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Ein Jahr nach dem AtomausstiegAtomkraft? Vermisst die jemand?

Am 15. April 2023 gingen die letzten drei deutschen AKWs vom Netz, begleitet von Ängsten vor Blackouts und Teuerungen. Was davon ist eingetreten?

Ging als eines der drei letzten Atomkraftwerke in Deutschland vor einem Jahr vom Netz: AKW Isar 2 im bayerischen Essenbach Foto: Wolfgang Maria Weber/Imago

Freiburg/Berlin taz | Die Debatte über Atomenergie hört nicht auf. Auch weil diese allgemein als relativ klimafreundlich gilt: Im Vergleich zu Kohle- und Gaskraftwerken verursacht sie weniger CO₂-Emissionen. Selbst im IPCC-Bericht wird Kernenergie deshalb trotz ihrer Risiken als Möglichkeit erwähnt, zumindest einen kleinen Teil des Energiebedarfs emissionsarm zu decken. Als am 15. April 2023 die drei letzten deutschen Atomkraftwerke Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 vom Netz gingen, nutzten Kri­ti­ke­r:in­nen des Ausstiegs auch dieses vermeintliche Klimaschutzargument als Vehikel, um das Abschalten der nuklearen Stromerzeugung generell infrage zu stellen. Daneben gab es eine Reihe von Befürchtungen rund um die Versorgungssicherheit. Nach 12 Monaten lässt sich nun eine erste Bilanz ziehen.

Wurde der wegfallende Atomstrom durch Kohle und Gas ersetzt?

Nein. Die öffentliche Nettostromerzeugung aus fossilen Energien lag in den letzten zwölf Monaten bei 155 Milliarden Kilowattstunden (Terawattstunden, TWh). In den zwölf Monaten vor dem Atomausstieg waren es 210 TWh gewesen. Diese Zahlen hat das Fraunhofer ISE im Rahmen seiner Energy-Charts aufbereitet. Der CO₂-Wert des deutschen Strommixes, den das Umweltbundesamt für 2022 noch auf 434 Gramm pro Kilowattstunde bezifferte, ist 2023 trotz Atomausstieg auf unter 400 Gramm gesunken.

Woher kommt es, dass der Strommix in Deutschland emissionsärmer geworden ist?

Zum einen durch die erneuerbaren Energien, die binnen Jahresfrist um gut 32 TWh zulegten und damit rein von der Summe her den wegfallenden Atomstrom (29,5 TWh) kompensierten. Zugleich sank aber auch der Stromverbrauch im Land um rund 2 Prozent. Hinzu kommt die Umkehr der Exportbilanz: In den zwölf Monaten vor dem Ausstieg exportierte Deutschland per Saldo noch 21 TWh, nach dem Ausstieg betrugen die Nettoimporte 23 TWh. Deutschland deckt heute also rund 5 Prozent seines Strombedarfs durch Importe.

Welche Rolle spielt der Atomstrom aus Frankreich für Deutschland?

Natürlich bekommt Deutschland auch Strom aus Frankreich, denn es liegt im Wesen des europäischen Strommarkts, dass alle Länder mit ihren Nachbarn Strom handeln. Die Menge zu definieren, ist aber schwer, weil Deutschland auch Transitland ist – da wird manches zur Definitionsfrage. Wenn zum Beispiel Österreich Strom in Frankreich kauft, der durch Deutschland fließt, taucht dieser hierzulande in der Statistik als Import aus Frankreich und zugleich als Export nach Österreich auf. Rein physikalisch importiert Deutschland dann Atomstrom, den es selbst aber gar nicht braucht. Deswegen sollte man lieber auf den Stromhandel schauen, also darauf, in welchen Ländern Deutschland den hier verbrauchten Strom einkauft. Das war 2022 zum großen Teil Dänemark, mit Abstand folgten Norwegen, Schweden und die Niederlande.

Warum kauft Deutschland aktuell zunehmend französischen Atomstrom ein?

Weil die französischen Kraftwerke zuletzt weniger oft ausfielen als in den Jahren zuvor. So erreichte die französische Atomstromerzeugung im ersten Quartal 2024 den höchsten Stand seit drei Jahren. Dadurch fielen die Börsenpreise des Stroms in Frankreich wieder unter die deutschen Preise, was zu höherem Export nach Deutschland führte. Die Exportmuster folgen eben exakt den Strompreisen des Großhandels: Bei Dunkelflaute importiert Deutschland zumeist Strom, bei viel Wind oder viel Sonne, wenn folglich der Strompreis hierzulande niedrig ist, ist Deutschland Exporteur.

