genaugenommen erstmal um Roheisenherstellung, dazu muss man das Eisenerz reduzieren. Das braucht zwar auch Energie, die könnte ja auch Erdgas liefern, da bräuchte man nicht die Kohle aus Übersee über Rotterdam und den Rhein importieren und dann in der Kokerei zu destillieren. Vor allem braucht man ein "grünes" Reduktionsmittel. Damit wäre man zukunftsfähig, und hätte einen Vorsprung. Den man mit konventioneller Methode nicht hat.

  • Können wir es bitte nicht "klimaneutralen Stahl" nennen, das ist ein Witz, Stahl wird niemals klimaneutral sein.....der andere Artikel hier in der Taz zu dem Thema macht es besser, er spricht von "klimafreundlicherem Stahl"

  • Nicht alles was gewollt ist, ist auch möglich.



    "Grüner Stahl" ist in unseren breiten Nonsens bzw. der Aufpreis schlicht zu hoch um marktfähig zu sein.



    Da geht es auch nicht um Anschubfinanzierung, sondern das Geschäftsmodell ist nicht funktional. Klar kann man jetzt, ähnlich wie beim Ökostrom bestimmte Abnahmepreise garantieren, aber das läuft dann rein national und hat mit Marktwirtschaft nix mehr zu tun.

    • @Alex24:

      '"Grüner Stahl" ist in unseren breiten Nonsens bzw. der Aufpreis schlicht zu hoch um marktfähig zu sein.'

      Aha. Aber Nicht-Grüner Stahl ist es? Wohl kaum. Die einzige Chance, Duisburg als Stahlstandort zu erhalten, ist zukunftsfähige "grüne" Produktion (für den an sich nachhaltigen Stahl).

      • @Spirou:

        Wenn grüner Stahl die einzige Chance für Duisburg als Stahlstandort ist, dann ist Duisburg als Stahlstandort so tot wie die Textilindustrie oder der Silberbergbau hierzulande. Ganz einfach und unverblümt ausgesprochen...

  • Klimaneutrale Stahlherstellung, ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll.

  • "Es steht viel auf dem Spiel: Kann und soll die Bundesrepublik ein starkes Industrieland bleiben oder nicht?"

    Genau. Und das liegt zu einem wichtigen Anteil an verlässlicher und preiswerter Energie.

    Und genau an diesem Punkt hat sich Habeck bzw. die aktuelle Regierung verhoben:



    Bevor dieser Punkt nicht sicher repariert ist, braucht man von weiterer Transformation der Industrie nicht zu träumen.

    " Deshalb könnte ein kluger Schritt sein, dass die Bundesregierung ihm seinen Unternehmensanteil abkauft."

    Wie "klug" der Staat als Unternehmer agiert, sieht man gerade an VW.

  • Equinor, Shell und nun ThyssenKrupp. Davor das Pilotprojekt in Deutschland zur Herstellung gruenen Wasserstoffs aus ueberschuessigem Solar- und Windstrom.



    Wasserstoff, ob blau oder gruen, scheint nicht so der Renner zu sein.

    Habeck, uebernehmen Sie. Wenn das keine Gelegenheit ist mal wieder ein paar Milliarden zu verheizen, dann weiss ich auch nicht.

  • Milliardär hin oder her, was passiert, wenn ei. Unternehmen zu der Überzeugung gelangt, dass es "Grünen Stahl" niemals zu wirtschaftlich vernünftigen Preisen geben wird? Dann hat man möglicherweise eine transformierte Produktion, kommt jedoch wirtschaftlich nie in den grünen Bereich.

    Um ganz sicher zu gehen, müsste Herr Habeck wohl oder übel sein eigenes Stahlwerk errichten.

  • Die chemischen Grundlagen zur H2O-Spaltung in H2 und O2 sind schon "historisch". Und, da bin ich mir sicher -selbst Chemiker-, dass diese Idee zur "Energiespeicherung" bereits am Anfang dieser verkorksten Energiewende bedacht und als ungeeignet bewertet worden ist. Nennen wir es mal wegen sehr problematischer phys. und chem. Eigenschaften, der deprimierend schlechten Energiebilanz.



    (Ohne Speichertechnologie ist die gesamte Energiewende murks, es geht noch nicht einmal um "Dunkelflaute", sondern um ggf. mehrstündige Pufferungen, so dass ein halbwegs "planbare" Einspeisung entsteht. Ansonsten ist EE keine Ergänzung sondern eher eine Netzstörung.)



    Dass H2 jetzt als neueste Sau durchs Dorf getrieben wird, ist eher als terminale Ratlosigkeit zu bewerten, eine funktionale H2-Technologie ist noch in sehr weiter ferne....

