Kampagne gegen SUVs: Riesenautos sind zu billig
Übergroße Fahrzeuge nehmen viel öffentlichen Raum in Anspruch. Dafür sollen die Halter:innen zahlen, etwa mit höheren Parkgebühren.
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Brauchen viel Platz in der Stadt: Ein SUV in einer Straße in Berlin Foto: Erik Irmer
Es muss nicht gleich ein Cadillac Escalade sein oder ein Lincoln Navigator. Ein BMW X7 oder ein Audi Q7 sind zwar nicht ganz die 5,70 Meter lang, die die beiden größten US-amerikanischen SUVs messen. Aber mehr als 5 Meter haben sie auch, breiter und höher als durchschnittliche Pkw sind sie ebenfalls. „Übergroße SUV sind eine Gefahr für alle Verkehrsteilnehmenden, belasten Umwelt und Klima und nehmen wertvollen Platz ein“, sagt Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Sein Verband hat jetzt in 174 Städten formale Anträge gestellt, Maßnahmen gegen den SUV-Boom zu ergreifen. Bereits im Juni hatte er 150 andere Kommunen dazu aufgefordert.
Konkret fordert die DUH, dass die Halter:innen für größere Fahrzeuge höhere Parkgebühren zahlen. Die Städte sollen konsequent kontrollieren, ob die markierten Parkflächen eingehalten werden und Verstöße rigoros ahnden. Mehr als 21.000 Menschen hatten die DUH Reschs Angaben zufolge aufgefordert, aktiv zu werden.
Ein erster Versuch in Freiburg, gestaffelte Parkgebühren für größere Fahrzeuge einzuführen, war vor einem Jahr noch an der konkreten Ausgestaltung gescheitert. Aber inzwischen gibt es Beispiele, dass es geht.
Nachdem einige Länder ihren Kommunen erlaubt hatten, die Parkgebühren für Anwohner:innen selbst zu regeln, hat Koblenz schon im März als erste Stadt ein neues Modell etabliert. Dort berechnet sich die fällige Gebühr aus einem Jahresgrundbetrag von 23,40 Euro, der mit der jeweiligen Länge und Breite des Fahrzeugs multipliziert wird. Aachen ist dem Vorbild gefolgt. Dort müssen Autohalter:innen ab 2025 30 Euro pro Quadratmeter zahlen, den das Fahrzeug einnimmt. Dazu kommen 15 Euro Bearbeitungsgebühr.
Resch hofft nun, dass die vielen Anträge zu weiteren Beschlüssen führen. Immerhin erleichtert es die im Juni verabschiedete Reform des Straßenverkehrsgesetzes Kommunen inzwischen bundesweit, eigene Konzepte zu entwickeln.
Die Debatte ist keine rein deutsche. In Paris etwa wird das Parken für Anwohner:innen ab September teurer. Hier ist die Gebühr nach Gewicht gestaffelt, nicht nach Größe.
Leser*innenkommentare
Jim Hawkins
Allein 2023 wurden in Deutschland über 800.000 SUV neu zugelassen. Zu den ganzen anderen Privatpanzern, die schon rollen.
Die werden vor den 20.000, die die DUH auf die Beine bringt, kaum zittern.
It's business, stupid. Wer sollte da etwas dran drehen?
Bolzkopf
Die DUH vergisst, das Halter dieser Fahrzeuge aus dem Luxussegment genau eines tun:
Sie scheißen auf die paar Kröten.
Und man darf keinen einzigen Moment vergessen an wessen Fäden unsere Verkehrsminister-Marionette so lustig vor sich hinzappelt !
rero
Das ist doch alles populistische Augenwischerei.
Ein großes Auto ist nicht nur ein SUV.
Wer 4 oder mehr Kinder hat, braucht eine Großraumlimousine oder einen Kleinbus.
Einen Kombi schaffen sich nur wenige zum Protzen an.
Aber Leute, die beispielsweise regelmäßig jemanden mit einem Rollstuhl oder Kinderwagen transportieren.
Zudem hat ein halber Meter mehr beim Parken wenig Relevanz.
Das ist Spielerei.
Wer sein eigenes Grundstück zum Parken hat, lacht sich sowieso kaputt.
Eine massive Erhöhung der Steuer beim Kauf eines Neuwagens und beim Unterhalt mit mehr als beispielsweise 120 PS, das wäre mal was.
Für ein Nutzauto brauche ich nicht viele PS.
Janix
Die sind in Wirklichkeit teuer, und zwar für die Allgemeinheit teuer.
Umwelt, Klima, Rohstoffe, Energie bei Produktion und Fahren, Lärm, Feinstaub, Infrastruktur (je schwerer, desto auah die Straße), Unfälle, Parkplätze, ...
Hören wir einfach damit auf, dass die Allgemeinheit seltsame Kästen finanziert. Schäden einpreisen, auch hier!