Was wurde aus der Befürchtung, dass der Atomausstieg Strom in Deutschland deutlich verteuern würde?

Der Einfluss des Atomausstiegs auf die Marktpreise ist gering, denn die Entwicklung wird von erheblich gewichtigeren Faktoren geprägt: Das Wetter hat heute durch Photovoltaik und Windkraft einen so deutlichen Einfluss auf die kurzfristigen Notierungen, dass der Wegfall der Atomkraft im Vergleich dazu untergeht. Zudem prägt auch der Gaspreis ganz erheblich den Strompreis an der Börse, weshalb dieser für Deutschland im ersten Quartal 2024 deutlich niedriger war als im ersten Quartal 2023. Mitunter versuchen Atomkraftgegner die gesunkenen Großhandelspreise an Spot- und Terminmärkten gar mit dem Atomausstieg zu begründen, doch das ist unseriös – Ursache ist schlicht der deutlich gesunkene Gaspreis, der den Einsatz der Gaskraftwerke wieder erheblich verbilligt hat.

Ist die Gefahr eines Blackouts gestiegen?

2022, als die letzten drei Atomkraftwerke noch liefen, mussten Haushalte nach Angaben aus dem Bundeswirtschaftsministerium im Schnitt 12,2 Minuten ohne Strom auskommen, der zweitniedrigste Wert seit 2006. Damals waren noch 17 AKWs am Netz. Daten für 2023 liegen noch nicht vor. Bisher gleichen Stromnetz und konventionelle Kraftwerke Schwankungen aus. Sollte über einen längeren Zeitraum weder Wind wehen noch genug Sonne scheinen, wird es eng. Denn große Stromspeicher fehlen immer noch, das Netz muss ausgebaut werden.

Stimmt es, dass große Teile der Welt auf Atomkraft setzen, während Deutschland ausgestiegen ist?

Ankündigungen zum Neubau von Reaktoren gab und gibt es in diversen Ländern zwar immer wieder, einige Projekte wurden auch realisiert. Doch in der weltweiten Bilanz konnten die neuen Atomkraftwerke gerade mal den Wegfall alter Reaktoren ersetzen. Die globale Erzeugung von Atomstrom liegt deswegen nach wie vor etwa auf dem gleichen Niveau wie schon vor 20 Jahren. Da zugleich der Stromverbrauch weltweit gestiegen ist, sank der Anteil der Atomkraft am internationalen Strommix kontinuierlich. Im Jahr 2022 lag er nur noch bei 9,2 Prozent, dem niedrigsten Wert seit 40 Jahren. Photovoltaik und Windkraft erzeugen zusammen weltweit inzwischen mehr Strom als die Atomkraft.

Wie wahrscheinlich sind neue, kleinere AKW-Typen?

Viele existieren bisher nur auf dem Papier. Experten wie Christian von Hirschhausen von der Technischen Universität Berlin erwarten marktreife Anlagen frühestens in vier Jahrzehnten. Und die meisten erzeugen Atommüll.

Was passiert mit dem bestehenden Atommüll?

Die rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Abfälle aus deutschen AKWs sollen tief in der Erde verstaut werden, wo er für Zigtausende Jahre sicher sein soll. Ein geeigneter Standort wird gesucht, er wird frühestens in 20 Jahren festliegen. Derzeit lagert der Atommüll mehrerer Jahrzehnte Betrieb an den Kraftwerken und in den Zwischenlagern Ahaus und Lubmin.

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49 Kommentare

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  • Ja, ich vermisse die Atomkraft. Denn die Energiewende braucht mehr Strom als wir heute verbrauchen. Wärmepumpen und E-Autos wollen mit Strom angetrieben werden, damit wir auf fossiles Öl und Gas verzichten können.

    Schon heute gibt es mancherorts Restriktionen beim Strom für Wärmepumpen. Jede kWh emissionsfreien Stroms ist willkommen.

  • Alles wird teurer und der Unmut wächst, wenn die Regierung nicht bald reagiert ,wird es knallen.

  • Keinen Strom-Engpässe! Und es wird noch besser, wenn die Strahlproduktion (und andere Industrien) in Deutschland runtergefahren werden und stattdessen die Produkte aus Asien / China kommen, Hauptsache not in my backyard.