    "Grüner Stahl" aus EE ist so nicht machbar und ein langfristiges Planwirtschaftssubventionsgrab.

    PS : sicherlich sind die EE-Erzeugungskosten supi billig, Wind und Sonne kosten nix. Allerdings sind hier die Anlagenkosten/Auslastung einfach sehr teuer, da sollte man pro erzeugtem kW die erheblichen Mehrkosten nicht einfach unterschlagen... EE ist TEUER. Und Speicher?

    • @ton.reg:

      Es geht bei der grünen Stahlherstellung doch primär nicht um "Energie". Da ist H2 vermutlich keine Lösung, da nutzt man den grünen Strom besser direkt. Es geht um die Reduktion von Erz zu Eisen, und dazu braucht man (neben Energie) ein Reduktionsmittel. Das ist derzeit im Hochofen Koks, bzw. CO. Den gilt es durch was anderes zu ersetzen, und da bietet sich H2 an.

      • @Spirou:

        Da haben Sie sicher Recht. Wie geschrieben, bin selber Chemiker.

        (Zur Roheisengewinnung muss dem gebundenen Sauerstoff im Eisenerz (FeOx) ein attrakiverer Partner als Fe angeboten werden, wobei attraktiv hier mit Energiefreigabe (exotherm) zu verstehen ist, das alles -damit es in absehbarer Zeit passiert- bei hohen Temperaturen. Dabei liefert die "H2-Verbrennung" bereits im Wesentlichen die Schmelztemperatur. )



        Die Energiefrage ist hier, zu welchen Kosten/Wirkungsgrad etc. kann das benötigte H2 für einen kontinuierlichen Prozess erzeugt werden? Einmal angeworfen....

        Das Argument mit -real suventioniertem - billigstem "Überschussstrom" in Elektrolyseanlagen ist absehbar ein Wunschdenken. Die Investitionskosten solcher Anlagen erforden möglichst eine 365/24-Auslastung, ansonsten ist der H2-Preis schwindelerregend. Also wohin mit dem Überschussstrom? Bzw. woher soll der Hauptstrombedarf für H2 -Erzeugung kommen?

        Hier in der Nähe (Schweitz) wird gerade ein grüner H2-Gewinnungsprototyp geplant. Und damit das Ganze überhaupt Sinn ergeben kann, kommt der grüne Strom aus einem grundlastfähigem Wasserkraftwerk. Wie zukunftsweisend....

        • @ton.reg:

          Ich empfehle, unabhängig davon ob es nun für Stahl taugt, mal von der Idee zweier Elektroden im Wasser Abstand zu nehmen und sich in das Thema Elektrolyseure einzulesen. Ich glaube bzw meine festzustellen zu müssen, dass der allgemeine Wissensstand zur Wasserstofferzeugung etwas stark veraltet ist. 70 Prozent ist Standard, es geht aber heute auf die 95 Prozent zu, sogar im industriellen Maßstab. Stell Dir vor Deutschland kann mal was aber keiner der Einheimischen außer den daran arbeitenden Ingenieuren merkt es…

    • @ton.reg:

      "sicherlich sind die EE-Erzeugungskosten supi billig, Wind und Sonne kosten nix. Allerdings sind hier die Anlagenkosten/Auslastung einfach sehr teuer, da sollte man pro erzeugtem kW die erheblichen Mehrkosten nicht einfach unterschlagen" Hä? Die Gestehungskosten werden schön gerechnet? Jetzt bin ich aber gespannt...

      • @MeinerHeiner:

        Relevant sind nicht die Betriebskosten zur Erzeugung, es sind die Endkosten aller erforderlichen Investitionen bis eine versorgungssiche "Lieferung" gegeben ist.

        Frage : Warum sind unsere Strompreise -inzwischen mit unseren Steuern schöngerechnet- trotzdem Spitzenklasse, wo wir doch ca. 50% des "billigsten" Stroms einspeisen?

        Und wenn ich aus meinem Fenster schaue.. da stehen drei WKs auf dem Berg. Manchmal drehen sich diese auch. Bei den dabei eher lauen Lüftchen wohl kaum mit Nennleistung. Jahresschnittliche Effektivität < 15-20%. Oder über die Nutzungsdauer gerechnet (16-20 J. dann Materialermüdung), laufen die ca. 3-4 J. mit Nennlast, und stehen 12-16 J. nutzlos herum. Dann teilen Sie die Installationskosten durch die Strommenge, rechen Sie das zu den "Betriebskosten" pro kW



        (Offshore ist die Sinnhaftigkeit wohl eher gegeben.) und addieren erhebliche Netzregelkosten + noch fehlender Speicher/Pufferkosten. Das ergibt den Minimalpreis für EE/kW.



        (+ Irre Ausbaukosten für Netz, Trafohäuschenupgrades etc...)