Juan Vaho
Gute Aktion, so wird das Problem gelöst!
Axel Schäfer
Es gab ja auch schon mal die Idee die Kfz-Steuer nach Grundfläche (Schattenwurf) zu berechnen, weil das alle negativen Umwelteinflüsse am besten abbildet.
Ansonsten ist die Größe beim Parken und beim Fahren ohnehin ein Problem, denn bei den Fahrbahnbreiten ist man z.b. in 1990 von einer Breite von 1,75m für Pkw ausgegangen und breite Parkplätze hatten 2,50m, schmale 2,25m, da kriegt man heute auch noch ein Auto reingequetscht, allerdings keine Tür mehr auf, wenn der Nachbarparkplatz nicht frei ist.
Da ist man wieder vom Hölzchen aufs Stöckchen gekommen, die deutsche Autoindustrie produziert für den US-Markt, wo Parkplätze doppelt so groß sind, andererseits pumpt man die Kisten mit Sicherheitsfeatures auf, als wäre die Durchschnittsgewindigkeit 200kmh und dadurch schrumpft der nutzbare Innenraum. Sitzt man in einem Mittelklasse Pkw aus den 1990ern hat man i.d.R. bequem Platz und das Fahrzeug hat Außenabmessungen wie ein heutiger Kleinwagen.
Das wäre mal ein Ansatz, Geschwindigkeitsbegrenzung im Fahrzeug auf 120kmh, man spart sich viele raumfressende "Sicherheitsfeatures" und monströse Motoren, die Autos könnten wieder kompakter werden.
Jalella
Gute Idee. Bin sehr gespannt, ob die Regierungskoallition aus VW, Mercedes und BMW das beschließt.
Encantado
"Riesenautos sind zu billig"
Genau. Macht SUVs endgültig zum Statussymbol.
naichweissnicht
Mich würde folgende Rechnung interessieren:
EAuto und Verbrenner, beide gleich groß, heute gekauft für je 50.000 € und dann zwanzig Jahre bei gleicher Laufleistung die Geldströme verglichen. Dabei die CO2-Bilanz für die Herstellung und Betrieb beim realen deutschen Strommix feststellen.
Gefühlt, aber schon auch ein wenig fundiert, würde ich tippen, eAuto spart wenig an Emissionen, aber entzieht dem Staat über seine Lebenszeit überproportional große Beträge, wegen fehlender Kfz-Steuer, fehlende Abgaben und Steuern auf Treibstoff und anderer Vergünstigungen. Es wird auch nach zwanzig Jahren nicht mehr verkäuflich sein, weil die Batterie aus Kostengründen praktisch nicht zu ersetzen ist. Der Verbrenner wird weiter laufen und ärmeren Menschen noch lange Zeit die notwendige Mobilität sichern. Meine feste Überzeugung, mit der vielen Kohle ließe sich das Klima effektiver schützen und würde sie auch „nur“ für mehr Busse + Bahnen investiert.
Johannes SchröderGmbH
Hat nicht Boris Palmer dass in Tübingen schon längst eingeführt?
Martin Rees
Man kann es immer wieder "lang und breit erklären": die monströsen Vehikel, Karren, Boliden etc können sich im Ernstfall zu einem echten Problem für Rettungsfahrzeuge und andere Einsatzfahrzeuge entwickeln.
Vis-à-vis in Serie geparkt sind sie wie eine "Isthmus-Stenose", da helfen nur noch "scharfe Instrumente" zur Korrektur.
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dortmund-app.de als Quelle
"Für Rettungsdienst und Co. liegt das Problem jedoch deutlich in den Innenstadtquartieren: Wenn es hier zu eng ist, kann die EDG keine Müllleerungen vornehmen und Mülltonnen bleiben mehrere Wochen ungeleert.
Im schlimmsten Fall kann die Feuerwehr nur mit Verzug zum Notfall gelangen - eine kritische Situation, in der es um jede Sekunde geht. "Wenn es brennt und wir dann noch irgendwelche Autos aus dem Weg räumen müssen, dann ist das Zeit, die wir nicht haben", so der Pressesprecher der Feuerwehr Dortmund, André Lüddecke."
fly
@Martin Rees Eine Strasse muss doch - unabhängig vom Autotyp - mindestens 3,05m breit eine freie Durchfahrt ermöglichen. Da müsste ein Feuerwehrauto durchkommen. Kurven müssen entsprechende Radien haben.
Und falls es ein durchgängiges Problem in Dortmund ist, muss man abschleppen.
Janix
@Martin Rees Oder auch reguläre Busse, Räder, ... Parkbuchten, die überbesetzt sind.
Da muss sich schon das _Fahrzeug wieder anpassen.
Dienstwagenprivileg abschaffen würde auch helfen, dann wird nicht auf Allgemeinkosten der Riesenwagen "größer als der vom Meier" bestellt.