    Mich hätte in der ganzen Diskussion interessiert: wieviel Kohle hätte nicht verbrannt werden müssen, wenn die verbliebenen Atomkraftwerke am Netzt geblieben wären? Und ein klares Bekenntnis: der nicht anfallende Atommüll ist uns (Habeck) wichtiger als das eingesparte C02. Das wäre mal eine klare Positionierung. Aber so...

    • @Newjoerg:

      Sie wissen aber schon, dass der Atomausstieg von der Schwarz-Gelben Koalition beschlossen und von der Regierung Merkel auch bis auf drei KKWs vollzogen wurde? Und die Laufzeit der verbleibenden drei KKWs von Habeck verlängert wurde?

    • @Newjoerg:

      Dass Atom schon aus Sicherheitssorgen viel starrer ist als Kohle, wissen Sie? Dass es also gar nicht zu Erneuerbaren passt.



      Man kann aus beidem aussteigen, ansonsten, sollte man auch ambitioniert und rasch.

  • Energie ist immer noch viel zu teuer in D. Ohne plötzlichen Verzicht auf russisches Gas wäre der Atomausstieg wohl weniger ins Gewicht gefallen.

    Das heißt, aktuell kann die Regierung nicht einmal die frühere Versorgungslage für Industrie und Haushalte aufrecht erhalten. Mit Energiewende wird es dann wohl erst recht nix ...

    • @Frauke Z:

      Fast 60 Prozent Energie aus erneuerbaren Quellen, ist das Nix!



      Wo haben Sie Ihre "Fakten" her?

      • @celcon52:

        60% ist der Anteil an Strom. An gesamter Energie sind so 5-10% je nach Wetter.

      • @celcon52:

        Du kannst die Zahlen vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hier einsehen.



        Zum Beispiel die Energiequellen für die Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2023:



        energy-charts.info...=de&c=DE&year=2023

    • @Frauke Z:

      Eigentlich ist der Energieverbrauch viel zu billig. Nicht nur in Deutschland.

      • @vieldenker:

        Haben Sie nicht gesehen, was passiert, wenn sich die Energie verteuert? Es gibt sofort Proteste, Streiks, und Randparteien freuen sich.

  • " Mitunter versuchen Atomkraftgegner die gesunkenen Großhandelspreise an Spot- und Terminmärkten gar mit dem Atomausstieg zu begründen, doch das ist unseriös – Ursache ist schlicht der deutlich gesunkene Gaspreis, der den Einsatz der Gaskraftwerke wieder erheblich verbilligt hat."

    Oh, war das nicht eine Aussage, die auch von Habeck kam?

  • Ob und wie sich der Atomausstieg auswirkt kann man nicht nach einem Jahr abschätzen, dafür braucht es einen größeren Zeitraum ( 5 Jahre / 10 Jahre ). Momentan haben wir weniger Energieverbrauch weil die Industrie schwächelt und wir einen milden Winter hatten. Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling ...

  • Habeck hat es in einer Minute zusammengefasst, und auch, dass Union und FDP aus guten Gründen beim Ausstieg mit an Bord waren.

    Nein, wer das vermisst, hat wohl i.d.R. mal da gearbeitet oder arbeitet für wen.

  • Atomkraft - vermisst die jemand ?



    Ich nicht. Atommüllfässer sind ja noch genug da, halten sich ja auch.

  • Gegen hohe Strompreise gibt es ein Mittel, dynamischer Börsenstrom.



    Anbieter wie Tibber, aWattar und viele mehr bieten solche Tarife an.



    Durschnittspreise zwischen 5-10 Cent /kwh Arbeitspreis lassen sich ohne Anstrengung realisieren, auch in Deutschland

  • Beim CO2 Ausstoß pro produzierter kWh ist Deutschland auf dem vorletzten Platz in der EU, im Jahresdurchschnitt Faktor 9 schlechter als das nukleare Frankreich.

    Der Strompreis für Endverbraucher ist seit 2023 leicht zurückgegangen aber immer noch doppelt so hoch wie 2020 und damit Schlusslicht unter den Industrieländern.

    Das wirklich erstaunliche ist aber, dass sich immer noch Leute finden die dieses Ergebnis feiern.