        Keine Frage, man muss kurzfristig von den endlichen Fossilen weg. Aber ein dysfunktionaler Irrweg ist keine Lösung, sondern ein suizidales Pulverfass. Plan B?

  • Gut, dann muss man neben den Subventionen die Fossilen entsprechend hoch für die Industrie besteuern. Das macht Wasserstoff auf einmal sehr viel attraktiver.

    • @torrez:

      Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, woher unser Wohlstand kommt? Ich meine jetzt nicht das Grundrecht auf "Malle und iPhones für alle", sondern ein abgesichertes -gerne auch leistungsloses- Leben? Woher kommen denn inzwischen die Produkte, nicht nur des täglichen Überlebens, zu einen Preis, dass es großzügig umverteilt werden kann?



      (Überraschung: diese produzieren Leute für Tageslöhne, welche ein Handwerker hier für einmal Nasepopeln auf die Rechnung schreibt)

      Und warum machen das all die freundlichen Leute, liefen gleich noch all die Rohstoffe/Energie usw. zu Schnäppchenpreisen?



      Weil wir konkurenzfähig Industrieprodukte (Exportweltmeister) an die Reichen dieser Länder verkaufen...

      Wenn uns die Industrie abwandert, eingeht, dann wird es unangenehm. Die neuesten Genderreports werden kaum Exportschlager, auch nicht gegenwertsloses Neuverschuldungsgeld.

      Zuerst wird der Bespaßungs-/Kulturindustrie und div. Selbstverwirklichungsberufen der Stecker gezogen, der Sozialstaat wird auf Suppenküche eingedampft usw., denn von nichts kommt nichts..

      Solidarität mit dem Gaza-Streifen dergestalt, dass man ebenso nur durch internationale Hilfslieferungen existieren kann?

  • "Thyssen äußert Zweifel an der Produktion von „grünem Stahl“



    Mit ein paar weiteren Milliarden Subventionen lassen sich die "Zweifel" sicher ausräumen.

    • @sollndas:

      Und gerade waren staatliche Subventionen für die Industrie noch "unfair" - allerdings nur, wenn China das macht.

  • "Deshalb könnte ein kluger Schritt sein, dass die Bundesregierung ihm seinen Unternehmensanteil abkauft."

    Mein erster Gedanke war, das das vielleicht genau der Plan ist.

  • Sorry, aber wir sind auch ohne große Stahlindustrie ein Industrieland. Das hat man auch dreißig Jahre lang über den Verlust des Kohlebergbaus erzählt. Ist beides Unsinn.



    Wir müssen uns auf die Zukunftsindustrien konzentrieren. Die Stahlindustrie gehört nicht dazu, warum?



    Weil die Herstellung mit H2 hier wesentlich teurer ist als in den sonnenreichen Gegenden. Pv-Strom kostet dort nur ein Cent die kWh. Damit ist das H2 auch entsprechend billig, also in Saudi-Arabien oder Namibia. Ein Stahlwerk können sie auch dort errichten.



    Wir müssen H2 teuer erzeugen oder importieren. Diesen Nachteil können wir nicht wettmachen, zumindest für den Weltmarkt.



    Wir müssen uns entscheiden, wenn wir keine günstigen Akkus bauen wollen, wird es demnächst auch keine Autoindustrie mehr geben. Ganz einfach.



    Also muss man dort investieren, ist doch ganz einfach, oder nicht?

    • @Surfbosi:

      Was in ihrer Analyse fehlt ist der Punkt, dass entweder das H2 oder der Fertigstahl verschifft werden müssen und dabei ist der Export des H2 kostengünstiger.

      • @stefschu:

        Na ja, wenn H2 mit dem Schiff transportiert werden soll haben sie mindestens zwei Mal Verluste bei der Umwandlung,also in flüssigen Zustand beim Export und dann wieder zurück in Gas. Würde mal sagen da gehen locker bis zu 30% verloren. Das habe ich bei einem festen Aggregatzustand beim Stahl ja nicht. Pipelines sind teurer und bei größeren Entfernungen unrentabel. Dann kommen ja noch Kosten für den Kauf des H2 hinzu. Da will ja auch jemand profitieren.



        Das sind alles Kosten, die der direkte Produzent von H2 und Stahl nicht hat. Wie soll man dagegen konkurrieren?

  • Ich erinnere mich noch lebhaft als der TK-Vorstand mit viel Tamtam den Umstieg auf "grünen Stahl" in Hamburg verkündet hat.



    Jetzt erst wird mir klar, dass das vom Staat (vor-)finanziert geworden wäre.



    E'lich eine gute Idee - aber wenn das Kapital das Vorhaben sabotiert ist der Staat wohl machtlos.

    Staatsräson ade !