Perkele
Diese Initiative ist gut, richtig und längst überfällig. Wer Protzerei zum Leben braucht, soll das dann auch bitte entsprechend bezahlen. Aber leider ist es mit Protzerei nicht getan, dazu kommt noch die enorme Rücksichtslosigkeit, die Verantwortungslosigkeit - zusammengefasst: Egozentrik. Bevor mir hier von irgendwem eine Neiddebatte vorgeworfen wird: nein - ganz sicher bin ich auf solche Menschen ganz und gar nicht neidisch und schon gar nicht auf deren Autos
Jalella
@Perkele Ich möchte anmerken, dass man zusätzlich vielleicht auch noch an die noch viel riesigeren Wohnmobile etc. denken sollte. Bei uns gibt es eine ganze Straße, auf der es keine Parkplatzmöglichkeit mehr gibt weil dort bis zu 15 Sinnlosmonster stehen. Jedes so groß wie ein LKW.
Janix
Kostengerechte Bepreisung öffentlicher Luft- und Lärmverschmutzung sowie öffentlichen Raums. Und in Stadt wie Land verbessert sich schon einiges.
Boris Palmer in Tübingen hatte da seinen Punkt, nun gilt es, das auch gut umzusetzen.
PS: Wer ein Auto "braucht", ist noch nicht frei. Wir brauchen statt Autoindustrie-Päppelung endlich eine noch bessere saubere Grund-Infrastruktur auch in der Fläche mit Fuß, (E-)Rad, Bus, Bahn. Das schafft Fläche für Nötigeres als Blechklötze. Und Kinder können Straßen wieder zum Spielen nutzen, wir erinnern uns.
Jeff
Den Leuten, die das Geld für die ganz großen Wagen haben ist das egal. Das Einkommen muss mit in die Rechnung, dann geht das ganze auf.
Thomas Rödel
Soll das auch für Kombis gelten: Passat, Insignia, etc.? Bulli, Minibusse, Transportfahrzeuge?
Strolch
@Thomas Rödel Nein. Nur SUV ist böse! Der alternative Bullyfahrer, der das Ding zwei Wochen braucht, um nach Südfrankreich zum Surfen zu fahren, macht nichts falsch. Das ist bei SUV fahrenden Familien mit 2-3 Kindern anders. Die nehmen mit ihrem riesigen Kisten Platz weg.
dites-mois
@Thomas Rödel Je mehr Nutzung - öffentlicher, d.h. allen zustehender! - Fläche, desto mehr dafür bezahlen, ist doch klar. Ausnahmen für definierte Gewerbe muss und wird es immer geben.
Jeff
@Thomas Rödel Guter Punkt. Die Rechnung über die Grundfläche ist halt nicht ausreichend. Mit hinein gehören auch:
Lärmbelastung durch das Fahrzeug, Grundfläche pro Person oder Fracht-Volumen, Leistung pro Person oder Max. Zuladung, Verbrauch.
Eine Koppelung an das Einkommen kann interessant sein.
Alternativ könnte man auch endlich daran gehen, die Wagen korrekt zu behandeln. z.B. dürften die meisten SUVs und andere breite Wagen eigentlich gar nicht auf den linken Baustellenspuren auf der Autobahn fahren. Statt die maximal Breite zu erhöhen sollte man da mal durchgreifen.
Man könnte auch SUVs einfach nicht mehr zulassen. Oder nicht mehr in Innenstädte lassen. Das wäre wohl das einfachste.
hierbamala
@Thomas Rödel Wenn es nach Breite und Länge geht, sollte es zumindest für die als PKW genutzten Fahrzeuge gelten, klaro. Nutzfahrzeuge, Pritschenwagen, Sprinter usw. vom Handwerksbetrieb und DHL oder der Trecker vom Bauern sind ja nun was anderes.
Günter Witte
Also das muss man dem Anklageverein DUH zugestehen, kreativ sind sie bei den Möglichkeiten ihr Geld über Klagen zu verdienen. Erst schafft man Feindbilder, dann prangert man diese Medienwirksam an um dann zu klagen und schön Geld zu verdienen. Manche versuchen halt mit Arbeit reich zu werden, andere durch Innovationen, andere verklagen Gott und den Rest der Welt um Geld zu scheffeln, jeder nach seinem Charakter.
Andreas J
@Günter Witte Offensichtlich haben sie sich noch nie ernsthaft über die Tätigkeiten der DUH informiert. Da wird kein Geld "gescheffelt". Lieber mal mit dem eigenen Charakter beschäftigen.
GregTheCrack
@Günter Witte 100% Zustimmung
Janix
@Günter Witte Sie kritisieren Menschen, die auf Kosten anderer reich werden wollten. Ob das im Konkreten stimmt oder auch nicht.
Wir kritisieren Menschen, die auf Kosten anderer öffentlichen Raum privatisieren für ihre Großkarre.