    • @Descartes:

      Frankreich hat aber auch dafür im Niger durch den Uranabbau Umwelt und Menschen verseucht, ohne sich darum zu scheren und durch alte Verträge die Voraussetzung für die Unabhängigkeit waren, den Niger gezwungen weit unter Weltmarktpreis zu verkaufen. Eines der ärmsten Länder der Welt. Frankreich hat auch zusammen mit den USA dafür gesorgt das russisch aufbereitetes Uran nicht unter die Sanktionen fallen. Also ausbeuterischer Neokolonialismus und die Finanzierung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind die Basis des nuklearen Frankreichs. Da der Niger und Mali, in dem noch große Vorkommen gefunden worden auf die Frankreich scharf ist, nun Frankreich den Stinkefinger zeigen wird es eng für die französische Kernkraft. In Kasachstan den größten Förderer von Uran ist Russland zu 48% am Abbau beteiligt.

      • @Andreas J:

        Unterm Strich: Wer gegen Kolonialismus ist, muss auch gegen Atomkraft sein.

        Wer aber Atomkraft haben will, weil ohje der Stromengpass, der will auch andere Völker ausbeuten und die Umwelt der dort lebenden Völker verseucht haben.

        Gibt also nur eine Richtung, die wir einschlagen können.

  • Würde man die 300 Milliarden EUR Steuersubventionen für den aufgrund der Erneuerbaren erforderlichen Netzausbau für den Bau von Kernkraftwerken verwenden, könnte man in dne nächsten 20 Jahren 100 Kernkraftwerke bauen wenn zwei Drittel der Kosten von den Betreibern übernommen werden. Da neue Kernkraft für eine Laufzeit von 60-80 Jahren konzipiert sind, wären wir damit für die nächsten 60-80 Jahren klimaneutral inkl. Herstellung von Wasserstoff. Wir müssten auch nicht alle 20 Jahre die Windkraftanlagen abreißen und neubauen was langfristig gesehen 1) sehr teuer ist und 2) erhebliche Ressourcen (Rohstoffe) verschwendet.

    • @Pi-circle:

      100 Atomkraftwerke in Deutschland? Es ist ja immer schwerer Windkraftwerke aufzustellen. 20 Jahre ist dann wohl alleine der Zeithorizont den man für die Genehmigungsverfahren einplanen darf.

      • @Thomas Koll:

        Ja, mit den Genehmigungsverfahren ist es tatsächlich ein Problem in Deutschland. Es kann nicht sein, dass Genehmigungsverfahren, Planung und Bau von Offshore-Shore Winkraftanlagen und Kernkraftwerken mittlerweile bis zu 20 Jahre dauern. Hier ist die Politik gefordert und zwar technologie- und parteiübergreifend.

        • @Pi-circle:

          Die Genehmigungsverfahren für Kernkraftwerke können inzwischen radikal verkürzt werden, sie dauern jetzt nur noch wir weniger als ein Jahr und enden immer in der Ablehnung der Errichtungsgenehmigung - da hat der Atomausstieg doch unerwarteterweise einen großen Beitrag zur Entbürokratisierung geleistet !

  • Ja, in USA haben sie einige Kernkraftwerke wegen des günstigen Fracking-Gases abgestellt. Nachdem es den US-Amerkanern dämmerte, dass das keine gute Idee war, werden jetzt die Laufzeiten der alten Kernkraftwerke verlängert bzw. abgeschalteten Kernkraftwerke wieder hochgefahren.



    Das schmutzige Frackinggas aus USA wird stattdessen jetzt an Deutschland verkauft. Mal sehen wie lange es bei uns dauert, bis es unsere Politiker kapiert haben.

  • Atomkraft rechnet sich einfach nicht und aus dem Grund haben sich die Befürworter schon immer einer seriösen Vollkostenrechnung verweigert.

    • @vieldenker:

      Die Befürworter von Sonne und Wind verweigern sich ja auch oder haben sie mal jemanden gehört, der eine komplette parallele Kraftwerksinfrastruktur mit reinrechnet, die es braucht um in den Dunkelflauten ausreichend Strom zu haben?

      • @Arno Dittmer:

        Nun ja, da scheinen Sie wohl nicht ganz auf dem neusten Stand der Möglichkeiten zu sein. Aber natürlich muss man auch bei den Erneuerbaren konsequent zu Ende rechnen.

  • Hat nicht Franz Josef Strauss I'm etsten Atomgesetz festgelegt, dass kein Meiler ans Netz gehen darf solang die Endlagerung nicht gesichert ist???

    • @juergen petersen:

      Die Endlagerung war und ist gesichert - in Gorleben (wenn man die international üblichen Regularien zugrunde legt).

      • @Pi-circle:

        Ein Endlager in einem undichten Salzstock, sehr sicher!

    • @juergen petersen:

      Wenn man das Angebot verknappt am Markt, hat die Nachfrage schlechtere Karten und der Preis liegt höher als ohne Verknappung. Einfache Regel. Dazu kommt, dass die AKWs abgeschrieben waren und der Strompreis langfristig planbar niedrig war aus diesen Anlagen. Was das für das Klima bedeutet, weiß mittlerweile auch jeder.

      • @Arno Dittmer:

        Würde man in den kommenden drei Jahren die letzten sechs Kernkraftwerke wieder hochfahren und damit klimaneutralen Wasserstoff herstellen, gäbe es für die nächsten Jahrzehnte eine Million Tonnen sehr preisgünstigen Wasserstoff jährlich für die Transformation der bundesdeutschen Industrie (Anmerkung: benötigt wird etwa das Doppelte).



        Macht man es stattdessen mit Windkraft braucht man für die selbe Menge Wasserstoff 10.000 Windkraftanlagen a 5MW und der Wasserstoff kostet das 5-fache. Warum: Elektrolyse ist nun mal kostengünstiger im Dauerbetrieb, mit der zusätzlich verfügbaren Wärme kann man die Effizienz um 30% steigern und die Gestehungskosten der alten Kernkraftwerke liegen bei 2cent/kwh (Windkraft: 5-7cent/kwh)

        • @Pi-circle:

          "Würde man in den kommenden drei Jahren die letzten sechs Kernkraftwerke wieder hochfahren..."

          Das geht nicht. Die stehen nicht betriebsbereit in der Gegend rum.

  • Spätestens beim nächsten Unfall nach Tschernobyl und Fukushima werden die KKW Fans langsam verstummen.



    Leider muß wohl noch einer passieren.

    • @Tino Winkler:

      Weil die Bilder schrecklich aussehen. Würde man die Opfer, die im gleichen Zeitraum an den Folgen der fossilen Verbrennung erkrankten und starben, sehen können, würden die Opferzahlen von Fukushima und Tschernobyl im Verghleich ganz, ganz klein werden.



      Laut Studien sterben allein in Deutschland jedes Jahr etwa 3000 menschen an den Folgen der Kohlekaft EU weit 23000.



      Durch die Katastrophe in Fukushima sind zwischen 730-1260 Tote zu verzeichnen.



      Ich bin kein Fan der Atomkraft und prinzipiell für den Ausstieg. Dafür aber wieder massiv Kohlekraftwerke hochzufahren und gleichzeitig von Sicherheit zu sprechen ist mehr als nur Augenwischerei.

      de.wikipedia.org/w...ophe_von_Fukushima

      www.tagesschau.de/...raftwerke-101.html

      • @Deep South:

        laut dem jüngsten Bericht der UN-Organisation UNSCEAR aus dem Jahr 2022 kam es in Folge des Unfalls in Fukushima zu keinem einzigen Todesfgall durch radioaktive Strahlung und kleiner einzigen Krebserkrankung (auch nicht bei Kindern wie dies gelegentlich von Aktivisten behauptet wurde).

        PS: Ein Arbeiter des Kraftwerks erstritt sich vor Gericht die Anerkennung einer Lymphomerkrankung als Folge der erhöhten Strahlung des Unfalls. Vor Gericht kam er damit durch.

        • @Pi-circle:

          Welcher Bericht und von wann, ein Link wäre schön.

          • @celcon52:

            hier ein Link mit einer Kurzzusammenfassung des UN-Berichts der UNSCEAR im Deutschen Ärzteblatt:

            www.aerzteblatt.de...sch-nicht-belegbar

            • @Pi-circle:

              10 Jahre nach der Katastrophe ist es zu früh für eine abschließende Bewertung.



              Über den Artikel im Deutschen Ärzteblatt kommt man auf einen Bericht der internationalen Ärzteorganisation IPPNW, demnach untersuchen die japanischen Behörden auch nicht genug, so nach dem Motto: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.



              Natürlich gibt es dann auch keine Belege für ein erhöhtes Krebsrisiko.

        • @Pi-circle:

          Lässt sich ja nicht mal bei Infektionskrankheiten gerichtsfest nachweisen. Insofern sind solche Untersuchungen sinnlos, weil immer mächtige Akteure der Anerkennung solcher Schäden entgegenstehen.

          • @schnarchnase:

            Die Untersuchungen der UNSCEAR erfolgten nicht für das Gericht sondern gingen der Frage nach ob es zu einer statistischen Erhöhung der Mortalität oder Krebserkrankungen kam, die man bei einer erhöhten Strahlenbelastung erwarten würde. Das war nicht der Fall.

            Tatsächlich war das auch nicht zu erwarten, da die Strahlenbelastung in der Reguiion Fukushima dafür zu niedrig war. Es gibt weltweit viele Regionen in den denen die natürliche Strahlenbelastung höher ist als in den ersten beiden Wochen nach dem Unfall.



            Darauf haben etliche Wissenschaftler nach dem Unfall hingewiesen - ging aber in der allgemeinen Aufregung unter - vor allem in Deutschland.

            PS: Den Gerichtsprozess hat der erkrankte Kraftwerksarbeiter gewonnen weil er nach dem Unfall tatächlich einer sehr hohen (gesundheitsschädlichen) Strahlenbelastung auf dem Kraftwerksgelände ausgesetzt war. Dass er an einem Lymphom erkrankt ist, hätte natürlich auch Zufall sein können aber die Gerichte haben zu seinen Gunsten entschieden.

        • @Pi-circle:

          Hm. Das hab ich jetzt noch nicht gelesen. Aber selbst wenn das so stimmt, würde ich trotzdem nicht behaupten, dass von Atomkraft keine Gefahr ausgeht. Schon allein wegen den fehlenden Kapazitäten für Abfälle und deren extrem langen Lagerzeiten. Der Faktor menschliche Fehler spielt dabei auch eine große Rolle. Siehe Tschernobyl.



          Ich wollte nur drauf hinweisen, dass durch das Verbrennen von Kohle und Gas wesentlich mehr Menschen und Natur geschädigt wurden und werden, als durch Atomkraft.



          Den Vorwurf an die Atomlobby, nicht faktenresistent zu argumentieren kann man -in dieser Hinsicht- auch an die Gegner richten.

  • Habe mir die Möglichkeit nicht entgehen lassen, in Lubmin den nie mit Brennstoffen bestückten Block 6 zu betrachten, von innen....danach beschlich mich so ein Gefühl nach dem Motto, " für 220V/50Hz an irgendeiner Steckdose irgendwo das hier, echt jetzt?,euer Ernst? Und da habe ich noch gar nicht an den Müll gedacht, sondern nur an die Technologie und Verfahrenstechnikexplosion, die ich bis dahin noch nie gesehen habe und bis zu meinem Lebensende auch wohl so nie wieder sehen werde...und immerhin habe ich ebefalls im Bereich der hochbrisanten Chlorchemie gearbeitet.....

  • Die uralte Atom-Stromer-Lobby Propaganda:



    Alles wird super mit Atomenergie.... IMMER!!



    Hat sich, ab 1960, IMMER als komplette Lüge erwiesen

  • Was wäre die finanzielle Sicht auf neuen Kernkraftwerken? Neue Kraftwerke lassen nur mit Hilfe massiver staatlich gedeckter Finanzierung verwirklichen. Meiner Meinung nach hat allein deswegen die Kernkraft - trotz aller Ankündigungen - keine nennenswerte Zukunft.

    • @Benzo:

      Also für den aufgrund der Erneuerbaren erforderlichen Netzausbau fließen in Deutschland mindestens 300 Milliarden EUR. Dafür könnte man 30 Kernkraftwerke bauen.

    • @Benzo:

      Finanziert wird das zumindest über die Wiederaufbauhilfen von EU und Deutschland:

      www.heise.de/news/...toren-9684580.html

      Der ukrainische AKW-Betreiber Energoatom ist ein 100%-iges Staatsunternehmen der Ukraine. Der Standort ist gerade mal 125 km von der rumänischen und 250 km von der polnischen Grenze entfernt ...

    • @Benzo:

      die erneuerbaren werden im übrigen auch massiv alimentiert

      • @eicke81:

        Dadurch wird dieser harmlosen Technik ja auch zum Durchbruch verholfen.



        Wenn das ganze Geld der Atomkraft in erneuerbare gesteckt wäre, hätten wir heute kein Speicherproblem, dann hätten alle Stadtwerke einige Batteriecontainer stehen, um Windkraftstrom nachts zu speichern.